123300.fb2
Dolores Janes Umbridge (Hochinquisitor) hat Albus Dumbldore als Schulleiter von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, abgelöst.
Das Obenstehende steht in Übereinstimmung mit dem Bildungsdekret Nr. 28
Gezeichnet: Cornelius Oswald Fudge, Zaubereiminister Die Mitteilung war über Nacht in der ganzen Schule herumgegangen, das erklärte aber nicht, woher jede einzelne Person im Schloss zu wissen schien, daß Dumbledore zwei Auroren, den Hochinquisitor, den Zaubereiminister und seinen persönlichen Assistenten überwältigt hatte und geflohen war. Egal, wo Harry auch hinging, das einzige Gesprächsthema war Dumbledores Flucht und auch wenn einige Details in den Nacherzählungen verfälscht worden waren (Harry hörte mit, wie eine Zweitklässlerin einer anderen versicherte, daß Fudge nun im St. Mungos lag, mit einem Kürbis an Stelle des Kopfes), war es überraschend, wie zutreffend der Rest der Informationen war. Zum Beispiel wußte jeder, daß Harry und Marietta die einzigen Schüler waren, die die Szene in Dumbledores Büro miterlebt hatten, und nun, wo Marietta im Krankenflügel lag, wurde Harry immer wieder mit Bitten bedrängt, einen Bericht aus erster Hand zu geben.
»Dumbledore wird schon bald zurück sein,«sagte Ernie Macmillan zuversichtlich auf dem Rückweg aus dem Pflanzenkunde-Unterricht, nachdem er aufmerksam Harrys Geschichte gehört hatte.»Sie konnten ihn in unserem zweiten Jahr von der Schule fernhalten und sie werden es auch diesmal nicht schaffen. Der Fette Mönch sagte mir -«er senkte verschwörerisch die Stimme, sodaß Harry, Ron und Hermine sich näher zu ihm herüberlehnen mußten um ihn zu hören»- daß Umbridge es versucht hat, zurück in das Büro zu kommen, nachdem sie letzte Nacht das Schloss und das Gelände nach ihm durchsucht hatten. Sie ist nicht an dem Wasserspeier vorbeigekommen. Das Büro des Schulleiters hat sich gegen sie versiegelt.«Ernie grinste.»Wie es scheint, hatte sie einen richtigen kleinen Wutanfall.«
»Oh, ich wette, sie hat schon davon geträumt, dort in dem Schulleiter-Büro zu sitzen,«sagte Hermine boshaft, als sie die steinerne Treppe zur Eingangshalle hinaufgingen.»Sich als Herrin über alle anderen Lehrer aufspielend, diese dumme, aufgeblasene, machtgierige alte -«
»Willst du diesen Satz jetzt wirklich zu Ende sprechen, Granger?«
Draco Malfoy war hinter der Tür hervorgekommen, gefolgt von Crabbe und Goyle. Sein bleiches, spitzes Gesicht war von Bosheit erleuchtet.
»Ich fürchte, ich werde Gryffindor und Hufflepuff ein paar Punkte abziehen müssen.«sagte er gedehnt.
»Nur Lehrer können den Häusern Punkte abziehen, Malfoy.«sagte Ernie.
»Genau, und wir sind nur Vertrauensschüler, weißt du?«fauchte Ron.
»Ich weiß, daß Vertrauensschüler keine Punkte abziehen können, Wiesel-König.«grinste Malfoy höhnisch. Crabbe und Goyle wieherten.»Aber Mitglieder der Inquisitionsmannschaft-«
»Der was?«fragte Hermine scharf.
