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Harry umschlang die Mähne des am nahest stehenden Thestral fest mit einer Hand, stieg mit dem Fuß auf einen nahe liegenden Baumstupf, und kletterte unbeholfen auf das seidenschwarze Pferd. Es schien zwar nicht dagegen zu sein, doch versuchte es mit verdrehtem kopf und entblößten Zähnen Seinen Umhang zu erhaschen.
Er fand eine gute Beinposition hinter den Flügeln, was ihm sofort mehr Sicherheit verlieh, dann schaute er sich nach den Anderen um. Neville hatte sich auf den Rücken des nächsten Thestral gehangelt und versuchte gerade mit einem Bein auf die andere Seite der Kreatur herüber zu schwingen. Luna war schon fertig, sie saß seitlich im Rücken, und rückte grade ihren Umhang zurecht, als ob sie so etwas jeden Tag machen würde. Ron, Hermine and Ginny, standen immer noch bewegungslos an der gleichen Stelle und starrten Sie mit offenen Mündern an.
»Was ist?«fragte er.
»Wie hätten wir aufsteigen können?«fragt Ron zaghaft.»Wo wir die Dinger doch nicht einmal sehen können?«
»Oh, das ist ganz Einfach!«sagte Luna verbindlich, glitt von ihrem Thestral herunter und marschierte zu ihnen hinüber.
»Hermine und Ginny…Kommt her…«
Sie hob einen nach den anderen auf die herumstehenden Thestrals und kehrte anschließend zu ihrem Reittier zurück.
Alle drei schauten sehr nervös, als sie ihnen zeigte wie man sich in der Mähne festhielt, bevor sie dann ihr eigenes Ross bestieg.
»Das ist verrückt…Verrückt… wenn man es nicht sehen kann«murmelte Ron und fuhr dabei mit seiner freien Hand behutsam den Hals des Pferdes auf und ab.
»Du hoffst besser daß es unsichtbar bleibt«sagte Harry finster.»Sind wir nun bereit?«
Sie nickten ihm alle zu und er sah wie sich fünf paar Knie unter ihren Roben streckten.
»Dann los…«
Er schaute auf den schwarz, glänzenden Hinterkopf seines Thestrals und schluckte.
»Zaubereiministerium, London, Besuchereingang, davor…«sagte er ungewiss.»Du… wenn Du weist… wohin es geht…«
Harrys Thestral war einen Moment lang bewegungslos, dann, mit einem gewaltigen Ruck, so das er fast abstürzte, streckte es die Flügel seitlich aus, das Pferd duckte sich, um dann so schnell wie eine Rakete nach oben zu schießen.
Harry hatte Mühe sich festzuhalten, es ging so steil aufwärts, daß er fest zupacken mußte, seine Beine an die Flanken presste, damit er nicht über das knochige Hinterteil abrutschte. Er schloss seine Augen und drückte sein Gesicht in die seidige Mähne, als sie durch die Baumkronen brachen und in den blutroten Sonnenuntergang aufstiegen.
Harry glaubte nicht das er sich jemals so schnell fortbewegt hätte. Das Thestral hinterließ einen Kondensstreifen über dem Schloss. Seine riesigen Flügel schlugen gleichmäßig. Die kalte Luft schlug Harry ins Gesicht. Seine Augen verengten sich bei dem starken Gegenwind zu schlitzen. Er schaute sich nach seinen Fünf hinter ihm aufsteigenden Begleitern um, alle versuchten sich im Nacken des Thestral so klein wie möglich zu machen, um sich so gegen die Luftströmung zu schützen.
Sie hatten das Hogwarts Gelände verlassen, waren auch schon an Hogsmeade vorbei. Harry konnte unter ihnen Berge und Täler sehen. Als die Nacht hereinbrach sah Harry einige kleine Lichteransammlungen von Dörfern die sie überflogen, anschließend ein Auto auf einer geschlängelten Straße, wie es seinen weg nach Hause, durch die Berge fuhr…
»Das ist schon seltsam!«hörte Harry, wie ihn Ron scher verständlich, von irgendwo hinter ihm zurief, und er bekam eine Vorstellung davon wie es sich, mit so einer Geschwindigkeit, in solcher Höhe; und dann auch noch Unsichtbar, wohl für ihn anfühlte.
