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»Was ist der Orden des -?«begann Harry.
»Nicht hier, Junge!«knurrte Moody.»Warte bis wir drin sind!«Er zog ein Stück Pergament aus Harry«s Hand und setzte es mit seiner Zauberstabspitze in Flammen. Als sich die Nachricht in Flammen kräuselte und zu Boden glitt, betrachtete Harry wieder die Häuser um sich herum. Sie standen vor Hausnummer Elf; er sah nach links und sah Nummer Zehn; rechts jedoch war Nummer Dreizehn.
»Aber wo ist -?«
»Denke an das, was du dir ins Gedächtnis eingeprägt hast,«sagte Lupin leise.
Harry dachte nach, und nicht eher erreichte er den Teil über Nummer Zwölf, Grimmauld Place, denn dann tauchte eine abgenutzte Tür zwischen Nummer elf und dreizehn wie aus dem Nichts auf, schnell gefolgt von schmutzigen Wänden und Ruß geschwärzten Fenstern.
Es war jedoch, als wenn sich ein Extrahaus aufgeblasen hatte und es sich auf seine Weise herausdrückte. Harry gaffte es an. Die Stereoanlage in Hausnummer Elf dröhnte auf. Offenbar fühlten die Muggel nichts.
»Los, Beeilung,«brummte Moody und stupste Harry in den Rücken. Harry ging die abgenutzte Steintreppe hinauf und starrte die eben erschienene Tür an. Ihre schwarze Farbe war abgeblättert und zerkratzt. Der silberne Türknauf hatte die Form einer verdrehten Schlange. Es gab kein Schlüsselloch oder einen Briefschlitz.
Lupin zog seinen Zauberstab und tippte die Tür einmal an. Harry hörte viele laute Klicke, die sich anhörten wie das Geklapper einer Kette. Knarrend öffnete sich die Tür.
»Geh schnell hinein, Harry,«flüsterte Lupin»aber geh nicht soweit ins Innere und fass nichts an.«Harry trat über die Schwelle in einen vollkommen dunklen Flur. Er konnte Feuchtigkeit, Staub und einen süßlich verfaulten Geruch schmecken; der Ort machte einen heruntergekommenen Eindruck. Er blickte über seine Schulter und sah die anderen sich hinter ihm einordnen, Lupin und Tonks trugen seinen Koffer und Hedwig«s Käfig. Moody stand auf der obersten Stufe und gab die Lichtkugeln frei, die der Abschalter gestohlen hatte; sie flogen zurück zu ihren Glühbirnen und das Quadrat glühte für einen Moment auf bevor Moody hinein hinkte und die Eingangstür schloss, so daß der Flur in vollkommene Dunkelheit gehüllt wurde.
»Hier-,«
Er klopfte hart mit seinem Zauberstab über Harrys Kopf; Harry fühlte aber jetzt etwas heißes seinen Rücken hinunterrieseln und wußte, daß der Desillusionierungszauber aufgehoben wurde.
»Jetzt sollte jeder stillstehen, ich werde uns ein bißchen Licht machen,«flüsterte Moody.
Die anderen gedämpften Stimmen gaben Harry ein sonderbares Gefühl der Vorahnung; es war als hätten sie gerade das Haus einer sterbenden Person betreten. Er hörte ein sanft rauschendes Geräusch und dann sprudelten altmodische Gaslampen entlang den Wänden ins Leben, die ein flackerndes, kraftloses Licht über die sich ablösende Tapete und den abgenutzten Teppich entlang des düsteren Flures warfen, an dem Spinnengewebe am Kronleuchter über ihm und altersgeschwärzte Bilder schief an den Wänden hingen. Harry hörte etwas hinter der Scheuerleiste krabbeln. Der Kronleuchter und der Tafelleuchter auf dem klapperigen Tisch waren wie Schlangen geformt.
Da waren eilige Schritte und Ron«s Mutter, Mrs. Weasley, tauchte aus einer Tür am Ende des Flures auf. Sie strahlte einladend als sie ihnen eilig entgegenkam, aber Harry bemerkte daß sie eher dünner und blasser aussah als das letzte mal wie sie sich trafen.
