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Ins Deutsche übertragen von Eduard Lukschandl

The Helping Hand von Poul Anderson, 1951 by Street & Smith Publ. Inc

Printed in Germany 1968.

Nach einem sanften Glockenton ertönte die mechanische Stimme des Robo-Empfangschefs: „Seine Exzellenz Valka Vahino, Sonderbotschafter der Liga von Cundaloa für den Planetenbund von Sol.“

Als er eintrat, erhoben sich die Erdmenschen höflich.

Trotz der großen Schwerkraft und der trockenen, kühlen Luft auf Terra bewegte Valka Vahino sich mit der geschmeidigen Grazie seiner Rasse, von deren Anmut die meisten Anwesenden erneut ergriffen waren.

Diese Rasse war geistig und physisch so humanoid, daß man sie als menschlich bezeichnen konnte. Die Unterschiede verliehen ihr einen gewissen Reiz, einen Hauch von Fremdartigkeit, der sie im Grunde nicht wirklich fremd erscheinen ließ.

Ralph Dalton ließ seine Augen über den Gesandten schweifen. Valka Vahino war ein typischer Vertreter seiner Rasse: ein humanoider Zweibeiner mit einem Gesicht, das sich nur durch die Schönheit der fein geschnittenen Züge, die hoch angesetzten Backenknochen und die großen, dunklen Augen von dem eines Terraners unterschied. Er war ein wenig kleiner und etwas schlanker als die Erdmenschen, und seine Bewegungen waren lautlos katzenhaft.

Von seiner hohen Stirn an wallte langes blauglänzendes Haar bis zu den schlanken Schultern herab, das einen scharfen Kontrast zu der goldenen Hautfarbe bildete. Bekleidet war er mit der uralten, zeremoniellen Tracht von Luai auf Cundaloa: einer silberglänzenden Tunika, einem purpurnen Umhang, auf dem glitzernde Metallstückchen wie Sterne funkelten, und golddurchwirkten Stiefeln aus weichem Leder. In einer seiner schlanken, sechsfingrigen Hände, hielt er den kunstvoll geschnitzten Stab seines Amtes, das einzige Kreditiv, das ihm von seinem Planeten mitgegeben worden war.

Er verbeugte sich mit einer fließenden Bewegung, die nichts von Unterwürfigkeit in sich barg, und sagte in ausgezeichnetem Terranisch, in dem noch etwas von dem rhythmischen, singenden Akzent seiner Muttersprache mitschwang: „Friede über euren Häusern! Das Hohe Haus von Cundaloa sendet seinen Brüdern von Sol Grüße und Glückwünsche. Sein unwürdiges Mitglied Vahino spricht in Freundschaft an seiner Stelle.“

Einige der Erdmenschen waren etwas verwirrt. Es klingt auch ein wenig merkwürdig in der Übersetzung, dachte Dalton. Aber die Sprache von Cundaloa ist eine der schönsten in der Galaxis.

Er versuchte, seine Erwiderung ebenso formell klingen zu lassen. „Grüße und Willkommen. Der Planetenbund von Sol empfängt den Repräsentanten der Liga von Cundaloa in aller Freundschaft. Ralph Dalton, Premierminister des Bundes, spricht für das Volk des Systems von Sol.“

Dann stellte er die Minister, technischen Berater und Militärs vor. Es war ein wichtiges Treffen, und die mächtigsten und einflußreichsten Menschen des Sonnensystems hatten sich dazu versammelt.

Er endete: „Dies hier ist ein zwangloses, einleitendes Gespräch über die wirtschaftlichen Vorschläge, die unlängst Ihrer Regie — dem Hohen Haus von Cundaloa — unterbreitet wurden. Es besitzt keine Rechtsgültigkeit, wird aber vom Fernsehen übertragen, und ich glaube, daß sich die Solare Versammlung nach solchen und ähnlichen Gesprächen richten wird.“

„Ich verstehe. Das ist eine gute Idee.“ Vahino wartete, bis die anderen sich gesetzt hatten, ehe er Platz nahm.

