122177.fb2 Die schwarze Bruderschaft - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 8

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Ben runzelte die Stirn. Mike bemerkte, wie Singh hinter ihn trat und sich unmerklich spannte. »Wie bitte?« fragte Trautman. »Wie meinen Sie das?« »Es tut mir aufrichtig leid«, sagte Lady Grandersmith. Aber ich muß darauf bestehen, daß Sie hierbleiben. « »Und was heißt das genau?« fragte Trautman. »Sind wir vielleicht so etwas wie Ihre Gefangenen?« »Ich hätte eine andere Lösung vorgezogen«, sagte Lady Grandersmith ernst. »Aber es ist wohl so. « »Kaum«, antwortete Trautman. Er trat herausfordernd auf Lady Grandersmith und ihre beiden Begleiter zu, und sofort machte Yasal einen Schritt und stellte sich schützend vor seine Herrin.

»Bitte, Mister Trautman«, sagte Lady Grandersmith. »Machen Sie es nicht noch schlimmer. « Und dann ging alles ganz schnell. Singh sprang blitzartig an Trautman vorbei und versuchte mit einer fast tänzerisch anmutenden Bewegung Yasal zu packen. Der Sikh beherrschte die Kampftechnik seiner Kasteperfekt. Das unscheinbare Äußere des Inders täuschte. Mike hatte einmal mit eigenen Augen gesehen, wie Singh mitfünfGegnern gleichzeitig gekämpft - und sie besiegt hatte.

Aber er war auch noch nie auf jemanden wie Yasal gestoßen.

Yasal tat etwas, was keiner von ihnen richtig sah. Für eine Sekunde schien er zu einem Schatten zu werden, und als Mike ihn wieder richtig erkennen konnte, lag Singh am Boden und rang keuchend nach Luft.

Die beiden Beduinen brachten sie in eines der Gästezimmer, das nur ein einziges vergittertes Fenster hatte. Lady Grandersmith verabschiedete sich mit den Worten von ihnen, sie für eine Stunde allein zu lassen, in der sie sich ihre Entscheidung noch einmal überlegen konnten, und ging dann, begleitet von Hasim und Yasal.

Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, da eilte Ben auch schon zum Fenster, öffnete es und rüttelte mit aller Kraft an den Gitterstäben. Sie rührten sich nicht.AlleFenster des Hauses waren vergittert; etwas, was Mike bisher nur für bloße Zierde gehalten hatte, was aber angesichts der Geschehnisse der letzten Minuten eine vollkommen neue Bedeutung erhalten hatte.

»Laß es sein«, sagte Mike niedergeschlagen. »Das hat keinen Zweck. «

»Wenn mir keiner hilft, bestimmt nicht«, sagte Ben wütend. »Zu zweit oder dritt könnten wir es schaffen. So stabil sind die Stäbe nicht. « »Selbst wenn, wäre es sinnlos«, sagte Trautman.

Er schüttelte traurig den Kopf. »Wir kämen keine zwei Meilen

weit, bevor sie uns -«

Er brach ab, da die Tür wieder geöffnet wurde und einer der beiden Beduinen erschien. Er trug ein schwarzes, heftig fauchendes und um sich schlagendes Fellbündel auf den Armen, das er in hohem Bogen zu ihnen hereinwarf. Astaroth landete geschickt auf allen vieren, fuhr auf der Stelle herum und wollte sich auf Hasim stürzen, aber Serena rief ihm einen kurzen Befehl zu, und der Kater hielt inne. Hasim starrte ihn noch eine Sekunde lang an, dann fuhr er herum und warf die Tür lautstark hinter sich ins Schloß. Astaroth fauchte enttäuscht und sträubte das Fell. »Typisch!« sagte Ben verdrießlich. »Jetzt, wo es zu spät ist, spielt er sich auf. «

Mike schüttelte seufzend den Kopf, aber er ersparte es sich, irgend etwas darauf zu sagen. Bens scheinbare Feindseligkeit war seine Art, mit dem Schock fertig zu werden. Er meinte es nicht so, das wußten sie alle; selbst Astaroth. Trotzdem wandte er sich an den Kater und sagte laut, damit alle es hörten: »Nimm es ihm nicht übel, Astaroth. Er ist nur durcheinander. «

Durcheinander?schnappte Astaroth.Er soll nur aufpassen, daß ich ihm nicht seine Knochen durcheinanderbringe. Immerhin bin ich der einzige, der überhaupt versucht hat, etwas zu tun! Warte nur ab. Ich hatte gerade Pech, aber wenn ich diesen schwarzen Hampelmann das nächste Mal in die Krallen bekomme, geht es anders aus!»Was sagt er?« fragte Ben.

