123298.fb2 Harry Potter und der Feuerkelch - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 25

Harry Potter und der Feuerkelch - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 25

Die unerwartete Aufgabe

»Potter! Weasley! Werden Sie wohl zuhören?«

Professor McGonagalls gereizte Stimme knallte wie ein Peitschenhieb durch den Verwandlungsunterricht. Harry und Ron zuckten zusammen und sahen auf.

Die Dienstagsstunde war fast zu Ende; sie hatten ihre Sachen zusammengeräumt, und die Perlhühner, die sie in Meerschweinchen verwandelt hatten, steckten nun in einem großen Käfig auf Professor McGonagalls Schreibtisch (Nevilles Meerschweinchen hatte allerdings noch Federn); auch ihre Hausaufgaben hatten sie von der Tafel abgeschrieben (»Erläutern Sie anhand von Beispielen, wie der Verwandlungszauber aussehen muß, wenn Sie zwischen verschiedenen Tiergattungen wechseln wollen«). Jeden Moment mußte es läuten, und Harry und Ron, die sich hinten in der letzten Reihe einen Schwertkampf mit Freds und Georges Juxzauberstäben geliefert hatten, blinzelten jetzt verdutzt; Ron hielt einen blechernen Papagei, Harry einen Gummikabeljau in der Hand.

»Nun, Potter und Weasley waren so nett uns zu zeigen, wie erwachsen sie schon sind«, sagte Professor McGonagall und warf den beiden einen zornigen Blick zu.

Der Kopf von Harrys Kabeljau – den Rons Papagei soeben mit dem Schnabel glatt abgetrennt hatte – kullerte geräuschlos zu Boden.

»Ich habe eine Ankündigung für Sie alle. Der Weihnachtsball rückt näher – er gehört traditionell zum Trimagischen Turnier und bietet uns die Gelegenheit, unsere ausländischen Gäste ein wenig näher kennen zu lernen. An diesem Ball dürfen alle ab der vierten Klasse teilnehmen – doch wenn Sie möchten, dürfen Sie auch einen jüngeren Mitschüler einladen -«

Lavender Brown brach in schrilles Giggeln aus. Parvati Patil stieß ihr unsanft in die Rippen, doch auch ihrem Gesicht war die unendliche Mühe anzusehen, mit der sie einen Kicheranfall bekämpfte. Beide wandten sich zu Harry um. Professor McGonagall achtete nicht auf sie, was Harry als ausgesprochen unfair empfand, wo sie doch soeben ihn und Ron gerüffelt hatte.

»Sie werden Ihre Festumhänge tragen«, fuhr Professor McGonagall fort,»und der Ball wird am ersten Weihnachtsfeiertag um acht Uhr abends in der Großen Halle beginnen und um Mitternacht enden. Nun denn -«

Professor McGonagall ging mit bedächtigen Schritten durch die Reihen.

»Der Weihnachtsball gibt uns allen natürlich die Gelegenheit, uns – ähm – ein wenig lockerer zu geben«, sagte sie mit mißbilligendem Unterton.

Lavender giggelte noch heftiger und preßte die Hand auf den Mund, um den Anfall zu ersticken. Diesmal begriff Harry, was denn so komisch sein sollte: Professor McGonagall, das Haar zu einem festen Knoten gebunden, sah aus, als hätte sie sich noch nie locker gegeben.

»Aber das heißt NICHT«, fuhr sie fort,»daß wir die Benimmregeln lockern, denen ein Hogwarts-Schüler zu folgen hat. Ich wäre höchst unangenehm berührt, sollte ein Gryffindor-Schüler ganz Hogwarts auf irgendeine Weise in Verruf bringen.«

Es läutete, und wie immer gab es ein kleines Durcheinander, denn alle packten ihre Taschen, warfen sie über die Schultern und stürmten los.

»Potter – ich möchte gerne ein Wort mit Ihnen reden«, rief Professor McGonagall durch den Trubel.

Harry, der annahm, daß es um den kopflosen Gummikabeljau ging, trottete in trister Stimmung nach vorn zum Lehrertisch.

Professor McGonagall wartete, bis die anderen verschwunden waren, dann sagte sie:»Potter, die Champions und ihre Partner -«

»Welche Partner?«, fragte Harry.

Professor McGonagall sah ihn argwöhnisch an, als ob er sich über sie lustig machen wollte.

»Ihre Partner für den Weihnachtsball, Potter«, sagte sie kühl.»Ihre Tanzpartner.«

Harrys Eingeweide schienen sich einzurollen und zusammenzuschrumpfen.»Tanzpartner?«Er spürte, wie er rot anlief.»Ich tanze nicht«, sagte er rasch.

