122177.fb2 Die schwarze Bruderschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 11

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»Das war deutlich«, sagte Singh. »Offenbar hat er nichts mehr dagegen, daß wir die Dinger anfassen. Kommt, Herr -beeilen wir uns. « Mike und er machten sich wortlos an die Arbeit. Sie konnten von hier aus die NAUTILUS sogar sehen. Das Schiff lag wie ein stählerner Riesenfisch nicht weit entfernt, allerdings so, daß ihre Position und das, was sie taten, vom Salon aus oder auch dem Turm, der ja ebenfalls über Fenster verfügte, nicht zu sehen war. Mike glaubte keine Sekunde lang daran, daß das Zufall war. Sie bugsierten ein knappes Dutzend der sechseckigen weißen Behältnisse nach draußen, ehe Yasal ihnen bedeutete, daß es genug war, dann verließen sie die TITANIC auf dieselbe Weise wie der Beduine zuvor. Yasal mußte sie nicht eigens auffordern, jeweils eines der Bündel zu nehmen und zur NAUTILUS zu tragen. Zumindest dieser Teil der Bergungsaktion war Singh und Mike vollkommen klar. Mike war mittlerweile sicher, daß Yasal jeden Schritt und jeden Handgriff, den sie taten, genau vorausgeplant hatte.

Sie trugen die drei Behälter zur NAUTILUS und verstauten sie aufrecht nebeneinander in der Schleusenkammer, dann kehrten sie zurück, um die nächsten drei zu holen, und noch einmal und schließlich ein letztes Mal. Nachdem sie den Weg insgesamt viermal zurückgelegt hatten, bedeutete ihnen Yasal, daß es genug sei.

Mike konnte ihm nur beipflichten. Während sie darauf warteten, daß das Schleusentor sich wieder öffnete und sie selbst an Bord der NAUTILUS gehen konnten, sah er nervös auf die Uhr. Seiner Schätzung nach konnte der Sauerstoffvorrat in ihren Flaschen allerhöchstens noch für ein paar Minuten reichen. Ihre Nerven wurden auf eine harte Probe gestellt. Es schien endlos zu dauern, bis die Schleuse erneut geöffnet wurde, und noch länger, bis sie sich hineingequetscht hatten und das Wasser abzufließen begann. Die Luft, die in Mikes Helm strömte, war jetzt schlechter geworden; sie schmeckte bitter und verbraucht. Er wartete gerade so lange, bis das Wasser bis an seine Schultern abgesunken war, ehe er sich mit einer hastigen Bewegung den Helm vom Kopf riß und gierig ein-und ausatmete.

»Das war knapp«, keuchte er. »Noch eine Minute länger, und ich wäre erstickt. Mein Sauerstofftank ist vollkommen leer. «

»Meiner auch«, sagte Singh. Auch er hatte den Helm abgenommen, wenn auch wesentlich langsamer als Mike.

»Unsere Freunde stellen unser Glück ganz schön auf die Probe«, sagte Mike übellaunig. »Knapp vorbei ist zwar auch daneben, aber irgendwie habe ich keine Lust, ständig zu beten, daß es gerade noch einmal gutgehen könnte. «

Singh sah ihn auf sonderbare Weise an. »Ich glaube nicht, daß das etwas mit Glück zu tun hat«, sagte er. Mike schwieg. Wahrscheinlich hatte Singh Recht. Sie warteten, bis das Wasser völlig abgeflossen war, dann öffneten sie die obere Luke, kletterten vollends ins Schiff zurück und begannen, aus den Anzügen zu steigen. Nach einigen Augenblicken erschien Hasim und half ihnen. Mike ließ es widerspruchslos geschehen, obwohl ihm die Nähe des Beduinen jetzt mehr denn je unangenehm war. Aber er war viel zu erschöpft, um Einspruch zu erheben, und außerdem waren seine Finger so steifgefroren, daß er Mühe hatte, sie überhaupt noch zu bewegen, geschweige denn, richtig zu benutzen. Erst jetzt, als sie wieder im Schiff waren, spürte er wirklich, wie kalt das Wasser gewesen war.

