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»Sei leise, Ron, oder Mum kommt wieder rauf!«
»Ihr zwei seid gerade auf meinen Knien appariert!«
»Je, nun, im Dunkeln ist es schwerer.«
Harry sah die verschwommenen Umrisse von Fred und George, die von Ron«s Bett sprangen. Die Bettfedern stöhnten und Harrys Matratze sank ein paar Zentimeter, als George sich neben seine Füsse setzte.
»So, seid ihr schon dabei?«fragte George eifrig.
»Bei der Waffe, die Sirius erwähnt hat? sagte Harry…»Hat durchsickern lassen, das trifft«s eher,«sagte Fred mit Befriedigung und sass nun neben Ron. »Davon haben wir noch nichts gehört, mit den ollen Verlängerten, was?
»Was meint ihr, was ist es?«fragte Harry.
»Könnte alles mögliche sein,«sagte Fred.
Aber es kann doch nichts Schlimmeres geben als den Avada Kedavra Fluch, oder?«fragte Ron?»Was ist schlimmer als der Tod?«
»Vielleicht ist es etwas, das jede Menge Leute auf einmal töten kann,«schlug George vor.
»Vielleicht ist es eine besonders schmerzhafte Art und Weise, Menschen umzubringen,«sagte Ron ängstlich.
»Er hat den Cruciatus-Fluch um Leuten Schmerz zuzufügen,«sagte Harry,»er braucht nichts Wirkungsvolleres als das.«
Es gab eine Pause und Harry wußte, daß die anderen, so wie er selbst, sich fragten, was für schreckliche Dinge diese Waffe anstellen konnte.
»Also, was meint ihr, wer hat sie jetzt?«fragte George.
»Ich hoffe, das Ding ist auf unserer Seite,«sagte Ron und klang ein wenig nervös.
»Wenn ja, dann wird wahrscheinlich Dumbledore sie haben.«sagte Fred.
»Wo denn?«sagte Ron schnell.»In Hogwarts?«
»Ich wette, das ist es!«sagte George.»Da hat er den Stein der Weisen auch versteckt.«
»Aber eine Waffe wäre viel größer als der Stein, oder?«sagte Ron.
»Nicht unbedingt,«sagte Fred.
»Ja, Größe sagt nichts über Kraft aus,«sagte George.»Schaut euch Ginny an.«
»Was meinst du?«fragte Harry.
»Du hast noch nie einen von ihren Fledermauspopel-Flüchen abgekriegt, was?«
»Pssst!«sagte Fred und rutschte halb vom Bett.»Hört mal!«
Sie waren mucksmäuschenstill. Schritte kamen die Treppe herauf.
»Mum,«sagte George und ohne jegliche Ankündigung gab es einen lauten Knall. Harry fühlte, wie das Gewicht vom Ende des Bettes verschwand. Ein paar Sekunden später hörten sie vor ihrer Tür eine Diele knarren. Offensichtlich lauschte Mrs Weasley an Tür, ob sie noch miteinander sprachen.
Hedwig und Pigwidgeon schuhuten klagend. Die Diele knarrte wieder und sie hörten, wie sie hinaufging um bei Fred und George zu horchen.
»Sie traut uns überhaupt nicht, weißt du,«sagte Ron bedauernd.
Harry war sich sicher, daß er es nicht schaffen würde, einzuschlafen; der Abend war so vollgestopft gewesen mit Dingen, über die er nachdenken mußte, daß er sicher war, daß er noch stundenlang wachliegen und darüber nachgrübeln würde. Er wollte sich weiter mit Ron unterhalten, aber Mrs Weasley tappte knarrend nach unten und als sie weg war, hörte er deutlich andere nach oben steigen…tatsächlich, vielbeinige Geschöpfe trabten leise den Flur hinter der Schlafzimmertür auf und ab, und Hagrid, der Lehrer für Hege und Pflege magischer Wesen sagte: »Kleene Schönheiten, wa,, Harry? Dieset Jahr nehmwa Waffen durch…«und Harry sah, daß die Wesen Kanonen als Köpfe hatten und sich zu ihm umdrehten… er duckte sich…
Das nächste, was er wußte, war, daß er unter der Decke zu einem kuschelig-warmen Ball zusammengerollt war und Georges laute Stimme den Raum erfüllte.
»Mum sagt, ihr sollt aufstehen, euer Frühstück ist in der Küche und dann braucht sie euch im Salon, da sind noch viel mehr Zahnfeen als sie dachte und sie hat ein Nest mit toten Plusterbällchen unter dem Sofa gefunden.«
Eine halbe Stunde später hatten Harry und Ron sich schnell angezogen und gefrühstückt und betraten den Salon, einen langen Saal im ersten Stock, mit hoher Decke und olivgrünen Wänden, an denen schmutzige Wandteppiche hingen.
Aus dem Teppich stiegen bei jedem Schritt Staubwolken auf und in den langen, moosgrünen Samtvorhängen brummte es, als wäre darin ein Schwarm unsichtbarer Bienen verborgen. Mrs Weasley, Hermine, Ginny, Fred und George standen davor und sahen dabei sehr merkwürdig aus, denn jeder hat sich ein Tuch über Mund und Nase gebunden.
