121919.fb2 Das Meeresfeuer - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 5

Das Meeresfeuer - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 5

»Keine Angst«, sagte Trautman. »Wir müssen noch eine Salve überstehen, dann sind wir in Sicherheit. Wir schaffen es!« Er deutete mit einer Kopfbewegung zur Küste. Nicht weit vor ihnen erhob sich ein gewaltiger Felsen, der ein gutes Stück weit ins Meer hineinragte. Offenbar hatte er vor, die NAUTILUS nahe genug an diesen Felsen heranzusteuern, um ihn als Schutz zwischen sich und die GRISSOM zu bringen. Und der Plan konnte aufgehen, dachte Mike. Bis der Zerstörer den Felsen erreicht und umrundet hatte, waren sie außer Schußweite. Und wenn sie erst einmal auf offener See und in Sicherheit waren, konnten sie sich in aller Ruhe um die Schäden kümmern, die die NAUTILUS davongetragen hatte.

»Wenn wir nur wüßten, was kaputt ist!« stöhnte Mike. Plötzlich erschrak er und fuhr zu Ben herum. »Haben wir ein Leck?«

»Nein«, antwortete Ben. »Das dämliche Ding taucht einfach nicht, das ist alles!« »Wahrscheinlich ist nur das Tiefenruder verklemmt«, sagte Trautman. »Eine Kleinigkeit. Sobald wir in Sicherheit sind –

festhalten!«

Das letzte Wort hatte er geschrien, aber es ging trotzdem fast im Dröhnen der Explosion unter, die das Meer nur wenige Meter vor der NAUTILUS auseinanderriß. Mike und Ben wurden von den Füßen und gegeneinander geschleudert, als sich die NAUTILUS wie ein waidwundes Tier aufbäumte und dann mit einem ungeheuren Krachen wieder ins Wasser zurückfiel. Als Mike sich benommen aufrichtete, hatten sie den Felsen fast erreicht. Zwei oder drei Sekunden lang sah er nichts als eine mächtige graue Wand, die so nahe vor dem Fenster vorüberglitt, daß er auf das Scharren von Metall wartete und auf das schreckliche Geräusch berstender Rumpfplatten. Trautman ging ein ungeheures Risiko ein, das Schiff so nahe an dem Hindernis vorbeizusteuern – aber jede Sekunde, die sie gewannen, konnte buchstäblich über Leben und Tod entscheiden. Und der furchtbare Schlag, auf den sie warteten, blieb aus. Plötzlich war der Felsen nicht mehr da, sondern wieder offenes Meer, und die NAUTILUS schien wie ein von der Kette gelassener Jagdhund loszuspringen und –

Der Anblick war so grotesk, daß Mike vollkommen fassungslos das riesige, graugestrichene Kriegsschiff ansah, das nicht einmal eine halbe Meile vor ihnen lag. »Großer Gott!« flüsterte Trautman. Auch er schien vollkommen gelähmt zu sein. Für einen endlosen Augenblick stand er einfach da und starrte das Schiff an, dann begann er wie besessen am Ruder zu drehen und griff mit der anderen Hand nach dem Sprechgerät.»Singh! Maschinen stop! Volle Kraft zurück!«Und dann überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Ben schrie. Trautman brüllte Singh ununterbrochen zu, kehrtzumachen, und die NAUTILUS bebte und schwankte wie ein kleines Segelboot im Sturm. Die Maschinen der NAUTILUS brüllten auf und versuchten die rasende Fahrt zu stoppen, aber das Schiff schoß noch immer pfeilschnell auf den wartenden Kreuzer zu, der das Meer vor ihnen blockierte, und Mike war nun endgültig davon überzeugt, daß ihrer aller Tod bevorstand. Sie waren zu schnell. Und das Schiff war einfach zugroß,um es wie ein kleines Motorboot herumzuwerfen und dem Hindernis auszuweichen. Sie mußten unweigerlich gegen den Kreuzer prallen und daran zerschellen.

