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Er hatte gerade sagen wollen:wie ein Hund,fing aber im letzten Augenblick einen warnenden Blick aus Astaroths einzigem glühenden Auge auf und zog es vor, den Satz nicht zu Ende zu sprechen. »Eine Katze, die schwimmt?« Jacques riss erstaunt die Augen auf.
»Wie ein Fisch«, bestätigte Mike. »Astaroth liebt Wasser.«
Er sah, wie Jacques den Kater erstaunt und aufmerksam musterte, und fuhr rasch in verändertem Ton fort, ehe der Belgier etwas sagen konnte: »Glauben Sie, dass Sie es schaffen?«, fragte er. »Wir sind fünfzehn Meter tief unter Wasser.« »Ich schwimme ganz gut«, antwortete Jacques. »Außerdem kann mir ja nichts passieren, solange wir einen so zuverlässigen Rettungsschwimmer bei uns haben«, fügte er mit einem spöttischen Lächeln in Astaroths Richtung hinzu.
Hässlich?!erklang Astaroths gedankliche Stimme in Mikes Kopf.
Du solltest dir wirklich abgewöhnen, die Gedanken von Leuten zu lesen, die das nicht wollen,antwortete Mike auf die gleiche Weise.
Sofort,erwiderte Astaroth.Nur eine Frage noch: Was genau versteht man unter dem Begriff: So hässlich wie ein einäugiges Wildschwein?
Mike warf Delamere einen erschrockenen Blick zu, zog es aber vor, nicht zu antworten. Ungeduldig wartete er darauf, dass der Luftdruck in der Tauchkammer weit genug angestiegen war, damit sie die Bodenklappe öffnen konnten. Dann atmete er noch einmal tief ein, rückte die Taucherbrille zurecht und sprang kopfüber ins Wasser. Singh und nach kurzem Zögern auch Delamere folgten ihm auf dieselbe Weise. Das Wasser war überraschend warm und es fühlte sich ein wenig schleimig an. Mike griff kräftig aus, schwamm unter dem Rumpf der NAUTILUS hervor und warf einen Blick über die Schulter zurück, ehe er den Aufstieg begann. Singh schwamm nicht so schnell, wie er es gekonnt hätte, sondern blieb an Delameres Seite, wohl um im Notfall schnell zugreifen zu können, sollte der Belgier in Schwierigkeiten geraten. Jacques stellte sich jedoch trotz seiner Verletzung erstaunlich geschickt an. Fast so schnell wie Mike arbeitete er sich unter dem riesigen Unterseeboot hervor und schoss mit hochgestreckten Armen und heftig schlagenden Schwimmflossen der Wasseroberfläche entgegen. Hinter ihm erschien ein pechschwarzes Fellbündel, umkreiste ihn ein paar Mal spielerisch und schoss dann schnell wie ein Pfeil nach oben. Mike sah, wie Delamere überrascht zusammenfuhr und ihm vor lauter Schreck ein Teil kostbarer Atemluft entwich.
Lassdas!dachte er ärgerlich.Wir sind nicht zum Spielen hier!
Gerne,antwortete Astaroth giftig.Aber was, bitte schön, ist ein nasses einäugiges Wildschwein?
Das, wozu ich gleich werde, wenn du nicht aufhörst, in seinen Gedanken herumzuschnüffeln!drohte Mike.Schluss jetzt! Schwimm lieber voraus und sieh nach, ob die Luft rein ist!
Astaroth antwortete mit einem Satz, der Mike vermutlich hätte erröten lassen, hätte er sich nicht unter Wasser befunden, verschwand dann aber gehorsam. Nur einen Augenblick später hatten Mike und dann auch Delamere und Singh die Wasseroberfläche erreicht. Behutsam streckte Mike den Kopf aus dem Wasser.
Seine Taucherbrille beschlug sich fast augenblicklich, denn über dem Wasser lag eine dunstige graue Schicht, die alles verschluckte, was weiter als ein paar Meter entfernt war. Mike hätte sie für Nebel gehalten, aber dafür war sie zu warm. Es war Dampf, der von der Wasseroberfläche aufstieg. Sosehr ihn der Anblick erschreckte, war er im Moment doch das Beste, was ihnen passieren konnte, denn der Nebel verbarg sie zuverlässig vor allen neugierigen Blicken, die etwa von der Insel auf das Meer hinausgeworfen werden mochten.
