123298.fb2 Harry Potter und der Feuerkelch - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 34

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Der Traum

»Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte Hermine und rieb sich die Stirn.»Entweder hat Mr Crouch Viktor angegriffen oder jemand anderer hat beide aus dem Hinterhalt überfallen.«

»Es war sicher Crouch selbst«, warf Ron ein.»Darum war er verschwunden, als Harry und Dumbledore hinzukamen. Hat sich schnell aus dem Staub gemacht.«

»Das glaub ich nicht«, entgegnete Harry kopfschüttelnd.»Mir kam er tatsächlich schwach vor – sah nicht so aus, als hätte er disapparieren können.«

»Man kann auf dem Hogwarts-Gelände nicht disapparieren, wie oft soll ich euch das denn noch erklären?«, sagte Hermine.

»Okay… und wie war's mit meiner Theorie«, sagte Ron erhitzt.»Krum hat Crouch angegriffen – nein, laß mich ausreden – und sich dann selbst einen Schockzauber verpaßt!«

»Und Mr Crouch hat sich in Luft aufgelöst, ja?«, entgegnete Hermine kühl.

»Ähm, jaah…«

Der Tag brach an. Harry, Ron und Hermine hatten sich in aller Frühe aus ihren Schlafsälen geschlichen und waren in die Eulerei hochgehastet, um Sirius eine Nachricht zu schicken. Nun standen sie oben am Fenster und sahen hinaus auf das nebelverhangene Land. Alle drei waren blaß und hatten geschwollene Augen, weil sie noch bis spät in die Nacht hinein über die Sache mit Mr Crouch gesprochen hatten.

»Laß uns das Ganze noch mal durchgehen, Harry«, sagte Hermine.»Was genau hat er gesagt?«

»Ich hab's dir doch schon erzählt, es war viel wirres Zeugs darunter«, erwiderte Harry.»Er wollte Dumbledore vor etwas warnen. Jedenfalls hat er von Bertha Jorkins gesprochen und schien sie für tot zu halten. Immer wieder hat er gesagt, es sei seine Schuld gewesen… und seinen Sohn hat er auch erwähnt.«

»Ja, das war allerdings wirklich seine Schuld«, sagte Hermine gereizt.

»Er war vollkommen durcheinander«, fuhr Harry fort.»Mir kam's immer wieder so vor, als glaube er, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben, und dauernd hat er mit einem eingebildeten Percy geredet und ihm irgendwelche Anweisungen für die Arbeit erteilt.«

»Und… was hat er noch mal über Du-weißt-schon-wen gesagt?«, fragte Ron argwöhnisch.

»Hab ich doch schon gesagt«, erwiderte Harry matt.»Er sei stärker geworden.«

Stille trat ein.

Dann meldete sich Ron zu Wort, doch sein zuversichtlicher Tonfall klang nicht ganz echt:»Aber du sagst doch selbst, daß er völlig durcheinander war, und die halbe Zeit hat er wahrscheinlich nur rumgesponnen…«

»Er klang am klarsten, als er von Voldemort gesprochen hat«, sagte Harry, ohne auf Rons erschrockenes Zucken zu achten.»Sonst ist es ihm recht schwer gefallen, seine Gedanken auf die Reihe zu bringen, aber bei Voldemort schien er zu wissen, wovon er redete und was er wollte. Er sagte immer wieder, er wolle Dumbledore sehen.«

Harry wandte sich vom Fenster ab und spähte hoch ins Dachgebälk. Die Hälfte der vielen Vogelstangen war leer; dann und wann kam eine Eule mit einer Maus im Schnabel von der nächtlichen Jagd durch eines der Fenster gesegelt.

»Wenn Snape mich nur nicht aufgehalten hätte«, sagte Harry erbittert,»dann wären wir vielleicht noch rechtzeitig gekommen. ›Der Direktor ist beschäftigt, Potter… was soll dieser Unsinn, Potter?‹ Warum konnte er nicht einfach verduften?«

»Vielleicht wollte er gar nicht, daß du dorthin zurückgehst!«, sagte Ron hastig.»Vielleicht – wart mal kurz – wie schnell, glaubst du, hätte er in den Wald kommen können? Denkst du, er hätte es vor dir und Dumbledore geschafft?«

»Nur dann, wenn er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte«, sagte Harry.

»Das würd ich ihm glatt zutrauen«, brummte Ron.

