123298.fb2 Harry Potter und der Feuerkelch - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 24

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Die Hauselfen-Befreiungsfront

Harry, Ron und Hermine gingen an diesem Abend hoch in die Eulerei, um nach Pigwidgeon zu suchen, den sie mit einem Brief zu Sirius schicken wollten. Harry hatte ihm geschrieben, daß er unverletzt an dem Drachen vorbeigekommen war. Auf dem Weg nach oben erzählte er Ron alles, was Sirius ihm über Karkaroff gesagt hatte. Ron erschrak zuerst, als er hörte, daß Karkaroff ein Todesser gewesen war, doch als sie die Eulerei betraten, sagte er, sie hätten ihn von Anfang an verdächtigen sollen.

»Das paßt doch alles zusammen«, sagte er.»Weißt du noch, was Malfoy im Zug gesagt hat? Daß sein Dad mit Karkaroff befreundet sei? Jetzt wissen wir, wo sie sich kennen gelernt haben. Wahrscheinlich sind sie bei der Weltmeisterschaft zusammen in diesen Masken rumgelaufen… aber ich sag dir eines, Harry, wenn es tatsächlich Karkaroff war, der deinen Namenszettel in den Kelch geworfen hat, wird er sich jetzt ziemlich dumm vorkommen. Es hat doch nicht geklappt, oder? Du hast nur einen Kratzer abgekriegt! Komm, gib her, ich mach schon -«

Pigwidgeon war so aus dem Häuschen, weil er einen Brief zustellen durfte, daß er ununterbrochen kreischend um Harrys Kopf herumflog. Ron schnappte ihn mitten im Flug und hielt ihn fest, während ihm Harry den Brief ans Bein band.

»Die anderen Aufgaben können doch unmöglich so gefährlich sein, oder?«, fuhr Ron fort, während er Pigwidgeon zum Fenster trug.»Weißt du was? Ich glaube sogar, du könntest dieses Turnier gewinnen, und das meine ich ernst.«

Das sagte Ron nur, um sein unmögliches Verhalten von letzter Woche wieder gutzumachen, fand Harry, und trotzdem hörte er es gerne. Hermine jedoch lehnte sich gegen eine Mauer, verschränkte die Arme und sah Ron finster an.

»Harry hat einen langen Weg vor sich, bis er dieses Turnier abschließen kann«, sagte sie ernst.»Wenn das die erste Aufgabe war, möchte ich lieber nicht daran denken, was das nächste Mal drankommt.«

»Immer ein aufmunterndes Wort auf den Lippen, nicht wahr, Hermine?«, sagte Ron.»Du und Professor Trelawney, ihr solltet euch mal zusammensetzen.«

Er schleuderte den kleinen Kauz aus dem Fenster. Pigwidgeon sackte erst einmal vier Meter in die Tiefe, bis er sich fangen und in die Höhe steigen konnte; der Brief an seinem Bein war viel länger und schwerer als sonst; Harry hatte es nicht lassen können, Sirius jedes einzelne Flugmanöver zu beschreiben, mit dem er den Hornschwanz umkreist, gereizt und ausgetrickst hatte.

Sie warteten, bis Pigwidgeon in der Dunkelheit verschwunden war, dann sagte Ron:»Hör zu, Harry, unten gibt's 'ne Überraschungsparty für dich – Fred und George haben inzwischen bestimmt genug zu futtern aus der Küche geklaut.«

Und tatsächlich, als sie den Gemeinschaftsraum der Gryffindors betraten, jubelten und klatschten ihre Mitschüler, daß die Wände wackelten. Sämtliche Tische und Fensterbänke trugen Berge von Kuchen und Krüge voll Kürbissaft und Butterbier; Lee Jordan hatte ein paar von Dr. Filibusters famosen hitzefreien und naß zündenden Knallern losgelassen, so daß sie vor Funken und Sternennebel kaum noch etwas sehen konnten; Dean Thomas, der im Zeichnen ganz gut war, hatte ein paar eindrucksvolle neue Banner entworfen. Meist war Harry darauf zu sehen, wie er den Kopf des Hornschwanzes umschwirrte, hin und wieder auch Cedric mit seinem brennenden Haarschopf.

Harry nahm sich etwas zu essen und setzte sich zu Ron und Hermine; er hatte beinahe vergessen, wie es war, richtig hungrig zu sein. Er konnte es immer noch nicht begreifen, daß er sich so glücklich fühlte; Ron war wieder an seiner Seite, er hatte die erste Aufgabe geschafft und die nächste kam ja erst in drei Monaten dran.

»Uff, ist das Ding schwer«, sagte Lee Jordan, der das goldene Ei, das Harry auf den Tisch gelegt hatte, hochhob und in den Händen wog.»Mach es auf, Harry, na los! Laß uns einfach mal nachschauen, was drin ist!«

»Er soll das Rätsel doch ganz allein lösen«, warf Hermine rasch ein.»Das steht in den Turnierregeln…«

»Ich sollte auch allein rausfinden, wie ich am Drachen vorbeikomme«, murmelte Harry so leise, daß nur sie ihn hören konnte, worauf sie recht schuldbewußt grinste.

»Ja, los, Harry, mach es auf!«, riefen einige der Umstehenden.

Lee reichte Harry das Ei, Harry steckte die Fingernägel in die Rille, die sich um den Bauch des Eis zog, und öffnete es.

Das Ei war hohl und ganz leer – doch kaum hatte Harry es aufgeklappt, drang ihnen ein gräßlich lautes und kreischendes Gejammer in die Ohren. Harry hatte nur einmal etwas Ähnliches gehört, nämlich das Geisterorchester auf der Todestagsfeier des Fast Kopflosen Nick, als alle Mann hoch die Musiksäge gespielt hatten.

