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Im Rückblick stellte Harry fest, daß er sich auch einen Monat später kaum an die Tage erinnern konnte, die auf diese Nacht folgten. Vielleicht hatte er nach allem, was er durchgemacht hatte, einfach nichts mehr aufnehmen können. Und die wenigen Erinnerungen, die er hatte, waren sehr bittere. Das Schlimmste war wohl das Treffen mit den Diggorys am nächsten Morgen gewesen.
Sie gaben ihm keine Schuld für das, was geschehen war; im Gegenteil, beide dankten ihm, daß er ihren toten Sohn zurückgebracht hatte. Mr Diggory schluchzte während des Gesprächs immer wieder auf, während Mrs Diggory ihrer Trauer offenbar nicht einmal mehr mit Tränen Ausdruck verleihen konnte.
»Dann hat er nicht lange gelitten«, sagte sie, nachdem Harry geschildert hatte, wie Cedric gestorben war.»Und überleg mal, Amos, er starb in dem Moment, als er das Turnier gewonnen hatte. Er muß glücklich gewesen sein.«
Als die beiden sich schon erhoben hatten, wandte sich Mrs Diggory noch einmal Harry zu.»Paß jetzt gut auf dich auf«, sagte sie.
Harry nahm den Beutel mit Gold vom Nachttisch.
»Nehmen Sie das«, murmelte er.»Cedric hätte es verdient, er war vor mir da, nehmen Sie es -«
Doch Mrs Diggory wich hastig zurück.»O nein, es ist deins, mein Junge, wir könnten es nicht… behalt du es.«
Am Abend noch kehrte Harry in den Gryffindor-Turm zurück. Hermine und Ron hatten ihm erzählt, daß Dumbledore beim Frühstück ein paar Worte an alle Schüler gerichtet hatte. Er hatte sie nur um eines gebeten, nämlich Harry in Ruhe zu lassen und ihn nicht mit Fragen darüber zu löchern, was im Irrgarten geschehen war. Auf den Korridoren, so fiel ihm auf, gingen ihm die meisten seiner Mitschüler aus dem Weg und mieden seinen Blick. Manche flüsterten hinter vorgehaltener Hand miteinander, wenn er vorbeiging. Sicher schenkten viele von ihnen Rita Kimmkorns Behauptungen Glauben, er sei gestört und womöglich auch gefährlich. Vielleicht stoppelten sie sich auch ihre eigenen Vermutungen über den Tod Cedrics zusammen. Harry scherte sich wenig darum. Ohnehin war er am liebsten mit Ron und Hermine zusammen, und dann redeten sie über andere Dinge, oder die beiden ließen ihn schweigend dabeisitzen, während sie Schach spielten. Er hatte das Gefühl, sie alle drei waren zu einem stillschweigenden Einverständnis gelangt; sie warteten jeder für sich auf einen Hinweis, ein Wort darüber, was außerhalb von Hogwarts vor sich ging – und es war sinnlos, lange hin und her zu überlegen, was in nächster Zeit geschehen würde, solange sie nichts Genaues erfuhren. Nur einmal streiften sie das Thema, als Ron Harry von einem Treffen Mrs Weasleys mit Dumbledore vor ihrer Heimreise erzählte.
»Sie wollte ihn fragen, ob du diesen Sommer gleich zu uns kommen könntest«, erklärte Ron.»Aber Dumbledore möchte, daß du zu den Dursleys zurückgehst, wenigstens für die erste Zeit.«
»Warum?«, fragte Harry.
»Sie meinte, Dumbledore hätte seine Gründe«, sagte Ron und schüttelte mit düsterer Miene den Kopf.»Bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen.«
Der Einzige außer Ron und Hermine, mit dem Harry, sich überhaupt in der Lage fühlte zu sprechen, war Hagrid. Da es keinen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste mehr gab, hatten sie in diesen Stunden frei. Am Donnerstagnachmittag nutzten sie die Gelegenheit und gingen hinunter, um ihn in seiner Hütte zu besuchen. Es war ein heller, sonniger Tag; Fang kam aus der offenen Tür gejagt und nahm sie bellend und wie verrückt mit dem Schwanz wedelnd in Empfang.
»Wer da?«, rief Hagrid und kam zur Tür.»Harry!«
Mit großen Schritten kam er ihnen entgegen, drückte Harry mit einem Arm an sich, zerzauste sich mit der anderen Hand das Haar noch mehr und sagte:»Läßt dich endlich wieder blicken, Kumpel. Schön dich zu sehn.«
Sie betraten die Hütte. Auf dem Holztisch vor dem Kamin standen ein paar eimergroße Tassen und Teller.
»Hab mit Olympe 'n Täßchen Tee getrunken«, sagte Hagrid.»Ist eben gegangen.«
»Mit wem?«, fragte Ron verwundert.
»Madame Maxime natürlich!«, sagte Hagrid.
»Habt euch wohl wieder versöhnt, ihr beiden?«, sagte Ron.
