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Das Raumschiff flog den Bergen entgegen. Dort mußte sich, wenn Konstantin Jewgenjewitsch Belopolski die „Zeichnungen“ der Venusbewohner richtig gedeutet hatte, der See befinden, für den sich die Expedition interessieren sollte. Die Venusianer anders zu verstehen war unmöglich. Sie hatten wiederholt eindeutig auf diesen See hingewiesen und ihre Gäste nachdrücklich „eingeladen“, ihn aufzusuchen. Was mochte es dort geben? In wenigen Stunden würde es sich herausstellen.
Endlich tauchte die Gebirgskette auf. Ihre Gipfel waren von einer dichten Wolkendecke verhüllt.
Das Raumschiff stieg bis zur unteren Grenze der Wolken empor. Von hier, aus einer Hohe von anderthalb Kilometern, war der See leichter zu entdecken, wenn er wirklich existierte.
„Da ist er!“ sagte Belopolski.
Hoch in den Bergen dehnte sich ein riesiger See, ähnlich dem Goktscha*. Er war fast kreisrund und hatte einen Durchmesser von etwa acht Kilometern. Und ebenso wie dem Goktscha die Sanga entströmte auch diesem See ein Fluß.
Beim Näherkommen stellten die Astronauten fest, daß die Ufer günstige Landeplätze besaßen. Im Osten und Süden war der See von Wald umgeben, davor aber lagen große Lichtungen, die, so weit man von oben sehen konnte, mit genau solchem gelbbraunen Gras bewachsen waren, wie sie es am Wehr vorgefunden hatten.
„Das ist prächtig“, sagte Belopolski. „Auf dem Wasser möchte ich nämlich nicht gern niedergehen.“ Melnikow nickte. Zum zweitenmal mußte er das schwierige * Goktscha oder Sewan-See, in der Armenischen SSR, etwa 2000 m über dem Meeresspiegel.
und gefährliche Manöver vollführen, das riesige Raumschiff auf festem Boden zu landen. Angespannt starrte er auf den Bildschirm, ohne dabei die zahlreichen Instrumente auf dem Steuerpult außer acht zu lassen.
„Dort drüben!“ Belopolski bezeichnete die Richtung. „Da, wo der See eine kleine Bucht bildet, siehst du? Meiner Meinung nach ist das ein günstiger Landeplatz.“ Die Geschwindigkeit verringerte sich, das Raumschiff näherte sich immer mehr dem Boden.
„Eins!“ sagte Belopolski.
„Die ‚Pfoten‘!“ Eine Sekunde, noch eine, und sie waren gelandet.
Wie schon beim erstenmal lief alles mit automatischer Präzision ab.
„Was mag uns hier erwarten!“ sagte Melnikow nachdenklich.
In der Bucht war es ruhig, aber draußen auf dem See riß der Wind an den Wellenkämmen und zerfetzte sie zu weißem Gischt, der im Feldstecher deutlich zu erkennen war. Etwa dreihundert Meter von ihnen entfernt begann der Wald, der aus Bäumen bestand, wie sie sie noch nicht gesehen hatten; sie waren kleiner als die an den Stromschnellen. Ungefähr einen Kilometer hinter ihnen ragten die Berge steil auf. Das Gras am Ufer war dicht und halbmannshoch.
Der sturmgepeitschte See, über dem niedrig die Wolken hingen, machte einen wilden und unfreundlichen Eindruck.
„Da unten war es irgendwie gemütlicher“, bemerkte Knjasew.
Eine von Melnikow und Korzewski durchgeführte Erkundung ergab, daß der Boden unter dem dichten Gras trocken und fest war.
„Konstantin Wassiljewitsch“, sagte Belopolski, „setzen Sie das Flugzeug zusammen. Wir müssen die Gegend von oben näher untersuchen.“ „Auch einen Hangar sollten wir wieder bauen“, antwortete Saizew. „Es ist Tag, da wird es tüchtig gewittern.“ Und wie zur Bestätigung seiner Worte zog eine mächtige Gewitterwolke über dem See herauf. Dieser Landeplatz lag höher, näher den Wolken als der erste, und infolgedessen war auch das Gewitter hier heftiger als in der Ebene.
Auf das erste Gewitter folgte ein zweites, dann ein drittes und ein viertes.
Zwei Tage lang konnten die Astronauten das Raumschiff nicht verlassen. Es war, als gäben sich sämtliche Gewitterfronten der Venus ein Stelldichein.
Endlich, am 6. August, klarte der Himmel etwas auf.
