122161.fb2 Die Herausforderung - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 4

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»Da steht sie«, sagte Marner und deutete auf das bizarre Gebilde neben dem Originalmodell. Beide Maschinen summten munter, obwohl die Verbindungskabel aus den Steckdosen gezogen waren.

»Sie arbeitet?« fragte Plorvash und erblaßte.

»Bis jetzt hat sie uns noch nicht im Stich gelassen«, sagte Marner. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, sein Gesicht war hager, straff spannte sich die Haut über seinen Backenknochen. Zwei Monate unablässiger Arbeit lagen hinter ihnen, und man sah ihnen die Strapazen an.

»Sie arbeitet?« wiederholte Plorvash. »Und wie arbeitet sie?«

»Durch eine recht komplizierte Hyperspacefunktion«, sagte Kemridge. »Ich will nicht versuchen, es Ihnen zu erklären. Sie finden alle notwendigen Angaben in unserem Bericht. Wir mußten zu einem topologischen Kunstgriff Zuflucht nehmen. Wir konnten Ihr Modell zwar nicht nachbauen, erreichten aber denselben Zweck, womit nach der Vereinbarung die Aufgabe erfüllt ist.«

»Die Maschine ist das Ergebnis Ihrer Herausforderung«, sagte Marner. »Wir hätten nie gedacht, daß es uns gelingen würde. Aber wir mußten es schaffen, und darum schafften wir es.«

»Auch ich habe nicht geglaubt, daß es Ihnen gelingen würde«, sagte Plorvash heiser. Er ging zu dem zweiten Modell und beugte sich darüber. »Sie arbeitet tatsächlich?« Die Stimme drohte ihm zu versagen.

»Natürlich«, sagte Marner leicht gekränkt. »Sie sehen es doch.«

»Wir haben nur eine Frage«, sagte Kemridge. Er deutete auf ein kleines schwarzes Kästchen im Mittelpunkt des Leitungsgewirrs des Originalmodells. »Dieses Ding dort brachte uns fast zur Verzweiflung. Wir konnten es nicht öffnen, um es zu untersuchen, also mußten wir darüber hinweggehen und sehen, wie wir ohne es weiterkamen. Was zum Teufel hat es für eine Bedeutung?«

Plorvash wandte sich um und musterte die beiden Männer. »Das«, sagte er mit halb erstickter Stimme, »ist die Kraftquelle. Ein kleiner fotoelektrischer Verstärker, durch dessen Kraft das Modell vielleicht noch zwei Wochen weiterlaufen wird. Dann endet der Spaß.«

»Was heißt das?« fragte Marner überrascht.

»Es ist an der Zeit, Ihnen eine Erklärung zu geben«, sagte Plorvash müde. »Wir haben kein Perpetuum mobile. Wir haben uns den grausamen Scherz mit Ihnen erlaubt, Sie dieses Ding erfinden zu lassen. Es hört sich häßlich an, aber wir glaubten nicht, daß Sie Erfolg haben würden. Wir mußten unsere fähigsten Köpfe einsetzen, um Ihnen dieses Modell zu liefern.«

Marner zog sich einen Laborstuhl heran und setzte sich. Sein Gesicht war weiß vor verhaltener Wut. Kemridge blieb stehen, seine Miene zeigte Ungläubigkeit. Schließlich sagte Marner: »Sie meinen, wir erfanden dieses Ding, ohne daß Sie…«

Plorvash nickte. »Ich bin ebenso verblüfft wie Sie«, sagte er. Er ließ sich auf einem Laborstuhl nieder, der unter seinem Gewicht ächzte.

Kemridge gewann als erster seine Fassung wieder. »Unsere Aufgabe ist also beendet«, sagte er. »Wir werden unsere Maschine nehmen und zur Erde zurückkehren. Das macht unsere Vereinbarung natürlich ungültig.«

»Ich fürchte, Sie werden Ihre Absicht nicht ausführen können«, sagte Plorvash. »Ein vor siebenhundert Jahren erlassenes Gesetz bestimmt, daß alle Erfindungen, die in einem Regierungslabor von Domerang gemacht werden, automatisch in den Besitz der Regierung übergehen. Das bedeutet, daß wir gezwungen sind, Ihre Maschine zu beschlagnahmen.«

»Das kommt nicht in Frage«, sagte Marner hitzig.

»Darüber hinaus werden auch Sie unserer Regierung unterstellt«, fuhr Plorvash fort. »Wir legen Wert darauf, daß Sie bleiben und uns mit dem Mechanismus vertraut machen.«

»Das ist ein Kriegszustand«, sagte Kemridge. »Die Erde wird nicht zulassen, daß Sie mit einer Entführung unbeschadet davonkommen.«

»Möglicherweise nicht«, sagte Plorvash. »Aber in Anbetracht der Lage ist es das Vernünftigste, was wir tun können. Und ich glaube nicht, daß die Erde sich Ihretwegen zu einem Krieg entschließt.«

»Wir verlangen unseren Konsul zu sprechen«, sagte Marner.

»Selbstverständlich«, stimmte Plorvash bei. »Das ist Ihr gutes Recht.«

* * *

Der Erdkonsul war ein weißhaariger, kräftiger Mann namens Culbertson, der spät am gleichen Tage eintraf.

»Das ist sehr unangenehm für uns alle«, sagte er, als er mit der Lage vertraut gemacht worden war.

