122716.fb2 Experiment mit dem Tod - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 21

Experiment mit dem Tod - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 21

»O ja. O ja. Die Chemiker brauchen dieses Buch. Unbedingt. Zu viele von uns leben nur in der Gegenwart. Die Mathematiker und Physiker kennen die Geschichte ihrer Wissenschaft, weil neue Erkenntnisse die alten ergänzen. In der Chemie dagegen scheinen neue Erkenntnisse die alten zu ersetzen. Deshalb besteht die Neigung, die alten zu vergessen; und auf diese Weise wird zu vieles vergessen. Das Alte ist die Grundlage für das Neue. Ohne das Alte kann das Neue nicht recht verstanden werden.« »Sehr richtig«, murmelte Brade.

»Und Cap ist der Bursche, der uns das mal unter die Nase reibt. Wer diesen Stoff bringt, muss mehr sein als nur Chemiker. Der muss auch Philosoph sein, und das ist Cap ja auch.«

Wieder lachte Cap Anson in sich hinein, und Brade nickte ein wenig zögernd. Eine richtige Liebesorgie. Erwünschte, die Szene wäre beendet. Sie wirkte auf ihn niederdrückend.

Kinsky fuhr fort: »Früher war der alte Cap für mich natürlich niemals ein Philosoph. Eher ein Zuchtmeister.«

Brade lächelte schwach. »Das war er auch noch zu meiner Zeit.« »Er muss aber inzwischen einen kleineren Gang eingeschaltet haben. Doch, das muss er. Als ich ihn kennenlernte, war er in den Dreißigern. Voller Schwung und bärbeißig. Damals hat er seinen Namen bekommen. Ich wette, Sie kennen seinen richtigen Namen nicht. Ich wette, keiner kennt ihn, ohne vorher nachzuschlagen, wie?« Er machte ein sehr selbstzufriedenes Gesicht. Brade sah ihn interessiert an. »Heißt das, dass Sie ihm den Namen Cap gegeben haben?« »Ja, sicher. Was glauben Sie, warum er Cap heißt?« »Keine Ahnung. Ich kann mich erinnern, dass es früher mal einen Baseballspieler namens Cap Anson gab.«

»Das mag dazu beigetragen haben, dass der Name gleich saß, hatte aber nichts mit seinem Ursprung zu tun.«

»Cap soll einmal ein Boot besessen haben, habe ich gehört.« Brade sah den Witz, der darin liegen mochte. »Vielleicht ein Ruderboot.« Cap Anson, der den beiden mit wachsendem Zorn zugehört hatte, rief: »Das ist Unsinn!« Er stieß mit dem Stock zweimal gebieterisch auf. »Nein«, erwiderte Kinsky sofort. »Das ist gar kein Unsinn. Eine authentische Anson-Anekdote. Er hatte mich mal richtig heruntergemacht wegen einer Arbeit. Und Schimpfnamen hat er mir an den Kopf geworfen. Als ich dann dachte, jetzt fängt er noch an zu brüllen, da hörte er plötzlich auf. Und sah mich ganz fest an. Und sagte: >Kinsky, wenn Sie unter meiner Anleitung experimentieren, dann vergessen Sie nicht, dass ich der Kapitän des Schiffes bin. Sie können denken, was Sie wollen, bis ich Ihnen sage, was Sie zu denken haben. Von da ab denken Sie so, wie ich will, weil ich der Kapitän bin und Sie der Schiffsjunge. Verstanden?( So war's. Genauso. Von dem Tag an habe ich ihn nur noch Cap genannt, und bald kannte ihn keiner mehr unter einem andern Namen.«

Anson machte ein finsteres Gesicht. »Das ist alles nicht wahr.« Aus Mitgefühl mit seinem in Verlegenheit gebrachten Lehrer kehrte Brade unvermittelt zu seinem früheren Thema zurück. »Wie sind die Chancen einer erfolgreichen Aldosteron-Synthese, Dr. Kinsky - falls Sie darüber jetzt sprechen wollen?« »Kommt darauf an, kommt darauf an«, erwiderte Kinsky ein wenig geziert. »Nach meiner Ansicht sind sie recht gut, aber natürlich nicht nach Ihrer.«