»Wir müssen zu Professor Moody«, schlug Hermine vor,»und ihn fragen, ob er Mr Crouch gefunden hat.«

»Wenn er die Karte des Rumtreibers mit hatte, war es sicher einfach«, sagte Harry.

»Oder Crouch war schon außerhalb des Geländes«, sagte Ron,»weil sie ja nur bis zur Grenze -«

»Schhh!«, machte Hermine plötzlich.

Jemand stieg die Treppe zur Eulerei hoch. Harry konnte zwei streitende Stimmen hören, die immer näher kamen.

»- das ist Erpressung, sag ich dir, das kann uns 'ne Menge Ärger einbringen -«

»- wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmählich Zeit, daß wir die harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es wäre ihm sicher unangenehm, wenn man im Zaubereiministerium erfährt, was er getan hat -«

»Ich sag dir, wenn du das schreibst, ist es Erpressung!«

»Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn 'ne hübsche Summe dabei rausspringt?«

Die Eulereitür schlug auf. Fred und George traten über die Schwelle und blieben beim Anblick von Harry, Ron und Hermine wie angewurzelt stehen.

»Was macht ihr denn hier?«, fragten Ron und Fred gleichzeitig.

»Post verschicken«, antworteten Harry und George wie auf Kommando.

»Wie, so früh?«, sagten Hermine und Fred.

Fred grinste.»Schön – wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben«, sagte er.

Er hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand. Harry warf einen Blick darauf, doch Fred, ob zufällig oder absichtlich, verschob die Hand, so daß der Namenszug nicht mehr zu lesen war.

»Laßt euch von uns nicht aufhalten«, sagte er und deutete mit einer übertriebenen Verbeugung zur Tür.

Ron rührte sich nicht vom Fleck.»Wen wollt ihr erpressen?«, fragte er.

Das Grinsen auf Freds Gesicht erstarb. George warf Fred einen kurzen Blick zu, dann lächelte er Ron an.

»Mach dich nicht lächerlich, ich hab nur Witze gemacht«, sagte er gelassen.

»Klang aber gar nicht danach«, sagte Ron.

Fred und George wechselten einen Blick.

Dann sagte Fred barsch:»Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hübsch findest, so wie sie ist. Weiß zwar nicht, warum das so sein sollte, aber…«

»Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpreßt«, sagte Ron.»George hat Recht, ihr könntet ernsthaft Ärger kriegen.«

»Ich hab dir doch gesagt, daß ich einen Witz gemacht hab«, entgegnete George. Er ging auf Fred zu, nahm ihm den Brief aus der Hand und band ihn an das Bein der nächstbesten Schleiereule.»Du klingst allmählich wie unser lieber älterer Bruder, muß ich sagen. Mach so weiter, und sie ernennen dich noch zum Schulsprecher.«

»Was für ein Blödsinn«, sagte Ron entrüstet.

George trug die Schleiereule hinüber zum Fenster und ließ sie davonflattern. Dann wandte er sich grinsend zu Ron um.»Na dann hör auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Bis später.«

Die beiden verschwanden Harry. Ron und Hermine starrten sich verdutzt an.

»Ihr glaubt doch nicht, daß sie etwas von all dem mitbekommen haben?«, flüsterte Hermine.»Von Crouch und so weiter?«

»Nein«, sagte Harry.»Wenn es etwas so Ernstes wäre, dann würden sie es jemandem sagen. Zumindest Dumbledore.«

Ron jedoch schien sich in seiner Haut nicht recht wohl zu fühlen.

»Was ist los mit dir?«, fragte Hermine.

»Na ja…«, setzte Ron an,»ich bin mir da nicht so sicher. Sie… sie sind in letzter Zeit ganz scharf darauf, Geld zu machen, das ist mir aufgefallen, als ich öfter mit ihnen rumgehangen bin, – als – ihr wißt schon -«

»Als wir nicht miteinander redeten«, beendete Harry den Satz für ihn.»Sicher, aber Erpressung…«

»Sie haben sich diese Sache mit dem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt«, sagte Ron.»Ich dachte zuerst, sie wollten damit nur Mum ärgern, aber sie meinen es ernst, sie wollen einen Laden aufmachen. Sie haben nur noch ein Jahr in Hogwarts, ständig reden sie davon, es sei an der Zeit, über die Zukunft nachzudenken, und daß Dad ihnen nicht helfen könne und daß sie Gold brauchten, um überhaupt anfangen zu können.«

