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4.

»Marka!« sagte Spooky. »Wir sind am Ziel!«

Urzad hatte die Impulse des Panoramaschirms seines Schiffes auf den Hauptschirm der PERONAIOS umleiten lassen; das Boot der Terraner lag noch im großen Hangar des tanaischen Schiffes. Urzad sollte sein Schiff im Ortungsschatten der Sonne Marka halten, um für einen etwaigen Notfall bereit zu sein, während die PERONAIOS auf dem Planeten landen sollte. Der Stern Marka ähnelte der irdischen Sonne; sein größerer Umfang wurde durch weitere Planetenbahnen wieder ausgeglichen. Auf Marka mußten weitgehend erdähnliche Bedingungen anzutreffen sein.

Spooky griff nach dem Mikrophon der Bordsprechanlage. »Urzad, wir möchten ablegen.«

»Verstanden!« gab der Tanaer zurück. »Ich lasse die Hangarschotte öffnen. Viel Glück, Freunde!«

Spooky ließ die PERONAIOS aus dem Hangar schweben. Nach kurzen Korrekturen lag der Planet genau vor dem Bug des Menschenschiffes. Spooky schob den Beschleunigungshebel vorwärts.

Der Planet Marka war fast genau zwölf Lichtminuten von seiner Sonne entfernt. Spooky ließ den Antrieb arbeiten, bis das Schiff knapp die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte; zehn Minuten später verzögerte er mit annähernd gleichen Werten. Rasch kam der Planet näher; aus dem gerade noch erkennbaren Lichtpunkt wurde eine blau-weiße stetig anwachsende Scheibe. Als die PERONAIOS zu einem scheinbaren Stillstand kam, betrug der Abstand noch eine Lichtsekunde.

Wenn die Makarer über ein Sternenreich verfügten, dann war es nicht sehr groß; der Sucher konnte nur wenig mehr als einhundert Raumschiffseinheiten in der näheren Umgebung des Planeten ermitteln. Rechnete man die gleiche Zahl von Schiffen dazu, die unter Umständen auf der Nachtseite des Planeten starteten oder zur Landung ansetzten, dann entsprach das in etwa dem normalen intersolaren Verkehr, wie er rund um die Erde zu beobachten war. Bei den Schiffen schien es sich zumeist um Frachter zu handeln oder um kleinere Privatjachten. Allerdings umkreisten zwanzig sehr große Einheiten den Planeten; ihre Größe und die gleichmäßige Verteilung über die Planetenoberfläche ließen den Schluß zu, daß es sich dabei um Wacheinheiten handelte.

»Lächerlich!« bemerkte Abraham DeLacy verächtlich. »Nur zwanzig Wachschiffe für einen so großen Planeten!«

»Vorsicht«, warnte der Androide sanft. »Was ist, wenn sie tatsächlich genügen – wenn diese Schiffe unserem in Geschwindigkeit und Feuerkraft überlegen sind?«

Spooky machte ein säuerliches Gesicht und zuckte mit den Schultern. »Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden«, meinte er, »ist die, die Probe aufs Exempel zu machen! Überlegt es euch – noch können wir zurück und unbemerkt verschwinden.«

Er erhielt keine Antwort; mit leichtem Mißtrauen dachte er an den von den Tanaern eingebauten Ortungsschutz. Knapp dreihunderttausend Kilometer durchflog Spooky mit Höchstfahrt, dann verminderte er rapide die Geschwindigkeit. In einer Höhe von annähernd einhundert Kilometern über der Planetenoberfläche kam das Schiff erneut zum Stillstand.

Dann ließ Spooky die PERONAIOS langsam absinken. Zu seiner großen Erleichterung behielten die Wachschiffe ihre Kurse bei, und Sirghia, die unentwegt den makarischen Funkverkehr abhörte, konnte ebenfalls nichts Ungewöhnliches festzustellen. Offenbar war die PERONAIOS tatsächlich vor jeder Ortung sicher.

Mittlerweile konnte der Androide mit bloßem Auge Geländestrukturen und Siedlungsräume ausmachen. Unmittelbar unter dem Schiff erstreckte sich ein dichtbesiedelter Kontinent von Nord nach Süd; die Form entsprach in etwa der einer Acht. Am Isthmus konnte Aphros einen breiten, rund 40 Kilometer langen, schnurgeraden Wasserlauf entdecken – wahrscheinlich ein Kanal. Von den Rändern der Wasserstraße erstreckten sich bis weit in das Hinterland endlos erscheinende Häuserreihen. Zog man irdische Maßstäbe zum Vergleich heran, dann mußte allein in diesem Gebiet des Doppelkontinents mit annähernd zwanzig Millionen Einwohnern gerechnet werden.