»Nichts«, antwortete Mike hastig. Er warf einen raschen Blick zu Singh hinüber, der vornübergebeugt auf dem Sofa saß und die Hand gegen den Leib preßte. Der Inder war nicht schwer verletzt, aber Mike zweifelte keine Sekunde daran, daß Yasal ihn mit einer einzigen Handbewegung hätte töten können, wenn er gewollt hätte.

»Ist auch besser so«, maulte Ben. »Hört auf!« sagte Trautman streng. Er maß Astaroth und Ben mit einem strafenden Blick. »Wir haben wirklich Besseres zu tun, als uns zu streiten. « »So?« gab Ben zurück. »Und was?« »Zum Beispiel darüber nachzudenken, was wir tun können«, sagte Juan. »Ich verstehe einfach nicht, wie sie uns so hereinlegen konnte!«

»Das versteht niemand«, sagte Trautman. »Ich dachte immer, ich wäre ein guter Menschenkenner, aber ich muß gestehen, daß sie auch mich getäuscht hat. Wer ist diese Frau nur?«

»Jedenfalls keine harmlose Lady«, murrte Ben. »Wenn ich nicht so wütend wäre, würde ich sie bewundern. Sie weiß tatsächlich alles über uns. « »Fast alles«, sagte Serena.

Alle sahen sie überrascht an, und Serena fuhr fort. »Offensichtlich weiß sie nicht, wer ich bin. Und ich glaube, sie weiß auch nicht, wer Astaroth ist. Und schon gar nicht,waser ist. « »Das stimmt«, sagte Trautman. »Und so soll es auch bleiben. « Er überlegte einen Moment, dann wandte er sich an Mike. »Bitte frage Astaroth, ob er Lady Grandersmith' Gedanken lesen kann. Ich meine jetzt, von hier aus. «

Natürlich kann ich das,sagte Astaroth, ehe Mike die Frage in Gedanken wiederholen konnte. Der Kater war nicht nur in der Lage, Mikes Gedanken zu lesen, sondern die jedes Menschen, und er verstand auch gesprochene Worte. Trautman wußte das zwar, aber er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, mit

einemKaterzu reden, obwohl sie nun seit mittlerweile drei

Jahren zusammen waren.

»Dann frag ihn, worum es hier wirklich geht. « »Wirklich? Wie meinen Sie das?« »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie bloß hinter einemSchatzher ist«, sagte Trautman. »Sie hat es selbst gesagt«, erinnerte Ben. »Sie hat gesagt, daß Yasal und die beiden anderen die Hüter des Schatzes sind«, erinnerte Trautman. »Aber nicht, woraus dieser Satz besteht. « »Woraus schon?« fragte Juan. »Aus Gold, Diamanten... woraus Schätze eben bestehen. « »Ja, das war auch mein erster Gedanke«, sagte Trautman und schüttelte den Kopf. »Trotzdem... irgend etwas stimmt hier einfach nicht. Erinnert ihr euch, wie sie reagiert hat, als sie uns Cheops' Mumie zeigte? Sie war entsetzt. Und sehr zornig über die, die das getan haben. Das wäre sie kaum, hätte sie selbst mitgeholfen, den Schatz wegzubringen. Vielleicht waren es wirklich Grabräuber, und sie und diese drei unheimlichen Gestalten suchen etwas ganz anderes. « »Aber was denn?«

»Das will ich ja gerade von Astaroth wissen«, sagte Trautman. Er sah den Kater auffordernd an, erntete aber nur ein zaghaftes Blinzeln.

Ich kann euch nicht helfen,gestand Astaroth nach einiger Zeit.

»Was soll das heißen?« fragte Mike. »Kannst du ihre Gedanken lesen oder nicht?«

Doch. Aber es ist... seltsam. Sie... sie scheint gar nicht zu wissen, wonach sie sucht.»Wie?« fragte Mike ungläubig.

Astaroth machte eine Bewegung, die fast wie ein menschliches Achselzucken wirkte.Es ist so,bestätigte er.Sie

weiß es nicht. Oder sie kann ihre Gedanken vor mir verheimlichen. Aber das gelingt nur den wenigsten. Die sicherste Methode, an etwas Bestimmtes zu denken, ist nämlich, sich mit aller Kraft darum zu bemühen,nichtdaran zu denken.

Mike übersetzte rasch, was der Kater gesagt hatte. Allgemeine Enttäuschung machte sich breit, aber dann sagte Juan: »Und was ist mit den anderen? Yasal und Hasim?«

Dasselbe wie mit dem Fahrer des Wagens gestern,gestand Astaroth.Ich habe es versucht, aber ich kann ihre Gedanken nicht lesen. Es ist fast, als... als ob sie gar nicht leben würden.