Jeder hatte ausserdem eine große Flasche voll schwarzer Flüssigkeit mit einer Sprühdüse am Deckel in der Hand…»Bedeckt eure Gesichter und fangt an zu sprühen,«sagte Mrs Weasley zu Harry und Ron, kaum daß sie sie erblickt hatte und zeigte auf zwei weitere Flaschen mit schwarzer Flüssigkeit, die auf einem spinnenbeinigen Tischchen standen.»Es ist Zahnfeentod. Ich habe noch nie einen so schlimmen Befall gesehen – was hat dieser Hauself bloß in den letzten zehn Jahren gemacht…?«
Hermines Gesicht war von einem Geschirrtuch halb verdeckt, aber Harry konnte deutlich den vorwurfsvollen Blick sehen, den sie Mrs Weasley zuwarf.
»Kreacher ist so alt, er hat es wahrscheinlich einfach nicht mehr geschafft…«
»Du wärst überrascht, was Kreacher alles schaffen kann, wenn er nur will, Hermine,«sagte Sirius, der gerade den Raum betreten hatte, eine blutfleckige Tasche über der Schulter, die offenbar tote Ratten enthielt.»Ich habe gerade Schnäbelchen gefüttert,«fügte er hinzu, als er Harrys fragenden Blick sah.»Den habe ich oben im Schlafzimmer meiner Mutter einquartiert. Jedenfalls…dieser Schreibtisch…«
Er lie die Tasche mit den Ratten auf einen Sessel fallen und bückte sich, um das verschlossene Schränkchen anzusehen.
Harry fiel erst jetzt auf, daß es leicht zitterte.
»Also, Molly, ich bin ziemlich sicher, das ist ein Boggart,«sagte Sirius und spähte durch das Schlüsselloch,» aber vielleicht sollten wir Mad-Eye einen Blick drauf werfen lassen, bevor wir ihn rauslassen, so wie ich meine Mutter kenne, könnte es auch etwas viel Schlimmeres sein.
»Du hast völlig recht, Sirius,«sagte Mrs Weasley.
Sie sprachen beide ein einem bemüht leichten, höflichen Tonfall, der Harry überdeutlich wissen ließ, daß keiner der beiden ihre Auseinandersetzung von letzter Nacht vergessen hatten.
Eine laute, scheppernde Glocke erklang von unten, gefolgt von einem Strom aus Geschrei und Schluchzern, wie er letzte Nacht von Tonks ausgelöst worden war, als sie den Schirmständer umgestoßen hatte.
»Ich sag«s ihnen immer wieder, sie sollen nicht an der Tür läuten!«sagte Sirius entnervt und eilte aus dem Raum. Sie hörten ihn die Treppe hinunterjagen, während Mrs Blacks Kreischen aufs Neue durch das Haus gellte.
»Schandflecke, dreckige Mischlinge, Verräter unseres Blutes, Kinder des Abschaums…«
»Mach bitte die Tür zu, Harry,«sagte Mrs Weasley.
Harry ließ sich beim Schließen der Tür so viel Zeit, wie er sich getraute; er wollte zuhören, was unten geschah. Sirius hatte es offenbar geschafft, die Vorhänge vor dem Portrait zu schliessen, denn sie hatte aufgehört zu schreien. Er hörte wie Sirius die Eingangshalle entlang ging, das Klappern der Kette an der Eingangstür und dann eine tiefe Stimme, die er als die von Kingsley Shacklebolt erkannte.»Hestia hat mich gerade abgelöst, also hat sie jetzt Moodys Mantel, dachte mir, ich hinterlasse einen Bericht für Dumbledore…«
Harry fühlte den Blick von Mrs Weasley im Nacken und schloss widerwillig die Salontür, um sich wieder der Zahnfeejagd anzuschließen.
Mrs Weasley beugte sich über Gilderoy Lockharts Handbuch der Haushaltsschädlinge, das auf dem Sofa lag, um die Seite über Zahnfeen nachzulesen.
»Also, Kinder, ihr müsst euch vorsehen, Zahnfeen beissen und ihre Zähne sind giftig. Ich habe eine Flasche mit einem Gegenmittel da, aber mir wäre es lieber, keiner würde es brauchen.
»Hallo Kreacher,«sagte Fred ziemlich laut und schlug die Tür zu.
Der Haus-Elf blieb wie angewurzelt stehen, hörte auf vor sich hin zu murmeln und überraschte mit einer sehr betonten aber um so weniger überzeugenden Begrüßung.
»Kreacher hat den jungen Herrn nicht gesehen,«sagte er sich umdrehend und vor Fred verbeugend. Noch immer zum Teppich gewandt fügte er, sehr gut zu verstehen, hinzu:»Das garstige kleine Balg eines Verräters ist er.«
»Entschuldigung?«sagte George.»Ich hab den Rest nicht verstanden.«
»Kreacher hat nichts gesagt,«erwiderte der Elf mit einer weiteren Verbeugung zu George und fügte mit einem abschätzigen Unterton hinzu:»und da ist sein Zwillingsbruder, unnatürliche kleine Bestien sind sie.«
Harry wußte nicht ob er lachen sollte oder nicht. Der Elf richtete sich sie alle missgünstig anblickend auf und fuhr fort zu murmeln, da er offensichtlich davon überzeugt war daß sie ihn nicht hören konnten.
