123298.fb2 Harry Potter und der Feuerkelch - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 19

Harry Potter und der Feuerkelch - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 19

Die vier Champions

Harry saß da und wußte genau, daß jedes Augenpaar in der Großen Halle auf ihn gerichtet war. Er war geschockt. Er war gelähmt. Er mußte träumen. Er hatte nicht richtig gehört.

Niemand klatschte. Plötzlich kam ein Summen wie von einem Schwärm wütender Bienen in der Halle auf und wurde immer lauter; einige standen auf, um Harry besser sehen zu können, wie er da vollkommen starr auf seinem Platz hockte.

Oben am Lehrertisch war Professor McGonagall aufgestanden und an Ludo Bagman und Professor Karkaroff vorbei zu Professor Dumbledore gerauscht, der ihr mit leichtem Stirnrunzeln das Ohr zuneigte.

Harry wandte sich zu Ron und Hermine um; hinter ihnen saßen die anderen Gryffindors in langer Reihe an der Tafel und starrten ihn mit offenen Mündern an.

»Ich hab meinen Namen nicht eingeworfen«, sagte Harry fassungslos.»Das wißt ihr doch.«

Die beiden sahen ihn nicht minder fassungslos an.

Am Lehrertisch nickte Professor Dumbledore seiner Kollegin zu und stand dann auf.

»Harry Potter!«, rief er.»Harry! Nach oben, wenn ich bitten darf!«

»Geh schon«, flüsterte Hermine und versetzte Harry einen kleinen Schubs.

Harry stand auf, verhedderte sich im Saum seines Umhangs und geriet kurz ins Stolpern. Der Weg zwischen den Tischen der Gryffindors und Hufflepuffs hindurch kam ihm vor wie ein ungeheuer langer Marsch; der Lehrertisch wollte und wollte nicht näher kommen und ihm war, als würden ihm die vielen hundert Augen wie Suchscheinwerfer Schritt für Schritt folgen. Das Summen schwoll weiter an. Dann endlich, es mußte eine Stunde vergangen sein, stand er vor Dumbledore und jetzt spürte er die Blicke sämtlicher Lehrer auf sich gerichtet.

»Nun… durch die Tür, Harry«, sagte Dumbledore. Er lächelte nicht.

Harry ging am Lehrertisch entlang. Ganz am Ende saß Hagrid. Er zwinkerte Harry nicht zu, winkte auch nicht und hob auch nicht wie sonst immer die Hand zum Gruß. Er sah vollkommen verdattert aus und starrte, wie all die anderen auch, den vorbeigehenden Harry an. Harry ging durch die Tür und befand sich nun in einem kleineren Raum, an dessen Wänden Gemälde von Hexen und Zauberern hingen. Ein stattliches Feuer prasselte hinten im Kamin.

Kaum war er eingetreten, wandten sich ihm die Gesichter auf den Gemälden zu. Eine verhutzelte Hexe huschte aus ihrem Bilderrahmen, tauchte im nächsten, bei einem Zauberer mit Walroßschnurrbart, wieder auf und begann ihm ins Ohr zu flüstern.

Viktor Kram, Cedric Diggory und Fleur Delacour saßen am Kamin. Vor dem flackernden Feuer wirkten ihre Profile ungewöhnlich beeindruckend. Kram, ein wenig abseits von den anderen, lehnte in sich versunken an der Kamineinfassung. Cedric hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und stierte ins Feuer. Fleur Delacour wandte sich um, als Harry eintrat, und warf mit einer raschen Kopfbewegung ihr langes üppiges Silberhaar in den Nacken.

»Was ist los?«, sagte sie.»Sollen wir zurück in die 'alle?«

Sie dachte, Harry sei mit einer Nachricht gekommen. Harry wußte nicht, wie er erklären sollte, was soeben geschehen war. Er stand einfach da und sah die drei Champions an. Jetzt auf einmal fiel ihm auf, wie groß sie alle waren. Hinter sich hörte er hastige Schritte, dann trat Ludo Bagman ein. Er packte Harry am Arm und zog ihn beiseite.