»O doch, das tun Sie«, sagte Professor McGonagall verärgert.»Wenn ich es Ihnen sage. Der Tradition gemäß eröffnen die Champions und ihre Partner den Ball.«

Harry hatte plötzlich ein Bild von sich vor Augen, in Frack und Zylinder, begleitet von einem Mädchen in einem Rüschenkleid, wie es Tante Petunia immer zu Onkel Vernons Betriebsfeiern trug.

»Ich tanze nicht«, sagte er.

»Es ist so Tradition«, sagte Professor McGonagall entschieden.»Sie sind Hogwarts-Champion und Sie werden tun, was man von Ihnen als Vertreter Ihrer Schule erwartet. Also sorgen Sie dafür, daß Sie eine Partnerin haben, Potter.«

»Aber – ich kann nicht -«

»Sie haben gehört, was ich gesagt habe, Potter«, sagte Professor McGonagall, und es klang unmißverständlich nach dem Ende des Gesprächs.

Eine Woche zuvor noch hätte Harry gesagt, eine Partnerin für einen Tanzabend zu finden wäre ein Kinderspiel im Vergleich zum Kampf gegen einen Ungarischen Hornschwanz. Doch nun, da er diesen Kampf bestanden hatte und vor der Aufgabe stand, ein Mädchen zum Ball zu bitten, hatte er das Gefühl, er würde es lieber noch einmal mit dem Hornschwanz aufnehmen.

Harry hatte noch nie erlebt, daß sich so viele seiner Mitschüler auf der Liste derer eintrugen, die über Weihnachten in Hogwarts bleiben wollten; er selbst blieb natürlich immer in der Schule, denn die einzige andere Möglichkeit war ja, daß er in den Ligusterweg zurückkehrte. Doch während er in den letzten Jahren fast allein im Schloß geblieben war, schien es nun, als wollten alle Schüler ab der vierten Klasse dableiben und als hätten sie nur noch den Ball im Kopf- zumindest die Mädchen, und es war ganz erstaunlich, wie viele Mädchen auf einmal Hogwarts bevölkerten; bisher war ihm das noch nicht so richtig aufgefallen. Mädchen, die in den Gängen kicherten und tuschelten, Mädchen, die lachten und kreischten, wenn Jungen an ihnen vorbeigingen, Mädchen, die ganz aufgeregt Zettel verglichen, auf denen stand, was sie am Weihnachtsabend tragen wollten…

»Warum müssen die sich immer in Rudeln bewegen?«, fragte Harry Ron, als ein gutes Dutzend Mädchen, giggelnd und Harry anstarrend, an ihnen vorbeiging.»Wie soll man da mal eine allein treffen, um sie zu fragen?«

»Wie war's, wenn du eine mit dem Lasso fängst?«, schlug Ron vor.»Hast du schon 'ne Ahnung, wen du fragen willst?«

Harry gab keine Antwort. Er wußte ganz genau, wen er gern fragen würde, aber den Mumm dafür aufzubringen war gar nicht so einfach… Cho war ein Jahr älter als er; sie war sehr hübsch; sie war eine sehr gute Quidditch-Spielerin und sie war auch sehr beliebt.

Ron schien zu wissen, was in Harrys Kopf vor sich ging.

»Hör zu, du wirst sicher keine Schwierigkeiten haben. Du bist ein Champion. Du hast gerade den Ungarischen Hornschwanz geschlagen. Ich wette, sie stehen Schlange, um mit dir zu diesem Ball zu gehen.«

Aus Achtung vor ihrer gerade erst wieder eingerenkten Freundschaft hatte Ron die Bitterkeit aus seiner Stimme bis auf eine winzige Spur verbannt. Und außerdem zeigte sich, wie Harry verblüfft feststellte, daß er Recht hatte. Ein lockiges Hufflepuff-Mädchen, mit dem Harry noch nie ein Wort gesprochen hatte, fragte ihn schon am nächsten Tag, ob er nicht mit ihr zum Ball gehen wolle. Harry war so verdutzt, daß er nein sagte, bevor er ernsthaft nachgedacht hatte. Das Mädchen ging mit ziemlich verletzter Miene davon und Harry mußte während der ganzen Geschichtsstunde Deans, Seamus' und Rons Spötteleien über sich ergehen lassen. Am nächsten Tag fragten ihn noch zwei Mädchen, eine Zweitkläßlerin und (zu seinem Entsetzen) eine Fünftkläßlerin, die den Eindruck machte, als würde sie ihn zu Boden strecken, wenn er ablehnte.