Jetzt schien sich Hermine unbehaglich zu fühlen.»Schon, aber… sie würden nichts Ungesetzliches tun, oder doch?«

»Oder doch?«, wiederholte Ron mit skeptischer Miene.»Keine Ahnung… jedenfalls haben sie keine großen Probleme damit, Regeln zu verletzen.«

»Ja, aber hier geht's um das Gesetz«, sagte Hermine mit besorgtem Blick.»Und nicht um eine alberne Vorschrift in der Hausordnung… bei Erpressung kommen sie mit Nachsitzen nicht davon! Ron… vielleicht solltest du es Percy sagen…«

»Bist du verrückt?«, entgegnete Ron.»Percy? Er würde wahrscheinlich einen auf Crouch machen und sie einbuchten lassen!«Er starrte zum Fenster hinaus, durch das die Eule von Fred und George verschwunden war, dann sagte er:»Kommt, laßt uns was frühstücken.«

»Glaubt ihr, es ist noch zu früh, um zu Professor Moody zu gehen?«, fragte Hermine, während sie die Wendeltreppe hinunterstiegen.

»Ja«, sagte Harry.»Wenn wir ihn im Morgengrauen wecken, wird er wahrscheinlich glauben, wir wollten ihn angreifen, und dann sprengt er uns glattweg durch die Tür. Warten wir lieber bis zur großen Pause.«

Geschichte der Zauberei war lange nicht mehr so furchtbar zäh dahingeflossen. Harry sah andauernd auf Rons Uhr, da er seine eigene nun doch weggeworfen hatte, aber Rons ging so langsam, daß er gewettet hätte, auch die sei kaputt. Alle drei waren dermaßen müde, daß sie am liebsten die Köpfe auf den Tisch gelegt und geschlafen hätten; selbst Hermine machte sich ausnahmsweise keine Notizen, sondern saß da, den Kopf auf die Hände gestützt, und sah Professor Binns mit trüben Augen an.

Als es endlich läutete, hasteten sie hinaus in den Gang und hinüber zum Klassenraum, in dem sie Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten; Moody kam gerade aus der Tür. Er sah so müde aus, wie sie sich fühlten. Das Lid seines normalen Auges hing schlaff herab und verlieh seinem Gesicht einen noch schieferen Ausdruck als sonst.

»Professor Moody?«, rief Harry, und sie drängelten sich durch die Scharen auf dem Korridor zu ihm hinüber.

»Hallo, Potter«, knurrte Moody. Sein magisches Auge folgte ein paar vorbeigehenden Erstkläßlern, die verängstigt ihre Schritte beschleunigten; es kippte zurück ins Innere seines Kopfes und beobachtete, wie sie um die Ecke verschwanden, bevor er wieder ein Wort sagte.»Kommt hier rein.«

Er trat zur Seite, ließ sie in sein leeres Klassenzimmer treten, hinkte ihnen nach und schloß die Tür.

»Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Harry ohne Umschweife.»Mr Crouch?«

»Nein«, sagte Moody. Er humpelte hinüber zu seinem Tisch, setzte sich, streckte leise grunzend das Holzbein aus und zog seinen Flachmann hervor.

»Haben Sie die Karte benutzt?«, sagte Harry.

»Natürlich«, entgegnete Moody und genehmigte sich einen Schluck aus der Flasche.»Hab mir ein Beispiel an dir genommen, Potter. Hab sie aus meinem Büro in den Wald gerufen. Auf der Karte war er jedenfalls nicht.«

»Also ist er tatsächlich disappariert?«, fragte Ron.

»Du kannst auf dem Gelände nicht disapparieren, Ron!«, entgegnete Hermine.»Es gibt andere Wege, auf denen er hätte verschwinden können, nicht wahr, Professor Moody?«

Moodys magisches Auge blieb leicht zitternd auf Hermine ruhen.

»Du bist auch so eine, die mal über eine Laufbahn als Auror nachdenken sollte«, erklärte er.»Tickst genau richtig dafür, Granger.«

Hermine lief vor Stolz rosarot an.