Als sie in den Laderaum zurückkehrten, erlebte er eine weitere Überraschung. Hasim war während ihrer Abwesenheit nicht untätig gewesen. Er hatte die zwölf Behälter, die sie aus der TITANIC geborgen hatten, in den Laderaum geschafft und verstaut, und jetzt sah Mike endlich, welche Bewandtnis es mit der sonderbaren Wabenkonstruktion hatte, die die beiden Brüder in den letzten Tagen hier unten aufgestellt hatten: Sie entsprachen genau der Form der Kokons. Die seltsamen Behälter paßten so genau in die Gestelle, daß sie wahrscheinlich eine geschlossene Wand zu beiden Seiten bilden würden, wenn sie alle an Bord waren. Mikes Mut sank jedoch, als er sah, wie viele dieser Waben noch leer waren. Drüben, im Bauch der TITANIC, war die Zahl der Behälter unmöglich zu schätzen gewesen, aber jetzt sah er, daß es tatsächlich noch Hunderte sein mußten, und er fragte sich wieder, was sie wohl enthielten.

»Keine Toten?« fragte Ben ungläubig. »Ganz bestimmt kein einziger?«

Mike schloß zitternd die Hände um die Tasse mit brühheißem Tee, die Trautman ihm gebracht hatte. Seine Finger waren noch immer taub, aber die Wärme tat gut, und er fror jetzt nicht mehr ganz so erbärmlich wie vorhin.

»Nein, nicht einen«, antwortete er. »Ich bin froh, daß wir keinen gefunden haben. Nach vier Jahren bieten sie bestimmt keinen sehr schönen Anblick. « »Darum geht es nicht«, sagte Trautman. Er schüttelte den Kopf, setzte sich neben Ben und sah Mike sehr ernst an. »Ben hat recht, weißt du? Irgend etwas stimmt hier nicht. «

Was für eine scharfsinnige Bemerkung, dachte Mike, hütete sich aber, diesen Gedanken laut auszusprechen. »Und ihr habt keine Ahnung, was in diesen Bündeln ist?« fragte Juan.

Mike schüttelte den Kopf. »Nein. Und ich werde auch bestimmt nicht nachsehen, wenn du darauf anspielst. Yasal hätte Singh fast den Arm abgerissen, als er eines der Dinger auch nur angefaßt hat. « »Mike übertreibt«, sagte Singh und trank einen Schluck Tee. »Aber er hat trotzdem Recht -was immer in diesen Behältern ist, es muß für die Schwarze Bruderschaft von großem Wert sein. Ich glaube nicht, daß sie uns gestatten, einen davon zu öffnen. « »Und es wäre auch nicht empfehlenswert, es heimlich zu tun«, fügte Mike mit einem Blick in Bens Richtung hinzu. »Ganz davon abgesehen, daß es dir kaum gelingen dürfte. «

Ben machte ein beleidigtes Gesicht. »Du unterschätzt mich mal wieder, scheint mir. «

»Nein«, sagte Singh. »Aberduunterschätzt Yasal und Hasim, Ben. Die beiden sind... « Er suchte einen Moment lang nach Worten, zuckte schließlich mit den Achseln und trank einen weiteren Schluck Tee, ehe er fortfuhr: »Auf jeden Fall nicht das, wofür wir sie bisher gehalten haben. «

»Wofürhabtihr sie denn gehalten?« wollte Chris wissen. Darauf antwortete niemand, aber Mike mußte plötzlich wieder an das denken, was Astaroth über den Fahrer des Lastwagens gesagt hatte -bei dem es sich ja um niemand anderen als Sulan, den dritten der Schwarzen Bruderschaft gehandelt hatte.Es war, als ob er überhaupt nicht gedacht hätte.

Das war natürlich vollkommener Unsinn -es gab kein lebendes Wesen, dasnicht dachte -,aber die bloße Erinnerung daran jagte Mike trotzdem schon wieder einen kalten Schauer über den Rücken. »Wahrscheinlich handelt es sich auch bei dem Schatz um etwas völlig anderes, als wir bisher angenommen haben«, knüpfte Trautman nach einer Weile an Singhs Worte an. »Ich möchte zu gerne wissen, was es ist. Nicht aus Neugier«, fügte er verteidigend hinzu, als Mike ihn fast betroffen ansah. »Aber es könnte sein, daß es sehr wichtig für uns wird. « »Wieso?«