»Mach's zu!«, brüllte Fred, die Hände an die Ohren gepreßt.

»Was war das?«, fragte Seamus Finnigan und starrte das Ei an, als Harry es wieder zugeklappt hatte.»Klang ja wie eine Banshee… vielleicht mußt du das nächste Mal an einer von diesen Todesfeen vorbeikommen, Harry!«

»Es klang wie jemand, der gefoltert wird«, sagte Neville, der käsebleich geworden war und sein Wurstbrötchen fallen gelassen hatte.»Du mußt gegen den Cruciatus-Fluch kämpfen!«

»Red keinen Stuß, Neville, der ist doch verboten«, sagte George.»Den Cruciatus-Fluch lassen sie bestimmt nicht auf die Champions los. Ich dachte, es klang eher ein wenig, als würde Percy singen… vielleicht mußt du ihn angreifen, während er unter der Dusche steht, Harry.«

»Willst du ein Stück Biskuittorte, Hermine?«, fragte Fred.

Hermine beäugte mißtrauisch den Teller, den er ihr anbot. Fred grinste.

»Ist schon gut«, sagte er.»Ich hab nichts daran gedreht. Bei den Eierkremschnitten mußt du aufpassen -«

Neville, der sich gerade einen Bissen Eierkremschnitte genehmigt hatte, würgte und spickte ihn aus.

Fred lachte.»War nur 'n Witz, Neville…«

Hermine nahm sich ein Stück Biskuittorte.

»Hast du die ganzen Sachen aus der Küche, Fred?«, fragte sie.

»Jep«, sagte Fred und grinste. Dann ahmte er mit hoher, piepsender Stimme einen Hauselfen nach.»›Alles, was Sie wünschen, Sir, alles, was Sie wünschen!‹ Die sind ja so unglaublich hilfsbereit… die würden dir einen gegrillten Ochsen bringen, wenn du sagst, du hast 'nen Mordshunger.«

»Und wie kommst du da rein?«, fragte Hermine in unschuldig beiläufigem Tonfall.

»Ganz einfach«, sagte Fred,»hinter einem Gemälde mit einer Obstschale ist eine Geheimtür. Du kitzelst einfach die Birne, sie kichert und -«Er brach ab und sah sie mißtrauisch an.»Warum?«

»Nur so«, sagte Hermine rasch.

»Willst du diese Hauselfen etwa in den Streik führen?«, sagte George.»Gibst du diesen Flugblattkram auf und versuchst jetzt, sie zur Rebellion anzustacheln?«

Einige der Umstehenden gackerten. Hermine antwortete nicht.

»Hetz sie bloß nicht auf und sag ihnen, sie hätten ein Recht auf Kleidung und Bezahlung!«, warnte Fred.»Das hält sie nur vom Kochen ab!«

In diesem Augenblick sorgte Neville für eine kleine Ablenkung, indem er sich in einen Kanarienvogel verwandelte.

»O Verzeihung, Neville!«, rief Fred durch das allgemeine Gelächter.»Hab ich doch glatt vergessen – es war doch die Eierkrem, die wir verhext haben -«

Es dauerte jedoch nur eine Minute, dann verlor Neville seine Federn, und als die letzte ausgefallen war, erschien er wieder gesund und munter und stimmte sogar selbst in das Gelächter ein.

»Kanarienkremschnitten!«, verkündete Fred laut der aufgeregten Schülerschar.»Haben George und ich erfunden -sieben Sickel das Stück, ein echtes Schnäppchen!«

Es war fast ein Uhr morgens, als Harry schließlich mit Ron, Neville, Seamus und Dean in den Schlafsaal hochstieg. Bevor er zu Bett ging, legte er das kleine Modell des Ungarischen Hornschwanzes auf seinen Nachttisch, wo es gähnte, sich einkringelte und die Augen schloß. Wirklich, dachte Harry, als er die Vorhänge um sein Bett zuzog, Hagrid hatte irgendwie Recht… eigentlich sind sie ganz in Ordnung, diese Drachen…

Der Dezemberanfang brachte Stürme und Graupelschauer nach Hogwarts. Zwar war das Schloß im Winter zugig wie immer, doch Harry dachte mit Erleichterung an die Feuer in den Kaminen und an die dicken Mauern, wenn er draußen am See wieder einmal am Schiff der Durmstrangs vorbeikam, das in den Windböen taumelte und dessen schwarze Segel sich gegen den dunklen Himmel bauschten. Auch im Beauxbatons-Wohnwagen mußte es ziemlich kalt sein. Wie ihm auffiel, versorgte Hagrid Madame Maximes Pferde großzügig mit ihrem Lieblingsgetränk, Single Malt Whisky, und die Dämpfe, die vom Trog in einer Ecke ihrer Koppel herüberwehten, reichten aus, um die ganze Pflege-magischer-Geschöpfe-Klasse beschwipst zu machen. Das war nicht besonders hilfreich, denn sie päppelten immer noch diese gräßlichen Kröter auf und dafür brauchten sie einen klaren Kopf.