Spooky pfiff halblaut durch die Zähne. »Allerhand!« meinte er beeindruckt. Während er das Schiff noch weiter sinken ließ, machte er eine erstaunliche Entdeckung. »Seht euch das an! Fast alle Häuser sind ein- oder zweigeschossig. Ich habe bisher nur vier oder fünf höhere Bauten entdecken können, und keiner davon war höher als dreißig Meter. Eine Millionenstadt aus Einfamilienhäusern – erscheint mir etwas unwahrscheinlich.«

»Mir nicht«, meinte Danielle. »Das antike Rom war ebenfalls eine Millionenstadt – auch ohne Wolkenkratzer!«

»Mag sein«, murmelte Spooky. »Ich jedenfalls bin und bleibe skeptisch – irgend etwas stimmt nicht! Ich kann es förmlich riechen!«

Er ließ die PERONAIOS auf achthundert Meter Höhe absinken und überflog geräuschlos die Stadt am Isthmus; zehn Kilometer vom Kanal entfernt entdeckte der Terraner einen großen Park und in seiner Mitte eine Bergkuppe. Mit einer Kopfbewegung deutete Spooky in die Richtung der Kuppe.

»Was haltet ihr davon?« wollte er wissen. »Sollen wir dort niedergehen?«

Giri brummte zustimmend. Spooky brachte die PERONAIOS über dem Berggipfel zum Stillstand. Die Kuppe ragte etwa achthundert bis eintausend Meter über den Meeresspiegel auf. Die kalkige Felsspitze war unbewachsen und von tiefen Löchern und Schründen durchsetzt. Drei Minuten später hatte DeLacy ein geeignetes Versteck gefunden; ein Rinnsal hatte sich im Verlauf vieler Jahrhunderte durch einen Berghang gefressen. Die Ränder der Schlucht standen oben noch eng zusammen; je tiefer der Strom sich gebohrt hatte, desto breiter war er geworden. Die Felsen bildeten fast eine Höhle, in die das Schiff gut hineinpaßte.

»Als Versteck recht brauchbar«, bemerkte Aphros. »Aber wie können wir es ohne das Schiff verlassen?«

Spooky hatte die Schleichfahrt gestoppt; die PERONAIOS schwebte jetzt zwanzig Meter über dem Flußbett, das von Geröll und Felsbrocken übersät war. Der Überhang reichte für seine Zwecke aus, und das Gelände unterhalb des Schiffes war so unwirtlich, daß die Menschen von dort aus wohl kaum mit Spaziergängern würden rechnen müssen.

»Und nun zu deiner Frage, Freund Aphros«, meinte Spooky. »Wenn du dir einmal die Felswand zu deiner Rechten ansiehst, so wird dir dort eine Öffnung auffallen – eine Höhle, die wir zu unserem Hauptquartier machen sollten. Und von diesem Standort aus brauchst du nur knapp einhundert Meter zu gehen, um jene hölzerne Barriere zu erreichen. Ich vermute«, fuhr der Terraner fort, »daß sich in anderen Jahreszeiten dort eine sehenswerte Stromschnelle bildet – diese Holzbrüstung erinnert mich nämlich stark an vergleichbare Einrichtungen auf der Erde. Hast du mich verstanden, Freund?«

»In etwa«, gab der Androide im gleichem ironischen Tonfall zurück. »Und ich bin sicher, daß du mir erklären wirst, warum wir auf hartem Fels nächtigen sollen, obwohl hier an Bord üppige Pfühle unserer harren.«

»Weil«, sagte der Terraner, »diese Welt eine um zehn Prozent höhere Schwerkraft hat als die Erde. Außerdem ist es heiß – das Außenthermometer zeigt auf dreihundertundsieben Grad Kelvin. An diese Bedingungen müssen wir uns gewöhnen, sonst fallen wir sofort auf – ohne Training brechen wir nach einem Kilometer mit einem Hitzschlag zusammen.«

Die Höhle in der Felswand erwies sich als vorzügliches Quartier für die Menschen; der Boden war verhältnismäßig eben, die Wände zeigten keine Spuren von Feuchtigkeit. Im Hintergrund der Höhle entdeckte Aphros einen kleinen See mit klarem, sehr kaltem Wasser. Nach einigem Suchen fand Spooky noch einige andere Öffnungen im Berg, die mit der Höhle in Verbindung standen; zufrieden stellte er fest, daß die Löcher zur Belüftung völlig ausreichten.