»Noch sind wir nicht zurück«, gab Trautman zu bedenken. »Selbst wenn wir Tag und Nacht arbeiten, brauchen wir wahrscheinlich Tage, um alle Behälter zu verladen, wenn es wirklich so viele sind, wie ihr sagt. Und dann kommt noch die Rückfahrt. « Er schüttelte seufzend den Kopf. »Ich will ja nicht unken, aber ich habe Zweifel, daß wir es schaffen. Und ihr wißt, was passiert, wenn wir die Frist nicht einhalten. « Seltsamerweise beunruhigte Mike diese Vorstellung kaum. Nach alledem, was er heute mit Yasal und seinem Bruder erlebt hatte, war er ziemlich sicher, daß die beiden auch dies einkalkuliert hatten. »Wieviel Zeit haben wir noch?« fragte er. »Fünf Tage«, antwortete Trautmari. »Warum?« »Fünf Tage. Das wäre der... « Mike rechnete rasch in Gedanken nach. »Sechzehnte Februar, richtig?« »Stimmt«, antwortete Trautman. »Weshalb fragst du?« »Ohne besonderen Grund«, antwortete Mike. »Ich habe überlegt, ob an diesem Datum etwas Besonderes ist. « Da war eine Erinnerung, irgendwo tief in seinem Gedächtnis vergraben. Zu tief, um sie zu erkennen, aber nicht tief genug, um sie ganz zu vergessen. Irgend etwas, was irgend jemand gesagt hatte und das ihm plötzlich wichtig erschien. Aber was nur? »Oder war?« fragte Chris.

Mike sah ihn aus aufgerissenen Augen an. »Das ist es!« sagte er. »Erinnert ihr euch an das, was Lady Grandersmith gesagt hat?Wir können nicht noch einmal zweihundertfünfzig Jahre warten!Ich habe es für einen Versprecher gehalten, aber vielleicht war es gar keiner, sondern etwas, was ihr herausgerutscht ist, ohne daß sie es selbst wollte. «

»Zweihundertfünfzig Jahre?« Juan sah ihn kopfschüttelnd an. »Du willst doch nicht etwa behaupten, daß Yasal und die beiden anderen zweihundertfünfzig Jahre alt sein sollen? Warum nicht gleich fünfhundert?«

Er versuchte zu lachen. »Das ist unmöglich. Niemand wird so alt. «

»Jemand, der ohne Atemgerät eine Stunde unter Wasser Spazierengehen kann, vielleicht doch«, sagte Mike. Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß. Wir sollten jedenfalls einmal nachschlagen, was am sechzehnten Februar vor zweihundertfünfzig Jahren war. « »Das werden wir tun«, sagte Trautman. »Aber du nicht. Du gehst jetzt in deine Koje und schläfst dich gründlich aus. « Er machte eine entschiedene Handbewegung, als Mike protestieren wollte. »Keine Widerrede. Schau in den Spiegel, wenn du mir nicht glaubst. Du bist vollkommen erschöpft und total durchgefroren. Juan und ich werden als nächste mit Yasal zur TITANIC hinübergehen,

und dann sehen wir weiter. Vielleicht finden wir ja eine

Möglichkeit, den Transport irgendwie zu beschleunigen. «

»Wir könnten einen Flaschenzug bauen«, schlug Juan vor.

»Wie?« fragte Ben. »Wozu denn das?« »Um die Behälter auf diese Weise schneller zu transportieren, Schlaumeier«, antwortete Juan spöttisch. »Sie wiegen hier unten kaum etwas, aber nach Mikes Beschreibung sind sie ziemlich unhandlich. Wenn wir ein Seil zwischen der NAUTILUS und der TITANIC spannen und sie daran befestigen, geht es viel schneller. « »Hm«, machte Ben. Mike konnte ein Grinsen nicht völlig unterdrücken. Juans Idee war geradezu genial, und das mußte Ben wohl auch einsehen, aber so war er nun einmal -er fand prinzipiell erst einmal nichts gut, was nicht auf seinem Mist gewachsen war. »Ich frage mich, wiesosienoch nicht darauf gekommen sind«, sagte Singh.

»Vielleicht ist die Idee zu einfach«, witzelte Ben. »Wer weiß vielleicht sind sie ja nur Spezialisten für Unmögliches. «

Das Gespräch schleppte sich noch eine Weile dahin, aber es fiel Mike immer schwerer, ihm zu folgen. Er spürte erst jetzt richtig, wie anstrengend der Ausflug zur TITANIC hinüber gewesen war, und so stand er schließlich auf, verabschiedete sich von den anderen und ging zu seiner Kabine, um zu tun, was Trautman ihm geraten hatte: sich gründlich auszuschlafen.

