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DIE INSEL DER VULKANE

WOLFGANG HOHLBEIN

KAPITÄN NEMOS KINDER

DIE INSEL DER VULKANE

UEBERREUTER

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Hohlbein, Wolfgang:

Kapitän Nemos Kinder / Wolfgang Hohlbein. - Wien: Ueberreuter Die Insel der Vulkane. – 1999 ISBN 3-8000-2574-4 Alle Urheberrechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Wiedergabe in jeder Form, einschließlich einer Verwertung in elektronischen Medien, der reprografischen Vervielfältigung, einer digitalen Verbreitung und der Aufnahme in Datenbanken, ausdrücklich vorbehalten. Umschlag von Doris Eisenburger

Gesetzt nach der neuen Rechtschreibung

Copyright © 1999 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien Printed in Austria

Autor:

Wolfgang Hohlbein, geboren in Weimar, lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf. Für sein Erstlingswerk »Märchenmond«, ein phantastischer Roman, den er gemeinsam mit seiner Frau Heike schrieb, erhielt er 1982 den ersten Preis des vom Verlag Ueberreuter veranstalteten Wettbewerbs zum Thema Science Fiction und Phantasie. Außerdem erhielt dieser Titel 1983 den »Phantasie-Preis der Stadt Wetzlar« und den »Preis der Leseratten«.

Eines muss man Tarras' Technikern

lassen: Sie haben ganze Arbeit geleistet!« Trautmans Stimme drang so dumpf und verzerrt aus dem Inneren des Instrumentenpultes, als spräche er in eine leere Konservendose hinein. So ganz falsch war dieser Vergleich auch nicht. Der weißhaarige Steuermann der NAUTILUS war bis über die Schultern in dem wuchtigen Pult verschwunden und klapperte emsig darin herum. Rings um ihn waren Hunderte von Einzelteilen und Werkzeugen auf dem Boden verteilt und ab und zu blitzte es im Inneren des Pultes auf und ein Schauer blauer Funken stob an Trautmans Schultern vorbei. Mike fragte sich schon seit einer geraumen Weile, was er darin eigentlich tat.

Schnaufend richtete sich Trautman auf, legte den Lötkolben beiseite, mit dem er im Inneren des Instrumentenpultes hantiert hatte, und wischte sich mit dem Handrücken nicht nur den Schweiß aus dem Gesicht, sondern produzierte auch einen schwarzen schmierigen Streifen, der sich diagonal über sein Gesicht zog und auch einen Teil seines Bartes färbte. »Ich brauche mindestens zwei Wochen, um diesen Schrott wieder auszubauen.«

»Dann sparen Sie sich doch die Arbeit«, sagte Ben. »Mich stören die paar zusätzlichen Schalter nicht.« »Aber mich«, antwortete Mike. »Und alle anderen auch. Wir haben doch darüber geredet, oder? Also fang nicht schon wieder an.«

Ben verdrehte die Augen, aber er widersprach zu Mikes Erleichterung auch nicht. Sie hatten dieses Gespräch in den letzten Tagen weiß Gott oft genug geführt und Ben stand mit seiner Meinung ganz allein da. Was Mike und die anderen störte, das waren natürlich nicht die paarzusätzlichen Schalter,von denen Ben gesprochen hatte. Es war das, was siebedeuteten.Tarras' Techniker hatten die Leistungsfähigkeit der NAUTILUS in den drei Monaten, in denen das Schiff in ihrer Gewalt gewesen war, nicht nur enorm gesteigert -sie hatten auch einige Dinge hinzugefügt, die vorher nicht da gewesen waren. Das Pult, an dem sich Trautman zu schaffen machte, gehörte dazu. Es war der Kampfstand, der Platz, von dem aus man die unterschiedlichen, aber allesamt verheerenden neuen Waffen des Schiffes aus abfeuern konnte.

Ben versuchte es wider besseres Wissen doch noch einmal. »Immerhin haben uns die Dinger das Leben gerettet«, nörgelte er.