»Sah aber ziemlich gut aus«, sagte Ron offenherzig, nachdem er sich von seinem Lachanfall erholt hatte.

»Sie war über einen Kopf größer als ich«, sagte Harry, immer noch genervt.»Stell dir vor, wie ich aussähe, wenn ich versuchen würde mit ihr zu tanzen.«

Hermines Worte über Krum gingen ihm immer wieder durch den Kopf.»Sie stehen ja nur auf ihn, weil er berühmt ist!«Harry bezweifelte stark, daß eines der Mädchen, die ihn gefragt hatten, auch dann mit ihm zum Ball gehen wollte, wenn er nicht der Schul-Champion wäre. Dann fragte er sich, ob ihn das stören würde, wenn Cho ihn bitten würde.

Alles in allem mußte sich Harry eingestehen, daß es ihm trotz der peinigenden Aussicht, den Ball eröffnen zu müssen, wieder besser ging, seit er die erste Aufgabe geschafft hatte. Wenn er durch das Schloß lief, mußte er sich kaum noch Spötteleien anhören, und er vermutete, daß vor allem Cedric dahinter steckte – Harry ahnte vage, daß Cedric, weil er ihm für seine Drachenwarnung dankbar war, den Hufflepuffs gesagt hatte, sie sollten ihn in Ruhe lassen. Auch kam es ihm vor, als würde er immer weniger»Ich bin für CEDRIC DIGGORY«-Anstecker zu sehen bekommen. Draco Malfoy zitierte natürlich immer noch bei jeder möglichen Gelegenheit lautstark Rita Kimmkorns Artikel, doch er erntete immer spärlichere Lacher – und wie um Harrys Laune noch zu verbessern, erschien auch kein Artikel über Hagrid im Tagespropheten.

»Die fand magische Geschöpfe wohl nicht so spannend, kann ich dir nur sagen«, erklärte Hagrid, als Harry, Ron und. Hermine ihn in der letzten Stunde Pflege magischer Geschöpfe vor Weihnachten fragten, wie sein Interview mit Rita Kimmkorn gelaufen war. Zu ihrer gewaltigen Erleichterung ersparte ihnen Hagrid jetzt den direkten Umgang mit den Krötern, und so hockten sie heute nur hinten im Schutz des Hüttendachs an einem Klapptisch und bereiteten ein frisches Menü zu, mit dem sie die Kröter in Versuchung führen wollten.

»Sie wollte, daß ich über dich rede, Harry«, fuhr Hagrid mit gedämpfter Stimme fort.»Na ja, ich hab ihr gesagt, wir sind Freunde, seit ich dich von den Dursleys weggeholt hab. ›Und in vier Jahren mußten Sie nie ein Donnerwetter veranstalten?‹ hat sie gesagt. ›Er hat Sie im Unterricht nie auf die Schippe genommen?‹ – ›Nee‹, hab ich gesagt, und da war sie überhaupt nich zufrieden. Hätte fast gedacht, sie wollte, daß ich sage, du bist 'n furchtbarer Kerl, Harry!«

»Natürlich wollte sie das«, sagte Harry, warf Drachenleberstücke in eine große Blechschüssel und nahm sein Messer zur Hand, um noch eine weitere Leber zu schneiden.»Sie kann nicht die ganze Zeit schreiben, was für ein tragischer kleiner Held ich bin, das wird doch langweilig.«

»Sie will eben hinter die Kulissen sehen, Hagrid«, sagte Ron weise und pellte ein weiteres Salamanderei.»Du hättest sagen sollen, Harry ist ein verrückter Unruhestifter!«

»Das ist er aber nicht!«, sagte Hagrid und schien aufrichtig schockiert.

»Sie hätte Snape interviewen sollen«, sagte Harry grimmig.»Er wird bestimmt eines Tages so richtig über mich auspacken. ›Seit er an dieser Schule ist, übertritt er ständig Grenzen… ‹«

»Das hat er gesagt, ne?«, sagte Hagrid unter dem Gelächter von Ron und Hermine.»Tja, du hast vielleicht 'n paar Regeln strapaziert, Harry, aber im Grunde bist du 'n anständiger Kerl, oder?«

»Schon gut, Hagrid«, sagte Harry grinsend.»Kommst du eigentlich zu diesem komischen Ball an Weihnachten, Hagrid?«, fragte Ron.

