121919.fb2 Das Meeresfeuer - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 14

Das Meeresfeuer - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 14

»Serena!« schrie Mike verzweifelt. »Wo bist du?!« Und zu seinem Erstaunen bekam er sogar Antwort – wenn auch nicht von der Atlanterin. Plötzlich war Astaroths Stimme wieder in seinem Kopf:

Unter Deck. Sie ist bei Winterfeld! Ich kann nicht genau sagen wo, aber sie sind nicht in seiner Kabine. Unter Deck. Ein großer Raum voller lärmender Maschinen. Etwas bewegt sich und stampft. Es macht ihr angst.

»Der Maschinenraum!« sagte Mike. »Singh, sie ist im Maschinenraum! Bei Winterfeld! Komm!«

Sie rannten los. Dutzende von Matrosen kamen ihnen entgegen, aber die Männer, die noch vor einer viertel Stunde ohne zu zögern auf sie geschossen hätten, schienen jetzt nicht einmal mehr Notiz von ihnen zu nehmen. Jedermann an Bord versuchte in verzweifelter Angst den Kutter zu erreichen. Und diese Angst war nicht unbegründet. Die Neigung des Bodens hatte spürbar zugenommen, und Mike glaubte auch zu sehen,

daß das Schiff bereits tiefer im Wasser lag. Die LEOPOLD

sank tatsächlich – und sie sank sehr schnell.

Wo ist sie jetzt? In einem kleineren Raum, neben dem mit den lärmenden Maschinen,antwortete Astaroth.Sie hat Angst. Winterfeld ist bei ihr. Aber sie hat keine Angst vor ihm.

Das verwirrte Mike, aber er war auch viel zu aufgeregt, um weiter darüber nachzudenken. Serena war irgendwo tief unter ihnen, und wenn sie tatsächlich in der Nähe des Maschinenraumes war, dann hatten sie noch weniger Zeit, als er bisher geglaubt hatte. Er war nicht einmal sicher, daß sie überhaupt noch ausreichte – was immer im Rumpf der LEOPOLD explodiert war, mußte ein gewaltiges Leck in das Schiff gerissen haben. Es sank immer schneller.

Dicht vor Singh stürmte er durch eine Tür, sah eine abwärts führende Treppe und rannte sie auf gut Glück hinunter. Auch hier kamen ihnen Männer entgegen, die in kopfloser Panik flüchteten, so daß sich Mike und Singh ihren Weg manchmal mit Gewalt freikämpfen mußten. Die Luft wurde immerschlechter, und Mike roch jetzt Flammen und Rauch und heißes Öl. Hier und da waren die metallenen Wände so heiß, daß sie sich verbrannt hätten, hätten sie sie berührt. Endlich nahm der Menschenstrom ab, der ihnen entgegenkam. Der Boden hatte jetzt eine so starke Neigung, daß Mike manchmal Mühe hatte, nicht auszugleiten, und auch die Hitze nahm immer mehr zu. Rauch erfüllte die Luft und ließ Singh und ihn husten, und ganz flüchtig kam ihm zu Bewußtsein, wie absurd es wäre, in einem sinkenden Schiff zu verbrennen. »Dort!« Singh deutete durch den wirbelnden Qualm nach vorne. »Der Maschinenraum!«

Mike konnte nichts Derartiges erkennen, aber er vertraute auf Singhs Orientierungssinn und stolperte hinter ihm her, und tatsächlich erreichten sie nach wenigen Schritten den Durchgang zum Maschinenraum. Die gewaltigen Motoren des Schiffes liefen noch immer.Auf der anderen Seite!sagte Astaroth.Eine Stahltür. Beeilt euch!