»Keine Ahnung, was du meinst«, sagte Hagrid lässig und holte frische Tassen aus dem Geschirrschrank. Als er Tee gekocht und ihnen einen Teller teigiger Kekse angeboten hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und nahm Harry mit seinen käferschwarzen Augen scharf unter die Lupe.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er ruppig.
»Jaah«, sagte Harry.
»Nein, ist es nicht«, sagte Hagrid.»Natürlich nicht. Aber wird schon.«
Harry schwieg.
»Wußte, daß er eines Tages zurückkommt«, sagte Hagrid, und alle drei sahen erschrocken zu ihm auf.»Wußte es seit Jahren, Harry. Wußte, daß er irgendwo da draußen war und gewartet hat, bis seine Zeit kam. Mußte passieren. Und jetzt ist es passiert, und wir müssen damit klarkommen. Wir werden kämpfen. Vielleicht können wir ihn stoppen, bevor er richtig Fuß faßt. Das jedenfalls hat Dumbledore vor. Großartiger Mann, Dumbledore. Solange wir ihn haben, mach ich mir nicht allzu viel Sorgen.«
Hagrid sah die ungläubigen Mienen der drei und hob seine buschigen Augenbrauen.
»Hat kein Zweck, dazuhocken und sich Sorgen zu machen«, sagte er.»Was kommen muß, wird kommen, und wenn es da ist, nehmen wir den Kampf auf. Dumbledore hat mir gesagt, was du getan hast, Harry.«
Hagrid schwoll die Brust, während er Harry ansah.»Du hast so viel getan, wie dein Vater getan hätte, und das ist das größte Lob, das ich für dich hab.«
Harry lächelte. Es war das erste Mal seit Tagen, daß er lächelte.
»Worum hat dich Dumbledore gebeten, Hagrid?«, fragte er.»Er hat Professor McGonagall geschickt, um dich und Madame Maxime zu sich zu holen… noch in der Nacht.«
»Hatte 'nen kleinen Auftrag für mich übern Sommer«, sagte Hagrid.»Ist aber geheim. Darf nich drüber reden, nich mal mit euch Rasselbande. Olympe – für euch Madame Maxime – kommt vielleicht mit. Denk eigentlich schon. Glaub, ich hab sie überredet.«
»Hat es mit Voldemort zu tun?«
Hagrid zuckte beim Klang dieses Namens zusammen.
»Könnt sein«, wich er aus.»Aber… wie war's, wenn wir zusammen den letzten Kröter besuchen? War nur 'n Witz – nur 'n Witz!«, setzte er beim Anblick ihrer Gesichter hastig hinzu.
Am Abend vor der Rückreise in den Ligusterweg packte Harry oben im Schlafsaal schweren Herzens seinen Koffer. Ihm graute vor dem Abschiedsessen, das sonst immer ein richtiges Fest war, bei dem der Sieger des Hauswettbewerbs ausgerufen wurde. Seit er aus dem Krankenflügel entlassen war, hatte er, um den neugierigen Blicken seiner Mitschüler zu entgehen, einen Bogen um die Große Halle gemacht, wenn sie voll besetzt war, und lieber dann gegessen, wenn kaum noch jemand da war.
Als sie die Halle betraten, fiel den dreien als Erstes auf, daß sie nicht wie sonst festlich geschmückt war. Normalerweise prangte die Halle beim Abschiedsessen in den Farben des siegreichen Hauses. Heute Abend jedoch hingen schwarze Tücher an der Wand hinter dem Lehrertisch. Harry wußte, daß dies zu Ehren Cedrics geschehen war.
Der wirkliche Mad-Eye Moody saß am Lehrertisch, mitsamt Holzbein und magischem Auge. Äußerst schreckhaft zuckte er jedes Mal zusammen, wenn ihn jemand ansprach. Harry konnte es ihm nicht verdenken; Moodys Angst vor Angriffen war nach der zehnmonatigen Gefangenschaft in seinem eigenen Koffer natürlich noch gewachsen. Professor Karkaroffs Stuhl war leer. Als Harry sich zu den anderen Gryffindors setzte, fragte er sich, wo Karkaroff jetzt wohl steckte; hatte ihn Voldemort vielleicht schon aufgespürt?
Madame Maxime war noch da. Sie saß neben Hagrid und unterhielt sich leise mit ihm. Ein paar Plätze weiter, neben Professor McGonagall, saß Snape. Ihre Blicke trafen sich kurz. Snapes Miene war schwer zu entziffern. Er wirkte so verbittert und abweisend wie eh und je. Harry beobachtete ihn noch lange, nachdem Snape wieder weggeschaut hatte.