Aber irgendwie schaffte es Trautman. Weder Mike noch Ben

–und wahrscheinlich nicht einmal Trautman selbst – hätten hinterher sagen können, wie es ihm gelungen war, aber der tödliche Zusammenstoß blieb aus. Die NAUTILUS wurde langsamer. Der Bug tauchte tief in die schäumende See ein und schwenkte dabei wieder herum, und schließlich kam das Schiff zur Ruhe–keine zwanzig Meter vor dem Kreuzer entfernt und jetzt parallel zu ihm liegend, so daß der Bug mit dem Rammsporn wieder auf das offene Meer hinauswies. Ihre Lage kam Mike wie eine böse Ironie des Schicksals vor. Die Freiheit lag in Fahrtrichtung vor ihnen, nur wenige hundert Meter und einige Minuten entfernt, aber ebensogut hätten sie sich auch im Zentrum der britischen Kriegsflotte befinden können. Der Kreuzer hatte sämtliche Geschütze auf die NAUTILUS gerichtet, und Mike war sicher, daß sie das Feuer eröffnen würden, wenn sich das Schiff auch nur rührte. Und aus dieser geringen Distanzkonntensie gar nicht danebenschießen.

»Moment mal«, sagte Ben plötzlich. »Das... das gibt es doch nicht!« »Was?« fragte Mike.

Ben begann plötzlich mit beiden Händen zu gestikulieren. »Bist du denn blind?« rief er. »Siehst du das etwa nicht? Das ist eindeutsches Schiff!«

Mikes Augen weiteten sich ungläubig, während sein Blick über die Flanke des gewaltigen Schiffes glitt, das neben ihnen lag. Er starrte die Flagge mit dem weißen Balkenkreuz auf schwarzem Grund an, und dann die Uniformen der Matrosen, die hinter den Geschützen oder mit angelegten Gewehren an der Reling standen, und er wußte, daß Ben recht hatte – aber er weigerte sich für einen Augenblick einfach noch, es zu glauben. »Das... das darf doch nicht wahr sein!« jammerte Ben. »Vermutlich gibt es in der ganzen deutschen Flotte nur einen Kapitän, der wahnsinnig genug ist, direkt die englische Küste anzulaufen, und wir laufen ausgerechnet ihm in die Arme. « Plötzlich wurde er noch blasser, als er ohnehin schon war. Mit einer entsetzten Bewegung fuhr er zu Trautman herum. »Fahren Sie los!« keuchte er. »Mein Gott, Trautman, wissen Sie, was passiert, wenn die GRISSOM hier auftaucht?! Sie... sie werden auf der Stelle übereinander herfallen, und wir sind mitten zwischen ihnen! Wir werden in Stücke geschossen!«

Trautman sah ihn nur traurig an. Sein Gesicht war grau geworden, und plötzlich sah er unendlich müde und alt aus. Er

rührte sich nicht, und er rührte auch das Ruder nicht an. Es wäre

auch zu spät gewesen.

Die HMS GRISSOM und das Schnellboot tauchten hinter dem Felsen auf. Mike hielt den Atem an. Nichts geschah. Weder das deutsche Schiff noch die GRISSOM eröffnete das Feuer. Der Zerstörer kam langsam näher, begleitet von dem kleinen Kanonenboot, das sich nun wieder aus seinem Windschatten löste und direkt auf die NAUTILUS zufuhr. Sämtliche Geschütze der GRISSOM waren auf die NAUTILUS gerichtet. Auf die NAUTILUS – nicht etwa auf das deutsche Schiff. Und auch dessen Kanonen blieben weiter auf sie gerichtet, statt auf den Erzfeind einzuschwenken, wie Ben und Mike eigentlich erwartet hatten. Nicht einmal die Soldaten, die hinter der Reling des Kreuzers standen, bewegten sich.

»He!« murmelte Mike. »Da... da stimmt doch was nicht!«

Trautman schwieg noch immer. Aber auf seinem Gesicht war ein ungläubiger Ausdruck erschienen. Wortlos sahen sie zu, wie sich das Schnellboot näherte, die NAUTILUS einmal umkreiste und dann ganz in der Nähe des Turmes zur Ruhe kam. In seinem Bug erschien eine hochgewachsene, in eine dunkelblaue Marineuniform gekleidete Gestalt, die ein Megaphon in den Händen hielt.