Leider wurde es damit nichts. Mike hatte das Gefühl, die Augen noch nicht einmal richtig geschlossen zu haben, als er schon wieder geweckt wurde; von lauten Stimmen, die direkt vor seiner Tür erklangen. Mike preßte stöhnend den Handrücken gegen die Stirn, zählte in Gedanken bis fünf und

sah dann auf die Uhr. Er hatte nicht einmal zwei Stunden

geschlafen - kein Wunder, daß er fast müder war als zuvor.

Aus rotgeränderten Augen blickte er zur Tür. Sie war noch geschlossen, aber das Stimmengewirr wurde lauter. Er konnte die Worte nicht verstehen, aber der Klang war der eines Streites. Was war denn da draußen los?

Benommen richtete er sich vollends auf, schlurfte zur Tür und gähnte ausgiebig. Wahrscheinlich hat Ben wieder einmal über die Stränge geschlagen, dachte er, und nach den letzten Tagen war wohl auch Trautmans sprichwörtliche Geduld nicht mehr ganz so unerschöpflich wie sonst. Er öffnete die Tür -und vergaß schlagartig seine Müdigkeit. Es ging nicht um Ben. Er war auch draußen auf dem Gang -wie die gesamte Besatzung der NAUTILUS, einschließlich der beiden Beduinen -, aber Trautman redete in erregtem Ton aufYasalein, nicht auf Ben oder einen der anderen Jugendlichen. »Ich lasse das nicht zu!« sagte er zornig. »Was soll der Unsinn? Juan und ich können genausogut mitkommen. Wir können euch wahrscheinlich sogar noch besser helfen! Ich habe Erfahrung im Bergen gesunkener Schiffe!«

Yasal ging unerschütterlich weiter, und in Mike kam ein vager Verdacht hoch. »Was ist denn hier los?« murmelte er schlaftrunken.

»Deine Pause ist vorbei«, antwortete Ben, »das ist los. Die beiden wollen anscheinend wieder raus. « Mike blinzelte. Yasal steuerte geradewegs auf ihn zu, und das, zusammen mit Bens Worten und Trautmans sichtlicher Erregung, ließ eigentlich nur einen Schluß zu. »Das... das meint ihr doch nicht ernst«, sagte er. »Wir sollen weitermachen?Jetzt?«Die bloße Vorstellung, erneut und wahrscheinlich wieder für Stunden in die eisige Schwärze dort draußen hinauszugehen, jagte ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.

Yasal blieb einen Meter vor ihm stehen und nickte. Natürlich sagte er nichts.

»Aber ich kann das nicht«, beharrte Mike. »Ich bin völlig erschöpft. Laßt mich wenigstens noch ein paar Stunden ausruhen. «

Yasal machte eine auffordernde Geste, mit der er zugleich auch auf Singh deutete.

»Singh auch?« murmelte Mike. »Aber der ist genauso fertig wie ich. Wir wären euch keine Hilfe!« Diesmal beließ es Yasal nicht bei einer Geste. Er packte Mike kurzerhand an der Schulter und zerrte ihn aus seiner Kabine heraus.

»Schon gut, schon gut!« sagte Mike hastig. Sofort ließ Yasal seine Schulter los, doch allein die Art, wie er es tat, machte Mike klar, daß er sofort wieder zupacken würde, wenn er sich widersetzte. »Das ist doch Wahnsinn!« protestierte Trautman. »Ich lasse nicht zu, daß -«

»Lassen Sie's gut sein«, unterbrach ihn Mike resignierend. »Ich gehe mit. Wahrscheinlich werden wir ihn eher behindern als ihm helfen, aber wenn er darauf besteht... «

Er zog die Tür hinter sich zu, trat neben Yasal und nickte. »Ihr müßt ja wissen, was ihr tut. Wenn ich unterwegs einschlafe, trägst du mich aber zurück, ist das klar?«

Trautman blickte ihn an, als wäre er übergeschnappt, aber Ben lachte leise. »Die beiden scheinen einen echten Narren an euch gefressen zu haben«, sagte er. »Aber keine Sorge -ich komme mit nach unten und helfe dir wenigstens noch, den Anzug anzuziehen. « Doch dazu sollte es nicht kommen. Kurz bevor sie den Laderaum erreichten, blieb Yasal plötzlich stehen, wandte sich um und machte eine befehlende Bewegung mit beiden Armen. Trautman, Ben und die beiden anderen blieben unvermittelt stehen, und Trautmans Gesicht verdüsterte sich schon wieder vor Zorn. »Was hat denn das jetzt wieder zu bedeuten?« fragte er grollend.

»Ich glaube, sie wollen nicht, daß ihr den Laderaum betretet«, antwortete Singh.

