121906.fb2 Das Erbe der Phaetonen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 49

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Zweiter und letzter Epilog

An einer der Kristallfacetten des geheimnisvollen Apparates sprang ein blauer Knopf in die Augen. Er war durch einen Splint gesichert, damit der Mechanismus nur durch den ausdrücklichen Willen der Menschen, nicht aber versehentlich ausgelöst werden konnte.

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen.

Kamow zog den Splint vorsichtig heraus. Das ging ganz leicht, als sei der Metallstift nicht vor undenklichen Zeiten, sondern erst tags zuvor angebracht worden.

Was würde weiter geschehen?

Die Menschen vertrauten den Phaetonen. Ohne einen Augenblick zu zögern, drückte Kamow auf den Knopf.

Alle erwarteten, eine Stimme zu vernehmen. Doch etwas ganz anderes geschah.

Die Nachfahren der Erbauer des Aufbewahrungsortes verfügten offensichtlich bereits über neue Methoden.

Sie „sagten“ den Menschen nicht, was sie zu tun hatten und was passieren würde, sondern „zeigten“ es ihnen.

Die vor den Menschen stehende Maschine umgab sich mit einem milchig-weißen Dunstschleier, der sie fast den Blicken entzog, und auf diesem „Bildschirm“ erschienen nacheinander Bilder, Schemata und bewegliche Zeichnungen, die an einen mit künstlerischer Meisterschaft gedrehten Zeichentrickfilm erinnerten.

Mit Hilfe dieser Schemata und Zeichnungen wurde erklärt — allerdings ohne technische Einzelheiten —, was die Phaetonen vorbereitet hatten, damit die Menschen sie herbeirufen konnten, sobald der geeignete Zeitpunkt gekommen war. Dieser Zeitpunkt war nach Meinung der Phaetonen dann gegeben, wenn sie Iaja gefunden und mit ihm gesprochen hatten.

Die Maschine berichtete, daß jenseits der Bahn des Pluto, des äußersten Planeten in unserem Sonnensystem, noch ein winziger Himmelskörper, etwa zweihundertmal kleiner als der Mond, um die Sonne kreise. Auf ihm hätten die Phaetonen einen Apparat aufgestellt, der in Tätigkeit trete, sobald jemand zum zweitenmal auf den blauen Knopf drücke. Dadurch werde ein Signal zur neuen Heimat der Phaetonen geschickt, auf das hin ein phaetonisches Raumschiff zur Erde fliegen würde. So sollte die Begegnung der Bewohner der beiden Welten zustande kommen.

Da die Phaetonen die erstaunte Frage, weshalb der Apparat so weit entfernt installiert worden sei, vorausgesehen hatten, erklärten sie, daß das Signal mit einer Lichtflamme verbunden sein werde, deren Temperatur Millionen Grade erreiche. In der Annahme, das könnte für die Erde und ihre Bewohner gefährlich werden, hätten sie davon abgesehen, den Mond zu nehmen.

Aber nicht etwa diese Lichtflamme diene als Signal. Das Licht breite sich zu langsam aus. Sie, die Phaetonen, hätten etwas anderes gefunden. Was, erklärten sie nicht. Sie gaben lediglich an, daß sie das Signal im selben Augenblick, da es gegeben werde, auf ihrem Planeten empfangen würden. Es lege die unvorstellbare Entfernung von der Sonne bis zur Wega in einem Augenblick zurück.

Das war alles.

Weiteres den Menschen mitzuteilen, hielten sie nicht für nötig.

Ebenso wie bei dem „Film“ im ringförmigen Raumschiff, den Melnikow und Wtorow gesehen hatten, wurde die „Vorführung“ noch zweimal wiederholt.

Dann verschwand der milchige Dunst.

Die Menschen sahen wieder die von Kristall und Stahl blitzende unbekannte Maschine vor sich. Nun brauchten sie nur noch der Aufforderung nachzukommen und ein zweites Mal auf den Knopf zu drücken.

Dann würde ein Raumschiff Kurs auf die Erde nehmen, das zweifellos vollkommener war als jenes, das man auf der Venus gefunden hatte — im Laufe der Jahrtausende mußten die Phaetonen sich weiterentwickelt, vieles neu erkannt und hinzugelernt haben. Die älteren Brüder der Menschen würden herbeifliegen, um sie einzuweihen in das, was sie noch nicht wußten. Iaja hatte recht gehabt: Für die Menschheit brach eine neue Epoche an, die durch eine noch vollkommenere Kenntnis der Natur und ihrer Gesetze gekennzeichnet war.

Dutzende von Teleskopen wurden auf den Himmel gerichtet.

Die Menschen wollten das Signallicht sehen. Nach den Hinweisen der Phaetonen würde es so hell sein, daß es von der Erde aus sichtbar sein mußte.

Aber niemand wußte, an welcher Stelle es aufflammen würde.

Die Astronomen hatten den zehnten, den Zwergplaneten, noch nicht entdeckt und auch seine Bahn noch nicht berechnet.

Zum festgesetzten Zeitpunkt drückte Kamow auf den Knopf.

Was geschah?

Er selbst hörte und sah nichts. Der Apparat veränderte weder sein Aussehen, noch deutete sonst etwas darauf hin, daß er funktionierte. Aber auch die Astronomen beobachteten nichts.

Nirgends wurde das Aufflammen von Licht festgestellt.

War das Signal gegeben worden?

Es war natürlich möglich, daß Wolken die Beobachtung verhindert hatten, oder das Licht war auf der Tagseite unseres Planeten aufgeflammt und die Sonnenstrahlen hatten es den Blicken der Astronomen entzogen.

Auf diese Fragen gab es keine Antwort.

Doch die Menschen glaubten an die Vollkommenheit der Technik der Phaetonen. Alle waren überzeugt, daß das Signal gegeben und empfangen worden war. Nur mußte man mindestens ein halbes Jahrhundert warten.

Würden die Phaetonen kommen?

Oder würde die Freundschaft der beiden Welten erst Wirklichkeit werden, wenn die Phaetonen wieder einmal von sich aus die Erde besuchten, ohne zu wissen, daß das Signal längst gegeben war, womöglich erst in tausend Jahren?

Oder mußten die Menschen der Erde selber herausfinden, wo die neue Heimat der Sonnenkinder lag, mußten sie sich selbst auf den Weg dorthin machen?

Auf jeden Fall würde man sich kennenlernen, früher oder später.

Die Vernunft kapituliert nicht, sie findet den Weg zur anderen Vernunft, denn sie weiß, daß diese nahe ist.

Nahe nach den Maßstäben des Weltalls.

Voll Selbstvertrauen und sicher nähert sich die Technik dem Punkt, da diese Maßstäbe auch für den Menschen kein Hindernis mehr sind. Denn der Geist des Menschen kennt keine Schranken!

1959