Was genau hatte Snape auf Dumbledores Anweisung hin in der Nacht getan, als Voldemort zurückkam? Und warum… warum… war Dumbledore so überzeugt, daß Snape auf seiner Seite war? Er war ihr Spion gewesen, Dumbledore hatte es im Denkarium gesagt. Snape hatte sich als Spion gegen Voldemort gewandt,»unter größter Gefahr für sein eigenes Leben«. Hatte er erneut einen solchen Auftrag übernommen? Hatte er vielleicht schon Verbindung mit den Todessern aufgenommen? Hatte er so getan, als wäre er nie wirklich zu Dumbledore übergelaufen und hätte wie Voldemort selbst nur den richtigen Augenblick abgewartet?
Am Lehrertisch erhob sich Professor Dumbledore und beendete Harrys Grübeleien. In der Großen Halle, wo es ohnehin schon viel leiser war als sonst beim Abschiedsessen, wurde es sehr still.
»Wieder einmal«, sagte Dumbledore und sah in die Gesichter rundum,»wieder einmal geht ein Jahr zu Ende.«
Er hielt inne und sein Blick fiel auf den Tisch der Hufflepuffs. Bevor er aufgestanden war, hatte dort die gedrückteste Stimmung geherrscht, und dort sah man auch die blassesten und traurigsten Gesichter in der Halle.
»Es gibt viel, was ich euch heute Abend sagen möchte«, fuhr Dumbledore fort,»doch will ich zuerst daran erinnern, daß wir einen großartigen Menschen verloren haben, der hier unter uns sitzen und das Essen mit uns genießen sollte.«Er wies zu den Hufflepuffs hinüber.»Ich möchte euch bitten, aufzustehen und die Gläser zu Ehren Cedric Diggorys zu erheben.«
Sie taten es, ohne Ausnahme; Stuhlbeine kratzten über den Boden, dann hatten sich alle erhoben, und eine Stimme, laut und tief wie fernes Donnerrollen, erklang in der Halle:»Cedric Diggory.«
Durch eine Lücke in der Menge erhaschte Harry einen Blick auf Cho. Stumme Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie setzten sich wieder und Harry senkte den Blick.
»Cedric war ein Mensch, der viele der Tugenden, welche das Haus Hufflepuff auszeichnen, in sich vereinte«, fuhr Dumbledore fort.»Er war ein guter und treuer Freund, ein fleißiger Schüler, ein Mensch, der das Fairplay schätzte. Sein Tod hat euch alle berührt, ob ihr ihn gut kanntet oder nicht. Deshalb glaube ich, daß ihr das Recht habt, genau zu erfahren, wie es dazu kam.«
Harry hob den Kopf und starrte Dumbledore an.
»Cedric Diggory wurde von Lord Voldemort ermordet.«
Ein panisches Flüstern erhob sich in der Großen Halle. Viele starrten Dumbledore ungläubig, ja entsetzt an. Er schien jedoch vollkommen ruhig und wartete geduldig, bis sich das Gemurmel wieder gelegt hatte.
»Das Zaubereiministerium wünscht nicht«, erklärte Dumbledore,»daß ich euch dies sage. Vielleicht werden manche eurer Eltern entsetzt darüber sein – entweder weil sie nicht glauben wollen, daß Lord Voldemort zurückgekehrt ist, oder weil sie meinen, ich sollte es euch nicht sagen, weil ihr noch zu jung seid. Es ist jedoch meine Überzeugung, daß die Wahrheit immer der Lüge vorzuziehen ist und daß jeder Versuch, so zu tun, als wäre Cedric durch einen Unfall gestorben oder durch einen eigenen Fehler, eine Beleidigung seines Andenkens ist.«
Bestürzt und verängstigt war nun jedes Gesicht in der Halle Dumbledore zugewandt… fast jedes. Drüben am Slytherin-Tisch sah Harry Draco Malfoy mit Crabbe und Goyle flüstern. Ein heißer, Brechreiz erregender Wutschwall stieg ihm die Kehle hoch. Er zwang sich, den Blick erneut auf Dumbledore zu richten.
»Und noch jemand muß im Zusammenhang mit Cedrics Tod erwähnt werden«, sagte Dumbledore.»Ich spreche natürlich von Harry Potter.«
Eine Welle durchlief die Halle, es waren die Köpfe, die sich zu Harry umdrehten, um sich dann rasch wieder Dumbledore zuzuwenden.
»Harry Potter ist es gelungen, Lord Voldemort zu entkommen«, sagte Dumbledore.»Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um den toten Cedric nach Hogwarts zurückzubringen. Er hat Tapferkeit in jeder Hinsicht bewiesen, wie sie bislang nur wenige Zauberer im Angesicht von Lord Voldemort gezeigt haben, und dafür ehre ich ihn.«
Dumbledore wandte sich mit ernstem Gesicht Harry zu und hob erneut seinen Trinkkelch. Fast alle taten es ihm nach. Sie murmelten seinen Namen, wie zuvor den Cedrics, und tranken auf sein Wohl. Durch eine Lücke in der Menge sah Harry jedoch, daß Malfoy, Crabbe, Goyle und viele andere Slytherins trotzig sitzen geblieben waren und ihre Kelche nicht angerührt hatten. Dumbledore, der schließlich kein magisches Auge hatte, konnte sie nicht sehen.