* * *

Es entstand eine Pause, während der alle oftmals auf die Uhr an der Wand blickten. Vahino war pünktlich zur festgesetzten Zeit eingetroffen, aber Skorrogan von Skontar ließ auf sich warten. Taktlos, dachte Dal ton. Aber die Manieren der Skontarier waren ja nie besser gewesen. Kein Vergleich mit der sanften Rücksichtnahme der Cundaloaner, die aber keineswegs Schwäche andeutete.

Gespräche nach der Art: „Wie gefällt es Ihnen hier?“ wurden begonnen. Es stellte sich heraus, daß Vahino in den letzten zehn Jahren das Sonnensystem ziemlich oft besucht hatte, was auch nicht weiter überraschte, wenn man bedachte, daß die wirtschaftlichen Bande zwischen seinem Planeten und dem Bund immer enger wurden. An den terranischen Universitäten studierten viele junge Cundaloaner, und vor dem Krieg nahm der Strom der Touristen von Sol nach Avaiki ständig zu. Wahrscheinlich würde dies nun bald wieder der Fall sein, besonders, wenn die Verwüstungen beseitigt waren, und… „O ja“, lächelte Vahino. „Es ist der Ehrgeiz aller jungen Anamai… Männer auf Cundaloa, wenn auch nur zu einem Besuch, auf die Erde zu kommen. Es ist nicht nur reine Schmeichelei, wenn ich sage, daß die Bewunderung für euch und eure Errungenschaften grenzenlos ist.“

„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, erwiderte Dalton.

„Eure Kultur, eure Kunst und Musik, all dies hat eine große Zahl von Anhängern in unserem Sonnensystem. Zum Beispiel lernen viele Menschen, und nicht bloß Schüler, Luaianisch nur deshalb, um das Dvanagoa-Epai im Original lesen zu können. Cundaloanische Sänger, ob im Konzerthaus oder im Nachtlokal, ernten mehr Applaus als alle anderen.“ Er lächelte. „Eure jungen Männer haben einige Schwierigkeiten, sich unsere Kolleginnen vom Hals zu halten, und eure wenigen jungen Frauen hier können sich der vielen Einladungen kaum erwehren. Ich nehme an, daß nur deswegen so wenige Heiraten stattgefunden haben, weil es keine Nachkommen geben kann.“

„Doch ganz im Ernst“, beharrte Vahino, „wir zu Hause haben erkannt, daß eure Zivilisation in der ganzen bekannten Galaxis tonangebend ist. Das liegt nicht nur daran, daß die solare Zivilisation technisch am weitesten fortgeschritten ist, obwohl dies damit natürlich viel zu tun hat, denn ihr kamt mit euren Raumschiffen, der Atomenergie und der Medizin und allem anderen zu uns, doch können wir dies auch lernen und danach mit euch weitermachen, sondern es liegt an solchen Taten wie — nun, eurem gegenwärtigen Hilfsangebot. Lichtjahre entfernte, ruinierte Welten wieder aufzubauen, eure Kraft und euer Geld in unseren Planeten zu stecken, wo wir doch nur so wenig als Gegenleistung bieten können, das ist es, was euch zur führenden Rasse der Galaxis macht.“

„Wie ihr wohl wißt, haben wir auch selbstsüchtige Beweggründe dafür“, entgegnete Dalton ein wenig unbehaglich. „Sogar sehr viele. Natürlich ist es auch einfach Menschlichkeit. Wir könnten nicht uns so ähnliche Rassen Not leiden lassen, wenn das Sonnensystem und seine Kolonien mehr Reichtum besitzen, als sie damit anzufangen wissen. Aber unsere blutige Geschichte hat uns gelehrt, daß solche Programme, wie der Plan zur Wirtschaftshilfe, sich auch zum Wohle des Helfers auswirken. Wenn wir Cundaloa und Skontar wieder aufgebaut, ihre Produktion angekurbelt, die rückständige Industrie modernisiert und unsere Wissenschaft gelehrt haben, dann können sie auch mit uns Handel treiben. Und unsere Wirtschaft ist nach all den Jahrhunderten in erster Linie immer noch auf dem Handel aufgebaut. Dann werden wir sie auch zu eng aneinander gebunden haben, als daß eine Wiederholung des Krieges möglich wäre. Sie werden unsere Verbündeten gegen einige der wirklich fremdartigen und bedrohlichen Kulturen in der Galaxis sein, gegen Planeten, Systeme und Reiche, gegen die wir uns einst vielleicht einmal behaupten müssen.“

