123300.fb2 Harry Potter und der Orden des Ph?nix - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 56

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»GRAWP WILL HAGGER!«

Eine von den gewaltigen Fäusten des Riesen langte nach unten. Hermine stieß einen lauten Schrei aus, lief ein paar Schritte rückwärts und fiel hin. Da er ohne seinen Zauberstab darstand, bereitete sich Harry darauf vor, zu schlagen, zu treten, zu beißen oder alles sonst mögliche zu tun, während die Hand auf ihn zukam und einen schneeweißen Zentauer von seinen Beinen stieß.

Darauf hatten die Zentauren gewartet – Grawp«s ausgestreckte Finger waren kaum noch einen halben Meter von Harry entfernt, als fünfzig Pfeile dem Giganten entgegen durch die Luft sausten und gegen sein riesiges Gesicht prasselten, er schrie vor Wut und Schmerz und richtete sich auf, rieb sich sein Gesicht mit seinen gewaltigen Händen und brach dabei die Pfeilschäfte ab, trieb aber die Spitzen noch tiefer hinein.

Er schrie und stampfte mit seinen enormen Füßen auf, und die Zentauren rannten aus dem Weg; kieselsteingroße Tropfen von Grawp«s Blut bespritzten Harry, während er Hermine auf die Füße half, und sie beide rannten so schnell wie sie konnten in den Schutz der Bäume. Dort angekommen schauten sie zurück. Grawp griff blindlings nach den Zentauren, während das Blut ihm aus dem Gesicht rann, sie zogen sich in wirrer Flucht zurück und gallopierten zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung hindurch fort. Harry und Hermine beobachteten, wie Grawp einen weiteren Zornesschrei ausstieß und hinter ihnen herstampfte, wobei er auf seinem Weg weitere Bäume beiseite drückte.

»Oh nein,«sagte Hermine, sie zitterte so heftig, daß ihre Knie nachgaben.»Oh, das war schrecklich. Vielleicht bringt er sie alle um.«

»Ehrlich gesagt, wäre ich darüber nicht so aufgeregt,«sagte Harry bitter.

Die Geräusche der gallopierenden Zentauren und des vorwärtsstürmenden Riesen wurden leiser und leiser. Während Harry ihnen zuhörte, gab ihm seine Narbe einen weiteren scharfen Stich, und eine Woge des Entsetzens überkam ihn.

Sie hatten so viel Zeit verloren – sie waren noch weiter davon entfernt, Sirius zu retten, als zum Zeitpunkt seiner Vision. Harry hatte nicht nur seinen Zauberstab verloren, sie saßen auch noch inmitten des verbotenen Waldes fest und hatten keinerlei Transportmöglichkeit.

»Schlauer Plan,«giftete er Hermine an, um einen Teil seiner Wut herauszulassen.»Wirklich ein schlauer Plan. Wohin gehen wir jetzt?«

»Wir müssen zurück zum Schloss,«sagte Hermine zaghaft.

»Bis wir dort angekommen sind, ist Sirius vielleicht schon tot!«sagte Harry und trat ärgerlich gegen einen nahen Baum. Ein hohes, dünnes Geschnatter setzte über ihm ein, und als er hochsah, erblickte er einen wütenden Baumkobold, der mit seinen langen zweigartigen Fingern nach ihm grabschte…»Naja, ohne Zauberstäbe können wir nichts machen,«sagte Hermine entmutigt und zog sich wieder hoch.»Überhaupt,

Harry, wie wolltest du eigentlich den ganzen Weg bis nach London schaffen?«

»Ja, das haben wir uns auch gefragt,«sagte eine vertraute Stimme hinter ihnen.

Instinktiv rückten Harry und Hermine enger zusammen und spähten durch die Bäume.

Ron kam in Sicht, dicht gefolgt von Ginny, Neville und Luna. Sie alle sahen ein wenig kaputt aus: Ginnys Wangen liefen der Länge nach verschiedene Kratzer entlang, eine große purpurrote Beule schwoll über Nevilles rechtem Auge,

Rons Lippe blutete schlimmer als sonst – aber alle sahen ziemlich zufrieden mit sich aus.

»So”, sagte Ron, indem er einen tiefhängenden Ast zur Seite stieß und Harrys Zauberstab hervorholte,»hat jemand irgendeine Idee?”»Wie seid ihr davongekommen?,«fragte Harry verblüfft und nahm seinen Zauberstab aus Rons Hand.