»Der Inquisitorialmannschaft, Granger,«sagte Malfoy, auf das kleine»I«auf seinem Umhang neben dem Abzeichen der Vertrauensschüler deutend.»Eine ausgewählte Gruppe von Schülern, die das Zaubereiministerium unterstützen, sorgfältig ausgewählt von Professor Umbridge. Wie auch immer, die Mitglieder der Inquisitorialmannschaft haben das Recht Punkte abzuziehen… also, Granger, fünf Punkte Abzug für deine Unverschämtheit gegen unsere neue Schulleiterin. Macmillan, fünf Punkte, weil du mir widersprochen hast. Fünf Punkte, weil ich dich nicht ausstehen kann, Potter. Weasley, dein Hemd ist nicht ordentlich, dafür nochmal fünf Punkte. Oh und ich vergaß: du bist ein Schlammblut, Granger, dafür zehn Punkte Abzug.«
Ron zog seinen Zauberstab heraus, aber Hermine schob ihn weg und flüsterte:»Tu das nicht!«
»Weise Entscheidung, Granger,«atmete Malfoy auf.»Neue Schulleiterin, neue Zeiten… sei also brav, Potty… Wiesel-König…«.Laut lachend ging er mit Crabbe und Goyle davon.
»Er blufft nur,«sagte Ernie mit einem entsetzten Blick.»Es kann nicht sein, daß er Punkte abziehen darf… das ist doch lächerlich… das würde das System der Vertrauensschüler völlig untergraben.«
Aber Harry, Ron und Hermine hatten sich gleich zu den riesigen Stundengläsern umgedreht, die in den Wandnischen hinter ihnen angebracht waren und den Punktestand der Häuser anzeigten. Am Morgen war es noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Gryffindor und Ravenclaw gewesen. Während sie noch hinsahen, verkleinerten sich die Zahlen in den unteren Kugeln. Tatsächlich schien das einzige Glas, in dem sich die Punktezahl nicht verändert hatte, das von Slytherin zu sein.
»Ihr habt es schon bemerkt, nicht wahr?«erklang Freds Stimme.
Er und George waren gerade die Marmortreppe hinuntergekommen und gesellten sich zu Harry, Ron, Hermine und Ernie an den Stundengläsern.
»Malfoy hat uns gerade um die fünfzig Punkte abgezogen,«sagte Harry wütend, während sie einige Punkte mehr aus dem Glas der Gryffindors verschwinden sahen.
»Ja, das hat Montague mit uns auch in der Pause versucht.«sagte George.
»Was meinst du mit»versucht«?«fragte Ron schnell.
»Er hat es nicht mal geschafft, die Worte ganz auszusprechen,«sagte Fred»weil wir ihn kopfüber in diesen Verschwinde-Schrank im ersten Stockwerk gesteckt haben.«
Hermine sah die beiden schockiert an.
»Aber ihr werdet ganz furchtbar in Schwierigkeiten kommen!«
»Nicht solange Montague verschwunden bleibt und bis er wieder auftaucht, können Wochen vergehen – keine Ahnung wohin wir ihn geschickt haben,«sagte Fred kühn.»Egal… wir haben beschlossen, uns nicht mehr darum zu kümmern, ob wir Ärger bekommen.«
»Habt ihr das denn jemals getan?«fragte Hermine.
»Natürlich haben wir das,«sagte George.»Zumindest sind wir noch nicht von der Schule geflogen, nicht wahr?«
»Wir wußten immer, wo wir uns Grenzen setzen müssen.«sagte Fred.
»Es könnte sein, daß wir schon mal kurz mit dem Gedanken gespielt haben.«sagte George.
»Aber wir haben immer rechtzeitig aufgehört um kein völliges Chaos zu verursachen.«sagte Fred.
»Und was ist jetzt?«fragte Ron versichtig.
»Naja, jetzt -«sagte George.
»- wo Dumbledore gegangen ist -«sagte Fred.
»- denken wir, ein bißchen Chaos -«sagte George.
»- ist genau das, was unsere neue Schulleiterin verdient.«sagte Fred.
»Das dürft ihr nicht!«flüsterte Hermine.»Ihr dürft es wirklich nicht! Sie sucht nur nach einem Grund um euch rauszuwerfen!«
»Du hast es nicht kapiert, was, Hermine?«sagte Fred und grinste sie an.»Es ist uns egal, ob wir bleiben oder nicht. Wir würden sofort hier rausspazieren, wenn wir nicht fest entschlossen wären, unseren Beitrag für Dumbledore zu leisten.