„Das Höchste Wesen möge uns davor bewahren“, sagte Vahino ernst. „Wir haben genug vom Krieg.“

Wieder ertönte die Glocke, und der Robot verkündete in klarem, mechanischem Ton: „Seine Exzellenz Skorrogan Valthaks Sohn, Herzog von Kraakahaym, Sonderbotschafter des Reiches von Skontar für den Planetenbund von Sol.“

Abermals standen sie auf, diesmal etwas langsamer, und Dalton sah Mißbilligung auf mehreren Gesichtern, die bei dem Eintritt des Neuankömmlings einem unverbindlichen Ausdruck wich. Es war nicht zu leugnen, daß die Skontarier momentan im Sonnensystem nicht sehr beliebt waren, und zum Teil war es ihre eigene Schuld. Doch zum größten Teil konnten sie nichts dafür.

Der vorherrschende Eindruck war der, daß Skontar die Schuld an dem Krieg mit Cundaloa zuzuschreiben war, was einfach nicht stimmte. Es war ein Unglück, daß die Sonnen Skang und Avaiki zusammen mit einem dritten Begleiter, den die Menschen nach dem Kapitän der ersten Expedition zu jenem System Allan nannten, ein System bildeten. Und die Planeten von Allan waren unbewohnt.

Als Skontar und Cundaloa mit der terrestrischen Technologie in Kontakt kamen, wurden die beiden Planeten und danach die beiden Systeme zu rivalisierenden Staaten, die auf die neuen, grünen Planeten von Allan begehrliche Blicke richteten. Beide besaßen dort Kolonien, und auf anfängliche Zusammenstöße folgte der schreckliche, fünfjährige Krieg, der beide Systeme verwüstet und mit terrestrischer Vermittlung geendet hatte. Es war einfach ein Konflikt zwischen rivalisierenden, imperialistischen Staaten gewesen, wie er vor dem Großen Frieden und der Bildung des Planetenbundes in der menschlichen Geschichte immer wieder vorgekommen war. Der Friedensvertrag war so gerecht wie möglich, und beide Systeme waren erschöpft.

Nun würden sie Frieden halten, besonders da beide auf die solare Hilfe beim Wiederaufbau hofften.

Dennoch — die meisten Menschen mochten die Cundaloaner. Daraus ergab sich zwangsläufig, daß sie gegen die Skontarier eine Abneigung hegten, und sie für den Streit verantwortlich machten. Aber auch vor dem Krieg waren sie nicht sehr beliebt gewesen. Ihr Hang zur Isolation, ihr Festhalten an überholten Traditionen, ihre rauhe Sprache, ihr überhebliches Verhalten, und sogar ihr Aussehen sprach gegen sie.

Dalton war es schwergefallen, die Solare Versammlung zu überreden, auch Skontar zu den Gesprächen über die Wirtschaftshilfe einzuladen. Zuletzt war es ihm gelungen.

Nicht nur, daß die Bodenschätze von Skang, insbesondere seine Minerale, für den Wiederaufbau wertvoll wären, könnte auch die Freundschaft eines potentiell mächtigen und bisher neutralen Reiches gewonnen werden.

Bisher war das Hilfsprogramm nicht mehr als ein Vorschlag. Letztlich konnte nur die Solare Versammlung ein Gesetz herausgeben, wem auf welche Weise und in welchem Ausmaß geholfen werden solle, und dann müßte das Gesetz in die Friedensbestimmungen zwischen den betroffenen Planeten aufgenommen werden. Dieses einleitende, unverbindliche Treffen hier stellte erst den ersten Schritt dar, war aber entscheidend.

* * *

Dalton verneigte sich förmlich, als der Skontarier eintrat.

