122188.fb2 Die wei?e Riesenpyramide - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 1

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Der dreitausend Meter lange, waffenstarrende Schlachtkreuzer hing bewegungslos im Raum. Sein Heimatplanet war ungeheuer weit entfernt und nur mit starken Instrumenten als winziges, glitzerndes Pünktchen zu erkennen. Ein kleines Begleitschiff hing an der Seite des Riesenkreuzers wie ein Insekt an einem Fliegenfänger. Die Schotten der beiden Schiffe waren druckdicht verschraubt, so daß das kleine Schiff ungehindert beladen werden konnte Tief unten, fast fünfundsiebzigtausend Kilometer entfernt, leuchtete die Sichel eines seitlich von einer Sonne beschienenen Planeten.

Der Pilot des kleinen Raumschiffes ging gebeugt durch eine der Öffnungen. Er war ein Riese von Gestalt, nicht nur groß, sondern auch entsprechend proportioniert. Er mußte sich bücken, um durch die Laderäume in die Hauptkabine zu gelangen. Er setzte sich in den Pilotensitz, prüfte die Instrumente und wartete.

Bald darauf kamen die Passagiere herein. Er drehte sich um und betrachtete die Männer. Eierköpfe! entschied er. Das war seine private Bezeichnung für Wissenschaftler aller Disziplinen. Etwas anderes hatte er allerdings nicht erwartet.

Wenn die Gerüchte stimmten — und in dem großen Schiff gab es viele Gerüchte —, dann würden diesmal erst Wissenschaftler landen, keine Militärs. Allem Anschein nach würden die Soldaten bei diesem Unternehmen nur eine untergeordnete oder überhaupt keine Rolle spielen. Widerstand war demnach nicht zu erwarten. Ganz sicher war das aber nicht. Bei solchen Planetenerforschungen gab es oft unangenehme Überraschungen.

Er wartete, bis sich die Männer angeschnallt hatten. „Alles klar?“

Einer der Wissenschaftler betrachtete ihn kritisch. „Nur ein Pilot?“

Jon Trentnor nickte und lachte leise vor sich hin. „Können Sie mir einen Grund sagen, warum das, Ihrer Meinung nach, nicht ausreicht?“

Die Worte klangen wie eine Beleidigung, doch Trentnor konnte es sich leisten, so zu sprechen. Er war einer jener offenherzigen Riesen, denen keiner ihre häufig taktlosen Bemerkungen übelnahm.

Der Wissenschaftler war trotzdem etwas erstaunt. Sein hageres Gesicht rötete sich leicht. „Wir wissen nicht, was uns erwartet“, sagte er scharf. „Wenn die Leute da unten wirklich die Waffe haben, die wir suchen, dann sind sie gefährlich.“

„Haben Sie Angst?“ fragte Trentnor spöttisch. „Das Schiff kann mit allen Situationen fertig werden. Wir können sämtliche Bewohner des Planeten in Sekunden vernichten.“

Trentnor drehte sich wieder um und begann mit den Startvorbereitungen.

„Das stimmt“, sagte Steff Tormain und nickte zustimmend. „Aber was soll aus uns werden, wenn Ihnen etwas zustößt, Captain? Wie sollen wir zum Mütterschiff zurückgelangen? Keiner von uns kann ein solches Raumschiff fliegen.“

Jon Trentnor lachte, zuversichtlich. „In diesem sehr unwahrscheinlichen Fall wird ein zweites Begleitschiff landen. Aber warum sollen die Leute da unten feindlich gegen uns eingestellt sein?“

„Das hat keiner behauptet“, mischte sich einer der anderen Wissenschaftler ein. Trentnor drehte sich um und erkannte Philip Vassey, den Chef der semantischen Abteilung der Expedition. „Wir führen aber einen erbitterten Kampf um unsere Existenz und können uns dabei keine Fehler erlauben. Die Invasoren vom Rande der Galaxis kennen keine Skrupel und wollen uns vernichten. Wenn sie ebenfalls von dem Planeten da unten erfahren haben, können sie uns leicht in Schwierigkeiten bringen. Sie werden alles versuchen, um unsere Landung zu verhindern. Wir können nur hoffen, daß sie nicht ahnen, was wir hier suchen.“

Trentnor nickte und wandte sich seinen Aufgaben zu. Die Schotten schlossen sich automatisch, die Verbindungen wurden gelöst. Trentnor zündete die seitlich angebrachten Treibsätze. Flammenschwerter züngelten gegen die Wandung des Mutterschiffes, richteten aber nicht den geringsten Schaden an. Der riesige Koloß rührte sich nicht einen Millimeter von der Stelle. Die Männer in dem kleinen Schiff hatten den Eindruck, daß das große Schiff mit rasender Schnelligkeit in die Tiefen des Raumes fiel.