So,«Er sah auf die Uhr.»Phase eins beginnt bald. An eurer Stelle würde ich in die Große Halle zum Mittagessen gehen, damit die Lehrer sehen, daß ihr nichts damit zu tun haben könnt.«
»Womit nichts zu tun haben?«fragte Hermine ängstlich.
»Du wirst schon sehen,«sagte George.»Jetzt haut schon ab.«
Fred und George wandten sich ab und verschwanden in der anschwellenden Menschenmenge, die die Treppe zum Mittagessen hinuntereilte. Mit einem sehr beunruhigten Blick murmelte Ernie etwas von nicht erledigten Hausaufgaben für Verwandlung und huschte davon.
»Ich denke, wir sollten wirklich von hier verschwinden, wißt ihr,«sagte Hermine nervös.»Nur für den Fall…«
»Jaah, alles klar.«Sagte Ron und die drei gingen zur Tür der Großen Halle, aber Harry hatte kaum einen flüchtigen Blick auf die wolkenbedeckte Decke geworfen, als jemand ihn an die Schulter tippte, und er fand sich selbst fast Nase an Nase mit dem Hausmeister Filch wieder. Hastig trat er ein paar Schritte zurück…»Die Schulleiterin würde dich gerne sehen, Potter.«Grinste Filch anzüglich.
»Ich habe es nicht getan,«sagte Harry dümmlich, an das denkend, was Fred und George auch immer vorhaben mochten. Filchs Kiefer schwabbelten vor leisem Gelächter.
»Schlechtes Gewissen, was?«schnaubte er.»Komm mit.«
Harry warf einen Blick zurück auf Ron und Hermine, die sehr besorgt aussahen. Er zuckte die Schultern und folgte Filch zurück in die Eingangshalle, gegen den Strom hungriger Schüler angehend.
Filch schien besonders gut gelaunt zu sein; er summte leise, als sie die Marmortreppe hinaufgingen. Als sie den ersten Treppenabsatz erreichten, sagte er:»Die Dinge ändern sich hier, Potter.«
»Ich habe es mitbekommen.«sagte Harry kühl.
»Ich habe Dumbledore jahrelang gesagt, er ist zu nachgiebig mit euch allen.«sagte Filch mit einem gemeinen Lachen.
»Ihr dreckigen kleinen Biester hättet nie mit Stinkbomben herumgeworfen, wenn ihr gewusst hättet, daß ich die Macht habe euch Bande auszupeitschen, nicht wahr? Niemand hätte je daran gedacht Beißende Frisbees durch die Korridore zu werfen, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte euch dafür in meinem Büro an den Fußknöcheln aufzuspannen, oder?
Aber wenn das Bildungsdekret neunundzwanzig in Kraft tritt, Potter, wird es mir erlaubt sein, genau das zu tun… und sie hat den Minister darum gebeten eine Verordnung zu unterzeichnen, daß man Peeves hier rauswirft… oh ja, die Dinge werden ab jetzt ganz anders sein, wo sie doch die Schule leitet…«
Offensichtlich hatte Umbridge einige Zugeständnisse gemacht um Filch auf ihre Seite zu ziehen, überlegte Harry, und das schlimmste daran war, daß er sich als ein wichtiger Informant erweisen würde. Seine Kenntnisse über die Geheimgänge und Verstecke in der Schule wurden wohl nur von den Weasley-Zwillingen überboten.
»Da sind wir,«sagte er, zu Harry schielend, als er drei Mal an die Tür zu Professor Umbridge«s Büro klopfte,»der junge Potter ist hier für Sie, Frau Professor.«
Umbridge«s Büro, es war Harry wegen seiner vielen Aufenthalte sehr vertraut, sah aus wie immer – mit Ausnahme eines des grossen Holzklotzes mit der Aufschrift SCHULLEITERIN in goldenen Lettern, der auf ihrem Schreibtisch prangte. Er warf einen schmerzerfüllten Blick auf seinen Feuerblitz und Fred und George«s Sauberwischs, die mit Ketten und Vorhängeschlössern an einem starken eisernen Haken an der Wand hinter dem Schreibtisch befestigt waren.