…«.und da ist das Schlammblut, unverschämt steht es herum, oh, wenn die Herrin wüsste, oh, wie sei weinen würde, und da ist ein neuer Junge, Kreacher kennt seinen Namen nicht. Was tut er hier? Kreacher weiss es nicht…«
»Das ist Harry, Kreacher,«sagte Hermine freundlich,»Harry Potter.«
Kreachers blasse Auge weiteten sich und er murmelte schneller und wütender als je zu.zuvor.
»Das Schlammblut spricht mit Kreacher als ob sie mein Freund wäre, wenn Kreachers Herrin ihn in solcher Gesellschaft sähe, oh, was würde sie sagen-«
»Nenn sie nicht Schlammblut!«sagten Ron und Ginny im Chor, äußerst verärgert.
»Das macht nichts,«flüsterte Hermine,»Er ist nicht ganz richtig im Kopf, er weiss nicht-«
»Mach dich nicht lächerlich, Hermine, er weiss ganz genau was er sagt,«sagte Fred, Kreacher mit großem Widerwillen betrachtend.
Kreacher babbelte immer noch vor sich hin, seine Augen auf Harry gerichtet.
»Ist es wahr? Ist es Harry Potter? Kreacher kann die Narbe sehen, es muß also wahr sein, daß ist der Junge der den Dunklen Lord gestoppt hat, Kreacher fragt sich, wie er das angestellt hat-«
»Tun wir das nicht alle Kreacher?«wollte Fred wissen.
»Was willst du überhaupt hier?«fragte George.
»Kreacher putzt«antwortete er ausweichend.
»Eine sehr wahrscheinliche Geschichte,«sagte eine Stimme hinter Harry.
Sirius war zurück gekehrt; er betrachtete den Elfen finster aus dem Türbogen. Der Lärm in der Halle war versiegt; vielleicht hatte Mrs Weasley und Mundungus ihren Streit runter in die Küche verlegt.
Als er Sirius erblickte warf Kreacher sich in eine lächerlich tiefe Verbeugung und seine schnauzengleiche Nase wurde auf den Fussboden gepresst.
»Stell dich grade hin,«sagte Sirius ungeduldig.»Nun, was hast du also vor?«
»Kreacher putzt,«antwortete der Elf.»Kreacher lebt um dem Edlen Haus der Blacks-«
»Und es wird von Tag zu Tag schwärzer, es ist schmutzig«sagte Sirius.
»Der Herr mochte diesen kleinen Witz schon immer,«sagte Kreacher, sich wiederum verbeugend, und fuhr in einem Unterton fort:»Der Herr war ein garstiges undankbares Schwein der das Herz seiner Mutter gebrochen hat-«
»Meine Mutter hatte kein Herz, Kreacher,«versetzte Sirius.»Sie hielt sich nur durch pure Bosheit am Leben.
Kreacher verbeugte sich wieder während er sprach.
»Was auch immer der Herr sagt,«murmelte er aufgebracht.»Der Herr ist es nicht wert Schleim von den Stiefeln seiner Mutter zu wischen, oh, meine arme Herrin, wenn sie sähe daß Kreacher ihm dient, wie sie ihn gehasst hat, was er für eine Enttäuschung gewesen ist-«
»Ich habe dich gefragt, was du vor hattest,«sagte Sirius kalt.»Jedes Mal wenn du dich zeigst und so tust, als ob du putzt, schmuggelst du irgendwas auf dein Zimmer damit wir es nicht rausschmeißen können.«
»Kreacher würde nie etwas von seinem angestammten Platz im Haus seines Meisters bewegen,«sagte der Elf, murmelte dann sehr schnell:»Die Herrin würde Kreacher nie vergeben wenn der Wandteppich runtergerissen würde, er ist seit sieben Jahrhunderten im Familienbesitz, Kreacher muß ihn retten, Kreacher wird nicht zulassen, daß der Herr, die Blutverräter und die Balgen ihn zerstören-«
»Ich dachte mir schon daß es das sein könnte,«sagte Sirius, einen verachtenden Blick auf die gegenüberliegende Wand werfend.»Sie wird seine Rückseite mit einem weiteren Permanenten Anklebe Zauber belegt haben, da habe ich keine Zweifel, aber wenn ich ihn irgendwie loswerden kann tue ich das auch. Und jetzt verzieh dich, Kreacher.«
Es schien so als würde Kreacher es nicht wagen einem direkten Befehl nicht zu gehorchen; trotzdem war der Blick, den er Sirius zuwarf als er an ihm vorbei aus dem Raum schlurfte voll von tiefster Abscheu und er murmelte auf dem ganzen Weg aus dem Raum:
»- kommt zurück aus Askaban und scheucht Kreacher herum, oh, meine arme Herrin, was würde sie sagen wenn sie ihr Haus jetzt sähe, Abschaum darin lebend, ihre Schätze herausgeworfen, sie hat geschworen daß er nicht ihr Sohn sei und er ist zurück, sie sagen sogar das er ein Mörder ist-«
»Murre nur weiter und ich werde zum Mörder!«erwiderte Sirius reizbar als er die Tür hinter dem Elfen zuknallte.