Angsteinflößendes Zwielicht: Der Himmel hatte sich in einem schmutzig, dunkelvioletten Licht, bestreut mit einigen winzigen Sternen getaucht, und nur die Lichter der Muggel – Städte gaben Ihnen einen Anhaltspunkt in welcher Höhe und mit was für einer Geschwindigkeit sie sich fortbewegten. Harrys Arme schlangen sich um den Nacken des Pferdes gerade so als wolle er daß es beschleunigt. Er konnte nicht sagen wie lange es her war das er Sirius auf dem Flur in der Abteilung der Geheimnisse liegen sah. Wie lange würde Sirius wohl noch Voldemort widerstehen können? Alles was Harry wußte war das sein Patenonkel sicher nicht das tun würde, was Voldemort von ihm verlangte, wenn er nicht entkommen kann würde er lieber sterben als etwas zu tun, oder wahnsinnig zu werden, was Voldemort Freude bereiten würde. Seine Narbe schmerzte genauso stark wie in der Nacht als Herr Weasley angegriffen wurde…Die Zusammenkunft flog durch die Dunkelheit. Harrys Gesicht fühlte sich kalt, wie tot an, seine Beine waren taub vom langen angestrengten, seitlichen, umklammern seines Thestrals, aber er wagte, um nicht abzustürzen, sich nicht zu bewegen. Er war taub von dem gewaltigen Fahrtwind in seinen Ohren, und sein Mund war vom kalten Nachtwind trocken und zugefroren. Er hatte das Gefühl dafür, wie weit sie schon waren, verloren. Es war unter seiner Würde aber all sein Vertrauen steckte in der Bestie, ruhig und zielstrebig bewegten sich deren Flügel in der Nacht und sie wurden immer schneller.
Was wenn sie zu spät kommen…
Er lebt, er kämpft noch, Ich kann es fühlen…
Voldemort hat noch keinen vernichtenden Schlag gegen Sirius geführt…
Ich wüsste das…
Bei dem Ruck, den er im Magen verspürte, hätte Harry sich fast übergeben. Das Thestrals ging ohne Vorwarnung kopfüber in den Sinkflug, so daß er ein paar Zentimeter in Richtung Nacken rutschte. They were descending at last…
Hinter sich hörte er erschreckende Schreie, und er drehte sich ihnen auf gefährliche Weise zu, aber er konnte Niemanden erkennen der Gefahr lief abzustürzen… Augenscheinlich waren alle nur, so wie er selbst, durch den Richtungswechsel geschockt.
Runde, orangefarbene von allen Seiten kommende Lichter wurden immer größer. Sie konnten die Häuserdächer sehen, flatternde Scheinwerfer die wie tanzende Insektenaugen aussahen stellten sich als Fenster aus denen blassgelbes Licht schien heraus. Ganz plötzlich sahen sie daß sie in Richtung Bürgersteig rasten. Harry klammerte sich, in Erwartung eines plötzlichen Aufpralls, mit letzter Kraft an das Thestral, aber das Pferd berührte den dunkeln Untergrund nur schattengleich und Harry glitt von dessen Rücken, schaute sich auf der Straße um und machte einen Freudensprung, als er sah das die defekte, vom schwach, orangefarbenen Schein der Straßenlaternen beleuchteten, Telefonzelle nicht weit entfernt stand.
Ron landete auf einem kleinen Weg und stürzte von seinem Thestral auf den Bürgersteig.
»Nie wieder«stöhnte er, dabei strampelnd auf die Beine kommend. Er machte einen Hüpfer weg von seinem Thestral, aber da er es ja unmöglich sehen konnte, stieß er mit dessen Hinterteil zusammen und fiel wieder hin…»Nie, niemals wieder… das war das Allerschlimmste«
Hermine und Ginny setzten rechts und links neben ihm auf. Beide glitten ein bißchen anmutiger von ihren Reittieren als Ron, mit dennoch ähnlich, erleichterten Ausdruck darüber festen Boden unter den Füssen zu haben. Neville sprang, sich schüttelnd hinab, und Luna saß ruhig ab.
»Und nun, wohin gehen wir jetzt?«fragte sie Harry mit einer höflichen interessierten Stimme, als wenn das alles nur ein faszinierender Tagesausflug währe…
»Darüber«antwortete er. Er gab seinen Thestral eine dankbaren Klaps, dann setzte er schnell seinen Weg zu der Telefonzelle fort, und schlug die Tür auf…»Beeilt Euch!«forderte er die unentschlossen, herumstehenden Anderen auf.
Ron und Ginny marschierten folgsam hinein. Hermine, Neville und Luna quetschten sich schweigend dahinter. Harry warf einen Blick zurück auf die Thestrals. Die durchstöberten nun, inmitten schlechter Lebensmittel, auf Futtersuche den Müll. Dann zwang er sich selbst hinter Luna in die Zelle.
»Der am Telefon ist, wähle bitte: Sechs, Zwei, Vier, Vier und die Zwei!«sagte er.
Ron übernahm das. Dabei verbog er seinen Arm auf sonderbare Weise um die Wählscheibe zu erreichen. Als es summte, zog er ihn zurück, und aus dem Kasten ertönte eine kalte weibliche Stimme.