Sie nahmen ihre Plätze wieder ein und Dumbledore fuhr fort:»Ziel des Trimagischen Turniers war es, das gegenseitige Verständnis unter den Magiern verschiedener Länder zu fördern. Im Lichte dessen, was geschehen ist – der Rückkehr Lord Voldemorts -, sind partnerschaftliche Bande wichtiger denn je.«
Dumbledore sah zu Madame Maxime und Hagrid hinüber, zu Fleur Delacour und ihren Mitschülern aus Beauxbatons, und zu Viktor Krum und den Durmstrangs am Tisch der Slytherins. Krum, so stellte Harry fest, wirkte argwöhnisch, fast verängstigt, als fürchtete er, Dumbledore würde gleich etwas sehr Harsches sagen.
»Jeder Gast in der Halle«, sagte Dumbledore, und sein Blick verweilte auf den Durmstrang-Schülern,»sollte er oder sie uns wieder einmal besuchen wollen, ist hier jederzeit willkommen. Ich sage es euch noch einmal – angesichts der Rückkehr Lord Voldemorts sind wir so stark, wie wir einig, und so schwach, wie wir gespalten sind.
Lord Voldemort besitzt ein großes Talent, Zwietracht und Feindseligkeit zu verbreiten. Dem können wir nur entgegentreten, wenn wir ein nicht minder starkes Band der Freundschaft und des Vertrauens knüpfen. Unterschiede in Lebensweise und Sprache werden uns nicht im Geringsten stören, wenn unsere Ziele die gleichen sind und wir den anderen mit offenen Herzen begegnen.
Es ist meine Überzeugung – und noch nie habe ich so sehr gehofft, mich zu irren -, daß auf uns alle dunkle und schwere Zeiten zukommen. Manche von euch hier haben bereits spürbar unter der Hand Lord Voldemorts gelitten. Viele eurer Familien wurden entzweigerissen. Vor einer Woche wurde ein Schüler aus unserer Mitte genommen.
Denkt an Cedric. Erinnert euch an ihn, wenn einmal die Zeit kommt, da ihr euch entscheiden müßt zwischen dem, was richtig ist, und dem, was bequem ist. Denkt daran, was einem Jungen, der gut und freundlich und mutig war, geschah, nur weil er Lord Voldemort in die Quere kam. Erinnert euch an Cedric Diggory.«
Harrys Koffer war gepackt, obenauf thronte Hedwig in ihrem Käfig.
Zusammen mit den anderen Viertkläßlern warteten Harry, Ron und Hermine in der überfüllten Eingangshalle auf die Kutschen, die sie zum Bahnhof Hogsmeade bringen sollten. Wieder war es ein herrlicher Sommertag. Wenn er am Abend ankam, überlegte Harry, würde es heiß sein im Ligusterweg, die Gärten üppig grün, die Blumenbeete ein Rausch von Farben. Doch der Gedanke machte ihm überhaupt keine Freude.
»'Arry!«
Er wandte sich um. Fleur Delacour kam die Steintreppe zum Schloß hochgerannt. Hinter ihr, in weiter Entfernung, konnte er erkennen, wie Hagrid Madame Maxime behilflich war, zwei ihrer Riesenpferde anzuschirren. Die Beaux-batons-Kutsche würde bald in die Lüfte steigen.
»Wir se'en uns wieder, 'offe isch«, sagte Fleur, als sie vor ihm stand und ihm die Hand darbot.»Isch 'offe, isch bekomme einen Job 'ier, damit isch mein Englisch aufbessern kann.«
»Es ist doch schon sehr gut«, sagte Ron mit merkwürdig erstickter Stimme.
Fleur schenkte ihm ein Lächeln; Hermine blickte finster drein.
»Auf Wiedersehen, 'Arry«, sagte Fleur und wandte sich zum Gehen.»Es war mir ein Vergnügen, disch kennen zu lernen!«
Harrys Laune konnte einfach nicht anders, als sich ein wenig zu bessern; er sah Fleur nach, wie sie mit wehendem Haar ins Sonnenlicht tauchte und zu Madame Maxime hinübereilte.
»Wie kommen eigentlich die Durmstrangs zurück?«, fragte Ron.»Glaubst du, die können dieses Schiff ohne Karkaroff steuern?«
»Karkaroff hat nicht gesteuert«, sagte eine ruppige Stimme.»Er lag die ganze Zeit in seine Kabine und hat uns die Arbeit mache lasse.«Krum war gekommen, um sich von Hermine zu verabschieden.»Kann ich kurz mit dir sprecke?«, fragte er.
»Oh… ja… natürlich«, sagte Hermine, offensichtlich ein wenig geschmeichelt, und verschwand mit Krum in der Menge.
