121913.fb2 Das Herz der Schlange - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 6

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Die Raumfahrer warteten, von der Aufregung ganz benommen, was weiter geschehen werde. Das fremde Schiff erinnerte in seiner Gestalt stark an eine Garnspule: Es bestand aus zwei Kegeln, die an den Spitzen miteinander verbunden waren. Die Grundfläche des einen Kegels, wahrscheinlich des vorderen, war mit einer Kuppel abgedeckt, der hintere Kegel lief in einen breiten, nach außen offenen Trichter aus. Um die Mitte des Schiffes verlief ein schwach leuchtender dicker Ring ohne feste Umrisse. Durch diesen hindurch schimmerten die Konturen des Zylinders, der die Verbindung zwischen den beiden Kegeln herstellte. Plötzlich verdichtete sich der Ring, wobei er undurchsichtig wurde, und er begann mit immer schneller werdender Bewegung um die Mitte des Schiffskörpers zu kreisen, ähnlich dem Rad einer Turbine. Gleichzeitig nahm das Schiff auf dem Bildschirm ständig an Größe zu, bis es schließlich nach 3 bis 4 Sekunden das Blickfeld voll ausfüllte.

Die Erdmenschen erkannten, daß sie es mit einem Raumschiff zu tun hatten, das weit größer war als die „Tellur“.

„Afra, Jaß und Karil sofort in die Luftschleusenkammer zum Aussteigen aus dem Schiff! Mit mir zusammen! Tei übernimmt die weitere Beobachtung. Den Planetenlichtstrahler ausschalten! Wir werden die Landungsbeleuchtung auf Backbord benutzen!“ erteilte der Kommandant seine kurzen Anweisungen.

In fieberhafter Eile legten die vom Kommandanten genannten Raumfahrer die leichten, vakuumdichten Schutzanzüge an. Diese fanden Verwendung bei der Erforschung von Planeten und beim Verlassen des Schiffes im kosmischen Raum, natürlich in entsprechender Entfernung von todbringender Sternenstrahlung. Mut Ang musterte jeden seiner Gefährten mit einem prüfenden Blick, sah nochmals nach, ob auch sein ei- gener Schutzanzug in Ordnung war, und setzte dann die Pumpen in Gang. Sofort begannen diese, die Luft aus der Schleusenkammer zu saugen. Sobald der Druckmesser den grünen Strich erreicht hatte, legte der Kommandant nacheinander drei Hebel um. Lautlos wie alles, was im luftleeren Raum vor sich geht, bewegten sich die Panzerplatten, die Isolationsschicht und die Luftzellenwandung zur Seite. Der runde Deckel der Ausstiegluke sprang auf, und sogleich drückten hydraulisch betriebene Träger den Boden der Schleusenkammer nach oben. Die vier Raumfahrer befanden sich im leeren Raum, im Wechselspiel scharfen Lichtes und tiefster Finsternis. Sie standen auf dem sogenannten oberen Rundblickpodest, einer runden, eingezäunten Plattform am Vorderschiff der „Tellur“[2].

Das fremde Raumschiff erschien im Schein der Bordlampen der „Tellur“ völlig weiß. Seine Oberfläche war mattiert, es hatte also keine spiegelnde Metalloberfläche, die, wie der Panzer der „Tellur“, dazu dienen sollte, schädliche Strahlung zu reflektieren. Nur der Ring in der Mitte des Schiffes schien ein schwaches blaues Leuchten auszustrahlen.

Der gigantische Schiffskoloß näherte sich der „Tellur“ ziemlich schnell. Beide Schiffe zogen sich im kosmischen Raum durch ihre Masse gegenseitig an. Die „Tellur“ legte deshalb auf Backbord mächtige Anlegestützen von der Art elastischer Teleskopröhren aus.

Der kuppelartige Vorderteil des fremden Raumschiffes war durch einen dunklen Einschnitt gespalten. Aus diesem Einschnitt schob sich jetzt eine Plattform hervor, eingezäunt von einem Geländer aus zahlreichen dünnen Pfosten. Fünf totenbleiche, übermäßig breite Gestalten erschienen auf der Plattform des fremden Schiffes. Ihre Größe entsprach etwa derjenigen der Erdmenschen. Sie waren aber viel dicker, hatten gekrümmte Rücken und auf diesen einen kammartigen Ansatz. Sie trugen keine runden, durchsichtigen Schutzhelme wie die Menschen der Erde, sondern in Höhe der Schultern eine dicke Rolle, an der eine große muschelartige Haube angebracht war, die den ganzen Kopf umhüllte. Vorn lief an dieser Haube um den Kopf herum ein Kranz breiter Stacheln, der eine Art Schutzdach bildete. Es war völlig unmöglich, irgend etwas von den Gesichtern der Fremden zu erkennen.

