122149.fb2 Die Erbschaft des Todes - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 2

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Wir fuhren weiter und begannen nach einer halben Meile erneut zu graben. Aber auch hier hatte die Zeit ihr Werk verrichtet. Mit etwas Glück fanden wir Grundmauern, alles andere war vergangen.

* * *

Spät am Nachmittag beschlossen wir, zum Schiff zurückzukehren. Wir hatten sieben Stunden geschuftet und hatten außer einigen Metern Film von Grundmauern nichts aufzuweisen.

Die Sonne begann zu sinken. Planet Vier hatte einen 35-Stunden-Tag, der sich seinem Ende näherte. Der Himmel verdunkelte sich, es gab keinen Mond. Planet Vier hatte keine Satelliten, was ein wenig unfair schien, denn Planet Drei und Fünf wiesen jeweils vier Monde auf, während um den Giganten aus Gas, der Planet Acht war, nicht weniger als dreizehn kleine Monde wirbelten.

Wir wendeten und fuhren zurück. Nachdem wir sechs Meilen zurückgelegt hatten, erwachte der Lautsprecher des Schleppers zum Leben. Die trockene Stimme Dr. Leopolds klang an unser Ohr: »Ich rufe Schlepper Zwei und Drei. Zwei und Drei, hören Sie mich? Bitte kommen, Zwei und Drei.«

Gerhardt bediente das Steuer. Ich langte über ihn hinweg, um auf Senden umzuschalten. »Anderson und Gerhardt in Nummer Drei, Sir. Wir hören Sie.«

Etwas später und ein wenig leiser hörten wir Marshall sagen: »Marshall und Webster in Zwei, Dr. Leopold. Ist etwas nicht in Ordnung?«

»Ich habe etwas gefunden«, sagte Leopold.

Aus dem Ton, mit dem Marshall sein »Wirklich?« sagte, schloß ich, daß sie nicht glücklicher als wir gewesen waren.

Ich sagte: »Dann können wir uns die Hand geben.«

»Sie hatten kein Glück, Anderson?«

»Nichts, nicht einmal eine Topfscherbe.«

»Wie steht es bei Ihnen, Marshall?«

»Das gleiche, Sir. Zeichen einer Stadt, aber nichts von archäologischem Wert.«

Ich hörte Leopold lachen, bevor er sagte: »Aber ich habe etwas gefunden. Es ist ein wenig zu schwer, als daß ich allein damit fertig werde. Ich möchte, daß beide Gruppen herkommen und es sich ansehen.«

»Was ist es, Sir?« fragte Marshall und zur gleichen Zeit.

Aber Leopold wollte sein Geheimnis nicht preisgeben. »Sie werden sehen, wenn Sie hier sind. Nehmen Sie meine Koordinaten und setzen Sie sich in Bewegung. Ich will vor Einbruch der Dunkelheit wieder beim Schiff sein.«

Achselzuckend änderten wir unseren Kurs. Leopold schien etwa siebzehn Meilen südwestlich von uns zu sein. Marshall und Webster hatten eine ebensolange Fahrt vor sich; sie befanden sich südöstlich von Leopolds Position.

Wir erreichten Leopold fast zur gleichen Zeit. Er war nicht allein. Ein großer Gegenstand befand sich bei ihm, halb verdeckt durch seine Gestalt.

»Hallo, Gentlemen!« Ein breites Grinsen lag auf Leopolds Miene. »Es sieht aus, als hätte ich einen Fund gemacht.«

Er trat zur Seite, als entferne er einen verhüllenden Vorhang, und wir hatten einen Blick auf den Gegenstand, den er als seinen Fund bezeichnete. Ich war überrascht und verblüfft. Leopolds Fund ähnelte einem Roboter.

Er war groß, fast zweieinhalb Meter, und erinnerte dadurch an ein menschliches Wesen, daß er Arme, einen Kopf und Beine hatte. Der Kopf wies an den Stellen, an denen beim Menschen Augen, Ohren und Mund saßen, Öffnungen auf, die durch dünne Platten verschlossen waren. Der Körper des Roboters war massig und kantig, die dunkle Metallhaut war angefressen und verrostet, man sah ihr die unzähligen Jahrhunderte an, die sie über sich hatte ergehen lassen müssen.

Bis zu den Knien steckte die Gestalt im Sand. Leopold, der noch immer grinste, sagte: »Sprich zu uns, Roboter.«

Aus der Mundplatte kam ein knarrender Laut, dann meldete sich eine unwahrscheinlich grelle, aber hörbare Stimme. Die Worte waren fremd und wurden in singendem Tonfall gesprochen. Ich fühlte, wie mir ein Schauder über den Rücken lief.