Belopolski entschloß sich, den Wald in Augenschein zu nehmen. An der Exkursion nahmen Korzewski und Wtorow teil.
Die Vermutung des Biologen, daß die Venusianer am Tage schliefen, war zwar offenbar richtig; dennoch wurde beschlossen, den größten Geländewagen zu benutzen. Nur der anscheinend dichte Wald stimmte die Männer bedenklich, da sie nicht wußten, ob es dort Schneisen gab und ob das große Fahrzeug überhaupt würde eindringen können.
Das Raupenfahrzeug wurde auf das Ufer hinabgelassen, und die drei Astronauten nahmen, gut ausgerüstet, darin Platz. Die sieben im Schiff Zurückbleibenden versammelten sich im Funkraum vor dem Bildschirm.
Die Gegend schien völlig unbewohnt zu sein, doch die Erfahrung lehrte, dem ersten Eindruck nicht zu trauen.
Das hohe gelbbraune Gras neigte sich unter dem Druck der Raupenketten. Hinter dem Fahrzeug richtete es sich jedoch gleich wieder auf, und nichts verriet, daß gerade ein Geländewagen von zweiunddreißig Tonnen darübergefahren war.
„Wieder ein Rätsel, wieder eine unbekannte Eigenschaft!“ sagte Korzewski. „Wie reich an Überraschungen doch die Natur der Venus ist.“ Die Bäume des Waldes waren bedeutend kleiner als diejenigen in der Ebene, und ihre Rinde war rauher. Aber die Stämme verwuchsen auch hier miteinander, bildeten regelrechte Bogengänge. Doch während im Tiefland kein Geländewagen in das Dickicht einzudringen vermochte, war das hier oben ziemlich leicht. Die Bäume standen nicht sehr dicht. Zwischen ihnen lagen überall Haufen gestürzter Stämme, wuchsen junge Schößlinge. Alles war von üppigem Gras überwuchert, genau solchem wie am Seeufer.
Langsam und vorsichtig drang der Geländewagen in den Wald ein; was ihm in den Weg kam, walzte er nieder, preßte es an den Boden und zerbrach es. Belopolski war bemüht, einen geraden Kurs zu halten. Das fiel nicht schwer, da die Zwischenräume zwischen den Baumstammen etwa fünfmal die Länge des Wagens betrugen.
Sie waren schon zweihundert Meter vom Ufer entfernt. Plötzlich blitzte vor ihnen etwas auf. Noch einmal! Ein Irrtum war ausgeschlossen — dieser charakteristische Glanz war ihnen zu gut bekannt.
Der Strahl des Scheinwerfers glitt über eine glatte, metallene Oberfläche.
Noch ein paar Meter, und eine halbrunde Wand versperrte ihnen den Weg. Eine riesige Röhre erstreckte sich nach beiden Seiten tief in den Wald.
Belopolski bremste.
Die drei im Geländewagen und die sieben vor dem Bildschirm im Funkraum trauten ihren Augen nicht. Die Venusianer konnten über keine metallurgische Industrie verfügen. Alles, was man von ihnen wußte, sprach dagegen. War dieses unwahrscheinliche Bild etwa nur ein Traum?
Die Röhre, deren Durchmesser annähernd vier Meter betrug, bestand aus einem unbekannten gelbgrauen Metall von mattem Glanz. Es schien noch ganz neu zu sein, denn es wies keinerlei Rostspuren auf.
Hatten sich die Zeichnungen der Venusianer auf dieses Gebilde bezogen? Hatten sie die Menschen hierher, zu dieser merkwürdigen Röhre eingeladen?
Was mochte sie darstellen?
Als die Astronauten das hölzerne Lineal in der Bucht der Koralleninsel gefunden hatten, war ihr erster Gedanke gewesen, ein Raumschiff habe der Venus einen Besuch abgestattet. Doch das Rätsel des Lineals hatte eine andere, einfachere und natürlichere Erklärung gefunden, und die erste Version war wieder fallengelassen worden.
Dann hatte Belopolski an der steinernen Schale der Venusianer Verzierungen entdeckt, die aus Körpern eines einfachen kubischen Systems bestanden und jenen im Talkessel der Arsena glichen. Und wieder tauchte der Gedanke an ein Raumschiff auf.
Und nun lag hier im Wald am Bergsee …
„Wir sind ganz an der Röhre entlanggefahren“, faßte Konstantin Jewgenjewitsch die Ergebnisse der Exkursion zusammen, „und haben uns davon überzeugt, daß sie die Form eines geschlossenen Ringes hat. Obgleich das Metall auf den ersten Blick ganz neu scheint, liegt die Ringröhre schon sehr lange hier.
