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Harry fühlte festen Boden unter seinen Füßen; seine Knie zitterten ein wenig und der golene Zaubererkopf fiel mit einem leisen plong auf den Boden. Er sah sich um und bemerkte, daß er in Dumbledor«s Büro angekommen war.
Alles im Büro schien sich während der Abwesenheit des Schulleiters selbst repariert zu haben. Die wunderschönen Silberinstrumente standen erneut auf den spindelbeinigen Tischen, surrten und zischten heiter. Die Bilder der ehemaligen Schulleiter und Schulleiterinnen schnarchten in ihren Rahmen, die Köpfe lässig zurück in einem Lehnstuhl oder den Rand der Gemälde angelehnt. Harry blickte durch das Fenster. Man sah einen schmalen Streifen bleichen Grüns am Horizont: die Morgendämmerung brach an.
Die Ruhe und Stille, unterbrochen nur durch das gelegentliche Schnarchen oder Grunzen eines der schlafenden Bilder, war ihm unerträglich. Wenn seine Umgebung die Gefühle in seinem Inneren wiederspiegeln würde, hätten die Bilder vor Schmerz aufgeschrien. Er schritt durch das ruhige, wunderschöne Büro, ruhig atmend, und versucht nicht zu denken. Aber er mußte denken… es gab keine Fluchtmöglichkeit…
Es war seine Schuld, das Sirius gestorben war; es war alles seind Schuld. Wenn er, Harry, nicht dumm genug gewesen wäre, auf Voldemorts Trick hereinzufallen, wenn er nicht so überzeugt davon gewesen wäre, daß das, was er in seinen Träumen sah, real gewesen wäre, wenn er nur die Möglichkeit bedacht hätte, das Voldemort, so wie Hermine es gesagt hatte, mit Harrys heimlicher Liebe, den Helden zu spielen, gerechnet hatte…
Es war ihm unerträglich, er wollte nicht darüber nachdenken, er konnte es nicht länger ertragen… in ihm war eine große, schreckliche Leere, die er nicht fühlen oder analysieren wollte, ein dunkles Loch, wo Sirius gewesen war, wo Sirius verschwunden war; er wollte nicht allein sein, mit diesem großen, stillen Raum, er konnte es nicht länger ertragen -
Ein Gemälde hinter ihm gab ein plötzliches, lautes Schnarchen von sich, and eine kalte Stimme sagte:»Ah… Harry Potter…«
Phineas Nigellus gab ein ausgedehntes Gähnen von sich, streckte seine Arme als er Harry aus seinen klugen, verengten Augen musterte.
»Und was bringt dich hierher zu so früher Stunde?» sagte Phineas, soweit Harry ihn verstehen konnte.
»Dieses Büro darf allein nur der Schulleiter betreten. Oder hat Dumbledore dich etwa hierher geschickt? Oh nein, erzähl es mir nicht…«
Ein weiteres fürchterliches Gähnen entsprang aus seinem Hals.
»Noch eine Nachricht für meinen nutzlosen Ur-Ur-Urenkel?«
Harry konnte kein Wort sagen. Phineas Nigellus wußte offensichtlich nicht, daß Sirius tot war und Harry konnte es ihm auch nicht sagen. Es laut auszusprechen würde es so endgültig machen, so absolut und umunkehrbar.
Ein paar andere Gemälde waren von den Geräuschen aufgewacht. Aus Angst vor der nun abzusehenden Befragung hastete er zur Bürotür und drückte die Klinke.
Die Tür öffnete sich nicht. Er war hier gefangen.
»Ich hoffe das bedeutet«sagte der dickliche, rotnäsige Zauberer der an der Wand hinter des Schulleiters Bürotisch hing,
»daß Dumbledore bald wieder bei uns sein wird?«
Harry drehte sich um. Der Zauberer betrachtete ihn mit großem Interesse. Harry nickte. Er drückte noch einmal die Türklinke in seinem Rücken, aber die Tür öffnete sich nicht.
»Oh Gott«sagte der Zauberer. Es war so langweilig ohne ihn, sehr langweilig.«
Er machte es sich in dem Sessel bequem, der wie ein Thron wirkte und in dem er gemalt worden war und lächelte gütig auf Harry herab
»Dumbledore hält große Stücke von uns, ich bin sicher, das weißt du«sagte er.
»Du hast ja großen Einfluss auf ihn.«
Die Schuld, die in Harrys Brust wie ein tonnenschwerer, monströser Parasit saß, bohrte und fraß an ihm. Harry hatte das Gefühl als könnte er es nicht länger ertragen, als könnte er es nicht mehr länger ertragen er selbst zu sein.
… er hatte sich noch nie in seinem Leben so gefangen in seinem eigenen Kopf und Körper gefühlt, noch nie hatte er sich so danach gesehnt jemand anderes, irgend jemand anderes zu sein…Plötzlich explodierte im leeren Kamin eine smaragdgrüne Flamme, die Harry zwangen von der Tür abzurücken und den Mann anzustarren der hinter dem Kamingitter erschien. Als Dumbeldore«s schmaler Körper sich in der Flamme entwickelte und er zu seiner ganzen Größe erwuchs, erwachten alle Zauberer und Zauberinnen auf den Bürowänden.
Viele stießen Freudenschreie aus.
»Ich danke euch«sagte Dumbledore sanft.
Er vermied es Harry anzusehen, er wanderte zuerst zu der Stange neben der Tür und zog aus einer Innentasche seines Mantels einen kleinen, hässlichen, federlosen Falken, den er sanft auf den Ascheeimer unter dem goldenen Pfosten setzte, dort wo normalerweise die erwachsenen Falken standen.
»So Harry,«sagte Dumbledore, und drehte sich nun zu Harry um, du wirst erfreut sein zu erfahren, daß niemand deiner Mitschüler einen ernsthaften Schaden durch die Ereignissen der gestrigen Nacht davongetragen hat.
Harry versuchte» Gut» zu sagen, aber seine Stimme versagte ihm ihren Dienst. Es schien ihm so, daß Dumbledore ihn an die Menge von Schäden erinnern wollte, die er verursacht hatte und obwohl Dumbledoor ihm einmal kurz in die Augen sah und obwohl Dumbledor eher fürsorglich, denn erbost schien, konnte ihm Harry nicht in die Augen sehen.
»Madame Pomfrey päppelt alle auf«sagte Dumbledore.
»Nymphadora Tonks muß vielleicht eine kurze Zeit in St. Mungos verbringen, aber sie wird sich wahrscheinlich wieder voll und ganz erholen.
Harry nickte nur zu den Berichten von Dumbledoore in Richtung des Teppichs der in dem Maße heller wurde, wie draußen der Himmel dunkler wurde.
Er war sich sicher: alle Portraits um ihn herum hörten sorgfältig auf jedes Wort.
Dumbledore sprach weiter, erzählte wo er und Harry gewesen waren und warum sie verletzt wurden.
»Ich kenne deine Gefühle Harry«sagte Dumbledore sehr ruhig.
»Kennen Sie nicht«antwortete Harry und seine Stimme war plötzlich laut und fest. Tiefer schwarzer Ärger stieg in ihm hoch; Dumbledore wußte gar nichts von seinen Gefühlen.
»Siehst du Dumbledore«sagte Phineas Nigellus, oberschlau» versuche niemals Schüler zu verstehen. Sie hassen es. Sie wollen lieber tragisch missverstanden werden, eingehüllt in Selbstmitleid, eingetopft in ihr eigenes…«
»Das ist genug Phineas«sagte Dumbledore.
Harry drehte Dumbledore den Rücken zu und starrte aus dem Fenster. In der Entfernung konnte er das Quidditch Stadion sehen. Sirius war dort einmal erschienen, verwandelt in einen zotteligen schwarzer Hund, so daß er Harrys zusehen konnte… er war wahrscheinlich gekommen um zu überprüfen, ob Harry so gut war, wie James behauptet hatte…Harry hatte ihn später nie darüber befragt.
