122730.fb2 F?hrte nach Andromeda - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 10

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8.

»Eine Pyramide«, berichtete Marsh. »Genauer gesagt eine achtstöckige Stufenpyramide. Höhe etwa zweihundert Meter. Das Ding sieht etwa so aus wie die Stufenpyramide bei Sakkara, die der ägyptische Baumeister Imhotep für seinen Pharao errichtete.«

In den letzten Stunden war die Bevölkerung der Station um zehn Personen gewachsen; ein Viertel der Wissenschaftler, die den gesamten Flug im Tiefschlaf verbracht hatten, war aufgeweckt worden und hatte eine weitere Kuppel mit Beschlag belegt. Bei allen hatte das Kühlverfahren einwandfrei gearbeitet; sie fühlten sich wohl und waren, wie die Untersuchungen bewiesen hatten, in jeder Hinsicht topfit.

Ein Archäologe, Vinton Carette, ging als erster auf Marshs Bericht ein. »Das hört sich interessant an, Marsh«, sagte er gelassen. »Können Sie mir sagen, wie alt das Bauwerk ungefähr ist?«

Marsh zuckte mit den Schultern und bedachte Arvid mit einem hilfesuchenden Blick.

»Zahlen kann ich natürlich nicht nennen«, meinte der Navigator zögernd. »Aber sehr alt ist die Pyramide sicherlich nicht. Ich habe keine Verwitterungserscheinungen bemerken können. Alle Kanten waren noch scharf ausgeprägt.«

»Sehr schön«, kommentierte Carette. »Können Sie sich ein Volk vorstellen, das vor weniger als tausend Jahren die Fähigkeit hatte, ein solches Bauwerk zu errichten – und dann nichts anderes mehr baute? Wenn keine anderen Ruinen zu finden sind, wie Sie sagen, dann hört sich Ihre Erzählung sehr eigentümlich an.«

»Wollen Sie behaupten, wir erzählten hier Märchen?« fragte Arvid leicht gereizt.

Ein Psychologe kam Carette zu Hilfe. »Verstehen Sie mich richtig«, warf er ein. »Eine Hochzivilisation auf diesem Planeten wäre für uns genau das Wunder, das wir brauchen, um zur Erde zurückkehren zu können. Sind Sie sicher, daß die Hoffnung auf solch ein Wunder Ihre Wahrnehmungsfähigkeit nicht sehr stark beeinträchtigt haben könnte?«

Marsh schüttelte heftig den Kopf.

»Auf keinen Fall!« sagte er entschieden. »Unsere Beobachtungen stimmen in allen Details vollkommen überein. Und so genau kann die Phantasie gar nicht arbeiten, als daß sie bei zwei verschiedenen Menschen völlig identische Halluzinationen hervorruft!«

»Nehmen wir also an, daß Marsh sich nicht geirrt hat«, meinte Vinton. »Es wird vermutlich keiner widersprechen, wenn ich einen besser vorbereiteten Ausflug zur Pyramide vorschlage.«

Seine Vermutung traf zu, wie das beifällige Murmeln der Versammlung bewies.

»Wir werden zwei Rover benutzen«, bestimmte Marsh. »Das bedeutet, daß die Teilnehmerzahl auf acht Personen beschränkt ist. Die anderen können während unserer Abwesenheit weiter am Aufbau des Lagers arbeiten.«

»Prachtvoll!« rief Viveca spöttisch. »Unser verehrter Kommandant macht einen vergnüglichen Ausflug, während seine Sklaven sich hier abrackern dürfen …«

»Teuerste«, konterte Marsh trocken, »Eurer Entrüstung fehlt die Grundlage. Ich wollte gerade vorschlagen, daß du uns begleitest – sozusagen als Geheimwaffe. Sollten sich in der Nähe der Pyramide mordlüsterne Ungeheuer herumtreiben, wird deine spitze Zunge sie vermutlich zur sofortigen Flucht veranlassen.«

»Ohne an den Qualitäten unserer Freundin herumdeuteln zu wollen«, sagte Curry Cobb langsam, »aber rechnest du ernsthaft damit, an oder in der Pyramide Leben vorzufinden?«

Marsh zuckte mit den Schultern. »Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschließen.«

Während er sprach, fiel ihm wieder der Anblick des zerstörten Hecks der NEW FRONTIER ein: Meteore waren jedenfalls nicht daran schuld. Und aus den Aufzeichnungen der Bordinstrumente hatte er erfahren, daß die Vernichtung nach dem Abschalten der Triebwerke geschehen war.

