122098.fb2 Der Wiedersacher - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 48

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Der Beamte trat auf ihn zu und zog ein Paar Handschellen unter der Jacke hervor. Kenneallys Gedanken überschlugen sich. Für einen ganz kurzen Moment spielte er ernsthaft mit dem Gedanken, einen gewaltsamen Ausbruch zu versuchen aber wirklich nur für einen ganz kurzen Moment. Seine Einschätzung, was diese Leute hier anging, mochte durchaus richtig sein: Es waren Kleinstadtpolizisten, deren Leben sich normalerweise in so aufregenden Dingen wie der Jagd nach Scheckbetrügern oder dem Verteilen vonTickets an Falschparker erschöpfte, aber gerade das machte sie gefährlich. Er würde seinen Auftrag nicht erfüllen können, wenn er von einem übereifrigen Polizisten in den Kopf geschossen wurde.

Die Handschellen schlossen sich mit einem schnappenden Geräusch um seine Handgelenke, das allein Kenneally genug über ihren Mechanismus verriet, um sie auch ohne Schlüssel öffnen zu können. Während ihn der Beamte mit einer vollkommen übertrieben heftigen Bewegung am Oberarm ergriff und vor sich hertrieb, sah sich Kenneally das erste Mal wirklich aufmerksam um.

Was er feststellte, beruhigte ihn. Alles in allem hatte er es mit weniger als einem Dutzend Beamten zu tun, und einer vielleicht dreimal so großen – und beständig anwachsenden – Anzahl von Zivilisten, die ihr Möglichstes taten, um die Straßensperre zu durchbrechen oder wenigstens einen Blick auf die andere Seite der Barriere zu werfen, die von den drei quergestellten Streifenwagen gebildet wurde. Nicht weit entfernt zuckten die Blaulichter eines Feuerwehrwagens und einer Ambulanz um die Wette. Wenn der Tanz losging, würde er keine zehn Sekunden brauchen, um zu flüchten.

»Bevor Sie auf irgendeine dumme Idee kommen«, sagte Dessler hinter ihm. »Meine Männer haben Schießbefehl. Auch auf Sie.«

Kenneally sah sich im Gehen um. Dessler war ihm gefolgt und sah nun endlich so nervös und hilflos aus, wie Kenneally es sich am Anfang ihres Gespräches gewünscht hätte. Seine letzte Behauptung war eine glatte Lüge, und nicht einmal eine sehr glaubhafte.

Kenneally blieb stehen und sah den graugesichtigen Mann durchdringend an, und zum erstenmal fiel ihm auf, wie unscheinbar er im Grunde war. Er revidierte seine Meinung über ihn abermals, und diesmal kam er der Wahrheit wahrscheinlich ziemlich nahe. Dessler gehörte offensichtlich durchaus zu jenen Männern, die in Streßsituationen über sich hinauszuwachsen vermögen. Aber er griff dabei nach jedem Strohhalm, der sich ihm bot. In diesem Falle hieß dieser Strohhalm Kenneally.

»Sie wissen nicht, worauf Sie sich einlassen«, sagte er noch einmal, und diesmal wischte Dessler den Einwand nicht mit einer Handbewegung zur Seite, sondern antwortete im gleichen Ton:

»Dann sagen Sie es mir, verdammt noch mal! «

»Ich wollte, ich wüßte es«, antwortete Kenneally. Er erinnerte sich an die Schwärze, nicht mehr. Etwas war aus dem Haus gekommen. Er wußte immer noch nicht, was, aber er wußte, daß es hierherkam. »Ich kann Ihnen nur eines sagen: Was immer Sie sehen, schießen Sie darauf.« Falls es etwas nutzt.