»Und damit haben sie ihren Zweck erfüllt«, sagte Mike. »Wir brauchen sie nicht mehr. Die NAUTILUS ist kein Kriegsschiff. Wir behalten die Torpedos, die wir immer hatten, und bauen alle anderen Mordinstrumente aus, basta!«

»Wenigstens versuchen wir es«, mischte sich Trautman ein. Kopfschüttelnd und mit finsterem Gesicht blickte er auf das halb auseinander gebaute Pult hinab. »Ich fürchte, es ist gar nicht so einfach. Das Schlimme ist, dass ich nicht wirklich verstehe, was sie da gebaut haben.«

»Dann würde ich die Finger davon lassen«, sagte Ben rasch. »Wer weiß, welchen Schaden sie sonst noch anrichten!«

Mike seufzte. »Ben ...bitte!«

»So ganz Unrecht hat er nicht«, sagte Trautman. »Ich habe noch nicht ganz begriffen, was die atlantischen Techniker getan haben, aber dieses Teufelsding will mich anscheinend ärgern.« Er holte mit dem Fuß aus, wie um nach dem Pult zu treten, besann sich dann aber eines Besseren und ließ es bleiben. Der Kampfstand reagierte trotzdem mit einem ärgerlichen Zischen und einem Funkenschauer auf die Drohung und Trautman machte einen raschen Schritt nach hinten.

»Wie ich es sage«, maulte Ben. »Man sollte nicht an Dingen herumschrauben, von denen man nicht genau weiß, was sie überhaupt bedeuten.«Ein überraschend komplizierter Satz,erklang eine Stimme in Mikes Gedanken.Wenigstens für Ben. Was meinst du: Ob er ihn noch einmal fehlerlos aussprechen kann?

Mike unterdrückte ein Grinsen und drehte sich herum um nach Astaroth Ausschau zu halten. Der einäugige schwarze Kater lag lang ausgestreckt auf dem Kartentisch und spielte den Schlafenden, hatte aber offensichtlich jedes Wort ihrer Unterhaltung verstanden. Wenn man die Gedanken der Menschen in seiner Umgebung lesen konnte, war das allerdings auch kein Kunststück.

»Schnüffelt er wieder in meinem Kopf herum?«, fragte Ben ärgerlich.

Ich?empörte sich Astaroth.Wofür hält er mich? Das tue ich mir doch nicht an! Weißt du, was er zum Beispiel gerade über dich gedacht hat? Er hält dich für ein

»Das reicht, Astaroth«, sagte Mike streng. Er war der Einzige an Bord, der die telepathische Stimme des Katers verstand, und

so praktisch dies war, erwies es sich auch oft genug als Last. Astaroth war nämlich nicht nur der mit Abstand intelligenteste Kater der Welt, er war auch der schwatzhafteste. Laut und an Ben gewandt fügte Mike hinzu: »Nein, das hat er nicht. Aber er hat heute anscheinend wieder einen seiner lustigen Tage.«Du hast mich noch nicht erlebt, wenn ich wirklich zum Scherzen aufgelegt bin,drohte Astaroth und öffnete träge sein einziges Auge. Mike zog es vor, lieber nicht über diese Bemerkung nachzudenken. Vielleicht war es sowieso besser, wenn er den Raum verließ. Die Stimmung war nicht sonderlich gut. Trautman war gereizt, weil er seit Tagen an den Instrumenten herumbastelte, ohne wirklich zu seinem Ziel zu kommen, und Ben hatte sich wohl darauf verlegt, den großen Nörgler zu spielen um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Und auch er selbst war nicht unbedingt in der allerbesten Laune. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und verließ den Salon. Er wollte zu seiner Kabine gehen, entschied sich dann aber anders und stieg die Wendeltreppe zum Turm hinauf. Die schwere Panzertür zum Turm glitt lautlos vor ihm zur Seite, als er sich ihr näherte, und Mike ertappte sich dabei ganz leicht zusammenzufahren. Obwohl sie seit einer Woche unterwegs waren, hatte er sich noch immer nicht an alle Veränderungen gewöhnt, die die atlantischen Ingenieure an der NAUTILUS vorgenommen hatten. Trautman hatte ihm zwar das technische Prinzip erklärt, das hinter dieser Mechanik steckte, aber Mike kam es nach wie vor wie Zauberei vor, dass sich Türen von selbst vor ihm öffneten oder das Licht in einem Raum anging, sobald er es sich auch nur wünschte. Mike betrat den Turm,