»Willkommen im Zaubereiministerium. Bitte nennt Eure Namen und Beweggründe.«
»Harry Potter, Ron Weasley Hermine Granger, Ginny Weasley, Neville Longbottom, Luna Lovegood… Wir sind hier um Jemanden zu beschützen, es sei denn Euer Ministerium ist schneller!«antwortete Harry sehr schnell.
»Danke schön«sprach die kühle weibliche Stimme.»Besucher, bitte befestigt die Ausweise vorn an eure Umhänge.«
Ein halbes Dutzend Ausweise kamen aus einer»Metal – Rutsche«wo normalerweise Wechselgeld herauskommen würde. Hermine entnahm sie und reichte sie Harry, über Ginnys Kopf hinweg, dabei fiel ihr Blich auf den obersten Ausweis und sie las: Harry Potter, Rettungsmission.
»Ministeriumsbesucher, Ihr müsst nun noch durchsucht, und eure Zauberstäbe müssen registriert werden! Begebt euch bitte dazu an den Schreibtisch des Sicherheitsdienstes am Ende des Vorhofes«
»Ausgezeichnet!«sagte Harry laut, als seine Narbe wieder Pochte.»Können wir dann gehen?«
Der Boden der Telefonzelle bebte und der Bürgersteig hob sich an ihren Glasfenstern vorbei; die umher streunenden
(oder wörtlich: nach Nahrung suchenden, such dir was aus
g
) Thestrals verschwanden aus ihrem Blickfeld; Über.ihren Köpfen wurde es dunkel und mit einem dumpfen Knirschen sanken sie in die Tiefen des Zaubereiministeriums hinab. Ein Strahl goldenen Lichts streifte ihre Füße, wurde breiter und stieg an ihren Körpern empor. Harry kniete sich hin und hielt seinen Zauberstab so angriffsbereit wie es unter so engen Umständen möglich war, während er durch das Glas lugte, um zu sehen, ob im Atrium jemand auf sie wartete, doch es schien völlig leer zu sein. Es war dunkler als tagsüber; es gab keine Feuer in den Kaminen (oder»unter den Kaminsimsen,«naja, entscheide du!), die in der Wand eingelassen waren, aber als der Lift langsam abbremste, sah er, daß sich die Symbole auf der dunkelblauen Decke immer noch in einer Spirale miteinander verflochten.
»Das Zaubereiministerium wünscht Ihnen einen angenehmen Abend,«sagte die Frauenstimme.
Die Tür der Telefonzelle sprang auf; Harry stürzte heraus, gleich dahinter Neville und Luna. Das einzige Geräusch im Atrium war das gleichmäßige Rauschen des Wassers des goldenen Brunnens, wo jeweils ein Wasserstrahl
(Wassersträhle hört sich mal richtig scheisse an) aus den Zauberstäben von Hexe und Zauberer, der Spitze des Pfeils des Zentauren und den Ohren des Hauselfen in das umliegende Wasserbecken plätscherte.
»Kommt schon,«sagte Harry leise und alle sechs, mit Harry an der Spitze, rannten durch die Halle, vorbei am Brunnen, in Richtung des Schalters, wo der Wachzauberer (?) Harrys Zauberstab gewogen (besser vllt»untersucht«) hatte, und der jetzt verlassen war. Harry war sich sicher daß hier eine Wache hätte sein sollen; sein Fehlen war sicherlich ein schlechtes Zeichen und sein ungutes Gefühl steigerte sich noch, als sie durch die goldenen Pforten des Aufzugs traten.
Er drücke den nächsten»Nach unten«-Knopf und fast im selben Moment kam ratternd ein Aufzug an, die goldenen Gitter schoben sich mit einem hallenden»KLING«auf und sie drängten sich hinein. Harry drückte den Knopf mit der Nummer 9; die Gitter schlossen sich mit einem Knall und der Aufzug fuhr rasselnd und ratternd nach unten. Harry war nicht aufgefallen, wie laut die Aufzüge waren, als er mit Mr Weasley hier gewesen war; Er war sich sicher, daß der Krach sämtliche Wachleute im Gebäude aufschrecken würde, doch als der Lift anhielt sagte die kühle Frauenstimme
»Abteilung der Mysterien,«und die Gitter öffneten sich. Sie betraten den Gang, in dem sich nichts bewegte, ausser den Fackeln in der Umgebung, die durch den Luftzug des Aufzugs zu flackern anfingen. Harry ging auf die glatte, schwarze Tür zu. Nach Monaten, in denen er es geträumt hatte war er endlich hier.»Gehen wir,«flüsterte er und führte sie den Gang entlang, hinter ihm Luna, die mit leicht offenem Mund umherstarrte.
»OK, hört mal zu,«sagte Harry und blieb 2 Meter vor der Tür stehen.»Vielleicht… vielleicht sollten einige von uns hier bleiben als – als Wache und -«
»Und wie sollen wir euch wissen lassen, wenn irgendwas passiert,«fragte Ginny mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Ihr könntet kilometerweit weg sein.«
»Wir kommen mit euch mit, Harry,«sagte Neville.