Delamere tauchte neben ihm auf, rang nach Atem und deutete dann nach links. »Der Fluss müsste dort sein«, keuchte er. »Es ist nicht mehr weit.« »Gut«, antwortete Mike. »Bleibt trotzdem unter Wasser. Sicher ist sicher.«
Dicht unter Wasser und nur durch die Schnorchel atmend, schwammen sie auf die Insel zu und nach wenigen Minuten in die Flussmündung hinein. Mike hatte damit gerechnet, gegen eine starke Strömung ankämpfen zu müssen, doch stattdessen fand er sich plötzlich in einem wahren Durcheinander der unterschiedlichsten Strömungen, die noch dazu vollkommen verschiedene Temperaturen hatten. Das war nicht normal. Auch das Meer in unmittelbarer Nähe der Insel war offensichtlich in Aufruhr.
Und das vielleicht noch mehr, als sie bisher trotz allem geahnt hatten. Mike musste nicht nur gegen die unterschiedlichen und zum Teil jäh wechselnden Strömungen ankämpfen. Zwei-oder dreimal erbebte der Boden der Insel so heftig, dass Mike und die beiden anderen selbst im Wasser hilflos hin und her geworfen wurden.
Als sie den See erreichten, wurde es nicht besser, sondern schlimmer. Mike musste all seine Kraft aufwenden, um gegen den Sog anzukämpfen, der in der Tiefe des Kratersees herrschte. Das Wasser, das nach oben drängte und dabei einen regelrechten Strudel auslöste, warheiß.
Delamere gestikulierte heftig nach links. Das Wasser war nicht nur in Aufruhr, sondern mittlerweile so trüb, dass Mike ihn und Singh nur noch als verschwommene Schemen erkennen konnte. Halb blind schwamm er in die angegebene Richtung, prallte nach wenigen Zügen gegen das Ufer und tauchte dann auf.
Vorsicht!zuckte Astaroths Stimme durch seine Gedanken.Jemand kommt!
Mike tauchte hastig wieder unter und winkte den beiden anderen zu, dasselbe zu tun. Er versuchte zu lauschen, hörte aber natürlich nichts außer dem Zischen und Brodeln des aufgewühlten Wassers. Plötzlich wurde Delamere neben ihm unruhig. Er begann zu zappeln, warf sich hin und her und machte komische Verrenkungen, und als Mike den Kopf aus dem Wasser hob, erkannte er auch den Grund dafür.
Sie befanden sich wassertretend direkt unter dem überhängenden Ufer und atmeten weiterhin nur durch die Schnorchel. Wenigstens zwei von ihnen.
Astaroth lag auf dem überhängenden Uferstreifen, grinste ihn an wie die Katze ausAlice im Wunderlandund hatte die rechte Vorderpfote auf Delameres Schnorchel gesetzt.Astaroth!
Astaroth grinste noch breiter, zog die Pfote ganz gemächlich zurück und trollte sich.Ach übrigens, ihr könnt jetzt rauskommen. Es ist doch niemand hier. Ich muss mich wohl getäuscht haben.Delamere tauchte dicht neben Mike aus dem Wasser, riss sich die Taucherbrille vom Gesicht und rang keuchend nach Atem. Sein Gesicht war blau angelaufen und er hatte kaum noch die Kraft, sich im Wasser zu halten. Singh und Mike mussten ihm helfen sich auf das Ufer hinaufzuziehen.
»Was ... was war denn mit dem Ding los?«, japste er, während er Taucherbrille und Schnorchel verwirrt in den Händen drehte.
»Keine Ahnung«, log Mike. »Sie muss wohl irgendwie verstopft gewesen sein ... Ruhen Sie sich noch einen Moment aus. Singh und ich kümmern uns um unsere Sachen.«
Singh warf ihm einen verwirrten Blick zu, aber Mike deutete rasch und verstohlen in die Richtung, in der Astaroth verschwunden war, und beugte sich dann über den wasserdichten Beutel, in dem sie ihre Kleider mitgebracht hatten.