»Ich weiß nicht, ob sie 'nen Winterschlaf halten«, verkündete Hagrid in der nächsten Stunde der bibbernden Klasse im windigen Kürbisbeet.»Dachte, wir probieren mal aus, ob sie 'n Nickerchen mögen… Legen wir sie doch einfach mal in diese Kisten hier…«

Inzwischen waren nur noch zehn Kröter übrig; offenbar war ihnen die Lust, sich gegenseitig umzubringen, durch die sportliche Betätigung nicht ausgetrieben worden. Die Viecher waren nun schon fast zwei Meter lang. Ihr dicker grauer Panzer, ihre kräftigen, flinken Beine, ihre Funken sprühenden Rümpfe, ihre Stacheln und Saugnäpfe – das alles machte die Kröter zu den widerlichsten Kreaturen, die Harry je gesehen hatte. Die Klasse besah sich mißmutig die riesigen Kisten, die Hagrid herausgebracht und allesamt mit Kissen und flaumigen Decken ausgepolstert hatte.

»Wir führen sie einfach da rein«, sagte Hagrid,»und machen die Deckel zu, dann sehen wir ja, was passiert.«

Doch die Kröter, so viel wurde ihnen klar, hielten keinen Winterschlaf und schätzten es nicht, in die kissengepolsterten Kisten gezwängt und dann eingenagelt zu werden. Kurze Zeit später marodierten die Kröter im Kürbisfeld, das mit den schwelenden Bruchstücken ihrer Kisten übersät war, und Hagrid rief:»Keine Panik jetzt, immer mit der Ruhe!«Der größte Teil der Klasse – Malfoy, Crabbe und Goyle als Erste – war durch die Hintertür in Hagrids Hütte geflohen und hatte sich verbarrikadiert; Harry, Ron und Hermine jedoch gehörten zu jenen, die draußen blieben und versuchten Hagrid zu helfen. Gemeinsam schafften sie es, neun Kröter zu überwältigen und festzubinden, wenn auch um den Preis zahlreicher Brandblasen und Schnitte; am Ende war nur noch ein Kröter übrig.

»Jetzt erschreckt ihn bloß nicht!«, schrie Hagrid, als Ron und Harry ihre Zauberstäbe nahmen und den Kröter, der, den zitternden Stachel über den Rücken gebogen, auf sie zukrabbelte, mit einer spotzenden Funkenwolke beschossen.»Versucht einfach, die Leine um seinen Stachel zu schlingen, damit er die anderen nicht verletzt!«

»Ja natürlich, das wäre ganz furchtbar!«, schrie Ron zornig, während er und Harry gegen die Wand von Hagrids Hütte zurückwichen und sich den Kröter mit ihren Funken sprühenden Zauberstäben vom Leib hielten.

»Schön, schön, schön… das scheint ja richtig Spaß zu machen.«

Rita Kimmkorn lehnte lässig an Hagrids Gartenzaun und begutachtete den Kampf. Heute trug sie einen schweren magentaroten Mantel mit einem purpurroten Pelzkragen; die Krokodillederhandtasche baumelte an ihrem Arm. Hagrid warf sich auf den Rücken des Kröters, der Harry und Hon zu Leibe rückte, und drückte ihn platt; eine Stichflamme schoß aus seinem Rumpf und versengte die Kürbispflanzen im Umkreis.

»Wer sind Sie?«, fragte Hagrid an Rita Kimmkorn gewandt, während er eine Seilschlinge um den Stachel des Kröters warf und sie festzurrte.

»Rita Kimmkorn, Reporterin für den Tagespropheten«, erwiderte Rita und strahlte ihn an. Ihre Goldzähne blitzten.

»Mir ist doch, als hätte Dumbledore gesagt, Sie hätten in der Schule nichts mehr verloren?«, sagte Hagrid und legte die Stirn in Falten. Er stand auf und zog den leicht lädierten Kröter hinüber zu seinen Artgenossen.

Rita tat, als hätte sie seine Worte nicht gehört.

»Wie heißen diese faszinierenden Geschöpfe eigentlich?«, fragte sie und strahlte ihn noch breiter an.

»Knallrümpfige Kröter«, brummte Hagrid.

»Wirklich?«, sagte Rita, scheinbar brennend interessiert.»Ich hab noch nie von ihnen gehört… woher kommen die denn?«

Harry sah, wie Hagrid unter seinem wilden schwarzen Bart dunkelrot anlief, und das Herz sank ihm in die Hose. Genau, wo zum Teufel hatte Hagrid die Kröter her?

Hermine, die sich Ähnliches zu fragen schien, warf rasch ein:»Sie sind sehr interessant, oder? Oder, Harry?«

»Was? O ja… autsch… interessant«, sagte Harry, nachdem sie ihm auf den Fuß getreten war.

Rita Kimmkorn wandte sich zu ihnen um.»Ah, du bist hier, Harry!«, sagte sie.»Also gefällt dir Pflege magischer Geschöpfe? Eins deiner Lieblingsfächer?«

»Ja«, sagte Harry wacker. Hagrid strahlte ihn an.

»Wunderbar«, sagte Rita.»Wirklich wunderbar. Unterrichten Sie schon lange?«, fügte sie zu Hagrid gewandt hinzu.

Harry bemerkte, wie sie den Blick schweifen ließ – über Dean (der eine unschöne Schnittwunde an der Wange hatte), Lavender (deren Umhang stark versengt war), Seamus (der mehrere verbrannte Finger leckte) und dann hinüber zum Hüttenfenster, wo der große Rest der Klasse sich die Nasen an der Scheibe platt drückte und wartete, bis die Luft rein war.

»Das ist erst mein zweites Jahr«, sagte Hagrid.