»Unglaublich!«, murmelte er und drückte Harrys Arm.»Absolut unglaublich! Meine Herren… meine Dame«, ergänzte er und ging auf die anderen am Kamin zu.»Darf ich Ihnen – so unfaßlich es klingen mag – den vierten Champion unseres Turniers vorstellen?«

Viktor Krum richtete sich auf. Er sah Harry scharf an und sein mürrisches Gesicht verdüsterte sich noch mehr. Cedric schien vollkommen aus der Fassung geraten. Sein Blick wanderte von Bagman zu Harry und wieder zurück, als wäre er sich sicher, daß er Bagman soeben mißverstanden hatte. Fleur Delacour jedoch warf ihr Haar in den Nacken und sagte lächelnd:»Oh, sehr lustiger Wids, Miester Bagman.«

»Witz?«, echote Bagman verdutzt.»Nein, nein, keineswegs! Der Feuerkelch hat gerade Harrys Namen ausgegeben!«

Krams dichte schwarze Brauen zogen sich unmerklich zusammen. Cedric schien noch immer um Fassung zu ringen.

Fleur ranzelte die Stirn.»Aber offensischtlisch ist das ein Fehler«, sagte sie verächtlich in Richtung Bagman.»Är kann nischt teilnehmen. Är ist zu jung.«

»Nun ja… es ist höchst erstaunlich«, sagte Bagman. Er rieb sich das glatte Kinn und lächelte zu Harry hinunter.»Doch wie Sie wissen, wurde die Altersbegrenzung erst dieses Jahr eingeführt, als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung. Und da der Kelch seinen Namen ausgegeben hat… es ist nun einmal so weit gekommen, und ich denke, dann darf man sich nicht drücken… es steht in den Regeln, er ist verpflichtet… Harry muß ganz einfach tun, was in seinen Kräften -«

Die Tür hinter ihm ging auf und eine größere Gruppe kam herein: Professor Dumbledore, dicht gefolgt von Mr Crouch, Professor Karkaroff, Madame Maxime, Professor McGonagall und Professor Snape. Harry hörte das Gesumme seiner Mitschüler hereindringen, bis Professor McGonagall die Tür schloß.

»Madame Maxime!«, rief Fleur und ging mit großen Schritten hinüber zu ihrer Lehrerin.»Man sagt, daß dieser kleine Junge 'ier ebenfalls teilnehmen soll!«

Irgendwo unter seiner Benommenheit und Ratlosigkeit spürte Harry einen zornigen Stich. Kleiner Junge?

Madame Maxime richtete sich zu ihrer stattlichen Größe auf. Mit ihrem schönen Kopf streifte sie den kerzenbesetzten Kronleuchter, und ihre mächtige, in schwarzen Satin gehüllte Brust hob sich.

»Was 'at das zu bedeuten, Dumbly-dorr?«, sagte sie in gebieterischem Ton.

»Das würde auch ich gerne wissen, Dumbledore«, sagte Professor Karkaroff. Er hatte ein stählernes Lächeln aufgesetzt und seine blauen Augen wirkten wie Eissplitter.»Zwei Champions für Hogwarts? Mir jedenfalls hat keiner gesagt, daß für die gastgebende Schule zwei Champions antreten dürfen – oder habe ich die Regeln nicht sorgfältig genug gelesen?«Er lachte kurz und gehässig auf.

»C'est impossible«, sagte Madame Maxime, deren gewaltige Hände mit ihren vielen herrlichen Opalen auf Fleurs Schulter ruhten.»'Ogwarts kann keine zwei Champions 'aben. Das ist 'öchst ungerescht.«

»Wir hatten darauf vertraut, daß ihre Alterslinie jüngere Bewerber fern halten würde, Dumbledore«, sagte Karkaroff noch immer stählern lächelnd, während seine Augen noch kälter wurden.»Denn sonst hätten wir natürlich eine größere Auswahl an Kandidaten aus unseren Schulen mitgebracht.«

»Dafür trägt einzig und allein Potter die Schuld, Karkaroff«, sagte Snape leise. Seine schwarzen Augen glühten heimtückisch.»Stellen Sie Dumbledore nicht an den Pranger, nur weil Potter so entschlossen ist, die Regeln zu brechen. Seit er an dieser Schule ist, übertritt er ständig Grenzen -«

»Danke, Severus«, sagte Dumbledore mit fester Stimme, und Snape verstummte, auch wenn seine Augen immer noch gehässig durch den Vorhang fettigen schwarzen Haares schimmerten.