Umbridge saß hinter ihrem Schreibtisch, kritzelte eifrig auf einem pinkfarbenen Pergament, schaute aber bei ihrem Eintritt hoch und setzte ein breites Lächeln auf.
»Danke, Argus,«sagte sie in zuckersüßem Tonfall.
»Nichts zu danken, Professor, nichts zu danken,«sagte Filch, verbeugte sich so tief wie sein Rheuma es erlaubte und verließ dabei rückwärts den Raum.
»Setz Dich,«sagte Umbridge knapp und wies auf einen Stuhl. Harry setzte sich. Sie fuhr eine Weile mit ihrer Kritzelei fort. Harry schaute einigen schmutzigen kleinen Kätzchen zu, die auf Gestellen über ihrem Kopf herumsprangen und fragte sich dabei, was für neue Schrecken sie nun für ihn auf Lager hatte.
»Nun,«sagte sie schließlich, legte ihre Feder zur Seite und schaute ihn mit der Selbstzufriedenheit einer Kröte an, die gerade dabei ist, eine besonders kräftige Fliege zu verschlucken,»was willst Du trinken?«
»Was?,«sagte Harry, ziemlich sicher, daß er sich verhört hatte.
»Trinken, Mr. Potter«sagte sie mit einem noch breiteren Lächeln.»Tee, Kaffee, Kürbissaft?«
Mit jedem Getränk, das sie nannte wedelte sie mit ihrem Zauberstab und eine Tasse oder ein Glas erschien auf ihrem Schreibtisch.
»Nichts, danke,«sagte Harry.
»Ich wünsche, daß Du mit mir zusammen etwas trinkst,«sagte sie und ihre Stimme wurde gefährlich süß.»Such Dir eins aus!«
»Gut, ähh,… dann nehme ich einen Tee«antwortete Harry achselzuckend.
Sie stand auf und fügte umständlich Milch hinzu, während sie ihm den Rücken zuwandte. Dann eilte sie damit um den Tisch herum, auf eine geradezu unheimliche süßliche Art und Weise.
»Nimm,«sagte sie und reichte ihm die Tasse,»Trink bevor er kalt wird.«
»Nun, Mr. Potter,…ich denke es wird Zeit für eine kleine Unterhaltung, nach diesen bedauerlichen Ereignissen der letzten Nacht.«.Er sagte nichts. Sie ließ sich wieder an ihrem Schreibtisch nieder und wartete. Nach einigen langen Augenblicken des Schweigens sagte sie unbekümmert»Du trinkst ja gar nicht!«
Er hob die Tasse und setze sie an seine Lippen und dann, ganz plötzlich, ließ er sie wieder sinken.
Eines der schrecklich gefärbten Kätzchen hinter Umbridge hatte große runde blaue Augen, so wie das magische Auge von Mad-Eye Moody und Harry fragte sich, was Mad-Eye wohl dazu sagte wenn er jemals erfahren würde, daß Harry etwas getrunken hätte das ein Feind ihm anbot.
»Was hast Du?,«sagte Umbridge, die ihn immer noch genau beobachtete.»Möchtest Du Zucker?«
»Nein,«sagte Harry.
Er hob die Tasse wieder an seine Lippen und tat so, als wenn er einen Schluck nehmen würde während er den Mund fest verschlossen hielt. Umbridge«s Lächeln wurde noch breiter.
»Gut,«flüsterte sie»sehr gut. Nun denn…«Sie neigte sich ein wenig nach vorn.»Wo ist Albus Dumbledore?«
»Keine Ahnung,«antwortete Harry prompt.
»Trink aus, trink aus,«sagte sie, immer noch lächelnd.
»Nun, Mr. Potter, lassen Sie uns aufhören mit den kindischen Spielchen. Ich weiß, daß sie wissen, wohin er verschwunden ist. Sie und Dumbledore waren von Anfang an zusammen. Bedenken Sie ihre Situation, Mr. Potter…«
»Ich weiß nicht, wo er ist,«wiederholte Harry.
Er tat wieder so also würde er trinken. Sie beobachtete ihn dabei genau.