»Wunderbar… wären Sie vielleicht bereit, mir ein Interview zu geben? Ein wenig von Ihren Erfahrungen mit magischen Geschöpfen zu erzählen? Der Tagesprophet hat jeden Mittwoch eine Heimtierseite, wie Sie sicher wissen. Wir könnten was über diese – ähm – Knallsüchtigen Tröter bringen.«

»Knallrümpfige Kröter«, sagte Hagrid beflissen.»Ähm – ja, warum nicht?«

Harry schwante gar nichts Gutes, doch er konnte sich Hagrid nicht bemerkbar machen, ohne daß es Rita Kimmkorn mitbekam, und so mußte er schweigend zusehen, wie Hagrid und Rita sich für Ende der Woche zu einem richtig ausführlichen Interview in den Drei Besen verabredeten. Dann läutete oben im Schloß die Glocke und verkündete das Ende der Stunde.

»Gut denn, auf Wiedersehen, Harry!«, rief ihm Rita Kimmkorn vergnügt zu, als er sich mit Ron und Hermine auf den Weg machte.»Bis Freitagabend dann, Hagrid!«

»Sie wird ihm die Worte im Mund umdrehen«, sagte Harry mit gedämpfter Stimme.

»Hoffentlich hat er diese Kröter nicht unrechtmäßig eingeführt oder so etwas«, sagte Hermine mißvergnügt. Ihre Blicke trafen sich – genau das sah Hagrid nämlich ähnlich.

»Hagrid hat doch schon eine Menge Ärger gehabt und Dumbledore hat ihn nie rausgeworfen«, beschwichtigte Ron die beiden.»Das Schlimmste, was ihm passieren kann, ist, daß er die Kröter loswerden muß. Verzeihung… hab ich gesagt, das Schlimmste? Ich meine, das Beste.«

Harry und Hermine lachten und gingen ein wenig besser gelaunt zum Mittagessen.

An diesem Nachmittag machte Harry die Doppelstunde Wahrsagen ausgesprochen Spaß; noch immer ging es um Himmelskarten und Prophezeiungen, doch nun, da er und Ron wieder Freunde waren, fanden sie die ganze Sache erneut recht komisch. Professor Trelawney, die so zufrieden mit den beiden gewesen war, als sie ihre eigenen grauenhaften Tode vorausgesagt hatten, wurde zunehmend gereizter, als Harry und Ron während ihrer Ausführungen über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Pluto das tägliche Leben stören konnte, ununterbrochen kicherten.

»Ich würde doch meinen«, flüsterte sie geheimnisvoll, ohne jedoch ihren Ärger verbergen zu können,»daß einige von uns«- und sie sah Harry viel sagend an -»vielleicht ein wenig nachdenklicher wären, wenn sie gesehen hätten, was ich gestern Nacht bei meiner Suche in der Kristallkugel entdeckt habe. Als ich gestern so dasaß, völlig versunken in meine Strickarbeit, überwältigte mich plötzlich der Drang, die Kugel zu Rate zu ziehen. Ich erhob mich, ich ließ mich vor ihr nieder und ich spähte in ihre kristallinen Tiefen… und wer, glaubt ihr, starrte mich da an?«

»Eine häßliche alte Fledermaus mit übergroßer Brille?«, flüsterte Ron.

Harry mühte sich, seine Unschuldsmiene zu bewahren.

»Der Tod, meine Lieben.«

Parvati und Lavender schlugen mit entsetzten Blicken die Hände vor den Mund.

»Ja«, sagte Professor Trelawney und nickte eindringlich,»er kommt immer näher, er zieht Kreise wie ein Geier, immer tiefer… immer tiefer über dem Schloß…«

Sie starrte Harry, der unverhohlen und herzhaft gähnte, durchdringend an.

»Es wäre ein wenig eindrucksvoller, wenn sie es nicht schon ungefähr achtzigmal gesagt hätte«, meinte er, als sie im Treppenhaus unter Professor Trelawneys Zimmer endlich wieder frische Luft schnappen konnten.»Aber wenn ich jedes Mal, wenn sie es sagte, tot umgefallen wäre, dann wäre ich ein medizinisches Wunder.«

»Du wärst sozusagen ein ganz hochprozentiger Geist«, gluckste Ron, als sie dem Blutigen Baron begegneten, der sie mit aufgerissenen, bösen Augen ansah.»Wenigstens haben wir keine Hausaufgaben. Ich hoffe, Professor Vektor hat Hermine eine Menge aufgehalst, ich genieße es, nichts zu tun, während sie arbeitet…«

Doch Hermine war weder beim Abendessen noch in der Bibliothek, wo sie später nach ihr suchten. Der Einzige hier war Viktor Krum. Ron und Harry trieben sich eine Weile hinter den Bücherregalen herum und beobachteten Krum, wobei sie sich flüsternd darüber unterhielten, ob Ron ihn vielleicht um ein Autogramm bitten sollte – doch dann entdeckte Ron, daß sechs oder sieben Mädchen hinter der nächsten Regalreihe lauerten und genau dasselbe beratschlagten, und seine Begeisterung für die Idee schwand.

Sie gingen zurück in den Gryffindor-Turm.»Wo sie wohl steckt?«, fragte Ron.

»Keine Ahnung… Quatsch.«

Doch die fette Dame war kaum zur Seite geklappt, als hektisches Fußgetrappel hinter ihnen Hermines Ankunft verkündete.

»Harry!«, keuchte sie und bremste schlitternd vor ihnen ab (die fette Dame sah sie mit Stirnrunzeln von oben herab an).»Harry, du mußt mitkommen – du mußt unbedingt mitkommen, da passiert etwas absolut Unglaubliches – bitte!«

Sie packte Harry am Arm und versuchte ihn mit sich zu zerren.

»Was ist denn los?«, fragte Harry.

»Ich zeig's dir, wenn wir da sind – komm schon, schnell -«

Harry wandte sich zu Ron um, doch Ron schien neugierig geworden zu sein.