»Du brauchst dich deiner Gefühle nicht zu schämen, Harry«sagte Dumbledore«s Stimme.»Im Gegenteil…die Tatsache, daß du diese Schmerzen fühlst ist deine größte Stärke.«
Harry fühlt wieder diesen überwältigenden Hass in ihm, der sich in seiner fürchterlichen Leere ausbreitete. Er wünschte Dumbledore für seine Ruhe und leeren Worte bestrafen zu können.
»Meine grösste Stärke, so» sagte Harry, seine Stimme zitterte während er weiter in Richtung des Quidditch Stadion starrte, aber in Wirklichkeit längst nichts mehr sah
»Sie haben nicht die geringste Ahnung… Sie kennen nicht…«
»Was kenn ich nicht«fragte Dumbledore ruhig.
Das war zuviel. Harry drehte sich herum, zuckend vor Zorn.
»Ich will nicht über meine Gefühle reden, ist das klar.«
»Harry, dein Leiden beweist nur, daß du ein Man bist! Dieser Schmerz gehört zur menschlichen Natur.«
»Dann – Will – Ich – Nicht – Mehr – Éin – Menschliches – Wesen – Sein.«schrie Harry und fegte diese delikaten silbernen Instrumente von diesen Tischen mit den spindeldürren Beinen neben ihm und schleuderte sie durch den Raum.
Einige der Gemälde schrieen vor Schmerz oder Ärger auf und das Portrait von Armando Dippet sagte» Wirklich«?
»Ist mir total egal«schrie Harry ihnen zu, schnappte sich ein Mondglas und warf es in den Kamin.
»Ich habe genug, ich habe genug gesehen, ich will nicht mehr, ich will, daß es endet, mir ist alles gleich«
Er hob den Tisch, auf dem die Silber Instrumente lagen, in die Höhe und warf ihn dann weg,.Er brach auf dem Boden entzwei und seine Beine rollten in verschiedene Richtungen.
»Das stimmt nicht«sagte Dumbledore. Er hatte sich nicht einen Millimeter bewegt oder nur den geringsten Versuch gemacht Harry von seinem Zerstörungswerk abzuhalten.
Sein Ausdruck war ruhig, fast abwesend
»Du kümmerst dich um so vieles, du fühlst dich, als ob dieser Schmerz deinen Körper ausbluten würde.«
»Nein«schrie Harry so laut, daß es sich anfühlte, als ob seine Kehle zerplatzen würde und für eine Sekunde fühlte er das Verlangen Dumbledore anzuspringen und ihn zu zerschmettern.
Dieses gütige alte Gesicht zu zerstören, ihn zu schütteln, ihm sehr wehzutun, ihn ein klein wenig den Schmerz fühlen zu lassen, der ihn von innen zu zerstören drohte.
»Oh, doch,«sagte Dumbledore, diesmal noch etwas ruhiger.»Du hast Deine Mutter verloren, Deinen Vater und die Person, die Dir am nächsten stand nach dem Tod Deiner Eltern. Natürlich berührt Dich das.«
»SIE WISSEN NICHT WIE ICH MICH FÜHLE«! schrie Harry.»SIE – STEHEN DA – SIE -«
Aber ihm fehlten die Worte, es half ihm nicht mehr, Sachen zu zerschlagen und rum zu werfen; er wollte nur noch wegrennen, weiter rennen und sich nicht mehr umsehen, er wollte irgendwo hin, wo ihn diese klaren blauen Augen nicht mehr anstarrten, dieses hassenswert ruhige Gesicht. Er drehte sich auf dem Absatz um, griff zum Türgriff und drehte ihn.
Aber die Tür öffnete sich nicht.
Harry drehte sich wieder zu Dumbledore um.
»Lassen Sie mich raus,«sagte er. Er zitterte am ganzen Körper.
»Nein,«sagte Dumbledore nur.
Einige Sekunden lang starrte sie sich gegenseitig an.
»Lassen Sie mich raus,«sagte Harry noch einmal.
»Nein,«wiederholte Dumbledore.
»Wenn Sie mich nicht – wenn Sie mich hier weiter einsperren – wenn Sie mich nicht raus -«
»In jedem Falle solltest Du nicht aufhören, meine Sachen zu zerstören,«sagte Dumbledore ganz ernsthaft,»Ich denke, ich habe sowieso zu viel Kram.«
Er lief um seinen Schreibtisch herum, setzte sich dahinter und beobachtete Harry dabei weiter.
»Lassen Sie mich endlich raus,«sagte Harry ein weiteres mal mit einer Stimme voll Kälte, die fast so ruhig war wie diejenige Dumbledores.
»Nicht bis ich Dir einiges gesagt habe,«sagte Dumbledore.
»Denken Sie – glauben Sie wirklich ich möchte – es ist mir doch sch… – MIR IST ES VÖLLIG EGAL WAS SIE MIR
SAGEN WOLLEN«! schrie Harry.»Ich möchte nichts davon hören, was Sie zu sagen haben!«
»Doch, das willst Du,«sagte Dumbledore ruhig.»Weil Du nämlich nicht mal annähernd so wütend auf mich bist, wie Du es sein könntest. Wenn Du mich schon angreifen willst, und Du bist kurz davor, es zu tun, dann will ich es auch ehrlich verdient haben.«
»Was reden Sie da -?«
»Es ist meine Schuld, daß Sirius sterben mußte,«sagte Dumbledore einfach.»Oder sollte ich sagen, fast allein mein Fehler – ich will mir nicht die ganze Verantwortung dafür anmaßen. Sirius war ein mutiger, schlauer und energischer Mann, und solche Männer sitzen nicht gern Zuhause und verstecken sich, wenn sie glauben, das andere in Gefahr sind.
Jedenfalls hättest Du niemals auch nur einen Augenblick glauben dürfen, daß es wirklich notwendig war, daß Du heute Nacht zur Abteilung für Mysterien hättest gehen müssen. Wenn ich von Anfang an offen mit Dir gewesen wäre, Harry, wie ich es hätte sein sollen, dann hättest Du schon vor langer Zeit gewußt, daß Voldemort versuchen würde, Dich in die Abteilung für Mysterien zu locken und er hätte Dich nicht so reinlegen können, daß Du dennoch gegangen bist. Und Sirius hätte Dir nicht zu Hilfe kommen müssen. Die Schuld daran trage ich ganz allein.«
Harry stand immer noch da mit der Hand auf dem Türknopf, ohne es zu merken. Er heftete immer noch seinen Blick auf Dumbledore, atmete kaum, hörte zu, ohne wirklich zu verstehen, was er da hörte.
»Bitte setze Dich,«sagte Dumbledore. Und das war kein Befehl sondern eine Bitte…Harry zögerte, dann ging er langsam durch den Raum, dessen Boden mit silbernen Zahnrädern und Holzteilen übersät war und setzte sich auf den Stuhl, der vor Dumbledores Tisch stand.
»Verstehe ich das richtig,«sagte Phineas Nigellus über Harrys linke Schulter,»daß mein Ur-Urenkel – der letzte derer von Black – tot ist?«
»Ja, Phineas,«sagte Dumbledore.
»Das will ich einfach nicht glauben,«sagte Phineas brüsk.