»Sie meinen das ernst, nicht?« fragte Dessler. »Ich meine, Sie … Sie glauben wirklich, wir sind hier in einer Ihrer BronxSchießereien oder irgendeinem dieser beschissenen Hollywood-Filme, wie? Sie müssen völlig verrückt sein! Sie … Sie können nicht einfach hierherkommen und Krieg spielen! Sie – «

Jemand schrie. Einen Moment später fiel ein einzelner Pistolenschuß, und obwohl die beiden Laute jeder für sich sonderbar dünn und fast verloren klangen, wirkte der eine wie ein Katalysator für den anderen. Für den Bruchteil einer Sekunde kehrte eine fast gespenstische Stille ein, in der selbst das asynchrone Heulen der Sirenen innezuhalten schien.

Dann brach ringsum und überall zugleich Panik aus. Kenneally sah nicht hin. Er brauchte zwei Sekunden, um den Polizeibeamten zu überwältigen, der ihn eskortierte, und weitere fünf, um sich der Handschellen zu entledigen.

Es war ein Anblick wie aus einem jener Post-Doomsday-Filme, die er früher so gerne gesehen hatte, nur weniger dramatisch, nicht in Technicolor, sondern in Schwarz-Weiß und ohne akustische Untermalung.

Vielleicht wirkte sie deshalb so entsetzlich real.

Die Straße vor dem Haus war verschwunden. Was Brenner im allerersten Moment für Dunkelheit gehalten hatte, war eine tintige Schwärze, die lautlos aus den Wolken herausgesickert war und sich als farbenvernichtendes Leichentuch über der Schöpfung ausgebreitet hatte. Und etwas von dieser Dunkelheit begann auch in seine Seele zu kriechen und sie zu zerstören; langsam, schleichend und fast ohne Schmerz.

»Was … was ist das?« flüsterte er noch einmal.

Diesmal bekam er eine Antwort, auch wenn die Worte ebensowenig an Johannes gerichtet waren, wie seine Frage ihm gegolten hatte.

»Die Ödnis«, flüsterte der junge Geistliche. »Das öde Land. Vater im Himmel, es … es hat begonnen.« Brenner sah aus den Augenwinkeln, wie Johannes sich bekreuzigte und eine Bewegung begann, wie um auf die Knie zu sinken, sie aber nicht zu Ende führte; wie eine Marionette, deren Spieler auf einmal beschlossen hatte, ein anderes Stück zu spielen. Warum fiel ihm ausgerechnet dieser Vergleich ein?

»Was hat begonnen?« fragte Salid. Es war Brenner immer noch nicht möglich, seinen Blick von der furchterregenden Schwärze jenseits der Schwelle zu lösen, aber er registrierte trotzdem, wie Salid sich herumdrehte und Johannes scharf ansah. »Was?«

»Die Apokalypse« antwortete Johannes. »Das Ende der Welt. Verstehen Sie denn nicht? Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sehen Sie doch hin! «

»Ich sehe nichts«, antwortete Salid. »Ausgenommen der Tatsache, daß wir vielleicht doch noch eine Chance haben.« Er wandte sich an Brenner. »Was ist mit Ihnen? Sind Sie okay?«

Ein Gefühl eindeutig hysterischer Belustigung stieg in Brenner hoch. Okay? »Das ist die lächerlichste Frage, die ich heute gehört habe«, antwortete er.

Salid nickte. »Sie sind okay«, behauptete er. »Los, jetzt weg hier. Lauft zu dem Wagen dort drüben. Ich komme sofort nach!«

Lächerlich oder nicht, Salids unheimliche Macht über Brenners Willen funktionierte noch immer. Diesmal beobachtete er sich selbst genau: Seine Gliedmaßen setzten sich nicht nur ohne, sondern eindeutig gegen seinen eigenen Entschluß in Bewegung. Ohne daß Salid ihn eigens dazu auffordern mußte, ergriff er Johannes' Hand und zog ihn mit sich die kurze Treppe hinab und auf den Wagen auf der gegenüber liegenden Straßenseite zu, auf den Salid gedeutet hatte. Es war nur einer von mehreren Wagen. Etwas stimmte nicht damit, aber er vermochte nicht zu sagen, was. Vielleicht war er es ja, mit dem etwas nicht stimmte. Sie. Johannes, Salid und er waren die einzigen lebenden Wesen in dieser Fantasy-Kulisse, und sie hatten hier ebensowenig verloren wie Häuser, die Menschen verschlangen, und Männer, deren Gesichter sich in Nichts auflösten, in der Wirklichkeit. Er hatte mehr und mehr das Gefühl, durch eine Drehtür in eine fremde, bizarre Nicht-Wirklichkeit getreten zu sein.