»Beeil dich aber!«, rief ihr Ron nach.»Die Kutschen sind bestimmt gleich da!«
Allerdings ließ er Harry nach den Kutschen Ausschau halten und reckte minutenlang den Kopf über die Menge, um zu sehen, was Krum und Hermine wohl miteinander trieben. Sie kehrten jedoch bald zurück. Ron starrte Hermine an, doch ihre Miene blieb unbewegt.
»Ich mochte Diggory«, sagte Krum unvermittelt zu Harry.»Er war immer höflich zu mir. Immer. Obwohl ich aus Durmstrang kam – mit Karkaroff«, fügte er mit finsterem Blick hinzu.
»Habt ihr schon einen neuen Schulleiter?«, fragte Harry.
Krum zuckte die Achseln. Wie schon Fleur bot er ihnen die Hand an und verabschiedete sich erst von Harry, dann von Ron.
Ron sah ganz danach aus, als würde er unter Qualen mit sich selbst ringen. Schon hatte sich Krum ein paar Schritte entfernt, als es aus ihm herausplatzte:»Kann ich ein Autogramm von dir haben?«
Hermine wandte sich ab und sah mit einem Lächeln zu, wie die pferdelosen Kutschen die Zufahrt heraufrollten, während Krum, überrascht zwar, doch nicht ohne Genugtuung, für Ron seinen Namen auf einen Fetzen Pergament schrieb.
Das Wetter auf ihrer Rückreise nach King's Cross war um Welten besser als bei ihrer Fahrt nach Hogwarts im vorigen September. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Harry, Ron und Hermine hatten es geschafft, ein Abteil für sich zu ergattern. Pigwidgeon war wieder einmal unter Rons Festumhang verborgen, damit er nicht endlos schu-huhte; Hedwig hatte den Kopf unter einen Flügel gesteckt und war am Dösen, und Krummbein hatte sich auf einem freien Sitz eingekringelt und sah wie ein großes, rötlich gelbes Pelzkissen aus. Während der Zug sie schnell nach Süden trug, unterhielten sich die drei so ausgiebig und freimütig wie seit einer Woche nicht mehr. Harry hatte das Gefühl, Dumbledores Worte beim Abschiedsessen hätten etwas in ihm gelöst. Es war keine solche Qual mehr, darüber zu reden, was geschehen war. Sie überlegten hin und her, was Dumbledore wohl gerade unternahm, um Voldemorts Marsch aufzuhalten, und verstummten erst, als der Imbißwagen kam.
Als Hermine mit ihrem Essen ins Abteil zurückkehrte und ihren Geldbeutel wieder in die Schultasche steckte, zog sie eine Ausgabe des Tagespropheten heraus, die sie mitgenommen hatte.
Harry warf einen Blick darauf, nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was sie wohl geschrieben hatten, doch Hermine folgte seinem Blick und sagte leise:»Da steht nichts drin. Du kannst selber nachsehen, aber sie bringen überhaupt nichts. Ich hab jeden Tag geschaut. Nur eine kleine Meldung am Tag nach der dritten Runde, daß du das Turnier gewonnen hättest. Cedric haben sie nicht einmal erwähnt. Nichts von der ganzen Geschichte. Wenn du mich fragst, zwingt Fudge sie dazu, Stillschweigen zu bewahren.«
»Der wird doch Rita nie zum Schweigen bringen«, sagte Harry.»Nicht, wenn es um eine solche Geschichte geht.«
»Oh, Rita hat seit der dritten Runde nichts mehr geschrieben«, sagte Hermine in merkwürdig verhaltenem Ton.»Es ist nämlich so«, fügte sie mit leisem Zittern in der Stimme hinzu,»daß Rita Kimmkorn eine ganze Weile lang gar nichts mehr schreiben wird. Außer sie will, daß ich über sie auspacke.«
»Wovon redest du überhaupt?«, sagte Ron.
»Ich hab rausgefunden, wie sie unsere privaten Gespräche belauscht hat, obwohl sie eigentlich nicht aufs Schloßgelände durfte«, kam es hastig aus Hermines Mund.
Harry hatte den Eindruck, daß Hermine ihnen das schon tagelang unbedingt hatte erzählen wollen, es sich aber wegen all der anderen Geschehnisse verkniffen hatte.
»Und wie hat sie es angestellt?«, fragte Harry rasch.
»Wie hast du es rausgefunden?«, setzte Ron hinzu und starrte sie an.
»Na ja, eigentlich warst du es, der mich auf die Idee gebracht hat, Harry«, sagte sie.
»Tatsächlich?«, entgegnete Harry verdutzt.»Wie denn?«
»Wanzen«, sagte Hermine ausgelassen.