»Sirius, er ist nicht ganz richtig im Kopf,«verteidigte ihn Hermine,»Ich glaube nicht daß er versteht, daß wir ihn hören können.«
»Er war zulange allein,«antwortete Sirius,»bekam verrückte Befehle vom Portrait meiner Mutter und sprach mit sich selbst, aber er war schon immer ein fauler kleiner-«.»Aber wenn du ihn freilassen würdest,«sagte Hermine hoffnungsvoll,»vielleicht-«
»Wir können ihn nicht freilassen, er weiss zu viel über den Orden,«entgegnete Sirius kurz angebunden.»Und überhaupt, der Schock würde ihn töten. Schlag du ihm vor das Haus zu verlassen, mal sehen wie er es verkraftet.«
Sirius durchquerte das Zimmer dorthin wo der Wandteppich, den Kreacher zu verteidigen versucht hatte, die Wand bedeckte. Harry und die anderen folgten ihm.
Der Teppich sah sehr alt aus; er war verblichen und sah aus als ob Zahnfeen ihn angenagt hätten. Wie auch immer, der goldene Faden, mit der er bestickt war funkelte immer noch hell genug um ihnen einen ausgedehnten Stammbaum zu zeigen, der (soweit Harry zu sehen vermochte) bis ins Mittelalter zurück reichte. Große Worte am oberen Ende des Teppich lasen Das Edle und Altehrwürdige Haus derer von Black
»Toujours pur«
»Du bist hier nicht drauf!«stellte Harry fest, nachdem er das Ende des Stammbaums genau betrachtet hatte.
»Ich war früher dort,«sagte Sirius, während er auf ein kleines, rundes, angesengtes Loch deutete, das eher wie ein Brandfleck von einer Zigarette aussah.»Meine süße, alte Mutter hat mich ausgebrannt nachdem ich von Zuhause weggelaufen bin – Kreacher liebt es die Geschichte vor sich hin murmelnd rum zu erzählen.
»Du bist von Zuhause ausgerissen?«
»Als ich ungefähr sechzehn war,«antwortete Sirius.»Ich hatte genug.«
»Wo bist du hingegangen?«fragte Harry, der Sirius anstarrte.
»Zu deinem Vater,«sagte Sirius.»Deine Großeltern war mir sehr wohl gesonnen; sie haben mich sozusagen als zweiten Sohn adoptiert. Ja, ich hab die Schulferien bei deinem Vater verbracht, und als ich siebzehn war, hab ich mir etwas Eigenes zugelegt. Mein Onkel Alphard hat mir ein ordentliches Bißchen Gold hinterlassen – er ist hier auch ausradiert worden, das ist vermutlich der Grund – wie auch immer, danach hab ich mich um mich selbst gekümmert. Aber ich war trotzdem immer bei Mr und Mrs Potter zum Sonntagsessen willkommen.
»Aber…warum bist du…?«
»Fortgegangen?«Sirius lächelte bitter und strich sich mit den Fingern durch seine langen, ungekämmten Haare.
»Weil ich die ganze Bande gehasst habe: Meine Eltern, mit ihrer Reinblüter-Manie, überzeugt davon daß ein Black zu sein einen praktisch königlich machte… meinen idiotischen Bruder, der weich genug war ihnen zu glauben… das ist er.«
Sirius stieß einen Finger ganz am Ende des Stammbaums, auf den Namen»Regulus Black.«Ein Todesdatum (vor ungefähr fünfzehn Jahren) folgte dem Geburtsdatum.
»Er war jünger als ich,«sagte Sirius,»und ein wesentlich besserer Sohn wie man mich immer wieder erinnerte.«
»Aber er starb.«sagte Harry.
»Ja,«erwiderte Sirius,»dämlicher Idiot… er wurde ein Todesser.«
»Du machst Witze!«
»Komm schon Harry, hast du noch nicht genug von diesem Haus gesehen um sagen zu können was für eine Sorte Zauberer wir waren?«fragte Sirius gereizt.
»Waren- waren deine Eltern auch Todesser?«
»Nein, nein, aber glaub mir, sie dachten schon das Voldemort die richtige Idee hatte, sie waren völlig für die Reinhaltung der Zaubererrasse, menschlich Geborene loswerden und Reinblüter an die Macht. Sie waren damit auch nicht allein, es gab ziemlich viele Leute, die dachten das Voldemort den richtigen Ansatz hatte, bevor er seine waren Absichten zeigte…sie haben aber kalte Füsse bekommen als sie sahen, was er bereit war zu tun um an die Macht zu gelangen. Aber meine Eltern dachten am Anfang das Regulus ein kleiner Held war weil er Mitglied wurde.«
»Wurde er von einem Auror getötet?«fragte Harry erregt.