»Na gut«, sagte Harry und ging mit Hermine den Gang entlang zurück, während Ron sich beeilte, mit ihnen Schritt zu halten.

»Oh, keine Ursache!«, rief ihnen die fette Dame entrüstet nach.»Ihr braucht euch doch nicht zu entschuldigen, nur weil ihr mich gestört habt! Ich hänge hier einfach weiter rum, sperrangelweit offen, bis ihr wiederkommt, einverstanden?«

»Ja, danke«, rief Ron über die Schulter zurück.

»Hermine, wo gehen wir hin?«, fragte Ron, als Hermine die beiden durch sechs Stockwerke geführt hatte und nun über die Marmortreppe hinunter in die Eingangshalle wollte.

»Das seht ihr gleich, nur Geduld!«, sagte Hermine aufgeregt.

Sie wandte sich am Fuß der Treppe nach links und hastete zu der Tür, durch die Cedric Diggory an jenem Abend gegangen war, als der Feuerkelch seinen und Harrys Namen ausgeworfen hatte. Durch diese Tür ging Harry zum ersten Mal. Sie folgten Hermine eine steinerne Treppenflucht in die Tiefe, doch anstatt in einen düsteren unterirdischen Gang zu gelangen, fanden sie sich in einem breiten steinernen Korridor wieder, der von Fackeln hell erleuchtet und mit heiteren Gemälden geschmückt war, die vorwiegend Eßbares zeigten.

»Oh, wart mal…«, sagte Harry zögernd auf halbem Weg den Korridor entlang.»Wart doch kurz, Hermine…«

»Was ist?«Sie wandte sich zu ihm um und er sah, daß die Spannung ihr ins Gesicht geschrieben stand.

»Ich weiß, was du vorhast«, sagte Harry.

Er knuffte Ron in die Seite und deutete auf das Gemälde direkt hinter Hermine. Es zeigte eine ausladende silberne Obstschale.

»Hermine!«, sagte Ron, bei dem der Groschen gefallen war.»Du willst uns wieder in diesen Belfer-Kram verwickeln!«

»Nein, nein, will ich nicht!«, entgegnete sie hastig.»Und es heißt nicht Belfer, Ron -«

»Dann hast du den Namen geändert?«, sagte Ron und sah sie stirnrunzelnd an.»Was sind wir denn jetzt, vielleicht die Hauselfen-Befreiungsfront? Ich platze doch nicht in diese Küche rein und versuche sie vom Arbeiten abzuhalten, nicht mit mir -«

»Das verlange ich auch gar nicht!«, sagte Hermine ungeduldig.»Ich bin erst vorhin hier runtergekommen, um mit ihnen zu reden, und wen hab ich da getroffen – oh, komm schon, Harry, das mußt du sehen!«

Sie packte ihn erneut am Arm, zog ihn vor das Bild mit der riesigen Obstschale, streckte ihren Zeigefinger aus und kitzelte die prächtige grüne Birne. Sie begann sich zu winden, fing an zu kichern und verwandelte sich plötzlich in einen großen grünen Türgriff. Hermine ergriff ihn, zog die Tür auf und stieß Harry mit einem unsanften Schlag in den Rücken hinein.

Harry erhaschte nur einen kurzen Eindruck des weitläufigen, hohen Gewölbes, das so groß war wie die Große Halle darüber, mit seinen Stapeln schimmernder Kupfertöpfe und Messingpfannen an den steinernen Wänden und seinem mächtigen, mit Ziegelsteinen eingefaßten Herd am anderen Ende – da wuselte etwas Kleines aus der Mitte des Raums auf ihn zu und piepste:»Harry Potter, Sir! Harry Potter!«

Und schon im nächsten Moment schnappte er nach Luft, denn der piepsende Elf hatte den Kopf in seiner Magengrube versenkt und herzte ihn so stürmisch, daß Harry fürchtete, sich die Rippen zu brechen.

»D-Dobby?«, japste Harry.

»Es ist Dobby, Sir, er ist es!«, piepste die Stimme in seiner Nabelgegend.»Dobby hat so fest gehofft, Harry Potter wieder zu sehen, Sir, und Harry Potter ist gekommen, um ihn zu besuchen, Sir!«

Dobby ließ ihn los, trat ein paar Schritte zurück und strahlte Harry von unten herauf an. Aus seinen riesigen grünen, tennisballförmigen Augen quollen Tränen des Glücks. Er sah fast genauso aus, wie Harry ihn in Erinnerung hatte; die bleistiftdünne Nase, die fledermausähnlichen Ohren, die langen Finger und Füße – nur war er diesmal ganz anders angezogen.

Als Dobby für die Malfoys gearbeitet hatte, hatte er immer denselben schmutzigen alten Kissenüberzug getragen. Nun jedoch trug er die merkwürdigste Auswahl an Kleidern, die Harry je gesehen hatte; es war ihm sogar gelungen, sich noch schlechter anzuziehen als die Zauberer bei der Weltmeisterschaft. Er trug einen Teewärmer als Hut, an den er ein paar leuchtende Sticker gepinnt hatte; auf der nackten Brust trug er eine Krawatte mit Hufeisenmuster, darunter so etwas wie eine kurze Kinderfußballhose und zwei verschiedenfarbige Socken. Eine davon, fiel Harry auf, war jene, die er sich einst selbst ausgezogen hatte, um Mr Malfoy zu überlisten, der sie Dobby weitergab und ihn damit befreite.

»Dobby, was tust du hier?«, sagte Harry verblüfft.