Noch war er der einzige, der diese Informationen besaß …

»Ich nehme alles zurück und schwöre das Gegenteil!« murmelte Carette. »Das Ding ist echt.«

Die beiden Rover standen auf der Hügelkuppe, genau an der Stelle, an der die Fahrtspur des Ausflugs vom Vortag abbrach. Die Besatzungen standen auf dem feinkörnigen Sand und richteten ihre Ferngläser auf die Pyramide. Als Vinton das Glas senkte, machte er ein sehr nachdenkliches Gesicht. »Rätselhaft«, murmelte er. Dann wandte er sich an Marsh. »Sehen Sie sich das Bauwerk noch einmal genau an!« sagte er unsicher. »Sie werden nicht die geringsten Zerfallserscheinungen feststellen können. Trotz der großen Entfernung zwischen uns und der Pyramide können Sie noch die harten Konturen der Stufen erkennen.«

»Und was schließen Sie daraus?« wollte Marsh wissen.

»Es gibt mehrere Erklärungsmöglichkeiten«, überlegte Carette. »Die erste geht vom Augenschein aus und schreibt der Pyramide ein Alter von weniger als tausend Jahren zu. Wenn das Bauwerk von Bewohnern dieses Planeten hergestellt sein sollte, steht die Logik auf dem Kopf.«

»Wieso?«

»Stellen Sie sich vor, daß ein Volk praktisch aus dem Boden wächst, eine riesige Pyramide zaubert und anschließend spurlos wieder verschwindet. Das ist völlig absurd.«

»Das ist eine Theorie«, sagte Marsh. »Wie sieht die zweite aus?«

»Es wäre möglich, daß die Pyramide wesentlich älter ist, aber durch besondere Maßnahmen vor dem Verfall geschützt wird«, erklärte Vinton. »Das aber erfordert einen wesentlich höheren technischen Stand des erbauenden Volkes. Und ein Volk, das Steinmonumente für Jahrzehntausende konservieren kann, verschwindet nicht einfach – es muß technische Mittel gekannt haben, unter fast jeder Umweltbedingung zu überleben. Wo also sind diese Wesen?«

»Es gibt noch eine Möglichkeit«, mischte sich Curry in die Unterhaltung. »Es könnte auch die Konstruktion eines anderen raumfahrenden Volkes sein. Vielleicht ist es eine Art kosmischer Wegweiser oder auch ein Nachschubdepot.«

»Diese Lösung wäre für uns natürlich ideal«, meinte Arvid hoffnungsvoll. »Jedenfalls sollten wir uns die Pyramide einmal näher ansehen.«

Marsh ließ das Fahrzeug ausrollen und schaltete den Antrieb aus; leise winselnd kamen die Maschinen zum Stillstand. Wie ein granitenes Gebirge ragte die Konstruktion in die heiße Luft.

Die einzelnen Szenen eines Reliefs, das eine Seite der Pyramide vollständig bedeckte, waren für die Menschen vollkommen unverständlich; allerdings war zumindest festzustellen, wie die Erbauer der Pyramide ausgesehen haben mußten. Die Gestalten waren unverkennbar humanoid, über zwei Meter groß und erschreckend schlank. Der Hinterkopf war im Vergleich zum menschlichen stark verlängert, außerdem besaß jede Hand einen zweiten, frei beweglichen Daumen.

Auf den Bildern kämpften die Gestalten gegen monströs aussehende Tiere, befuhren Flüsse und betrieben offensichtlich Ackerbau und Viehzucht. Eine Darstellung erregte Marshs besondere Aufmerksamkeit. Auf einem Bild wurde eine Rakete gestartet; der Strahl des Antriebs war deutlich zu erkennen.

Auch Arvid hatte diese wichtige Stelle entdeckt und aus den Bildern die richtigen Schlüsse gezogen; begeistert schlug er Marsh auf die Schulter.

»Jetzt bin ich sehr sicher, daß wir hier ein Notdepot vor uns haben«, rief er zuversichtlich. »Das wird uns sehr weiterhelfen.«

»Gemach«, stoppte Marsh den Gefühlsausbruch. »Noch wissen wir nicht, was in der Pyramide ist, wenn überhaupt etwas darinnen steckt. Und den Eingang müssen wir auch erst noch finden.«

»Daran habe ich auch schon gedacht«, bemerkte Curry. »Ich würde vorschlagen, daß zwei Leute einmal rund um das Ding herumgehen und nach einer Öffnung suchen.«

Er wollte noch weitersprechen, als hinter den Männern ein Schrei zu hören war; Marsh fuhr herum und sah Vinton Carette, der auf dem Sand lag und leise stöhnte.