Professor Dumbledore sah zu Harry hinunter, der ihm geradewegs in die Augen hinter den Halbmondgläsern schaute und versuchte, ihren Ausdruck zu entschlüsseln.

»Hast du den Zettel mit deinem Namen in den Feuerkelch geworfen, Harry?«, fragte Dumbledore ruhig.

»Nein«, sagte Harry. Er wußte, daß ihn alle scharf beobachteten. Snape ließ aus dem Hintergrund ein leises, unwilliges und ungläubiges Schnauben hören.

»Hast du einen älteren Schüler gebeten, deinen Namen für dich in den Feuerkelch zu werfen?«, fragte Professor Dumbledore ohne auf Snape zu achten.

»Nein«, sagte Harry nachdrücklich.

»Aah, aber natürlisch lügt er!«, rief Madame Maxime.

Snape schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.

»Er wäre nicht über die Alterslinie gekommen«, sagte Professor McGonagall schneidend.»Ich bin sicher, wir stimmen alle darin überein -«

»Dumbly-dorr muß einen Fehler bei der Linie gemacht 'aben«, sagte Madame Maxime achselzuckend.

»Das ist natürlich möglich«, entgegnete Dumbledore höflich.

»Dumbledore, Sie wissen genau, daß Sie keinen Fehler gemacht haben!«, sagte Professor McGonagall aufgebracht.»Nun aber wirklich, was für ein Unsinn! Harry hätte die Linie nicht selbst übertreten können, und wenn Professor Dumbledore ihm glaubt, daß er keinen älteren Mitschüler dazu angestiftet hat, dann möchte ich doch hoffen, daß Sie alle damit zufrieden sind!«

Sie warf Professor Snape einen sehr zornigen Blick zu.

»Mr Crouch… Mr Bagman«, sagte Karkaroff nun mit salbungsvoller Stimme,»Sie sind unsere – ähm – unparteiischen Richter. Sie stimmen sicher mit mir überein, daß es sich hier um eine offene Regelverletzung handelt?«

Bagman wischte sich mit dem Taschentuch über das runde, jungenhafte Gesicht und sah Mr Crouch an, der außerhalb des Feuerscheins stand, das Gesicht halb im Schatten verborgen. Er sah ein wenig schaurig aus, das Halbdunkel machte ihn viel älter und verlieh ihm ein fast totenkopfartiges Aussehen. Er sprach jedoch in seinem üblichen barschen Ton.»Wir müssen die Regeln befolgen und in den Regeln heißt es klar, daß die Schüler, deren Namen der Feuerkelch ausgibt, verpflichtet sind, am Turnier teilzunehmen.«

»Tja, Barty kennt das Regelwerk praktisch auswendig«, strahlte Bagman und wandte sich wieder Karkaroff und Madame Maxime zu, als ob die Sache damit entschieden wäre.

»Ich bestehe darauf, noch einmal die Namen meiner übrigen Schüler einzuwerfen«, sagte Karkaroff. Der salbungsvolle Ton und das Lächeln waren von ihm abgefallen. Dafür hatte sein Gesicht einen ungemein häßlichen Ausdruck angenommen.»Sie werden den Feuerkelch noch einmal aufstellen, und wir werfen weitere Namen, ein, bis jede Schule zwei Champions hat. Das ist nur fair, Dumbledore.«

»Aber Karkaroff, das wird nicht möglich sein«, sagte Bag-man.»Der Feuerkelch ist soeben, erloschen – er wird sich erst wieder zu Beginn des nächsten Turniers entzünden -«

»- an dem Durmstrang ganz sicher nicht teilnehmen wird!«, warf Karkaroff zornig ein.»Nach all unseren Treffen und gemeinsamen Absprachen Hätte ich nicht erwartet, daß so etwas passieren könnte! Ich behalte mir vor, Hogwarts sofort zu verlassen!«

