121906.fb2 Das Erbe der Phaetonen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 7

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Die Arsena

Am 2. Juli 19 … näherte sich „SSSR-KS 3“ der Stelle, an der es mit dem Asteroiden zusammentreffen sollte. Paitschadse war es am Abend zuvor gelungen, die Arsena ausfindig zu machen und ihre Bewegung zu beobachten. Die elektronischen Rechenmaschinen berechneten innerhalb von Minuten die höchst komplizierte Flugbahn des kleinen Planeten und informierten, daß die Begegnung am 2. Juli gegen zwölf Uhr Moskauer Zeit stattfinden würde. Ohne diese Maschinen hätte eine derartige Berechnung die monatelange Arbeit eines guten Dutzends Mathematiker verlangt.

Schon seit dem frühen Morgen wachten Belopolski und Melnikow am Steuerpult und bereiteten alles für das höchst schwierige Manöver vor. Bislang war noch nie ein Raumschiff auf einem Asteroiden gelandet.

Um zehn war die ganze Besatzung auf ihren Plätzen. Saizew, Toporkow und Knjasew bereiteten unter Professor Balandins Leitung alles vor, um im gegebenen Augenblick die elektromagnetischen Anker auf der Arsena auszuwerfen. Paitschadse, Orlow und Wtorow beobachteten den Planeten im Observatorium und meldeten seinen Standort an die Zentrale. Die übrigen versammelten sich in der Reservezentrale, um die „Landung“ am Bildschirm zu verfolgen.

„SSSR-KS 3“ war noch 156 000 Kilometer von dem vorgesehenen Punkt des Zusammentreffens entfernt, als die Abbremsaggregate, die eine negative Beschleunigung von fünf Metern bewirkten, eingeschaltet wurden. Eine Stunde und vierzig Minuten später würde sich die Fluggeschwindigkeit auf zehn Kilometer in der Sekunde verringert haben und dadurch um ein weniges geringer sein als die der Arsena. So lautete der Plan der Landung, der noch auf der Erde ausgearbeitet worden war. Sobald der Planet das Raumschiff einholte, würde dieses die Geschwindigkeit erhöhen, mit ihm Schritt zu halten versuchen und dann auf ihm landen.

Unhörbar für die Besatzung arbeiteten die mächtigen Triebwerke und verringerten ganz allmählich die kosmische Geschwindigkeit. Nur die Zeiget der Geräte und das auftauchende Gefühl der Schwerkraft zeigten an, daß die Fluggeschwindigkeit sank. In den Räumen, in denen sich die Menschen aufhielten, fiel kein Wort. Alle schwiegen zutiefst erregt. Es war keine Angst, die Besatzung vertraute auf das Wissen und die Erfahrung des Schiffskommandanten. Es war ein anderes, stärkeres Gefühl — die edle Erregung des Forschers. Noch nie hatte der Fuß eines Menschen einen Asteroiden betreten, mit dem das Geheimnis des „fünften Planeten“ und seines Untergangs verbunden war. Sie konnten den Schleier lüften.

Langsam vergingen die Minuten in erwartungsvollem Schweigen. Das Raumschiff, das unablässig die Geschwindigkeit verlangsamte, näherte sich seinem Ziel.

Ihm entgegen flog mit gleichmäßiger, jahrhundertelang unveränderter Geschwindigkeit ein gewaltiger Brocken aus Stein und Eisen, der einstmals Teil eines ebensolchen Planeten wie die Erde oder der Mars gewesen war. Wer weiß — vielleicht hatte es auf diesem Planeten auch Leben gegeben, Pflanzen und Tiere oder gar verständige Wesen? Vielleicht waren sie durch eine entsetzliche kosmische Katastrophe, deren Ursache ewig unbekannt bleiben mochte, vernichtet worden?

Vor Belopolskis und Melnikows Augen breitete sich auf dem Bildschirm am Schaltpult die dunkle Unendlichkeit mit den zahllosen starr leuchtenden Sternen. Irgendwo zwischen ihnen befand sich, hell von der Sonne beschienen, die Arsena, die mit bloßem Auge noch nicht zu erkennen war. Alle drei Minuten wurde vom Observatorium die Entfernung bis zum Asteroiden gemeldet. Vorläufig verlief alles normal. Das Raumschiff und der Asteroid kamen einander wie vorgesehen näher.

Da streckte Belopolski die Hand aus und wies auf ein winziges Sternchen, das auf dem Bildschirm erschien. Melnikow beobachtete es minutenlang und überzeugte sich, daß sein Leuchten stärker wurde. Es war die Arsena. Sie glitt allmählich zum Rand des Bildschirms. Um sie weiter verfolgen zu können, mußte der Seitenschirm eingeschaltet werden. Aber bald verschwand der Asteroid auch von hier.

