120275.fb2 10 SCIENCE FICTION KRIMINALGESCHICHTEN - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 10

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9. Die Nova

Arthur Trent hörte sie ganz deutlich. Die erregten Worte schössen förmlich aus dem Lautsprecher seines Empfängers.

»Trent! Sie können nicht fliehen. Wir kreuzen Ihren Kurs in zwei Stunden. Jeder Widerstand wird mit Waffengewalt gebrochen!« Trent lächelte und gab keine Antwort. Er hatte keine Waffen, aber er brauchte nicht zu kämpfen. In weniger als zwei Stunden würde sein Schiff zum Sprung durch den Hyperraum ansetzen und dann würde ihn niemand mehr finden. Er hatte fast ein Kilogramm Krillium bei sich, das für die Konstruktion der Gehirnwindungen von Tausenden von Robotern genügte und auf jedem Planeten der Galaxis zehn Millionen Credits wert war, ohne daß er die Herkunft zu erklären brauchte.

Der alte Brennmeyer hatte alles geplant. Er hatte mehr als vierzig Jahre darüber nachgedacht. Das war sein Lebenswerk.

»Es handelt sich um die Flucht nach der Tat«, hatte er gesagt. »Deshalb brauche ich Sie, junger Mann. Sie können ein Raumschiff steuern; ich kann es nicht.«

»Eine Flucht ins All ist zwecklos, Mister Brennmeyer«, sagte Trent. »Dort erwischen sie uns in einem halben Tag.«

»Nein«, antwortete Brennmeyer grinsend, »nicht wenn wir den Sprung machen. Nicht wenn wir durch den Hyperraum fliegen und erst einige Lichtjahre weiter auftauchen.«

»Die Vorbereitungen zum Sprung dauern einen halben Tag, und selbst wenn wir dazu Zeit hätten, würde die Polizei alle Sternensysteme alarmieren.« »Nein, Trent, nein.« Der Alte legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nicht alle Sternensysteme; nur das Dutzend in unserer Nähe. Die Galaxis ist groß, und die Kolonisten der letzten fünfzigtausend Jahre haben kaum noch Verbindung zueinander.«

Er sprach aufgeregt weiter und rief Trent die Tatsachen ins Gedächtnis zurück. Die Galaxis erinnerte jetzt an die Oberfläche des Heimatplaneten der Menschheit - Erde, wie er früher genannt wurde - in prähistorischer Zeit. Die Menschen hatten alle Kontinente besiedelt, aber jede Gruppe kannte nur ihre unmittelbare Umgebung.

»Wenn wir irgendeine Sprungeinstellung wählen«, sagte Brennmeyer, »tauchen wir irgendwo aus dem Hyperraum auf vielleicht sogar fünfzigtausend Lichtjahre entfernt. Und die Polizei hat keine Chance, uns zu finden, denn wir sind nicht mehr als ein Kieselstein in einem Meteoritenschwarm.«

Trent schüttelte den Kopf. »Aber wir finden uns ebenfalls nicht zurecht. Wir wüßten nicht einmal, wo der nächste bewohnte Planet liegt.« Brennmeyer sah sich mißtrauisch um. Sie waren allein, aber er senkte seine Stimme trotzdem zu einem Flüstern. »Ich habe dreißig Jahre lang Informationen über sämtliche bewohnbaren Planeten der Galaxis gesammelt. Ich habe unzählige alte Berichte ausgewertet. Ich bin Tausende von Lichtjahren weit gereist, weiter als jeder Raumpilot. Und die Koordinaten jedes bewohnbaren Planeten sind jetzt im Informationsspeicher des besten Computers der Welt gesammelt.« Trent zog die Augenbrauen hoch.

»Ich konstruiere Computer, und ich habe selbstverständlich das beste Material zur Verfügung«, fuhr Brennmeyer fort. »Ich habe dem Computer außerdem die Position jedes leuchtenden Sterns der Galaxis, aller Sterne der Spektraltypen F, B und A sowie der Größenklassen eins bis drei eingegeben. Sobald wir den Sprung gemacht haben, sucht der Computer den Himmel ab und vergleicht das aufgenommene Bild mit einer Karte der Galaxis. Sobald er eine Übereinstimmung festgestellt hat, was früher oder später der Fall sein muß, errechnet er die Positionen unseres Schiffes und steuert automatisch den nächsten bewohnten Planeten an.«

»Klingt reichlich kompliziert«, warf Trent mißtrauisch ein.

