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»Bezaubernd«, stellte er fest.
Ylith errötete, als sie bemerkte, daß er dabei sie ansah. Gleich darauf wurde er von einem magischen Husten geschüttelt.
»Dürfte ich Euch etwas zu trinken anbieten?« erkundigte sie sich. »Vielleicht eine kleine Jauche?«
»Sehr gern.«
»Nehmt bitte Platz. Macht es Euch bequem.«
Sie eilte davon und kehrte kurz darauf mit zwei Gläsern zurück.
»Bitte sehr«, sagte sie. »Ich dachte, ich leiste Euch Gesellschaft.«
»Vielen Dank.« Er trank einen kleinen Schluck. Ylith setzte sich neben ihn.
»Ich vermute, das Projekt kommt gut voran«, wiederholte sich Babriel.
»Also, soweit ich weiß, hat Azzie gewisse Probleme«, erwiderte Ylith.
»Ihr müßt ihm eine große Hilfe und ein großer Halt sein.«
»Ich habe keine Ahnung. Er war in letzter Zeit nicht gerade sehr gesprächig.«
»Ich verstehe nicht…«
»Als wir das letzte Mal gesprochen haben, war er etwas… unterkühlt. Es könnte sein, daß er größere Probleme hat, als mir klar ist, es könnte aber auch sein…«
»Was?«
»Daß er nun einmal ganz einfach so ist – mir gegenüber.«
Eine Weile tranken sie schweigend. »Ich schätze, es ist die Natur des Bösen, gemein zu sein«, bemerkte Babriel schließlich. »Sogar Freunden und Verbündeten gegenüber.«
Ylith wich seinem Blick aus. »Er war nicht immer so zu mir.«
»Oh!«
»Eure Seite ist in dieser Beziehung netter, nehme ich an.«
»Das hoffe ich doch sehr.«
»Aber das müßt Ihr ja auch… Die Natur der Dinge und so.«
»Vermutlich. Aber ich denke gern, daß wir netter sind, weil wir es wirklich so wollen. Dann fühlen wir uns einfach gut.«
»Hmm.« Ylith drehte sich zu Prinzessin Rosenrot um. »geht sie Euch an«, sagte sie. »Das arme Ding hat keine Ahnung, daß sie nur eine Schachfigur in einem Spiel ist.«
»Aber wenn sie das nicht wäre, würde es sie nicht einmal geben.«
»Trotzdem, vielleicht wäre es besser, gar nicht zu leben, als nur benutzt zu werden.«
»Ein interessantes theologisches Argument.«
»Theologisch, zur Hölle! Entschuldigt, aber Menschen sind keine Gegenstände, die derart manipuliert werden dürfen.«
»Nein, sie haben einen freien Willen. Also ist die Prinzessin trotz allem immer noch ihre eigene Herrin. Das ist es ja, was die ganze Angelegenheit so interessant macht.«
»Frei? Selbst wenn die Wahlmöglichkeiten künstlich eingeschränkt sind?«
»Das ist ein weiterer interessanter theologischer Punkt… das heißt, nein, ich denke, es ist nicht sehr nett. Aber trotzdem, was kann man dagegen tun? Sie ist wirklich so etwas wie eine Spielfigur.«
»Das denke ich auch. Aber trotzdem kann ich nicht umhin, ein bißchen Mitleid mit ihr zu haben.«
»Oh, ich auch. Wir sind Experten in Sachen Mitgefühl.«
»Ist das alles? Ich meine, das hilft ihr auch nicht viel weiter.«
»Aber es ist uns nicht gestattet, ihr in dieser Angelegenheit zu helfen. Allerdings, nachdem Ihr es jetzt erwähnt, denke ich, daß ich sie für etwas Gnade empfehlen könnte.«
»Wäre das nicht Betrug, würde das nicht bedeuten, ihr zu helfen?«
»Nicht unbedingt. Gnade hilft, ohne direkt zu helfen, wenn Ihr versteht, was ich meine. Sie hilft den Menschen dabei, sich selbst zu helfen. Ich kann das nicht als Betrug betrachten. Ja, vielleicht sollte ich…« Er trank einen weiteren Schluck.
»Seid Ihr schon immer so gewesen?« wollte Ylith wissen.
»Wie meint Ihr das?«
»Nett.«
»Das nehme ich an.«
»Wie erfrischend. Das erleichtert es, sich mit Euch als Beobachter abzufinden.«
»Seid Ihr schon immer eine Hexe gewesen?«
»Ich habe mich vor langer Zeit für diese Laufbahn entschieden.«
»Zu Eurer Zufriedenheit?«
»Meistens. Welche Art von Beitrag steuern die Mächte des Lichtes bei?«
»Oh, wir nennen es eine gotische Kathedrale, ein völlig neues Konzept in der Architektur, die der Anbetung und der Förderung des Guten gewidmet ist.«
»Wie unterscheidet sich diese gotische Kathedrale von den bisher üblichen Gebäuden? Übrigens, laßt mich Euch nachschenken.«
»Danke.«