»Oh nein,«antwortete Sirius.»Nein, Voldemort hat ihn umgebracht. Oder eher auf Voldemorts Befehl; ich bezweifle, daß Regulus jemals wichtig genug war um von Voldemort persönlich getötet zu werden. Nach dem was ich nach seinem Tod herausgefunden habe, kam er rein, bekam dann Panik vor dem was er tun sollte und versuchte wieder herauszukommen.
Du kannst bei Voldemort nicht einfach deine Kündigung einreichen. Das ist lebenslange Dienerschaft oder Tod.«.»Mittagessen,«sagte Mrs Weasleys Stimme.
Sie hielt ihren Zauberstab hoch vor sich, auf seiner Spitze ein großes Tablett balancierend, das mit Sandwiches und Kuchen beladen war. Ihr Gesicht war sehr rot und sie blickte noch immer ärgerlich drein. Die anderen gingen zu ihr, begierig nach dem Essen, aber Harry blieb bei Sirius, der sich zu dem Gobelin vorgebeugt hatte.
»Ich habe das schon seit Jahren nicht mehr angesehen… Da ist Phineas Nigellus… mein Ur-Ur-Großvater, weißt du?
… unbeliebtester Schulleiter, den Hogwarts je hatte… und Araminta Meliflua… Cousine meiner Mutter… versuchte ein Ministeriums-Gesetz zu erzwingen, das die Muggel-Jagd legalisieren sollte… und die liebe Tante Elladora… sie begann mit der Tradition Hauselfen zu enthaupten, wenn sie zu alt wurden um den Teewagen zu schieben… aber natürlich, jedes mal wenn die Familie einen halbwegs Anständigen hervorbrachte, wurde er ausgestoßen. Wie ich sehe ist Tonks hier nicht drauf. Vielleicht nimmt Kreacher deshalb keine Befehle von ihr entgegen – er ist dazu verpflichtet, jedem Mitglied unserer Familie seine Wünsche zu erfüllen, was immer von ihm verlangt wird -«
»Du und Tonks seid verwandt?,«fragte Harry, überrascht.
»Oh, ja, ihre Mutter Andromeda war meine leibliche Cousine,«sagte Sirius, und betrachtete den Gobelin genau.»Nein,
Andromeda ist auch nicht hier, schau -«
Er zeigte auf einen anderen kleinen runden Brandfleck zwischen zwei Namen, Bellatrix und Narzissa.
»Andromedas Schwestern sind noch hier, weil sie nette, respektable Reinblut-Heiraten machten, aber Andromeda heiratete einen Muggel-Geborenen, Ted Tonks, deshalb -«
Sirius mimte mit einem Zauberstab den Gobelin zu sprengen und lachte bitter. Harry jedoch lachte nicht; er war zu beschäftigt damit, die Namen zur Rechten von Andromedas Brandfleck zu betrachten. Eine doppelte Stickerei verband Narzissa Black mit Lucius Malfoy, und eine einzelne vertikale goldene Linie von ihren Namen führte zum Namen Draco.
»Du bist mit den Malfoys verwandt!«
»Die Reinblut-Familien sind alle miteinander verwandt,«sagte Sirius.»Wenn du deine Söhne und Töchter nur Reinblütige heiraten lässt, ist deine Auswahl sehr beschränkt; es gibt fast keine von uns mehr. Molly und ich sind Cousine und Cousin durch Heirat, und Arthur ist irgendetwas wie Kind eines Cousins zweiten Grades. Aber es macht keinen Sinn hier nach ihnen zu suchen – wenn es je einen Verein von Blut-Verrätern gab, dann waren es die Weasleys.«
Aber Harry schaute jetzt auf einen Namen links von Andromedas Fleck: Bellatrix Black, die mit einer doppelten Line mit Rodolphus Lestrange verbunden war.
»Lestrange…,«sagte Harry laut. Der Name hatte etwas in seiner Erinnerung wachgerufen; er kannte ihn von irgendwoher, doch einen Moment lang konnte er nicht denken von wo, obwohl es ihm ein merkwürdiges, gruseliges Gefühl in der Magengrube gab.
»Sie sind in Askaban,«sagte Sirius kurz angebunden.
Harry schaute ihn neugierig an.
»Bellatrix und ihr Mann Rodolphus kamen mit Barty Crouch junior,«sagte Sirius, in derselben schroffen Stimme.
»Rodolphus«Bruder Rabastan war auch bei ihnen.«
Dann erinnerte sich Harry. Er hatte Bellatrix Lestrange in Dumbledores Denkarium gesehen, der merkwürdigen Erfindung in der Gedanken und Erinnerungen aufbewahrt werden konnten: eine große, dunkle Frau mit schweren Augenlidern, die bei ihrer Verhandlung gestanden und ihre weiter bestehende Treue zu Lord Voldemort kundgegeben hatte, ihren Stolz daß sie versuchte ihn nach seinem Fall zu finden und ihre Überzeugung eines Tages für ihre Loyalität belohnt zu werden.