»Jedenfalls war er nicht unsichtbar«, sagte Harry.»Die Karte zeigt auch Unsichtbare. Also muß er das Gelände verlassen haben.«

»Aber aus eigener Kraft?«, sagte Hermine eifrig.»Oder weil ihn jemand gezwungen hat?«

»Ja, jemand hätte – hätte ihn auf einen Besen zerren und mit ihm fortfliegen können, oder?«, sagte Ron hastig und sah Moody hoffnungsvoll an, ganz als ob auch er hören wollte, daß er das Zeug zum Auroren habe.

»Auch eine Entführung können wir nicht ausschließen«, brummte Moody.

»Und?«, fragte Ron,»vermuten Sie, daß er irgendwo in Hogsmeade ist?«

»Könnte überall sein«, sagte Moody kopfschüttelnd.»Sicher wissen wir nur, daß er nicht hier ist.«

Er gähnte so ausgiebig, daß sich seine Narben spannten und sein schräger Mund einige Zahnlücken offenbarte.

Dann sagte er:»Nun, Dumbledore meint zwar, ihr drei spielt gern Detektive, aber für Crouch könnt ihr nichts tun. Das Ministerium wird inzwischen nach ihm suchen, Dumbledore hat sie unterrichtet. Potter, du mußt jetzt über die dritte Aufgabe nachdenken.«

»Wie bitte?«, sagte Harry.»Ach ja…«

Er hatte keinen einzigen Gedanken an den Irrgarten verschwendet, seit er ihn letzte Nacht mit Krum verlassen hatte.

»Sollte dir diesmal wirklich liegen«, sagte Moody, sah zu Harry auf und kratzte sein vernarbtes und stoppliges Kinn.»Dumbledore meint jedenfalls, daß du schon einschlägig bewandert bist. Hast im ersten Schuljahr ein paar Hindernisse auf dem Weg zum Stein der Weisen abgeräumt, nicht wahr?«

»Wir haben ihm dabei geholfen«, warf Ron hastig ein.»Ich und Hermine haben ihm geholfen.«

Moody grinste.»Schön, wenn ihr ihm auch helft, sich auf diese Runde vorzubereiten, dann würd's mich sehr überraschen, wenn er nicht gewinnt«, sagte er.»Und bis dahin… immer wachsam, Potter. Immer wachsam.«Er nahm noch einen kräftigen Zug aus seinem Flachmann und ließ sein magisches Auge zum Fenster hinüberschwenken. Von seinem Platz aus war die oberste Spiere des Durmstrang-Schiffes zu sehen.

»Ihr beide«- sein normales Auge musterte Ron und Hermine -»ihr paßt auf Potter auf, klar? Ich behalt zwar im Auge, was hier so vorgeht, aber trotzdem… man kann nie genug Augen offen haben.«

* * *

Sirius schickte ihre Eule schon am nächsten Morgen zurück. Sie flatterte vor Harry auf den Tisch, genau in dem Moment, als ein Waldkauz mit einem Tagespropheten im Schnabel vor Hermine landete. Sie nahm ihm die Zeitung ab, überflog die ersten Seiten, sagte:»Ha! Sie hat nichts von Crouch erfahren!«, und beugte sich dann zu Ron und Harry hinüber, die lasen, was Sirius über die mysteriösen Ereignisse der vorletzten Nacht zu sagen hatte.

Harry – wie konntest du dich darauf einlassen, mit Viktor Krum in den Wald zu gehen? Schwöre mir bitte eulenwendend, daß du mit niemandem mehr nachts spazieren gehst. In Hogwarts ist jemand, der höchst gefährlich ist. Für mich ist offensichtlich, daß sie nicht wollten, daß Crouch mit Dumbledore spricht, und sie waren vermutlich nur ein paar Meter von dir entfernt in der Dunkelheit. Sie hätten dich umbringen können.

Dein Name ist nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Wenn dich jemand angreifen will, dann hat er jetzt seine letzte Chance. Bleib immer in der Nähe von Ron und Hermine, verlaß abends nicht mehr den Gryffindor-Turm und wappne dich für die dritte Aufgabe. Übe Schockzaubern und Entwaffnen. Ein paar Hexereien können auch nicht schaden. In dieser Crouch-Sache kannst du nichts tun. Halt dich bedeckt und paß auf dich auf. Ich erwarte deinen Brief mit dem Versprechen, daß du dich nicht wieder draußen rumtreibst. Sirius