»Was ist passiert?« rief Marsh und lief auf den Gestürzten zu. Vorsichtig richtete er den Mann wieder auf. Vinton klopfte den Sand von seiner Kleidung und machte ein finsteres Gesicht.

»Ich wollte gerade ein besonders interessantes Teilstück des Reliefs untersuchen und ging deshalb ganz dicht an die Außenwand der Pyramide heran. Als ich die Wand berührte, bekam ich einen elektrischen Schlag und wurde von irgendeiner unsichtbaren Kraft zurückgeschleudert.«

»Das würde natürlich erklären, warum die Pyramide keinerlei Zerfallserscheinungen aufzuweisen hat«, sagte Marsh. »Aber zu einem materieabstoßenden Kraftfeld – falls es so etwas überhaupt gibt – gehören irgendwelche Energiequellen. Wo sind diese Anlagen zu suchen?«

»Wahrscheinlich im Innern«, vermutete Arvid. »Es wird nicht ganz einfach sein, in diesen Steinhaufen hineinzukommen.«

»Aber wir müssen hinein!« beharrte Vinton. »Dies ist eine einmalige wissenschaftliche Entdeckung.«

»Er hat recht«, meinte Arvid. »Ich schlage vor, daß Curry und Elissa einmal um das Ding herummarschieren. Wir können in dieser Zeit unser Lager aufbauen – ich habe nämlich keine Lust, in diesem Stahlkasten von einem Rover zu schlafen.«

»Einverstanden!« sagte Marsh. Er winkte Curry und Elissa in die Nähe und erklärte ihnen kurz, was sie tun sollten.

»Wird gemacht, Skipper!« sagte Curry zuversichtlich. »Und wie finden wir heraus, ob dieses Kraftfeld eine Lücke hat?«

»Ganz einfach«, erklärte Marsh. Er nahm eine Handvoll Sand auf und schleuderte die Körner gegen die Außenwand der Pyramide.

»So«, sagte er, nachdem er den Sand ausgespuckt hatte, den das Kraftfeld auf ihn zurückgeworfen hatte. »Und nehmt zwei Funksprechgeräte mit!«

Curry tippte mit dem Finger an den Rand einer imaginären Mütze und stapfte durch den feinkörnigen Sand zu einem Rover. Kurz darauf verschwand er mit Elissa um die Ecke der Pyramide.

Während sich die fünf anderen Expeditionsteilnehmer daranmachten, vier Zelte aufzuschlagen, bestieg Marsh seinen Rover und setzte sich neben Margalo.

»Hast du mit den beiden Kontakt?« fragte er.

»Einwandfrei!« nickte sie. »Paß auf.«

Sie schaltete den großen Lautsprecher an der Decke ein. Offensichtlich hatte Elissa ihr Sprechfunkgerät ständig eingeschaltet, und so konnte man im Rover mit anhören, wie Curry die Frau mit Komplimenten förmlich überhäufte.

»Gut, gut«, winkte Marsh ab. »Jetzt ändere bitte die Empfangsfrequenz!«

»Auf welchen Kanal willst du?« erkundigte sich Margalo.

»Raumstandard«, sagte Garfield. »Die Frequenz des ionisierten Wasserstoffs.«

Margalo verstand augenblicklich. Mit geschickten Bewegungen schaltete sie.

»Nichts!« sagte sie endlich und schaltete auf Lautsprecher um. »Nur Rauschen.«

»Weiter!« befahl Marsh, und gehorsam ging Margalo die Frequenzen durch. Nach einer halben Stunde gaben sie auf.

»Eine Erkenntnis mehr«, brummte Marsh enttäuscht. »Wenn ein Sender in der Pyramide ist, dann arbeitet er jedenfalls nicht. Und was haben unsere Entdecker inzwischen angestellt?«

Margalo ging auf die Frequenz der Funkgeräte zurück.

»Sie melden sich nicht«, murmelte sie verblüfft. Sie wiederholte den Anruf; das Ergebnis blieb gleich.

»Verdammt«, knurrte Marsh und verließ hastig den Rover.

Ein schriller Pfiff hatte zur Folge, daß alle ihre Arbeit im Stich ließen und sich um den Skipper scharten; Marsh erklärte kurz, was vorgefallen war.