»Du hast nie gesagt, daß sie deine -«
»Ist es wichtig, daß sie meine Cousine ist?,«schnauzte Sirius.»Soweit ich betroffen bin, sind sie nicht meine Familie.
Sie ist sicher nicht meine Familie. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich so alt war wie du, außer wenn man einen flüchtigen Blick zählt, als sie nach Askaban kam. Glaubst du, ich bin stolz mit jemandem wie ihr verwandt zu sein?«
»Tschuldigung,«sagte Harry schnell,»Ich wollte nicht – ich war nur überrascht, das ist alles -«Es ist egal, entschuldige dich nicht,«murmelte Sirius. Er wandte sich vom Gobelin ab, die Hände tief in die Taschen gesteckt.»Ich mag es nicht, wieder hier zu sein,«sagte er, durch den Salon blickend.»Ich habe nie geglaubt, daß ich wieder in diesem Haus festsitzen würde.«
Harry verstand ihn vollkommen. Er wußte wie er sich fühlen würde, wenn er erwachsen wäre und glaubte, er wäre von diesem Platz für immer frei, zurückkehren und in Nummer vier im Ligusterweg leben müsste…»Natürlich ist es ideal für das Hauptquartier,«sagte Sirius.»Mein Vater legte jede Sicherheitsmaßnahme, die Zauberern bekannt waren, auf es als er hier lebte. Es ist unortbar, so daß es Muggels niemals kommen und besuchen könnten – als wollten sie überhaupt – und jetzt, da Dumbledore seinen Schutz hinzugefügt hat, wäre es sehr schwer irgendwo ein sichereres Haus zu finden. Dumbledore ist der Geheimniswahrer des Orden, weißt du – keiner kann das Hauptquartier finden, außer er sagt ihm persönlich wo es liegt – der Zettel, den dir Moody letzte Nacht zeigte, der war von Dumbledore…«Sirius lachte kurz und bellend.»Wenn meine Eltern sehen könnten, zu was ihr Haus jetzt verwendet wird… na ja, das Portrait meiner Mutter sollte dir einen Eindruck davon geben…«
Er machte ein finsteres Gesicht, seufzte dann.
»Es würde mir nichts ausmachen, wenn ich nur gelegentlich hinaus könnte, und etwas Nützliches tun könnte. Ich habe Dumbledore gefragt, ob ich zu deiner Anhörung mitkommen könnte – als Schnuffel, natürlich – damit ich dir ein bißchen moralische Unterstützung geben kann, was meinst du?«
Harry fühlte sich, als ob sein Magen durch den staubigen Teppich gesunken wäre. Er hatte seit dem Abendessen am vorherigen Abend nicht mehr an die Anhörung gedacht; in der Aufregung mit den Menschen zusammen zu sein, die er am meisten mochte, und alles zu hören, was vor sich ging, war es vollständig aus seinem Gedächtnis geflogen. Mit Sirius«Worten jedoch kam das vernichtende Gefühl großer Angst zurückgekehrt. Er starrte auf Hermine und die Weasleys, die alle bei den Sandwiches zulangten, und dachte darüber nach, wie er sich fühlen würde wenn sie ohne ihn nach Hogwarts zurückgehen würden.
»Mach dir keine Sorgen,«sagte Sirius. Harry schaute auf und bemerkte, daß Sirius ihn beobachtet hatte.»Ich bin mir sicher, sie werden dich freisprechen, es gibt bestimmt irgendetwas im Internationalen Gesetz der Geheimhaltung darüber, daß man Magie gebrauchen darf, um sein Leben zu retten.«
»Aber wenn sie mich hinauswerfen,«sagte Harry leise,»kann ich zurückkommen und hier mit dir leben?«
Sirius lächelte traurig.
»Wir werden sehen.«
»Ich würde mich viel besser bei der Anhörung fühlen, wenn ich wüsste, daß ich nicht zu den Dursleys zurück muß,«
drängte Harry.
»Sie müssen schlimm sein, wenn du diesen Ort bevorzugst,«sagte Sirius düster.
»Beeilt euch, ihr zwei, oder es gibt nichts mehr zu essen,«rief Mrs Weasley.
Sirius stieß einen weiteren großen Seufzer aus und warf dem Gobelin einen dunklen Blick zu. Dann gingen er und Harry zu den anderen.
Harry versuchte hart nicht über die Anhörung nachzudenken, während sie die Vitrinen am Nachmittag leerten.
Glücklicherweise für ihn brauchte diese Arbeit eine Menge Konzentration, da viele der Objekte dort drinnen die staubigen Bretter nur widerwillig zu verlassen schienen. Sirius erlitt einen schweren Biss von einer silbernen Schnupfdose; in wenigen Sekunden entwickelte sich auf der gebissenen Hand ein krustiger Überzug, wie ein harter, brauner Handschuh.
»Es ist OK,«sagte er, die hand mit Interesse untersuchend, bevor er sie leicht mit dem Zauberstab antippte und seine Haut wieder normal wurde,»da muß Wartcap Pulver drinnen sein.«
Er warf die Schachtel beiseite in den Sack, in den sie die Trümmer aus den Vitrinen ablegten; Harry sah George Augenblicke später, die Hand sorgfältig in sein Gewand gewickelt, die Dose in die bereits Zahnfee-gefüllte Tasche schleichen.