»Dachte, ich könnt mal vorbeischauen, ja«, sagte Hagrid brummig.»Könnt ganz lustig werden, denk ich mal. Du eröffnest den Ball, nicht wahr, Harry? Wen nimmst du mit?«

»Hab noch keine«, sagte Harry und merkte, wie er schon wieder rot anlief.

Hagrid drang nicht weiter in ihn ein.

In der letzten Woche vor den Weihnachtsferien ging es immer turbulenter zu. Durch das ganze Schloß schwirrten Gerüchte über den Weihnachtsball, doch Harry glaubte nicht die Hälfte davon – zum Beispiel hieß es, Dumbledore hätte bei Madam Rosmerta achthundert Fässer eingelegtes Fleisch gekauft. Es schien jedoch zu stimmen, daß er die Schwestern des Schicksals gebucht hatte. Wer genau diese Schwestern waren, wußte Harry nicht, da er nie eines dieser Zauberradiosbesessen hatte, doch aus der wilden Begeisterung jener, die mit den Klängen des Magischen Rundfunks (MRF) aufgewachsen waren, schloß er, daß sie eine sehr berühmte Musikgruppe sein mußten.

Einige Lehrer, etwa der kleine Professor Flitwick, gaben es ganz auf, sie zu unterrichten, da sie mit den Gedanken doch ständig woanders waren; in seiner Stunde am Dienstag durften sie spielen, und er selbst saß die meiste Zeit bei Harry und sprach mit ihm über seinen tadellos gelungenen Aufrufezauber bei der ersten Turnierrunde. Andere Lehrer waren nicht so großzügig. Nichts würde zum Beispiel Professor Binns davon abhalten, seine Aufzeichnungen über die Kobold-Aufstände durchzuwälzen – da Binns sich nicht einmal durch seinen eigenen Tod vom Unterricht hatte abhalten lassen, vermuteten sie, daß eine Kleinigkeit wie Weihnachten ihn auch nicht aus der Bahn werfen würde. Es war erstaunlich, wie es Binns gelang, selbst die blutigen und lasterhaften Zeiten der Kobold-Unruhen so langweilig klingen zu lassen wie Percys Kesselgutachten. Auch die Professoren McGonagall und Moody hielten sie bis zur letzten Minute des Unterrichts auf Trab, und Snape dachte natürlich genauso wenig daran, sie im Unterricht spielen zu lassen, wie Harry zu adoptieren. Er starrte gehässig in die Runde und teilte ihnen mit, daß er sie in der letzten Stunde zum Thema Gegengifte prüfen würde.

»So ein Armleuchter«, sagte Ron erbittert, als sie an diesem Abend im Gemeinschaftsraum der Gryffindors saßen.»Am allerletzten Tag kommt er uns noch mit einem Test. Ruiniert die letzte Woche mit einer Unmenge Büffelei.«

»Mmm… du überanstrengst dich auch nicht gerade, oder?«, sagte Hermine und schaute ihn über den Rand ihrer Zaubertranknotizen hinweg an. Ron war damit beschäftigt, ein Kartenschloß aus seinen explosiven Mau-Mau-Kartenzu bauen, mit denen sie immer Snape explodiert gespielt hatten – und mit diesen Karten war es viel prickelnder als mit Muggelkarten, weil das Ganze ja jederzeit in die Luft fliegen konnte.

»Es ist Weihnachten, Hermine«, sagte Harry träge; er fläzte sich in einem Sessel am Feuer und las jetzt zum zehnten Mal Fliegen mit den Cannons.

Hermine versetzte auch ihm einen strengen Blick.»Ich hätte gedacht, du tust was Nützliches, Harry, wenn du schon deine Gegengifte nicht lernen willst!«

»Was zum Beispiel?«, fragte Harry und sah zu, wie Joey Jenkins von den Cannons einen Klatscher gegen einen Jäger der Flammenden Fledermäuse knallte.»Dieses Ei!«, zischte Hermine.

»Nun ist aber gut, Hermine, ich hab doch noch Zeit bis zum vierundzwanzigsten Februar«, sagte Harry.

Er hatte das goldene Ei oben in seinen Koffer gelegt und es seit der Siegesfete nach der ersten Runde nicht mehr geöffnet. Schließlich mußte er erst in zweieinhalb Monaten wissen, was es mit diesem kreischenden Gejammer auf sich hatte.

»Aber vielleicht brauchst du Wochen, um es rauszufinden!«, sagte Hermine.»Dann stehst du wirklich da wie ein Idiot, wenn alle anderen die nächste Aufgabe schon kennen und du nicht!«

»Laß ihn in Ruhe, Hermine, er hat sich eine kleine Pause verdient«, sagte Ron. Er stellte die letzten zwei Karten auf die Spitze seines Turms und das ganze Kartenhaus explodierte und versengte ihm die Augenbrauen.

