122730.fb2 F?hrte nach Andromeda - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 27

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6.

Nur für Sekundenbruchteile hatte der Androide das Aufflammen des Schirmfeldes wahrnehmen können, dann hatte er schlagartig das Bewußtsein verloren. Als er nach unbestimmter Zeit wieder zu sich kam, fand er sich allein – von dem kleinen Mädchen fehlte jegliche Spur.

»Immerhin«, knurrte Aphros, »ich lebe noch!«

Den Klang seiner Worte konnte er nur über die Schalleitung der Schädelknochen empfangen; alle anderen Schallwellen schienen sich in einem unendlich großen Raum zu verlieren. Das gleiche galt für das Licht – undurchdringliche Finsternis umfing den Androiden. Vorsichtig machte Aphros einen Schritt nach vorne; nichts geschah. Allerdings hatte der Androide auch nicht das Gefühl, zu gehen – obwohl er offenkundig fest auf seinen Füßen stand, schien es unter ihm keinen festen Grund zu geben.

»Sieh an«, murmelte Aphros mißvergnügt. »Die bekannte totale Isolation!«

Er kannte diese Einrichtungen aus den Erzählungen des Terraners DeLacy: Sie gehörten zu den standardisierten Testverfahren der terrestrischen Raumfahrtschulen. Der Kandidat wurde in eine Umgebung verpflanzt, in der die Zufuhr von Sinnesreizen auf das technisch durchführbare Mindestmaß beschränkt wurde. Kandidaten, die nicht wenigstens drei Stunden durchhielten, galten als nicht raumtauglich – wer mehr als zehn Stunden völliger Einsamkeit durchstand, galt als reif für den Psychoanalytiker. Normalerweise drückten die Kandidaten nach vier bis acht Stunden die Rettungstaste und wurden aus ihrem Verließ befreit.

Hier allerdings, stellte der Androide nach einigem Suchen fest, gab es keinen Rettungsknopf. Aphros setzte einen Fuß vor den anderen und marschierte exakt geradeaus – nach zweitausend Schritten hatte er noch immer keine Begrenzung finden können. Da der Androide jede seiner Bewegungen genau bestimmen konnte, wußte er bald, daß er ziemlich exakt tausend Meter weit gelaufen war, und zwar ohne von der geraden Richtung abgewichen und im Kreise gelaufen zu sein.

Er wußte nicht, wie diese Isolationszelle technisch aussah, aber er konnte sich ausrechnen, daß er beobachtet wurde. Vermutlich wollte man die Grenzen seiner Belastbarkeit testen. Er hatte zwei Möglichkeiten: Er konnte einige Zeit verstreichen lassen, fünf Stunden beispielsweise, und dann »durchdrehen«, wie man es von ihm erwartete; die andere Möglichkeit bestand darin, auszuhalten, bis dem Kontrolleur die Sache zu langweilig wurde.

Beide Verfahren bargen gewisse Risiken in sich: Reagierte der unsichtbare Kontrolleur nicht auf die ersten Anzeichen einer Psychose, dann war Aphros gezwungen, seine Rolle bis zum völligen psychischen Zusammenbruch weiterzuspielen. Das war nicht ganz ungefährlich – spielte er zu gut, wurde er vielleicht tatsächlich verrückt. Spielte er zu unglaubwürdig, bestand die Gefahr einer Entlarvung – mit den daraus resultierenden Konsequenzen.

Nach reiflicher Überlegung entschloß sich Aphros für den zweiten möglichen Weg; bildlich gesprochen schaltete er sich ein paar Stufen niedriger. Für einen Außenstehenden schien der Androide fest der Ruhe des Gerechten nachzugehen.

Aphros zuckte mit keiner Wimper, als ganz ohne Vorwarnung plötzlich Licht aufflammte und die Periode der absoluten Finsternis beendete. Nach seiner inneren Uhr mußten rund zwanzig Stunden seit seinem Erwachen vergangen sein. Der unsichtbare Kontrolleur schien die Geduld verloren zu haben.

Rasch warf der Androide einen Blick in die Runde; er hoffte, etwas über die technische Ausstattung dieser Folterkammer zu erfahren. Er sah jedoch nur hellblaue Wände. Woher das Licht kam, konnte er nicht feststellen, ebensowenig, ob er sich im Innern einer Kugel oder eines Quaders aufhielt. Immerhin – der Kilometer, den Aphros zuvor marschiert war, war mit Sicherheit Produkt einer Sinnestäuschung.