Diesmal war es Mike, der ihr Ziel als erster ausmachte. Mit gewaltigen Sprüngen hetzte er zwischen den dröhnenden Maschinenungeheuern hindurch. Er schrie jetzt ununterbrochen Serenas Namen, aber der Lärm der Motoren verschluckte seine Stimme. Dafür hörte er jedoch etwas anderes, und obwohl er nicht wußte, was dieser Laut zu bedeuten hatte, jagte er ihm einen eisigen Schauder über den Rücken: Ein dumpfes, lang nachhallendes Dröhnen, das sich immer und immer wiederholte und aus allen Richtungen zugleich zu kommen schien, als schlügen hundert unsichtbare Riesen mit gewaltigen Hämmern auf den Rumpf der LEOPOLD ein – oder als schlügen gewaltige stählerne Türen hinter ihnen zu ...

»Großer Gott!« keuchte Mike. »Die Schotten! Sie schließen sich!«

Und genau das war es: Wie jedes moderne Schiff verfügte die LEOPOLD über gewaltige, stählerne Türen, die im Falle eines Wassereinbruchs dafür sorgen sollten, daß nicht das ganze Schiff überflutet wurde – und die sich offenbar automatisch schlossen. Das Schiff verwandelte sich in genau diesem Moment in ein Labyrinth aus Hunderten von luft-und wasserdicht verschlossenen Kammern und Gängen und in eine tödliche Falle, in der sie vielleicht vor dem eindringenden Wasser sicher waren, aus dem es aber auch kein Entkommen mehr gab. Mike beobachtete entsetzt, wie sich eine gewaltige Stahlplatte vor die Tür zu schieben begann, auf die Singh und er zurannten. Er legte noch einmal Tempo zu, überwand die letzten Meter mit einem einzigen, verzweifelten Satz und sprang durch den zufallenden Eingang. Ungeschickt schlug er auf dem Boden auf, wälzte sich auf den Rücken und sah, wie Singh imbuchstäblich allerletzten Moment durch die Öffnung hechtete. Hinter ihm schlug das Panzerschott mit einem dumpfen, dröhnenden Laut zu. Es war ein Geräusch, als schlösse sich ein gußeiserner Sargdeckel über ihnen.

»Bravo«, sagte eine wohlbekannte Stimme. Mike wandte den Blick – und sah sich Winterfeld gegenüber. Der Kapitän der LEOPOLD stand keine zwei Meter neben ihm und sagte mit einem sonderbaren Lächeln: »Das war eine reife Leistung. Ich hätte nicht gedacht, daß du es schaffst. « Nach einer Sekunde des Zögerns fügte er hinzu: »Aber es war nicht besonders klug, mit Verlaub gesagt. «

Mike stand auf. Winterfeld war nicht allein. Neben ihm stand eine zitternde, leichenblasse Serena, die Mike aus angsterfüllten Augen ansah – und trotzdem begriff er sofort, daß das, was er in ihren Augen las, nicht die Angst vor Winterfeld war.

Winterfeld folgte seinem Blick und lächelte abermals. »Ihr beide scheint wirklich aneinanderzuhängen«, sagte er spöttisch.

»Was haben Sie ihr getan?« fragte Mike. »Wenn Sie ihr –« »Bitte!« Winterfeld hob abwehrend die Hände. »Ich wollte das nicht. Es tut mir sehr leid. «»Wastut Ihnen leid?« fragte Mike. »Brockmann«, sagte Winterfeld. »Ich gestehe es ungern – aber ich habe ihn wohl unterschätzt. « »Brockmann?« Mike runzelte verstört die Stirn. »Ich verstehe nicht. Was... was ist mit ihm?« Winterfeld lachte bitter. »Kommst du wirklich nicht von selbst darauf?« fragte er. »Dieser Narr! Er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, den Heldentod zu sterben. Für Kaiser und Vaterland! Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man beinahe darüber lachen. «

»Wieso?« fragte Mike. »Was ist mit ihm? Wo ist er?« »Er ist tot«, sagte Winterfeld ruhig. »Dieser verdammte Narr hat sich selbst in die Luft gesprengt. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie muß er herausgefunden haben, wo die Zünder für die Sprengladungen sind, die ich habe legen lassen, um die LEOPOLD zu versenken. Er hat sie ausgelöst. «