»Dann mal los,«sagte Ron überzeugt.
Harry wollte sie immer noch nicht alle mitnehmen, aber er schien keine Wahl zu haben. Er drehte sich zur Tür und ging vorwärts… so wie sie es in seinem Traum getan hatte, schwang die Tür auf und er marschierte über die Schwelle, die anderen an seinen Fersen.
Sie standen in einem großen, kreisförmigen Raum. Alles hier drinnen war schwarz, auch der Boden und die Decke; identische, unbeschriftete, klinkenlose, schwarze Türen waren in Abständen in die Wand eingelassen, dazwischen standen Kerzenleuchter, deren Kerzen mit blauer Flamme brannten; ihr kühles, schimmerndes Licht spiegelte sich auf dem glänzenden Marmorboden und ließ es aussehen, als wäre dunkles Wasser unter ihren Füßen.
»Mach mal einer die Tür zu,«murmelte Harry.
Er bereute, diese Anweisung gegeben zu haben, in dem Moment, als Neville sie ausgeführt hatte; Ohne den breiten Lichtstrahl aus dem fackelerleuchteten Korridor hinter ihnen wurde es so dunkel, daß sie für einen Moment nur noch die flackernden Flammen und ihre geisterhaften Reflektionen auf dem Boden sehen konnten. In seinem Traum war Harry immer entschlossen durch den Raum zur Tür direkt gegenüber und durch diese hindurch gegangen. Aber hier waren ungefähr ein dutzend Türen. Während er an die Türen gegenüber starrte und sich überlegte, welche die Richtige sein könnte, gab es ein polterndes Geräusch und die Kerzen begannen, sich seitwärts zu bewegen. Die runde Wand drehte sich. Hermine ergriff Harrys Arm, als ob sie Angst hätte, der Boden könnte sich auch bewegen, doch er tat es nicht. Einige Sekunden lang verschwammen die blauen Flammen um sie herum und ähnelten neonfarbenen Linien, während die Wand sich schneller drehte; dann, genauso plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte das Poltern auf und alles stand wieder still.
In Harrys Augen hatte sich blaue Streifen eingebrannt; das war alles, was er sehen konnte.
»Wozu war das denn gut?«flüsterte Ron ängstlich.
»Ich denke dazu, daß wir nicht mehr wissen, durch welche Tür wir hereingekommen sind,«sagte Ginnie mit ruhiger Stimme…Harry erkannte plötzlich, daß sie Recht hatte. Er konnte den Ausgang nicht mehr schneller finden als eine Ameise auf dem rabenschwarzen Fußboden. Und die Tür, durch die sie gehen mußten, konnte jede der zwölf sein, die sie umgab.
»Wie kommen wir jetzt wieder zurück?«sagte Neville unbehaglich.
»Na ja, das ist jetzt erst einmal egal,«sagte Harry bestimmt, während er blinzelte um die die blauen Linien aus seinem Blick zu vertreiben und umklammerte seinen Zauberstab stärker als je zuvor,»wir brauchen nicht rauszukommen, bevor wir Sirius gefunden haben -«
»Aber fang bitte nicht an ihn zu rufen,«sagte Hermine schnell; aber Harry hatte ihren Rat noch nie weniger gebraucht; sein Instinkt sagte ihm, so leise wie möglich zu bleiben.
»Wo gehen wir dann jetzt hin, Harry,«fragte Ron.
»Ich weiß es n-,«begann Harry. Er schluckte. In den Träumen bin ich durch die Tür am Ende des Ganges mit den Aufzügen in einen dunklen Raum gegangen – das ist der hier – und dann ging ich durch eine andere Tür in einen Raum der irgendwie… glänzte.
»Wir sollten ein paar Türen probieren,«sagte er hastig.»Ich werde den richtigen Weg erkennen wenn ich ihn sehe.
Kommt schon.«
Er ging direkt auf die Tür zu, die sich ihm gegenüber befand, die Anderen folgten dicht hinter ihm, legte seine linke Hand auf ihre kühle, glänzende Oberfläche, hob seinen Zauberstand, bereit, in dem Moment zuzuschalgen, in dem sie sich öffnete, und drücke.
Sie schwang mit Leichtigkeit auf. [»leicht«hört sich an, als wärs leicht, sie zu Öffnen]
Im Gegensatz zur Dunkelheit im ersten Raum wirkte dieser lange, rechteckige Raum mit seinen an langen goldenen Ketten von der Decke hängenden Lampen viel heller, doch es gab keine glänzenden/funkelnden, schimmernden Lichter, so wie Harry sie in seinen Träumen gesehen hatte. Der Raum war ziemlich leer, bis auf einige Schreibtische und, genau in der Mitte des Raums, einen riesigen, gläsernen Tank, gefüllt mit dunkelgrüner Flüssigkeit, in dem sie alle hätten schwimmen können; einige grauweiße Dinge trieben langsam darin herum.