»Aber du hast doch gesagt, sie funktionieren nicht -«
»O nein, keine elektronischen Wanzen«, sagte Hermine.»Nein, wißt ihr… Rita Kimmkorn«- in Hermines Stimme zitterte verhaltener Triumph -»ist ein nicht gemeldeter Animagus. Sie kann sich -«, Hermine zog ein kleines versiegeltes Einmachglas aus ihrer Tasche,»- in einen Käfer verwandeln.«
»Du machst Witze«, sagte Ron.»Du hast doch nicht… sie ist nicht etwa…«
»O doch, genau das ist sie«, juchzte Hermine und fuchtelte mit dem Glas vor ihren Augen herum.
Drin waren ein paar Zweige und Blätter und ein großer, fetter Käfer.
»Das ist doch nie und nimmer – du willst uns auf den Arm nehmen -«, flüsterte Ron und hob das Glas an die Augen.
»Nein, will ich nicht«, strahlte Hermine.»Ich hab sie auf der Fensterbank im Krankensaal gefangen. Schaut euch den Käfer genau an, dann seht ihr, die Muster auf ihrem Fühler sind genau die gleichen wie auf dieser bescheuerten Brille, die sie immer trägt.«
Harry nahm den Käfer unter die Lupe und stellte fest, daß sie vollkommen Recht hatte. Und jetzt fiel ihm auch etwas ein.»An dem Abend, als wir hörten, wie Hagrid Madame Maxime von seiner Mutter erzählte – da war ein Käfer auf dieser Statue!«
»Genau«, sagte Hermine.»Und Viktor hat einen Käfer aus meinen Haaren gezogen, nachdem wir am See miteinander gesprochen hatten. Und wenn ich mich nicht gewaltig irre, hockte Rita Kimmkorn genau an dem Tag bei Wahrsagen auf dem Fenstersims, als deine Narbe geschmerzt hat. Das ganze Jahr über ist sie auf der Suche nach irgendwelchen Geschichten herumgeschwirrt.«
»Als wir Malfoy unter diesem Baum gesehen haben…«, sagte Ron langsam.
»Er hat mit ihr gesprochen, sie war auf seiner Hand«, sagte Hermine.»Natürlich hat er es gewußt. So hat sie all diese netten kleinen Interviews mit den Slytherins bekommen. Denen war egal, daß sie etwas Ungesetzliches tat, solange sie ihr diese fürchterlichen Geschichten über uns und Hagrid verbraten konnten.«
Hermine nahm das Glas aus Rons Hand und sah lächelnd zu, wie der Käfer zornig gegen das Glas brummte.
»Ich hab ihr gesagt, ich laß sie raus, wenn wir in London sind«, sagte sie.»Das Glas hab ich unzerbrechlich gehext, deshalb kann sie sich nicht verwandeln. Und ich hab ihr gesagt, sie solle ihre flotte Feder ein Jahr lang stecken lassen. Mal sehen, ob sie von dieser Gewohnheit runterkommt, schreckliche Lügen über die Leute zu verbreiten.«
Erhaben lächelnd steckte Hermine das Glas zurück in ihre Schultasche.
Die Abteiltür glitt auf.
»Oberschlau, Granger«, sagte Draco Malfoy.
Crabbe und Goyle standen hinter ihm. Alle drei sahen selbstzufriedener, arroganter und bedrohlicher aus, als Harry sie je erlebt hatte.
»Schön«, sagte Malfoy langsam, tat einen Schritt ins Abteil und sah sie mit hämisch gekräuselten Lippen an.»Ihr habt eine erbärmliche Reporterin gefangen, und Potter ist wieder mal Dumbledores Liebling. Ganz toll.«
Sein Grinsen verbreiterte sich. Crabbe und Goyle standen da und schielten.
»Wollt euch ein wenig ablenken, oder?«, sagte Malfoy leise und sah alle drei abwechselnd an.»Versucht so zu tun, als ob es nicht passiert wäre?«
»Raus hier«, sagte Harry.
Er war nicht mehr in Malfoys Nähe gewesen, seit er beobachtet hatte, wie er während Dumbledores Rede mit Crabbe und Goyle getuschelt hatte. Ihm war, als klingelte ihm etwas in den Ohren. Unter dem Umhang packte er seinen Zauberstab.
»Du hast dich für die Verlierer entschieden, Potter! Ich hab dich gewarnt! Ich hab dir gesagt, du solltest besser darauf achten, mit wem du dich abgibst. Erinnerst du dich? Als wir uns im Zug trafen, auf der ersten Fahrt nach Hogwarts? Ich hab dir gesagt, du sollst dich nicht mit so einem Pack abgeben!«Sein Kopf zuckte in Richtung Ron und Hermine.»Zu spät, Potter! Die sind die Ersten, die verschwinden, jetzt, wo der dunkle Lord zurück ist! Schlammblüter und Muggelfreunde zuerst! Und – zweitens – Diggory war der ver-«
Es war, als würde eine Kiste Feuerwerkskracher im Abteil explodieren. Geblendet von gleißenden Flüchen aus allen Richtungen, betäubt von einer Serie lauter Schläge, sah Harry blinzelnd zu Boden.