»Siehst ja hübsch aus, Ron… paßt sicher gut zu deinem Festumhang.«

Es waren Fred und George. Sie setzten sich an den Tisch zu Harry, Ron und Hermine, während Ron mit den Fingern den Brandschaden in seinem Gesicht betastete.

»Ron, können wir uns Pigwidgeon ausleihen?«, fragte George.

»Nein, er ist mit einem Brief unterwegs«, sagte Ron.»Warum?«

»Weil George ihn zum Ball einladen will«, sagte Fred trocken.

»Weil wir einen Brief verschicken wollen, du Riesenrindvieh«, setzte George hinzu.

»An wen schreibt ihr da eigentlich die ganze Zeit?«, fragte Ron.

»Steck deine Nase nicht in unsere Angelegenheiten, oder ich verbrenn sie dir auch noch«, sagte Fred und fuchtelte bedrohlich mit dem Zauberstab.»Wie steht's… habt ihr schon eure Mädchen für den Ball?«

»Nee«, sagte Ron.

»Tja, ihr solltet euch besser beeilen, sonst sind die besten weg«, sagte Fred.

»Und mit wem gehst du?«, fragte Ron.

»Angelina«, sagte Fred wie aus der Pistole geschossen und ohne eine Spur Verlegenheit.

»Wie bitte?«, sagte Ron verdutzt.»Hast du sie schon gefragt?«

»Gut, daß du's sagst«, meinte Fred. Er wandte den Kopf und rief durch den Gemeinschaftsraum:»Hey! Angelina!«

Angelina, die sich am Kamin mit Alicia Spinnet unterhalten hatte, sah zu ihm herüber.

»Was gibt's?«, rief sie.

»Willst du mit mir zum Ball gehen?«

Angelina musterte Fred einen Augenblick lang abschätzend.

»Na gut«, sagte sie und wandte sich dann verhalten grinsend wieder Alicia und ihrer Unterhaltung zu.

»Na bitte«, sagte Fred zu Harry und Ron,»nichts leichter als das.«

Er stand auf und gähnte:»Dann nehmen wir eben 'ne Schuleule. George, komm mit…«

Sie gingen hinaus. Ron ließ jetzt seine Augenbrauen in Ruhe und sah über die schwelende Ruine seines Kartenhauses hinweg Harry an.

»Wir sollten tatsächlich was unternehmen… einfach jemanden fragen. Er hat Recht. Wir wollen ja schließlich nicht mit einem Paar Trollinnen aufkreuzen.«

Hermine prustete entrüstet los.»Einem Paar… was bitte?«

»Na ja – du weißt schon«, sagte Ron achselzuckend.»Ich würd lieber allein gehen als zum Beispiel mit – Eloise Midgeon.«

»Mit ihren Pickeln ist es in letzter Zeit viel besser geworden – und sie ist wirklich nett!«

»Ihre Nase ist verrutscht«, sagte Ron.

»Oh, verstehe«, köchelte Hermine.»Kurz und gut, du nimmst das bestaussehende Mädchen, das mit dir gehen will, selbst wenn sie ganz unausstehlich ist?«‹

»Ähm – ja, so ungefähr«, sagte Ron.

»Ich geh schlafen«, fauchte Hermine und rauschte ohne ein weiteres Wort zur Mädchentreppe davon.

* * *

Die Lehrerschaft von Hogwarts, ganz offensichtlich von dem Wunsch beseelt, die Gäste aus Beauxbatons und Durmstrang zu beeindrucken, schien entschlossen, die Schule dieses Weihnachten von ihrer besten Seite zu präsentieren. Sie wurde nun festlich geschmückt, und Harry mußte feststellen, daß er das Schloß noch nie in so verblüffendem Gewand gesehen hatte. An den Geländern der Marmortreppe hingen ewige Eiszapfen; die üblichen zwölf Christbäume in der Großen Halle waren mit allem Erdenklichen geschmückt, von leuchtenden Holunderbeeren bis zu echten, schuhuhenden Goldeulen; die Rüstungen waren allesamt verhext und sangen Weihnachtslieder, wenn man an ihnen vorbeiging. Es war schon beeindruckend, einen leeren Helm, der die Hälfte des Textes vergessen hatte,»Ihr Kinderlein kommet«singen zu hören. Filch, der Hausmeister, mußte wiederholt Peeves aus den Rüstungen zerren, wo er sich gerne versteckte und die Lücken in den Liedern mit selbst gebastelten und allesamt sehr unanständigen Reimen füllte.