»Leere Drohung, Karkaroff«, knurrte eine Stimme an der Tür.»Sie können Ihren Champion jetzt nicht im Stich lassen. Er muß kämpfen. Sie alle müssen kämpfen. Es ist ein bindender magischer Vertrag, wie Dumbledore gesagt hat. Das paßt Ihnen doch, oder?«

Moody war gerade hereingekommen. Er hinkte auf das Feuer zu und jedes Mal, wenn er den rechten Fuß aufsetzte, gab es ein lautes Klonk.

»Das soll mir passen?«, sagte Karkaroff.»Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht, Moody.«

Harry spürte, daß er eigentlich verächtlich klingen wollte, als wären Moodys Worte eine Entgegnung überhaupt nicht wert, doch seine Hände verrieten ihn; er hatte sie zu Fäusten geballt.

»Nicht?«, sagte Moody leise.»Es ist ganz einfach, Karkaroff. Jemand hat Potters Namen in den Kelch geworfen, und dieser Jemand wußte genau, daß Harry teilnehmen muß, wenn der Kelch ihn erwählt.«

»Offensischtlisch jemand, der wollte, daß 'Ogwarts zwei Chancen bekommt!«, sagte Madame Maxime.

»Sie haben vollkommen Recht, Madame Maxime«, sagte Karkaroff und verneigte sich vor ihr.»Ich werde Beschwerde beim Zaubereiministerium sowie bei der Internationalen Zauberervereinigung einreichen -«

»Wenn hier jemand Grund hat sich zu beschweren, dann ist es Potter«, knurrte Moody,»aber… komisch… von ihm höre ich kein Wort…«

»Warum sollte er sisch beschweren?«, platzte Fleur Dela-cour los und stampfte mit dem Fuß auf.»Er 'at die Chance teilzunehmen, nischt wahr? Wir anderen 'aben wochenlang darauf ge'offt! Die Ehre für unsere Schulen! EintausendGalleonen Preisgeld – für diese Chance würden viele sogar sterben!«

»Vielleicht hofft jemand, daß Potter tatsächlich dafür stirbt«, sagte Moody mit kaum noch merklichem Knurren.

Diesen Worten folgte ein äußerst gespanntes Schweigen.

Ludo Bagman trippelte nervös hin und her und entgegnete beklommen:»Moody, altes Haus… was sagen Sie denn da!«

»Wir alle wissen, daß Professor Moody den Morgen für verschwendet hält, wenn er nicht vor dem Mittagessen sechs Mordverschwörungen gegen sich aufdeckt«, sagte Karkaroff laut.»Offenbar bringt er jetzt auch seinen Schülern die Angst vor einem Attentat bei. Ein merkwürdiger Zug bei einem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Dumbledore, aber Sie hatten bestimmt ihre Gründe, ihn kommen zu lassen.«

»Ich bilde mir Dinge ein, tatsächlich?«, knurrte Moody.»Ich sehe schon Gespenster, oder? Es war eine fähige Hexe oder ein Zauberer, der den Namen dieses Jungen in den Kelch geworfen hat…«

»Aah, wo sind die Beweise dafür?«, sagte Madame Maxime und ihre riesigen Hände ruderten durch die Luft.

»Hier wurde ein kraftvoller magischer Gegenstand ausgetrickst!«, sagte Moody.»Ein ungewöhnlich starker Verwechslungszauber war nötig, damit dieser Kelch vergißt, daß nur drei Schulen am Turnier teilnehmen… Ich vermute, daß Potters Name für eine vierte Schule eingeworfen wurde, denn dann galt er als deren einziger Kandidat…«

»Sie scheinen ja ausgiebig darüber nachgedacht zu haben, Moody«, entgegnete Karkaroff kühl,»und das ist natürlich eine ausgefuchste Theorie – allerdings ist mir zu Ohren gekommen, daß Sie jüngst die fixe Idee hatten, eines Ihrer Geburtstagsgeschenke sei ein raffiniert getarntes Basiliskenei. Sie schleuderten es deshalb gegen die Wand und mußten dann leider erkennen, daß es nur ein Resiewecker war. Sie müssen daher verstehen, daß wir Sie nicht ganz ernst nehmen können…«