Das Raumschiff flog nun vor der Arsena. Durch eine Drehung der Gasruder hatte Belopolski allmählich die Flugrichtung geändert, und „SSSR-KS 3“ war in die Bahn des kleinen Planeten eingebogen. Die Triebwerke verstummten, und dem Trägheitsmoment gehorchend, flog das Schiff mit einer Geschwindigkeit von zehn Sekundenkilometern. Die Sonne tauchte unmittelbar vor dem Bug auf, der mittlere Bildschirm mußte ausgeschaltet werden.

Nun würde die Arsena das Schiff allmählich einholen und in drei Minuten ganz in seiner Nähe sein. Der entscheidende Augenblick war gekommen.

Melnikow verständigte die Besatzung durch ein langes Klingelzeichen.

Als auf dem Bildschirm der unebene, zerfranste Rand des Asteroiden aufgetaucht war, wurde das eine Triebwerk auf halbe Kraft geschaltet. Das Raumschiff flog nun ein wenig schneller und näherte sich zusehends der Oberfläche der Arsena.

Die Ansteuerung des Planeten war mit Hilfe der mathematischen Präzision Belopolskis glänzend gelungen. Nun galt es, ebenso präzise zu landen.

Melnikow und Belopolski blickten auf die Steinwüste hinab und dachten acht Jahre zurück, als sie dem Asteroiden zum ersten Male zufällig begegnet waren. Damals war die Arsena beinahe in der gleichen Entfernung an den Fenstern von „SSSRKS 2“ vorübergehuscht.

Immer näher kam der Koloß, schon füllte er den ganzen Bildschirm. Melnikow entdeckte auf einem der Felsen eine ebene Fläche, die für die Landung des Schiffes groß genug war. Auch Belopolski schien sie gesehen zu haben. Er tippte auf die Steuerknöpfe der Triebwerke und drehte die Hebel der Gasruder herum.

Jede Sekunde konnten sie auf einen der zahlreichen spitzen Berggipfel prallen …

Die Zähne zusammengebissen, daß es schmerzte, blickte Belopolski unverwandt auf den Bildschirm.

Professor Balandin beobachtete durch optische Geräte das langsam unter ihnen dahingleitende Panorama aus Felsen, Schluchten und tiefen Abgründen. Er sah nicht eine einzige Stelle, auf der „SSSR-KS 3“ mit seinen hundertfünfzig Metern Länge hätte landen können, merkte aber zugleich an der Bewegung des Schiffes, daß der Kommandant einen solchen Platz gefunden hatte. Die Flughöhe verringerte sich unaufhaltsam.

Ein paar Schritte abseits warteten Toporkow, Saizew und Knjasew voller Spannung darauf, die Anker auszuwerfen und sie unter Strom zu setzen.

Daß das Raumschiff jetzt, in unmittelbarer Bodennahe, nicht tiefer sank, mochte befremdlich wirken. Aber es flog mit großer Geschwindigkeit, und solange es den Planeten nicht berührt hatte, blieb diese Geschwindigkeit von der des Planeten unabhängig. Zwischen der Arsena und dem Raumschiff wirkte zwar eine Schwerkraft, doch sie war schwach und wirkte sich nicht auf das Landemanöver aus.

Da entdeckte Balandin inmitten steiler Felsen das Plateau.

Heftig schrillte die Signalklingel.

Drei Knöpfe wurden zugleich gedrückt, und Preßluft schleuderte mit großer Wucht drei Anker aus dem Schiffsleib hinaus, die dicke Trossen hinter sich herzogen.

Auf ein Kommando Balandins wurde der Strom eingeschaltet, und im selben Augenblick hafteten die elektromagnetischen Anker an der Oberfläche des Asteroiden. Langsam sank das Schiff durch sein eigenes Gewicht herab.

Kaum lag es unbeweglich auf dem Plateau, das durch eine Laune der Natur auf einem der Felsen entstanden war, machte sich eine Gruppe von sechs Mann fertig zum Aussteigen. Sie bestand aus Melnikow, Balandin und Romanow sowie Wtorow mit der unvermeidlichen Kamera, Toporkow mit Funkgeräten für die geologische Forschung und Korzewski. Die übrigen blieben einstweilen an Bord.