Sie trockneten sich ab, zogen sich um und verbargen die einfache Taucherausrüstung im Unterholz. Dann marschierten sie los, angeführt von Jacques. Mike hielt jedoch die ganze Zeit in Gedanken Kontakt mit Astaroth, der vorauseilte und nach eventuellen Wachen Ausschau hielt.
Eine gute halbe Stunde marschierten sie durch dichten Dschungel, dann lichtete sich das Unterholz ganz allmählich. Der Boden wurde steiniger und begann immer stärker anzusteigen. »Wo ist das Eingeborenendorf?«, fragte Mike.
Delamere machte eine vage Geste nach oben. »Es gibt einen See, hundert Meter unter dem Gipfel. Das Dorf liegt an seinem oberen Rand. Es wird verdammt schwer werden, hinzukommen ohne gesehen zu werden. Sie brauchen nicht einmal Wachen aufzustellen. Man kann von dort aus den gesamten Hang überblicken ohne sich anzustrengen.« Was Mike sah, schien Delameres Behauptung voll und ganz zu bestätigen. Der Berg stieg ziemlich steil vor ihnen an, bis er in einer ersten Terrasse in hundert oder hundertfünfzig Metern abknickte. Der Weg bis dort hinauf bot so gut wie keine Deckung. Hier und da wuchs zwar ein einsamer Busch oder ein verkrüppelter Baum, aber der allergrößte Teil des Berghanges bestand aus nackter schwarzer Lava, die zum Teil zu bizarren Formen erstarrt war, aber nicht das allerkleinste Versteck bot.
»Das wird ein Problem«, sagte Mike besorgt. Sein Blick tastete weiter den Berg hinauf. Seine Flanken erhoben sich über der Terrasse noch einmal um ungefähr das gleiche Stück, bis sie in einer wie aufgeschnitten wirkenden Spitze endeten. Der Himmel darüber war von dunklen Rauchwolken erfüllt. »Was ist da oben?«, fragte er. »Der Krater?« Jacques nickte und Mike hängte sofort die nächste Frage an: »Kann man an ihm vorbei oder ist das zu gefährlich?«
»Es wird nicht einfach, aber wir könnten es schaffen«, antwortete Jacques. »Wenn die Aktivitäten nicht viel stärker geworden sind, heißt das. Du hast vor, den Berg zu umgehen und von oben zu kommen? Das könnte funktionieren -aber der Weg ist weit. Ich glaube kaum, dass wir es bis Sonnenuntergang schaffen.«
»Dann sollten wir uns lieber beeilen, statt weiter herumzustehen und zu reden«, antwortete Mike. Trotzdem rührte er sich nicht von der Stelle, sondern löste das kleine Sprechgerät vom Gürtel, mit dem er Verbindung zur NAUTILUS aufnehmen konnte; eine weitere, technische Neuerung, die sie Tarras' Ingenieuren verdankten. »Trautman?«, sagte er.
Trautmans Stimme meldete sich sofort aus dem Gerät. »Ich höre. Wo seid ihr?« »Am Waldrand«, antwortete Mike. Er registrierte aus den Augenwinkeln, wie Delamere das winzige Gerät in seinen Händen anstarrte und ungläubig die Augen aufriss. Der Apparat war kaum so groß wie eineZigarettenpackung. Wahrscheinlich hatte er so etwas noch nie gesehen - was im Übrigen praktisch auf die gesamte Menschheit zutraf. »Es gibt ein paar Probleme. Wir können nicht direkt ins Dorf marschieren. Sie würden uns sehen. Wir müssen um den Berg herum und über den Gipfel klettern.« »Dafür braucht ihr mindestens zwei oder drei Stunden«, sagte Trautman. »So lange ist es gerade noch hell.«
»Ich weiß«, seufzte Mike. »Noch etwas: Sehen Sie sich die Insel noch einmal genauer an. In diesem See gibt es ein paar ... seltsame Strömungen. Und das Wasser ist zu heiß.«
Er schaltete ab. Nachdem er das Gerät wieder eingesteckt hatte und sich herumdrehte, begegnete er Delameres Blick. Der Belgier sah verwirrt drein, aber auch ein bisschen erschrocken. »Das mit dem Wasser ist dir aufgefallen?«, fragte er. »Das wundert mich.«
»Mich wundert es, dass es Ihnennichtaufgefallen ist«, sagte Mike. »Der Säuregehalt ist ziemlich hoch. Und es ist viel zu heiß. Wenn Sie mich fragen, dann ist diese ganze Insel ein Pulverfass.« »Ich glaube, davon verstehe ich mehr als du, mein Junge«, sagte Jacques. »Es rumpelt ein bisschen, aber das ist auch schon alles.« Dasbisschen Rumpelnhätte die NAUTILUS um ein Haar vernichtet, und es hatte zwei von Delameres Freunden bereits das Leben gekostet, dachte Mike. Er verstand nicht, wieso der Belgier die Sache so auf die leichte Schulter nahm.