»Ein Paar klasse Frauen, ein Entwaffnungszauber – Neville brachte ein wirklich nettes, kleines Hindernisunheil zu Stande”, sagte Ron leichthin, indem er jetzt auch Hermines Zauberstab zurückgab.

»Aber Ginny war am besten, sie bekam Malfoy – Fledermauspopelfluch – es war großartig, sein ganzes Gesicht wurde mit großen flatternden Dingen bedeckt. Jedenfalls sahen wir dich vom Fenster aus in den Wald vorausgehen und folgten dir. Was hast du mit Umbridge getan?«

»Sie wurde weggetragen,«sagte Harry,»von einer Herde Zentauren.”

»Und sie ließen dich zurück?,«fragte Ginny erstaunt.

»Nein, sie wurden von Grawp verfolgt”, sagte Harry.

»Wer ist Grawp?”, fragte Luna interessiert.

»Hagrids jüngerer Bruder,«sagte Ron prompt,»doch sollte uns das jetzt nicht kümmern. Harry, was hast du in dem Feuer herausgefunden. Hat Du-weißt-schon- wer Sirius oder…?”

»Ja,«sagte Harry, da seine Narbe wiederum schmerzvoll kribbelte,» und ich bin sicher, daß Sirius noch immer am Leben ist, aber ich kann nicht sehen, wie wir dorthin gelangen können, um ihm zu helfen.«

Sie wurden alle ganz still und sahen ziemlich ängstlich aus, das vor ihnen stehende Problem schien unüberwindlich.

»Also gut, wir müssen fliegen, keine Frage!,«sagte Luna mit einer in der Sache festen und entschlossenen Stimme, wie sie Harry so nie von ihr zuvor gehört hatte.

»OK”, erwiderte Harry verärgert, indem er sie umkreiste.»Zuallererst»Wir«werden überhaupt nichts tun, wenn du dich damit meinst und zweitens ist Ron der einzige, der einen Besenstil hat, der nicht von einem Sicherheitstroll überwacht wird, also…”

»Ich habe einen Besen”, sagte Ginny.

»Ja, aber du bist nicht an der Reihe”, erwiderte Ron wütend.

»Entschuldige, aber ich interessiere mich ebenso wie du dafür, was mit Sirius geschieht!,«sagte Ginny und schob dabei die Kiefer so nach vorn, daß sie Fred und George plötzlich verblüffend ähnelte.

»Du bist zu…,«begann Harry, aber Ginny fiel ihm heftig ins Wort.»Ich bin drei Jahre älter als du es warst, als du gegen Du-weißt-schon-wen um den Stein der Weisen kämpftest und es ist mein Verdienst, daß Malfoy in Umbridges Büro festklebte, weil ihn riesige fliegende Kobolde angriffen…”

»Ja, aber…”

»Wir waren alle zusammen in Dumbledores Armee”, sagte Neville still.»Und zwar darum, um den Kampf gegen Du-weißt-

schon-wen zu unterstützen oder nicht? Und das ist unsere erste Möglichkeit, um wirklich etwas gegen ihn zu unternehmen oder war das alles nur ein Spiel oder was?”

»Nein – war es natürlich nicht,«sagte Harry ungeduldig.

»Dann sollten wir auch mitkommen,«sagte Neville einfach,»wir wollen helfen.«

»So ist es richtig,«lächelte Luna glücklich.

Harrys und Rons Blicke trafen sich. Harry wußte, daß Ron genau dasselbe dachte wie er: wenn er einige Mitglieder von Dumbledores Armee hätte auswählen können, sich ihm beim Versuch anzuschließen, Sirius zu retten, hätte er – außer.sich selbst, Ron und Hermine – Ginny, Neville oder Luna nicht ausgewählt.

»Also gut, macht ja nichts”, sagte Harry mit knirschenden Zähnen,»weil wir noch immer nicht wissen, wie wir dorthin gelangen können…”

»Ich dachte, wir hätten das geklärt,«erwiderte Luna unerträglich,»wir fliegen!”