Und es wurde schlimmer, mit jedem Schritt, den sie sich vom Haus entfernten. Jemand hatte einen Eimer geschmolzenes Pech genommen und über der Welt ausgegossen. Die einzige Farbe, die er sah, war schwarz. Der Himmel war leergefegt; es gab keine Wolken, keine Sterne, nichts mehr, nur eine einheitliche schwarze Fläche, die mit rauchigen Fäden aus Dunkelheit mit der Erdoberfläche verbunden schien.

Sein Fuß stieß gegen ein Metallteil, das scheppernd davonrollte. Brenner sah ihm nach. Er hatte das Gefühl, es eigentlich erkennen zu müssen, aber es dauerte eine Sekunde, ehe aus diesem Gefühl auch tatsächlich Wis sen wurde: es war eine Gürtelschnalle. Die Metallteile einer Gürtelschnalle. Der dazugehörige Lederriemen fehlte. So, wie der hölzerne Schaft des Gewehres, dessen Lauf, Abzug und Schußmechanismus er daneben entdeckte. Wie das Lederarmband der Uhr, die vor ihm lag. Der Kinnriemen des Helmes. Die Kunststoffteile des Handfunkgerätes, dessen Metallskelett vor ihm glitzerte – die Straße war voller Trümmer. Waffen, Kleidungs-und Ausrüstungsstücke, vielleicht auch Dinge des alltäglichen Gebrauchs, die die Männer bei sich gehabt hatten, die das Haus stürmten. Aber alles, was nicht aus Metall oder Glas bestand, war verschwunden.

Und als hätte diese Erkenntnis einen Schleier von seinen Augen gezogen, sah er nun auch, was mit der Silhouette der Baumreihe auf der anderen Straßenseite nicht stimmte.

Sie war skelettiert. Die Bäume hatten sich in nackte, abgenagte Stämme verwandelt, an deren Ästen nichts mehr war. Aus den Büschen waren bizarre Skulpturen aus gebogenem Draht geworden, und die Erde dazwischen war so tot wie schwarze Lava. Alles Lebende war von diesem Ort entfernt worden, so spurlos und gründlich, als hätte es niemals existiert. Das kriechende Inferno hatte nicht nur das Haus und die Männer, die darin eingedrungen waren, verschlungen, sondern auch alles, was hier draußen existiert hatte.

Von einem Gefühl plötzlich neu aufkommender Panik erfüllt, sah Brenner sich wild auf der Straße um, aber er entdeckte nicht, wonach seine entsetzt aufgerissenen Augen suchten. Der Straßenbelag war übersät mitTrümmerstücken, deren ursprüngliches Aussehen er zum Großteil nicht einmal erraten konnte, aber er sah weder Leichen noch Reste von Kleidung, abgesehen von jener ersten Gürtelschnalle und etwas, das eineungute Ähnlichkeit mit Brillengläsern hatte; Dinge, die man verlieren konnte – zum Beispiel, wenn man auf der Flucht vor jemandem war. Oder Etwas.

»Was zum Teufel tut ihr hier?« Salid kam mit zwei, drei gewaltigen Sätzen herangestürmt und fuchtelte dabei mit beiden Armen. Seine Hände waren jetzt nicht mehr leer, und Brenner begriff, warum er noch einmal ins Haus zurückgelaufen war, obwohl das Gebäude jeden Moment über ihm hätte zusammenbrechen können. Der Palästinenser war jetzt wieder bewaffnet: Er hielt eine Maschinenpistole in der rechten und drei oder vier Reservemagazine in der linken Hand.