»Dobby ist gekommen, um in Hogwarts zu arbeiten, Harry Potter, Sir!«, quiekte Dobby aufgeregt.»Professor Dumbledore hat Dobby und Winky Arbeit gegeben, Sir!«

»Winky?«, sagte Harry.»Ist sie auch hier?«

»Ja, Sir, ja!«, sagte Dobby, packte Harrys Hand und zog ihn weiter in die Mitte der Küche, wo vier lange Holztische standen. Jeder dieser Tische, fiel Harry auf, stand genau unter den vier Haustischen in der Großen Halle. Im Augenblick waren keine Speisen zu sehen, das Abendessen war beendet, doch er vermutete, daß die Tische noch vor einer Stunde voller Teller gewesen waren, die dann durch die Decke zu ihren Gegenstücken hinaufgeschickt wurden.

Mindestens hundert kleine Elfen standen in der Küche herum, sie strahlten und verbeugten sich und machten Knickse, als Dobby Harry an ihnen vorbeiführte. Sie alle trugen dieselbe Uniform: ein Geschirrtuch, das mit dem Hogwarts-Wappen bedruckt und wie bei Winky als Toga gewickelt war. Dobby hielt vor dem backsteinernen Herd an und streckte die Hand aus.

»Winky, Sir!«, sagte er.

Winky saß auf einem Stuhl am Herd. Offensichtlich hatte sie im Gegensatz zu Dobby ihre Kleider nicht blindlings zusammengeworfen. Sie trug einen hübschen kleinen Rock und eine Bluse und passend dazu einen blauen Hut, der Löcher für ihre großen Ohren hatte. Während allerdings jedes Stück von Dobbys merkwürdiger Kleidersammlung so sauber und gut gepflegt war, daß es brandneu wirkte, achtete Winky offensichtlich überhaupt nicht auf ihre Sachen. Ihre Bluse war voller Suppenflecken und ihr Rock hatte ein Brandloch.

»Hallo, Winky«, sagte Harry.

Winkys Lippen zitterten. Dann brach sie in Tränen aus, die in rascher Folge aus ihren großen braunen Augen quollen und ihre Bluse benetzten, genau wie damals bei der Weltmeisterschaft.

»O du liebe Güte«, sagte Hermine. Sie und Ron waren Harry und Dobby in die Küche hinein gefolgt.»Winky, bitte nicht weinen, bitte nicht…«

Doch Winky schluchzte nun noch heftiger. Dobby jedoch strahlte zu Harry empor.

»Möchte Harry Potter eine Tasse Tee?«, quiekte er laut über Winkys Schluchzen hinweg.

»Ähm – ja, danke«, sagte Harry.

Im selben Augenblick trippelten sechs Hauselfen mit einem großen Silbertablett auf ihn zu, das beladen war mit einer Teekanne und Tassen für Harry, Ron und Hermine, einem Milchkrug und einem großen Teller mit Keksen.

»Guter Service!«, sagte Ron beeindruckt. Hermine sah ihn streng an, doch die Elfen schienen geschmeichelt; sie verbeugten sich tief und zogen sich dann zurück.

»Wie lange bist du schon hier, Dobby?«, fragte Harry, während Dobby den Tee ausschenkte.

»Seit einer Woche, Harry Potter, Sir!«, sagte Dobby glücklich.»Dobby ist zu Professor Dumbledore gegangen, Sir. Wissen Sie, Sir, es ist sehr schwierig für einen Hauselfen, der entlassen wurde, eine neue Stellung zu finden, Sir, wirklich sehr schwierig -«

Bei diesen Worten heulte Winky noch lauter, aus ihrer gequetschten Tomatennase tropfte es nur so auf ihre Bluse, doch sie mühte sich nicht, die Flut einzudämmen.

»Dobby ist zwei lange Jahre durch das Land gereist, Sir, und hat versucht Arbeit zu finden«, quiekte Dobby.»Aber Dobby hat keine Arbeit gefunden, Sir, weil Dobby jetzt bezahlt werden will!«

Die Hauselfen in der ganzen Küche, die interessiert zugesehen und gelauscht hatten, schauten bei diesen Worten betreten zu Boden, als ob Dobby etwas Unanständiges und Peinliches gesagt hätte.

Hermine jedoch sagte:»Gut für dich, Dobby!«

»Vielen Dank, Miss!«, sagte Dobby und grinste sie zähnebleckend an.»Aber die meisten Zauberer wollen keinen Hauselfen, der bezahlt werden möchte, Miss. ›Das gehört sich nicht für Hauselfen‹, sagen sie dann, und sie schlagen die Tür vor Dobbys Nase zu! Dobby mag arbeiten, aber er will auch was zum Anziehen und er will Lohn für seine Arbeit, Harry Potter… Dobby ist gerne frei!«

Die Hauselfen von Hogwarts hatten inzwischen begonnen, vor Dobby zurückzuweichen, als ob er eine ansteckende Krankheit hätte. Winky jedoch blieb, wo sie war, begann aber noch lauter zu weinen.

»Und dann, Harry Potter, geht Dobby Winky besuchen und findet heraus, daß Winky auch freigekommen ist, Sir!«, sagte Dobby vergnügt.

Bei diesen Worten warf sich Winky kopfüber vom Stuhl, knallte mit dem Gesicht auf den steingepflasterten Boden, trommelte mit ihren Fäustchen darauf ein und schrie sich das Elend aus dem Leib. Hermine kniete schnell neben ihr nieder und versuchte sie zu trösten, doch was sie auch sagte, es half nicht im Mindesten.