»Nach meiner? Aber ich verstehe ja nichts davon - oder fast nichts.« »Ich dachte an Ihren Studenten. Schreckliche Sache. Hat mir furchtbar leid getan.«

»Ist nicht zu ändern«, murmelte Brade. »Welcher meiner Studenten hat sich denn für die Aldosteron-Synthese interessiert?« Kinsky sah ihn überrascht an. »Na, der, der jetzt den Unfall hatte. Wie hieß er noch - Neufeld. Er war absolut überzeugt, dass ich mit meiner Methode nie auf Aldosteron stoße. Ein sehr dogmatischer junger Mann. Hat mir das ins Gesicht gesagt.« »Was?« rief Brade erstaunt aus. »Sie haben mit ihm gesprochen?«

»Ja, auf der Chemikertagung in Atlantic City letztes Jahr.« »Richtig, da ist er ja hingefahren. Ich hatte beantragt, dass das Institut seine Reisespesen übernimmt. Aber dass er mit Ihnen gesprochen hat, davon wusste ich nichts.«

Kinsky schnaubte durch die Nase. »Hat die Angelegenheit zweifellos nicht für erwähnenswert gehalten. Kam zu mir, nachdem ich meinen Vortrag über das Thema gehalten hatte, stellte sich vor und sagte ganz kalt, ich könnte mit meiner Methode unmöglich die geplante Synthese durchführen. Wollte mir nicht sagen, was er daran für falsch hielt. Hat mich praktisch einen Idioten genannt. Ganzes Jahr her jetzt, und ich hab's noch immer nicht vergessen. Übrigens, Brade, was wird nun aus seinem Thema, wo er tot ist?«

War es Brades überempfindliche Phantasie oder funkelten Kinskys Augen wirklich interessiert auf, als er diese Frage stellte?

18

Brade saß überrascht da und überlegte, wobei er zuerst Kinsky und dann Anson ansah, der die Lippen fest zusammengepresst hatte -offenbar dachte er an ihre letzte Begegnung, als gerade diese Angelegenheit zwischen ihnen zur Sprache gekommen war. Brade fragte sich, was er sagen sollte.

Er versuchte es auf die ausweichende Art. »Ich hatte noch keine Zeit, richtig darüber nachzudenken.«

Aber Anson rief in mürrischem Ton dazwischen: »Er hat vor, die Arbeit fortzuführen. Gegen meinen Rat, möchte ich hinzufügen. Ich werde alt, Kinsky. Früher sind meine Studenten meinem Rat gefolgt.« »Nun«, sagte Kinsky etwas verlegen, »wir werden alle alt.« Aber es trat ein Schweigen ein, und auf allen dreien lastete das Unbehagliche der Situation.

Schließlich stand Kinsky auf und sagte: »Ich habe mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Brade. Wenn Sie mal in meine Gegend kommen, schauen Sie doch bitte bei mir herein.« »Vielen Dank, das werde ich tun.« Sie schüttelten sich die Hände.

Anson sagte in einem Ton, in dem noch immer ein wenig Schärfe mitklang: »Und, Brade, ich bin um fünf Uhr heute nachmittag bei Ihnen hier oben, um diese Vorlesungen über die Sicherheitsbestimmungen mit Ihnen zu besprechen. Punkt fünf Uhr.«

»Fünf Uhr«, erwiderte Brade. Es war typisch für Cap, dass er die Möglichkeit, dass Brade um fünf Uhr etwas anderes zu tun haben könnte, überhaupt nicht in Betracht zog.

Kinsky lächelte. »Und wenn Cap sagt, fünf Uhr, dann meint er nicht eine Minute nach fünf. Oder hat er sich inzwischen geändert?«

»Nein, das hat er nicht«, erwiderte Brade.

Brade verspürte ein eigenartiges Gefühl der Bitterkeit. Es war, als hätte er seinen Vater verloren, dessen Existenz er sich gar nicht bewusst gewesen war. Aber war Cap Anson nicht eine Art Vater?