Wie wichtig dies für das neue Quartier war, stellte sich bereits in den ersten Minuten heraus; schon beim Verladen einiger Gepäckstücke brachen die Menschen in Schweiß aus. Die Verbindung aus drückender Hitze und einer um zehn Prozent erhöhten Schwerkraft erwies sich als schwere Belastung, dennoch gelang es dem Team, innerhalb von drei Stunden aus der Höhle eine halbwegs bequeme Unterkunft zu machen. Besonders Soleil, dem Mainares-Bär, schien es in der Höhle zu gefallen – rücksichtslos ließ sich das Tier in den See fallen und überschüttete die Menschen mit unzähligen eiskalten Wassertropfen.

Eine Woche lang hielt sich das Team in der Höhle auf; die Zeit wurde dazu genutzt, sich den veränderten Umweltbedingungen anzupassen und die Lage zu erkunden. Giri schickte eine ortungsgeschützte Flugsonde aus und studierte das Leben in der großen Stadt.

Wenn die zehn Jahre alten Karten stimmten, die das Team von den Tanaern erhalten hatten, dann mußte es sich bei der Stadt um Jenra handeln, die damalige Hauptstadt des makarischen Sternenreiches. Die gegenwärtige Bedeutung war unbekannt. Immerhin vermittelten die Bilder der Sonde ein grobes Bild von den Verhältnissen in der Stadt. Zwei Areale erregten die besondere Aufmerksamkeit des Morconen: der Raumhafen und der große Marktplatz.

Beide Plätze befanden sich in einem offenkundigen Widerspruch; während auf dem Landefeld fast alle zwei Stunden ein Frachter startete oder niederging, war der Marktplatz der Treffpunkt für zahllose Ochsengespanne mit hochrädrigen Karren, die mit Früchten und anderen Waren beladen waren. Und während in großer Höhe die Raumschiffe in den freien Raum vorstießen, glitten dickbäuchige Segler in das Hafenbecken von Jenra.

»Verstehe ich nicht!« kommentierte Danielle, als sie die Aufnahmen der Sonde sah. »Es gibt in diesem Sonnensystem nur einen bewohnbaren Planeten – Marka. Daraus folgt, daß die Schiffe doch wohl andere Sonnensysteme anfliegen. Ihr wollt mir doch nicht erzählen, daß ein Volk, das über Überlichttriebwerke verfügt, nicht fähig ist, simple Gleiter herzustellen. Ich halte das alles für einen ungeheuren Bluff. Vielleicht wollen sie die Tanaer täuschen?«

»Wozu das?« mischte sich Sirghia ein. »Beide Völker haben längst erkannt, daß bei kriegerischen Handlungen für beide Parteien kein Gewinn herauszuschlagen ist – sie kümmern sich kaum mehr umeinander. Die Tarnung wäre also völlig überflüssig.«

Widerwillig stimmte Danielle zu, während Giri die Sonde so tief sinken ließ, daß einzelne Personen auf dem Bildschirm zu sehen waren. Die Männer und Frauen waren für irdische Verhältnisse normalgroß. Die bronzene Hautfarbe war leicht verschieden, konnte jedoch mit Chemikalien rasch imitiert werden. Noch leichter würde die Kleidung zu kopieren sein; es handelte sich um leichte Blusen aus einem Seidenstoff, dazu Hosen aus dem gleichen Material, gehalten von breiten, ledernen Gürteln.

»Welche Farbe sollen wir wählen?« überlegte Spooky halblaut. Schon bei den ersten Aufnahmen der Sonde war aufgefallen, daß die Kleidung der Menschen offenbar nicht nur dem Zweck diente, den Körper vor den sengenden Strahlen der Sonne zu schützen: Die Kleidungsfarben spiegelten die Rangordnungen oder Hierarchien innerhalb der makarischen Gesellschaft wider.

Einige Bedeutungen waren sehr leicht auszumachen; die Kleidung eines älteren Mannes – eine goldfarbene Hose mit einem edelsteinbesetzten Hemd aus roter Seide – der von vier Männern in einer Sänfte vorbeigetragen wurde, wobei die restliche Bevölkerung respektvoll zur Seite wich, legten die Standesabzeichen eines Edlen fest. Die Sänftenträger mußten demnach der untersten Klasse entsprechen; darauf wies auch die Farbe ihrer Kleidung hin – ein dumpfes Grau, das bis ins Schwarze reichte. Die Masse der Bevölkerung auf dem Marktplatz kleidete sich in braune Hosen mit roten oder grünen Blusen.

»Ich schlage vor, wir verkleiden uns als Raumhafentechniker«, meinte Spooky. Alle stimmten zu; nur Danielle murmelte etwas über die unvorteilhafte Kontrastierung ihres Teints mit knöchellangen weißen Kleidern – der hiesigen allgemeinen Frauenkleidung.