»Wie bitte?« empörte sich Ben. »He -wem gehört dieses Schiff eigentlich?« Er machte eine herausfordernde Bewegung, wie um Yasal einfach beiseite zu schieben -und fand sich in der nächsten Sekunde mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden wieder. Yasal hatte blitzartig zugestoßen.

»Soviel zu deiner Frage«, sagte Mike. »War diese Antwort deutlich genug?«

Er grinste, aber im Grunde war ihm nicht nach Lachen zumute. Sie waren tatsächlich nicht mehr die Herren über ihr eigenes Schiff, aberdaranhatten sie sich ja schon fast gewöhnt. Was ihn erschreckte, war, daß Yasal es offenbar plötzlich nicht mehr zuließ, daß ein anderer als Singh oder er den Laderaum betrat. Was immer sie aus der TITANIC geborgen hatten, schien für die beiden noch sehr viel kostbarer zu sein, als er ahnte.

»Also gut«, seufzte er. »Bringen wir es hinter uns. « Sie gingen weiter, durchquerten den Laderaum mit seiner seltsamen Fracht und stiegen mit Yasals Hilfe in die schweren Taucheranzüge. Mike war kein bißchen überrascht, als er feststellte, daß die Sauerstoffflaschen schon wieder gefüllt waren. Und nicht nur das -Yasal und Hasim hatten je eine zusätzliche Flasche an ihren Anzügen angebracht, was wohl bedeutete, daß sie diesmal noch länger draußen bleiben mußten. Aber zumindest blieb ihnen jetzt der kräftezehrende Weg durch das gesamte Wrack erspart. Sie kletterten in die Schleuse. Während sie darauf warteten, daß das Wasser höher stieg, wäre Mike beinahe eingeschlafen, aber das Wasser war so kalt, daß er regelrecht mit den Zähnen zu klappern begann. Die Schleuse war komplett geflutet. Mike trat aus demSchiff heraus, knipste seinen Scheinwerfer an -und erlebte eine gewaltige Überraschung. Dabei bestand das, was da im weißen Licht des Scheinwerferstrahles schimmerte, bloß aus zwei fingerdicken, aus Metall geflochtenen Drähten, die neben der Schleusentür am Rumpf der NAUTILUS verankert waren und in der ewigen Nacht verschwanden. Aber es war auch nicht die Konstruktion selbst, die Mike so erschütterte. Es war der Umstand, daß siedawar. Denn was sie vor sich sahen, war nichts anderes als ein Flaschenzug, und zwar... »Juans Flaschenzug!« Singh sprach es laut aus. Und so war es: Was sich da vor ihnen in Richtung der TITANIC in die Dunkelheit hinein erstreckte, das war genau die Konstruktion, die Juan vorgeschlagen hatte, um den Transport der Behälter zur NAUTILUS hinüber zu beschleunigen.

Die Konsequenz dieser Entdeckung war ihnen beiden sofort klar, aber diesmal wagte es nicht einmal Singh, den Gedanken in Worte zu kleiden. Yasal und Hasim wußten offenbar über jedes Wort Bescheid, das zwischen ihnen gesprochen wurde. Selbst wenn keiner von ihnen im Raum war. Was wiederum nur eines bedeuten konnte: Sie lasen ihre Gedanken. Und plötzlich war Mike klar,warumBen und die anderen den Laderaum nicht mehr betreten durften. Yasal wußte genau, daß sie die erste sich bietende Gelegenheit nützen würden, um einen der Behälter zu öffnen und hineinzusehen.

Hasim -der diesmal anstelle von Yasal mit nach draußen gekommen war -bedeutete ihnen ungeduldig, loszugehen, und sie gehorchten. Direkt unter dem glitzernden Metallseil hindurch marschierten sie zurTITANIC hinüber und kletterten durch die gewaltsam geschaffene Öffnung in den Laderaum. Das andere Ende des Seiles war unter der Decke befestigt worden, und Hasim hatte auch eine Anzahl von Haken mitgebracht, die er daran einklinkte; außerdem einige Seilschlaufen. Er demonstrierte Mike und Singh mit knappen Bewegungen, was sie zu tun hatten: nämlich die Kokons in jeweils zwei der Schlaufen hineinzulegen und ihnen einen leichten Stoß zu versetzen, so daß sie an dem schräg gespannten Tau entlang wie an einer Seilbahn zur NAUTILUS hinüberglitten. Mike vermutete, daß Yasal dort drüben wartete, um sie in Empfang zu nehmen.