Es wurde ihm nun deutlich, nachdem er ihn dort hatte stehen sehen, neben seinem älteren Sohn, dem erfolgreichen Sohn, dem Sohn, der ihm Ehre gemacht hatte, der getan hatte, was ihm gesagt wurde, und sich ergeben vom Kapitän des Schiffes hatte abkanzeln lassen. Während Brade, der unwürdige Sohn, sich in eine Stellung ohne Aufstiegsmöglichkeiten hineinmanövriert hatte und diese Stellung vielleicht noch verlor. Und sich starrköpfig gezeigt hatte, als der gute alte Cap ihn auf einen neuen Weg führen wollte.

Armer Cap! Er war in Ehren und Ansehen alt geworden und beschloss seine Tage dennoch in Unsicherheit. Cap und sein Buch. Doris kommt zu mir zurück, dachte Brade, aber alles andere entzieht sich mir. Meine Doktoranden sterben. Ein Dissertationsthema löst sich in Betrug auf. Meine Stellung ist verloren. Cap Anson. . . In bitterer Selbstironie dachte er: Mein Vater liebt mich nicht. Er stand auf und ging durch die Verbindungstür in sein Labor. Es war einmal Teil des Arbeitszimmers gewesen, aber Anson hatte es abteilen und mit allen möglichen Anschlüssen einschließlich kalten und warmen Wassers und Gas versehen lassen.

Anson hatte immer die These vertreten, dass ein Professor, wie alt und verkalkt er auch war, nie vergessen durfte, wie sich ein Reagenzglas und eine Zange anfühlten. Er musste immer selbst ein paar Experimente durchführen - wie unwichtig, wie unbedeutend sie auch sein mochten. Brade war Anson auch in dieser Hinsicht gefolgt. Seine säurekatalysierten Umlagerungen unter Sauerstoffatmosphäre wollten nicht viel besagen, aber darauf kam es nicht an. Wichtig war, dass man, wie Anson sagte, etwas mit eigenen Händen tat und dabei ein Vergnügen empfand.

Doch nun sah Brade bekümmert auf seinen etwas wackeligen Versuchsaufbau und fragte sich, wo er dieses Vergnügen wohl finden mochte. Zur Zeit bot das verklebte Reaktionsgefäß einen höchst unvergnüglichen Anblick. Unvergnüglich in seinem hart gewordenen Inhalt, unvergnüglich in den Erinnerungen, die es auslöste. Er hatte die Anlage seit Donnerstag nachmittag nicht mehr berührt, als er auf der Suche nach titrierter Säure in Ralphs Labor gegangen war und einen toten Studenten vorgefunden hatte. Sie war seitdem abgestellt von dem Reaktionskolben über das Glas und Plastikröhrensystem bis zu der großen, blassgrünen Sauerstoffflasche. Ganz automatisch sah er zu der Flasche hinüber. Komisch! War die Flasche leer? Er hatte sie doch kurz vor dem letzten Experiment erst ausgewechselt. Der innere Druckmesser, der in die anderthalb Meter große Flasche hineinführte, hätte noch mindestens 500 Kilogramm pro Quadratzentimeter anzeigen müssen, aber das tat er nicht. Er zeigte auf Null.

Wie kam das?

War der Verschluss offen gewesen, war das Gas langsam ausgeströmt? Der äußere Anzeiger, der mit der Außenwelt verbunden war, stand auch auf Null. Er prüfte den Absperrhahn - er war abgestellt. Keine undichte Stelle.

Hatte er das Hauptventil geschlossen, den wenigen Sauerstoff aus den Anzeigern herausgelassen und dann auch das zweite Ventil geschlossen? Das wäre die richtige, ordnungsgemäße Verfahrensweise gewesen, aber er konnte sich nicht erinnern, diese Handgriffe getan zu haben.

Er fasste nach dem Hauptventil oben auf der Flasche und versuchte, es im Uhrzeigersinn herumzudrehen. Es ging nicht. Offensichtlich war das Ventil schon geschlossen.