Harry drehte seinen Kopf gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Phineas aus seinem Porträt marschierte, um – wie Harry wußte – in seinem anderen Porträt in Grimmauld Place wieder aufzutauchen. Vermutlich würde er von Bild zu Bild gehen, um im ganzen Haus nach Sirius zu rufen…
»Harry, ich schulde Dir eine Erklärung,«sagte Dumbledore.»Eine Erklärung für die Fehler eines alten Mannes. Denn ich sehe jetzt, daß alles was ich Dich betreffend getan habe – und nicht getan habe – alle Anzeichen von Altersschwäche zeigt. Die Jugend weiß nicht, was man im Alter denkt und fühlt. Aber alte Männer laden Schuld auf sich, wenn sie vergessen, wie es war, jung zu sein… und ich habe es in letzter Zeit wohl vergessen…«
Die Sonne war jetzt kurz davor, aufzugehen; ein blendend oranger Streifen zog sich über die Bergspitzen und der Himmel darüber war farblos und hell. Das Morgenlicht fiel auf Dumbeldore, auf seine silbernen Augenbrauen und den silbernen Bart und entlang der tiefen Falten, die sein Gesicht durchfurchten.
»Ich ahnte vor 15 Jahren,«sagte Dumbledore,» als ich die Narbe auf Deiner Stirn sah, was sie bedeuten könnte. Ich vermutete, daß sie das Zeichen einer erzwungenen Verbindung zwischen Dir und Voldemort sein könnte.«
»Sie haben mir das schon einmal gesagt, Professor,«sagte Harry grob. Es war ihm egal, wenn er unhöflich war. Alles war ihm im Moment völlig egal.
»Ja,«sagte Dumbledore rechtfertigend.»Ja, aber es ist notwenig, daß wir nochmals ganz von vorne mit der Narbe anfangen. Denn es wurde offensichtlich, kurz nachdem Du in die Zaubererwelt zurückgekommen warst, daß ich Recht hatte, und daß Deine Narbe Dich warnte, wenn Voldemort in Deiner Nähe war oder von starken Gefühlen heimgesucht wurde.«
»Weiß ich,«sagte Harry müde.
»Und diese Fähigkeit, Voldemorts Nähe zu spüren, auch wenn er verkleidet ist, die Gefühle zu kennen, die er empfindet, ist immer stärker geworden, nachdem Voldemort in seinen eigenen Körper zurückgekehrt ist und seine volle Macht wiedererlangt hat.«
Harry machte sich nicht einmal die Mühe zu nicken, weil er dies alles schon wußte.
»In letzte Zeit,«sagte Dumbledore,»wuchsen meine Bedenken, daß Voldemort diese Verbindung zwischen Euch auch wahrnehmen könnte. Denn ganz bestimmt bist Du zu Zeiten so tief in seine Gedanken und seinen Geist eingedrungen, daß er Deine Anwesenheit bemerkte. Ich spreche natürlich über die Nacht, als Du Zeuge des Angriffs auf Mr. Weasley wurdest.«
»Ja, Snape hat mir das schon erzählt,«murmelte Harry.
»Professor Snape, Harry,«korrigierte ihn Dumbledore leise.»Aber hast Du Dich denn nicht gefragt, warum ich Dir das nicht alles erklärt habe? Warum ich Dir nicht Unterricht in Occlumantie gab? Warum ich Dir seit Monaten nicht mehr richtig in die Augen geschaut habe?«
Harry sah auf. Er konnte jetzt sehen, daß Dumbledore müde und traurig aussah.
»Ja,«brummelte Harry.»Ja, das habe ich mich schon gefragt.«
»Siehst Du,«fuhr Dumbledore fort,»ich glaubte, es würde nicht lange dauern, bis Voldemort sich einen Zugang zu Deinem Geist erzwingen würde, um Deine Gedanken zu manipulieren und in die falsche Richtung zu leiten. Und ich wollte ihn auf keinen Fall weiter ermuntern. Ich war sicher, daß, wenn er bemerkte hätte, daß unsere Beziehung jemals mehr als die des Schulleiters zu seinem Schüler war, er seine Chance ergreifen würde, Dich als Mittel benutzen würde, mich auszuspionieren. Ich fürchtete den Nutzen, den er aus Dir hätte ziehen könnte, wenn Du von ihm besessen gewesen wärst. Harry, ich denke, ich hatte Recht anzunehmen, daß er Dich auf diese Weise ausnutzen würde. Bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen wir nahen Kontakt hatten, war ich sicher, einen Schatten von ihm hinter Deinen Augen zu sehen…«
Harry erinnerte sich des Gefühls, daß sich eine schlafende Schlange in ihm zum Zustoßen hochreckte, wann immer er und Dumbledore einander in die Augen blickten…»Voldemorts Ziel während er Dich kontrollierte war es nicht, wie er heute Nacht bewiesen hat, mich zu zerstören, sondern Dich. Er hoffte, als er Dich für eine kurze Zeit beherrschte, daß ich Dich opfern würde, um ihn zerstören zu können. Ich habe also, indem ich mich von Dir fernhielt, versucht, Dich zu schützen. Der Fehler eines alten Mannes…«
Er seufzte tief. Harry ließ die Worte auf sich einwirken. Hätte er dies nur einige Monate früher gewußt. Aber jetzt war es im Vergleich zu der tiefen Lücke, die der Tod von Sirius in ihm hinterlassen hatte, völlig bedeutungslos; nichts davon war noch wichtig…
»Sirius hat mir erzählt, daß Du bemerkt habest, wie Voldemort in Dir erwachte, in der Nacht, als Du die Vision davon hattest, wie Arthur Weasley attackiert wurde. Ich wußte sofort, daß meine schlimmsten Vermutungen richtig gewesen waren: Voldemort hatte erkannt, daß er Dich benutzen könne. Ich habe versucht, Dich gegen Voldemorts Angriffe auf Deinen Geist zu rüsten, indem ich den Occlumantie Unterricht bei Professor Snape arrangierte.«
Er machte eine Pause. Harry beobachtete das Sonnenlicht, das langsam über die polierte Oberfläche von Dumbledores Schreibtisch kroch und ein silbernes Tintenfass und eine scharlachrote Schreibfeder beleuchtete. Harry war sicher, daß die Porträts um sie herum alle wach waren und aufmerksam Dumbledores Erklärungen folgten; er konnte das zeitweilige Rascheln eines Umhanges oder ein Räuspern hören. Nur Phineas Nigellus war noch verschwunden…
»Professor Snape entdeckte,«setzte Dumbledore fort,»daß Du schon seit Monaten von der Tür der Abteilung für Mysterien träumtest. Und Voldemort war natürlich besessen von dem Gedanken, die Prophezeiung zu hören, seitdem er seinen Körper wieder hatte; und als er an der Tür angekommen war, warst Du es auch, ohne zu wissen, welche Bedeutung das hatte.«
”Und dann hast du Rookwood gesehen, der in der Abteilung für Mysterien arbeitete bevor er festgenommen wurde, wie er Voldemort das sagte, was wir bis dahin wußten – daß die Prophezeiungen, die im Zaubereiministerium aufbewahrt werden, stark bewacht sind. Nur die Leute auf die sie sich beziehen, können sie von den Regalen nehmen, ohne daß sie wahnsinnig werden: in diesem Fall, mußte entweder Voldemort selbst das Zaubereiministerium betreten, mit dem Risiko entdeckt zu werden – oder du hättest es für ihn tun müssen. Es wurde immer wichtiger, daß du Occlumantie beherrschst. ”
”Aber ich habe es nicht geschafft, ” murmelte Harry. Er sagte es laut womit er versuchte das erdrückende Schuldgefühl etwas zu lindern: Ein Eingeständnis würde sicher etwas von dem schrecklichen Druck, der ihm auf der Seele lag, von ihm nehmen. ” Ich habe nicht geübt; ich habe mich nicht darum gekümmert; ich hatte es in der Hand, nicht mehr diese Träume zu träumen; Hermine hat mir immer wieder gesagt, daß ich es tun sollte; wenn ich es getan hätte, wäre er nie fähig gewesen mir zu zeigen wo ich hingehen müsste, und – Sirius wäre nicht – Sirius wäre nicht…«
Etwas brach in Harry«s Kopf hervor: Der Drang sich zu rechtfertigen, zu erklären -
”Ich habe versucht herauszufinden, ob er wirklich Sirius gefangen hatte, ich bin zu Umbridge«s Büro gegangen und ich habe mit Kreacher über das Feuer geredet und er sagte Sirius wäre nicht da, er sei gegangen!”