»Eine reichlich einfache Angelegenheit«, überlegte der Androide halblaut. »Mit Hilfe eines sorgfältig gesteuerten Schwerkraftprojektors kann man mich in einer Kugel jahrelang geradeaus marschieren lassen, ohne daß ich ein Ende finde!«

»Wer bist du, Fremder?« sagte eine keineswegs unfreundlich klingende Stimme.

»Wieso Fremder?« fragte Aphros ungeniert zurück; er wußte, daß man Verhöre durch Gegenfragen am besten aus dem Konzept brachte.

»Kein Makarer hätte die Isolierzelle so lange ausgehalten«, gab die Stimme ruhig zur Antwort. »Deine Abmessungen schließen tanaischen Ursprung aus. Also mußt du fremd sein! Ich erbitte die Beantwortung meiner Frage.«

»Aphros«, stellte sich der Androide vor. »Und dein Name?«

»Ein Name ist die Bezeichnung einer Person, der zur Abgrenzung von anderen Personen dient«, definierte der Gegenpart des Androiden. »Da ich keine mir ähnliche Person kenne, von der ich mich abzugrenzen hätte, besitze ich keine Bezeichnung meiner selbst.«

»Schade«, murmelte Aphros.

»Woher kommst du?« wollte die namenlose Stimme wissen; erst jetzt wurde dem Androiden bewußt, daß die Stimme in der Sprache seiner Erbauer redete. Kein Zweifel – wie seine Station auf Mainares war auch diese Säule technisches Produkt des gleichen Volkes, das gleichermaßen Stammvater von Morconen und Terranern war.

»Von Mainares«, antwortete er wahrheitsgemäß.

»Mainares!« wiederholte die Stimme ungläubig. »Das liegt nicht innerhalb dieses Spiralarms!«

»Völlig richtig!« bestätigte Aphros grinsend. »Auch nicht in dieser Milchstraße, sondern in der benachbarten Galaxis!«

»Ich hätte es wissen müssen«, antwortete die Stimme mit heiterem Unterton.

Mit einem Schlag verschwanden die blauen Wände; an ihre Stelle traten Wände, die mit prachtvollen Intarsienarbeiten verkleidet waren. Aphros fand sich übergangslos in einem bequemen Sessel wieder. Ihm gegenüber saß eine junge Frau – zumindest ein Wesen, das man mit einer sehr attraktiven jungen Frau jederzeit hätte verwechseln können. Was Aphros bereits ahnte, bestätigte sich wenig später; sie schaltete auf mentalen Kontakt um, zu dem nur die Erbauer und ihre Androiden fähig waren.

»Herzlich willkommen auf Makar!« sagte die junge Frau freundlich. »Mache es dir bitte bequem – diese Station ist standardisiert, du wirst alle Servomechanismen kennen.«

Aphros machte sofort einen Versuch und klappte die rechte Lehne seines Sitzmöbels in die Höhe; eine Tastatur wurde sichtbar, die nur aus Ziffern bestand. Interessiert sah das Mädchen zu, als Aphros die Tastatur betätigte – nach seinen Informationen hatte er ein Erfrischungsgetränk bestellt, das wenige Sekunden später richtig geliefert wurde.

»Test bestanden, Schwester?« erkundigte sich Aphros mit einem Hauch von Spott.

»Bestanden«, sagte die Androidin lächelnd und bediente sich ebenfalls. »Wieso hast du im Gegensatz zu mir einen Namen? Und was hat dich überhaupt hierhin verschlagen?«

»Zwischenfrage!« warf Aphros schnell ein. »Was ist aus dem kleinen Mädchen geworden, das mich begleitet hat? Ich hoffe, ihr ist nichts geschehen!«

»Keine Sorge«, wehrte die Frau ab. »Da du mir wesentlich interessanter erschienst, habe ich die Kleine bis jetzt schlafen lassen. Ich kann sie jederzeit ohne Erinnerung wieder zurückschicken.«

Aphros nickte zustimmend, dann begann er zu berichten; die junge Frau hörte ihm mit gespannter Aufmerksamkeit zu.

Alles an dem Mann glänzte golden; seine Kleidung, seine Schuhe und sogar seine Haare waren so mit Goldstaub überzogen, daß man die ursprüngliche Farbe nicht erkennen konnte. Das Gesicht des Mannes war von einer dünnen, selbstverständlich goldenen Maske überzogen.