Automatisch wollte seine Hand im entgegengesetzten Uhrzeigersinn drehen, um Sauerstoff in den Druckmesser strömen zu lassen und die Bewegungen der Nadeln beobachten zu können - aber da hielt er auch schon inne.

Es bestand kein Zweifel, dass sein Leben in dieser Sekunde in der Schwebe hing, und durch dieses Innehalten rettete er es. Nicht sein bewusstes Auge, sondern sein Chemikerauge, seine fünfundzwanzigjährige Erfahrung und Gewohnheit sah es, sah das, was nicht ins Bild gehörte, und ließ ihn innehalten.

Und das, was nicht ins Bild gehörte, bot sich dem bewussten Auge dar als ein schwaches Glitzern, als eine ölig-feuchte Kante an dem Gewindestück zwischen dem Hauptdruckmesser und der Flasche selbst. Er kratzte mit dem Fingernagel und roch daran.

Er schien in einer ungeheuren Stille allein zu sein, als er nach dem Schraubenschlüssel griff und das passende Ende um das sechseckige Verbindungsstück legte. Das Ventil ließ sich mit einem eigenartigen Rutschen herumdrehen, das nicht normal war.

Der Messer ging ab, und das ganze Gewinde war feucht. Das Nadelventil war feucht. Er konnte die Flüssigkeit nicht mit Sicherheit identifizieren, aber sie hatte die sirupartige Konsistenz von Glyzerol. Wenn er das Hauptventil tatsächlich im umgekehrten Uhrzeigersinn gedreht hätte, wäre unter dem Luftdruck der Explosion wahrscheinlich die Wand des Labors hinausgeflogen.

Brade ließ den Messer klappernd auf eine Arbeitsplatte fallen und setzte sich. Er zitterte heftig angesichts der Todesgefahr, in der er geschwebt hatte.

Als er sich beruhigt hatte - er wusste nicht, wieviel Zeit inzwischen vergangen war -, stand er auf und vergewisserte sich, ob die äußere Tür seines Labors geschlossen war. Dann schloss er auch die Tür seines Arbeitszimmers ab. Sollte man glauben, er sei zum Mittagessen gegangen. Mittagessen? Schon bei dem Gedanken drohte ihm übel zu werden.

Er starrte die Anzeiger an, die schimmernd feuchten und tödlichen Gewinde.

Er hatte die Flasche am Donnerstag benutzt, dem Tag, an dem Ralph ums Leben gekommen war. Damals war sie in Ordnung gewesen. Er hatte die Flasche seitdem nicht mehr benutzt, und jeder konnte in seinem Arbeitszimmer und Labor gewesen sein. Er war nicht Ralph. Er schloss sein Arbeitszimmer um fünf Uhr, wenn er ging, vielleicht ab -falls er daran dachte. Ganz bestimmt schloss er es nicht ab, wenn er beispielsweise ins Studentenlabor, in die Bibliothek oder zum Mittagessen ging.

Natürlich, Cap Anson war seit Donnerstag zweimal in seinem Labor gewesen, und das zweite Mal war Kinsky mit ihm zusammengewesen. Roberta war in Ralphs Labor gewesen, konnte auch in seinem gewesen sein. Praktisch jeder konnte in seinem Labor gewesen sein. Ohne es zu wollen, dachte er wieder an Kinsky. Der hatte sich in seinem Labor aufgehalten. Cap Anson war bei ihm gewesen, aber Cap brachte es fertig, sich plötzlich für etwas zu interessieren - eine Passage in einem Buch etwa, auf die man ihn hinwies - und dann für eine Zeitlang die Welt um sich her zu vergessen. Kinsky kannte gewiss diese Eigenart seines ehemaligen Lehrers. Er musste sie kennen. Ohne überlegen zu müssen, konstruierte er den Hergang der Ereignisse. Kinsky war Ralph begegnet. Ralph hatte sich damit gebrüstet, dass er mit seiner Arbeit beweisen würde, dass er, Kinsky, ein Idiot war. Gehörte Kinsky zu jener Gruppe von Menschen, die sich s0 viel auf ihr Wissen einbildeten, dass sie zu Mördern werden konnten, wenn ihr Ruf bedroht war? Hatte er Ralph getötet und vorgehabt, auch ihn, Brade, umzubringen, damit der Lehrer die Arbeit des Schülers nicht fortführte? Er hatte sich s0 angelegentlich danach erkundigt - und die Flasche war schon beschmiert gewesen. Hätte er das Glyzerol wieder abgewischt, wenn Brade ihn davon überzeugt hätte, dass er auf eine Fortführung der Arbeit verzichtete? Oder waren die Weichen endgültig gestellt gewesen - und hatte Kinsky nur eine morbide Neugier befriedigen wollen?