warf einen kurzen Blick durch eines der mannsgroßen Bullaugen und stellte fest, dass die NAUTILUS noch immer reglos durch das Wasser trieb. Trautman hatte die Maschinen abgeschaltet, solange er an den Kontrollinstrumenten herumbastelte, und sie waren daher manövrierunfähig. Nach allem, was sie erlebt hatten, fühlte er sich einfach nicht gut bei dem Gedanken, hilf- und wehrlos zu sein.

Ich denke schon wie Ben!dachte er spöttisch. Die Welt bestand nicht nur aus Feinden. Auch wenn sie in letzter Zeit mehr als genug davon getroffen hatten, so hatten sie doch in den Jahren, in denen sie mittlerweile auf der NAUTILUS fuhren, auch eine Menge fantastischer Dinge erlebt und gesehen, von denen die meisten Menschen auf der Welt nicht einmal zu träumen wagten. Alles in allem wäre eine Bilanz ihres Lebens auf der NAUTILUS doch positiv ausgefallen; auch wenn es dann und wann einmal haarig wurde. Mike stieg über die kurze Leiter nach oben, öffnete die Turmluke und streckte die Nase in den Wind, der sich mit einem leisen Heulen und Wimmern an den bizarren Aufbauten des Schiffes brach. Er war warm, so wie auch das Wasser, durch das die NAUTILUS trieb, lauwarm war. Sie befanden sich irgendwo im Indischen Ozean -Mike wusste nicht einmal genau, wo. Die NAUTILUS war eine Woche lang mit voller Kraft gelaufen und ihre Maschinen entwickelten nun tatsächlich fast die doppelte Geschwindigkeit wie früher. Nicht einmal das schnellste Schiff der Welt hätte sie jetzt noch einholen können. Aber sie waren gar nicht auf der Flucht vor irgendjemandem. Trautman war es einzig darum gegangen, die NAUTILUS in den Bereich der Weltmeere zu steuern, der möglichst weit weg von allen befahrenen Schifffahrtsrouten lag. Um die unerwünschten Umbauten an der NAUTILUS wieder rückgängig zu machen, mussten sie möglicherweise die gesamte Energieversorgung des Schiffes lahm legen -und dann wären siewirklichfür Stunden, wenn nicht gar Tage, vollkommen hilflos.

Mike kletterte ganz auf den Turm hinauf und vergaß Trautman und seine Maschinen schlagartig, als er sah, wer am Heck des Schiffes saß. Es waren Serena und Chris. Serena hatte die Schuhe ausgezogen und ließ die Füße ins Wasser baumeln, während Chris an der riesigen Heckflosse der NAUTILUS lehnte und sich lachend mit ihr unterhielt. Der Anblick hob Mikes Stimmung ein wenig. Sie waren alle noch zu Tode erschöpft. Vor allem Chris waren die Entbehrungen während der monatelangen Zwangsarbeit in den Eisenminen Lemuras noch deutlich anzusehen. Aber sie hatten wieder lachen gelernt. Es würde vielleicht noch lange dauern, bis die gewohnte Fröhlichkeit wieder an Bord der NAUTILUS Einzug hielt, aber sie würde kommen.

Serena und Chris unterbrachen ihr Gespräch, als Mike vom Turm herunterkletterte und auf sie zuging. Serena lächelte ihm zu, während sich Chris von der Heckflosse abstieß, grüßend die Hand hob und dann an ihm vorbeiging um das Schiff auf dem gleichen Weg zu betreten, auf dem er es verlassen hatte.