»Ich denke an gewisse Leute, die harmlose Veranstaltungen für ihre Zwecke ins Gegenteil verkehren«, entgegnete Moody in drohendem Tonfall.»Wie Sie eigentlich wissen sollten, Karkaroff, ist es meine Aufgabe, mich in das Denken schwarzer Magier einzufühlen…«

»Alastor!«, sagte Dumbledore mahnen. Harry wunderte sich einen Moment lang, wen er damit meinte, doch dann wurde ihm klar, daß»Mad-Eye«wohl kaum Moodys richtiger Vorname sein konnte. Moody verstummte, beobachtete Karkaroff jedoch immer noch voll Genugtuung – und Karkaroffs Gesicht glühte.

»Wir wissen nicht, wie wir in diese Lage geraten sind«, sagte Dumbledore in die Runde.»Ich denke jedoch, wir haben wohl keine andere Wahl, als das Beste daraus zu machen. Sowohl Cedric als auch Harry wurden zu Teilnehmern des Turniers bestimmt. Daher werden sie auch…«

»Ah, aber Dumbly-dorr -«

»Meine liebe Madame Maxime, wenn Sie einen anderen Vorschlag haben, wäre ich erfreut ihn zu hören.«

Dumbledore wartete, doch Madame Maxime schwieg und sah ihn nur zornfunkelnd an. Und sie war nicht die Einzige. Auch Snape sah wütend aus; Karkaroff schien vor Zorn zu kochen. Bagman jedoch machte den Eindruck, als sei er vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.

»Nun, wie steht's, legen wir los?«, sagte er, rieb sich die Hände und lächelte in die Runde.»Wir müssen unseren Champions doch sagen, um was es geht. Barty, ich erteile dir das Wort.«

Mr Crouch schien aus tiefer Nachdenklichkeit zu erwachen.

»Ja«, sagte er langsam,»die Anweisungen. Ja… die erste Aufgabe…«

Er trat ins Licht des Feuers. Von nahem, fand Harry, sah er krank aus. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und seine runzlige Haut wirkte, ganz anders als bei der Weltmeisterschaft, dünn und papieren.

»Die erste Aufgabe dient dazu, Ihren Mut auf die Probe zu stellen«, verkündete er Harry, Cedric, Fleur und Krum,»und deshalb sagen wir Ihnen nicht, um was es geht. Kühnheit angesichts der überraschenden Gefahr ist ein sehr wichtiger Charakterzug von Zauberern… sehr wichtig…

Die erste Aufgabe werden wir Ihnen am vierundzwanzigsten November stellen, vor all Ihren Mitschülern und den Schiedsrichtern.

Den Champions ist es nicht gestattet, von ihren Lehrern Hilfe irgendwelcher Art zu erbitten oder anzunehmen, damit sie die Aufgaben lösen können. Sie werden sich der ersten Herausforderung nur mit ihrem Zauberstab bewaffnet stellen müssen. Wenn die erste bewältigt ist, erhalten sie Auskunft über die zweite Aufgabe. Da das Turnier äußerste Kraft und viel Zeit verlangt, sind die Champions von den Jahresabschlußprüfungen freigestellt.«

Mr Crouch wandte sich an Dumbledore.»Ich glaube, das ist alles, Albus?«

»Ich denke auch«, sagte Dumbledore und sah Mr Crouch ein wenig besorgt an.»Sind Sie sicher, daß Sie heute Nacht nicht in Hogwarts bleiben wollen, Barty?«

»Ja, Dumbledore, ich muß zurück ins Ministerium«, sagte Mr Crouch.»Wir haben im Moment eine schwierige und arbeitsreiche Zeit… ich habe dem jungen Weatherby die Verantwortung überlassen, solange ich weg bin… sehr eifrig… ein wenig übereifrig, um die Wahrheit zu sagen…«

»Bevor Sie gehen, schauen Sie doch auf ein Gläschen bei mir vorbei?«, sagte Dumbledore.