»Ich werde zusammen mit Margalo einmal rund um die Pyramide fahren und nach den beiden suchen. Viveca, du bedienst bitte das Bordradar des zweiten Rovers und zeichnest unseren Kurs auf. Sollte auch uns etwas zustoßen, wißt ihr wenigstens, wo der Gefahrenherd ist. Klar?«

»Selbstverständlich«, sagte die junge Frau entschieden. »Ich werde wie eine Glucke meine elektronischen Fittiche über dich breiten.«

»Hoffentlich reicht dieser Schutz«, brummte Marsh, während er den Rover wieder bestieg. Wenige Sekunden später heulten die Turbinen des Fahrzeugs auf.

»Bleibe ständig mit dem Lager in Funkverbindung«, sagte Marsh, während er mit Höchstgeschwindigkeit um die Ecke des Bauwerks steuerte. Deutlich waren in dem Sand die Fußspuren der beiden Vermißten zu erkennen.

»Auf dieser Seite scheint es keine Gefahr zu geben«, stellte Margalo fest; sie hatte bereits das Abknicken der Fährte an der nächsten Kante bemerkt. »Fahr lieber etwas langsamer!«

Marsh nickte und zog den Fahrthebel näher an sich heran; nur flüchtig warf er einen Blick auf die Pyramide. Auch hier war die Wand mit großen Reliefs bedeckt. Drohend schienen die Gestalten von der schrägen Trapezfläche auf die Menschen herabzusehen.

»Halt!« schrie Margalo.

Marsh reagierte augenblicklich, kuppelte aus und betätigte die Bremsen des Rovers; eine Staubsäule brach empor und hüllte für Sekunden das Fahrzeug in eine undurchdringliche Wand aus feinsten Sandkörnern. Wortlos deutete Margalo auf die Spur der Vermißten, die langsam wieder sichtbar wurde.

Marsh zog das Mikrophon an den Mund und fragte: »Viveca, wo ungefähr stehen wir?«

Nach wenigen Sekunden kam die Antwort. »Ziemlich genau auf der dem Lager entgegengesetzten Seite der Pyramide. Habt ihr etwas gefunden?«

»Die Spuren hören hier auf«, erklärte Marsh grimmig. »Ich werde aussteigen und mir die Stelle etwas genauer ansehen.«

»Paß auf dich auf«, bat Viveca flüsternd; Margalo machte ein finsteres Gesicht.

»Keine überflüssige Sorge!« warnte sie. »Ich werde schon auf ihn achten.«

»Zankt euch später«, empfahl Marsh, während er sich ein langes Seil um die Taille band und das andere Ende am Rover befestigte.

Dann stieg er aus. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, als er langsam den Spuren der beiden Verschwundenen nachging. Von Zeit zu Zeit hob er eine Handvoll Sand auf und warf sie ein paar Schritte voraus. Jedesmal sank das Material ohne andere Einflüsse als die der Schwerkraft zu Boden. Von einer Falle war nichts zu erkennen. Dann hatte Marsh die offenbar gefährliche Stelle erreicht; er kniete zögernd nieder und untersuchte die Spuren.

»Kannst du etwas erkennen?« klang Margalos Stimme aus den Kopfhörern.

Marsh schüttelte den Kopf und antwortete ratlos: »Nichts. Mir ist die Angelegenheit völlig unbegreiflich.«

Die Spuren endeten unmittelbar an der Kante der Pyramide; der Abstand zwischen dem äußersten Rand des Bauwerks und dem letzten Fußabdruck betrug knapp zehn Zentimeter.

»Komm einmal her, Margalo!« rief er in das kleine Mikrophon.

Wenig später stand sie neben ihm; Marsh deutete mit der Hand auf die Spuren.

»Stelle dein rechtes Bein in den Abdruck«, befahl er. Margalo führte das Kommando folgsam aus.

»Und jetzt versuche, einen Schritt geradeaus zu machen.«

Die Frau hob das linke Bein leicht an, bewegte es vorwärts, bis die Spitze ihrer Stiefel gegen die Außenwand der Pyramide traf. Sekundenbruchteile später lag Margalo auf dem Sand.