Die erste auf der Plattform erschienene weiße Gestalt machte eine heftige Gebärde, wobei ersichtlich wurde, daß die Fremden zwei Arme und zwei Beine hatten. Das weiße Schiff drehte sich jetzt langsam mit der Nase dem Heck des Erdschiffes zu und schob eine über 20 Meter lange Einrichtung zum Abfangen des Zusammenpralls vor. Es handelte sich um ein Harmonikagestell aus Platten eines rötlichen Metalls.

Ein weicher, federnder Stoß — und beide Raumschiffe hatten die erste Berührung miteinander.

Die auf dem Rundblickpodest der „Tellur“ Stehenden vernahmen plötzlich in ihren Telefonen das gedämpfte gemütliche Auflachen ihres Kommandanten.

„Ich möchte nur alle ein wenig trösten, vor allem aber Afra“, sagte Mut Ang. „Stellen Sie sich doch einmal vor, wie wir von dort drüben aus anzusehen sind! Wie große, blasenförmige Puppen mit ungelenken Gliedmaßen und riesigen runden Köpfen, zu drei Vierteln hohl!“

Afra mußte nun auch lachen.

„Worauf es allein ankommt, ist die Füllung der Schutzanzüge, das, was drin steckt. Das Äußere ist ohne alle Bedeutung!“

„Beine und Arme haben sie ebenso viele wie wir“, begann Karil.

Er kam aber nicht weiter; denn was jetzt auf dem fremden Raumschiff vor sich“ ging, nahm die volle Aufmerksamkeit der Erdmenschen in Anspruch.

Um das Metallgerippe im Mittelteil des weißen Schiffes herum legte sich plötzlich ein faltiges Futteral, von dem sich eine Abzweigung wie ein riesiger hohler Ärmel in Richtung auf die „Tellur“ hin erstreckte. Die vorderste Gestalt auf der Plattform des fremden Raumschiffes begann jetzt durch Gesten, die keine Zweifel hinsichtlich ihrer Deutung zuließen, den Erdbewohnern begreiflich zu machen, was sie tun sollten. Mut Ang war sicher, daß es der Kommandant des unbekannten Raumschiffes war. Durch das wiederholte Heranziehen der vorher nach der „Tellur“ hin ausgestreckten Hände an seine Brust wollte der fremde Kommandant offenbar die Menschen an Bord seines Schiffes einladen. Und diese wollten auch nicht lange auf sich warten lassen. Schon schob sich aus dem unteren Teil des Schiffsrumpfes der „Tellur“ ein Verbindungsgang hervor, der die Form einer mächtigen Röhre hatte. Derartige Durchgänge wurden von jeher zur Herstellung der Verbindung von einem Raumschiff zum anderen im kosmischen Raum verwendet. Allerdings war der von der „Tellur“ ausgelegte Durchgang kreisförmig, während jener des weißen Raumschiffes die Form einer Ellipse hatte. Die Raumfahrer der Erde stellten in aller Eile aus einem weichen Plaststoff einen Rahmen als Zwischenstück her. Unter der Einwirkung der kosmischen Kälte erstarrte das Material augenblicklich und wurde fester und härter als Stahl.

In der Zwischenzeit hatte man auf die Plattform des fremden Raumschiffes einen Würfel aus einem rötlichen Metall gebracht. Seine Vorderwand war dunkel und sah wie ein Bildschirm aus. Zwei weiße Gestalten beugten sich darüber, richteten sich wieder auf und zogen sich dann zurück. Vor den Augen der Erdbewohner leuchteten auf dem Bildschirm menschenähnliche Figuren auf, deren oberer Teil sich im gleichen Rhythmus bald ausdehnte, bald zusammenzog. Kleine weiße Pfeile zeigten abwechselnd nach dem Innern der Figuren und nach außen.

„Eine geniale Idee — und wie einfach: das Atmen!“ rief Afra begeistert aus. „Sie möchten uns klarmachen, wie sie atmen. Wie wird aber nun die Zusammensetzung ihrer Atmosphäre sein?“

Gleichsam als Antwort auf ihre Frage verschwand in diesem Augenblick das die Atmung veranschaulichende Modell von dem Schirm und machte einem anderen Bild Platz. Ein schwarzer Kern innerhalb eines grauen, ringförmigen Wölkchens — kein Zweifel, damit sollte ein Atomkern versinnbildlicht werden — und um ihn herum dünne Schalen leuchtender Pünktchen — natürlich, das waren die Elektronen! Mut Ang fühlte, wie es ihm vor Bewunderung und Staunen die Kehle zuschnürte; er hätte jetzt kein Wort herausbringen können. Auf dem Bildschirm waren vier Schemata zu sehen, von denen offenbar jedes ein anderes Element darstellte. Die Anordnung war so, daß zwei Modelle in der Mitte des Schirmes erschienen, und zwar das eine über dem anderen, beide durch einen dicken Strich miteinander verbunden, während sich die beiden anderen links und rechts oben befanden, wobei ihre Zusammengehörigkeit durch kleine Pfeile angedeutet war.