Malfoy, Crabbe und Goyle lagen bewußtlos da, halb auf dem Gang, halb im Abteil. Harry, Ron und Hermine waren aufgesprungen, und alle drei hatten sie verschiedene Flüche losgelassen. Und sie waren nicht die Einzigen.
»Dachten, wir schauen mal nach, was diese drei so vorhaben«, sagte Fred lässig und stieg über Goyle hinweg ins Abteil. Er hatte den Zauberstab gezückt, wie auch George, der mit großer Umsicht auf Malfoy trat, als er Fred folgte.
»Interessante Wirkung«, sagte George und sah auf Crabbe hinunter.»Wer hat den Furunkulus-Fluch genommen?«
»Ich«, sagte Harry.
»Seltsam«, schmunzelte George.»Ich hab Wabbelbein genommen. Sieht aus, als sollte man die beiden nicht mischen. Dem sprießen ja kleine Tentakel aus dem Gesicht. Und hört mal, wir wollen sie nicht hier drinlassen, die passen doch nicht zum Ambiente.«
Ron, Harry und George kickten, schoben und wälzten Malfoy, Crabbe und Goyle – der Fluchwirrwarr hatte ihrem Teint gar nicht gut getan – hinaus auf den Gang, kehrten zurück ins Abteil und schoben die Tür zu.
»Jemand Lust auf Snape explodiert?«, fragte Fred und zog einen Packen Spielkarten aus der Tasche.
Sie waren mitten im fünften Spiel, als Harry beschloß, die beiden zu fragen.
»Wie steht's, George, rückst du endlich mit der Sprache raus?«, sagte er.»Wen habt ihr erpreßt?«
»Ooh«, murmelte George.»Das.«
»Vergiß es«, sagte Fred und schüttelte ungeduldig den Kopf.»Es war nichts Wichtiges. Vielleicht später mal.«
»Wir haben's ohnehin aufgegeben«, sagte George achselzuckend.
Doch Harry, Ron und Hermine ließen nicht locker und endlich meinte Fred:
»Schon gut, schon gut, wenn ihr's unbedingt wissen wollt… es war Ludo Bagman.«
»Bagman?«, sagte Harry überrascht.»Willst du sagen, er hatte mit -«
»Nöh«, sagte George mit umwölkter Miene.»Damit hatte er nichts zu tun. Ist 'n Dummbeutel. Hätte nicht den Grips dazu gehabt.«
»Na und, um was ging's dann?«, fragte Ron.
Fred zögerte, dann sagte er:»Ihr wißt doch noch, daß wir bei ihm eine Wette plaziert hatten, bei der Quidditch-Weltmeisterschaft? Daß Irland gewinnen, aber Krum den Schnatz fangen würde?«
»Jaah«, sagten Harry und Ron langsam.
»Na ja, der Schlaumeier hat uns mit dem Leprechan-Gold bezahlt, das diese irischen Maskottchen vor dem Spiel runterregnen ließen.«
»Und?«
»Und?«, sagte Fred ungeduldig.»Es hat sich natürlich aufgelöst! Am nächsten Morgen war es weg!«
»Aber – das muß doch ein Versehen gewesen sein?«, warf Hermine ein.
George lachte bitter.»Ja, das haben wir zuerst auch geglaubt. Wir dachten, wenn wir ihm einfach schreiben, daß er einen Fehler gemacht hat, würde er die Kohle rausrücken. Aber denkste. Hat unseren Brief einfach ignoriert. In Hogwarts dann haben wir andauernd versucht mit ihm zu reden, aber er hat immer irgendeine Ausrede gefunden, um uns zu entwischen.«
»Schließlich ist er ziemlich fies geworden«, sagte Fred.»Meinte, wir seien zu jung zum Spielen, und er würde uns überhaupt nichts geben.«
»Also haben wir unser Geld eben zurückverlangt«, sagte George mit finsterem Blick.
»Er hat doch nicht etwa abgelehnt!«, keuchte Hermine.
»Volltreffer«, sagte Fred.
»Aber das waren eure ganzen Ersparnisse!«, rief Ron.
»Wem sagst du das«, erwiderte George.»Natürlich haben wir irgendwann rausgefunden, was eigentlich los war. Auch Lee Jordans Vater hatte einige Schwierigkeiten, sein Geld von Bagman zu kriegen. Wie sich rausgestellt hat, hat er großen Ärger mit den Kobolden. Hat sich Unmengen Gold von ihnen geliehen. Eine Bande von denen ist ihm nach der Weltmeisterschaft im Wald auf die Pelle gerückt und hat ihm alles Gold abgenommen, das er bei sich hatte, und es war immer noch nicht genug, um die Schulden zu begleichen. Dann sind sie ihm bis nach Hogwarts gefolgt, um ihn im Auge zu behalten. Er hat alles beim Glücksspiel verloren. Kann sich nicht mal mehr 'ne Tasse Tee leisten. Und wißt ihr, wie der Idiot die Kobolde bezahlen wollte?«
»Wie?«, sagte Harry.