”Kreacher hat gelogen,” sagte Dumbledore leise. ” Du bist nicht sein Herr, er konnte dich anlügen auch ohne sich selbst zu bestrafen. Kreacher wollte, daß du zum Zaubereiministerium gehst.”
”Er – Er hat mich absichtlich dahin geschickt?”
”Oh ja. Kreacher, so befürchte ich, hat monatelang mehr als nur einem Herren gedient.”
”Wie?” sagte Harry ausdruckslos. ”Er hat Grimmauld Place jahrelang nicht verlassen.”
”Kreacher hat seine Chancen kurz vor Weihnachten ergriffen,” sagte Dumbledore, ” scheinbar als Sirius ihn anschrie endlich zu verschwinden. Er nahm Sirius beim Wort und interpretierte es als einen Befehl das Haus zu verlassen. Er ging zu dem einzigen Mitglied der Black Familie den er immer noch respektierte… Black«s Cousine Narcissa, die Schwester von Bellatrix und EheFrau von Lucius Malfoy.”
”Woher wissen Sie das alles?” sagte Harry. Sein Herz schlug schnell. Er fühlte sich schlecht. Er erinnerte sich wie er sich Sorgen über Kreacher«s merkwürdige Abwesenheit über Weihnachten machte, erinnerte sich wie er zu dem Dachboden hoch ging…
”Kreacher hat es mir letzte Nacht erzählt,” sagte Dumbledore. ” Als du Professor Snape die versteckte Warnung gabst, hat er verstanden, daß du eine Vision über Sirius hattest, wie er in den Gewölben der Abteilung für Mysterien gefangen gehalten wurde. Er versuchte, genau wie du, sofort Sirius zu kontaktieren. Ich sollte dir dazu sagen, daß die Mitlieder des Ordens des Phönix verlässlichere Methoden der Kommunikation haben, als das Feuer in Dolores Umbridge«s Büro. Professor Snape hat herausgefunden, daß Sirius lebte und sicher im Grimmauld Place war.
Wie auch immer, als du nicht mehr von deinem Abstecher aus dem Verbotenem Wald mit Dolores Umbridge wiederkamst, wurde Professor Snape immer besorgter, daß du immer noch glaubtest Sirius sei ein Gefangener von Lord Voldemort. Er alarmierte verschiedene Mitglieder des Ordens.«Dumbledore seufzte tief und fuhr fort,» Alastor Moody, Nymphadora Tonks, Kingsley Shacklebolt und Remus Lupin waren grade im Hauptquartier als er sie.kontaktierte. Alle stimmten ein, dir sofort zur Hilfe zu eilen. Professor Snape wollte, daß Sirius dort blieb, weil er jemanden brauchte der im Hauptquartier zurückblieb um mir zu erzählen was passiert war, weil ich in der Zeit nicht dort war. In der Zwischenzeit beabsichtigte Professor Snape dich im Verbotenem Wald zu suchen.
Aber Sirius wollte nicht zurückbleiben, während andere dich suchten. Er übergab die Aufgabe an Kreacher mir zu erzählen, was passiert war. Und so war es, als ich ankam, kurz nachdem die anderen zum Zaubereiministerium aufgebrochen waren, der Elf, der mir mit schallendem Gelächter erzählte wo Sirius hingegangen war.«
»Er hat gelacht?«sagte Harry mit hohler Stimme.
»Oh ja,«sagte Dumbledore.»Du mußt sehen, daß Kreacher uns nicht ganz verraten konnte. Er ist kein Geheimnissbewahrer für Orden, er konnte den Malfoys nicht unseren Aufenthaltsort sagen, oder irgendwelche vertrauenswürdigen Pläne, die ihm verboten wurde aufzudecken. Er war an seine Zauberei gebunden, und das ist, daß er keinen direkten Befehl von seinem Herren, Sirius, brechen darf. Aber er gab Narzissa Informationen von der Sorte, die für Voldemort sehr wertvoll sind, bis jetzt schien er so normal geblieben zu sein, daß Sirius nicht daran dachte ihn zu verbannen wenn er es wiederholte.«
»Wie was?«sagte Harry.
»Wie die Tatsache, daß du die Person warst um die sich Sirius am meisten auf der Welt gekümmert hat,” sagte Dumbledore leise.»Wie die Tatsache, daß du in Sirius eine Mischung aus Vater und Bruder gesehen hast. Sicherlich wußte Voldemort schon, daß Sirius im Orden war, und das du wußtest wo er war – aber Kreachers Informationen ließen ihn verstehen, daß sie eine Person, für deren Rettung du alles tun würdest, Sirius Black war.”
Harry«s Lippen waren kalt und gefühllos.
»Also… Als ich Kreacher fragte, ob Sirius da wäre…«
»Die Malfoys – zweifellos auf Voldemorts Anweisungen hin – hatten ihm gesagt, daß er Sirius aus den Weg schaffen mußte, nachdem du erst einmal die Vision hattest, wie Sirius gefoltert wurde. Wenn du dich entscheiden würdest nachzusehen, ob Sirius zu Hause war oder nicht, hätte Kreacher so getan, als ob er es nicht wäre. Kreacher verletzte Seidenschnabel den Hyppogreif gestern und gerade in dem Moment als du unten im Feuer auftauchtest, war Sirius oben um ihn zu versorgen.”
Es schien als ob nur wenig Luft in Harry«s Lungen wäre; sein Atem ging schnell und flach.
»Und Kreacher hat ihnen das alles erzählt… und gelacht?” krächzte er.
»Er wollte es mir nicht erzählen,” sagte Dumbledore.» Aber ich beherrsche Legilimens so gut, daß ich weiß wann ich angelogen und ich – überredete ihn – mir die ganze Geschichte zu erzählen, bevor ich zum Zaubereiministerium aufgebrochen bin.”
»Und,” flüsterte Harry, seine kalten Hände lagen zu Fäusten geballt auf seinen Knien,» und Hermine sagte uns immer wir sollen nett zu ihm sein -«
»Sie hatte Recht Harry,” sagte Dumbledore.» Ich habe Sirius gewarnt als wir uns Grimmauld Place 12 als Hauptquartier ausgesucht haben, daß Kreacher freundlich und mit Respekt behandelt werden müsste. Ich habe ihm auch gesagt, daß uns Kreacher gefährlich werden könnte. Ich glaube nicht das er mich damals sehr ernst genommen hat, oder das er jemals Kreacher als ein Wesen gesehen hat mit menschlichen Gefühlen…”
»Beschuldigen sie nicht – Reden sie nicht – so über Sirius…” Harry«s Atem war wie zugeschnürt, er konnte die Wörter nicht richtig aussprechen; aber seine Rage, die etwas nachgelassen hatte, flammte wieder neu auf. Er würde nicht zulassen, daß Dumbledore Sirius kritisierte.»Kreacher ist ein lügendes – widerliches Etwas – er hat es verdient…”
»Kreacher ist, zu was er von Zauberern gemacht wurde, Harry.” sagte Dumbledore.»Ja er ist bemitleidenswert. Seine Existenz ist genauso miserabel, wie die deines Freundes Dobby. Er war gezwungen Sirius Befehle auszuführen, weil Sirius das letzte noch lebende Mitglied der Familie war, dem er versklavt war, aber er fühlte nie Loyalität ihm gegenüber. Und was auch immer Kreachers Fehler waren; man muß auch sagen, daß Sirius nicht unternahm um Kreacher zu besänftigen…«
»REDEN SIE NICHT SO ÜBER SIRIUS!” schrie Harry.