Harry hatte Cho noch immer nicht gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte. Er und Ron wurden allmählich nervös, doch Harry meinte, Ron würde ohne Partnerin bei weitem nicht so dumm dastehen wie er; immerhin sollten Harry und die anderen Champions den Ball eröffnen.

»Es gibt ja immer noch die Maulende Myrte«, sagte er trübselig, in Gedanken bei dem Geist, der im Mädchenklo im zweiten Stock spukte.

»Harry – wir müssen die Zähne zusammenbeißen und es einfach tun«, sagte Ron am Freitagmorgen in einem Ton, als ob es darum ginge, eine uneinnehmbare Festung zu stürmen.»Wenn wir uns heute Abend im Gemeinschaftsraum treffen, haben wir beide eine Partnerin – abgemacht?«

»Ähm – einverstanden«, sagte Harry.

Doch jedes Mal, wenn er Cho an diesem Tag sah – in der Pause und dann beim Mittagessen und später wieder auf dem Weg zu Geschichte der Magie -, war sie von einer Traube Freundinnen umgeben. Ging sie denn nie irgendwo allein hin? Sollte er vielleicht warten und dann auf sie losstürmen, wenn sie aufs Klo ging? Aber nein – selbst aufs Klo schien sie mit einem Geleitzug aus vier oder fünf Mädchen zu gehen. Doch wenn er es nicht bald tat, würde ihm sicher ein anderer zuvorkommen.

Er konnte bei Snapes Gegengiftprüfung kaum einen vernünftigen Gedanken fassen, vergaß dann auch die wichtigste Zutat – einen Gallenstein – und bekam prompt eine miserable Note. Doch es war ihm egal; er war ausschließlich damit beschäftigt, seinen Mumm für das zusammenzukratzen, was er gleich vorhatte. Als es läutete, packte er seine Tasche und hastete zur Kerkertür.

»Wir sehen uns beim Abendessen«, rief er Ron und Hermine zu und sprintete die Treppe hoch.

Er mußte Cho doch nur um ein Wort unter vier Augen bitten, das war alles… auf der Suche nach ihr hastete er durch die rappelvollen Gänge und dann (immerhin früher als erwartet) fand er sie, als sie gerade aus Verteidigung gegen die dunklen Künste kam.

»Ähm – Cho? Könnte ich dich kurz sprechen?«

Kichern sollte verboten werden, dachte Harry zornig, als alle Mädchen um Cho herum damit anfingen. Sie allerdings nicht. Sie sagte»gut«und folgte ihm außer Hörweite ihrer Klassenkameradinnen.

Harry wandte sich zu ihr um und sein Magen tat einen merkwürdigen Hüpfer, als ob er beim Treppabgehen eine Stufe verpaßt hätte.

»Ähm«, sagte er.

Er konnte sie nicht fragen. Er konnte es einfach nicht. Doch er mußte. Cho stand da und sah ihn verwirrt an.

Die Worte kamen heraus, bevor Harry seine Zunge richtig um sie geschlungen hatte.

»Willuballmimir?«

»Wie bitte?«, sagte Cho.

»Willst du – willst du mit mir zum Ball gehen?«, sagte Harry.

Warum mußte er jetzt rot werden? Warum?

»Oh!«, sagte Cho und auch sie wurde rot.»Oh, Harry, tut mir wirklich Leid«, und sie sah tatsächlich danach aus.»Ich bin schon mit jemand anderem verabredet.«

»Oh«, sagte Harry.

Es war doch komisch; noch vor einem Augenblick hatten sich seine Eingeweide gewunden wie ein Haufen Schlangen, doch plötzlich schien er überhaupt keine Eingeweide mehr zu haben.

»Oh, schon gut«, sagte er,»kein Problem.«

»Tut mir wirklich Leid«, sagte sie noch mal.

»Schon gut«, sagte Harry.

Sie standen da und sahen sich an, dann sagte Cho:»Nun -«

»Ja«, sagte Harry.

»Gut, bis dann«, sagte Cho, immer noch ziemlich rot, und ging davon.

Dann, bevor er wußte, was er tat, rief Harry ihr nach:

»Mit wem gehst du denn?«

»Oh – mit Cedric«, sagte sie.»Cedric Diggory.«

»Oh, verstehe«, sagte Harry.

Seine Eingeweide waren wieder da. Allerdings fühlten sie sich jetzt an, als wären sie zwischenzeitlich mit Blei gefüllt worden.

