122182.fb2 Die Stadt unter dem Eis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 25

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»Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Trautman.

»Wenn Sie darauf spekulieren, dass meine Leute auf mich Rücksicht nehmen, könnten Sie eine böseÜberraschung erleben«, sagte Vom Dorff. »Weder Berghoff noch Hansen werden sich erpressen lassen. Und Ihr Sohn schon gar nicht. Also, was zum Teufel glauben Sie mit dieser Wahnsinnsaktion eigentlich erreichen zu können?«

»Ich gehe nur sicher, dass Sie auch Ihr Wort halten«, sagte Trautman. »Mike, siehst du die beiden großen grünen Schalter dort drüben? Drück sie nacheinander, wenn ich dir das Zeichen gebe.«

Mike gehorchte, und kaum hatte er es getan, da begann der Boden unter ihnen wieder zu vibrieren. Diesmal hörte das Zittern nicht wieder auf. Trautman nickte zufrieden und fuhr fort, in rascher Folge Knöpfe zu drücken und Buchstaben-und Zahlenkombinationen in Tastaturen zu hämmern. Eine Alarmsirene begann zu heulen und verstummte mit einem misstönenden Quietschen wieder, als Trautman ärgerlich auf eine Taste schlug. Schließlich lehnte er sich in seinem Sessel zurück und ließ einen langen, zufriedenen Seufzer hören.

»Was haben Sie getan?«, fragte Vom Dorff misstrauisch.

»Ich will versuchen, es einfach auszudrücken«, antwortete Trautman. »Diese ganze Stadt wird von einer Energiequelle der gleichen Art gespeist, die es auch an Bord der NAUTILUS und der WOTAN gibt. Es ist ein Reaktor, der dieselben Kräfte freisetzt, wie sie zum Beispiel im Inneren der Sonne herrschen. Können Sie mir noch folgen?«

Vom Dorff nickte. Er war sehr blass geworden.

»Sie können sich vorstellen, dass es nicht leicht ist, diese Kräfte zu bändigen«, fuhr Trautman fort. »Und was passiert, wenn sie außer Kontrolle geraten. Es gibt hochkomplizierte Mechanismen, die sie unter Kontrolle halten. Ich habe diesen Mechanismus gerade außer Kraft gesetzt.«

»Wie?« Vom Dorff riss entsetzt die Augen auf. »Was ... was bedeutet das?«

»Wenn ich die Grafitstäbe nicht wieder hineinschiebe«, antwortete Trautman lächelnd, »dann gibt es eine Kernschmelze. In genau sechs Stunden. Das sagt Ihnen wahrscheinlich nichts, aber Sie können sicher sein, dass im Umkreis von zwanzig Kilometern hier kein Stein auf dem anderen bleibt.«

»Das meinen Sie nicht ernst!«, keuchte Vom Dorff. Plötzlich begann er doch wie verrückt an seinen Fesseln zu zerren. »Das würde auch Ihren eigenen Tod bedeuten! Und den Mikes!«

»Nur, wenn ich es nicht stoppe«, erklärte Trautman. »Das ist kein Problem. Ich muss nur ein paar ganz bestimmte Knöpfe drücken. Leider fürchte ich, dass ich der Einzige bin, der genau weiß, welche.«

»Dann tun Sie es!«, verlangte Vom Dorff.

»Gerne«, antwortete Trautman. »Sobald Sie Mike freigelassen haben und ich sicher bin, dass er weit genug weg ist.«

»Sie bluffen«, behauptete Vom Dorff.

Trautman hob die unverletzte Schulter. »Warten Sie einfach sechs Stunden ab, dann wissen Sie es. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Und Mike auch nicht. Sie bringen uns beide sowieso um, sobald Sie haben, was Sie wollen. Oder stecken uns für den Rest unseres Lebens in den Kerker, was vielleicht noch schlimmer ist.«

»Was genau verlangen Sie?«

»Das wissen Sie«, sagte Trautman. »Lassen Sie Mike gehen. Sobald er in Sicherheit ist, stoppe ich den Reaktor.«

»Und wenn nicht, bringen Sie Hunderte von Menschen um?« Vom Dorff schüttelte heftig den Kopf.

»Das glaube ich Ihnen nicht.«

»Ich behaupte nicht, dass ich es gerne tue oder es mir nichts ausmacht«, sagte Trautman. Auf dem Pult vor ihm begann eine rote Lampe zu flackern. Trautman sah sie einen Moment lang stirnrunzelnd an, dannfuhr er fort: »Aber es wäre das kleinere Übel. Wenn dieser verrückte Berghoff und mein missratener Sohn diese Anlage hier in ihre Hände bekommen, dann werden vielleicht Tausende sterben. Millionen, möglicherweise. Und Mike und die anderen von der NAUTILUS ganz sicher. Lassen Sie den Jungen gehen und ich schalte ab. Wenn nicht ...«

»Ich gehe nicht allein von hier weg!«, sagte Mike. »Und ob du das tun wirst«, erwiderte Trautman. »Willst du lieber zusammen mit mir hier sterben? Du verschwindest! Das ist ein Befehl!«

»Und Sie?«

Trautman schnaubte. »Du musst dir keine Sorgen um mich machen«, sagte er. »Sie werden mir nichts tun. Nicht, solange ich ihnen nicht alles über diese Apparate hier verraten habe, was ich weiß. Und das wird sehr, sehr lange dauern. Es sind eine Menge Knöpfe und mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste.« Er wandte sich an Vom Dorff. »Also?«

Vom Dorff starrte ihn an. Seine Augen sprühten vor Hass. »Dafür werden Sie bezahlen, das schwöre ich!«

»Darf ich das als Ja interpretieren?«, fragte Trautman.