»Ahoi, Kapitän Trautman – oder wie immer Sie heißen mögen!« rief er. »Gestatten Sie, daß ich an Bord komme?«

Während die Besatzung des Schnellbootes eine Planke herbeischaffte, über die Stanley trockenen Fußes auf das tiefer gelegene Deck der NAUTILUS gelangen konnte, öffnete Trautman die Turmluke und kletterte als erster ins Freie – sehr langsam und mit erhobenen Händen, was Mike im allerersten Moment ein wenig dramatisch vorkam. Aber als er ihm nach einigen Augenblicken folgte und einen Blick zur Reling des Zerstörers emporwarf, da empfand er Trautmans Vorsicht als gar nicht mehr so übertrieben. Zum ersten Mal sah er, wie viele Gewehre sich auf die NAUTILUS gerichtet hatten – er zählte sie nicht, aber es mußten weit über hundert sein. Und obwohl die Soldaten mit sprichwörtlich preußischer Disziplin dastanden und sich nicht rührten, konnte er ihre Nervosität regelrecht fühlen. Die Situation hatte etwas von der Lage eines Mannes an sich, der mit beiden Füßen in einer Schüssel voller Benzin steht und eine brennende Zigarette in der Hand hält. Ein winziger Fehler, vielleicht nur eine unbedachte Bewegung, und ihnen würde keine Zeit mehr bleiben, sie zu bereuen.

Nach und nach kamen auch die anderen an Deck – Ben, Juan, Chris, Singh und schließlich als letzte Serena, dicht gefolgt von Astaroth und Isis, der kleinen schwarzweißen Katze, die sie von ihrem Abenteuer auf dem Meeresgrund mitgebracht hatten. Niemand sprach. Selbst Astaroth, der normalerweise keine Gelegenheit ausließ, eine gehässige Bemerkung anzubringen, schwieg jetzt. Alle blickten Stanley mit steinernem Gesicht entgegen.

Die Soldaten hatten den provisorischen Laufsteg mittlerweile befestigt. Ein halbes Dutzend mit Gewehren bewaffneter Männer war auf das Deck der NAUTILUS heruntergekommen und hatte im Halbkreis rings um sie herum Aufstellung genommen, aber Stanley selbst zögerte sonderbarerweise noch, das Schnellboot zu verlassen. Sein Blick irrte immer wieder zwischen der NAUTILUS und dem deutschen Kreuzer hin und her, als warte er auf etwas oder jemanden. Und er mußte auch nicht mehr lange warten. Nach kaum einer Minute durchdrang das Geräusch eines Motors die fast unheimliche Stille, die sich über dem Tauchboot ausgebreitet hatte, und dann kurvte eine kleine Barkasse um den Kreuzer herum und hielt unmittelbar neben Stanleys Schnellboot an. Mike beobachtete mit wachsender Verblüffung, wie ein halbes Dutzend deutscher Soldaten auf das Kanonenboot übersetzte und sich von dort aus zu ihren englischen Kollegen gesellte. Als letzter setzte ein hochgewachsener, bärtiger Mann in der Uniform eines Kapitäns zu Stanley über. Die beiden tauschten einige knappe Worte und betraten dann gemeinsam die NAUTILUS. »Was um alles in der Welt bedeutet das?« murmelte Ben fassungslos. »Was hat er mit diesem Deutschen zu tun?«

Trautman gebot ihm mit einer raschen Geste, zu schweigen. Er blickte den beiden Offizieren gebannt entgegen. Sie kamen nebeneinander näher, fast im Gleichschritt, und obwohl sie sich so unähnlich waren, wie es nur ging – Stanley eine schlanke, drahtige Erscheinung mit dem typischen Aussehen und Gehaben eines britischen Gentleman, der Deutsche ein wahrer Koloß, gut einen Kopf größer als Stanley und mit einem Gesicht, auf dem ein Lachen einfach unvorstellbar erschien, strahlten sie doch beide dieselbe Art von Autorität und Kompetenz aus. Nur etwas, auf das Mike wartete, fehlte: Zwischen den Männern war nicht die mindeste Feindschaft. Mike wiederholte in Gedanken die Frage, die Ben gerade gestellt hatte: Wasum alles in der Welt ging hier vor?