»Jetzt komm schon, Barty, ich bleibe auch hier!«, sagte Bagman ausgelassen.»Hier in Hogwarts spielt jetzt die Musik, das ist doch viel spannender als das Büroleben!«

»Das glaube ich nicht, Ludo«, sagte Crouch mit einem Anflug seiner früheren Ungeduld.

»Professor Karkaroff – Madame Maxime – noch einen Schlummertrunk?«, fragte Dumbledore.

Doch Madame Maxime hatte bereits ihren Arm um Fleurs Schultern gelegt und führte sie rasch hinaus. Harry hörte, wie sie sich draußen in der Halle sehr schnell auf Französisch unterhielten. Karkaroff winkte Krum zu und auch sie gingen hinaus, allerdings schweigend.

»Harry, Cedric, ich schlage vor, ihr geht jetzt nach oben«, sagte Dumbledore und lächelte beiden zu.»Ich bin sicher, die Gryffindors und Hufflepuffs warten nur darauf, mit euch zu feiern, und es wäre jammerschade, sie dieses trefflichen Vorwandes zu berauben, eine Menge Müll und Lärm zu machen.«

Harry warf Cedric einen Blick zu, Cedric nickte, und sie gingen zusammen hinaus.

Die Große Halle lag jetzt verlassen da; die Kerzen waren heruntergebrannt und das schartige und flackernde Grinsen der Kürbisse hatte etwas Unheimliches angenommen.

»So ist das also«, sagte Cedric mit einem halben Lächeln.»Wir spielen schon wieder gegeneinander!«

»Sieht so aus«, sagte Harry. Etwas Besseres fiel ihm einfach nicht ein. In seinem Kopf schien alles durcheinander gewirbelt zu sein, als hätte ihn jemand kräftig geschüttelt.

»Dann… verrat mir mal eines…«, sagte Cedric in der Eingangshalle, die jetzt, da der Feuerkelch verschwunden war, nur noch im Licht der Fackeln dalag.»Wie hast du deinen Namen da reingebracht?«

»Hab ich nicht«, sagte Harry und sah zu ihm hoch.»Ich hab ihn nicht eingeworfen. Ich sag die Wahrheit.«

»Ah… na gut«, sagte Cedric. Harry wußte, daß er ihm nicht glaubte.»Na ja… wir sehen uns.«

Cedric nahm nicht die Marmortreppe, sondern ging rechts an ihr vorbei auf eine Tür zu. Harry blieb stehen und lauschte, wie Cedric eine steinerne Treppe hinunterstieg, dann ging er langsam die Marmortreppe hoch.

Würde irgend jemand außer Ron und Hermine ihm glauben, oder würden sie alle denken, er selbst hätte seinen Namenszettel in den Kelch geworfen? Doch wie konnte jemand so etwas glauben, wo doch seine Konkurrenten drei Jahre länger Zaubern gelernt hatten – und zudem mußte er nicht nur diese Aufgaben bewältigen, die so richtig nach Gefahr rochen, sondern es würden auch noch Hunderte von Menschen dabei sein und ihm zusehen. Ja, er hatte daran gedacht… er hatte mit dem Gedanken gespielt… er hatte davon geträumt… doch im Grunde war es ein Witz gewesen, der keine Folgen haben sollte… er hatte nie und nimmer ernsthaft vorgehabt teilzunehmen…

Doch jemand anderes hatte es getan… jemand wollte, daß er am Turnier teilnahm, und hatte dafür gesorgt, daß sein Name ins Spiel gebracht wurde. Warum? Um ihm einen Gefallen zu tun? Das konnte er kaum glauben…

Um zu sehen, wie er sich zum Narren machte? In diesem Fall würde der Wunsch wohl in Erfüllung gehen…

Doch um ihn sterben zu sehen? Litt Moody nur wieder an seinem üblichen Verfolgungswahn? War es nicht möglich, daß jemand seinen Namen in den Kelch geworfen hatte, um sich einen Scherz zu erlauben, um ihn zu triezen? Wollte wirklich jemand, daß er starb?