»Lauft weiter! Verdammt!« Er versetzte Johannes einen Stoß, der ihn haltlos taumeln ließ. Brenner stolperte von sich aus weiter, auch wenn er das Gefühl hatte, sich bei jedem Schritt übergeben zu müssen. Unter seinen Schuhen knirschten Glas und Metall, und leise, ganz weit entfernt, aber trotzdem gerade noch an der Grenze des Wahrnehmbaren, war da noch immer dieses unheimliche Rascheln und Wispern.

Salid erreichte den Wagen als erster, riß die Tür auf und sprang mit einem Fluch zurück. Eine schwarze, glitzernde Schlammwoge schwappte ihm entgegen und zerspellte auf der Straße vor seinen Füßen in hunderttausend Einzelteile, die auf emsig huschenden Beinchen davonwirbelten. Salid stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem Keuchen und einem Schrei lag und sprang einen weiteren Schritt zurück, und auch Brenner und Johannes blieben wieder stehen.

Dieser Wagen würde sie nirgendwo mehr hinbringen. Er war nur noch ein Skelett, pures Metall und Glas, das auf blankgefressenen Felgen schräg wie ein gestrandetes Schiff dastand. Aus dem Armaturenbrett hingen halb aufgelöste Instrumente wie metallene Eingeweide, die nur noch von glitzernden, ihrer Kunststoffisolation beraubten Kupfer-und Messingdrähten gehalten wurden. Lenkrad und Sitze waren vollkommen verschwunden. Der Wagen hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit den ausgebrannten Wracks, die Brenner in seiner Funktion als Versicherungsvertreter dann und wann zu Gesicht bekommen hatte. Nur daß er nicht gebrannt hatte. Etwas hatte ihn regelrecht aufgelöst.

Salid verzog angeekelt das Gesicht und begann nach den winzigen Insekten zu treten, die vor ihm davonhuschten. Sie zerplatzten mit einem sonderbar hellen, weithin hörbaren Geräusch, und Brenners Phantasie hatte sich weit genug von ihren Zügeln losgerissen, um daraus dünne, nach Vergeltung verlangende Schmerzensschreie zu machen.

Die Tiere griffen Salid nicht an. Wer immer sie geschickt was immer sie geschickt – hatte, hatte sie nicht gesandt, um sie zu vernichten. Trotzdem hielt Salid nicht inne, sondern trat immer wilder und mit immer größerer Kraft zu. Seine Schuhe stampften die winzigen Tierchen in den Boden, als zertrete er keine fingernagelgroße Insekten, sondern ein gefährliches Untier, von dem er fürchtete, daß es ihm seine Fänge ins Fleisch trieb, wenn er es nicht mit dem ersten Angriff unschädlich machte. Er stieß immer noch diese sonderbaren, keuchenden kleinen Schreie aus. Und er hörte auch nicht auf, als vor ihm längst nichts mehr war, sondern steigerte sich in eine regelrechte Raserei.

Schließlich hob Brenner die Hand und berührte Salid an der Schulter. »Es ist gut«, sagte er. »Hören Sie auf, Salid. Es ist vorbei.«

Nichts war vorbei, und das wußten sie beide, und es war erst recht nichts gut. Aber wenn schon nicht seine Worte, so war es vielleicht das Gewicht seiner Hand, das den unseligen Bann brach. Salid fuhr herum und schlug seinen Arm so heftig zur Seite, daß Brenner beinahe aus dem Gleichgewicht geraten wäre und ein betäubender Schmerz bis in seine Schulter hinaufschoß. Aber er blickte dabei auch in Salids Augen, und er sah, daß das Feuer des Wahnsinns darin erlosch und einer noch immer tobenden, aber trotzdem anderen Furcht Platz machte. Was Salid jetzt spürte, war Angst; ein gutes Gefühl, gegen das, was zuvor von ihm Besitz ergriffen hatte.

»Es ist vorbei«, sagte Brenner noch einmal.