Unmöglich! Das war alles unmöglich! Kinsky war an dem Tag, als Ralph starb, in der Stadt gewesen; aber wie konnte er den Mord inszeniert haben, ohne die Einzelheiten von Ralphs Experimenten zu kennen? Brade fasste sich mit seinen kalten Händen an die heiße Stirn. Nein, es war seine Eifersucht auf Kinsky, die diese Überlegungen fabrizierte, nicht sein Verstand.

Wie konnte ein Chemiker, wenn er nicht unter einer Psychose litt, die Hoffnung hegen, mit einem Mord die Wahrheit zu unterdrücken, w0 sie doch jederzeit von einem anderen wiederentdeckt werden konnte? Aber jeder konnte unter einer Psychose leiden.

Und was, wenn die Sache mit Ralphs Tod nichts zu tun hatte? Zwei Mörder auf einmal? Unmöglicher Zufall? Aber konnte jemand einen Groll gegen ihn, Brade, unabhängig von dem Problem Ralph haben? Schon möglich - erst am Samstag hatte er Foster beleidigt - und Ranke. Tödlich beleidigt?

Er erinnerte sich der ungewöhnlichen Freundlichkeit Rankes vorhin auf der Treppe, und es überlief ihn dabei. War das nur die gönnerhafte Freundlichkeit gewesen, die ein Mörder dem Opfer erwies, das s0 gut wie tot und keinen Schuss Adrenalin mehr wert war? Oder Littleby? Brade hatte auch Littleby auf den Schlips getreten, und der Mitteilungszettel heute morgen mochte auch s0 eine gönnerhafte Geste sein. Hör auf, Brade!

Auf jeden Fall musste Doheny von der Sache erfahren, denn in diesem Falle konnte Professor Louis Brade nun ganz gewiss nicht der Schuldige sein, und wenn man nicht von zwei Mördern ausgehen wollte, hieß dies, dass er auch in Ralphs Fall unschuldig war.

Er griff zum Telefon und wählte. Eine nüchtern klingende Stimme meldete sich: »Polizeirevier neun - Martinelli am Apparat.« Brade sagte mit betont ruhiger Stimme: »Ich möchte gern einen Beamten namens Jack Doheny sprechen. Wann erwarten Sie ihn zurück? Aha, gut. Nein, nein, es müsste schon er selbst sein. Nein, s0 dringend ist es nicht. Sagen Sie ihm, ich hätte angerufen. Mein Name ist Brade, Professor Louis Brade. Er kennt mich. Sagen Sie ihm, ich müsste ihn s0 bald wie möglich sprechen. Meine Nummer ist Universität 2-1000, Apparat 125. Vielen Dank.«

Er legte auf und starrte das Telefon lange an. Dann bekam er doch Hunger.

Er holte sich unten ein belegtes Brötchen, das er mit auf sein Zimmer nahm. Er ging schnell. Er wollte niemandem begegnen. Er war nicht begierig, mit jemandem zusammenzutreffen, der vorhatte, sein Mörder zu werden.

Hier oben, hinter verschlossenen Türen, hatte der Tod auf ihn gewartet. Er trank den noch viel zu heißen Kaffee und merkte erst nachher, dass er vergessen hatte, sich Milch zu nehmen.