Der kleine Planet bestand aus einem Felschaos. Es war unmöglich, einen Geländewagen zu benutzen. Unter schwarzem, sternbesätem Himmel breiteten sich, so weit das Auge reichte, scharfgratige, zerbrochene Klippen, gähnten tiefe schwarze Abgründe, erhoben sich stahlgraue, rissige Steilhänge. Wo sie von der Sonne beschienen wurde, wirkte die Landschaft weiß, alles, was im Schatten lag, war dagegen tief schwarz. Wie zu erwarten, gab es in dieser Welt, der jede Spur einer Atmosphäre, einer Lufthülle, fehlte, keine Halbschatten. Der scharfe SchwarzWeiß-Kontrast tat den Augen weh. Doch die Landschaft strahlte mit einer Totenstille eine herbe Schönheit aus.

„Mit der Arsena verglichen, kann sogar der Mond lustig wirken“, bemerkte Balandin.

Die Expeditionsteilnehmer zogen mit Hilfe der Genossen ihre Planetenlaufanzüge an. Sie bestanden aus festem, elastischem Material, das mit Metallplättchen besetzt war, und schienen bis auf den Helm, der wie bei den Tauchern gesondert aufgesetzt wurde, aus einem Stück gearbeitet. Die sehr dicken Sohlen bargen Elektromagneten, die durch Leitungen im Innern der Anzüge mit einem Halbleiterakkumulator verbunden waren.

Dieser befand sich, zusammen mit Sauerstoffflaschen und einem Funkgerät, in einem zugehörigen Tornister. Auf der Brust war eine kleine Schalttafel angebracht und in den Helm ein kleiner Scheinwerfer eingebaut.

Unter diese Anzüge zogen die Männer ihre Astronautenhaut.

So nannten sie das elastische Trikot, das direkt auf dem Leib getragen wurde und auch den Kopf bedeckte. Nur das Gesicht blieb frei. Das Trikot war aus einem besonderen, stark elastischen und luftdurchlässigen Gewebe hergestellt, das den ganzen Körper gleichmäßig umspannte und den gewohnten atmosphärischen Druck ersetzte, den der Mensch zum Leben braucht. Bei einer Beschädigung des Planetenanzugs sollte die Astronautenhaut verhindern, daß der Körper durch Druck von innen platzte.

Die einzige ungeschützte Stelle blieb das Gesicht, aber das war nicht zu ändern. Man mußte sich hier auf die außerordentliche Festigkeit der Schaugläser in den Helmen verlassen.

Auf der Erde wog ein solcher Planetenanzug sehr schwer, aber auf dem Asteroiden fast gar nichts. Die Schwerkraft auf der Arsena war unbedeutend.

Ein Miniaturmikrofon und ein ebensolcher Lautsprecher im Innern des Helmes gaben den Planetenforschern die Möglichkeit, miteinander und selbst auf große Entfernung mit dem Schiff zu sprechen.

Belopolski prüfte persönlich den Planetenanzug jedes einzelnen und gab die Erlaubnis zum Verlassen des Schiffs. Einer nach dem anderen betraten die sechs die Ausgangsschleuse. Die Innentür schloß sich, und Pumpen sogen schnell die Luft aus dem Raum. Jeder meldete Melnikow, daß die Sauerstoffzufuhr im Helm normal funktioniere. Dann drückte dieser auf einen Knopf.

Vier Meter unter ihnen breitete sich jungfräulicher Boden, den noch nie eines Menschen Fuß betreten hatte.

„Boris Nikolajewitsch!“ sagte Balandin zu Melnikow. „Sie sollten als erster den Planeten betreten. Sie sind der älteste Sternfahrer unter uns.“ Melnikow trat an die Schwelle der Tür. Wassili Romanowitsch erwartete, daß die Treppe ausgefahren würde, aber zu seiner Verwunderung tat der stellvertretende Expeditionsleiter einfach einen Schritt ins Leere. Seine Gestalt, die in dem Anzug riesenhaft wirkte, glitt langsam zu Boden. Nicht weniger als vierzehn Sekunden dauerte dieses seltsame Fallen.

Dem jungen Geologen fiel Orlows Vortrag über die Arsena ein, und ihm wurde das, was er gesehen hatte, verständlich. Die Anziehungskraft des Planetoiden war so gering, daß Melnikow nur mit einer Beschleunigung von 36 Millimeter in der Sekunde fiel.

Als zweiter sprang Wtorow. Er hatte es eilig, weil er die Ankunft auf der Arsena filmen wollte. Dann betraten auch die übrigen den unerforschten Boden.