»Dann bleibt uns wohl keine andere Wahl«, sagte Trautman niedergeschlagen.

»Als was?« fragte Ben. »Auf ihre Forderung einzugehen? Das gefällt mir nicht. Ich lasse mich nicht gerne zu etwas zwingen. «

»Ich auch nicht«, sagte Trautman. »Aber im Moment können wir nicht viel tun. Du hast gesehen, wozu Hasim und Yasal in der Lage sind. Vielleicht haben wir später eine Chance, sie zu überwältigen. Wenn wir erst einmal wieder auf der NAUTILUS sind, haben wir möglicherweise die besseren Karten. Ich schlage vor, wir gehen auf ihre Forderung ein - wenigstens zum Schein. «

Mike bezweifelte, daß Lady Grandersmith darauf hereinfallen würde, aber welche andere Wahl hatten sie schon? Außerdem hatte Trautman nicht völlig unrecht -auf der NAUTILUS standen ihnen andere Mittel und Wege zur Verfügung, sich zu wehren. Er wollte gerade eine entsprechende Bemerkung machen, als die Tür geöffnet wurde und Lady Grandersmith in Begleitung ihrer beiden Wächter eintrat. Sie wirkte sehr entschlossen.

»Lady Grandersmith!« begann Trautman. »Die Frist ist noch nicht -« Lady Grandersmith unterbrach ihn mit einer ärgerlichen Handbewegung und deutete auf Serena. Noch bevor Mike richtig begriff, was überhaupt geschah, trat Hasim auf sie zu, packte das Mädchen und zerrte es grob in die Höhe.

Serena schrie überrascht auf. Astaroth fauchte, stürzte sich blitzschnell auf Hasim und handelte sich einen Tritt ein, der ihn meterweit davonschlittern ließ. Sofort war er wieder auf den Füßen und griff erneut an, aber diesmal mit noch geringerem Erfolg: Hasim ergriff ihn mit der freien Hand im Nacken und hob ihn mit derselben Mühelosigkeit hoch, mit der er mit der anderen Hand Serena festhielt.

Auch Mike, Ben und Juan waren aufgesprungen, und selbst Singh stemmte sich in die Höhe. Hasim wich rasch zurück, und sein Bruder Yasal stellte sich schützend zwischen ihn und die anderen. »Hört auf!« sagte Trautman scharf. Er machte eine rasche Handbewegung, sah Ben warnend an und wandte sich dann an Lady Grandersmith. »Lady Grandersmith, was bedeutet das?« fragte er. »Darf ich um eine Erklärung bitten?« »Das dürfen Sie, Mister Trautman«, antwortete Lady Grandersmith. »Ich war unhöflich, ich gebe es zu. Ich habe gelauscht. « »Sie haben -«

»- jedes Wort verstanden«, bestätigte Lady Grandersmith. Sie blickte stirnrunzelnd auf Astaroth herab, der noch immer in Hasims Griff zappelte, und sah dann wieder Trautman an. »Dieses Tier kann also meine Gedanken lesen. Das ist interessant -aber auch ein wenig beunruhigend. Und daß Sie vorhaben, mich zu hintergehen, enttäuscht mich ein wenig. Auch wenn ich eigentlich damit hätte rechnen müssen. « »Was haben Sie erwartet?« fragte Trautman trotzig. »Daß ich mich einer gemeinen Erpressung beuge?«

»Nein«, sagte Lady Grandersmith. »Auch wenn es schmerzt, daß Sie mich so mißverstehen. Ich bin nicht Ihre Feindin. Und ich hätte niemals zu diesem letzten Mittel gegriffen, hätte ich eine andere Wahl. Aber uns bleibt keine Zeit für lange Verhandlungen. Es tut mir leid, aber nun zwingen Sie mich, etwas zu tun, was ich eigentlich vermeiden wollte. « »Und was?« fragte Trautman.

