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7.
»So also ist die Lage«, sagte die Androidin, nachdem Aphros seinen Bericht abgeschlossen hatte. »Das ändert natürlich einiges!«
»Was bitte?« wollte der Androide von Mainares wissen.
»Ich habe die Aufgabe«, sagte die Kunstfrau, »dafür zu sorgen, daß sich auf dieser Welt nichts ändert. Dadurch sollte ein weiterer Krieg mit den Tanaern verhindert werden. Dieser Auftrag ist nun hinfällig. Da ich keine weitergehenden Befehle habe, kann ich nun nach eigenem Ermessen handeln.«
»Klingt vielversprechend«, meinte Aphros zweifelnd. »Welche Mittel stehen dir zur Verfügung?«
»Zunächst einmal kann ich die Dauerbeeinflussung der Bevölkerung einstellen«, sagte die Androidin. »Das dürfte schon ausreichen, um die herrschende Ordnung ins Wanken zu bringen. Außerdem stehen mir einige hundert Roboter zur Verfügung. Zu meinem kleinen Reich gehört nicht nur das Monument – die Anlagen reichen tief unter den Boden der Hauptstadt.«
»Sind die Roboter bewaffnet?«
Sie nickte. »Allerdings nur mit Waffen, die betäuben oder kampfunfähig machen«, schränkte sie ein. »Tödliche Waffen können nur in extremen Fällen ausgegeben werden.«
»Das wird gegen die Energiewaffen der Makarer nur wenig helfen«, bemerkte Aphros mit leichter Besorgnis. »Sind wenigstens für dich und mich bessere Waffen verfügbar?«
»Ich habe ein halbes Dutzend Handfeuerwaffen«, erklärte sie. »Und die Ausrüstung der Makarer kann ich mit einem Knopfdruck unschädlich machen. Unsere Erbauer haben an alles gedacht!«
»Hört sich gut an«, bestätigte Aphros. »Jetzt müßte ich nur noch meine Freunde verständigen können. Läßt sich das arrangieren?«
Die Frau schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich kann zwar einen Funkspruch absetzen. Aber den könnten die Makarer abhören. Wir sollten sie nicht vorzeitig warnen.«
»Dann muß ich eben zum Schiff zurückmarschieren«, überlegte Aphros halblaut. »Eine heikle Angelegenheit – draußen vor dem Monument steht bestimmt eine lynchwütige Menge.«
»Überflüssig!« entgegnete die Androidin. »Wir können die Stadt unterirdisch verlassen – ein Ausgang des Korridorsystems mündet in die Schlucht, in der ihr euer Schiff versteckt habt.«
Die Androidin führte Aphros durch die Gänge der Station unterhalb des Monuments, die im Wesentlichen der Station auf Mainares glich. Während des Marsches aktivierte das Mädchen die Roboter über den Hauptcomputer. Nacheinander schlossen sich die Maschinen den beiden an; im Vergleich zu den vollkommen humanoiden Androiden wirkten sie überaus barbarisch.
»Wir nähern uns dem Ausgang«, verkündete die Androidin nach einer halben Stunde Fußmarsch.
Bisher waren die beiden Kunstmenschen durch stahlverkleidete Korridore gegangen; doch auf den letzten hundert Metern waren nur grob aus dem Felsen gehauene Wände zu erkennen. Der Gang endete an einer massiv aussehenden Felsplatte; als die Androidin herantrat, schwang der Block lautlos zur Seite. Sie schaltete einen Handscheinwerfer ein und schritt voraus in das Dunkel.
Erst nach weiteren einhundert Metern erkannte Aphros, wo er sich befand. Das Licht, das von außen in die Höhle fiel, riß etliche Ausrüstungsgegenstände aus dem Dunkel, die Aphros sehr bekannt erschienen – in dieser Höhle hatten er und seine Freunde ihr Hauptquartier eingerichtet. Amüsiert ging der Androide bis zum Höhleneingang und wartete auf die Reaktion seiner Freunde. Er brauchte nicht lange zu warten – drei Minuten später stürzten Giri und Sirghia auf ihn und schlossen ihn in die Arme.
»Wo hast du gesteckt?« erkundigte sich Giri nach der Begrüßung. »Wir sahen, wie du hinter dem Energieschirm verschwandest, dann haben wir nichts mehr von dir gehört. Und wer ist diese Frau?«
»Eine Kollegin von mir!« stellte Aphros vor. »Ich taufe sie hiermit auf den Namen Azla.«
In der Sprache seiner Erbauer bezeichnete dieses Wort eine nicht ungefährliche Spezies von Wildkatzen; daß die Namenswahl durchaus berechtigt war, bewies die Frischbenannte Sekunden später, als sie Aphros ihren Ellbogen in die Weichen stieß.
Giri sah auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Wir haben keine Zeit mehr für lange Vorstellungen. Wir müssen zusehen, wie wir Danielle und Spooky helfen!«
»Helfen?« meinte Aphros verblüfft. »Wieso helfen?«
Giri erzählte den beiden Androiden kurz, was sich nach Aphros’ Verschwinden zugetragen hatte; Azla hörte interessiert zu, dann entwickelte sie ihren Plan.