»Wie?« murmelte Mike verwirrt. »Sie meinen, er... er hat sich selbst in die Luft gesprengt?« »Ja«, bestätigte Winterfeld. »Vielleicht hat er gehofft, meine Pläne damit zunichte machen zu können. Aber ich muß dich enttäuschen, wenn du das jetzt auch glaubst. Wir sinken zwar zu früh, aber das macht keinengroßen Unterschied. Die Strömung wird die LEOPOLD so oder so in den Vulkankrater tragen. « Über ihnen fielen weitere Panzertüren ins Schloß. Das dumpfe Dröhnen der Riesenhämmer hielt an, und plötzlich war die Angst da. Sie sprang Mike wie ein Raubtier an, das bisher geduldig in dem Schatten gelauert und auf seine Beute gewartet hatte. »Es tut mir leid, Mike«, sagte Winterfeld. »Ich wollte das nicht, aber so, wie es aussieht, werde ich jetzt wohl doch nicht allein auf den Meeresgrund sinken. « »Aber wir... wir sind doch hier sicher«, stammelte Mike. Er deutete mit einer fahrigen Geste auf die stählernen Wände. »Hören Sie doch! Die Schotten schließen sich. Wir sind zwar gefangen, aber das Wasser kann nicht herein!« Seine Stimme bebte. Er stieß die Worte fast atemlos hervor, wie etwas, von dem er sich nur verzweifelt genug einreden mußte, daß es die Wahrheit war, um es auch dazu zu machen. »Wir werden sterben, Mike«, sagte Serena leise. »Das werden wir nicht!« antwortete Mike heftig. »Hab keine Angst. Trautman wird uns herausholen. Wir haben genug Luft für ein paar Stunden, und sobald wir auf dem Meeresgrund sind, kann die NAUTILUS an der LEOPOLD andocken und uns –«

»Nein, Mike, das haben wir nicht«, unterbrach ihn Winterfeld. »Das Schiff sinkt. Ich habe berechnet, daß es fünfzehn Minuten brauchen wird, um den Meeresgrund zu erreichen. Und genau auf diese Frist sind auch die Zeitzünder eingestellt, die mit dem Sprengstoff in den Laderäumen gekoppelt sind. « »Aber Sie haben sie nicht ausgelöst!« protestierte Mike. »Lügen Sie mich nicht an! Das konnten Sie gar nicht! Alles ist viel zu schnell gegangen!« »Das ist wahr«, sagte Winterfeld traurig. »Aber es war auch nicht nötig. Als Brockmann die Sprengladungen gezündet hatte, wurden sie automatisch aktiviert. Die Zünder sind so konstruiert, daß sie sich von selbst schärfen, sobald die Laderäume der LEOPOLD unter Wasser stehen. « Er atmete hörbar ein. »In fünfzehn Minuten erreichen wir den Meeresgrund, und spätestens eine Minute danach wird die LEOPOLD gesprengt. « Für einige Sekunden herrschte vollkommene Stille. Rings um sie herum tobte ein wahrer Höllenlärm – und trotzdem war es zugleich still, auf eine Weise, die Mike dieses Schweigen fast wie etwas körperlich Anwesendes empfinden ließ. Vielleicht, überlegte Mike, ist es das, was man unter dem WortGrabesstillezu verstehen hat – nicht etwa die Angst vor dem Sterben, sondern die absolute Gewißheit des bevorstehenden Todes. Sie waren verloren. Es gab keine Rettung mehr. Sie waren gefangen in einem stählernen Sarg, der dem Meeresboden entgegensank. Seltsam – aber er hatte plötzlich überhaupt keine Angst mehr.