»Was sind das für Dinger?«flüsterte Ron.
»Weiß ich nicht,«sagte Harry.
»Sind das Fische?«hauchte Ginnie.
»Wassermaden!«sagte Luna aufgeregt.»Papa hat gesagt das Ministerium züchtet -«
»Nein,«sagte Hermine. Sie hörte sich seltsam an. Sie ging vor um durch die Seitenwand des Tanks zu sehen.»Es sind Gehirne.«
»Gehirne?«
»Ja… Ich möchte wissen, was die mit denen machen?«
Harry ging zu ihr zum Tank. Sicherlich, er hatte keine Zweifel, nun, da er sie von Nahem sah. Durch die grüne Flüssigkeit treibend kamen sie ab und zu schaurig schimmernd in Sicht; sie sahen etwas wie schleimiger Blumenkohl aus.
»Gehen wir raus hier,«sagte Harry,»das ist nicht der richtige Raum. Wir müssen eine andere Tür probieren.«
»Hier gibt’s auch Türen,«sagte Ron und zeigte an die Wände.
Harry verlor langsam den Mut; wie groß war dieser Ort?
»In meinem Traum bin ich von diesem dunklen Raum in den Zweiten gegangen,«sagte er,»Ich denke wir sollten zurück gehen und von dort aus weitermachen.«
Also eilten sie zurück in den dunklen, runden Raum; jetzt schwammen die geisterhaften Umrisse der Gehirne anstatt der blauen Kerzenflammen vor Harrys Augen.
»Wartet!«sagte Hermine scharf, als Luna die Tür zum Gehirnraum hinter ihnen schließen wollte. »Flagrate!«
Sie zeichnete mit ihrem Zauberstab in der Luft und ein glühendes»X«erschien auf der Tür. Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, gab es ein lautes Rumpeln und und wieder begann die Wand sich schneller und schneller zu drehen, doch dieses mal waren rotgoldene Schlieren unter dem schwachen Blau und, nachdem alles wieder still stand, leuchtete das glühende Kreuz immer noch und zeigte, welche Tür sie schon probiert hatten.
»Gut mitgedacht,«sagte Harry.»OK, probieren wir die aus -«.Wieder schritt er zielstrebig auf die Tür ihm gegenüber zu und drückte sie, mit immer noch erhobenem Zauberstab, die anderen folgten gleich hinter ihm.
Dieser Raum war größer als der letzte, schwach beleuchtet und rechteckig, und die Mitte war abgesenkt und bildete eine große 20 Fuß tiefe Steingrube. Sie standen auf der obersten Reihe von etwas was schien als wären es Steinbänke die durch den gesamten Raum gingen und in steilen Schritten abfielen, wie in einem Amphitheater oder dem Gerichtssaal in dem Harry von dem Zaubererrat verhört wurde. Anstelle von einem angeketteten Stuhl gab es in der Mitte der Grube einen angehobenen Steinpodest, auf welchem ein Torbogen aus Stein stand welcher so alt, angeknackst und zerbröckelt aussah, daß Harry überrascht war, daß das Ding überhaupt noch stand.
Nicht gehalten von irgendeiner der umgebenden Wände wurde der Torbogen mit einem zerfetzten schwarzen Umhang oder Schleier zugehängt, welcher trotz der kompletten Stille der kalten umgebenden Luft sehr schwach flatterte als wenn er gerade eben berührt worden wäre.
»Wer ist da?«sagte Harry, und sprang auf die untere Bank. Es antwortete keine Stimme aber der Schleier flatterte weiterhin.
»Vorsicht!«flüsterte Hermine.
Harry stieg die Bänke eine nach der anderen hinunter bis er den steinernen Boden der abgesenkten Grube erreichte.
Seine Schritte hallten laut wider als er langsam in Richtung des Podestes ging. Der Torbogen sah von dort wo er jetzt stand viel höher aus als von oben wo er auf ihn herabgeschaut hat. Der Schleier bewegte sich immer noch leicht, als wenn irgendjemand gerade durch ihn durchgegangen wäre.
»Sirius?«sprach Harry erneut, aber viel leiser jetzt wo er näher dran war.
