121927.fb2 Das Ultimatum - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 3

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»Ich habe mich schon gewundert, daß er in die psychiatrische Abteilung eingewiesen wurde.«

»Nun wissen Sie, warum. Ich behaupte nicht, daß ich wüßte, warum er so versagte, aber ich weiß, daß wir sofort einen anderen Mann zu den Halivanu schicken müssen, der Breckenridges Entscheidung rückgängig macht und sie zum Verlassen des Planeten auffordert.«

»Ich verstehe, Sir.«

»Ich möchte, daß Sie gehen, Crosley. Und zwar sofort. Nehmen Sie einen Mann mit und trennen Sie sich in keiner Sekunde von ihm, besonders dann nicht, wenn Sie das fremde Schiff betreten. Erklären Sie ihnen, daß Ihr Vorgänger ohne den Befehl seines Vorgesetzten handelte und daß wir sie mit Waffengewalt verjagen werden, wenn sie bei Sonnenaufgang Bartlett V nicht verlassen haben.«

Crosley wurde noch bleicher, beherrschte sich aber. »Ich werde sofort abrücken, Sir.«

»Bevor Sie gehen — wiederholen Sie den Auftrag.«

Crosley wiederholte ihn.

»Sie werden keinen Versuch machen, sich auf Verhandlungen einzulassen, Leutnant?«

»Nein, Sir.«

»Sie übermitteln das Ultimatum und kommen zurück. Es ist nicht notwendig, auf die Antwort zu warten. Wenn sie morgen früh noch hier sind, eröffnen wir das Feuer.«

»Ja, Sir.«

»Sie haben verstanden, was ich sagte? Sie werden später nicht behaupten, ich hätte Ihnen einen anderen Auftrag erteilt?«

»Natürlich nicht, Sir.«Crosley lächelte.

»Gut. Machen Sie sich auf den Weg.«

* * *

Die Stunden vergingen. Der Zapfenstreich wurde geblasen, aber Wharton blieb wach. Unruhig marschierte er in seinem Dienstzimmer auf und ab. Das Licht der Sterne, die hell in der mondlosen Dunkelheit flimmerten, fiel durch das Fenster herein. Wharton ballte die Fäuste und starrte in die Nacht hinaus.

Er empfand Mitleid mit Breckenridge. Es war eine verteufelte Sache, wenn man nicht mehr zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Zu behaupten, etwas sei wahr, wenn es den Stempel der Falschheit trug. Die psychiatrischen Tests hatten nichts erwiesen; Breckenridge behauptete steif und fest, er habe den Auftrag zum Verhandeln gehabt. Schizophrenie — so hatte der Arzt es genannt. Aber Schizophrenie war keine Krankheit, die man sich plötzlich zuzog. Schizophrenie baute sich langsam auf, sie hatte Vorboten, die auch dem Nichtmediziner im Laufe der Zeit auffielen. Breckenridge hatte immer den Eindruck eines ausgeglichenen, verläßlichen Offiziers gemacht.

Kein Wunder, daß Wharton zu der Überzeugung kam, die Halivanu hätten etwas mit Breckenridge angestellt. Aber Breckenridge leugnete es, und die EEG-Tests erbrachten keinen Beweis, daß er unter der Einwirkung von Rauschgiften oder Hypnose stand. Aber das EEG war nie hundertprozentig zuverlässig…

Wharton musterte sein verschwommenes Spiegelbild, das ihm aus der Scheibe entgegenblickte. Er war sicher, daß die Halivanu nicht über übernatürliche Kräfte verfügten. Sie waren lediglich eine sich gegen die Umwelt abschließende Rasse, und es bestand kein Anlaß, ihnen magische Fähigkeiten zuzuschreiben.

Ein Licht bewegte sich durch die Dunkelheit. Wharton hörte das Röhren des Jetschlittens. Crosley kehrte zurück.