Dann aber sah er wieder in Serenas Gesicht, und in ihren Augen entdeckte er die Furcht, die er in sich selbst vermißte, Furcht – und Zorn, den er im ersten Moment nicht verstand. Aber dann begriff er, wogegen sich dieser Zorn richtete – nämlich gegen das Schicksal selbst, ein Schicksal, das sich einen wahrhaft grausamen Scherz mit ihr erlaubt hatte, denn es hatte ihr ein zweites Leben geschenkt, nur um es ihr nach mehr als einem Jahr wieder wegzunehmen. Mike verspürte noch immer keine Angst, aber plötzlich empfand er ein so tiefes Gefühl von Mitleid, daß er einfach nicht anders konnte, als auf sie zuzutreten und sie in die Arme zu schließen. Winterfeld, der ihnen zusah, verstand die Bedeutung dieser Geste wohl vollkommen falsch, denn er sagte sehr mitfühlend: »Es tut mir wirklich leid. Das... das war das letzte, was ich wollte, bitte glaubt mir. « Ohne Serena loszulassen oder Winterfeld anzusehen, antwortete Mike: »Es wird nicht besser, wenn Sie immer wieder dasselbe sagen. « Aber er glaubte Winterfeld. Das Mitgefühl und die Schuld in seiner Stimme waren nicht geheuchelt. »Wie lange noch?« fragte Singh.

Winterfeld klappte den Deckel seiner Taschenuhr auf und sah auf das Zifferblatt. »Noch zehn Minuten. Vielleicht zwölf. Ich weiß, es ist ein schwacher Trost, aber es wird schnell gehen. Ich glaube nicht, daß ihr etwas spüren werdet. «

»Und Sie werden nie erfahren, ob Ihr Plan aufgegangen ist«, sagte Mike.

»Das wird er«, behauptete Winterfeld überzeugt. »Ich werde diesen Krieg beenden, so oder so. Selbst wenn wir zu weit abgetrieben würden und die LEOPOLD wirkungslos explodierte, werden die anderen Schiffe ausreichen. Ich... ich habe es vorhin nicht gesagt, um dich nicht noch mehr zu entmutigen, aber das, was wir auf dem Meeresgrund gefunden haben, übertrifft alle meine Erwartungen. « »Die Vulkane?«

»Der Vulkan«, berichtigte ihn Winterfeld. »Es ist nur eine einzige gewaltige Lavaader mit mehreren Kratern. Ich bin sicher, daß der Ausbruch eines einzigen ausreicht, um eine Kettenreaktion hervorzurufen. Eines der Schiffe wird treffen. «

Na, hoffentlich freut er sich da nicht zu früh,sagte Astaroths Stimme hinter Mikes Stirn.Trautman hat soeben die ersten beiden Schiffe torpediert. Und die anderen kommen gleich dran.

»Torpediert?« antwortete Mike laut. Winterfeld runzelte die Stirn, und Serena sah ihn fragend an. »Astaroth?«

»Ja«, antwortete Mike laut.

Und Nummer drei,sagte Astaroth fröhlich.Sie sind so leicht zu treffen. Der vierte Torpedo ist auchschon unterwegs. Ich soll dir noch sagen, daß wir euch rausholen – aber es wird vielleicht ein bißchenknapp. Zuallererst müssen wir die Schiffe torpedieren. Winterfeld hat recht, weißt du? Wenn auch nur ein einziger sein Ziel erreicht, fliegt der halbe Nordpol in die Luft.

»Was hat er gesagt?« fragte Serena aufgeregt. »Daß wir vielleicht noch eine Chance haben«, antwortete Mike. Plötzlich war er so aufgeregt, daß er nicht mehr stillstehen konnte.

»Was geht hier vor?« fragte Winterfeld mißtrauisch. »Wovon redet ihr eigentlich?«

Bevor Mike antworten konnte, drang ein dumpfes Grollen und Rumoren an ihr Ohr, und nur einen Augenblick später schüttelte es die LEOPOLD so heftig, daß sich Serena instinktiv an Mike festklammerte und dieser Mühe hatte, überhaupt auf den Beinen zu bleiben. »Was war das?« fragte Winterfeld erschrocken. »Das«, antwortete Mike in beinahe fröhlichem Ton, »war eines Ihrer Sprengstoffschiffe. Das vierte, um genau zu sein. Und die anderen erwischt die NAUTILUS auch noch. «

»Die NAUT –« Winterfeld stockte mitten im Wort. Seine Augen wurden groß.