»Ausgerechnet er will mir was erzählen von wegen draußen rumtreiben?«, entrüstete sich Harry mild, faltete Sirius' Brief zusammen und steckte ihn in den Umhang.»Nach all dem, was er selbst damals in der Schule getrieben hat!«

»Er macht sich Sorgen um dich!«, sagte Hermine scharf.»Genau wie Moody und Hagrid! Also hör auf ihn!«

»Das ganze Jahr über hat keiner versucht, mich anzugreifen«, sagte Harry.»Niemand hat mir auch nur ein Haar gekrümmt -«

»Außer, daß jemand deinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat«, unterbrach ihn Hermine.»Und der oder die müssen das aus einem bestimmten Grund getan haben, Harry. Schnuffel hat Recht. Vielleicht haben sie nur abgewartet. Vielleicht ist es genau diese Runde, bei der sie dich kriegen wollen.«

»Paß auf«, sagte Harry ungeduldig,»nehmen wir an, Schnuffel hat Recht und jemand hat Krum einen Schocker verpaßt und Crouch entführt. Gut, dann wären sie doch irgendwo hinter den Bäumen um uns her gewesen? Aber sie haben gewartet, bis ich fort war, und dann erst angegriffen. Also sieht's nicht danach aus, als ob sie es auf mich abgesehen hätten!«

»Sie hätten es nicht nach einem Unfall aussehen lassen können, wenn sie dich im Wald ermordet hätten!«, entgegnete Hermine.»Aber wenn du während einer Turnierrunde stirbst -«

»Aber Krum haben sie doch einfach angegriffen«, sagte Harry.»Warum haben sie mich dann nicht auch gleich weggeputzt? Sie hätten es zum Beispiel so aussehen lassen können, als ob Krum und ich uns duelliert hätten.«

»Harry, ich versteh's ja auch nicht«, sagte Hermine verzweifelt.»Ich weiß nur, daß eine Menge merkwürdiger Dinge passieren, und mir gefällt das überhaupt nicht… Moody hat Recht – Schnuffel hat Recht – du mußt endlich für die dritte Runde trainieren, und zwar sofort. Und vergiß ja nicht, Schnuffel zu antworten und ihm zu versprechen, daß du dich nicht mehr alleine rumtreibst.«

* * *

Das Schloßgelände draußen wirkte immer dann ungeheuer verlockend auf Harry, wenn er nicht rauskonnte. Während der nächsten Tage verbrachte er seine ganze Freizeit entweder in der Bibliothek, wo er zusammen mit Hermine und Ron nach brauchbaren Zaubern suchte, oder in leeren Klassenzimmern, in die sie sich schlichen, um in Ruhe zu üben. Harry nahm sich vor allem den Schockzauber vor, den er noch nie angewandt hatte. Das Problem war nur, daß Ron und Hermine dafür gewisse Opfer bringen mußten.

»Können wir nicht Mrs Norris kidnappen?«, schlug Ron am Montag in der Mittagspause vor, als er mitten im Zauberkunstklassenzimmer flach auf dem Rücken lag, soeben zum fünften Mal in Folge von Harry geschockt und wieder belebt.»Schocken wir doch die mal zur Abwechslung. Oder du könntest Dobby nehmen, Harry, ich wette, er würde alles tun, um dir zu helfen. Ich will mich ja nicht beklagen oder so«- er stand ächzend auf und rieb sich den Hintern -»aber mir tut schon alles weh…«

»Wenn du auch andauernd neben die Kissen fällst!«, sagte Hermine unwirsch und warf die Kissen, die sie schon für den Verscheuchezauber benutzt hatten, auf einen Haufen.»Versuch doch einfach mal gerade nach hinten zu fallen!«

»Wenn du geschockt bist, geht das nicht mehr, Hermine!«, sagte Ron wütend.»Warum probierst du es nicht selbst?«

»Ach weißt du, ich glaube, Harry hat es jetzt ohnehin raus«, erwiderte Hermine hastig.»Und wegen Entwaffnung müssen wir uns keine Sorgen machen, das kann er ja schon ewig… ich denke, heute Abend sollten wir mit ein paar von diesen Hexereien anfangen.«

Sie überflog die Liste, die sie in der Bibliothek aufgestellt hatten.

»Der hier gefällt mir«, sagte sie,»dieser Lähmfluch. Soll alles verlangsamen, was dich angreifen will, Harry. Mit dem fangen wir an.«

Die Glocke läutete. Eilends stopften sie die Kissen in Flitwicks Schrank zurück und schlüpften aus dem Klassenzimmer.