»Er versteht, was Sie sagen?« fragte Gerhardt.

»Ich glaube nicht«, erwiderte Leopold. »Besser gesagt — noch nicht. Aber wenn ich ihn direkt anspreche, fängt er an zu reden. Ich denke, er fungierte als eine Art Führer. Die Wesen von damals mögen ihn konstruiert haben, damit er Fremden Informationen zukommen läßt. Er scheint sie und ihre Denkmäler überlebt zu haben.«

Ich musterte die Gestalt. Sie wirkte unglaublich kräftig, konnte also gut die andern Spuren der Zivilisation überdauert haben. Der Roboter hatte aufgehört zu sprechen und starrte, wenn man es so nennen darf, vor sich hin. Plötzlich rührte er sich, hob einen Arm, als wollte er die Landschaft umschließen und begann wieder zu sprechen.

»Es scheint sich tatsächlich um eine Art Fremdenführer zu handeln«, bemerkte Webster. »Ich habe das Gefühl, daß wir jetzt einem historischen Vortrag lauschen, der sich mit den wunderbaren Bauten der damaligen Zeit beschäftigt.«

»Wenn wir nur verstehen könnten, was er sagt«, warf Marshall ein.

»Wir können versuchen, die Sprache zu entziffern«, sagte Leopold. »Auf alle Fälle ist es ein großartiger Fund. Und…«

Ich begann plötzlich zu lachen. Leopold funkelte mich verärgert an und fragte: »Was gibt es dabei zu lachen?«

»Ozymandias«, sagte ich. »Natürlich — Ozymandias!«

»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was…«

»Hören Sie ihn an«, sagte ich. »Ist es nicht, als wäre er geschaffen und hier postiert worden, um denen, die nachfolgen, den Ruhm der Rasse zu verkünden, die diese Städte baute? Nur sind die Städte verschwunden, aber der Roboter ist noch hier.«

Webster nickte. »Die Erbauer der Städte sind mit ihren Städten verschwunden, aber der arme Roboter weiß es nicht und erfüllt weiter seine Pflicht. Ja, wir sollten ihn Ozymandias nennen.«

Gerhardt fragte: »Was soll mit ihm geschehen?«

Webster musterte Leopold forschend. »Sie sagen, daß er sich nicht bewegen läßt?«

»Er wiegt fünf- oder sechshundert Pfund. Er kann sich aus eigenem Antrieb bewegen, aber durch mich ließe er sich nicht von der Stelle rücken.«

»Wenn wir alle fünf…«, schlug Webster vor.

»Nein«, sagte Leopold. Ein sonderbares Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Wir werden ihn hier lassen.«

»Was?«

»Nur vorübergehend«, fügte er hinzu. »Wir wollen ihn als Überraschung für Mattern aufbewahren. Am letzten Tag werden wir ihn damit beglücken. Mag er bis dahin denken, daß dieser Planet wertlos ist.«

»Glauben Sie, daß es sicher ist, ihn hier zu lassen?« fragte Gerhardt.

»Niemand wird ihn stehlen«, sagte Marshall.

»Und er wird sich auch nicht im Regen auflösen«, fügte Webster hinzu.

»Aber — angenommen, er geht fort?« fragte Gerhardt. »Das kann er doch, nicht wahr?«

Leopold sagte: »Natürlich. Aber wohin sollte er gehen? Ich denke, er wird bleiben, wo er ist. Bewegte er sich tatsächlich fort, so können wir ihn immer durch Radar orten. Und nun zum Schiff, es wird spät.«

Wir kletterten auf unsere Raupenschlepper. Der Roboter, wieder stumm und bis an die Knie im Sand begraben, wandte sich um und hob den Arm, als wollte er uns grüßen.

»Daß mir keiner vergißt, was wir vereinbart haben«, warnte uns Leopold, bevor wir uns in Bewegung setzten. »Kein Wort darüber zu Mattern!«

* * *

Am Abend erwiesen sich Mattern und seine sieben Untergebenen als bemerkenswert neugierig über unsere Tätigkeit. Sie taten, als seien sie tatsächlich an den Ergebnissen interessiert, wollten uns aber natürlich nur zu dem Eingeständnis verleiten, daß wir nichts gefunden hatten. Wir ließen es dabei bewenden.

Am folgenden Morgen verkündete Mattern nach dem Frühstück, daß er, vorausgesetzt, wir machten keine Einwendungen, eine Gruppe auf die Suche nach spaltbarem Material ausschicken wollte.