Mike sah ihm verwirrt nach. »Wieso geht er, wenn ich komme?«, fragte er. »Habt ihr Geheimnisse vor mir?« Die Frage war nicht ernst gemeint und Serena lächelte. »Wir haben über nichts Besonderesgesprochen«, sagte sie. »Über dies und das, sozusagen.« Mike dachte eine Sekunde lang über diese Bemerkung nach, dann begriff er. »Ihr habt übermichgeredet.«

Serena lachte, stand auf und sprang mit einem Hechtsprung ins Wasser. Geschickt und elegant wie ein Fisch schoss sie dicht unter der Wasseroberfläche dahin, tauchte in gut zwanzig Metern Entfernung wieder auf und hob beide Hände um zu winken. »Komm rein!«, rief sie. »Das Wasser ist herrlich!« Warum eigentlich nicht? dachte Mike. Er hatte nichts vor und das Meer war in dieser Gegend tatsächlich lauwarm. Rasch schlüpfte er aus Hemd und Schuhen, nahm einen kurzen Anlauf und sprang ebenfalls ins Wasser. Es war noch wärmer, als er erwartet hatte, und prickelte sonderbar auf der Haut; nicht unangenehm, aber seltsam. Außerdem hatte es einen ganz leicht bitteren Geschmack.

Serena kraulte auf ihn zu, tauchte plötzlich unter und griff nach seinem Fuß, um ihn spielerisch in die Tiefe zu ziehen. Mike holte tief Luft, ehe er sich auf die Balgerei einließ. Er wusste, dass er keine Chance gegen Serena hatte; nicht im Wasser. Das hatte niemand. Serena bewegte sich im Wasser so schnell und geschickt, als wäre sie in diesem Element geboren und aufgewachsen.

Bestimmt eine Viertelstunde tollten und balgten sie ausgelassen und fröhlich herum, bis Mike so erschöpft war, dass er einfach nicht mehr konnte. Noch immer lachend und wassertretend bewegte er sich auf der Stelle und Serena schwamm wieder auf ihn zu.

»Was ist los mit dir, du tapferer Held?«, neckte sie ihn. »Kannst du etwa schon nicht mehr? Also ich werde gerade erst richtig warm.«

»Ich bin ja schließlich auch kein halber Fisch«, verteidigte sich Mike. Er schluckte Wasser, hustete und stellte erneut fest, dass es einen sehr seltsamen Beigeschmack hatte.

»Was soll das heißen?« Serena runzelte in gespieltem Zorn die Stirn und drohte ihm mit der Faust. »Dass ich ein Fischgesicht habe oder wie ein Hering stinke?«

Tatsächlich verspürte er einen leisen, aber sehr unangenehmen Geruch, als Serena näher kam. Irgendetwas Verdorbenes musste in ihrer Nähe im Wasser treiben. Vielleicht ein toter Fisch oder faulendes Seegras. »Ganz im Gegenteil«, sagte er hastig. »Wenn ich dich so ansehe, bekomme ich weiche Knie. Ich fürchte, meine Kräfte versagen gleich. Du wirst mich wohl retten müssen.«

»Ich denke ja nicht daran«, antwortete Serena lachend, verschränkte die Arme vor der Brust und schwamm auf dem Rücken ein kleines Stück von Mike fort. Mike verdrehte die Augen, schnappte übertrieben nach Luft und ließ sich wie ein Stein in die Tiefe sinken und Serena ging auf das Spiel ein und tauchte ihm nach. In zwei oder drei Metern Tiefe holte sie ihn ein, umschlang ihn mit den Armen und trug ihn mit raschen, kraftvollen Schwimmbewegungen wieder zur Oberfläche hinauf. Mike spielte weiter den Ertrinkenden. Er genoss es, Serenas Nähe zu fühlen. In ihrer Umarmung wurde ihm angenehm warm. Dann heiß.

Mike öffnete mit einem Ruck die Augen und sah, dass sich auch auf Serenas Gesicht ein halb erschrockener, halb nachdenklicher Ausdruck ausgebreitet hatte. »Was ist das?«,

fragte sie. Sie ließ ihn los, trieb einen Meter ab und bewegte die Arme, um sich auf der Stelle zu halten.