»Wir sehen uns beim Abendessen!«, sagte Hermine und machte sich auf den Weg zu Arithmantik, während Harry und Ron zu Wahrsagen in den Nordturm gingen. Durch die hohen Fenster fielen breite Streifen gleißend goldenen Sonnenlichts auf den Gang. Der Himmel war von einem leuchtenden, wie in Email gemalten Blau.

»In Trelawneys Zimmer wird's kochend heiß sein, die macht ihr Feuer doch nie aus«, sagte Ron, als sie die Treppe zur silbernen Leiter und zur Falltür hochgingen.

Er hatte völlig Recht. In dem matt erleuchteten Zimmer herrschte brütende Hitze. Und die schwer parfümierten Rauchschwaden aus dem Kamin machten alles noch unerfraglicher. Harry wurde ganz schwummrig im Kopf und er ging hinüber zu einem der verhängten Fenster. Als Professor Trelawney ihren Schal von einer Lampe abwickelte und gerade nicht hinsah, öffnete er das Fenster einen Spaltbreit und ließ sich dann in einen Chintz-Sessel sinken. Eine sanfte Brise umspielte jetzt sein Gesicht. Es war unendlich angenehm.

»Meine Lieben«, sagte Professor Trelawney, setzte sich in ihren geflügelten Lehnstuhl vor die Klasse und sah sie reihum mit ihren merkwürdig vergrößerten Augen an,»wir haben unsere Arbeiten zur Weisheit der Planeten fast abgeschlossen. Heute jedoch bietet sich eine exzellente Gelegenheit, die Wirkungen des Mars zu studieren, denn gegenwärtig steht er in höchst interessanter Konstellation. Wenn ihr bitte alle hierher schauen würdet, ich dämpfe das Licht…«

Sie schwang ihren Zauberstab und die Lampen erloschen. Das Feuer war jetzt die einzige Lichtquelle. Professor Trelawney bückte sich, langte unter ihren Stuhl und hob ein kleines, unter einer Glaskuppel geborgenes Modell des Sonnensystems hoch. Es war ein schönes Stück; um die neun Planeten drehten sich schimmernde Monde, beschienen von der feurigen Sonne, und alle wurden von unsichtbarer Hand unter dem Glas gehalten. Harry sah träge hin, während Professor Trelawney erklärte, in welch faszinierendem Winkel Mars jetzt zu Neptun stehe. Die schwer parfümierten Schwaden waberten über ihn hinweg und die Brise vom Fenster her kühlte ein wenig sein Gesicht. Irgendwo hinter dem Vorhang hörte er ein Insekt leise summen. Seine Lider wurden schwer…

Er flog jetzt auf dem Rücken eines Uhus, schwebte am klaren blauen Himmel auf ein altes, mit Efeu überwuchertes Haus hoch oben auf einem Hügel zu. Jetzt neigten sie sich in die Tiefe, und der Wind blies Harry angenehm ins Gesicht, bis sie ein dunkles, kaputtes Fenster im oberen Stockwerk erreichten und hineinflogen. Nun ging es einen düsteren Korridor entlang, zu einem Zimmer ganz am Ende… durch die Tür, hinein in das dunkle Zimmer, dessen Fenster mit Brettern vernagelt waren…

Harry war vom Rücken des Uhus gestiegen… er sah ihm nach, wie er durch das Zimmer flatterte, auf einen Stuhl, dessen Rückenlehne ihm zugekehrt war, und sein Bein jemandem entgegenstreckte… auf dem Boden neben dem Lehnstuhl waren zwei dunkle Gestalten zu sehen… beide bewegten sich…

Die eine war eine riesige Schlange… die andere war ein Mann… ein kleiner Mann mit schütterem Haar, wäßrigen Augen und spitzer Nase… er keuchte und schluchzte auf dem Kaminvorleger…

»Du hast Glück gehabt, Wurmschwanz«, sagte eine kalte, hohe Stimme aus den Tiefen des Lehnstuhls, auf dem die Eule gelandet war.»Wirklich viel Glück. Dein dummer Fehler hat nicht alles ruiniert. Er ist tot.«

»Herr!«, keuchte der Mann auf dem Boden.»Herr, ich bin… ich bin hocherfreut… und bedaure das sehr…«

»Nagini«, sagte die kalte Stimme,»du hast heute kein Glück. Ich werde dir Wurmschwanz doch nicht zum Fraß vorwerfen… aber reg dich nicht auf, bleib ruhig… es gibt ja immer noch Harry Potter…«

Die Schlange zischelte. Harry konnte ihre Zunge flattern sehen.