Klopfenden Herzens begannen die Raumfahrer die Elektronen der einzelnen Modelle zu zählen. Das untere war das Modell des Grundelementes der Ozeane: ein Elektron, das den Kern umkreist — Wasserstoff.

Das darüber befindliche gab sicherlich einen Hauptbestandteil der Lufthülle und die wichtigste Voraussetzung für die Atmung wieder: 9 Elektronen um den Kern herum — Fluor!

„O weh!“ rief Afra Dewi enttäuscht aus. „Fluor!“

„Zählen Sie einmal“, fiel ihr der Kommandant ins Wort. „Links oben — 6 Elektronen: Kohlenstoff, und rechts — 7: Stickstoff. Jetzt ist alles klar. Geben Sie durch, daß sofort eine entsprechende Tafel über die Zusammensetzung unserer Atmosphäre und unseres Stoffwechsels fertiggemacht werden soll — alles genauso wie dort drüben, nur an Stelle des Fluors das Sauerstoffmodell mit seinen 8 Elektronen. Wie schade, tausendmal schade!“

Als die Erdbewohner ihre Tafel aufgestellt hatten, konnten sie deutlich beobachten, wie die vorn stehende weiße Gestalt auf der Brücke ihres Schiffes zu schwanken anfing und die Hand wie in einer Abwehrbewegung gegen einen übermäßigen Schmerz nach oben an die Muschel ihres Schutzanzuges riß. Nur zu gut konnte Mut Ang mitempfinden, was jetzt im Innern des Kommandanten des fremden Raumschiffes vor sich ging, ja, jener da drüben schien sogar noch mehr erschüttert zu sein, als er selbst es war.

Jetzt beugte sich die weiße Gestalt weit über die Brüstung der kleinen Brücke und machte mit dem Arm eine heftige, weitausholende Bewegung, als wolle sie irgend etwas in der Leere des Raums in Stücke schlagen. Dabei neigte sich die stachlige Umkränzung seiner Kopfmuschel bedrohlich nach der „Tellur“ hin, die einige Meter von dem weißen Schiff im Raume schwebte. Dann aber erhob der fremde Kommandant beide Arme hoch über seinen Kopf und ließ sie langsam und in gleichem Abstand voneinander wieder sinken, als wolle er damit zwei parallele Flächen andeuten.

Mut Ang machte diese Geste nach. Darauf erhob der Kommandant des fremden Raumschiffes eine Hand hoch über sich als ein Zeichen seines stummen Grußes, wandte sich um und verschwand in dem dunklen Schlund, der hinter ihm gähnte. Ihm folgten die übrigen.

„Wir wollen auch gehen“, sagte Mut Ang und drückte auf den Hebel zum Senken der Plattform.

Die Ausstiegluke schloß sich, die Beleuchtung der Schleusenkammer leuchtete auf, das leise Surren der Pumpen war wieder hörbar.

„Werden wir Zwischenwände bauen und dann die Gänge miteinander verbinden?“ fragte Jaß Tin den Kommandanten, sobald sie sich von den unbequemen Schutzhelmen befreit hatten.

„Ja. Das wollte auch der Kommandant da drüben mit seinen Armbewegungen andeuten. Wie ärgerlich: Was für sie das Elixier des Lebens ist, das Fluor, ist für uns ein Bote des Todes! Und für sie bedeutet Sauerstoff Tod, wie er für uns Leben bedeutet! Viele unserer Stoffe, Farben, Metalle, die stabil und dauerhaft in unserer Sauerstoffatmosphäre sind, würden bei der kleinsten Berührung mit dem Atem jener Fremden der Zerstörung anheimfallen. An Stelle von Wasser haben sie flüssigen Fluorwasserstoff, der in wässeriger Lösung als sogenannte Flußsäure bei uns zum Ätzen von Glas Verwendung findet und der fast alle Mineralien zerstört. Denn das Silizium als Bestandteil der meisten Gesteinsarten ist in Flußsäure leicht löslich. Aus diesem Grunde müssen wir eine durchsichtige Scheidewand aufstellen, die keinen Sauerstoff durchläßt, während sie eine gleiche Wand aus einem Stoff errichten werden, der das Fluor zurückhält. Aber gehen wir jetzt, wir müssen uns beeilen. Wir werden alles Weitere beraten, während die Zwischenwand hergestellt wird.“