Das beweisen mit aller Deutlichkeit die darüber zusammengewachsenen Bäume. Viele sind auch unter der Röhre hervorund dann um ihre Oberfläche herumgewachsen. Es läßt sich mit Sicherheit sagen, daß der ganze Wald erst nach dem Erscheinen dieser Röhre gewachsen ist. Stanislaw Kasimirowitsch meint, der Wald existiere schon tausend Jahre. Angenommen, die Venusianer hätten die Ringröhre gebaut, so würde das bedeuten, daß sie bereits vor tausend Jahren eine hochentwickelte Technik besaßen. Wäre dem wirklich so, müßte sich die Technik aber weiterentwickelt und heute einen ungeahnten Stand erreicht haben. Das ist nicht der Fall. Ergo ist die Röhre nicht von Venusianern gebaut worden. Von wem dann? Erinnern wir uns an die Steinschalen und an die Figuren auf der Arsena, die in irgendeinem Zusammenhang mit ihnen stehen. Es kann keinen Zweifel geben. Wir haben die Überreste eines Raumschiffes entdeckt, das vor undenklichen Zeiten auf der Venus gelandet ist.“ „Aber warum …?“ begann Toporkow.
„Sie haben recht, Igor Dmitrijewitsch! Es tauchen eine Reihe von Fragen auf. Warum ist das Raumschiff auf der Venus geblieben? Was ist aus seiner Besatzung geworden? Und vor allem: Woher kam es und wann?“ „Wenn aber die Röhre oder, wenn Sie wollen, das Raumschiff hier schon so lange liegt, warum sind dann keine Altersspuren daran zu sehen?‘‘ fragte Wtorow.
„Auch das ist noch ein Rätsel. Wahrscheinlich, weil das Raum-, schiff aus einem auf der Erde unbekannten, besonderen Metall besteht.“ „Wir müssen ins Innere eindringen“, sagte Melnikow.
„Wir haben nichts gefunden, was wie eine Tür aussah. Die Oberfläche der Röhre war überall glatt. Wir müßten allerdings noch die Innenseite des Ringes untersuchen. Damit möchte ich dich beauftragen“, fügte Belopolski hinzu.
„Wird gemacht“, antwortete Melnikow erfreut. „Wtorow und Knjasew werden mit mir fahren.“ „Sehr gut. Ich wollte sie gerade selbst vorschlagen.“ „Wann soll es losgehen?“ „Je eher, desto besser.“ Wie schon so oft wurde der Aufbruch durch ein Gewitter verzögert.
Doch die Astronauten waren schon so daran gewöhnt, daß sie sich nicht aus der Ruhe bringen ließen.
„Los geht‘s!“ sagte Melnikow, sobald Toporkows Barometer wieder günstigeres Wetter anzeigte.
Knjasew steuerte, und Wtorow wies ihm die Richtung; bald hatte der Geländewagen die rätselhafte Röhre oder vielmehr das von einem unbekannten Planeten gekommene Raumschiff erreicht. Alle waren bereits überzeugt, daß es sich um ein solches handelte.
Mit einer Ausziehleiter versehen, verließen Melnikow und Wtorow den Wagen durch die Luftschleuse. Knjasew sollte im Fahrzeug auf sie warten. Sobald sich eine Gewitterfront näherte, sollte er ein Signal geben, so daß die beiden Kundschafter rechtzeitig zurückkehren konnten, bevor der Regen einsetzte.
Sich mit den Beinen im hohen Gras verheddernd, stellte Wtorow die Leiter an, und beide erklommen die Röhre.
Das Licht der aufwärts gerichteten Scheinwerfer spendete, vom Laub reflektiert, genügend Helligkeit. Auf der anderen Seite setzte sich der Wald fort. Von oben war deutlich zu sehen, daß sich die Röhre nach beiden Richtungen allmählich krümmte.
Der Durchmesser des Ringes betrug mindestens zweihundert Meter.
Wtorow entdeckte als erster einen zweiten Ring. Er lag fünf bis sechs Meter vom ersten entfernt und war genauso dick. Vielleicht gab es tiefer im Wald noch weitere Ringe. Das Raumschiff hatte offensichtlich eine ganz ungewöhnliche Form.
„Die Ringe müssen miteinander verbunden sein“, sagte Melnikow.
Vorsichtig gingen sie auf der glatten, schlüpfrigen Röhre vorwärts. Zwischen den Bäumen lavierend, folgte ihnen Knjasew mit dem Geländewagen, bemüht, sich nicht zu weit zu entfernen.