»El Dorado!« murmelte DeLacy unwillkürlich, als er die Gestalt sah.

Der Legende zufolge wurde dieser legendäre Herrscher über einen südamerikanischen Stadtstaat im Dschungel seit Jahrtausenden täglich über und über mit Goldstaub bepudert, den er jeden Abend in einem heiligen See abzuwaschen pflegte. Wenn die Sage stimmte, dann mußte der Boden dieses Sees aus meterdicken Schichten puren Goldes bestehen – aber es war nur eine Sage, nicht mehr.

Spookys Überlegungen fanden ein Ende, als der Goldene zu sprechen begann: »Wer seid ihr, woher kommt ihr?«

Spooky antwortete; ausführlich versuchte er, Grund und Ziel seiner Mission zu erklären. Er gab sich größte Mühe, jedes negative Gefühl zu vermeiden, dabei aber doch klarzumachen, daß es für den Goldenen von Vorteil sein würde, wenn er die Terraner unbeschadet ziehen ließe.

Sein Gegenüber schien nicht ganz der gleichen Meinung zu sein; die Art und Weise, mit der der Mann Danielle musterte, gefiel Spooky überhaupt nicht. Als der Terraner geendet hatte, dachte der Goldene lange nach.

Das übermäßig wuchtige Mobiliar des Raumes war über und über mit Verzierungen aller Art bedeckt – Spooky fühlte sich unwillkürlich an jene Inneneinrichtungen erinnert, die man auf der Erde boshaft als »Texanisches Barock« bezeichnete. Die Wände und ihre selbstverständlich goldfarbenen Verkleidungen waren nach irdischen Maßstäben von ähnlicher Geschmacklosigkeit. Einige Kolossalgemälde fielen dem Terraner auf – sie zeigten Raumschlachten, Planetensysteme, die von Superbomben zerrissen wurden – aber merkwürdigerweise ohne korrekte Wiedergabe der Perspektiven.

»Wir haben entschieden!« sagte der Goldene plötzlich. »Das Monument hat heute bereits einen Frevler gestraft – das mag genügen! Dennoch kann die Tat der beiden Fremden nicht ohne Sühne bleiben!«

Die Stimme des Goldenen war trotz der harten Worte ruhig und klangvoll; er fällte seinen Urteilsspruch ohne erkennbare Gefühle.

»Der Mann wird für sein Tun zum Galeerendienst abgestellt; dort soll er sein Leben beschließen. Das Weib ist von Natur aus schwach und dumm; daher verdient sie mildere Strafe. Sie wird der Spinnstube meines Hauses zugeteilt; vielleicht werde ich mich ihrer noch einmal annehmen.«

Spooky konnte sich mühelos ausmalen, was er sich darunter vorzustellen hatte; Danielle Velleur stellte ähnliche Überlegungen an. Aus den Augenwinkeln heraus sah Spooky, wie sie sich anschickte, dem Goldenen handgreiflich klarzumachen, was sie von diesem Vorschlag hielt.

»Ruhe bewahren!« zischte Spooky halblaut. »Noch sind Giri und Sirghia frei, und Aphros ist schließlich auch noch in der Nähe.«

Lautlos und unsichtbar war die Spionsonde den beiden Terranern gefolgt. Auf den Bildschirmen hatten Giri bel Tarman und Sirghia Khanmar die Geschehnisse verfolgen können. Als Spooky von den stämmigen Wachen abgeführt wurde, folgte die Sonde ihm – was aus Danielle wurde, konnten die beiden Morconen nicht feststellen.

»Warum folgst du Spooky?« erkundigte sich Sirghia, die neben Giri an dem Steuerpult für die Sonde saß. »Wäre es nicht interessanter, den Palast auszukundschaften?«

»Das schon«, gab Giri ruhig zurück, »aber das Risiko, daß die Sonde entdeckt wird, ist entschieden zu groß. Außerdem hat Danielle in den nächsten Stunden nichts zu befürchten – aber Spooky wird es auf der Galeere wesentlich schwerer haben!«

»Akzeptiert«, gab sie nach. »Und was wollen wir jetzt unternehmen, um Spooky zu helfen? Von Aphros will ich gar nicht erst reden – den scheinst du schon abgeschrieben zu haben.«

»Falsch!« korrigierte Giri. »Wenn einer von uns Aussichten hat, sich ohne Hilfe durchzuschlagen, dann Aphros! Und was Spooky angeht – wir müssen erst einmal feststellen, wohin er überhaupt verschleppt wird.«

Die beiden Wachen hatten zusammen mit ihrem Gefangenen gerade den Palast verlassen. Unnachsichtig schleppten die beiden Wächter Spooky mit sich. Nach einer halben Stunde Marsch hatten die drei Männer ihr Ziel erreicht.