Er hatte das merkwürdige Gefühl, daß dort jemand rechts hinter dem Schleier auf der anderen Seite des Torbogens stand. Er umklammerte seinen Zauberstab sehr fest und umrandete die Plattform, aber dort war niemand; alles was zu sehen war, war die andere Seite von dem zerrissenen schwarzen Schleier
»Laß uns gehen,«rief Hermine von der Mitte der steinernen Stufen.»Das ist nicht richtig Harry, komm, laß uns gehen.«
Sie klang ängstlich, viel ängstlicher als sie in dem Raum mit den schwimmenden Gehirnen war, doch Harry dachte, daß der Torbogen etwas schönes an sich hatte, obwohl er alt war. Der leicht flatternde Schleier irritierte ihn; er spürte ein sehr starkes Verlangen, das Podest hochzuklettern und durch ihn durch zu gehen.
»Harry, laß uns gehen, OK?«sagte Hermine noch bestimmter.
»OK,«sagte er, aber er bewegte sich nicht. Er hatte gerade etwas gehört. Schwach flüsternde, murmelnde Geräusche kamen von der anderen Seite des Schleiers.
»Was sagst Du?«sagte er sehr laut, so daß seine Worte überall in den Steinbänken widerhallten.
»Da spricht niemand, Harry!«sagte Hermine, die sich nun zu ihm hin bewegte.
»Jemand flüstert dort hinter,«sagte er und bewegte sich ausserhalb ihrer Reichweite und untersuchte weiterhin den Schleier.»Bist Du das, Ron?«
»Ich bin hier, Kumpel,«sagte Ron, und erschien auf der Seite des Torbogens.
»Kann das niemand anderes hören?«fragte Harry, denn das Flüstern und Gemurmel wurde lauter; ohne es gemerkt zu haben, fand er seinen Fuß auf dem Podest wieder.
»Ich kann sie ebenfalls hören,«flüsterte Luna, ging um den Torbogen herum und starrte auf den flatternden Schleier.
»Dort sind Leute drin!«
»Was meinst Du damit,»dort drin«?«fragte Hermine und sprang von der obersten Stufe und klang noch wütender,»da ist niemand»dort drin,«das ist nur ein Torbogen, da ist kein Platz für irgendjemanden um dort zu sein. Harry, laß es, komm weg -«
Sie packte seinen Arm und zog, aber er wehrte sich.
»Harry, wir sollten hier sein um Sirius zu helfen!«sagte sie in einer hohen, schrillen Stimme.
»Sirius,«wiederholte Harry und starrte weiterhin den immer noch flatternden Schleier an.»Jaaa…«
Ein Gedanke machte sich in seinem Gehirn breit; Sirius, gefangen genommen und gefoltert, und er starrt diesen Torbogen an…
Er ging einige Schritte vom Torbogen weg und wand seinen Blick weg vom Schleier.
»Laß uns gehen,«sagte er…»Das versuche ich die ganze Zeit zu sagen – also gut, kommt jetzt!«sagte Hermine und sie ging den Weg zurück ums Podest. Auf der anderen Seite starrten Ginny und Neville ebenfalls wie in Trance auf den Schleier. Ohne zu sprechen, nahm sie Ginnys Arm, Ron griff Nevilles Arm, und sie marschierten zurück zu der untersten Steinbank und kletterten den ganzen Weg zurück hoch zur Tür.
»Was meinst Du, was dieser Torbogen war?«fragte Harry Hermine als sie wieder den dunklen kreisförmigen Raum betraten.
»Ich weiß es nicht, aber was immer es war, es war gefährlich,«sagte sie bestimmt, und wieder markierte sie die Tür mit einem brennenden Kreuz.
Einmal mehr bewegte sich die Mauer und erneut kam sie zum Stillstand. Harry näherte sich zufällig einer anderen Tür und drückte sie. Sie rührte sich nicht.
»Was ist los?«sagte Hermine.
»Sie ist… verschlossen…«sagte Harry und schmiss sich mit seinem Gewicht gegen die Tür, aber sie bewegte sich nicht.
»Die ist es, nicht wahr?«sagte Ron aufgeregt, und ging zu Harry um ihm zu helfen die Tür gewaltsam zu öffnen.
»Jede Wette!!«
»Geht aus dem weg!«sagte Hermine scharf. Sie zeigte mit ihrem Zauberstab auf den Platz, wo bei einer normalen Tür das Schloss wäre und sagte,»Alohomora!«
Nichts passierte.
»Sirius«Messer!«sagte Harry. Er holte es aus dem innern seines Umhangs und schob es in den Sprung zwischen Tür und Mauer. Die anderen sahen gespannt zu wie er es von oben nach unten führte, es zurücknahm und dann seine Schulter erneut gegen die Tür rammte. Sie blieb genauso fest verschlossen wie zuvor. Ausserdem sah Harry, als er auf das Messer schaute, daß die Klinge geschmolzen war.
Also schön, wir verlassen diesen Raum,«sagte Hermine entschieden.
»Aber was wenn es genau dieser ist?«sagte Ron und starrte auf ihn mit einer Mischung aus Furcht und Sehnsucht.