Trautmans Schätzung erwies sich als ziemlich genau. Sie brauchten annähernd zwei Stunden, um den Berg zu umrunden und auf der anderen Seite bis zum Gipfel hinaufzusteigen, und der Weg erwies sich als äußerst mühsam. Es gab zwar auch auf dieser Seite so gut wie keine Vegetation, aber das Gehen auf der spiegelglatten Lava war äußerst kräftezehrend. Und als wäre das allein nicht schlimm genug, zitterte die Erde in unregelmäßigen Abständen; einmal so stark, dass sie alle drei den Halt verloren und etliche Meter den Hang wieder hinabschlitterten, den sie sich gerade erst mühsam hinaufgekämpft hatten. Als sie endlich den Gipfel erreichten, stand die Sonne nur noch eine Handbreit über dem Horizont. Der Anblick, der sich ihnen bot, war faszinierend und erschreckend zugleich.
Nach allem, was Delamere erzählt und sie selbst erlebt hatten, hatte Mike einen weit größeren Krater erwartet; und einen, der mit glühender Lava gefüllt war. Der See war jedoch eher klein und maß allerhöchstens zwanzig oder dreißig Meter und er war nicht mit Lava gefüllt, sondern mit brodelndem, dickflüssigem Wasser von unheimlicher grüner Färbung. Blassgrüner Dampf stieg von seiner Oberfläche empor und der Geruch war fast unerträglich. Dann und wann löste sich ein Stein vom Kraterrand, hüpfte hinunter und klatschte ins Wasser und die erstarrte Lava unter ihren Füßen war während der letzten halben Stunde immer wärmer geworden. »Und Sie sind sicher, dass uns nicht gleich die ganze Insel um die Ohren fliegt?«, vergewisserte sich Mike. »Sicher kann man bei einem Vulkan nie sein«, antwortete Jacques. »Aber es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich glaube nicht, dass wir einen Ausbruch erwarten müssen. Wenigstens nicht in den nächsten paar Stunden.«
Mike hoffte, dass Jacques mit dieser Aussage ausnahmsweise einmal richtig lag. Der Anblick desKratersjedenfalls trug nicht unbedingt zu seiner Beruhigung bei. Der See brodelte und zischte ununterbrochen. Manchmal stiegen große Dampfblasen an seine Oberfläche und zerplatzten; ein Anblick, den Mike noch von einer anderen Gelegenheit her in unangenehmer Erinnerung hatte.
Sie gingen weiter um den Krater zu umrunden. Der Anblick verlor nichts von seiner unheimlichen Wirkung, während sie am Rande des Kraters entlanggingen, aber Mike fiel noch etwas auf. Es war nur eine Kleinigkeit, wahrscheinlich bedeutungslos, aber bemerkenswert: Nicht das gesamte Innere des Kraters bestand aus erstarrter Lava. Ein gutteil des Berges bestand aus ganz normalem Gestein, zwischen dem es hier und da noch Einschlüsse von Erdreich oder Lehm gab. Sonderbarerweise war etliches davon nicht braun oder grau, wie es sein sollte, sondern blau. Mike hatte noch niemals zuvor blauen Ton gesehen und es war ein sehr seltsamer Anblick. Trotzdem
erinnerte er ihn an etwas, ohne dass er genau sagen konnte, woran.
Aber dann hatten sie auch schon die andere Seite des Kraters erreicht, und was sie sahen, nahm Mikes Aufmerksamkeit voll und ganz in Anspruch, sodass er jeden Gedanken an blauen Ton augenblicklich vergaß.