Auf dem mattblauen Böden des Arbeitsraumes, der zwischen den Wohnund den Maschinenräumen der „Tellur“ lag, sah es aus wie in einer chemischen Fabrik. Aus bereits auf der Erde vorbereiteten Bestandteilen war aus einem kristallklaren Kunststoff eine dicke Platte ausgegossen worden, die, nachdem sie mit Heizteppichen erwärmt und in die richtige Form gebracht worden war, jetzt allmählich erkaltete und fest wurde.

Auf dem fremden Schiff waren unterdessen auch nicht die geringsten Anzeichen des Lebens und der Tätigkeit seiner Besatzung zu erkennen, obwohl die Beobachter an den Bildschirmen unablässig nach solchen Spuren Ausschau hielten. In der Bibliothek der „Tellur“ arbeitete man fieberhaft. Alle Besatzungsmitglieder, sofern sie nicht anderweitig eingesetzt waren, suchten Raumfilme und Tonbandaufnahmen über die Erde sowie Reproduktionen der hervorragendsten Kunstwerke der Menschheit heraus und stellten sie zusammen. In aller Eile wurden Diagramme und Darstellungen mathematischer Funktionen sowie Schemata der Kristallgitter der am häufigsten in der Erdrinde, auf anderen Planeten sowie auf der Sonne vorkommenden kristallinischen Stoffe vorbereitet. Schließlich wurde eine große Raumbildvorführungswand hergerichtet und ein Tongerät für Obertöne, das den Klang der menschlichen Stimme naturgetreu wiedergab, mit einem fluorfesten Schutzüberzug versehen.

Während der kurzen Imbißpausen erörterten die Raumfahrer die sonderbare Zusammensetzung der Atmosphäre, die in der Heimat der fremden Kosmosreisenden vorhanden sein mußte.

Der unter Ausnutzung der Strahlungsenergie eines Himmelskörpers vor sich gehende Stoffwechsel mußte sich auch bei den Fremden nach dem gleichen Umwandlungsschema wie auf der Erde vollziehen. Etwas anderes war gar nicht denkbar. Das die Stoffumsetzung bewirkende Gas, mochte es nun Sauerstoff, Fluor oder irgendein anderes sein, konnte sich letztlich nur infolge der Lebenstätigkeit der Pflanzen in der Luft ansammeln. Das tierische Leben, und darunter fiel auch der Mensch, verbrauchte den Sauerstoff oder, wie bei den Fremden, das Fluor in Verbindung mit Kohlenstoff und baute daraus den Körper von Tier und Mensch auf. Höchstwahrscheinlich war auf dem fremden Planeten ein ganzer Ozean von Fluorwasserstoff vorhanden. Nicht anders als bei uns auf der Erde das Wasser würde dort der Fluorwasserstoff der Pflanzenwelt ermöglichen, Kohlehydrate zu bilden und frei gewordenes Fluor auszuscheiden. Dieses diente dann, gemischt mit Stickstoff, den Menschen und Tieren zur Atmung. Aus dem Verbrennungsprozeß des Kohlehydrats im Fluor gewannen sie Energie. Ausatmungsprodukte mußten dann bei Mensch und Tier Fluorkohlenstoff und Fluorwasserstoff sein[3]. Dieser dem irdischen analoge Stoffaustausch ergab wahrscheinlich eine um das Anderthalbfache größere Ausbeute an Energie als der auf der Oxydation beruhende Stoffwechsel auf der Erde. Da war es nicht zu verwundern, daß er zur Entwicklung eines auf hoher Stufe stehenden denkenden Lebens geführt hatte. Die im Vergleich zum Sauerstoff weit größere Aktivität des Fluors ließ zugleich auf eine viel stärkere Strahlung des betreffenden Himmelskörpers schließen. Zur pflanzlichen Photosynthese waren auf Fluorbasis gelblichgrüne Strahlen wie die unserer Sonne nicht ausreichend. Dazu waren energiereichere blaue und violette Strahlen erforderlich. Es lag auf der Hand, daß die „Sonne“ der Fremden ein blauer Stern von sehr hoher Temperatur sein mußte.