»Er kann es nicht sein, Harry konnte in seinem Traum durch alle Türen hindurchgehen,«sagte Hermine und markierte die Tür mit einem weiteren brennenden Kreuz, während Harry das jetzt unbrauchbare Messer von Sirius in seine Tasche steckte.
»Weißt Du was dort drin sein könnte?«sagte Luna begeistert, als die Mauer erneut anfing sich zu drehen.
»Etwas geheimnisvolles, kein Zweifel,«sagte Hermine flüsternd und Neville gab ein kurzes nervöses Lachen von sich.
Die Mauer hielt an und Harry öffnete mit einem Gefühl der zunehmenden Verzweiflung die nächste Tür.
»Das ist es!«
Ein winzigkleines, strahlendhelles Ei trieb in diesem funkelnden Luftstrom herum. Als es aus der Glasglocke aufstieg, sprang es auf und ein Kolibri erschien, welcher zum obersten Rand des Topfes hinaufgetragen wurde, doch als es mit dem Luftstrom herabsank, wurden seine Federn wieder durchnässt und feucht, und, während es zurück auf den Boden der Glasglocke getragen worden war, war es wieder in sein Ei eingeschlossen worden.
»Geh weiter!,«sagte Harry scharf, weil Ginny scheinbar stehen bleiben wollte und sich den Progress der Umwandlung des Eis zurück in einen Vogel zusehen wollte.»Du hast genug im alten Torbogen getrödelt!,«sagte sie verärgert, folgte ihm jedoch vorbei an der Glasglocke zur einzigen Tür hinter dahinter.
»Das ist es!,«sagte Harry wieder, und sein Herz schlug so hart und schnell, daß er dachte, es müsste ihm beim Reden hindern,»es ist direkt hier durch-«
Er schaute sich nach allen um; sie hatten ihre Zauberstäbe herausgeholt und sahen plötzlich ernst und besorgt drein. Er sah zurück zur Tür und stieß sie an. Sie schwang auf.
Sie waren da, sie hatten den Ort gefunden: hoch wie eine Kirche und mit nichts gefüllt außer getürmten Regalen bedeckt mit kleinen, staubigen Kugeln.
Sie schimmerten stumpf in dem Licht der Kerzenhalter, die in den Zwischenräumen entlang der Regale gestellt worden waren.
Wie in dem runden Raum hinter ihnen, waren ihre Flammen blau. Der Raum war sehr kalt.
Harry schob sich vorwärts und blickte prüfend in die schattigen Gänge zwischen jeweils zwei Regalreihen…Er konnte nichts hören oder die geringste Bewegung oder einen Hinweis sehen.
»Du sagtest, es war Reihe siebenundneunzig,«wisperte Hermine.
»Ja,«hauchte Harry, zum Ende der nächsten Reihe schauend. Neben der Gruppe Kerzenhaltern, die dort herausragte, schimmerte die silberne Zahl dreiundfünfzig.
»Ich glaube, wir müssen nach rechts gehen,«wisperte Hermine, zur nächsten Reihe schielend.»Ja… das ist vierundfünfzig…«
»Haltet eure Zauberstäbe bereit!, sagte Harry weich.
Sie schlichen vorwärts und sahen sich um, wenn sie weiter durch die langen Gassen der Regale gingen, die fernen Enden dieser waren in fast völliger Dunkelheit. Winzige, gelbe Aufkleber waren neben jede Glaskugel auf den Regalen geklebt. Einige von ihnen hatten einen eigenartiges, flüssiges Leuchten; andere waren stumpf und dunkel wie aufgeblasene Glühbirnen.
Sie gingen an Reihe vierundachtzig. fünfundachtzig…vorbei. Harry lauschte mühsam nach auch dem kleinsten Geräusch einer Bewegung, doch Sirius wahr wohl schon geknebelt, oder sogar bewusstlos… oder, sagte eine ungebetene Stimme in seinem Kopf, er ist schon tot…
Ich hätte das gefühlt, sagte er sich selber, sein Herz hämmerte nun gegen seinen Adamsapfel. Ich hätte das schon gewusst…
»Siebenundneunzig!,«wisperte Hermine.
Sie standen zusammen am Ende der Reihe den Gang daneben betrachtend. Dort war niemand.
»Er ist genau am Ende der Reihe,«sagte Harry, wessen Mund leicht trocken war.»Ihr könnt ihn wahrscheinlich von hieraus nicht sehen.«
Und er leitete sie zwischen die aufgetürmten Regale voller Glaskugeln, von denen manche sanft aufglommen, wenn sie vorbeigingen…
»Er müsste hier in der Nähe sein,«wisperte Harry, überzeugt, daß jeder Schritt die zerlumpte Gestalt Sirius«in ihre Sichtweite des dunklen Bodens bringen würde.»Irgendwo hier… wirklich nah…«
»Harry?,«sagte Hermine zögernd, aber er wollte nicht antworten. Sein Mund war sehr trocken.