»Das Schiff ist nicht ganz wehrlos«, sagte Mike. »Anscheinend haben Sie das vergessen – oder haben Ihnen Ihre Ingenieure nicht gesagt, daß die NAUTILUS Torpedos an Bord hat?« Plötzlich grinste er. »Ich hätte nicht gedacht, daß man die Teufelsdinger irgendwann einmal nutzbringend einsetzen kann. Aber es funktioniert. «

Das Grollen einer weiteren Explosion drang zu ihnen, noch lauter und noch näher diesmal – und für Mikes Geschmack schon ein bißchen zu nahe. Das sechste und letzte Schiff schließlich mußte sich in unmittelbarer Nähe der LEOPOLD befunden haben. Das Krachen der Explosion schien Mikes Trommelfelle zu zerreißen, und die Erschütterung war so gewaltig, daß sie alle von den Füßen gefegt wurden. Der Boden

lag merklich schräger, als Mike sich wieder aufrichtete, und

seine Ohren klingelten.

Winterfelds Gesicht hatte alle Farbe verloren. Er hatte sich die Stirn angeschlagen und blutete aus einer Platzwunde über dem linken Auge, aber das schien er nicht einmal zu bemerken. »Das nutzt euch alles nichts«, sagte er. »Mein Kompliment – ich habe Trautman wohl unterschätzt. «

»Das scheint Ihnen ja öfter zu passieren«, sagte Mike. Winterfeld fuhr unbeeindruckt fort: »Mein Plan wird trotzdem aufgehen. « Er sah auf die Uhr. »Noch sieben Minuten!«

»Und?« fragte Serena. »Die NAUTILUS hat noch genügend Torpedos. «

»Trautman wird es nicht wagen, auf die LEOPOLD zu schießen«, behauptete Winterfeld. »Damit wird er euch auch umbringen. Und das tut er nicht. « Das schlimme ist, dachte Mike, daß er damit vermutlich recht hat. Ganz egal, welche Folgen es hatte – Trautman würde niemals dieses Schiff torpedieren, solange sie an Bord waren. Auf die unbemannten Sprengstoffschiffe zu feuern war eine Sache, aber er würde niemals die LEOPOLD torpedieren. Es sei denn... Langsam drehte er sich zu Serena herum und sah sie an. Die Atlanterin sagte nichts, und auch Mike schwieg, aber für einen Moment war es fast, als könnte Serena seine Gedanken lesen. Sie wußte, was Mike plante, und sie beantwortete seine lautlose Frage mit einem ebenso wortlosen Nicken.

»Astaroth«, sagte Mike laut. »Mach Trautman klar, daß wir nicht mehr am Leben sind. Wenn er denkt, daß wir schon tot sind, wird er die LEOPOLD vernichten. « Winterfeld keuchte

vor Überraschung und Zorn, und Astaroth antwortete:

Guter Plan. Und wie soll ich das tun, bitte schön?»Du mußt!« beharrte Mike. »Ganz gleich, wie. Ich bin sicher, du kannst es! Laß dir etwas einfallen. « »Hör auf!« krächzte Winterfeld. »Hör sofort auf, oder –« »Oder was?« fragte Mike. »Wollen Sie mich umbringen? Astaroth!«

Schon gut, schon gut!maulte der Kater.Ja, wahrscheinlich könnte ich es. Aber es ist nicht nötig.Trautman hat einen besseren Plan.»Und welchen?« fragte Mike.