Der Gesandte erwiderte den Gruß, indem er mit dem Schaft seines riesigen Speers gegen den Boden stampfte, die archaische Waffe an die Wand lehnte, und seinen Strahler mit dem Griff voran darbot. Daltoo ergriff ihn behutsam und legte ihn auf das Pult. „Grüße und Willkommen“, begann er, da Skorrogan nichts sagte. „Der Planetenbund…“

„Danke!“ Die Stimme, ein heiserer Baß, klang irgendwie metallisch und stark akzentuiert. „Der Valtam des Reiches von Skontar sendet Grüße dem Premierminister von Sol durch Skorrogan Valthaks Sohn, den Herzog von Kraakahaym.“

Seine Anwesenheit schien den Raum mit einer Bedrohung zu erfüllen. Obwohl sie auf einer Welt mit höherer Schwerkraft und niedrigerer Temperatur lebten, waren die Skontarier eine Rasse von Riesen, die über zwei Meter groß und so breit waren, daß sie gedrungen wirkten. Man konnte sie als humanoid bezeichnen, weil sie säugende Zweibeiner waren, aber darüber hinaus fand sich nicht viel Ähnlichkeit. Unter einer breiten, niedrigen Stirn und drohend vorspringenden Augenwülsten starrten die Augen Skorrogans wild und golden, die Augen eines Falken. Sein Gesicht war mit einer stumpfen Schnauze versehen, deren mächtigen Kiefer mit Reißzähnen ausgestattet waren, während die runden Ohren hoch zu beiden Seiten des massiven Schädels ansetzten. Seinen muskulösen Körper bedeckte ein kurzer, brauner Pelz bis ans Ende des langen, ruhelosen, Schwanzes, und eine rötliche Mähne umflammte Kopf und Hals. Trotz der für ihn tropischen Temperatur trug er die Felle und Pelze, wie sie bei ihm zu Hause für solche Anlässe üblich waren, und der beißende Gestank seines Schweißes umgab ihn.

„Sie haben sich verspätet“, bemerkte einer der Minister mit dünner Höflichkeit. „Ich hoffe, daß Sie nicht durch irgendwelche Schwierigkeiten aufgehalten wurden.“

„Nein. Ich unterschätzte die Zeit, die ich zum Herkommen benötigte“, antwortete Skorrogan. „Entschuldigen Sie das bitte.“ Es schien ihm überhaupt nicht leid zu tun, und er ließ seinen riesigen Körper in den nächsten Sessel fallen und öffnete seine Aktentasche. „Gehen wir nun zum Geschäft über, meine Herren?“

„Nun — gut.“ Dalton setzte sich ans obere Ende des Konferenztisches. „Obwohl wir uns bei diesem einleitenden Gespräch nicht allzusehr mit Fakten und Zahlen abgeben wollen; wir wollen einfach nur allgemeine Ziele und die grundsätzliche Politik festlegen.“

„Natürlich werden Sie einen vollständigen Bericht über die in den Systemen Avaiki und Skang sowie in den Allanschen Kolonien vorhandenen Bodenschätze wünschen“, sagte Vahino mit sanfter Stimme. „Die Landwirtschaft von Cundaloa, die Bergwerke von Skorrogan werden bereits jetzt viel beitragen können, während letztlich natürlich wirtschaftliche Selbständigkeit erreicht werden soll.“

„Es ist auch eine Frage der Erziehung“, warf Dalton ein.

„Wir werden viele Experten, technische Berater und Lehrer schicken…“

„Natürlich wird sich auch die Frage der militärischen Verhältnisse erheben“, begann der Oberbefehlshaber.

„Skontar hat eigene Armee“, erwiderte Skorrodan.

„Noch nicht darüber gesprochen werden braucht.“

„Vielleicht nicht“, stimmte der Finanzminister sanft zu.

Er zog eine Zigarette hervor und zündete sie an.

„Bitte!“ Einen Augenblick lang schwoll Skorrogans Stimme zu dem Brüllen eines Stieres an. „Nicht rauchen.

Sie wissen, Skontarier allergisch gegen Tabak.“

„Tut mir leid!“ Der Finanzminister drückte die Zigarette aus. Seine Hand zitterte ein wenig, und er starrte den Abgesandten an. Es bestand fast kein Grund zur Aufregung, denn die Klimaanlage hätte den Rauch sofort abgesogen.