»Irgendwo… hier…,«sagte er.
Sie hatten das Ende der Reihe erreicht und traten in mehr dämmriges Kerzenlicht. Da war niemand. Alles war eine widerhallende, staubige Stille.
»Er ist vielleicht…,«flüsterte Harry mit heiserer Stimme, suchend in den nächsten Gang blickend.»Oder vielleicht…«
Er beeilte sich, in den nächsten daneben zu schauen.
»Harry?,«sagte Hermin wieder.
»Was?,«knurrte er.
»Ich… ich glaube nicht, daß Sirius hier ist.«
Niemand sprach. Harry wollte niemanden von ihnen anschauen. Ihm war schlecht. Er verstand nicht, warum Sirius nicht hier war. Er mußte hier sein. Hier hatte er, Harry, ihn gesehen…
Er rannte entlang der Regalreihen, starrte zwischen diese.
Ein leerer Gang nach dem anderen flimmerte vorbei. Er rannte in die andere Richtung, zurück zu seinen ihn anstarrenden Gefährten.
Nirgendwo war ein Hinweis auf Sirius, kein Hinweis auf einen Kampf.
»Harry?,«rief Ron.
»Was?«
Er wollte nicht hören, was Ron sagen wollte; wollte nicht hören, daß Ron ihm sagte, daß er dumm gewesen sei, oder, daß er vorschlug, daß sie zurück nach Hogwarts gehen sollten, eine Hitze stieg ihm jedoch ins Gesicht und er wünschte sich, hier unten für eine lange Zeit zu verstecken, bevor er die Helligkeit der Vorhalle über ihnen und die anklagenden Blicke der Anderen sehen mußte…
»Hast du das gesehen?,«sagte Ron.
»Was?,«sagte Harry, diesmal jedoch eifrig – es mußte ein Zeichen sein, daß Sirius hier gewesen war, ein Hinweis. Er.schritt zurück zu der Stelle, an der sie alle standen, etwas von Reihe siebenundneunzig entfernt, aber er fand nichts außer Ron, der eine von den staubigen Glaskugeln auf dem Regal anstarrte.
»Was?,«wiederholte Harry mürrisch.
»Da… da steht dein Name drauf,«sagte Ron.
Harry kam ein bißchen näher. Ron zeigte auf eine der kleinen Glaskugeln mit einem grauen, verborgenen Licht, obgleich sie sehr staubig war und den Anschein hatte, seit vielen Jahren nicht mehr berührt worden zu sein.
»Mein Name?,«sagte Harry ausdruckslos.
Er trat vor.
Nicht so groß wie Ron, mußte er seinen Hals recken, um den gelblichen Aufkleber, der am Regal recht neben dem staubigen Glasball angebracht war, zu lesen.
In spinnenartiger Schrift war ein Datum von etwa vor sechszehn Jahren geschrieben, und darunter:
S.P.T. zu A.P.W.B.D.
Der Dunkle Lord Und (?) Harry Potter Harry starrte es an.
»Was ist das?,«fragte Ron entnervt klingend.»Was macht dein Name hier?«
Er überblickte die anderen Aufkleber dieser Regalbahn.
»Ich bin nicht hier,«sagte er verwirrt klingend.»Niemand sonst von uns ist hier.«
»Harry, ich glaube nicht, daß du es berühren solltest,«sagte Hermine scharf, als er seine Hand ausstreckte.
»Warum nicht?,«sagte er.»Es hat irgendetwas mit mir zu tun, oder?«
»Nicht, Harry,«sagte Neville plötzlich. Harry sah ihn an. Nevilles rundes Gesicht war leicht glänzend durch den Schweiß. Er sah aus, als ob er nicht noch mehr Spannung ertragen könnte.
»Es steht mein Name drauf,«sagte Harry.
Und sich leicht waghalsig fühlend, schloss er seine Finger um die Oberfläche des staubigen Balls. Er hatte erwartet, daß es sich kalt anfühlen würde, doch das stimmte nicht. Im Gegenteil, es fühlte sich an, als ob man seit Stunden in der Sonne gelegen hätte, als ob der Schein des Lichts im Innern wärmen würde,
Erwartend, ja sogar hoffend, daß etwas Aufregendes passieren würde, etwas, daß ihre lange Reise wert sein würde, hob Harry den Glassball von dem Regal und starrte ihn an.
Nichts, was auch immer, geschah. Die anderen kamen näher zu Harry, die Kugel anstarrend, als Harry den störenden Staub wegwischte.
Und dann, hinter ihnen, sprach eine affektierte Stimme.
»Sehr gut, Potter. Jetzt dreh dich um, fein und langsam, und gib mir das.«.