Er war wieder aufgesprungen, sauer, fertig um gegen Dumbledore zu kämpfen, der nicht mal Ansatzweise Sirius verstanden hatte; wie tapfer er war, wieviel er ertragen hatte…
»Was ist mit Snape?” spuckte Harry aus.»Sie reden gar nicht über ihn, oder? Als ich ihm sagte, Voldemort habe Sirius war er genauso wie immer zu mir.”
»Harry du weißt, daß Professor Snape keine Wahl hatte und mußte vor Dolores Umbridge heucheln dich nicht ernst zu nehmen.” sagte Dumbledore aufrichtig,» aber wie ich es dir erklärt habe, hat er den Orden so schnell wie möglich informiert, über das was du gesagt hast. Es war er, der sich herausgefunden hat, wo du hingingst nachdem du nicht aus.dem Verbotenem Wald zurückgekommen bist. Und er war es, der Professor Umbridge ein falsches Veritaserum gegeben hat, als sie versuchte dich zu zwingen, ihr über Sirius zu erzählen.”
Harry mißachtete dies; er fühlte ein grausames Vergnügen darin, Snape zu rügen, es schien seine eigenen, schrecklichen Schuldgefühle zu lindern, und er wollte, daß er von Dumbledore hörte, daß er mit ihm darin übereinstimmte.
»Snape – Snape – s – stachelte Sirius an, weil er im Haus blieb – er machte aus Sirius einen Feigling -«
»Sirius war viel zu alt und zu klug, als das er solch lahmen Hohn erlaubt hätte, ihn zu verletzen,«sagte Dumbledore.
»Snape hörte damit auf, mir Occlumantie Stunden zu geben!«knurrte Harry.»Er warf mich aus seinem Büro!«
»Ich bin mir dessen bewußt,«sagte Dumbledore schwer,»ich sagte bereits, das es mein Fehler war, dir nicht selber Unterricht zu erteilen, aber ich war sicher, zu der Zeit, das nichts gefährlicher war, für deinen Geist, als deinen Geist noch weiter Voldemort zu öffnen, während ich zugegen wäre -«
»Snape machte es schlimmer, meine Narbe schmerzte schlimmer nach jeder Stunde mit ihm,«Harry erinnerte an Rons Gedanken zu dem Theme und stieß weiter,»- woher wissen sie, daß er nicht versuchte, mich für Voldemort weich zu machen, es ihm leichter machte in mich einzudringen?«
»Ich vertraue Severus Snape,«sagte Dumbledore einfach,»Aber ich vergaß – ein weiterer Fehler eines alten Mannes -
daß einige Wunden zu tief verlaufen, als das man sie heilen könnte. Ich dachte, Professor Snape könnte seine Gefühle für deinen Vater überwinden – ich hatte unrecht.«
»Aber das ist okay, nicht wahr?«brüllte Harry, die empörten Gesichter und gemurmelten Mißbilligungen der Bilder an der Wand ignorierend.»Es ist Okay für Snape, daß er meinen Dad hasst, aber es ist nicht Okay von Sirius, daß er Kreacher hasst?«
»Sirius haßte Kreacher nicht,«sagte Dumbledore.»Er betrachtete ihn als Diener, unwürdig ihm viel Aufmerksamkeit zu schenken. Gleichgültigkeit und Vernachlässigung richten oftmals viel mehr Schaden an, als reine Abneigung… der Brunnen, den wir heute Nacht zerstört haben, erzählt eine Lüge. Wir Zauberer haben unsere Gefährten zu lange mißhandelt und beleidigt, und wir ernten jetzt unsere Belohnung.«
»ALSO HAT SIRIUS VERDIENT, WAS ER BEKAM, NICHT WAHR?«brüllte Harry.
»Das sagte ich nicht, noch wirst du es jemals von mir hören,«antwortete Dumbledore leise.»Sirius war kein grausamer Mann, er war im allgemeinen liebenswürdig zu Hauselfen. Er hatte keine Liebe für Kreacher, weil Kreacher eine lebende Erinnerung an das Zuhause war, das Sirius haßte.«
»Klar, er haßte es!«sagte Harry, seine Stimme brach, er wandte Dumbledore seinen Rücken zu und ging weg. Die Sonne schien jetzt hell in den Raum und die Augen aller Bilder folgten ich, während er umherwanderte, ohne zu begreifen, was er tat, ohne das Büro überhaupt wahrzunehmen.»Sie haben ihn die ganze Zeit in jenem Haus eingesperrt und er haßte es, darum wollte er letzte Nacht raus.«
»Ich wollte, daß Sirius am leben bleibt,«sagte Dumbledore leise.
»Die Menschen mögen es nicht, eingesperrt zu sein!«sagte Harry wütend, sich nach ihm umdrehend.»Das taten sie mir den ganzen letzten Sommer über an.«
Dumbledore schloß seine Augen und begrub sein Gesicht in seinen langfingriren Händen. Harry beobachtete ihn, aber dieses untypische Zeichen der Erschöpfung, oder Traurigkeit, oder was auch immer, erweichten ihn nicht. Im Gegenteil, er fühlte sich noch wütender, daß Dumbledore Zeichen von Schwäche zeigte. Er hatte keine Zeichen von Schwäche gezeigt, als Harry ihn wütend machen wollte und ihn bedrängte.
Dumbledore senkte seine Hände und musterte Harry durch seine Halbmondbrille.
»Es ist Zeit,«sagte er,»für mich, die zu sagen, was ich dir schon vor fünf Jahren hätte sagen sollen, Harry. Bitte setz«
dich. Ich werde dir alles erzählen. Ich bitte nur um ein wenig Geduld. Du wirst deine Gelegenheit bekommen, mit mir zu tun, was immer du auch möchtest, wenn ich zu Ende gekommen bin. Ich werde dich nicht aufhalten.«
Harry funkelte ihn für einen Moment an, dann ließ er sich selbst in den Stuhl gegenüber von Dumbledore fallen und wartete.
Dumbledore starrte für einen Moment die sonnigen Gründe außerhalb des Fensters an, dann schaute er zurück auf Harry und sagte,»Fünf Jahre zuvor trafst du in Hogwarts ein, Harry, sicher und ganz, wie ich es geplant und vorgehabt hatte. Nun – nicht wirklich ganz. Du hattest gelitten. Ich wußte, daß du das würdest, als ich dich auf der Türschwelle von deiner Tante und deinem Onkel zurückließ. Ich wußte, daß ich dich zu zehn dunklen Jahren verurteilt hatte.«
Er hielt inne. Harry sagte nichts…»Du könntest fragen – und mit gutem Grund – warum es so sein mußte. Warum hat dich keine Zaubererfamilie aufnehmen können? Viele hätten das mehr als gerne getan, hätten sich geehrt gefühlt und dich freudig als ihren Sohn erzogen.«
»Meine Antwort ist, daß meine Priorität darin lag, dich am leben zu erhalten. Du warst in größerer Gefahr, als vielleicht jeder andere, aber ich wußte das. Voldemort war Stunden zuvor bezwungen worden, aber seine Anhänger – und viele von ihnen sind fast so schrecklich wie er – waren noch im großen und ganzen wütend, verzweifelt und gewaltsam. Und ich mußte meine Entscheidungen treffen, auch im Hinblick auf die kommenden Jahren. Glaube ich, daß Voldemort für immer gegangen war? Nein. Ich wußte nicht, ob es zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre sein würden, bevor er zurückkehrte, aber ich war sicher, er würde es, und ich war auch sicher, so wie ich ihn kannte, das er keine Ruhe geben würde, bis er dich getötet hätte.