Diese Frage konnte Harry sofort beantworten. Ja, jemand wollte ihn tot sehen, jemand wünschte ihm den Tod, seit er ein Jahr alt gewesen war… Lord Voldemort. Doch wie hätte es Voldemort bewerkstelligen sollen, seinen Namen in den Feuerkelch zu werfen? Voldemort war angeblich weit weg, in einem fernen Land, und versteckte sich, einsam und allein… entkräftet und machtlos…

Doch in jenem Traum, aus dem er mit schmerzender Narbe hochgeschreckt war, war Voldemort nicht allein gewesen… er hatte mit Wurmschwanz gesprochen… und mit ihm den Mord an Harry ausgeheckt…

Harry erschrak, denn er stand plötzlich vor der fetten Dame. Er hatte kaum wahrgenommen, wohin ihn seine Füße trugen. Eine Überraschung war auch, daß sie nicht allein in ihrem Rahmen war. Die verhutzelte Hexe, die in das Gemälde ihres Nachbarn huschte, als er vorhin in den kleinen Raum gekommen war, saß nun mit blasierter Miene neben der fetten Dame. Sie mußte durch jedes Bild entlang der sieben Treppen gehastet sein, nur um vor ihm hier anzukommen. Die Hexe und die fette Dame sahen ihn höchst interessiert von oben herab an.

»Schön, schön, schön«, sagte die fette Dame.»Violet hat mir soeben alles erzählt. Wer ist nun also gerade zum Schulchampion bestimmt worden?«

»Quatsch«, sagte Harry dumpf.

»Das ist es ganz sicher nicht«, sagte die Hutzelhexe entrüstet.

»Nein, nein, Vi, es ist das Paßwort«, beschwichtigte sie die fette Dame, und sie schwang an ihren Angeln hängend zur Seite, um Harry einzulassen.

Der Lärmschwall, der durch das Porträtloch an Harrys Ohren drang, riß ihn beinahe von den Füßen. Dann wußte er nur noch, daß ein Dutzend Händepaare ihn in den Gemeinschaftsraum zerrte, wo ganz Gryffindor schreiend, klatschend und pfeifend auf ihn wartete.

»Du hättest uns was sagen sollen!«, brüllte Fred halb verärgert, doch auch schwer beeindruckt.

»Wie hast du es geschafft, ohne daß dir ein Bart gewachsen ist? Genial!«, polterte Fred.

»Hab ich nicht«, sagte Harry.»Ich weiß nicht, wie -«

Doch Angelina hatte sich nun seiner angenommen.»Tja, wenn nicht ich, dann wenigstens ein anderer Gryffindor -«

»Jetzt kannst du es Diggory für das letzte Quidditch-Spiel heimzahlen!«, kreischte Katie Bell, ebenfalls eine Gryffindor-Jägerin.

»Wir haben was zu essen, Harry, komm, hau rein -«

»Ich hab keinen Hunger, wirklich, ich hab beim Fest genug gegessen -«

Doch niemand wollte hören, daß er keinen Hunger hatte; niemand wollte hören, daß nicht er selbst seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hatte; nicht ein Einziger von ihnen schien zu merken, daß er überhaupt nicht in Feierstimmung war… Lee Jordan hatte irgendwo ein Gryffindor-Banner ausgegraben und er ließ sich nicht davon abbringen, es wie eine Toga um Harry zu wickeln. Kein Entkommen für Harry; wann immer er versuchte sich zur Schlafsaaltreppe zu verdrücken, schloß sich die Schar um ihn und drängte ihm noch ein Butterbier auf, drückte ihm Kartoffelchips und Erdnüsse in die Hände… alle wollten sie wissen, wie er es geschafft hatte, Dumbledores Alterslinie auszutricksen und seinen Namenszettel in den Kelch zu werfen…

»Ich war's nicht«, sagte er immer und immer wieder.»Ich weiß nicht, was passiert ist.«

Doch er hätte genauso gut den Mund halten können, so wenig hörten sie ihm zu.