Dobby übertönte mit schriller Stimme Winkys Schreie und fuhr mit seiner Geschichte fort.»Und dann hatte Dobby die Idee, Harry Potter, Sir! ›Warum gehen Dobby und Winky nicht zusammen auf Arbeitssuche?‹, sagt Dobby. ›Wo gibt es denn genug Arbeit für zwei Hauselfen?‹, sagt Winky. Und Dobby überlegt, und da fällt es ihm ein, Sir! Hogwarts! Also gehen Dobby und Winky zu Professor Dumbledore, Sir, und Professor Dumbledore hat uns genommen!«

Dobby strahlte übers ganze Gesicht und wieder traten Glückstränen in seine Augen.

»Und Professor Dumbledore sagt, er will Dobby bezahlen, Sir, wenn Dobby Lohn will! Und so ist Dobby ein freier Elf, Sir, und Dobby bekommt eine Galleone die Woche und einen freien Tag im Monat!«

»Das ist nicht gerade viel!«, rief Hermine entrüstet vom Fußboden hoch, während Winky immer noch schrie und mit den Fäusten trommelte.

»Professor Dumbledore hat Dobby zehn Galleonen die Woche angeboten und freie Wochenenden«, sagte Dobby, den plötzlich ein leiser Schauder überkam, als ob die Aussicht auf so viel Muße und Reichtum erschreckend wäre,»aber Dobby hat es abgelehnt, Miss… Dobby mag die Freiheit, Miss, aber er will nicht zu viel, Miss, er mag lieber arbeiten.«

»Wie viel bezahlt Professor Dumbledore dir, Winky?«, fragte Hermine freundlich.

Wenn sie geglaubt hatte, dies würde Winky aufmuntern, hatte sie sich schwer geirrt. Winky hörte auf zu heulen, doch als sie sich aufsetzte, starrte sie Hermine mit wäßrigen braunen Augen finster an, das ganze Gesicht klitschnaß und plötzlich hell erzürnt.

»Winky ist eine Elfe in Schande, aber Winky wird nicht bezahlt!«, quiekte sie.»So tief ist Winky nicht gesunken! Winky schämt sich richtig, frei zu sein!«

»Du schämst dich?«, sagte Hermine verdutzt.»Aber – Winky, nun hör mal! Wer sich schämen sollte, ist Mr Crouch, nicht du! Du hast nichts Falsches getan, er hat sich dir gegenüber fürchterlich benommen -«

Doch bei diesen Worten klatschte Winky die Hände auf die Löcher in ihrem Hut und hielt sich die Ohren zu, um dann zu kreischen:»Sie dürfen nicht meinen Meister beleidigen, Miss! Sie beleidigen nicht Mr Crouch! Mr Crouch ist ein guter Zauberer, Miss! Mr Crouch hatte Recht, die böse Winky fortzujagen!«

»Winky hat noch ein wenig Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, Harry Potter«, quiekte Dobby vertraulich.»Winky vergißt, daß sie nicht mehr an Mr Crouch gefesselt ist; sie darf jetzt alles sagen, was sie denkt, aber sie will es nicht.«

»Dürfen Hauselfen also nicht frei über ihre Meister reden?«, fragte Harry.

»O nein, Sir, nein«, sagte Dobby plötzlich mit ernster Miene.»Das steht uns als Sklaven nicht zu, Sir. Wir bewahren ihre Geheimnisse und brechen nie unser Schweigen, Sir, wir halten die Ehre der Familie aufrecht und wir sprechen nie schlecht von ihr – auch wenn Professor Dumbledore Dobby gesagt hat, das sei ihm nicht so wichtig. Professor Dumbledore hat gesagt, wir dürfen freimütig -«

Dobby schien plötzlich nervös und winkte Harry näher. Harry beugte sich zu ihm hinunter.

»Er hat gesagt«, flüsterte Dobby,»wenn wir wollen, dürfen wir ihn einen – einen bekloppten alten Kauz nennen, Sir!«

Dobby ließ ein ängstliches Kichern hören.

»Aber Dobby will nicht, Harry Potter«, sagte er jetzt wieder lauter und schüttelte den Kopf, daß ihm die Ohren schlackerten.»Dobby hat Professor Dumbledore sehr gern, Sir, und er ist stolz, seine Geheimnisse zu bewahren.«

»Aber über die Malfoys kannst du jetzt sagen, was du willst?«, fragte Harry grinsend.

Ein Anflug von Furcht trat in Dobbys riesige Augen.

»Dobby – Dobby könnte«, sagte er zweifelnd. Er reckte seine kleinen Schultern.»Dobby könnte Harry Potter sagen, seine alten Meister waren – waren – böse schwarze Magier!«

Dobby stand einen Moment lang am ganzen Leib zitternd da, zu Tode erschrocken über seine eigene Kühnheit – dann rannte er hinüber zum nächsten Tisch und begann seinen Kopf schnell und heftig gegen das Tischbein zu schlagen.»Böser Dobby! Böser Dobby!«

Harry packte Dobby an der Krawattenschlaufe und zerrte ihn vom Tisch weg.

»Danke, Harry Potter, danke«, japste Dobby und rieb sich den Kopf.

»Du brauchst nur noch ein wenig Übung«, sagte Harry.

»Übung!«, piepste Winky zornig.»Du, du solltest dich schämen vor dir selbst, Dobby, so über deine Meister zu reden!«

»Sie sind nicht mehr meine Meister!«, sagte Dobby trotzig.»Dobby schert sich nicht mehr darum, was sie denken!«

»Du bist ein böser Elf, Dobby!«, stöhnte Winky und wieder rannen ihr die Tränen übers Gesicht.»Mein armer Mr Crouch, was macht er nur ohne Winky? Er braucht mich, er braucht meine Hilfe! Ich hab mein ganzes Leben lang für die Familie Crouch gesorgt, und meine Mutter vor mir und meine Großmutter vor ihr… oh, was würden sie nur sagen, wenn sie wüßten, daß Winky frei ist? Oh, welche Schande, welche Schande!«Sie vergrub das Gesicht in ihren Rock und heulte erneut los.