Vom Dorff nickte. »Binden Sie mich los. Niemand wird Ihnen etwas tun.«

Trautman gab Mike ein entsprechendes Zeichen, sagte aber: »Falls Sie jetzt etwa planen, uns von Ihren Leuten überwältigen zu lassen und die Lösung unseres kleinen ... Problems aus mir herauszupressen, denken Sie an zwei Dinge: Ich bin ein ziemlich sturer Mann und ein ziemlich alter Mann. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob und wie lange ich eine wirklich schlimme Folter durchstehe, ehe mein Herz aussetzt. Und Sie könnten niemals sicher sein, ob ich Ihnen auch wirklich die Wahrheit gesagt habe ... nicht vor Ablauf von sechs Stunden, meine ich.«

»Im Gegensatz zu Ihnen halte ich mein Wort«, sagte Vom Dorff wütend.

Trautman grinste. »Sie können sicher sein, dass das nicht der einzige Unterschied zwischen uns ist. Sind wir im Geschäft?«

»Habe ich denn eine Wahl?«

»Nein«, antwortete Trautman. Er gab Mike einen Wink. »Du kannst ihn jetzt losbinden.«

Während Mike die Fesseln des Deutschen endgültig löste, drückte Trautman einen Knopf und die fingerdicke Stahlplatte vor der Tür hob sich zischend wieder in die Decke zurück. Sofort stürmten mehr als ein Dutzend Soldaten herein, die Trautman und ihn sofort und mit weitaus mehr Gewalt als notwendig überwältigten.

»Lasst das!«, sagte Vom Dorff scharf. »Lasst sie los. Sofort!«

Die Männer gehorchten, wenn auch zögernd und nicht ohne Vom Dorff verwirrt-fragende Blicke zuzuwerfen. Vom Dorff stand auf und rieb sich die Handgelenke. Die Stricke, mit denen sie ihn gefesselt hatten, hatten sichtbare rote Streifen auf seiner Haut hinterlassen. »Das ist nicht nötig«, fuhr er fort. »Das Ganze war nur ein dummes Missverständnis, nicht mehr.«

Natürlich waren die Männer jetzt vollkommen verwirrt. Aber nachdem Vom Dorff seine Worte noch einmal in schärferem Tonfall wiederholt hatte, zogen sie sich zurück.

»Zufrieden?«, fragte Vom Dorff.

»Zufrieden bin ich erst, wenn ich Mike unbehelligt aus dieser Stadt hinausspazieren sehe«, antwortete Trautman.

Vom Dorff warf einen nervösen Blick auf das Instrumentenpult, an dem sich Trautman zu schaffen gemacht hatte. »Dann sollten wir uns lieber beeilen«, sagte er. »Wir haben nicht allzu viel Zeit.«

Sie verließen den Raum. Ganz wie Mike erwartet hatte, wimmelte es draußen auf dem Gang nur so von Soldaten. »Schicken Sie sie weg«, verlangte Trautman. »Wir wollen doch kein Aufsehen erregen, oder?« Vom Dorff tat, was er verlangt hatte, und als sie ihren Weg fortsetzten, waren sie auch tatsächlich allein. Mike sah sich noch ein paar Mal aufmerksam um, während sie das Labyrinth aus Gängen und Treppenschächten durchquerten, aber sie würden tatsächlich nicht verfolgt. Es schien, als hielte Vom Dorff wirklich Wort. Erst als sie ins Freie hinaustraten, sahen sie wieder einige Soldaten, die aber einen respektvollen Abstand hielten.

»Und wohin jetzt?«, fragte Trautman.

Vom Dorff deutete mit einer Kopfbewegung auf das

geschlossene Eistor am anderen Ende des Hafenbeckens. »Dort. Es gibt nur eine kleine Tür neben dem großen Fluttor. Sie ist der einzige Ausgang aus der Stadt. In einer kleinen Kammer daneben finden wir auch warme Kleidung.«

Sie marschierten los. Mike fiel unauffällig ein kleines Stück zurück, bis er direkt neben Trautman ging. »Was haben Sie jetzt vor?«, raunte er ihm zu. »Ich meine: Wie kommen wir hier weg?«

»Wir?«Trautman schüttelte den Kopf. »Wir kommen gar nicht von hier weg, Mike.Duwirst gehen.«

»Aber –«

»Kein Aber«, unterbrach ihn Trautman, scharf und so laut, dass Vom Dorff die Worte einfach hören musste. »Wir machen es so, wie ich es gesagt habe. Du bringst dich in Sicherheit. Das ist deine einzige Chance, versteh doch! Und meine übrigens auch. Wenn du davonkommst, dann könnt ihr später versuchen mich irgendwie zu befreien. Ende der Diskussion.«

Ein hohes, immer lauter werdendes Heulen erklang, steigerte sich binnen Sekunden bis fast an die Schmerzgrenze und brach dann abrupt ab. Das Wasser des Hafenbeckens begann zu zittern und im nächsten Augenblick konnte Mike sehen, wie die Wand aus nachgemachtem Eis am anderen Ende des Hafenbeckens zu vibrieren begann und sich dann in der Mitte teilte.

»Was bedeutet das?«, fragte Trautman alarmiert.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Vom Dorff. Zumindest die Überraschung in seiner Stimme klang echt. »Jemand kommt. Ein ... Schiff. Aber ich verstehe nicht ...«