»Sieh mal”, sagte Ron, der seinen Ärger kaum noch verbergen konnte,»du magst ja in der Lage sein, ohne Besenstiel zu fliegen, aber der Rest von uns kann sich keine Flügel wachsen lassen, jedes Mal, wenn…”»Es gibt andere Möglichkeiten zu fliegen außer auf Besenstilen,«sagte Luna heiter.

»Ich vermute mal, wir werden auf dem Rücken eines Kacky Snorgle reiten, was immer das auch sein mag?,«fragte Ron nach.

»Das knittergehörnte Snorkack kann nicht fliegen«sagte Luna mit würdevoller Stimme,»aber sie können es und Hagrid meint, daß sie sehr gut darin sind, ihre Reiter an die Orte zu bringen, nach denen sie suchen.

Harry wirbelte herum. Zwischen zwei Bäumen standen zwei Thestrals, deren weiße Augen unheimlich schimmerten, und beobachteten das flüsternde Gespräch so, als verstünden sie jedes Wort.

»Ja, genau,«flüsterte Harry und bewegte sich in deren Richtung.

Sie warfen ihre reptilartigen Köpfe mit den langen, schwarzen Mähnen zurück, und Harry streckte seine Hand schnell nach ihnen aus, tätschelte dem näher bei ihm stehenden Thestral den Hals und fragte sich, wie er sie jemals für hässlich hatte halten können.

»Ist es eines von jenen verrückten Pferdedingern?,«fragte Ron unsicher und starrte dabei auf einen Punkt leicht links von dem Thestral, den Harry gerade tätschelte.»Eines von denen, die du nicht sehen kannst, es sei denn, du hast beobachtet, daß es jemanden beschnüffelt?«

»Ja,«sagte Harry.

»Wie viele sind es?«

»Nur zwei.«

»Wir brauchen aber drei,«sagte Hermine, die noch immer nach jemandem aussah, der gerade geschüttelt wurde, nun aber wieder fest stand.

»Vier, Hermine,«sagte Ginny mit mürrischem Gesicht.

»Ich denke, daß wir derzeit sogar zu sechst sind.,«sagte Luna still zählend.

»Sei kein Dummkopf, wir können nicht alle gehen!,«sagte Harry wütend.»Schau her, ihr drei – er zeigte dabei auf Neville, Ginny und Luna – seid bei dieser Sache nicht dabei, ihr seid nicht…”

Sie fielen ihm laut protestierend ins Wort. Seine Narbe tat erneut einen schmerzvollen Stich. Jeder Moment, den sie sich verzögerten, war wertvoll; Harry hatte keine Zeit zum Diskutieren.

»OK, schön, es ist eure Wahl,«sagte er kurzerhand,»aber nur dann, wenn wir mehr Thestrals finden können, wozu ihr nicht fähig seid…”

»Oh doch, mehr von ihnen werden kommen,«sagte Ginny zuversichtlich, die wie Ron ziemlich in die falsche Richtung blinzelte in der Vorstellung, sie sähe die Pferde an.

»Wie kommst du darauf, das zu denken?«

»Weil, falls du es nicht bemerkt haben solltest, du und Hermine, ihr beide blutbefleckt seid,«sagte sie kühl,»und wir wissen, daß Hagrid Thestrals mit rohem Fleisch anlockt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum diese beiden zuerst erschienen sind.«

Harry fühlte in diesem Augenblick einen weichen Ruck auf seiner Robe und schaute an sich herunter, um zu sehen, daß der nächste Thestral an seinem Ärmel leckte, der noch feucht von Grawps Blut war.

»Also dann,«kam Harry der glänzende Gedanke,»Ron und ich werden diese zwei Thestrals nehmen und vorausfliegen,

Hermine kann hier mit euch dreien hier bleiben, damit sie noch mehr Thestrals anlockt…”

»Ich bleibe nicht zurück!”, sagte Hermine wütend.

»Es gibt auch keinen Grund,«sagte Luna lächelnd…»Seht nur, hier kommen schon mehr… ihr zwei müsst wirklich riechen…”

Harry drehte sich um: nicht weniger als sechs oder sieben Thestrals suchten ihren Weg durch die Bäume, ihre großen lederartigen Flügel hielten sie fest an ihre Körper gepresst, ihre Augen glommen durch die Dunkelheit. Harry hatte jetzt keinen Vorwand mehr.

»Also dann,«sagte er wütend,»sucht euch eines aus und kommt, los!”.