Also, das verrate ich euch lieber nicht,antwortete Astaroth.Aber HALTET EUCH FEST!Mike kam nicht einmal mehr dazu, Serena oder Singh eine entsprechende Warnung zuzurufen. Er konnte regelrecht spüren, wie irgend etwas Riesiges, unvorstellbar Schnelles auf die LEOPOLD zuschoß, und in der nächsten Sekunde erbebte das Schiff unter einem ungeheuerlichen Schlag. Metall zerriß kreischend. Mike wurde von den Füßen gerissen und segelte kopfüber durch die Kabine. Er prallte gegen Winterfeld, riß ihn von den Füßen und stürzte gleich darauf ein zweites Mal, als er aufzuspringen versuchte und das Schiff erneut wie unter einem Hammerschlag erbebte. Als er sich wieder aufrichtete, bot die winzige Kabine einen chaotischen Anblick. Alles, was nicht niet-und nagelfest war, war losgerissen und zertrümmert. Eine der Wände hatte eine Beule bekommen, und die Tür aus zentimeterdickem Panzerstahl war aus den Angeln gerissen und wie dünnes Papier zerknüllt worden. Durch die Öffnung konnte man in den Maschinenraum blicken – besser gesagt in das, was einmal der Maschinenraum der LEOPOLD gewesen war. Jetzt war es ein einziger Trümmerhaufen. Die riesigen Aggregate waren zum Großteilzerschmettert und aus den Fundamenten gerissen worden. Überall lagen Trümmer und verdrehte Metallteile herum, und an zahllosen Stellen waren kleine Brände aufgeflammt. Und inmitten dieses Chaos erhob sich ein grünschimmerndes, gezacktes Ungeheuer, das sie aus zwei gewaltigen Glotzaugen anzustarren schien.

»Die NAUTILUS!« flüsterte Mike ungläubig. »Das... das ist die NAUTILUS!«

Er hatte recht – der stählerne Riesenspeer, der die LEOPOLD getroffen hatte, war nichts anderes als die NAUTILUS selbst. Trautman mußte das Schiff auf volle Geschwindigkeit beschleunigt und die LEOPOLD gerammt haben. Und das so zielsicher und mit solcher Wucht, daß der Rammsporn des Unterseebootes den gepanzerten Rumpf glatt durchschlagen hatte. »Unmöglich!« keuchte Winterfeld. »Das... das kann gar nicht sein! Das ist ganz und gar unmöglich!« »Da!« schrie Singh plötzlich. »Das Wasser kommt!Lauft!«

Die NAUTILUSfüllte die Öffnung, die sie gewaltsam in den Rumpf der LEOPOLD geschlagen hatte, fast vollkommen aus, wie ein stählerner Korken in einem Flaschenhals. Doch rings um das Schiff herum begann sich das Wasser einen Weg zu bahnen. Noch war es nur ein dünnes Rinnsal, aber Mike sah auch, daß die Risse im Metall rasend schnell größer wurden. Die LEOPOLD mußte bereits Hunderte von Metern gesunken sein, und der Wasserdruck war in dieser Tiefe bereits so enorm, daß er einen haarfeinen Riß binnen weniger Sekunden zu einem Spalt und dann zu einem klaffenden Leck verbreitern würde.

Schon wurde aus dem Rinnsal ein Strom und dann ein sprudelnder Wasserfall, der sich an der NAUTILUS vorbei in die Maschinenhalle ergoß. Mike griff nach Serenas Hand und zerrte sie hinter sich her, so schnell er nur konnte. Hinterher wurde ihm klar, daß sie kaum mehr als eine Minute gebraucht haben konnten, um die NAUTILUS zu erreichen, aber es war eine Minute ohne Ende. Aus dem Wasserfall wurde ein reißender Katarakt, der sich brüllend und sprudelnd in die Halle ergoß und sie mit eisiger Gischt überschüttete. Sie kamen mit jedem Schritt langsamer voran. Das Wasser war unvorstellbar kalt, und es warf sich Serena und ihm mit immer größerer Gewalt entgegen. Schließlich trat Singh hinter sie und versuchte sie vorwärtszuschieben, aber nicht einmal seine Kräfte reichten dazu aus. Irgendwie gelang es ihnen zwar, auf den Füßen zu bleiben, aber sie kamen nicht mehr von der Stelle. Wahrscheinlich wäre es um sie geschehen gewesen, wäre nicht in genau diesem Moment die Turmluke der NAUTILUS aufgeflogen und hätte Ben ihnen nicht ein Seil zugeworfen.