Das Stehen fiel sehr schwer. Bei der geringsten Bewegung verloren die Männer das Gleichgewicht und wankten, wie von einem heftigen Wirbelsturm hin und her geschüttelt. Schleunigst schalteten sie die Sohlenmagneten ein. Der eisenhaltige Boden der Arsena haftete gut, und die Männer konnten nun sicher stehen. Um einen Schritt zu tun, mußten sie sogar ihre Beinmuskeln anspannen. Jedenfalls war die Gefahr gebannt, bei einer unvorsichtigen Bewegung in die Luft zu fliegen.

Wie vorher vereinbart, teilte man sich in zwei Gruppen. Professor Balandin, Romanow und Toporkow stellten die Geräte für die Radiobodenforschung auf. Mit ihnen sollte die Zusammensetzung der inneren Gesteinsschichten des Planeten ermittelt werden. Melnikow, Korzewski und Wtorow hatten die Aufgabe, das Gelände zu erkunden.

Kaum hatten sie sich ein wenig vom Schiff entfernt, da schlug drei Schritt vor ihnen geräuschlos ein Meteorit auf den Felsen auf. Sprühende Funken machten die Stelle kenntlich, an der er zu Boden gefallen war. Die drei Männer blieben unwillkürlich stehen. Ein einziger Gedanke durchfuhr sie: Wenn der Meteorit nun jemand von ihnen getroffen hätte?

Die Radioprojektoren waren jetzt ausgeschaltet. Sie konnten dem Schiff, solange es manövrierunfähig vor Anker lag, ja sowieso nichts nützen.

„Gehen wir weiter!“ sagte Melnikow.

Am Rand des Plateaus fiel der Boden steil ab. Ein annähernd hundert Meter breiter Abgrund gähnte. Er ließ sich nirgends umgehen. So weit das Auge reichte, zog er sich durch das zerklüftete Gebirge und verlor sich in der Ferne zwischen übereinandergetürmten Felsen.

„Wir müssen die entgegengesetzte Richtung einschlagen“, sagte Korzewski.

„Magneten ausschalten!“ befahl Melnikow. „Springt, als wolltet ihr einen Meter weit springen. Auf der anderen Seite des Abgrunds sofort die Magneten wieder einschalten. Ich springe als erster.“ „Eine Sekunde!“ bat Wtorow. „Ihr Sprung muß gefilmt werden.“ Melnikow stellte durch einen Hebeldruck auf seiner Schalttafel den Strom ab, duckte sich und sprang vor. Sein Körper schwang sich hoch empor und flog behende über den Abgrund.

Korzewski und Wtorow hielten den Atem an, als sie Melnikow auf dem gegenüberliegenden Felsen aufsetzen und langsam auf der glatten Fläche abrutschen sahen. Deutlich hörten sie ihn stoßweise atmen.

„Haben Sie sich weh getan?“ fragte Wtorow.

„Ja, sehr“, antwortete Melnikow. „Mir brummt sogar der Schädel. Ich bin zu kräftig abgesprungen. Springt ganz behutsam. Als wolltet ihr auf der Erde nur einen Schritt tun.“ „Vorsichtiger sein!“ In den Helmen erklang Belopolskis Stimme. „Boris Nikolajewitsch, Sie werden wohl am besten an Bord zurückkehren, wie?“ „Nein“, antwortete Melnikow. „Ich bin nicht verletzt. Beim nächsten Mal werde ich mich mehr vorsehen. Na, worauf wartet ihr noch?“ fragte er seine Begleiter, als er sah, daß sie sich nicht vom Fleck rührten.

„Mir ist nicht ganz geheuer zumute!“ sagte Korzewski.

Sich zu einem solchen Sprung zu entschließen war keine Kleinigkeit. Die gigantische Schlucht war so tief, daß keiner bis auf den Grund sehen konnte. Es schien unvorstellbar, daß ein Mensch ohne Anstrengung hundert Meter weit springen könnte.

Der an irdische Maßstäbe gewöhnte Verstand sträubte sich, das soeben Gesehene zu glauben.

„Nur Mut!“ hörte Korzewski Paitschadse ermunternd sagen.

Der Biologe schämte sich. Die Kameraden an Bord würden sagen, daß er Angst habe. Er trat einen Schritt zurück und sprang mit aller Kraft.

„Was tun Sie?“ rief Wtorow.

Aber es war schon zu spät. Wie ein Stein, der von einer Schleuder emporgeschnellt wird, flog Korzewski aufwärts über den Abgrund.

Zu langen Überlegungen blieb keine Zeit. Melnikow tat das erste beste, was ihm einfiel — er sprang empor und fing den Genossen im Fluge ab.

Die beiden prallten heftig aneinander, fielen zu Boden und rollten noch ein Stück weiter.

„Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten sich nur abfedern, als wollten Sie einen einzigen Schritt tun“, rief Melnikow aufstehend, „und Sie…“ Er besann sich auf seinen eigenen Sprung und schloß in verändertem Ton: „Man muß doch beherzigen, was einem gesagt wird.“ „Entschuldigen Sie“, sagte Korzewski betreten. „Ich werde mir Mühe geben, daß so was nicht noch einmal passiert. Sind Sie meinetwegen arg gestürzt?“ „Springen Sie, Wtorow!“ raunzte Melnikow.

In der Aufregung über das soeben Überstandene war ihm entfallen, daß das Schreien nichts nützte. Die Sprechanlage in ihren Helmen arbeitete auch so gut genug.

Dem Ingenieur gelang der Sprung bedeutend besser als seinen Genossen. Weich federnd landete er neben Melnikow.

„Ein Prachtkerl!“ hörten sie Paitschadse sagen.

„Mir ist fast das Herz stehengeblieben, als Sie sprangen“, sagte Wtorow zu Korzewski. „Gut, das Boris Nikolajewitsch Sie rechtzeitig abgefangen hat. Sie hätten sich das Schauglas an Ihrem Helm zerschlagen können.“ „Diese Gefahr bestand auch bei mir“, sagte Melnikow friedfertig. „Gehen wir weiter!“ Doch eigentlich konnten sie nirgendwohin gehen. Ringsum erhoben sich steile Felsen. Melnikow schätzte sie ab.

„Sechzig Meter“, sagte er. „Auf dem Mond hatte ich es schnell heraus, wieviel Kraft man für eine bestimmte Entfernung jeweils brauchte. Hier müssen wir noch unsere Phantasie spielen lassen.

Jeder sollte sich vor Augen halten, daß eine Höhe um soviel geringer einzuschätzen ist, wie die Schwerkraft hinter der irdischen zurückbleibt. Sechzig Meter auf der Arsena entsprechen einem Viertelmeter auf der Erde. Für alle Fälle werden wir ein bißchen mehr veranschlagen.“ Er duckte sich und sprang empor.

Die Wirkung war verblüffend. Melnikow flog doppelt so hoch, wie es nötig gewesen wäre. Einen Augenblick hing er in hundert Meter Höhe, dann sank er langsam auf den Gipfel zu.

Unter sich erblickte er das breite Panorama der Felsen, das von einem befremdlich nahen Horizont begrenzt wurde, und die winzigen Gestalten seiner Genossen. Dicht neben ihnen erglänzte im Schein der Sonne das Dach des Raumschiffes.

Die Fallgeschwindigkeit nahm allmählich zu. Melnikow überlegte fieberhaft, ob er wohl auf dem Gipfel landen würde.

Auf der Erde wäre er längst zu Boden gestürzt und zerschellt.

Hier aber fiel er schon zehn Sekunden lang und befand sich immer noch in großer Höhe. Im Helmlautsprecher hörte er die Kameraden sich aufgeregt unterhalten.

„Meiner Meinung nach wird er ganz oben auf dem Gipfel landen“, hörte Melnikow Professor Balandin sagen.

„Ich denke auch“, antwortete Belopolski. „Dem Bildschirm nach zu urteilen, wird Boris Nikolajewitsch fünfzig, sechzig Meter fallen. Das dauert etwa eine Minute.“ „Und er wird nicht zerschmettert werden?“ fragte Wtorow.

„Nein. Die Fallgeschwindigkeit beträgt am Ende des Falls nicht mehr als zwei Meter in der Sekunde.“ „Aber wenn er nun nicht auf den Gipfel trifft, wenn er vorbeifällt?“ „Das wäre auch nicht schlimm“, antwortete Melnikow selber.

„Aber — ich bin schon gelandet.“ Tatsächlich war er gerade in diesem Augenblick auf dem obersten Gipfel angelangt und schaltete sogleich die Sohlenmagneten ein, um Halt zu finden.

Oben befand sich eine verhältnismäßig ebene Fläche, an die sich ein sanft abfallender Hang anschloß. Ein Stück weiter tat sich wieder ein breiter Abgrund auf.

„Die Arsena eignet sich wenig zum Spazierengehen“, sagte Melnikow, nachdem er den Gefährten seine Beobachtungen mitgeteilt hatte.

Korzewski und Wtorow gesellten sich zu ihm. Sie nutzten Melnikows Erfahrungen und berechneten für ihren Sprung nur einige Meter.

„Einfach phantastisch!“ stellte Korzewski fest.

Die zweite Schlucht überwanden sie leicht und sicher. Ihre Muskeln paßten sich den ungewöhnlichen Bedingungen an.