»Sehr gut,«sagte sie, sah dabei aber sehr unzufrieden aus.»In diesem Fall wirst Du mir freundlicherweise den Aufenthaltsort von Sirius Black mitteilen.«
Harry drehte sich der Magen um und seine Hand, die die Teetasse hielt, begann so heftig zu zittern, daß die Tasse auf der Untertasse klapperte.
Er schwenkte die Tasse an den Mund, die Lippen fest zusammengepresst, so daß etwas von der heißen Flüssigkeit auf seinen Umhang tropfte.
»Ich weiß es nicht,«antwortete er ein wenig zu schnell.
»Mr. Potter,«sagte Umbridge,»ich möchte Sie daran erinnern, daß ich es war, die den Verbrecher Black letzten Oktober beinahe im Gryffindor Feuer gefangen hätte. Ich weiß ganz genau, daß er sich mit Ihnen getroffen hat und wenn ich nur den geringsten Beweis dafür gehabt hätte, so würde heute keiner von Ihnen mehr auf freiem Fuß sein, das kann ich Ihnen versichern. Noch einmal, Mr. Potter…wo ist Sirius Black?«
»Weiß ich nicht,«antwortete er mit fester Stimme,»Hab«nicht die geringste Ahnung.«
Sie starrten sich gegenseitig so lange an, daß Harrys Augen anfingen zu brennen. Dann erhob sich Umbridge.
»Sehr gut, Potter, Ich werde Ihnen dieses Mal noch glauben. Aber ich warne Sie: Ich habe die Macht des Ministerium hinter mir. Alle Kommunikationskanäle in die Schule und aus der Schule heraus werden überwacht. Ein Flohpulver-Netzwerk-
Regulator überwacht jeden Kamin in Hogwarts – außer meinem eigenen natürlich. Meine Inquisitionstruppe öffnet und liest die gesamte ein- und ausgehende Eulenpost. Und Mr. Filch überwacht alle Geheimgänge innerhalb und außerhalb des Schlosses. Wenn ich auch nur die Spur eines Beweises finde…«
Bummmmmm!
Der ganze Fußboden des Büros erbebte. Umbridge rutschte seitlich aus und klammerte sich an ihren Schreibtisch und warf Harry einen entsetzten Blick zu.
»Was war -?«
Sie blickte zur Tür. Harry nutzte die Gelegenheit und leerte seine noch fast volle Teetasse in die nächste Vase mit Trockenblumen. Er konnte Menschen mehrere Stockwerke tiefer laufen und schreien hören.
»Sie gehen zum Mittagessen zurück, Potter!«schrie Umbridge, hob ihren Zauberstab und stürzte aus dem Büro.
Harry gab ihr einige Sekunden Vorsprung und eilte ihr dann hinterher um zu sehen, was die Ursache für diesen Aufruhr war.
Diese war nicht schwer zu finden. Ein Stockwerk tiefer herrschte wildes Durcheinander. Jemand (und Harry hatte eine scharfsinnige Idee, wer) hatte eine ganze Kiste Zauberfeuerwerk angezündet.
Drachen, bestehend aus grünen und goldenen Funken flogen die Korridore rauf und runter, feuerspuckend und verschwanden mit lautem Knall; knallig pinkfarbene Feuerräder mit 5 Fuß Durchmesser sausten gefährlich schnell wie.fliegende Untertassen durch die Luft; Raketen mit langem Schweif aus leuchtenden Silbersternen prallten von den Wänden ab; Wunderkerzen schrieben Flüche von allein mitten in die Luft; Knallfrösche explodierten wie Minen, wohin Harry auch schaute, und anstatt auszubrennen und schwächer zu werden schienen sie an Leuchtkraft und Bewegungsenergie noch zuzunehmen je länger er hinschaute.
Umbridge und Filch standen auf dem Treppenabsatz vor Schreck wie angewurzelt da. Während Harry zusah schien eines der Feuerräder entschieden zu haben, daß es mehr Platz zum manövrieren benötigte; es drehte mit einem unheimlichen»wheeeeeeee«auf Umbridge und Filch zu.