»Winky«, sagte Hermine eindringlich.»Ich bin ziemlich sicher, daß Mr Crouch auch ohne dich sehr gut zurechtkommt. Wir haben ihn gesehen, weißt du -«

»Sie haben meinen Meister gesehen?«, hauchte Winky, hob das tränenverschmierte Gesicht aus ihrem Rock und glubschte Hermine an.»Sie haben ihn gesehen, hier in Hogwarts?«

»Ja«, sagte Hermine.»Er und Mr Bagman sind Richter im Trimagischen Turnier.«

»Mr Bagman ist auch da?«, piepste Winky, und zu Harrys großer Überraschung (und nach ihren Gesichtern zu schließen ging es Ron und Hermine genauso) sah sie plötzlich wieder zornig aus.»Mr Bagman ist ein böser Zauberer! Ein sehr böser Zauberer! Mein Meister mag ihn gar nicht, o nein, überhaupt nicht!«

»Bagman – soll böse sein?«, sagte Harry.

»O ja«, sagte Winky und nickte eifrig mit dem Kopf.»Mein Meister hat Winky ein paar Dinge erzählt! Aber Winky verrät es nicht… Winky bewahrt die Geheimnisse ihres Meisters…«

Wieder brach sie in Tränen aus und schluchzte erstickt in ihren Rock.»Armer Meister, armer Meister, keine Winky mehr da, um ihm zu helfen!«

Sie brachten aus Winky kein vernünftiges Wort mehr heraus. Sie überließen sie ihren Tränen, tranken ihren Tee und unterhielten sich mit Dobby, der glücklich über sein Leben als freier Elf plauderte und ihnen erzählte, was er alles mit seinem ersten Geld anfangen wollte.

»Dobby kauft als Erstes einen Pullover, Harry Potter!«, sagte er ausgelassen und deutete auf seine nackte Brust.

»Ich mach dir 'nen Vorschlag, Dobby«, sagte Ron, der den Elfen offenbar richtig ins Herz geschlossen hatte,»ich schenk dir den Pulli, den mir meine Mutter zu Weihnachten strickt, ich bekomme immer einen von ihr. Du hast doch nichts gegen Kastanienbraun?«

Dobby war entzückt.

»Für dich müssen wir ihn vielleicht ein wenig einlaufen lassen«, erklärte Ron,»aber zusammen mit deinem Teewärmer steht er dir sicher gut.«

Als sie Anstalten machten zu gehen, scharten sich plötzlich viele der Küchenelfen um sie und boten ihnen Leckereien zum Mitnehmen an. Hermine lehnte ab, mit peinlich berührtem Blick auf die sich verbeugenden und knicksenden Elfen, doch Harry und Ron stopften ihre Taschen mit Kremschnitten und Pasteten voll.

»Vielen Dank«, sagte Harry zu den Elfen, die sich allesamt an der Tür versammelt hatten, um gute Nacht zu sagen.»Bis bald, Dobby!«

»Harry Potter… darf Dobby Sie mal besuchen kommen, Sir?«, fragte Dobby schüchtern.

»Natürlich darfst du«, sagte Harry, und Dobby strahlte.

»Wißt ihr was?«, sagte Ron, als sie die Küche verlassen hatten und die Treppe hoch zurück in die Eingangshalle stiegen.»All die Jahre war ich ganz beeindruckt von Fred und George, wie sie ständig Essen aus der Küche geklaut haben – tja, es ist ja nicht besonders schwierig, oder? Die werfen es einem ja nach!«

»Ich glaube, das ist das Beste, was diesen Elfen passieren konnte«, sagte Hermine und betrat als Erste die Marmortreppe nach oben.»Daß Dobby hierher kam, um zu arbeiten, meine ich. Die anderen Elfen werden sehen, wie glücklich er in Freiheit ist, und allmählich wird ihnen dämmern, daß sie auch frei sein wollen!«

»Hoffentlich sehen sie sich Winky nicht allzu genau an«, sagte Harry.

»Ach, die wird sich schon wieder fangen«, entgegnete Hermine, klang jedoch ein wenig unsicher.»Sobald sie den Schock überwunden und sich an Hogwarts gewöhnt hat, wird sie sehen, wie viel besser es ihr geht ohne diesen Widerling von Crouch.«

»Sie scheint ihn ja zu lieben«, mampfte Ron (er hatte gerade in eine Kremschnitte gebissen).

»Hält aber nicht viel von Bagman, oder?«, sagte Harry.»Ich frag mich, was Crouch zu Hause so über ihn erzählt hat.«

»Wahrscheinlich, daß er kein besonders guter Abteilungsleiter ist«, sagte Hermine,»und ehrlich gesagt… da ist was dran, meint ihr nicht?«

»Ich würde trotzdem lieber für ihn als für den ollen Crouch arbeiten«, sagte Ron.»Ludo Bagman hat wenigstens Sinn für Humor.«

»Laß das bloß nicht Percy hören«, sagte Hermine milde lächelnd.

»Natürlich, Percy würde für keinen arbeiten wollen, der Sinn für Humor hat«, sagte Ron und machte sich über ein Schoko-Eclair her.»Percy würde einen Witz nicht mal erkennen, wenn er nackt und mit Dobbys Teewärmer auf dem Kopf vor ihm herumtanzen würde.«