Die gesuchte Verbindung war bald entdeckt. Dem Aussehen nach schlanke Röhren aus demselben Metall, in Form eines Rhombus angeordnet, verbanden die beiden Ringe. Durch den Rhombus hindurch war ein riesiger Baum mit einem Stammumfang von drei Metern gewachsen. Das bewies aufs neue, wie lange die ungewöhnliche Konstruktion hier schon lag.
Etwa dreißig Schritt entfernt erblickten sie einen zweiten Rhombus. Und auch durch ihn ragte ein Baum auf. Im Laufe seines Wachstums hatte er das Metall beiseite gedrückt und den Rhombus verbogen.
„Solche Baumriesen sind Hunderte von Jahren alt“, sagte Melnikow nachdenklich.
„Ich bin furchtbar aufgeregt“, gestand Wtorow. „Diese Röhren … Wir marschieren so einfach auf ihnen hin und her. Wer hat diese Ringe gebaut? Wer ist damit zur Venus geflogen?
Hier, unter unseren Füßen schlummern großartige Geheimnisse.
Hoffentlich ist drinnen alles genausogut erhalten wie draußen!“ „Hauptsache, wir kommen rein!“ Vom Raumschiff wurde ein heranziehendes Gewitter gemeldet, und Melnikow und Wtorow begaben sich zum Geländewagen. Aber die Gewitterfront zog seitlich vorüber. Die Frage, ob die Waldkuppel zuverlässigen Schutz gegen den Regen gab, blieb daher nach wie vor ungeklärt.
„Wir müssen zur zweiten Röhre rüber. Hier hat‘s keinen Zweck.“ „Und wenn nun ein Gewitter kommt?“ „Dann verkriechen wir uns unter der Röhre. Unsere Anzüge sind wasserdicht. Das haben Romanows Erfahrungen bewiesen.“ Belopolski, dem Melnikow seine Absicht mitteilte, genehmigte den Marsch zum Zentrum der Ringe. Das Scheinwerferlicht an den Helmen würde ausreichen, daß sich die Männer im Wald orientieren konnten. Die Leiter war transportabel.
Damit begann der ungewöhnliche Ausflug in eine ferne Vergangenheit.
Bevor sich Melnikow und Wtorow jedoch zu dem inneren Ring begaben, schritten sie die äußere Rohre noch in ihrer ganzen Länge ab. Sie zählten die Schritte und kamen zu. dem Ergebnis, daß der Durchmesser dieses Ringes tatsächlich etwa zweihundert Meter betrug. Die zweite Röhre verlief genau parallel zur ersten und war alle fünfzehn bis sechzehn Meter durch rhombusartige Konstruktionen mit ihr verbunden. An zwei Stellen, die einander offensichtlich diametral gegenüberlagen, ging von der äußeren Röhre eine dünnere rechtwinklig ab, sie kreuzte die innere und verlor sich zwischen den Bäumen.
„Dort“ — Melnikow wies mit der Hand zum Mittelpunkt der Ringe — „muß noch etwas sein. Eine Art Zentralkugel.“ „Das denke ich auch“, sagte Wtorow.
Nach Beendigung des Rundgangs kehrten sie zu der radialen Röhre zurück. Zum Zentrum gelangten sie am besten auf ihrem Rücken. Die Metallsohlen an den Schuhen machten das Gehen auf dem glatten Metall recht beschwerlich, aber noch beschwerlicher wäre es gewesen, sich einen Weg durch den Windbruch und das hohe Gras zu bahnen.
Melnikow befahl Knjasew, sich mit dem Fahrzeug nicht von dieser Stelle zu entfernen; dann stieg er die von Wtorow gehaltene Leiter hinab. Anschließend half er dem Kameraden beim Herunterklettern.
Sie drangen in die Tiefe des Waldes ein. Nachdem sie den zweiten Ring hinter sich hatten, verblaßte das Scheinwerferlicht des Geländewagens, so daß sie vor sich nichts mehr erkennen konnten. Da ließen sie die Scheinwerfer an den Helmen aufflammen.
Das Gehen auf der Röhre war doch beschwerlicher, als sie gedacht hatten. Fast bei jedem Schritt versperrten in den bizarrsten Formen gekrümmte Baumstämme ihnen den Weg. Sie mußten sie mit Hilfe der Leiter überwinden oder auf die „Erde“ hinuntersteigen und das Hindernis umgehen. Dabei überzeugten sie sich, daß sie zu ebener „Erde“ noch viel langsamer vorwärts kamen — das Gras war so elastisch, daß jeder Schritt große Anstrengungen kostete.