Das Abendessen hatte Harry völlig vergessen und langsam stieg er die Treppen zum Gryffidor-Turm hoch. Chos Stimme klang ihm bei jedem Schritt in den Ohren. ›Cedric -Cedric Diggorys In letzter Zeit hatte er eigentlich begonnen, Cedric zu mögen – und war schon bereit gewesen zu vergessen, daß er ihn einmal im Quidditch geschlagen hatte und daß er hübsch war und beliebt und der Lieblingschampion von fast allen. Doch nun war ihm plötzlich klar, daß Cedric ein nichtsnutziger Schönling war, dessen gesammelter Grips nicht mal einen Eierbecher füllte.

»Lichterfee«, sagte er dumpf zu der fetten Dame – das Paßwort war tags zuvor geändert worden.

»Ja, in der Tat, mein Lieber!«, trällerte sie, zupfte ihr neues Lametta-Haarband zurecht und schwang beiseite, um ihn einzulassen.

Harry trat in den Geineinschaftsraum und sah sich um. Zu seiner Überraschung sah er Ron mit aschgrauem Gesicht an einem Tisch weit hinten sitzen. Bei ihm saß Ginny, die offenbar mit leiser, tröstender Stimme auf ihn einredete.

»Was gibt's, Ron?«, sagte Harry und setzte sich dazu.

Ron hob den Kopf und sah Harry mit einem Ausdruck blinden Entsetzens an.»Warum hab ich das nur getan?«, stieß er wütend hervor.»Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist!«

»Was denn?«, sagte Harry.

»Er – ähm – er hat eben Fleur Delacour gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen will«, sagte Ginny. Sie sah aus, als würde sie ein Lächeln unterdrücken, tätschelte jedoch weiterhin mitfühlend Rons Arm.

»Du hast was?«, sagte Harry.

»Ich weiß nicht, was mich da geritten hat!«, keuchte Ron.»Was war mit mir los? Da waren Leute – überall – ich muß verrückt geworden sein – und alle haben zugesehen! Es war in der Eingangshalle, sie stand da und unterhielt sich mit Diggory, und ich bin nur so an ihr vorbeigegangen – da hat es mich irgendwie gepackt – und ich hab sie gefragt!«

Ron stöhnte und schlug die Hände vors Gesicht. Er sprach weiter, doch seine Worte waren kaum zu verstehen.»Sie hat mich angeschaut, als wär ich eine Meeresschnecke oder so was. Hat nicht geantwortet. Und dann – ich weiß nicht -, dann bin ich wohl wieder zu mir gekommen und bin abgehauen.«

»Sie hat was von einer Veela«, sagte Harry.»Du hattest Recht – ihre Großmutter war eine. Es war nicht dein Fehler, ich wette, du bist in dem Moment an ihr vorbeigegangen, als sie Diggory mit ihrem unheimlichen Charme besprühte, und du hast was davon abbekommen – aber das hat ihr nichts genutzt. Er geht mit Cho Chang.«

Ron sah auf.

»Ich hab sie eben noch gefragt, ob sie mit mir kommen will«, sagte Harry traurig,»und sie hat es mir erzählt.«

Ginny hatte plötzlich aufgehört zu lächeln.

»Das ist doch verrückt«, sagte Ron,»jetzt sind wir die Einzigen, die niemanden haben – na ja, außer Neville. Hey – rat mal, wen er gefragt hat! Hermine!«

»Wie bitte?«Harry war durch diese verblüffende Neuigkeit ganz von den eigenen Sorgen abgelenkt.

»Ja, stimmt!«, sagte Ron und fing an zu lachen, was ihm wieder ein wenig Farbe ins Gesicht trieb.»Er hat es mir nach Zaubertränke gesagt! Sie sei ja immer so nett zu ihm gewesen, hätte ihm bei den Hausaufgaben geholfen und alles – aber sie hätte gesagt, sie sei schon verabredet. Ha! Denkste! Sie wollte nur nicht mit Neville… na ja, ich meine, wer will das schon?«

»Hört auf!«, sagte Ginny gereizt.»Lacht nicht -«

In diesem Augenblick kletterte Hermine durch das Porträtloch.

»Warum wart ihr beide nicht beim Abendessen?«, fragte sie und kam an ihren Tisch.

»Weil – seid still, ihr beiden -, weil sie gerade eben Körbe von zwei Mädchen gekriegt haben!«, antwortete Ginny.

Das ließ Harry und Ron verstummen.

»Wie nett von dir, Ginny«, sagte Ron säuerlich.