»Ich bin müde!«, brüllte er schließlich, nach fast einer halben Stunde.»Nein, im Ernst, George, ich geh zu Bett -«

Er wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Ron und Hermine zu sprechen und wieder ein wenig zu sich zu kommen, aber keiner von beiden schien hier zu sein. Noch einmal rief er, daß er Schlaf brauche, und trat fast die kleinen Creevey-Brüder platt, die ihm am Fuß der Treppe auflauerten. Doch dann gelang es ihm, alle abzuschütteln, und er hastete, so schnell er konnte, die Treppe hoch zum Schlafsaal.

Zu seiner großen Erleichterung fand er Ron noch angezogen auf dem Bett im sonst leeren Schlafsaal liegen. Dieser hob den Kopf, als Harry die Tür hinter sich schloß.

»Wo warst du?«, fragte Harry.

»Ach, hallooh«, sagte Ron.

Er grinste, doch es war ein sehr merkwürdiges, gezwungenes Grinsen. Harry wurde plötzlich klar, daß er immer noch das scharlachrote Gryffindor-Banner trug, das Lee ihm umgebunden hatte. Rasch wollte er es losschnüren, doch es war sehr fest verknotet. Ron lag reglos auf dem Bett und sah Harry zu, wie er verzweifelt versuchte das Tuch loszuwerden.

»Na denn«, sagte er, als sich Harry endlich von dem Banner befreit und es in eine Ecke gepfeffert hatte.»Gratuliere.«

»Was soll das denn heißen, gratuliere?«, sagte Harry und sah Ron finster an. Etwas stimmte offensichtlich nicht mit Rons Lächeln; es war eher eine Grimasse.

»Na ja… keiner sonst ist über die Alterslinie gekommen«, sagte Ron.»Nicht mal Fred und George. Wie hast du's gemacht – mit dem Tarnurnhang?«

»Mit dem Tarnurnhang wäre ich nicht über diese Linie gekommen«, sagte Harry langsam.

»Na gut«, sagte Ron.»Ich dachte nur, du hättest es mir sagen können, wenn es der Umhang gewesen wäre… da hätten wir immerhin beide druntergepaßt, oder? Aber du hast was anderes gefunden?«

»Hör zu«, sagte Harry,»ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen. Jemand anderes muß es getan haben.«

Ron hob die Brauen.»Warum sollte jemand das tun?«

»Weiß ich nicht«, sagte Harry. Er hatte das Gefühl, es würde auf peinliche Art schaurig klingen, wenn er sagen würde,»um mich zu töten«.

Ron zog die Augenbrauen so weit hoch, daß sie unter seinen Haaren zu verschwinden schienen.

»Es ist schon in Ordnung, mir jedenfalls kannst du die Wahrheit erzählen«, sagte er.»Wenn du nicht willst, daß es alle erfahren, schön, aber ich weiß nicht, warum du auch noch anfängst zu lügen, du hast ja nicht einmal Ärger gekriegt, oder? Diese Freundin der fetten Dame, Violet, hat uns schon alles erzählt. Dumbledore läßt dich teilnehmen. Tausend Galleonen Preisgeld, aber hallo. Und von den Prüfungen bist du auch befreit…«

»Ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen!«, sagte Harry mit einem Anflug von Ärger.

»Jaah, schon gut«, erwiderte Ron und klang dabei genauso ungläubig wie Cedric.»Aber du hast doch heute Morgen gesagt, du hättest es in der Nacht getan, damit dich keiner sieht… ich bin nicht blöd, weißt du.«

»Aber den Blödmann spielst du ziemlich gut«, blaffte ihn Harry an.

»Jaah?«, sagte Ron, und jetzt war keine Spur eines Grinsens, ob echt oder falsch, auf seinem Gesicht.»Du willst jetzt sicher schlafen, Harry, ich denke, du mußt morgen früh raus, für einen Fototermin oder so was.«

Ron zog die Vorhänge seines Himmelbetts zu, und Harry stand an der Tür und starrte auf den dunkelroten Stoff, der nun einen der wenigen Menschen verbarg, von denen er überzeugt gewesen war, daß sie ihm glauben würden.