Die Radialröhre, deren Durchmesser etwa zweieinhalb Meter betrug, lag nicht am Boden auf wie die beiden Ringe, sondern hing in der Luft. Das Metall, aus dem sie hergestellt war, mußte außerordentlich stabil sein, da keiner der unter der Röhre hervorwachsenden Bäume sie trotz ihrer Länge hatte verbiegen können. Alle waren um sie herumgewachsen.
„Hinzu kommt“, sagte Melnikow, „daß das Raumschiff schon seit Tausenden von Jahren hier liegt. Kein irdisches Metall hätte eine solche Zeit überdauert.“ Fünfzig Meter vom zweiten Ring entfernt stießen sie auf einen dritten. Er war genauso dick wie die beiden anderen.
„Ein System konzentrischer Ringe“, bemerkte Wtorow. „Ich bin gespannt, was sich im Zentrum befindet.“ Die Bäume lichteten sich. Über ihnen war durch das Blattwerk bereits ein Fetzen Himmel zu sehen.
Plötzlich ragte etwas Großes, scheinbar Formloses vor ihnen auf. Dieses Etwas, das dicht von Bäumen umstanden war, bildete das Zentrum des Weltraumschiffs.
Die genaue Form dieses Zentrums blieb dem Auge verborgen, da der Wald es eng umschlungen hielt. Doch schien es den beiden Männern weder eine Kugel noch ein Würfel zu sein.
„Konstantin Jewgenjewitsch!“ rief Melnikow.
„Ich höre“, antwortete Belopolski sofort.
„Wir haben das Zentrum erreicht. Es ist so dicht von Bäumen umgeben, daß wir seine Form nicht erkennen können. Aber der Eingang kann sich nur hier befinden. Wir müssen die Bäume aus dem Wege räumen. Dazu müssen wir das Ultraschallgerät holen.“ „Moment mal!“ sagte Wtorow plötzlich. „Hier scheint eine Tür zu sein.“ Wirklich war an einer Stelle, die nicht von Bäumen verdeckt wurde, deutlich eine feine Linie zu erkennen, die ein regelmäßiges Fünfeck bildete.
„Tatsächlich, das sieht wie eine Tür aus“, sagte Melnikow.
„Und sie muß sich von außen öffnen lassen.“ „Es ist aber weder ein Knopf noch ein Schloß zu sehen.“ „Es muß aber so etwas da sein! Vorausgesetzt natürlich, daß es eine Tür ist und nicht etwas anderes.“ „Es sieht aber ganz nach einer Tür aus.“ Das Fünfeck befand sich in Höhe der Röhrenachse, und um es betrachten zu können, mußte man sich tief hinunterbeugen.
Melnikow und Wtorow kletterten von der Röhre herunter.
Doch nun lag die Tür oberhalb ihres Kopfes.
„Setz die Leiter an!“ Als das Scheinwerferlicht auf die Metallhaut fiel, erblickte Melnikow unmittelbar vor sich drei Vorsprünge. Der mittlere hatte die Form eines Fünfecks, die beiden anderen die von Quadraten.
„Das ist zweifellos der Öffnungsmechanismus der Tür“, sagte Wtorow erregt.
„Ja, es scheint so“, antwortete Melnikow zurückhaltend. „Versuchen wir dahinterzukommen.“ „Boris Nikolajewitsch“, ertönte Belopolskis Stimme, „seien Sie äußerst vorsichtig. Wir wissen nicht, was passiert, wenn Sie den Mechanismus auslösen. Wie sieht er aus?“ Melnikow beschrieb ihn.
„Meiner Meinung nach“, schloß er, „kann nichts weiter passieren, als daß sich die Tür öffnet — vielleicht. Bloß daß die Aussichten dafür gering sind. Wahrscheinlich funktioniert der Mechanismus schon längst nicht mehr. Aber vielleicht ist es doch besser, wenn sich einer von uns ein Stück entfernt.“ „Überlassen Sie mir die Sache“, sagte Wtorow, „ich bitte Sie vielmals darum.“ Melnikow sah, wie der junge Ingenieur vor Aufregung blaß geworden war. Eine Ablehnung hätte ihn schwer gekränkt.
„Na gut. Sieh zu, ob du damit fertig wirst. Wenn du‘s geschafft hast, ruf mich.“ Er kletterte wieder auf die Röhre und verschwand, ohne sich umzusehen, hinter den Bäumen.