»Sie müssen uns aus der Klemme helfen«, sagte Marner. »Diese Maschine ist unser Eigentum. Sie haben kein Recht, uns hier zurückzuhalten, damit wir sie mit unserer Erfindung vertraut machen. Oder?«

»Nein, natürlich nicht«, nickte Culbertson. »Jedenfalls nicht nach Erdgesetzen. Unglücklicherweise bleibt es aber Tatsache, daß sie nach ihren Gesetzen Anspruch auf Ihre Erfindung haben. Nach dem Vertrag von 2716 unterstehen Erdbewohner auf Domerang den hiesigen Rechten, und umgekehrt.«

»Mit einem Wort — wir sitzen hier fest«, stellte Marner klar. Er schloß die Augen und sah wieder die in der »Bar«am Boden liegenden Domerangi vor sich. Die Vorstellung, den Rest seines Lebens auf diesem wenig einladenden Planeten zu verbringen, war unerträglich. »Raus mit der Sprache, sagen Sie uns die Wahrheit«, forderte er den Konsul auf.

Culbertson legte die Fingerspitzen gegeneinander. »Natürlich werden wir alle Anstrengungen unternehmen. Sie freizubekommen, weil wir in Ihrer Schuld stehen«, sagte er. »Ihrer Tüchtigkeit haben wir es zu verdanken, daß die Erde weiterhin ihre Vorrangstellung im Weltraum einnimmt.«

»Dafür können wir uns nichts kaufen«, sagte Marner.

»Wir werden versuchen, Sie für diesen unglücklichen Zwischenfall zu entschädigen«, sagte der Konsul. »Ich kann Ihnen versichern, daß wir alles in unseren Kräften Stehende tun werden, um Ihnen den Aufenthalt hier so angenehm wie…«

»Hören Sie zu, Culbertson«, unterbrach Kemridge grimmig. »Wir haben nicht die Absicht, unser Leben hier zu beschließen. Auch dann nicht, wenn man uns einen goldenen Käfig baut. Es gefällt uns hier nicht. Wir wollen nach Hause. Die Regierung hat uns in diese Klemme gebracht — soll sie sehen, wie sie uns wieder herausholt.«

Der Konsul sah noch unglücklicher als zuvor aus. »Ich wünsche, Sie hätten eine andere Formulierung gefunden«, sagte er. »Wir werden jedenfalls alles tun, was wir können.«Nachdenklich schwieg er einen Augenblick, dann sagte er: »Einen Faktor gibt es in der Sache, den wir bisher nicht beachtet haben.«

»Und das wäre?« fragte Marner unbehaglich.

»Erinnern Sie sich an die beiden Domerangiingenieure, die als Ihre Gegenspieler auf die Erde kamen?« Der Konsul blickte sich aufmerksam um. »Ist dieser Raum mit einer Abhörvorrichtung versehen?«

»Ich glaube nicht«, sagte Kemridge. »Sie können offen sprechen.«

»Was haben die beiden mit uns zu tun?«

»Ich sehe eine kleine Chance«, sagte der Konsul und dämpfte die Stimme. »Ich habe mit den Behörden auf der Erde in Verbindung gestanden und bin über die Fortschritte der beiden Domerangi auf dem laufenden gehalten worden. Wie Sie wissen, meisterten sie die beiden ersten Aufgaben mit der gleichen Leichtigkeit wie Sie.«

Die beiden Erdenbewohner nickten ungeduldig.

Mit einem Lächeln, das um Entschuldigung bat, fuhr der Diplomat fort: »Ich hasse es, das zuzugeben, aber es scheint, als hätte man auf der Erde die gleiche Idee wie die Domerangi gehabt.«

»Ein Perpetuum mobile, meinen Sie?«

»Nicht ganz«, sagte Culbertson. »Sie haben eine Antischwerkraftapparatur konstruiert und den beiden Domerangi die Aufgabe gestellt, ein zweites Modell zu bauen.«

»Und was geschah?« fragte Marner.

»Bis jetzt nichts«, erwiderte der Konsul. »Wie ich höre, arbeiten sie noch daran. Wenn sie so klug sind, wie sie vorgeben, sollten sie früher oder später die Lösung finden. Sie müssen sich nur in Geduld fassen und abwarten. Natürlich sorgen wir dafür, daß Ihnen in der Zwischenzeit nichts fehlt und…«

»Ich verstehe nicht. Was hat das mit uns zu tun?« fragte Marner.

»Wenn die beiden dabeibleiben, werden sie früher oder später die Aufgabe erfüllen. Dann, so hoffe ich, läßt sich über einen Austausch reden.«

Marner legte die Stirn in Falten. »Das kann Jahre dauern.«Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht sogar ewig. Was geschieht mit uns, wenn es unmöglich ist, eine Erfindung zu machen, die die Schwerkraft aufhebt?«

Der Konsul zuckte leicht die Achseln.

Kemridges Augen begannen zu funkeln. Er wandte sich Marner zu und sagte: »Justin, verstehen Sie etwas von Spannungsanwendung und Schwerkraftfeldern?«

»Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Marner.

»Wir haben hier ein ideales Labor zur Verfügung. Und ich bin überzeugt, daß die beiden Domerangi nichts dagegen hätten, fremden Ruhm für sich in Anspruch zu nehmen, wenn man sich ihnen geschickt nähert.«