Ungeduldig stürmte Wharton hinaus. Die Nachtluft war klar und kalt. Crosley und sein Fahrer, ein Unteroffizier namens Rodriguez, entstiegen dem Schlitten. Sie nahmen Haltung an, als sie ihn sahen.

»Hat es Schwierigkeiten gegeben?« fragte Wharton.

»Nein, Sir. Aber wir haben ihn nicht gefunden«, erwiderte Crosley. »Wir haben stundenlang gesucht, aber…«

»Wovon, zum Henker, reden Sie?« fragte Wharton mit einer Stimme, die halb erstickt klang. »Wen haben Sie nicht gefunden?«

»Breckenridge natürlich, Sir«, sagte Crosley. »Wir haben in großen Kreisen gesucht, wie Sie es befahlen, aber…«

Wharton blinzelte verdutzt. »Was heißt das, daß Sie nach Breckenridge suchten, Crosley?«

»Haben Sie uns nicht ausgeschickt, um nach ihm zu forschen? Er hatte sich doch auf der Rückfahrt von dem fremden Schiff in der Ebene verirrt, und Sie gaben uns den Befehl, nach ihm Ausschau zu halten. Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?«

Eine kalte Faust schien sich um Whartons Herz zu klammern. »Kommen Sie zu mir herein, Leutnant. Sie ebenfalls, Rodriguez.«

Er ging in sein Dienstzimmer voraus und spielte ihnen das Band vor, das sein Gespräch mit Crosley enthielt. Je länger die beiden Männer zuhörten, um so sichtbarer wurde ihre Verwirrung.

Als das Band abgelaufen war, sagte Wharton: »Wollen Sie immer noch behaupten, ich hätte Sie ausgeschickt, um nach Breckenridge zu suchen?«

»Aber — ja…«

»Breckenridge schläft in der psychiatrischen Abteilung. Er hat sich nie verirrt. Er kam vor Stunden zurück. Ich habe Sie ausgeschickt, um ein Ultimatum zu übergeben. Haben Sie Ihre eigene Stimme nicht erkannt, Crosley?«

»Sie klang wie meine Stimme, zugegeben, Sir. Aber ich erinnere mich nicht — das heißt…«

Die weitere Befragung lief immer auf das gleiche hinaus. Das Anhören des Tonbandes trug nur dazu bei, die Verblüffung Crosleys zu steigern. Sein Gesicht wirkte geisterhaft bleich. Er war sicher, daß sie nur in weiten Kreisen nach Breckenridge gesucht hatten, was Rodriguez bestätigte. Selbst als Wharton ihnen erklärte, daß er ihre Fahrt zum Schiff der Halivanu auf dem Radarschirm verfolgt habe, schüttelten sie die Köpfe.

»Wir sind nie in die Nähe des Schiffes gekommen, Sir. Unser Befehl lautete…«

»Schon gut, Leutnant. Gehen Sie zu Bett. Sie auch, Rodriguez. Vielleicht hat sich Ihr Gedächtnis bis zum Morgen gebessert.«

* * *

Wharton konnte nicht schlafen. Zuerst Breckenridge, dann Crosley und Rodriguez. Alle drei kamen mit unsinnigen Geschichten von dem fremden Schiff zurück. Wharton fühlte, wie sein Selbstvertrauen zum erstenmal erschüttert wurde. War am Ende doch etwas an diesen sonderbaren Geschichten, die über die Halivanu erzählt wurden?

Nein. Es konnte nichts daran sein. Übersinnliche Fähigkeiten in einem durch kühle Technik beherrschten Zeitalter? Unsinn.

Wie war aber sonst zu erklären, was seinen Männern widerfahren war? Schizophrenie war doch keine ansteckende Krankheit? Die Tatsache, daß drei Männer nach ihrer Rückkehr von den Fremden verändert waren, ließ sich nicht leugnen. Crosley hatte sogar die Echtheit der Bandaufnahme angezweifelt.