Eine über fünfzig Meter lange Galeere lag im Hafenbecken, die offenkundig zum baldigen Auslaufen bestimmt war. Deutlich konnte Giri auf den Sondenbildern die Bänke sehen. Auf dem von Spritzwasser, Blut und Schweiß verfärbten Holz saßen mehr als zweihundert Halbnackte; Spuren von Peitschenhieben waren auf der sonnengebräunten Haut zu erkennen. Als die Sonde etwas tiefer ging, wurden auch die bronzenen Ketten sichtbar, mit denen die Männer an die Riemen und die Bordwand des Schiffes gefesselt waren. Schlösser waren nicht zu sehen. Sollte die Galeere gerammt werden oder auf ein Riff laufen, dann waren die Männer unrettbar verloren. Nur die auf und ab marschierenden Bewaffneten hatten dann noch eine Chance. Offenbar hatten sie die Aufgabe, die Sklaven zu bewachen und für das Leben des Kapitäns zu kämpfen.

Langsam ließ der Morcone die Sonde über die Bänke schweben; mit einem leisen Seufzer der Erleichterung registrierte er die Tatsache, daß alle Bänke vollständig besetzt waren. Außerdem schienen die Ruderer leidlich bei Kräften zu sein.

Giris Hoffnung bestätigte sich: Offenbar wurde er als Reserve betrachtet – ein Wächter öffnete ein Luk auf dem Steg zwischen den Ruderbänken. Spooky wurde unsanft in die Öffnung befördert, dann wurde das Luk wieder geschlossen.

»Glück gehabt!« seufzte Giri halblaut. »Solange kein Ruderer umfällt, besteht keine Gefahr, daß er an Entkräftung zugrunde geht.«

Zwar war der Aufenthaltsort des Terraners nicht bequem, aber noch lebte Spooky, und war die Galeere erst einmal ausgelaufen, waren auch die Aussichten besser, ihn von dort zu befreien.

Unablässig hielt Giri die Sonde über dem Schiff.

Kommandos erklangen, und einige Hafenarbeiter machten die Trossen los, die das Schiff am Kai hielten und nun an Deck säuberlich aufgerollt wurden. Vier Männer setzten das einzige Segel; das etwas kümmerlich wirkende Tuch war an einem gleichfalls kümmerlichen Mast in der Mitte des Schiffes befestigt. Sehr langsam zog es die Galeere aus dem Hafen. Sobald das Schiff weit genug vom Kai abgelegt hatte, mußten die Ruderer ihre Arbeit beginnen. In gleichmäßigem Takt tauchten die Blätter in das schmutzige Wasser; der kräftige Ebbstrom tat ein weiteres – nach weniger als einer Stunde hatte das Schiff das offene Meer erreicht.

Giri rechnete kurz vor: »Vor der Dämmerung werden wir nicht eingreifen können! Das wird erst in zwei bis drei Stunden der Fall sein.«

Sirghia nickte zustimmend. »Außerdem haben wir dann erst die Sicherheit, daß die Galeere außerhalb der Sichtweite der Stadt ist«, bemerkte sie. »Wir können schlecht vor den Augen der Makarer eine ihrer Galeeren überfallen.«

Giri lachte eher bitter als heiter. »Zwei Morconen gegen eine Galeere! Einer von uns muß in jedem Fall an Bord bleiben, um das Schiff zu steuern! Traust du dir zu, mit den Bewaffneten auf der Galeere fertig zu werden?«

»Das kommt auf die Mittel an, die ich einsetzen darf«, gab Sirghia kühl zurück. »Eine kleine Narko-Bombe kann Wunder wirken!«

»Ausgeschlossen!« wehrte Giri ab. »Wirf einmal einen Blick auf das Tiefenradar – der Meeresboden rund um die Hauptstadt ist außerordentlich flach. Zudem gibt es mehr als zehn gefährliche Riffe pro Quadratkilometer – wenn wir die Männer an Bord des Schiffes betäuben, wird die Galeere steuerlos umhertreiben. Wenn dann das Schiff eines der Riffe rammt, sind wir schuldig am Tod einiger hundert Männer!«