»Er hat auf dich gewettet, Alter«, sagte Fred.»Hat 'nen großen Betrag darauf gesetzt, daß du das Turnier gewinnst. Und die Kobolde haben dagegengehalten.«
»Darum also wollte er mir ständig gewinnen helfen!«, sagte Harry.»Aber – ich hab doch gewonnen. Also kann er euch das Gold zurückzahlen!«
»Von wegen«, sagte George kopfschüttelnd.»Die Kobolde spielen genauso 'n dreckiges Spiel wie er. Die sagen jetzt, du hättest dir den ersten Platz mit Diggory geteilt, und Bagman hat ja gewettet, daß du allein gewinnst. Also mußte Bagman abhauen. Und das hat er gleich nach der dritten Runde getan.«
George seufzte tief und begann die Karten neu auszuteilen.
Die restliche Reise war ein wahres Vergnügen; Harry wünschte sich sogar, sie würde den ganzen Sommer dauern, ohne daß sie je in King's Cross ankämen… doch wie er dieses Jahr auf die harte Tour hatte lernen müssen, verlangsamt sich der Lauf der Zeit nicht, wenn etwas Unangenehmes auf einen zukommt, und allzu schnell war es so weit und der Hogwarts-Express lief auf Gleis neundreiviertel ein. Wie üblich machte sich beim Aussteigen ein lärmiges Durcheinander auf den Gängen breit. Ron und Hermine kämpften sich mit ihren schweren Koffern an Malfoy, Crabbe und Goyle vorbei.
Harry jedoch blieb sitzen.»Fred – George – einen Moment noch.«
Die Zwillinge kamen zurück. Harry öffnete den Koffer und holte seinen Trimagischen Gewinn hervor.
»Für euch«, sagte er und drückte George den Goldbeutel in die Hand.
»Wie bitte?«Fred war völlig perplex.
»Für euch«, wiederholte Harry bestimmt.»Ich will es nicht.«
»Du bist verrückt geworden«, sagte George und versuchte den Beutel Harry wieder aufzudrängen.
»Nein, bin ich nicht«, sagte Harry.»Nehmt das Gold und macht euch ans Erfinden. Es ist für den Scherzladen.«
»Er ist tatsächlich verrückt geworden«, sagte Fred mit beinahe furchtsamer Stimme.
»Hört zu«, sagte Harry entschlossen.»Wenn ihr's nicht nehmt, werf ich's in den Gully. Ich will es nicht und ich brauch es nicht. Aber ich könnte ein paar Lacher vertragen. Wir alle könnten ein paar Lacher vertragen. Und ich hab da so 'ne Ahnung, daß wir sie bald mehr als sonst brauchen werden.«
»Harry«, sagte George matt und wog den Geldsack in den Händen,»dadrin müssen mindestens tausend Galleonen sein.«
»Jaah«, grinste Harry.»Überlegt mal, wie viel Kanarien-krem das gibt.«
Die Zwillinge starrten ihn an.
»Aber sagt eurer Mum nicht, woher ihr es habt… obwohl, wenn man's bedenkt, sie ist jetzt sicher nicht mehr so scharf darauf, daß ihr im Ministerium anfangt…«
»Harry«, setzte Fred an, doch Harry zückte seinen Zauberstab.
»Paßt auf«, sagte er kurz angebunden,»nehmt es oder ich jag euch einen Fluch auf den Hals. Ich kenn inzwischen ein paar gute. Aber tut mir einen Gefallen, ja? Kauft Ron einen anderen Festumhang und sagt, er sei von euch.«
Er verließ das Abteil, bevor sie den Mund aufmachen konnten, und stieg über Malfoy, Crabbe und Goyle hinweg, die immer noch mit Fluchmalen überwuchert auf dem Gang lagen.
Onkel Vernon wartete auf der anderen Seite der Absperrung. Mrs Weasley stand ganz in seiner Nähe. Sie kam Harry entgegen, umarmte ihn herzlich und flüsterte ihm ins Ohr:»Ich glaube, Dumbledore läßt dich später im Sommer zu uns kommen. Laß was von dir hören, Harry.«
»Bis dann, Harry«, sagte Ron und gab ihm einen Klaps auf den Rücken.
»Ciao, Harry!«, sagte Hermine und tat etwas, das sie noch nie getan hatte: Sie küßte ihn auf die Wange.
»Harry – danke«, murmelte George, und Fred an seiner Seite nickte eifrig.
Harry zwinkerte ihnen zu, wandte sich zu Onkel Vernon um und folgte ihm schweigend aus dem Bahnhof. Noch hat es keinen Sinn, sich Sorgen zu machen, dachte er, als er hinten in den Wagen der Dursleys stieg. Wie Hagrid gesagt hatte, was kommen mußte, würde kommen… und wenn es da war, würde er den Kampf aufnehmen müssen.