Lady Grandersmith deutete mit einer Kopfbewegung auf Serena, ließ Trautman dabei aber keinen Moment aus den Augen. »Ich muß darauf bestehen, daß Sie meinen Wunsch erfüllen und zum Wrack der TITANIC hinuntertauchen«, sagte sie. »Und um sicherzugehen, daß Sie nicht versuchen, Ihr Wort zu brechen, werde ich das Mädchen und das Tier hierbehalten. Sobald Sie mit der Ladung an Bord wieder hier sind, bekommen Sie beide unversehrt zurück. « »Sie wollen sie alsGeiselnehmen?« keuchte Mike. »Der AusdruckGastwäre mir lieber«, sagte Lady Grandersmith ernst. »Ich gebe dir mein Wort, daß deiner Freundin kein Haar gekrümmt wird. « »Das lasse ich nicht zu!« sagte Mike. »Niemals!« Lady Grandersmith antwortete nicht darauf. Es gab absolut nichts, was Mike dagegen tun konnte. »Und was geschieht, wenn wir nicht zurückkommen oder zu spät?« fragte Ben. »Was tun Sie dann mit Serena? Wollen Sie sie umbringen? Das traue ich Ihnen nicht zu!«

»Natürlich nicht«, antwortete Lady Grandersmith. »Ich werde weder ihr noch dem Kater ein Leid zufügen. Niemals. Aber ich verspreche auch, daß ihr sie nie wiedersehen werdet. Jedenfalls nicht, solange ich lebe. « »Das werden Sie bereuen«, sagte Mike wütend. »Sie... Sie werden -« »Bitte, Mike«, unterbrach ihn Lady Grandersmith.

»Mach es nicht noch schlimmer. Auch wenn du es mir sicher nicht glaubst, aber es macht mich sehr traurig, so handeln zu müssen. « »Dann lassen Sie es!«

»Das kann ich nicht«, antwortete Lady Grandersmith. »Ich habe keine Wahl. Die Ladung der TITANICmußhierher zurückgebracht werden, ganz egal, unter welchen Umständen oder Opfern. Vielleicht werdet ihr später verstehen, warum ich so handeln mußte. « Es war seltsam -Mike war so wütend wie niemals zuvor im Leben, und trotzdem fiel es ihm immer schwerer, zornig auf Lady Grandersmith zu sein. Aus einem Grund, den er selbst nicht verstand,glaubteer ihr. Lady Grandersmith klatschte in die Hände, worauf Hasim sich herumdrehte und die sich noch immer heftig wehrende Serena und den noch heftiger um sich schlagenden Astaroth aus dem Zimmer brachte. »Der Wagen steht unten vor der Tür«, sagte Lady Grandersmith. »Er ist vollgetankt und beladen, und im Hafen wartet ein Schiff auf Sie, das Sie nach Alexandria bringen wird. Bis morgen abend werden sämtliche Teile, die Sie für die Reparatur der NAUTILUS noch benötigen, an Bord Ihres Schiffes sein, so daß Sie unverzüglich auslaufen können. «

»Warten Sie!« rief Mike. Lady Grandersmith hatte sich bereits herumgedreht, um das Zimmer zu verlassen, aber jetzt hielt sie

noch einmal inne und sah zu ihm zurück.

»Ich... ich will mich wenigstens noch von Serena verabschieden«, sagte Mike. »Bitte!« »Ihr wird nichts geschehen«, sagte Lady Grandersmith. »Du hast mein Wort. Mach dir keine Sorgen!« »Aber ich will doch nur auf Widersehen sagen!« beharrte Mike. »Mehr nicht!« Lady Grandersmith sah auf den Gang hinaus, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich fürchte, das geht nicht«, sagte sie. »Es tut mir leid. «

Irgend etwas stimmte nicht.Astaroth?rief Mike in Gedanken.Astaroth! Hörst du mich? Wo bringt er euch hin?

Mike!Astaroths Antwort klang fast panisch.Ich weiß nicht, was hier geschieht! Ich kann nichts tun! Er -Die Worte hörten auf wie abgeschnitten, und in Mikes Kopf herrschte plötzlich eine schreckliche Leere. Es war, als wäre in seinen Gedanken eine Tür zugeschlagen worden. Irgend etwas Furchtbares war passiert. »Serena!« schrie Mike. Die Angst gab ihm plötzlich Riesenkräfte. So schnell, daß selbst Yasals rasche Bewegung zu spät kam, raste er los, duckte sich unter den zupackenden Händen des Beduinen hindurch, rannte auf den Gang hinaus und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Hasim war verschwunden.

Der Korridor zog sich gute sechs oder sieben Meter weit vor ihm entlang, und es gab auf dieser Strecke weder eine Tür noch ein Fenster oder irgendeinen anderen Ausgang. Und die Zeit, die vergangen war, seit Hasim das Zimmer verlassen hatte, hätte einfach nicht ausgereicht, um das Ende des Korridors und damit die Treppe nach unten zu erreichen; nicht einmal, wenn Hasim gerannt wäre.

Und trotzdem war er nicht mehr da. Er war verschwunden, zusammen mit Serena und Astaroth. So spurlos, als hätte es ihn nie gegeben.