Sie fanden ein unangenehm aussehendes silbernes Werkzeug, das wie eine Art Pinzette mit vielen Beinen aussah. Als Harry es aufhob, krabbelte es wie eine Spinne an seinem Arm empor und versuchte, ihn zu stechen. Sirius packte es und zerschmetterte es mit einem dicken Buch mit dem Titel Die Würde der Schöpfung: Abstammungslehre für Zauberer. Es gab eine Spieldose, die eine etwas unheimliche, hell erklingende Melodie spielte, wenn man sie aufzog, und sie alle fühlten sich zunehmend schwächer und schläfriger, bis Ginny geistesgegenwärtig ihren Deckel zuschlug; einen schweren Kasten, den keiner von ihnen aufbekam; eine beträchtliche Anzahl alter Siegel; und – in einer verstaubten Schachtel – einen Orden des Merlin, erster Klasse, der Sirius«Großvater aufgrund von»Verdiensten um das Ministerium«verliehen worden war.
»Das bedeutet, daß er ihnen eine Menge Gold gegeben hat,«sagte Sirius voller Verachtung und warf die Medaille in den Müllsack.
Mehrere Male schlich sich Keacher ins Zimmer, versuchte, Gegenstände unter seinem Lendentuch nach draußen zu schmuggeln und gab fürchterliche Flüche von sich, wenn sie ihn dabei ertappten. Als Sirius ihm einen riesigen Goldring entriss, in den das Wappen der Blacks eingraviert war, brach Kreacher sogar in Tränen der Wut aus, verließ leise schluchzend den Raum und belegte Sirius dabei mit Schimpfworten, die Harry noch nie zuvor gehört hatte…»Der hat meinem Vater gehört,«sagte Sirius, als er den Ring in den Müllsack warf.»Kreacher war ihm nicht ganz so sehr verbunden wie meiner Mutter, aber trotzdem habe ich ihn letzte Woche dabei erwischt, wie er eine seiner alten Hosen geküsst hat.«
Mrs. Weasley ließ sie die nächsten Tage über hart arbeiten. Es dauerte drei Tage, bis sie den Salon dekontaminiert hatten. Schließlich blieben an unliebsamen Gegenständen nur noch der Stammbaum der Blacks, der all ihren Versuchen, ihn von der Wand zu entfernen, widerstanden hatte, und der klappernde Sekretär übrig. Moody war noch nicht in ihrem Hauptquartier vorbeigekommen, so daß sie sich nicht sicher sein konnten, was sich darin befand.
Nach dem Salon nahmen sie sich ein Esszimmer im Erdgeschoss vor, wo sie Spinnen in der Größe von Untertassen in der Anrichte vorfanden (Ron verließ das Zimmer hastig, um sich eine Tasse Tee zu machen und kehrte erst nach eineinhalb Stunden wieder zurück). Das Geschirr, auf dem das Wappen und der Wahlspruch der Familie Black abgebildet waren, wurde von Sirius ohne langes Zögern in den Müllsack verfrachtet, und das gleiche Schicksal ereilte einige alte Fotografien in angelaufenen Silberrahmen, deren Bewohner laut schrieen, als das Glas, das sie bedeckte, zerbrach.
Snape bezeichnete ihre Arbeit vielleicht als»Saubermachen,«doch Harrys Meinung nach führten sie eher einen Krieg gegen das Haus, das sich heftig zur Wehr setzte und dabei von Kreacher unterstützt und aufgehetzt wurde. Der Hauself tauchte ständig dort auf, wo sie versammelt waren, und sein Gemurmel wurde zunehmend beleidigender, während er versuchte, alles, was er erwischen konnte, wieder aus den Müllsäcken zu entnehmen. Sirius ging sogar so weit, ihm mit Kleidung zu drohen, doch Kreacher fixierte ihn aus seinen wässrigen Augen und murmelte sehr laut:»Meister muß tun, was Meister wünscht,«bevor er sich abwandte und absolut vernehmlich flüsterte:»Aber Meister wird Kreacher nicht gehen lassen, nein, denn Kreacher weiß, was sie vorhaben, oh ja, er schmiedet Ränke gegen den Dunklen Lord, ja, mit diesen Schlammblütern und Verrätern und diesem Abschaum…«
Woraufhin Sirius, ohne Hermines Proteste zu beachten, Kreacher am Rückenteil seines Lendentuchs packte und ihn höchstpersönlich aus dem Zimmer warf.
Die Türglocke erklang mehrmals am Tage, was für Sirius«Mutter immer wieder der Anlaß war, loszukreischen, und für Harry und die anderen, zu versuchen, den Besucher zu belauschen, obwohl sie den flüchtigen Blicken und den Bruchstücken der Unterhaltung, die sie aufschnappten, bevor Mrs. Weasley sie wieder an ihre Pflichten rief, nur wenig entnehmen konnten.