»Ich wußte, daß Voldemorts Wissen der Magie vielleicht weitreichender ist, als die irgendeines anderen lebendigen Zauberers. Ich wußte, daß sogar meine komplexesten und mächtigsten Schutzzauber und Bannsprüche nicht unüberwindlich wären, wenn er jemals wieder zu seiner vollständigen Macht zurückkehren würde.«
»Aber ich wußte auch, daß Voldemort schwach war. Und so traf ich meine Entscheidung. Du solltest von einer uralten Magie, von der er weiß, die er verachtet und die er deswegen immer unterschätzt – auf seine Kosten. Ich spreche natürlich von der Tatsache, das deine Mutter starb, um dich zu retten. Sie gab dir einen bleibenden Schutz, den er niemals erwartete, einen Schutz, der bis zum heutigen Tag in deinen Adern fließt. Daher legte ich mein Vertrauen in das Blut deiner Mutter. Ich übergab dich ihrer Schwester, ihrer einzigen, verbleibenden Verwandten.«
»Sie liebt mich nicht,«sagte Harry sofort.»Sie gibt nicht mal ein verdam-«
»Aber sie nahm dich,«widersprach Dumbledore ihm.»Sie nahm dich vielleicht ungern, wütend, widerwillig, verbittert, aber dennoch nahm sie dich, sie versiegelte den Zauber, den ich auf dich legte. Das Opfer deiner Mutter machte die Blutfessel zum stärksten Schild, den ich dir geben konnte.«
»Ich glaube immer noch nicht -«
»Solange du den Ort, an dem das Blut deiner Mutter wohnt, dein Zuhause nennst, kannst du dort von Voldemort weder berührt noch beeinträchtigt werden. Ihr Blut wurde deine Zuflucht. Du mußt nur einmal im Jahr dorthin zurückkehren, aber solange du es dein Zuhause nennen kannst, während du dort bist, kann er dich nicht verletzen. Deine Tante weiß das. Ich erklärte es ihr in einem Brief, den ich, mit dir, auf ihrer Eingangsstufe liegen ließ. Sie weiß, daß ihre Erlaubnis, dich bei ihnen leben zu lassen, dich seit nunmehr fünfzehn Jahren am Leben hält.«
»Warten sie,«sagte Harry,»Warten sie einen Moment.«
Er setzte sich gerader in seinen Stuhl, Dumbledore anstarrend.
»Sie haben den Heuler gesendet. Sie befahlen ihr, sich zu erinnern – es war ihre Stimme -«
»Ich dachte,«sagte Dumbledore, seinen Kopf leicht neigend,»das sie eine Erinnerung an den Pakt benötigte, den sie besiegelt, als sie dich nahm. Ich erwrtete, der Dementorenangriff könnte ihre Ängste geweckt haben, dich als ihren Ersatzsohn angenommen zu haben.«
»Hat es,«sagte Harry leise.»Nun – meinem Onkel mehr als sie. Er wollte mich hinauswerfen, aber nachdem der Heuler kam, sagte sie – sie daß ich bleiben müßte.«
Er starrte einen Moment zu Boden, sagte dann,»Aber was hat das zu tun mit -«
Er konnte Sirius Namen nicht aussprechen.
»Fünf Jahre zuvor,«fuhr Dumbledore fort, als hätte er die Erzählung nicht unterbrochen,»kamst du in Hogwarts an, werder glücklich noch gut-genährt, so wie ich es erwartet hätte, aber lebendig und gesund. Du warst kein verwöhnter, kleiner Prinz, aber ein so normaler Junge, wie ich es unter den Umständen nur hatte hoffen können. So weit verlief mein Plan ganz gut.«
»Und dann…gut Du wirst Dich sicher genauso an die Ereignisse in Deinem ersten Jahr an Hogwarts erinnern so wie ich es tue.«»Du wurdest prachtvoll mit der Situation fertig die Dir gegenüberstand stand und früher…viel früher als ich erwartet hatte standest Du Voldemort Angesicht zu Angesicht gegenüber.«»Du hast aber mehr getan.«»Du verzögertest seine Rückkehr zu voller Macht und Stärke.«»Du hast Deinem Mann gestanden.«»Ich war…stolzer auf Dich wie ich es sagen kann.«
»Doch gab es einen Fehler in meinem wundervollen Plan«sagte Dumbledore.»Ein offensichtlicher Fehler von dem ich wußte, daß er alles verderben konnte.«»Auch noch, da ich wußte, das wichtig war das mein Plan erfolgreich sein mußte, sagte ich zu mir selbst, das ich es nicht erlauben würde, daß solch ein Fehler meinen Plan ruiniert.«»Ich alleine konnte das verhindern, also mußte ich alleine stark sein.«»Und es war meine erste Prüfung als Du im Krankenflügel lagst, geschwächt von Deinem Kampf mit Voldemort.«.»Ich verstehe nicht was Sie meinen«sagte Harry.
»Erinnerst Du dich nicht mehr als Du mich im Krankenflügel fragtest warum Voldemort versucht hatte Dich als Baby zu ermorden?«
Harry nickte.
»Und was sagte ich da zu Dir?«
Harry starrte in seine blauen Augen und sagte nichts, aber Sein Herz begann wieder zu rasen.
»Siehst Du den Fehler im Plan noch nicht?«»Nein…vielleicht nicht.«»Gut, wie Du weißt entschied ich mich Dir nicht zu antworten.«11 sagte ich zu mir selbst war noch viel zu jung um es zu erfahren.«»Ich hatte es nie beabsichtigt es Dir mitzuteilen als Du 11 warst.«»Das wäre zu viel Wissen in diesem Alter gewesen.«
»Ich hätte die Gefahrenzeichen erkennen müssen.«» Ich hätte mich selbst fragen sollen warum es mich nicht mehr gestört hat, daß Du mir diese Frage schon gestellt hast, zu der ich wußte, daß ich Dir eines Tages eine schreckliche Antwort darauf geben muß.«»Ich sollte erkannt haben, das ich viel zu froh war Dir nicht an diesem besonderem Tag geantwortet zu haben…DU warst zu jung, viel zu jung.«
»Und so gingen wir in Dein zweites Jahr an Hogwarts.«»Und einmal mehr trafst Du auf Herausforderungen die selbst ein erwachsener Zauberer noch nicht gesehen hat und einmal mehr schlugst Du dich jenseits meiner wildesten Träumen.«»Du fragtest mich aber wieder nicht, warum Voldemort diesen Markel auf Dir hinterlassen hat.«»Wir diskutierten über Deine Narbe, oh ja…wir kamen dem Grund sehr sehr nah.«»Warum ich Dir nicht alles erzählt habe?«
»Gut, es schien für mich das zwölf besser sei wie elf um solche Informationen zu erhalten.«»Ich erlaubte es Dir mich blutbefleckt und erschöpft aber hocherfreut zu verlassen und ich hätte es Dir vielleicht da sagen sollen, es wurde schnell zum schweigen gebracht.«»Du warst immer noch so jung, Du siehst und ich wollte Dir diese Nacht des Sieges nicht verderben…«
»Siehst Du Harry?«»Siehst Du den Fehler in meinem brillanten Plan jetzt?«»Ich bin in die Falle gegangen die ich vorrausgesehen hatte, daß hatte ich mir selbst vorgenommen zu vermeiden, ich mußte es vermeiden.«
»Ich tat es nicht.«
»Ich kümmerte mich zu viel um Dich,«sagte Dubledore einfach.»Ich kümmerte mich mehr darum das Du glücklich warst, als das Du die Wahrheit erfährst, mehr um Deine Seelenruhe wie für meinen Plan, mehr um Dein Leben wie für die Leben die verloren würden wenn mein Plan scheitert.»In anderen Worten, ich handelte so wie es Voldemort von uns Narren erwartete die es lieben zu handeln.«
»Gibt es eine Verteidigung?«»Ich widersetzte mich jedem der Dich so angesehen habe wie ich es tat und ich habe Dich dichter bewacht wie Du es Dir vorstellen kannst um Dir noch mehr Schmerz zu ersparen wie Du schon erlitten hattest.«
»Aber warum sorgte ich mich um die Zahl der namen- und gesichtslosen Menschen und Kreaturen die in unbestimmter Zukunft abgeschlachtet werden, wenn Du im Hier und Jetzt am leben und froh und gesund warst.«»Ich hätte nicht im Traum dran gedacht das ich so eine Person an meiner Hand hätte.«
»Gehen wir in Dein drittes Jahr.«»Ich betrachtete es aus der Ferne wie Du dich abmühtest die Dementoren abzuwehren, wie Du Sirius gefunden hast und herausgefunden hast was er war und Ihn gerettet hast.«»Wollte ich es Dir in dem Moment sagen als Du Deinen Patenonkel triumphierend aus den Klauen des Ministeriums entrissen hast?«
»Aber jetzt im Alter von 13 gingen mir meine Ausreden aus.«»Jung konntest Du ja sein, aber Du hattest bewiesen das Du außergewöhnlich bist.«
»Mein Gewissen bereitete mir Sorgen, Harry.«»Ich wußte das die Zeit bald kommen müsste…«
»Aber Du kamst aus dem Irrgarten letztes Jahr und hattest Cedric Diggory sterben sehen und bist selbst dem Tod nur knapp entkommen…und ich habe es Dir nicht gesagt, obwohl ich wußte, Voldemort ist jetzt zurück und ich müsste es bald machen.«»Und jetzt, heute Nacht, weis ich das Du schon lange bereit für das Wissen bist, daß ich so lange von Dir ferngehalten habe, weil Du bewiesen hast das ich die Last auf Dich übertragen kann.«
»Meine einzige Verteidigung ist diese: Ich habe gesehen wie Du dich unter mehr Belastungen gequält hast wie jeder Student der je durch diese Schule gegangen ist und ich konnte mich selbst nicht dazu bringen Dir noch eine andere hinzuzufügen – die größte von allen.«
Harry wartete aber Dumbledore sagte nichts.