Stanley und sein riesenhafter Begleiter kamen heran und blieben in zwei Schritten Abstand stehen. Stanley salutierte spöttisch, während der Deutsche Mike und die anderen nur aufmerksam und aus mißtrauisch funkelnden Augen ansah. »Kapitän Trautman«, begann Stanley, nachdem Trautman seinen Gruß mit einem angedeuteten Kopfnicken erwidert hatte. »Ich sagte doch, daß ich darauf bestehe, Sie und Ihre Enkelkinder zum Dinner auf mein Schiff mitzunehmen. Wußten Sie nicht, daß man die Einladung eines britischen Offiziers nicht ausschlägt?«

»Ihr Humor ist unangebracht«, sagte Trautman. Er deutete auf die Soldaten, die mit angelegten Gewehren einen Halbkreis um sie bildeten, und dann auf den Deutschen. »Was geht hier vor? Haben wir etwas verpaßt? Ist der Krieg beendet?«

»Zumindest für Sie – ja«, antwortete Stanley, noch immer in freundlichem Ton, aber jetzt nicht mehr lächelnd. »Aber bitte verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Darf ich vorstellen: Kapitänleutnant Brockmann, kommandierender Offizier des kaiserlichen Zerstörers HALLSTADT. Die GRISSOM kennen Sie ja bereits. Wo ist der Rest Ihrer Besatzung, wenn ich fragen darf?« »Wir sind vollzählig versammelt«, antwortete Trautman.

»Sie lügen«, behauptete Brockmann. »Das sind doch nur ein paar Kinder. «

Trautman zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Wenn Sie sich selbst davon überzeugen wollen, bitte schön«, sagte er. »Die NAUTILUS steht Ihnen zur Verfügung. Ich glaube ohnehin nicht, daß ich Sie daran hindern kann, sie zu durchsuchen. « »Das ist richtig«, erklärte Stanley lächelnd. Er machte eine knappe Handbewegung. Zwei seiner Männer und auch zwei der deutschen Soldaten hängten sich ihre Gewehre über die Schultern und kletterten hintereinander zur Turmluke hinauf, um im Inneren des Schiffes zu verschwinden.

»Was geht hier überhaupt vor?« fragte Trautman. »Was soll das alles bedeuten? Wieso schießen Sie auf uns? Ich verlange eine Erklärung!«

Stanley lachte erneut. »Sie haben Ihren Humor immer noch nicht verloren«, stellte er fest. »Das ist gut. Natürlich werde ich Ihnen Rede und Antwort stehen aber zuerst lassen Sie mich ein paar Fragen stellen, einverstanden?«

»Zuallererst möchte ich wissen, was dieser Deutsche hier zu suchen hat!« sagte Ben. Er deutete herausfordernd auf Brockmann, der mit unbewegtem Gesicht dastand. »Wir sind hier in britischen Gewässern. Was sucht ein deutsches Schiff hier? Noch dazu einKriegsschiff?«

»Immer mit der Ruhe, mein Junge«, sagte Stanley. »Ich kann dir versichern, daß Kapitänleutnant Brockmann mit vollem Wissen und Billigung der Queen und der britischen Regierung hier ist. Du bist Brite?« »Ja«, antwortete Ben. »Aber ich bin seit ein paar Minuten nicht mehr sicher, ob ich wirklich stolz darauf sein soll. «

Stanley nahm auch das mit einem Lächeln hin. Er musterte aufmerksam die Gesichter der anderen. Schließlich blieb sein Blick an Singh hängen. »Inder, nehme ich an. «

Singh antwortete nicht, aber das hatte Stanley wohl auch nicht wirklich erwartet, denn er setzte seine Musterung fort und wandte sich an Juan. »Wie ist dein Name, mein Junge?«

»Juan«, antwortete Juan. »Juan de Perodesta. « »Spanier also.