»Aber es klappt bestimmt«, versicherte ihm der Alte. »Hören Sie, ich kann vielleicht noch zehn Jahre als Millionär leben. Aber Sie sind jung; Sie können länger Millionär sein.«

»Wer irgendwohin springt, kann in einem Stern landen«, sagte Trent. »Die Aussichten dafür stehen eins zu hundert Billionen, Trent. Wir könnten auch so weit von leuchtenden Sternen entfernt sein, daß der Computer keine Entsprechung findet. Wir könnten nur zwei oder drei Lichtjahre weit springen und die Polizei weiterhin auf den Fersen haben. Aber die Chancen dafür sind noch geringer. Wenn Sie sich Sorgen machen wollen, denken Sie lieber daran, daß ich beim Start an einem Herzschlag sterben könnte. Die Aussichten dafür sind wesentlich größer.«

»Richtig, Mister Brennmeyer«, stimmte Trent zu. »Sie sind älter als ich.« Der Alte zuckte mit den Schultern. »Das spielt keine Rolle. Der Computer tut alles automatisch.«

Trent nickte und erinnerte sich daran. Als das Schiff wenig später startbereit stand und Brennmeyer mit dem Krillium in seiner Aktentasche um Mitternacht erschien - er hatte das Krillium dank seiner Vertrauensstellung beschaffen können -, nahm Trent ihm die Tasche mit der linken Hand ab, während seine Rechte sich rasch und sicher bewegte. Er hatte das Messer neben der Leiche zurückgelassen, ohne sich um die Fingerabdrücke zu kümmern. Welche Rolle spielte das schon? Sie würden ihn nie erwischen. Nun wurde er verfolgt, aber der Sprung stand unmittelbar bevor. Jeder erfahrene Pilot kannte das seltsame Gefühl beim Durchgang durch den Hyperraum, bis das Schiff in einem anderen Teil der Galaxis wieder auftauchte. Jetzt war es soweit...

Trent lächelte zufrieden. Er lebte noch. Kein Stern war zu nahe, aber Tausende von Sternen waren nahe genug. Er hatte einen großen Sprung gemacht, denn er kannte keins der Sternbilder. Aber der Computer war bereits damit beschäftigt, die vielen Lichtpunkte mit seiner Karte zu vergleichen. Es würde nicht lange dauern.

Trent lehnte sich zurück und beobachtete die vielen Sterne, während das Schiff langsam rotierte. Ein heller Stern kam in Sicht, ein außergewöhnlich heller Stern. Der Computer würde davon ausgehen und die nähere Umgebung mit seinen Informationen vergleichen. Wieder der Gedanke: Es konnte nicht mehr lange dauern.

Aber Trent hatte sich geirrt. Minuten vergingen und wurden zu einer Stunde. Der Computer summte weiter, und die vielen Lämpchen blinkten.

Trent runzelte die Stirn. Warum hatte der Computer noch keine Übereinstimmung festgestellt? Er besaß doch genügend Informationen! Brennmeyer hatte ihm das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit gezeigt; er hatte bestimmt keinen Stern ausgelassen oder an falscher Stelle registriert. Natürlich wurden Sterne geboren, bewegten sich durchs All und starben, aber derartige Veränderungen dauerten unvorstellbar lange. Selbst in einer Million Jahren konnte die Veränderung nicht...

Trent erschrak plötzlich. Nein! Das war unmöglich! Die Chancen dafür waren geringer als für eine Landung im Inneren eines Sterns. Er wartete, bis der helle Lichtpunkt wieder sichtbar wurde, und stellte dann mit zitternden Händen sein Teleskop ein. Bei höchster Vergrößerung war um den hellen Mittelpunkt deutlich die in Bewegung geratene Gaswolke zu sehen, die alles über die Eigenschaften dieses Sterns aussagte. Eine Nova!

Der Stern hatte sich vielleicht erst in den letzten vier Wochen aus einem schwachleuchtenden Zwerg in einen weißglühenden Riesen verwandelt. Zuvor war er unbedeutend genug gewesen, um völlig ignoriert zu werden, aber jetzt mußte er jedenfalls berücksichtigt werden. Aber die Nova, die im Weltraum existierte, war nicht im Informationsspeicher des Computers registriert, weil Brennmeyer sie der Maschine nicht eingegeben hatte. Die Nova war noch kein heller Stern gewesen, als Brennmeyer seine Informationen zusammengetragen hatte. »Die Nova ist unwichtig!« brüllte Trent. »Sie geht dich nichts an!« Aber er sprach mit einer automatisch funktionierenden Maschine, die diesen hellen Lichtpunkt mit ihren Informationen vergleichen, ihn nicht finden und trotzdem weitersuchen würde, bis ihr Energievorrat erschöpft war. Der Sauerstoffvorrat würde früher erschöpft sein. Trent würde eher an Altersschwäche sterben.

Er hockte hilflos in seinem Sessel, beobachtete die Sterne, während das Schiff langsam rotierte, und begann auf den Tod zu warten. Hätte er nur das Messer behalten...