»Ich verstehe immer noch nicht.«
»Voldemort versuchte dich umzubringen als Du ein Kind warst, weil kurz vor Deiner Geburt eine Prophezeiung gemacht wurde.«»Er wußte von der Prophezeiung, jedoch kannte er nicht den vollen Inhalt.«»Und er machte sich auf um Dich zu töten als Du ein Baby warst, im Glauben damit würde er die Bedingungen der Prophezeiung erfüllen.«
»Und er erkannte, zu seinen Lasten, das es ein Irrtum war, den der Fluch mit dem er Dich töten wollte schlug fehl.«.»Und so, seit seiner Rückkehr zu seinem Körper und besonders nach Deiner außergewöhnlichen Flucht von ihm letztes Jahr, ist er entschlossen diese Prophezeiung komplett zu hören.«»Die ist die Waffe die er so beflissen gesucht hatte seit seiner Rückkehr: Das Wissen wie er Dich vernichten kann.«
Die Sonne war nun völlig aufgegangen und Dumbledore«s Büro badete darin. Der Glaskasten in dem Godric Gryffindor«s Schwert wohnte glänzte weiß und undurchsichtig, die Bruchstücke der Instrumente die Harry zu Boden geworfen hatte glitzerten wie Regentropfen und hinter Ihm machte Baby Fawkes chirpende Geräusche in seinem Nest aus Asche.
»Die Prophezeiung ist zerbrochen.,«sagte Harry ausdruckslos.»Ich habe Neville auf diese Bank gezogen in dem Raum mit dem Torbogen und dabei seine Robe zerrissen und Sie fiel…«
»Das Ding was zerbrach war bloß eine Kopie die die Abteilung für Mystisches für sich behalten hat.«»Aber diese Prophezeiung wurde zu jemand gemacht und diese Person hat die Mittel sie perfekt wiederzugeben.«
»Wer hat es gehört?«fragte Harry, aber er glaubte die Antwort schon zu wissen.
»Ich war es,«sagte Dumbledore.»In einer nasskalten Nacht vor 16 Jahren in einem Raum über der Bar des Eberkopf Gasthauses.«»Ich war dort um einen Bewerber für den Posten des Prophezeiungslehrers zu treffen, obwohl es gegen meine Neigung war das Thema der Prophezeiung überhaupt fortzusetzen.«»Die Bewerberin war aber die Ur-Urenkelin einer sehr berühmten und sehr talentierten Seherin und gedachte Ihr die übliche Höflichkeit sie zu treffen.«»Ich wurde enttäuscht.«»Es schien mir, daß sie nicht die Spur dieser Gabe hätte.«»Ich teilte ihr höfflich mit, das ich nicht glaubte das sie für den Posten geeignet wäre.«»Ich drehte mich um zu gehen.«
Dumbledore stand auf und ging an Harry vorbei zu einer schwarzen Schrank die neben Fawkes Stange stand. Er bückte sich und schob eine Haken beiseite und holte eine seichte Steinschale mit runenverzierten Rand heraus in der Harry schon seinen Vater gesehen hatte wie er Snape quälte. Dumbledore ging zurück zum Schreibtisch und stellte die Schüssel darauf und hob seinen Zauberstab an seine Schläfe. Von dort zog er eine haudünne silberne Strähne eines Gedankens an der Spitze seines Zauberstabes heraus und legte sie in der Schale ab. Er setze sich wieder hinter seinen Schreibtisch lehnte sich vor und schaute sich das wirbeln und treiben seines Gedanken in der Schale für einen Moment an. Dann hob er mit einem Seufzer seinen Zauberstab und berührte die silberne Substanz mit seiner Spitze.
Eine Gestalt erhob sich daraus, eingehüllt in Tücher und die Augen vergrößerten sich gewaltig hinter Ihrer Brille und sie drehte sich langsam mit Ihren Füßen in der Schale. Aber als Sybill Trelawney sprach war es nicht ihre üblich ätherisch-mystische Stimme, sondern sie benutze eine grell-heisere Stimme die Harry schon einmal zuvor gehört hatte:
»Der eine mit der Macht den dunklen Lord zu bezwingen nähert sich…geboren von denen, die sich ihm drei mal widersetzt haben, geboren wen der siebte Monat stirbt…und der dunkle Lord wird Ihn als sein Gleichgestellten markieren, aber er wird eine Kraft haben von der der dunkle Lord nichts weis…und einer von beiden muß durch die Hand des anderen sterben denn keiner kann leben wenn der andere überlebt…der eine mit der Macht den dunklen Lord zu bezwingen wird geboren wenn der siebte Monat stirbt…«
Die sich langsam drehende Professor Trelawney sank zurück in ihre silberne Masse unter sich und verschwand. Es war völlig still im Büro. Weder Dumbledore noch Harry, noch eines der Portraits machten irgendein Geräusch. Sogar Fawkes war still geworden.
»Professor Dumbledore?«Harry sprach sehr leise, denn Professor Dumbledore, der noch immer in das Denkarium starrte, schien völlig in Gedanken verloren zu sein.»Bedeutet das…was bedeutet das?«
»Es bedeutet,«sagte Dumbledore,»daß die Person, die als einzige die Chance hat Lord Voldemort für immer zu besiegen, vor fast sechszehn Jahren Ende des Monats Juli geboren wurde. Dieser Junge würde Eltern geboren werden, die Voldemort bereits drei Mal abgewehrt hatten.«
Harry hatte das Gefühl, als würde sich etwas schweres, ganz eng um ihn legen. Es schien abermals schwierig zu werden, zu atmen.
»Das bedeutet- ich?«
Dumbledore sah ihn für einen Moment durch seine Brille ganz genau an.