Mit gellenden Schreien duckten sich beide und das Feuerrad segelte haarscharf an ihnen vorbei und durch das Fenster nach draußen. In der Zwischenzeit nutzten mehrere Drachen und eine riesige pinkfarbene und unheilvoll qualmende Fledermaus die Gelegenheit und flohen durch die offene Tür am Ende des Korridors um in das zweite Stockwerk zu gelangen.
»Schnell, Filch, schnell!«kreischte Umbridge,»Sie verteilen sich über die ganze Schule, wenn wir nicht etwas unternehmen – STUPOR!«
Ein Strahl aus rotem Licht schoß aus ihrem Zauberstab und traf eine der Raketen. Aber anstatt mitten in der Luft zu erstarren explodierte sie mit einer solchen Wucht, daß sie ein Loch in ein Gemälde einer romantisch dreinblickenden Hexe auf einer Wiese riss; sie floh gerade noch rechtzeitig, um Sekunden später wieder zu erscheinen und sich in das benachbarte Gemälde zu quetschen, wo eine paar Karten spielende Zauberer hastig aufstanden um ihr Platz zu machen.
»Versuch«nicht, sie zu betäuben, Filch!«brüllte sie wütend wie um allen vorzumachen, es sei sein Fluch gewesen.
»Sie haben Recht, Frau Schulleiterin,«keuchte Filch, der als Squib sicher nicht in der Lage gewesen wäre, mehr von dem Feuerwerk erstarren zu lassen als zu verschlucken.
Er stürzte zu einem Schrank in der Nähe, riss einen Besen heraus und begann auf das Feuerwerk mitten in der Luft einzuschlagen; binnen Sekunden brannte der Besen lichterloh.
Harry hatte genug gesehen; lachend machte er sich klein, huschte ein kleines Stück den Korridor hinunter zu einer Geheimtür die erhinter einem Wandteppich wußte, hindurch schlüpftend fand er Fred und George, die sich direkt dahinter versteckten, den Rufen von Umbridge und Filch lauschten und sich das Lachen verbeißen mußten.
»Beeindruckend,«sagte Harry leise und grinsend»sehr beeindruckend«, ihr werdet noch»Dr. Filibuster«s«in den Ruin treiben…«
»Oh Mann,«flüsterte George während er sich die Lachtränen aus den Augen wischte,»ich hoffe wirklich, sie versucht als nächstes, sie hinwegzuzaubern… sie verzehnfachen sich bei jedem Versuch!«
Den ganzen Nachmittag über verteilten sich die Feuerwerkskörper immer weiter über das Schulgelände. Doch obwohl sie eine Vielzahl von Störungen verursachten, besonders die Kanonenschläge, schienen sich die Lehrer nicht sonderlich darüber aufzuregen.
»Nun denn,«sagte Professor McGonagall mit einem schmalen Lächeln, als einer der Feuerdrachen unter lautem Knallen und Flammen ausstoßend in ihrem Klassenraum umhersegelte,»Miss Brown, würden Sie bitte die Schulleiterin darüber informieren, das wir einen herrenlosen Feuerwerkskörper in unserem Klassenzimmer beherbergen?«
Am Ende verbrachte Professor Umbridge ihren ersten Nachmittag als Rektorin damit, durch die ganze Schule zu hetzen und den Aufforderungen der Lehrern nachzukommen, von denen scheinbar keiner in der Lage war, die Klassenzimmer ohne ihre Hilfe von den Feuerwerkskörpern zu befreien.
Als die letzte Stunde zu Ende war und sie mit ihren Taschen auf dem Weg zum Turm der Gryffindors waren, sah Harry mit tiefer Befreidigung eine zerzauste, rußgeschwärzte Umbridge mit verschwitztem Gesicht aus dem Klassenzimmer von Professer Flitwick taumeln.
»Meinen herzlichsten Dank, Professor!«sagte Flitwick mit seiner leise quiekenden Stimme,»sicherlich wäre ich die Wunderkerzen auch elleine losgeworden, doch ich war nicht sicher, ob ich auch die Befugnis dazu hätte…«
Von einem Ohr zum anderen grinsend schlug er ihr die Tür vor der Nase zu.