« Stanley nickte und maß Trautman mit einem nachdenklichen Blick. »Trautman... « sagte er gedehnt. »Das klingt, als wären Sie ein Landsmann von Mister Brockmann. Da haben wir ja eine richtige multinationale Mannschaft, wie? Und da sage noch einmal jemand, daß verschiedene Völker nicht friedlich zusammenarbeiten können. «

Als nächstes kam Serena an die Reihe. »Und du, meine Kleine?« Er hob rasch die Hand. »Laß mich raten

– das blonde Haar, ein sehr hübsches Gesicht... Schweden? Norwegen?«

»Ich komme aus Atlantis«, antwortete Serena. »Falls Sie wissen, wo das liegt. «

Stanley blinzelte, starrte Serena eine Sekunde lang verblüfft an und lachte schließlich wieder. »In der Tat«, sagte er, »eine wirklich erstaunliche Mannschaft haben Sie da, Mister Trautman. Aber irgendwie paßt sie auch zu Ihrem Schiff. Sie haben diesen Koloß tatsächlich nur mit einer Besatzung aus einer Handvoll Kinder gesteuert?«

»Was für eine Art von Schiff ist das überhaupt?« fragte Brockmann. »Ich habe so eine Konstruktion noch nie gesehen. «

»Das glaube ich Ihnen gerne«, sagte Serena. Mike versuchte sie mit einem fast verzweifelten Blick zum Schweigen zu bringen, aber sie bemerkte es nicht. »Es stammt aus meiner Heimat. «

»A ja, aus Atlantis, ich verstehe«, sagte Stanley lächelnd. »Was für eine dumme Frage – deswegen ist es auch ein Unterseeboot, nicht wahr? Verraten Sie mir, unter welcher Flagge Sie fahren, Mister Trautman, und wie Ihr Schiff heißt?«

»Unter keiner Flagge«, sagte Trautman. »Und das Schiff heißt NAUTILUS. «

»NAUTILUS, originell«, sagte Stanley. Er lächelte erneut, aber nur für ungefähr eine halbe Sekunde, dann gefror das Lächeln regelrecht auf seinem Gesicht. Mit einem Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit starrte er erst Trautman an, dann fuhr er herum und sah sich wild um, so, als erwarte er im nächsten Moment etwas Ungeheuerliches zu erblicken. »EtwadieNAUTILUS?« fragte er.

»Sie haben es erraten«, antwortete Trautman. Er seufzte leise, als er Mikes entsetzten Blick bemerkte. »Er hätte es sowieso herausgefunden«, sagte er. »Tut mir leid, aber es ist aus. «

»Die NAUTILUS?« Stanley schien immer noch nicht fassen zu können, was er sah und hörte. »Kapitän Nemos Schiff! Unglaublich! Dann... dann existiert es wirklich. Es ist nicht nur eine Legende!« Kopfschüttelnd wandte er sich an Brockmann, der die ganze Zeit schweigend und mit vollkommen unbewegter Miene zugehört hatte. Dabei hatte der eine Satz, den er in akzentfreiem Englisch gesprochen hatte, bewiesen, daß er Stanleys Sprache ausgezeichnet beherrschte und jedes Wort verstanden haben mußte. Die Selbstbeherrschung, die dieser Mann an den Tag legte, war Mike beinahe unheimlich.

»Jetzt wird mir einiges klar«, sagte Stanley kopfschüttelnd. »Kein Wunder, daß wir Sie so lange vergeblich gesucht haben. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was man sich über dieses Schiff erzählt, dann muß es zu wahren Wunderdingen fähig sein. « Mit einem plötzlichen Ruck drehte er sich wieder zu Trautman herum. Seine Augen wurden schmal. »Sie haben

mir nicht etwa einen falschen Namen genannt, Mister

Trautman? Oder sollte ich Sie besserKapitän Nemonennen?«

Trautman lächelte. »Nein. Ich bin nicht Nemo. Er ist schon lange tot. Und jetzt wäre ich Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mir endlich erklären würden, was das alles hier zu bedeuten hat! Wieso schießen Sie auf uns? Was soll diese Hetzjagd? Wir haben Ihnen nichts getan. Das einzige, was wir uns haben zuschulden kommen lassen, war, Ihren Seemann zu retten. Ist das neuerdings ein Verbrechen?«