»Na, Wurmschwanz«, sagte die kalte Stimme,»vielleicht noch eine kleine Erinnerung, warum ich nicht noch einen Fehler deinerseits hinnehmen werde…«

»Herr… nein… ich bitte Euch…«

Aus der Kuhle des Lehnstuhls tauchte die Spitze eines Zauberstabs auf. Sie richtete sich auf Wurmschwanz.»Cru-cio«, sagte die kalte Stimme.

Wurmschwanz schrie, schrie, als ob jeder Nerv seines Körpers brennen würde, das Schreien erfüllte Harrys Ohren, und die Narbe auf seiner Stirn entflammte vor rasendem Schmerz; auch Harry schrie jetzt laut… Voldemort würde ihn hören, würde wissen, daß er da war…

»Harry! Harry!«

Harry öffnete die Augen. Er lag, die Hände aufs Gesicht gepreßt, auf dem Boden von Professor Trelawneys Zimmer. Seine Narbe brannte immer noch so fürchterlich, daß ihm die Augen tränten. Der Schmerz war kein Phantom gewesen. Die ganze Klasse stand um ihn herum und Ron kniete mit entsetztem Gesicht neben ihm.

»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.

»Natürlich nicht!«, sagte Professor Trelawney mit überaus erregter Miene. Ihre großen Augen schwebten lauernd über Harry.»Was war es, Potter? Eine Vorahnung? Eine Erscheinung? Was haben Sie gesehen?«

»Nichts«, log Harry. Er setzte sich auf. Sein Körper bebte. Er konnte nicht anders, er mußte sich einfach umdrehen und in die Schatten hinter sich spähen; Voldemorts Stimme hatte sich so nah angehört…

»Sie hatten die Hand auf Ihre Narbe gepreßt!«, sagte Professor Trelawney.»Sie haben sich auf dem Boden gewälzt, mit der Hand auf der Narbe! Kommen Sie schon, Potter, ich habe Erfahrung mit solchen Dingen!«

Harry sah zu ihr auf.

»Ich glaube, ich muß in den Krankenflügel«, sagte er.»Üble Kopfschmerzen.«

»Mein Lieber, Sie wurden ohne Zweifel durch die außerordentlich klarsichtigen Schwingungen meines Zimmers stimuliert!«, sagte Professor Trelawney.»Wenn Sie jetzt gehen, verlieren Sie vielleicht die Möglichkeit, weiter denn je in die Zukunft zu sehen -«

»Ich möchte nichts weiter sehen als ein Kopfschmerzmittel«, sagte Harry.

Er stand auf. Die Klasse wich zurück. Alle sahen erschüttert aus.

»Bis später dann«, murmelte Harry Ron zu, nahm seine Tasche und ging auf die Falltür zu, ohne auf Professor Trelawney zu achten, die ein fürchterlich enttäuschtes Gesicht machte, ganz als ob ihr ein richtiger Leckerbissen durch die Lappen gegangen wäre.

Als Harry jedoch unten am Fuß der Leiter ankam, wandte er seine Schritte nicht zum Krankenflügel. Er hatte keinen Moment vorgehabt, dort hinzugehen. Sirius hatte ihm gesagt, was er tun solle, wenn seine Narbe wieder zu schmerzen anfing, und Harry wollte seinem Ratschlag folgen: Er würde geradewegs in Dumbledores Büro gehen. Während er durch die Flure lief, überlegte er, was er soeben im Traum gesehen hatte… er war ebenso klar und deutlich gewesen wie jener Traum, der ihn im Ligusterweg aus dem Schlaf gerissen hatte… noch einmal führte er sich die Einzelheiten vor Augen, um sich später gut daran erinnern zu können… er hatte gehört, wie Voldemort Wurmschwanz beschuldigte, einen dummen Fehler gemacht zu haben… doch der Uhu hatte gute Nachrichten gebracht, der Fehler war ausgemerzt, jemand war tot… deshalb sollte Wurmschwanz nicht an die Schlange verfüttert werden… statt seiner würde er, Harry, ihr zum Fraß vorgeworfen…

Gedankenversunken war Harry an dem steinernen Wasserspeier, der den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte, einfach vorbeigegangen. Er blinzelte, sah sich um, erkannte, wo er war, lief zurück und blieb vor dem Wasserspeier stehen. Dann fiel ihm ein, daß er das Paßwort ja gar nicht kannte.