»Alle gut Aussehenden sind schon weg, Ron?«, sagte Hermine schnippisch.»Eloise Midgeon sieht allmählich immer hübscher aus, oder? Nun, ich bin sicher, irgendwo findet ihr irgendeine, die euch haben will.«

Doch Ron starrte Hermine an, als würde er sie plötzlich in einem ganz anderen Licht sehen.»Hermine, Neville hat Recht – du bist tatsächlich ein Mädchen…«

»Oh, gut beobachtet«, sagte sie bissig.

»Nun ja – du kannst mit einem von uns gehen!«

»Nein, kann ich nicht«, fauchte Hermine.

»Ach, nun hab dich nicht so«, sagte Ron ungeduldig,»wir brauchen Partnerinnen, wie stehen wir denn da, wenn wir keine haben, alle anderen haben welche…«

»Ich kann nicht mit euch gehen«, sagte Hermine errötend,»weil ich schon jemanden habe.«

»Nein, hast du nicht!«, entgegnete Ron.»Das hast du nur gesagt, um Neville loszuwerden!«

»Aach, wie genau du das weißt!«, sagte Hermine und ihre Augen blitzten gefährlich.»Nur weil ihr drei Jahre gebraucht habt, Ron, heißt das noch lange nicht, daß kein anderer bemerkt hat, daß ich ein Mädchen bin!«

Ron starrte sie an. Dann begann er wieder zu grinsen.»Schon gut, schon gut, wir wissen, daß du ein Mädchen bist«, sagte er.»Ist es jetzt gut? Kommst du nun mit oder nicht?«

»Ich hab's dir doch gesagt!«, fauchte Hermine zornig.»Ich geh mit einem anderen!«

Und sie stürmte in Richtung Mädchenschlafsaal davon. Ron sah ihr nach.»Sie lügt«, sagte er matt.

»Tut sie nicht«, flüsterte Ginny.

»Und wer soll es denn sein?«, fragte Ron scharf.

»Das erzähl ich dir nicht, es ist ihre Angelegenheit«, sagte Ginny.

»Na schön«, sagte Ron, der höchst mißgelaunt aussah,»das wird mir allmählich zu dumm. Ginny, du kannst mit Harry gehen, und ich werd einfach -«

»Das geht nicht«, sagte Ginny und nun lief auch sie scharlachrot an.»Ich gehe mit – mit Neville. Er hat mich gefragt, als Hermine nein gesagt hat, und ich dachte… wißt ihr… ich würde sonst nicht mitkommen können, ich bin doch noch nicht in der vierten Klasse.«Sie sah ganz elend aus.»Ich glaub, ich geh mal runter zum Abendessen«, sagte sie, stand mit hängendem Kopf auf und kletterte durch das Porträtloch.

Ron sah Harry mit hervorquellenden Augen an.

»Was ist bloß in die beiden gefahren?«, fragte er.

Doch Harry hatte gerade Parvati und Lavender durch das Porträtloch hereinkommen sehen. Die Zeit war reif für einen Befreiungsschlag.

»Warte hier«, sagte er zu Ron, stand auf und ging geradewegs auf Parvati zu.

»Parvati? Möchtest du nicht mit mir zum Ball kommen?«

Parvati überkam ein Kicherkrampf. Harry wartete mit in der Tasche gekreuzten Fingern, bis sie sich beruhigt hatte.

»Ja, eigentlich schon«, sagte sie endlich und wurde feuerrot.

»Danke«, sagte Harry erleichtert.»Lavender – möchtest du mit Ron gehen?«

»Sie geht schon mit Seamus«, sagte Parvati und die beiden fingen noch heftiger an zu kichern.

Harry seufzte.

»Wißt ihr vielleicht ein Mädchen, das mit Ron gehen würde?«, sagte er mit gedämpfter Stimme, damit Ron nichts hörte.

»Was ist mit Hermine Granger?«, sagte Parvati.

»Sie hat schon jemanden.«

Parvati schien verblüfft.

»Oooooh – wen?«, fragte sie spitz.

Harry zuckte die Achseln.»Keine Ahnung. Also, was ist mit Ron?«

»Na ja…«, sagte Parvati langsam,»ich glaube, meine Schwester würde vielleicht… Padma, weißt du… in Ravenclaw. Ich frag sie, wenn du möchtest.«

»Ja, das wär klasse«, sagte Harry.»Und sag mir Bescheid, ja?«

Er ging mit dem Gefühl zu Ron zurück, so viel Mühe wäre dieser Ball doch nicht wert. Hoffentlich saß Padma Patils Nase genau in der Mitte.