»Entschuldige«, bat Marsh, als er sie wieder aufrichtete. »Das Kraftfeld hatte ich völlig vergessen. Aber ist dir klar, was ich dir zeigen wollte?«

Margalo nickte langsam. »Ja«, sagte sie stockend. »Wenn wir annehmen, daß sich die Pyramide hier geöffnet hat, dann liegen alle weiteren Fußabdrücke jetzt hinter der Wand.«

»Genau«, bestätigte Marsh. »Und das bedeutet?«

»Curry und Elissa sind im Innern.«

»Nicht nur das«, sagte Marsh sanft. »Versuche dir den Ablauf des Geschehens vorzustellen.«

»Nun, die beiden kamen hier an«, überlegte sie. »Entweder war hier schon eine Öffnung, oder sie wurde gerade sichtbar, als Curry und Elissa die Stelle passierten. Aber das hätten sie uns sicher über Funk mitgeteilt.«

»Das ging leider nicht«, seufzte Marsh schuldbewußt. »Zu diesem Zeitpunkt nämlich grasten wir gerade sämtliche Frequenzen ab. Der Anruf konnte uns folglich gar nicht erreichen.«

»Unter diesen Umständen wären die beiden aber niemals weitergegangen«, erklärte Margalo bestimmt. »Ich bin ganz sicher, daß sie gewartet hätten, bis sie uns über ihre Entdeckung informiert hätten.«

»Hätten«, wiederholte Marsh finster. »Sie haben aber nicht gewartet.«

»Das würde bedeuten …«, flüsterte sie erschreckt.

»… daß man sie nicht hat warten lassen«, stellte Marsh grimmig fest. »Curry und Elissa sind bestimmt nicht freiwillig in die Pyramide hineingegangen. Sie sind gezwungen worden.«

»Von wem?« fragte Margalo beklommen. »Von irgendeinem Abwehrautomaten?«

»Nein. Für einen Automaten sind wir beide ebenso gefährlich wie Curry und Elissa«, erklärte Marsh geduldig. »Wir aber stehen noch hier. Dort drinnen lebt jemand.«

»Was wollen diese Leute von uns?« fragte Margalo ängstlich. »Wir haben ihnen doch keinen Schaden zugefügt.«

»Sie uns einstweilen auch nicht«, beruhigte Marsh sie. »Ich nehme an, daß Elissa und Curry dort drinnen erst einmal genau studiert werden.«

Er sah auf seine Uhr, die inzwischen auf die Eigenzeit des Planeten abgestimmt worden war. »In einer Stunde wird es dunkel werden. Ich glaube, wir sollten zu unseren Freunden zurückkehren.«

Im Lager quittierte man den Bericht der beiden mit ungläubigem Schweigen; erst nach einer stundenlangen Diskussion gelang es Marsh, die Gruppe von der Stichhaltigkeit seiner Argumente zu überzeugen. Er hatte sich bereits überlegt, welche Maßnahmen erforderlich waren.

»Erstens«, sagte er laut. »Der Stützpunkt am Landeplatz des Schiffes wird aufgelöst und hierher verlagert; genauer gesagt, an jene Stelle, an der Curry und Elissa verschwunden sind. Zweitens wird täglich ein Rover zwischen der Quelle am Landeplatz und der Pyramide hin und her pendeln; dabei wird er uns mit Material und vor allem mit Wasser versorgen. Und drittens werden wir einen Tag- und Nachtwachdienst einrichten. Schließlich müssen wir wissen, wann sich die Pyramide wieder öffnet. Irgendwelche Widersprüche?«

Es gab keine; am nächsten Morgen schon machten sich die Menschen an die Arbeit.

Nach einer Woche war das Lager vollständig umgezogen. Der Rover versorgte die Bewohner mit allem Lebensnotwendigen. Ansonsten gab es nichts zu tun.

Die Männer spielten Boccia, bis sie keine Kugeln mehr sehen konnten, während sich die Frauen von der Sonne grillen ließen, bis sie kaum mehr vom Sand zu unterscheiden waren.

Für zwei Tage brach ein allgemeines Wettfieber aus; man setzte auf die Stundenzahl, die bis zum Öffnen der Pyramide vergehen würde, und die Einsätze erreichten stellare Höhen. Dann fiel jemandem ein, daß man den Gewinn niemals würde ausgeben können, und die Begeisterung stürzte mit dem Tempo einer Sternschnuppe in tiefste Tiefen.

Nach einer Woche kam der erste Zank auf. Marsh ließ die Streithähne in Grenzen gewähren.

Mit einer gewissen Genugtuung stellte er fest, daß offenbar kein Crewmitglied an einer Rückkehr zur Erde zweifelte. Trotz aller sachlichen Gegenargumente und Zweifel hatte auch Marsh dieses Gefühl, und darum unternahm er nichts. Allerdings graute ihm vor dem Tag, an dem sich dieser Optimismus für immer verlieren würde.