Snape tauchte noch mehrfach in dem Haus auf und verschwand wieder, obwohl sie sich zu Harrys Erleichterung niemals von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden; Harry erblickte auch seine Lehrerin für Verwandlungen,
Professor McGonagall, die in ihrem Muggelkostüm einen ungewöhnlichen Anblick bot, und auch sie schien zu beschäftigt zu sein, um sich länger aufzuhalten. Manchmal jedoch blieben die Besucher da, um zu helfen. An einem denkwürdigen Nachmittag gesellte sich Tonks zu ihnen und sie entdeckten einen blutdürstigen alten Ghoul, der in einer Toilette im Obergeschoss lauerte, und Lupin, der gemeinsam mit Sirius im Haus wohnte, aber oft lange Zeit wegblieb, um geheimnisvolle Aufträge für den Orden zu übernehmen, half ihnen, eine alte Standuhr zu reparieren, die die unangenehme Gewohnheit besaß, Vorbeigehende mit schweren Schrauben zu beschießen. Mundungus fand ein bißchen mehr Gnade vor Mrs. Weasleys Augen, als er Ron vor ein paar purpurroten Umhängen rettete, die versucht hatten, ihn zu erwürgen, als er sie aus dem Schrank nehmen wollte.
Abgesehen davon, daß er immer noch schlecht schlief, immer noch Träume von dunklen Korridoren und verschlossenen Türen hatte, bei denen seine Narbe prickelte, gelang es Harry zum ersten Mal in diesem Sommer, Spaß zu haben. So lange er sich beschäftigen konnte, war er glücklich; wenn es jedoch ruhiger wurde, immer wenn er nicht aufpasste, oder erschöpft um Bett lag und zusah, wie nebelhafte Schatten über die Zimmerdecke wanderten, rückte der Gedanke an die Anhörung des Ministeriums bedrohlich näher. Die Furcht prickelte in seinem Inneren, schmerzte wie Nadelstiche, als er sich fragte, was mit ihm geschehen würde, wenn er von der Schule verwiesen wurde. Der Gedanke war so schrecklich, daß er es nicht wagte, ihn laut auszusprechen, noch nicht einmal Ron und Hermine gegenüber, die -
obwohl er häufig sah, daß sie zusammen flüsterten und besorgte Blicke in seine Richtung warfen – seinem Beispiel folgten und die Angelegenheit nicht erwähnten. Manchmal trat ihm unwillkürlich das Bild eines gesichtslosen Ministerialbeamten vor Augen, der seinen Zauberstab entzweibrach und ihn zu den Dursleys zurückschickte… doch er würde nicht zurückgehen. Diesbezüglich war er fest entschlossen. Er würde hierher, an den Grimauld Place 1 zurückkehren und bei Sirius leben.
Er fühlte sich, als läge ein zentnerschweres Gewicht in seinem Magen, als Mrs. Weasley sich während des Abendessens an ihn wandte und leise sagte:»Ich habe deine besten Sachen für morgen früh gebügelt, Harry, und ich möchte, daß du dir heute Abend auch die Haare wäschst. Ein guter erster Eindruck kann Wunder bewirken.«
Ich finde die Bezeichnung so gut gewählt; ein klingender Name, ähnlich wie»Diagon Alley«und»Nocturn Alley«,
der besagt, dass es sich bei Sirius’ Wohnadresse um einen»grim old place«, also um einen schlimmen alten Ort handelt…Ron, Hermine, Fred, George und Ginny hörten auf, sich zu unterhalten, und sahen zu ihm hinüber. Harry nickte und versuchte, sein Kotelett weiterzuessen, doch sein Mund war so trocken geworden, daß er nicht kauen konnte.
»Wie komme ich dorthin?,«fragte er Mrs. Weasley, und versuchte, möglichst unbeteiligt zu klingen.
»Arthur nimmt dich mit, wenn er zur Arbeit geht,«erwiderte Mrs. Weasley sanft. Mr. Weasley schenkte Harry über den Tisch hinweg ein ermutigendes Lächeln.
»Du kannst in meinem Büro bleiben, bis es Zeit für die Anhörung ist,«sagte er.
Harry sah zu Sirius hinüber, doch bevor er seine Frage stellen konnte, hatte Mrs. Weasley sie bereits beantwortet.
»Professor Dumbledore hält es für keine besonders gute Idee, daß Sirius dich begleitet, und ich muß sagen, ich -«
»- denke, daß er damit vollkommen Recht hat,«vervollständigte Sirius ihren Satz mit zusammengebissenen Zähnen.
Mrs. Weasley schürzte die Lippen.
»Wann hat Dumbledore das gesagt?,«fragte Harry und starrte Sirius an.
»Er kam letzten Abend vorbei, als du schon im Bett warst,«sagte Mr. Weasley.
Sirius piekste mit seiner Gabel übellaunig nach einer Kartoffel. Harry senkte seinen Blick auf seinen Teller. Die Vorstellung, daß Dumbledore am Vorabend seiner Anhörung im Haus gewesen war und nicht darum gebeten hatte, ihn sehen zu dürfen, bewirkte, daß er sich, sofern das möglich war, noch schlechter fühlte…