Salid atmete hörbar ein. Nervös fuhr er sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich … es tut mir leid.«

»Was?« fragte Brenner. »Daß Sie ein menschliches Gefühl gezeigt haben?«

»Ich habe die Kontrolle verloren«, sagte Salid. »Bitte verzeihen Sie.« Er zögerte einen kurzen, aber spürbaren Moment, dann fügte er hinzu: »Ich hasse Spinnen. Es ist albern, aber … Es wird nicht wieder passieren.«

Brenner schwieg. Es waren keine Spinnen gewesen. Nicht nur. Nicht einmal zu einem Großteil. Und drinnen im Haus waren sie zu Millionen über sie hergefallen. Wieso hatte Salid dort nicht so reagiert, wenn er tatsächlich nur an einer Arachnophobie litt?

Er wußte die Antwort, kaum daß er die Frage in Gedanken formuliert hatte, und – was vielleicht schlimmer war – Salid las es deutlich in seinen Augen. Der Palästinenser fürchtete Spinnen ebensowenig wie Maschinengewehre und Kampfhubschrauber oder irgend etwas auf dieser Welt. Das einzige, was er fürchtete, war die Angst. Und für einen Moment hatte sie ihn überwältigt. Er hatte die Kontrolle verloren; über die Situation, über das Geschehen und vor allem über sich selbst, und das war es, was ihm angst machte.

Dann, von einer Sekunde auf die andere, war er wieder er selbst. Er fuhr mit einem Ruck herum, starrte den ausgehöhlten Wagen eine halbe Sekunde lang fast haßerfüllt an und versetzte derTür schließlich einen wuchtigenTritt.

»Damit kommen wir jedenfalls nicht weiter«, sagte er zornig. Er starrte einen Moment ins Leere, drehte sich dann nach rechts, nach links und wieder nach rechts. Brenner konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Zugleich fand er mehr und mehr zu seinem gewohnten Selbst zurück. Auch wenn er vor dem Gedanken zurückschreckte: Brenner war sicher, daß Salid diese Situation begrüßte. Es war eine Herausforderung. Eine Aufgabe, die zu lösen war; etwas, wogegen er kämpfen konnte.

Schließlich drehte sich Salid erneut herum und deutete in westlicher Richtung die Straße hinab. »Dort entlang. Schaffen Sie es noch?«

Brenner nickte, blieb aber trotzdem reglos stehen. Die Straße verlor sich nach vielleicht dreißig, vierzig Metern in vollkommener Finsternis – ihm fiel erst jetzt auf, daß nicht nur sämtliche Straßenlaternen, sondern jede Beleuchtung ausgefallen war – , aber er war davon überzeugt, daß hinter dieser Dunkelheit etwas auf sie wartete. Die Männer, die gekommen waren, um sie zu töten. Oder etwas anderes. Schlimmeres.

»Warum gehen wir nicht dort entlang?« Brenner deutete auf die Baumreihe hinter dem Wagen. Er konnte nicht erkennen, was dahinter lag, vermutete aber, daß es sich um eine kleine Grünanlage oder einen Park handelte; vielleicht schon einTeil des Krankenhausgeländes. Salid hatte ja gesagt, daß sie nur einen Block davon entfernt waren.

»Weil sie damit ganz bestimmt rechnen«, antwortete Salid. »Ich habe keine Lust, einem Dutzend Scharfschützen vor die Zielfernrohre zu laufen.«

Nach allem, was sie in den letzten Minuten gesehen hatten, mußte das selbst in seinen eigenen Ohren lächerlich klingen, aber Brenner widersprach nicht. Tief in sich hatte er längst resigniert. Es war gar nicht Salids Suggestivkraft, die ihn zwang, Dinge zu tun, die er gar nicht tun wollte. Er hatte nicht mehr den Willen, irgend etwas zu tun. Vorhin hatte er Johannes mit einer Marionette verglichen, aber nun begriff er, daß er selbst es war, der an unsichtbaren Fäden hing, ja, sich mit dem letzten bißchen Kraft daran klammerte.