»Wenn wir erst das Hauttönungsmittel angewendet haben«, erklärte Spooky nachsichtig, »siehst du ohnehin völlig anders aus.«

Danielle äußerte daraufhin einige grundlegende Erkenntnisse über Männer im allgemeinen und die spezifische Arroganz eines gewissen Abraham DeLacy im besonderen. Dieser wollte gerade auf auf ihr leises Geschimpfe eingehen, als Sirghia ihn anstieß. Wortlos deutete die Morconin auf das Gebilde, das auf dem Bildschirm aufgetaucht war. Eine massive Metallsäule ragte in das Bild; Spooky justierte die Kamera und ermittelte die Abmessungen des Objekts.

»Dreißig Meter hoch, zehn Meter dick. Zusammensetzung … Stahl!« sagte er verwundert. »Was hat das nun wieder zu bedeuten? Ein solcher Stahlklotz in einer Stadt, die hauptsächlich von Rindviechern bevölkert wird?«

»Wir werden sehen, was das zu bedeuten hat!« sagte Aphros. »Ich hätte Lust auf einen kleinen Ausflug in die Stadt.«

»Warum gerade du?« fragte Giri.

»Ich bin für hohe Belastungen konstruiert worden«, erklärte der Androide fest. »Mir werden weder die Hitze noch die höhere Schwerkraft zu schaffen machen. Außerdem werde ich mich mit den Makarern wesentlich besser verständigen können.«

»Einverstanden!« sagte Spooky. »Aber zuerst hole ich die Sonde wieder zurück – sie kann dann über dir fliegen und uns jederzeit berichten, wie es um dich steht.«

Wenige Minuten danach hatte die Sonde das Versteck der PERONAIOS wieder erreicht; der Androide hatte sich währenddessen umgezogen. Der Weg durch das Flußbett bis zu der hölzernen Barriere erwies sich als überaus mühselig, aber der Androide schritt weit aus und pfiff ein Lied.

»Ich komme jetzt in die Nähe des Marktplatzes«, informierte der Androide seine Freunde über die Sonde. Leider war diese Verbindung einseitig.

In der letzten halben Stunde war Aphros Hunderten von Menschen begegnet; teilweise wurde er mit finsterer Miene empfangen, andere – meist Angehörige der untersten Schichten – grüßten ihn überaus freundlich und demütig. Ansonsten nahm man von ihm kaum Notiz; die Bewohner waren beschäftigt. Mächtige Bäume schaukelten auf hohen Fuhrwerken, deren hölzerne Räder auf dem Pflaster ratterten. Tonnen wurden durch enge Gassen gerollt; ein höllischer Lärm entstand, als ein Faß einem Passanten über den Fuß rollte.

Nur selten sah Aphros in dem Gewimmel einen Höhergestellten, der das Vorrecht des Sänftentransports besaß. Offenbar waren diese Männer nicht übermäßig beliebt. Als eine prunkvolle Sänfte vorbeischaukelte, studierte Aphros die Gesichter in der Menge. Er fand eine Mischung aus Angst, unterdrückter Wut und unverhohlenem Neid. Ein Mann ging soweit, einem Sänftenträger ein Bein zu stellen; das Gefährt schwankte, und aus dem Innern stürzte ein ungeheuer fettleibiger Mann auf die Straße, überschlug sich mehrmals und blieb schließlich, sprachlos vor Entrüstung, in einem Abwasserkanal liegen. Die Menge zeigte nur eine Reaktion – so schnell es ging, verlief sich die Schar und ließ den nun tobenden, mit Unrat bedeckten Edlen mitsamt seinen Sklaven zurück. Niemand machte Anstalten, den dreisten Attentäter zu stellen, der rasch in dem Gewirr der kleinen, krummen Gassen verschwunden war.

Auch Aphros zog sich zurück; er ahnte, daß es dem Edlen ziemlich gleichgültig sein würde, an wem er seine Entrüstung ausließ. Vorsichtshalber schlug er einige Haken, bevor er seinen Schritt wieder verlangsamte, um seine Umgebung zu studieren. Ob die unsichtbare Sonde ihm hatte folgen können, wußte er nicht; aber er vertraute der Geschicklichkeit von bel Tarman, der die Sonde steuerte.

»Einen Kupferling, der Herr«, wimmerte eine Stimme neben dem Androiden. »Einen winzigen Kupferling, Herr – ich habe dreizehn Kinder und zwei Frauen zu nähren!«

Aphros warf einen Blick auf den Sprecher, einen alten Mann mit verfilztem Haar, dessen Kinn von einem weißen, sorgfältig bearbeiteten Drei-Tage-Bart geziert wurde. Was den Alten wirklich interessierte, war unschwer an dem Alkoholdunst zu erkennen, der dem Androiden ins Gesicht wehte.

»Troll dich, Alter!« knurrte Aphros und ging weiter; den halblauten Fluch, den der Alte ihm nachschickte, nahm er kaum mehr wahr.