Trentnor ließ die Hände sinken. Die Automatik sorgte für die richtigen Korrekturen: Gravitation des Planeten und andere Einflüsse wurden automatisch ausgeglichen. Vorläufig hatte er nichts mehr zu tun und konnte ungestört nachdenken.

Die Namen der Wissenschaftler, die er landen sollte, unterstrichen die Bedeutung des Unternehmens. Die Lage war bedrohlich geworden. Nach dem Zusammenbruch der galaktischen Zivilisation vor zehntausend Jahren waren die einzelnen Systeme zu isolierten Inseln geworden. Hier und da waren einige Systeme zu Vereinigungen zusammengewachsen. Die unterschiedliche Entwicklung verursachte jedoch bald Streitigkeiten und Feindschaften. Kriege waren entflammt, endlose Reibereien zogen sich hin. Trotz dieser Gefahren hatten die vernünftigen Köpfe bis vor ungefähr viertausend Jahren die Oberhand behalten und die Fanatiker zurückgehalten. Es war zu einem neuen Aufschwung gekommen; Gesetzlichkeit und Ordnung feierten wieder Triumphe. Als die Menschheit endlich den neunten Zivilisationsgrad erklommen hatte, war das Unheil über sie hereingebrochen.

Die Expeditionsschiffe, die die weiter entfernten Regionen der Galaxis erforschen sollten, trafen auf eine ganz andersartige, feindliche Zivilisation und lösten damit einen neuen Krieg aus. Die Systeme am Rande der Spiralarme hatten sich zu einer ungeheuren Macht zusammengeschlossen. Die Riim, so nannten sie sich, witterten reiche Beute und drangen immer tiefer ins Zentrum der Milchstraße ein. Wo sie einfielen, mordeten und brandschatzten sie. Ihr einziges Ziel war die Vernichtung.

Dabei waren sie unüberwindlich stark. Sie benutzten einen Antrieb, der ihren Schiffen eine ungeahnte Schnelligkeit verlieh. Die Riim waren in jeder Beziehung im Vorteil. Wenn kein Wunder geschah, würden sie den Sieg davontragen und alle andersgearteten Zivilisationen vernichten.

Wenn die Wissenschaftler recht hatten, gab es aber eine Waffe gegen die Riim. Und diese Waffe sollte auf dem Planeten zu finden sein, dem sie sich jetzt näherten. Ohne diese Waffe war das Schicksal der Menschheit besiegelt, mit ihr konnte sie wieder hoffen.

„Wissen Sie überhaupt, wo wir landen müssen?“ fragte Vassey.

Trentnor drehte sich um. „Zweifeln Sie etwa daran?“

Vassey lächelte schwach. „Es ist schließlich nicht sehr einfach.“

„Natürlich nicht. Es ist ein verdammt großer Planet mit verschiedenen Kontinenten. Früher soll es dort unten Zehntausende von Städten gegeben haben. Jetzt existieren wahrscheinlich nicht einmal mehr Ruinen davon. Aber, sehen Sie, die Kontinente sind bereits zu erkennen!“

„Wir suchen nach einer ganz bestimmten Stadt“, sagte Vassey aufgeregt. „Eigentlich ist es keine Stadt in unserem Sinne.“ Er machte eine nachdenkliche Pause. „Wir können Sie ebensogut informieren, Captain. Schließlich sind Sie mit von der Partie.“

Tormain mischte sich ein. „Halten Sie das für richtig, Vassey?“ Er lehnte sich etwas vor.

„Früher oder später muß er sowieso eingeweiht werden. Vielleicht kann er uns sogar helfen.“

„Der?“ Tormain lachte geringschätzig. „Ein Raumschiffpilot? Was kann solch ein Mann schon wissen!“

„Immerhin hat er schon oft mit Waffen zu tun gehabt. Er kann sie vielleicht erkennen, während wir darüber stolpern würden.“

Tormain lehnte sich wieder zurück. „Wie Sie wollen“, sagte er gleichgültig.