»Scherbert Zitrone?«Ein Versuch konnte ja nicht schaden.

Der Wasserspeier rührte sich nicht.

»Okay«, sagte Harry und starrte ihn an.»Birnenbrandpra-line. Ähm – Lakritzzauberstab. Zischende Zauberdrops. Bubbels Bester Blaskaugummi. Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung… o nein, die mag er doch nicht, oder?… Nun komm schon, mach einfach auf!«, sagte er wütend.»Ich muß ihn unbedingt sprechen, es ist dringend.«

Der Wasserspeier ließ sich nicht erweichen.

Harry stieß mit dem Fuß dagegen, doch dafür bekam er nichts als einen höllischen Schmerz im großen Zeh.

»Schokofrosch!«, schrie er zornig, auf einem Bein hüpfend.»Zuckerfederkiel! Kakerlakenschwarm!«

Der Wasserspeier erwachte zum Leben und sprang zur Seite. Harry blinzelte.»Kakerlakenschwarm?«, sagte er verdutzt.»War doch nur 'n Scherz…«

Er hastete durch den Spalt in der Wand, der sich lautlos hinter ihm schloß, betrat eine steinerne Wendeltreppe, die sich langsam nach oben drehte und ihn vor eine polierte Eichentür mit einem bronzenen Türklopfer brachte. Aus dem Büro drangen Stimmen. Er sprang von der Treppe, zögerte einen Moment und lauschte.

»Dumbledore, ich fürchte, ich kann den Zusammenhang überhaupt nicht erkennen!«Es war die Stimme des Zaubereiministers, Cornelius Fudge.

»Ludo meint, Bertha wäre es durchaus zuzutrauen, daß sie sich verirrt. Zugegeben, wir hatten gehofft, sie zwischenzeitlich zu finden, und dennoch haben wir keinen Beweis für irgendein faules Spiel, Dumbledore, nicht den geringsten. Von wegen, ihr Verschwinden hinge mit dem von Barty Crouch zusammen!«

»Und was, glauben Sie, ist mit Barty Crouch passiert, Minister?«, ertönte Moodys knurrende Stimme.

»Ich sehe da zwei Möglichkeiten, Alastor«, sagte Fudge.»Entweder ist Crouch, wenn man seine persönliche Geschichte bedenkt, jetzt vollkommen übergeschnappt – hat sich geistig umnachtet vom Acker gemacht und treibt sich irgendwo rum -«

»In diesem Fall hat er sich sehr schnell vom Acker gemacht, Cornelius«, sagte Dumbledore ruhig.

»Oder aber – nun…«Fudge klang verlegen.»Ich will nicht urteilen, bevor ich nicht die Stelle gesehen habe, an der er gefunden wurde, aber Sie sagen, es war nicht weit von der Beauxbatons-Kutsche? Dumbledore, wissen Sie, was diese Frau ist?«

»Ich halte sie für eine sehr fähige Schulleiterin – und eine exzellente Tänzerin«, sagte Dumbledore leise.

»Dumbledore, nun kommen Sie!«, sagte Fudge aufgebracht.»Meinen Sie nicht, Sie sehen sie wegen Hagrid durch eine rosarote Brille? Die erweisen sich nicht alle als harmlos – wenn Sie Hagrid überhaupt als harmlos bezeichnen können, mit seinem ganzen Monsterfimmel -«

»Ich verdächtige Madame Maxime genauso wenig wie Hagrid«, sagte Dumbledore weiterhin gelassen.»Ich denke, es ist möglich, daß Sie da Vorurteile haben, Cornelius.«

»Können wir diese Diskussion nun vielleicht beenden?«, knurrte Moody.

»Ja, ja, gehen wir also runter aufs Gelände«, sagte Fudge ungeduldig.

»Nein, das meinte ich nicht«, sagte Moody,»ich wollte nur bemerken, daß Potter Sie sprechen will, Dumbledore. Er steht vor der Tür.«