»Das sonderbare daran ist, Harry,«sagte er sanft,»das nicht mal unbedingt du gemeint warst. Sybills Prophezeiung hätte auf zwei Söhne von Zauberern gepasst, beide geboren am Ende des Monats Juli in jenem Jahr, beide hatten Eltern im Orden des Phönix, beide Elternpaare waren mit Mühe Voldemort drei Mal entkommen. Der eine warst natürlich du.
Der andere war Neville Longbottom.«
»Aber…aber warum war dann mein Name auf der Prophezeiung und nicht Nevilles?«
»Die offizielle Akte wurde umbenannt nach Voldemorts Angriff auf dich, als du ein Kind warst.«Sagte Dumbledore.
»Es schien klar für den Hüter der Halle der Prophezeiungen zu sein, das Voldemort nur versucht hatte dich zu töten, weil er wußte das du derjenige warst, den Sybill meinte.«.»Dann – dann bin ich es vielleicht gar nicht?«
»Ich fürchte,«sagte Dumbledore langsam, und sah dabei aus, als ob ihn jedes Wort große Mühe kostete,»daß es keinen Zweifel gibt, daß Du es bist.«
»Aber sie haben doch gesagt – Neville wurde auch am Ende Juli geboren – und seine Mutter und sein Vater -«
»Du vergisst den nächsten Teil der Prophezeiung, die endgültig identifizierende Besonderheit, des Jungen der Voldemort besiegen könnte…Voldemort selber würden ihn als einen Ebenbürtigen kennzeichnen. Und das tat er, Harry.
Er wählte dich, nicht Neville. Er gab dir die Narbe, die sich als beides erwiesen hat – Segen und Fluch.«
»Aber er hat vielleicht falsch gewählt,«sagte Harry.»Vielleicht hat er den falschen gekennzeichnet!«
»Er wählte den Jungen, von dem er dachte, daß er am ehesten eine Gefahr für ihn wäre.,«sagte Dumbledore.»Und beachte, Harry: Er wählte nicht das Reinblut (welches, nach seinem Glauben, die einzige Art von Zauberer ist, die es Wert ist zu bestehen oder zu wissen), sondern das Halb-Blut, wie er selber eines ist. Er sah sich selber in dir, bevor er dich jemals gesehen hatte und kennzeichnete dich mit der Narbe, und tötete dich nicht, wie er es eigentlich wollte, sondern gab dir Kräfte und eine Zukunft, die es dir möglich machte ihm nicht nur einmal, sondern vier Mal zu entkommen – etwas das weder deine Eltern, noch Nevilles Eltern jemals erreicht haben.«
»Warum hat er es dann getan?,«fragte Harry der sich kalt und benommen fühlte.»Warum versuchte er mich als Baby umzubringen? Er hätte warten sollen, um zu sehen wer für ihn gefährlicher erscheinen würde, nachdem Neville und ich älter geworden wären und hätte dann versuchen sollen denjenigen zu töten – wer auch immer es gewesen wäre -«
»Das wäre in der Tat der praktischere Weg gewesen.,«sagte Dumbledore.»Nur waren Voldemorts Informationen über die Prophezeiung unvollständig. Das Schweinekopfs-Wirtshaus, welches Sybill wegen seiner günstigen Preise ausgesucht hatte, hatte schon lange, nun sagen wir mal, eine etwas interessantere Kundschaft als»Die drei Besen.«Und wie du und deine Freunde auf eigene Kosten herausgefunden habt – und ich auf meine in jener Nacht – ist es ein Ort, an dem man nicht davon ausgehen sollte, daß man nicht belauscht wird. Natürlich hatte ich mir nicht träumen lassen, als ich mich auf den Weg zu dem Treffen mit Sybill Trelawney machte, daß ich etwas hören würde, was es wert war, belauscht zu werden. Mein – unser – einziges Glück war, daß der Lauscher am Anfang der Prophezeiung entdeckt wurde und man ihn vom Gebäude warf.«
»Also hat er nur…?«
»Er hörte nur den Anfang, den Teil der voraussagt, daß ein Junge im Juli Eltern geboren wird, die Voldemort bereits drei mal entkamen. Folglich, konnte er seinen Meister nicht warnen, daß dich anzugreifen bedeuten würde zu riskieren,
Macht auf dich zu übertragen und dich als einen Ebenbürtigen zu kennzeichnen. Also hatte Voldemort nie erfahren, daß es vielleicht gefährlich wäre dich anzugreifen, daß es vielleicht klüger wäre zu warten und mehr in Erfahrung zu bringen. Er wußte nicht, daß du Kräfte haben würdest die der dunkle Gebieter nicht kennt.«
»Aber die habe ich nicht!, sagte Harry mit zugeschnürtem Hals.»Ich habe keine Kräfte die er nicht hat, ich kann nicht so kämpfen wie er es heute Abend getan hat, ich kann nicht von anderen Menschen besitz ergreifen – oder sie töten -«
»Es gibt einen Raum im Ministerium für Geheimnisse.,«unterbrach ihn Dumbledore,»der immer verschlossen gehalten wird. Er beinhaltet eine Macht, die herrlicher und schrecklicher ist als der Tod, als menschliche Intelligenz, als die Mächte der Natur. Es ist, vielleicht, auch das Geheimnisvollste, von den vielen Dingen zum studieren, die sich dort befinden. Es ist diese Macht, die in diesem Raum gehalten wird, die du auf so vielfältige Weise besitzt und welche Voldemort nicht im geringsten hat. Diese Macht vereinnahmte dich heute Nacht um Sirius zu retten. Diese Macht rettete dich auch davor von Voldemort besessen zu werden, denn er konnte es nicht ertragen in einem Körper zu sein, der so voll ist von der Macht die er so verabscheut. Am Ende, war es nicht weiter wichtig, daß Du Deinen Geist nicht verschließen konntest. Es war dein Herz das dich gerettet hat.«
Harry schloss seine Augen. Wenn er nicht versucht hätte Sirius zu retten, wäre Sirius nicht gestorben…Mehr um den Moment in dem er wieder an Sirius würde denken müssen aufzuschieben, fragte Harry, ohne sich sehr um die Antwort zu kümmern,»Das Ende der Prophezeiung…es war etwas wie: keiner von beiden kann leben…«
»während der Andere überlebt.,«sagte Dumbledore.
»Also,«sagte Harry, die Worte aus etwas in sich herausholend, was sich wie ein tiefer Brunnen der Hoffnungslosigkeit anfühlte,»also bedeutet das, daß…daß einer von uns den anderen am Ende töten wird?«
»Ja.,«sagte Dumbledore.
Für eine lange Zeit, sprach keiner von beiden. Irgendwo, weit hinter den Mauern des Büros, konnte Harry den Klang von Stimmen hören, Schüler welche die große Halle ansteuerten, vielleicht für ein frühes Frühstück. Es schien unmöglich, daß es Menschen auf der Welt geben könnte, die immer noch verlangen nach Essen hatten, die lachten, die weder wußten, noch sich darum kümmerten, daß Sirius Black für immer gegangen war. Auch wenn Sirius schon eine Million Meilen fort zu sein schien, ein Teil von Harry glaubte sogar jetzt noch immer, daß, wenn er nur den Schleier.beiseite schieben würde, er Sirius finden würde wie er ihn ansah, ihn grüßte, vielleicht mit seinem Lachen das klang wie ein Bellen…
»Ich habe das Gefühl, ich schulde dir noch eine Erklärung.,«sagte Dumbledore zögerlich.»Du hast dich vielleicht gefragt, warum ich dich nicht als Vertrauensschüler ausgesucht habe? Ich muß zugeben…das ich wirklich dachte…du hättest bereits mit genug Verantwortung zu leben.«
Harry sah zu ihm auf und sah eine Träne Dumbledores Gesicht in seinen langen silbernen Bart herunterlaufen…