Vassey blickte durch das große Frontfenster auf die Sichel des rasch anwachsenden Planeten. Erst dann wandte er sich wieder an den Piloten. „Vor zwölf Jahren schickten wir eine Expedition au£ diesen Planeten. Es ist ein vergessener Planet, er war es aber nicht immer. Früher gab es dort unten eine außerordentlich hochentwickelte Zivilisation, die sich rasch auf die anderen Planeten dieses Systems ausbreitete. Was diese Zivilisation vernichtete, wissen wir nicht. Wir wissen aber mit ziemlicher Sicherheit, daß sie den sechzehnten Grad erreichte.“

„Den sechzehnten Grad!“ Trentnor pfiff erstaunt durch die Zähne. „Jetzt verstehe ich auch, warum Sie sich so sehr dafür interessieren.“

„Die erste Expedition machte erstaunliche Entdeckungen. Wir erfuhren, daß es dort unten eine Waffe gibt, mit der wir die Riim vernichten können. Die Natur dieser Waffe ist uns leider nicht bekannt. Die drei Schiffe der ersten Expedition wurden sieben Lichtjahre von hier von den Riim angegriffen und vernichtet. Es gab keinen einzigen Überlebenden.“

Trentnor nickte grimmig. Solche Geschichten hatte er schon oft gehört „Sie haben demnach kaum Anhaltspunkte.“

„Leider nicht.“

„Und wie soll ich da die Stadt finden, auf die es ankommt?“

„Wir müssen eben suchen!“ rief Tormain heiser. „Wir müssen sie finden, sonst sind wir bald erledigt! Die Zeit ist knapp.“

Das brauchte er Trentnor nicht zu sagen. Der Kapitän des Raumschiffes kannte die allgemeine Situation so gut wie jeder andere.

„Die da unten gehörten doch einmal zum Bund. Sie werden uns sicher gern informieren.“

„Das ist es eben! Sie können uns nichts sagen. Wir haben Methoden, Informationen aus anderen herauszuholen, aber in diesem Fall werden auch die besten Tricks nichts helfen. Die jetzt lebenden Menschen wissen nichts von den Geheimnissen ihrer Vorfahren; sie sind degeneriert. Das Geheimnis ist mit der Zivilisation dieses Planeten vernichtet worden.“

Trentnor kratzte sich am Kinn. „Keine leichte Aufgabe für Sie, denke ich.“

„Wir müssen es trotzdem versuchen“, antwortete Vassey. „Es muß irgendwelche Aufzeichnungen geben.“

Das Schiff berührte die äußeren Schichten der Atmosphäre und rutschte wieder in den Raum hinein. Dieser Vorgang wiederholte sich immer häufiger; jedesmal tauchte das Schiff in dichtere Schichten ein und wurde dabei abgebremst. Die Männer wurden in ihre Sitze gepreßt und rangen nach Luft.

Nach mehreren Umkreisungen heulte das kleine Raumschiff durch die Wolken und stürzte auf die dunstige Oberfläche des Planeten hinab.

Trentnor setzte die Frontdüsen in Tätigkeit, um die Fahrt abzubremsen. Die Atmosphäre war nur wenig dichter als die ihres Heimatplaneten, so daß die Landung fast zu einer Routineangelegenheit wurde.

Bald konnten sich die Männer von den Gurten befreien und an den Fenstern versammeln. Vassey blickte Trentnor über die Schulter. Das Schiff war noch immer so hoch, daß die Einzelheiten der Planetenoberfläche nur verschwommen zu erkennen waren.

Trentnor suchte einen Landeplatz in einer ausgedehnten Sumpflandschaft. Die Sonne ging gerade im Westen unter und verwandelte den Horizont in ein Meer unwahrscheinlich leuchtender Farben. Im Osten war der Horizont bereits dunkel, und die Wolken wirkten wie drohende Ungeheuer.

Trentnor machte seine Routineprüfungen. Er prüfte den Sauerstoffgehalt der Luft, den Druck, die Feuchtigkeit. Die Werte waren einigermaßen normal. Kein einziger der Zeiger wies über den roten Gefahrenstrich hinaus.

„Einsame Gegend“, murmelte der Captain. „Ich bin so nahe wie möglich herangegangen.“