»Handstrahler scheiden ebenfalls aus«, überlegte Sirghia laut. »Erstens sind die Soldaten auf der Galeere ebenfalls mit Strahlwaffen ausgerüstet. Und zweitens kann jeder Fehlschuß das Schiff in Flammen aufgehen lassen! Bordwaffen sind ohnedies zu gewaltig! Was bleibt uns dann überhaupt noch?«

Über sich hörte er das Ächzen, mit denen sich die Ruder in ihren Halterungen drehten; dazwischen mischte sich das dumpfe »Tam-Tam « der Pauke, die den Takt angab. Jedesmal, wenn der Klöppel auf das Fell der Trommel donnerte, zuckte Spooky unwillkürlich zusammen. Gelegentlich war ein unterdrücktes Fluchen zu hören, dem meist kurze Zeit später das Schmatzen eines Peitschenhiebes und ein gequältes Stöhnen folgten. Das leise Klirren erkannte der Terraner als das Geräusch der patrouillierenden Soldaten an Deck.

Die eingepferchten Männer verhielten sich ruhig; nur wenn zwei Körper gegeneinanderstießen und die Peitschenwunden berührt wurden, wurde ein unterdrückter Schmerzlaut hörbar. »Giri!« seufzte Spooky kaum hörbar. »Beeile dich!«

Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren; er wußte nicht, ob er nur eine oder schon mehrere Stunden unter Deck verbracht hatte. Angespannt lauschte er nach oben; jedesmal, wenn der unerbittliche Taktschlag der Pauke aufhörte, erwartete er, an Deck geholt und angekettet zu werden.

Zweimal hatte das Rudern gestoppt; jedesmal war ein Mann aus der Bilge geholt worden – als Ersatz für einen anderen, dessen Körper Minuten vorher mit lautem Klatschen über Bord geworfen worden war. Spooky hatte zweimal Glück gehabt – bei solchen Gelegenheiten drängten sich die Gefangenen in die Ecken, die von der Luke weit entfernt waren. Da der Terraner mit den anderen körperlich nicht konkurrieren konnte, hatte er beide Male dicht an der Luke gelegen. Und beide Male hatte sich der Soldat für die andere Seite entschieden und von dort einen Unglücklichen fortgezerrt.

»Ein Schiff!« flüsterte eine rauhe Stimme neben dem Terraner.

Mühsam drehte sich Spooky in dem Gewirr von Armen und Beinen herum; hinter ihm klaffte ein schmaler Spalt in der Bordwand, der beim nächsten Sturm das Ende der Galeere bedeuten würde. Jetzt reichte er aus, um den Terraner einen stark eingeschränkten Blick auf die Umgebung zu ermöglichen. Seine Augen brauchten einige Zeit, bis sie sich von dem Dunkel des Kielraums auf die Helligkeit draußen umgestellt hatten, dann sah auch Spooky das Schiff – ebenfalls eine Galeere, nur wesentlich größer und dickbauchiger als das Schiff, auf dem er sich befand.

Vermutlich ein Kauffahrteischiff, überlegte Spooky.

Nur sehr schwach erinnerte der Terraner sich an das Aussehen der Flagge, die auf seiner Galeere gesetzt war – eine verwirrende Kombination blauer und roter Vielecke. Die Flagge des Kauffahrers sah wesentlich anders aus – dort herrschte Weiß vor, das von Silber durchbrochen war.

»Freund oder Feind?« flüsterte Spooky seinem Nebenmann ins Ohr.

Schwach konnte der Terraner sehen, wie der Angesprochene verwundert den Kopf schüttelte.

»Feind!« sagte der Mann. »Alle anderen Schiffe auf dem Meer sind unsere Gegner!«

Spooky schluckte heftig. Konzentriert spähte er aus dem engen Ritz. Die Bugwelle der feindlichen Galeere war dem erkennbaren vorderen Ende des Schiffes stets um einige Schritte voraus. Spooky überlegte sekundenlang, dann fand er eine Erklärung – die Galeere mußte mit einem Rammsporn ausgerüstet sein. Er hielt den Atem an, als sehe er schon den Sporn die Bordwand aufreißen und das grünliche Wasser ins Schiffsinnere schießen.

Was ziemlich bald der Fall sein wird, ergänzte Spooky in Gedanken. Bei diesen Schwerkraftbedingungen war schon ein einfacher Spaziergang eine ausgemachte Strapaze; der Galeerendienst würde ihm binnen weniger Tage den Rest geben.