Am Morgen wußte Wharton, was er zu tun hatte. Es ging ihm nicht mehr in erster Linie darum, die Souveränität der Erde zu schützen. Das mochte wichtig sein, aber nicht so wichtig wie die Aufgabe, herauszufinden, mit welchen Tricks die Halivanu drei seiner besten Männer beeinflußt hatten. Der einzige Weg, dies festzustellen, bestand darin, daß er sich selbst auf den Weg machte. Er konnte nicht weiter andere hinausschicken. Wenn er es tat, würde er bald keine Offiziere mehr zur Verfügung haben. Sie waren ohnehin grüne Jungen. Für diese Aufgabe wurde ein Mann gebraucht, ein Veteran aus dem Dormirankrieg, den nichts mehr erschüttern konnte.

Natürlich mußten gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Nur für den Fall der Fälle.

Als der Morgen anbrach, ließ Wharton Captain Lowell, den ältesten seiner Offiziere, zu sich kommen.

»Lowell, ich werde selbst zu dem Schiff der Halivanu fahren«, erklärte Wharton. »Sie übernehmen das Kommando, bis ich zurück bin. Hören Sie gut zu. Ich werde den Halivanu vier Stunden geben, den Planeten zu verlassen. Am Ende dieser vier Stunden nehmen Sie sie mit allen Waffen unter Feuer, selbst wenn ich Ihnen den Befehl gebe, dies nicht zu tun. Verstanden? Mißachten Sie meinen Befehl, wenn es notwendig wird, aber feuern Sie aus allen Rohren, wenn die Frist um ist.«

Lowell sah völlig verwirrt aus. »Sir, ich verstehe Sie nicht…«

»Versuchen Sie gar nicht erst, mich zu verstehen. Es genügt, wenn Sie zuhören. Diese Unterhaltung ist auf Band aufgenommen worden. Spielen Sie sie mir vor, wenn ich zurückkomme.«

Einen völlig verstörten Lowell zurücklassend, machte sich Wharton mit dem Düsenschlitten auf den Weg. Smithson, der Breckenridge gefahren hatte, saß wieder am Steuer. Die Männer schwiegen. Schnell jagte der Schlitten über die weite Ebene. Langsam stieg die Sonne höher. Wharton hatte Sehnsucht nach einem Tiefschlaf, aber er wußte, daß dies warten mußte. In wenigen Stunden würde die Lage so oder so geregelt sein. Er hoffte, daß Lowell den Mut hatte, seinem Befehl zuwiderzuhandeln, wenn er zurückkam. Verändert zurückkam, wie es ihm drei Männer vorexerziert hatten. Wharton lächelte. Er war zuversichtlich, daß er mit klarem Kopf zurückkommen würde.

Eine Stunde später näherten sie sich dem Plateau, auf dem die Halivanu ihr Lager aufgeschlagen hatten. Wharton sah Zelte um das schlanke fremdartig aussehende Schiff. Ein halbes Dutzend Halivanu war damit beschäftigt, Geräte aufzustellen. Sie waren große, hagere Gestalten mit rauher, graugrüner Haut. Als der Schlitten sich näherte, sonderte sich einer der Fremden ab und kam Wharton entgegen.

»Ihr Terraner besucht uns gern«, sagte der Halivanu. »Nach meiner Zählung sind Sie der dritte.«

»Und der letzte«, nickte Wharton. Er fühlte sich seltsam unbehaglich. Dem Halivanu entströmte ein eigenartiger süßlicher Geruch. Wharton blickte zu der hohen Gestalt auf. Der Fremde überragte ihn um fast einen Kopf.

»Welche Nachricht bringen Sie?« fragte der Halivanu, und im gleichen Augenblick war Wharton, als berührte eine Feder seinen Hinterkopf.

»Ich — was tun Sie?« Er fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf, aber die Feder kitzelte ihn weiter.