Fred und George waren in dieser Nacht im Gemeinschaftsraum die umjubelten Helden. Sogar Hermine bahnte sich einen Weg durch die aufgeregte Menge um ihnen zu gratulieren.
»Das waren ein unglaublich gutes Feuerwerk,«sagte sie bewundernd.
»Danke,«sagte George sowohl überrascht als auch geschmeichelt,»Weasley«s unglaubliche Knallparade.«Leider haben ist unser gesamtes Lager dabei draufgegangen, jetzt müssen wir wieder ganz von vorne anfangen.«.»Aber das ist es wert gewesen,«sagte Fred während er Bestellungen von den lärmenden Gryffindors entgegennahm,
»du kannst Dich auf der Warteliste eintragen, Hermine, fünf Galeonen für das»Heulorgien-Starterpack«und zwanzig für den»Knallglanz-Deluxe.«…«
Hermine ging zum Tisch zurück, an dem Harry und Ron saßen und ihre Schultaschen ansarrten, als ob sie hofften, die Schulaufgaben würden gleich herausspringen und sich von selbst erledigen.
»Also, warum gönnen wir uns nicht einen freien Abend,«sagte sie heiter, während eine Weasley-Rakete mit feurigem Silberschweif am Fenster vorbeizog.»Schließlich beginnen am Freitag die Osterferien, dann haben wir jede Menge Zeit.«
»Geht es Dir gut?«fragte Ron und starrte sie ungläubig an.
»Jetzt, wo Du es sagst…«antwortete Hermine beschwingt,»weißt Du…ich Glaube… ich fühle mich ein bischen…aufmüpfig.«
Harry konnte immer noch die entfernten Geräusche explodierender Kracher hören als er mit Ron eine Stunde später zum Schlafsaal hochstieg; als er ausgezogen war, flog ein Heuler am Turm vorbei, immer noch das Wort HUI
buchstabierend.
Gähnend ging er zu Bett. Ohne seine Brille wurden die gelegentlichen im Fenster sichtbaren Knallkörper zu verschwommenen, glitzernden Wolken, die sich wunderschön und geheimnisvoll am nächtlichen Himmel abzeichneten. Er drehte sich auf die Seite und fragte sich, wie Umbridge wohl über ihren ersten Tag als Dumbledores Nachfolgerin dachte und was Fudge sagen würde, wenn er von diesem Schultag in völliger Unordnung hören würde.
Leise lächelnd schloß Harry die Augen…
Das zischen und knallen von verirrten Krachern auf den Ländereien schien sich in der Ferne zu verlieren…oder vielleicht entfernte er sich auch von ihnen…
Er fiel direkt hinein in den Korridor der zur Abteilung der Mysterien führte. Er beschleunigte in Richtung der glatten, schwarzen Tür… laß sie sich öffnen…laß sie sich öffnen…
Sie tat es. Der runde, von Türen umgebene Raum… er durchquerte ihn, legte seine Hand auf eine identische Tür am entgegengesetzten Ende, sie öffnete sich…
Jetzt geriet er in einen langen, rechteckigen, von häßlichem mechanischem Klicken und Klappern erfüllten Raum. Er sah tanzende Lichttupfer auf den Wänden, aber er nahm sich nicht die Zeit, die Ursache zu ergründen… er mußte weiter…
Eine Tür am entfernten Ende das Raumes… auch sie öffnete sich auf den leichten Druck seiner Hand…
Und jetzt war ein einem dämmrigen Raum mit den Ausmaßen einer hohen und weiten Kirchenhalle, angefüllt mit Reihen und Reihen von sich auftürmenden Regalen, ein jedes beladen mit kleinen, verstaubteb und von Spinnweben überzogenen gläsernen Behältern… Harry«s Herz schlug ihm bis zum Halse… er wußte jetzt, wo er war, wo er hin mußte… er rannte doch seine Füße machten kein Geräusch in dieser riesigen menschenleeren Halle…
Da war etwas in diesem Raum, etwas, das er begehrte, mehr als alles andere…
Etwas, das er haben mußte… oder jemand anderes…
Seine Narbe schmerzte…