„Da ist aber ein Widerspruch!“ mischte sich der eben aus der Werkstatt zurückgekehrte Tei Eron in das Gespräch ein. „Fluorwasserstoff geht sehr leicht in den gasförmigen Aggregatzustand über.“

„Ja, bei plus 20 Grad“, sagte Karil, der gerade dabei war, in einem Nachschlagewerk nachzusehen.

„Und wo liegt der Gefrierpunkt?“

„Bei minus 80 Grad.“

„Folglich müßte ihr Planet kalt sein! Das paßt nicht mit der Theorie von dem blauglühenden Stern zusammen.“

„Warum nicht?“ widersprach Jaß Tin. „Der Planet kann doch sehr weit von seiner ,Sonne‘ entfernt sein. Oder die Ozeane können sich in gemäßigten oder polaren Gebieten des Planeten befinden. Oder…“

„Allerdings, da sind noch sehr viele ,oder‘ möglich“, unterbrach ihn Mut Ang. „Wie dem auch sei, wir haben jedenfalls ein Raumschiff von einem Fluorplaneten vor uns, und ich denke, wir werden bald viele Einzelheiten über ihr Leben erfahren. Wichtiger ist im Augenblick, daß wir uns über etwas anderes klarwerden: Fluor ist im Weltall ziemlich selten. Obwohl es auf Grund der letzten Forschungsergebnisse in der Aufstellung über die Häufigkeit der Elemente im All von der 40. auf die 18. Stelle vorgerückt ist, ist seine Verbreitung doch verhältnismäßig gering. Das wird deutlich, wenn wir bedenken, daß unser Sauerstoff hinsichtlich der Menge der überhaupt im All vorhandenen Atome den dritten Platz hinter dem Wasserstoff und dem Helium einnimmt und hinter ihm sofort der Stickstoff und der Kohlenstoff folgen. Oder anders ausgedrückt: Es ist im All zweihunderttausendmal mehr Sauerstoff als Fluor vorhanden.

Das kann aber nur bedeuten: Es gibt im Kosmos außerordentlich wenig fluorreiche Planeten. Von Planeten jedoch, die mit einer Fluoratmosphäre umgeben sind, also mit einer Lufthülle, die durch eine seit sehr langer Zeit bestehende Pflanzenwelt mit freiem Fluor angereichert ist, dürfte es nur eine ganz verschwindend kleine Anzahl geben, sozusagen ein paar wenige Ausnahmen von der Regel.“

„Jetzt verstehe ich auch die verzweifelte Geste des Kommandanten des fremden Raumschiffes“, sagte Afra Dewi nachdenklich. „Sie sind auf der Suche nach ihresgleichen, und ihre Enttäuschung war deshalb besonders groß.“

„Wenn sie so enttäuscht waren, so geht daraus hervor, daß sie wahrscheinlich schon sehr lange suchen, und außerdem, daß sie wohl bereits mit denkenden Wesen zusammengetroffen sind…“

„… und diese waren von der üblichen, nämlich von unserer Art, Wesen mit Sauerstoffatmosphäre!“ fiel Afra ein.

„Aber es kann ja auch noch andere Arten von Atmosphären geben“, entgegnete Tei Eron, „zum Beispiel Atmosphären, deren Hauptbestandteil Chlor oder Schwefel oder auch Schwefelwasserstoff ist.“

„Solche sind für höher entwickeltes Leben nicht geeignet!“ rief Afra aus. „Sie alle ergeben bei der Stoffumsetzung drei-, vieroder sogar zehnmal weniger Energie als unser Sauerstoff.“

„Ich glaube, Afra hat recht!“ mischte sich der Kommandant ein. „Außerdem sind solche Chloroder Schwefelatmosphären wenig wahrscheinlich, weil diese Elemente sicher noch seltener als Fluor sind. Das ist nicht rein zufällig so!“

„Ja, bestimmt nicht zufällig!“ stimmte Jaß Tin bei. „Aber dennoch gibt es genug Zufälligkeiten im unendlichen Kosmos. Nehmen wir zum Beispiel unsere Erde an, die doch für uns die Norm ist. Sowohl auf ihr als auch auf ihren Nachbarn, dem Mond, dem Mars, der Venus, gibt es viel Aluminium, obwohl das im allgemeinen ein im Weltall recht seltenes Element ist!“

„Und nichtsdestoweniger kann die Aufgabe, eine Wiederholung eines solchen Zufalls ausfindig zu machen, eine Sache von Zehn-, wenn nicht sogar von Hunderttausenden von Jahren sein!“ sagte Mut Ang düster. „Und das sogar bei Benutzung von Pulsationsraumschiffen! Wie sehr kann man ihnen da ihre Enttäuschung nachfühlen, falls sie schon lange unterwegs sein sollten!“