Das Wasser wurde immer wärmer. Es war jetzt schon fast unangenehm. Wenn die Temperatur noch ein bisschen weiter stieg, würde eswehtun.Auch der sonderbare Geschmack war stärker geworden und der Geruch erinnerte Mike jetzt eindeutig an faule Eier. »Gehen wir ins Schiff zurück«, sagte er. »Das gefällt mir nicht.«

Serena nickte nur. Wortlos drehte sie sich im Wasser herum und schwamm auf die NAUTILUS zu und auch Mike griff nach Kräften aus. Während sie herumtollten, hatten sie sich gute fünfzig oder sechzig Meter weit von dem Tauchboot entfernt; für zwei so geübte Schwimmer wie sie keine nennenswerte Entfernung -und vielleicht trotzdem zu viel. Das Wasser wurde immer heißer. Große, ölig schimmernde Blasen stiegen an seine Oberfläche und platzten und der Gestank nach faulen Eiern wurde immer stärker. Da und dort begann das Meer zu dampfen und das Wasser brannte so heftig in seinen Augen, dass er kaum noch richtig sehen konnte. Und nun hatte er auch noch das Gefühl, dass sich irgendwo tief unter ihnen etwas regte ... als wäre der gesamte Meeresboden in Bewegung gekommen. Mike begann zu ahnen, was geschah, und die bloßeVorstellunggab ihm noch einmal neue Kraft. Fast so schnell wie Serena schwamm er auf die NAUTILUS zu. Trotzdem erreichte sie das Schiff vor ihm, kletterte mit hastigen Bewegungen auf den Rumpf hinauf und drehte sich herum, um ihm die Hand entgegenzustrecken. Mike schwamm noch schneller, griff nach Serenas Hand und zog sich mit zusammengebissenen Zähnen auf das Deck hinauf. Das Wasser war so heiß, dass er beinahe vor Schmerz aufgeschrien hätte.

Keuchend ließ er sich auf die Knie sinken. Er konnte immer noch nicht richtig sehen. Alles verschwamm vor seinen Augen, auch nachdem er sich das Wasser aus dem Gesicht gewischt hatte. Seine Haut brannte, als hätte er in Säure gebadet. »Was ... was ist das?«, stammelte Serena. Mike war noch immer zu sehr außer Atem, um antworten zu können. Mühsam wandte er den Kopf und sah sich um. Rings um die NAUTILUS schien das Meer zu kochen. Millionen faustgroßer, schimmernder Blasen stiegen an seine Oberfläche und entließen ihren übel riechenden Inhalt und der Dampf war so dicht geworden, dass die NAUTILUS wie in einer dichten Nebelwand eingeschlossen zu sein schien. Auf der zuvor fast unbewegten Wasseroberfläche hatten sich Wellen gebildet, die immer höher wurden. »Nichts wie rein!«, keuchte er. »Rasch!« So schnell sie konnten, rappelten sie sich hoch, liefen zum Turm und kletterten hinein. Mike warf den Deckel über sich zu und verriegelte ihn sorgfältig, ehe er hinter Serena in die Tiefe kletterte. Im Vorbeirennen warf er noch einen Blick aus dem großen Bullauge. Was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Das Meer rings um die NAUTILUS kochte nun tatsächlich. Alles, was weiter als zwanzig oder fünfundzwanzig Meter entfernt war, war hinter einer brodelnden grauen Wand verschwunden, die sogar das Sonnenlicht zu verschlucken begann. Draußen schien die Welt untergehen zu wollen.

Mike riss sich von dem schrecklichen Anblick los und raste die Wendeltreppe zum Salon hinunter. Die Metallstufen bebten unter seinen Füßen. Das Schiff zitterte unter der Kraft der Wellen, die gegen seinen Rumpf klatschten, aber er spürte auch einen zweiten, gleichmäßigen Rhythmus. Trautman hatte die Gefahr wohl ebenfalls bemerkt und die Motoren gestartet.

Auch im Salon herrschte helle Aufregung, als Mike und Serena hereinstürzten. Trautman hantierte hektisch und mit verbissenem Gesicht an den Kontrollinstrumenten und Singh, Ben, Chris und Juan standen vor dem großen Aussichtsfenster und sahen dem Drama zu, das sich außerhalb der NAUTILUS anbahnte. Der Himmel über dem Meer war verschwunden, alles war grau und tobend; ein einziges, apokalyptisches Chaos.