Das Dorf der Pahuma lag weit unter ihnen, genau wie Delamere es prophezeit hatte. Es bestand nur aus einem knappen Dutzend aus Palmblättern und Bambus errichteter Hütten, die sich am Ufer eines kreisrunden Sees gruppierten. Zwei große Feuer brannten und hielten die hereinbrechende Dämmerung zurück. Etliche Gestalten bewegten sich zwischen den Bambushütten hin und her. Mike konnte über die Entfernung nicht genau erkennen, was sie taten, aber sie wirkten ziemlich aufgeregt. »Ihre Freunde sind in der großen Hütte direkt neben dem Feuer, nicht wahr?«, fragte Mike. Delamere sah ihn verblüfft an. »Woher weißt du das?« Mike ignorierte seine Frage. Er konnte nicht darauf antworten, ohne Astaroths Geheimnis zu lüften. Der Kater war vorausgeeilt und hatte sich ein wenig im Dorf umgesehen. Mike wusste bereits, dass die Gefangenen noch unversehrt waren, und auch, dass die Opferzeremonie für Mitternacht geplant war. Sie hatten also noch etwas Zeit.
Er ließ sich in die Hocke hinabsinken und deutete Jacques und Singh dasselbe zu tun. Sollte einer der Pahuma zufällig den Blick heben und nach oben sehen, würden sich ihre Silhouetten deutlich gegen den Horizont abheben.
»Wie kommen wir da rein?«, murmelte Jacques. Mike antwortete auch jetzt nicht, diesmal allerdings, weil er es gar nicht konnte. Sie hatten im Grunde nicht sehr viel gewonnen. Die Strecke hinunter zum Dorf war ebenso frei und deckungslos wie die vom Fuße des Berges hinauf. Die erstarrte Lava bot keine Möglichkeit, ungesehen ins Dorf zu kommen. »Wir müssen warten, bis es dunkel ist«, sagte Singh. »Es wird nicht mehr sehr lange dauern. In der Dunkelheit können wir uns an das Dorf anschleichen.« Jacques widersprach nicht, sondern kroch wortlos ein Stück nach hinten, um vollends in Deckung zu sein, und Mike und Singh folgten ihm. Sie hatten noch eine gute halbe Stunde, ehe es vollkommen dunkel sein würde.
Der ganze Berg zitterte unter ihnen und für einen Moment hörte Mike ein dumpfes, machtvolles Grollen und Rumoren, das tief aus der Erde zu kommen schien. Erschrocken klammerte er sich fest und sah zum Kratersee hinab. Das grün schillernde Wasser bewegte sich hektisch und das Brodeln der aufsteigenden Gasblasen war deutlich stärker geworden. »Das ist nur Kohlensäure«, sagte Delamere. Er hatte seinen Blick bemerkt. »Keine Angst. Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
»Für meinen Geschmack ist es schlimm genug«, sagte Mike. »Ich kann die Eingeborenen fast verstehen.« »Wie?«, fragte Jacques irritiert. »Ich sage nicht, dass ich ihnen Recht gebe«, sagte Mike hastig. »Aber sie müssen halb verrückt vor Angst sein. Wenn das alles erst nach Ihrer Ankunft angefangen hat, dann ist es nur verständlich, dass sie Ihnen und Ihren Leuten die Schuld geben.« »Du irrst dich«, antwortete Jacques heftig. »Sie leben seit Jahrhunderten auf dieser Insel. Vielleicht sogar seit Jahrtausenden. Für die Pahuma ist das ganz normal.«
»Ist es auch normal, dass Fremde in ihrer Welt auftauchen und sich an ihrem Berg zu schaffen machen?«
»Ich habe mich nicht daran zu schaffen gemacht, sondern nur einige wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen!«, verteidigte sich der Belgier. »Wofür hältst du mich? Für einen Zauberer, der auf dem linken Bein herumhüpft, den Mond anheult und damit den Vulkan zum Ausbrechen bringt?« »Hört auf, euch zu streiten, ihr zwei«, sagte Singh streng.
Delamere blickte ihn giftig an, sagte aber nichts mehr und auch Mike schwieg. Die Heftigkeit von Delameres Reaktion überraschte ihn und er verstand sie auch nicht wirklich. Konnte es sein, dass der Belgier etwas verschwieg?