»Oh, Harry, ich freue mich so dich zu sehen,«flüsterte sie, nahm ihn in eine Rippen brechende Umarmung, bevor sie ihn eine Armlänge entfernt festhielt und ihn kritisch beäugte.»Du siehst knochig aus; du brauchst etwas zu Essen, aber du mußt noch etwas auf das Abendessen warten, ich bin besorgt.«
Sie drehte sich zu der Gruppe Zauberer hinter ihm und flüsterte dringend:«Er ist gerade angekommen, das Treffen kann anfangen.«
Die Zauberer hinter ihm machten interessierte und aufgeregte Geräusche und fingen an sich hinter ihm in Richtung der Tür einzuordnen, aus der Mrs. Weasley gerade gekommen war. Harry wollte Lupin folgen, aber Mrs. Weasley hielt ihn zurück.
»Nein, Harry, das Treffen ist nur für die Mitglieder des Orden. Ron und Hermine sind die Treppe hinauf, du kannst mit ihnen zusammen warten bis das Treffen zu ende ist, dann gibt es Abendessen. Und sei nicht so laut im Flur,«fügte sie in dringlichem Flüstern hinzu…»Warum?«
»Ich will nicht, daß etwas aufwacht.«
»Was wollen Sie-?«
»Ich werde es dir später erklären, ich bin in Eile, ich möchte an dem Treffen teilnehmen – ich werde dir nur noch zeigen wo du schlafen wirst.«
Mit dem Finger auf den Lippen führte sie ihn auf Zehenspitzen an ein paar langen, mottenzerfressenen Vorhängen vorbei, hinter denen wie Harry annahm eine weitere Tür lag, und sie gingen an einen großen Schirm vorbei, der aussah als wäre er aus einem abgetrennten Trollbein gemacht, die dunkle Treppe hinauf, vorbei an einer Reihe geschrumpfter Köpfe, die befestigt waren an einer Platte an der Wand. Ein näherer Blick zeigte Harry, daß diese Köpfe zu Hauselfen gehörten. Alle hatten ungefähr die gleiche schnauzen ähnliche Nase.
Harry«s Verwirrung vertiefte sich mit jedem Schritt den er tat. Was in aller Welt machten sie in einem Haus, daß aussah als würde es dem dunkelsten aller Zauberer gehören.
»Mrs. Weasley, warum-?«
»Ron und Hermine werden dir alles erklären, mein Lieber, ich muß wirklich gleich weiter rasen.«Flüsterte Mrs.
Weasley abgelenkt.» Sie-,«sie erreichten den zweiten Treppenabsatz,»- du mußt in Tür zur Rechten. Ich werde dich rufen, wenn es vorbei ist.«
Und sie eilte die Treppen wieder hinunter.
Er überquerte den schäbigen Treppenabsatz, drehte den Schlafzimmertürknauf, der geformt war wie ein Schlangenkopf, und öffnete die Tür. Er erhaschte einen kurzen flüchtigen Blick auf das hoch deckige Zweibettzimmer; dann war da ein laut zwitscherndes Geräusch, gefolgt von einem noch lauterem Kreischen und seine Sicht wurde durch eine Menge buschiger Harre verdunkelt. Hermine umarmte Harry so stürmisch, daß sie beide auf den Boden flogen, während Ron«s winzige Eule, Pigwidgeon, über ihren Köpfen aufgeregt umher schwirrte.
»HARRY! Ron, er ist hier, Harry ist hier! Wir haben nicht gehört, daß du angekommen bist! Oh, wie geht es dir? Ist alles in Ordnung? Bist du wütend auf uns? Ich wette du bist es, ich weiß, unsere Briefe waren sinnlos – aber wir durften dir nichts erzählen, wir mußten Dumbledore schwören, daß wir es nicht tun, oh, wir müssen dir so viel erzählen, du mußt uns viel erzählen – die Dementoren! Als wir hörte – und diese Ministeriumsanhörung – es ist einfach unverschämt, ich habe überall nachgeschlagen, sie können dich nicht ausschließen, es gibt eine Verordnung in der Beschlussfassung für die sinnvolle Beschränkung minderjähriger Zauberei für den Gebrauch der Magie in lebesbedrohlichen Situationen -«
»Laß in atmen, Hermine,«sagte Ron grinsend als er die Tür hinter Harry schloss. Er schien in dem Monat den sie getrennt waren mehrere Zentimeter gewachsen zu sein, sie machten ihn größer und schlacksiger wie früher, aber die lange Nase, die glänzenden roten Haare und die Sommersprossen waren die selben.
Immer noch strahlend, ließ Hermine Harry los, aber bevor sie noch ein Wort sagen konnte, hörte er sanftes zischendes Geräusch und etwas weißes segelte von der Spitze des dunklen Kleiderschranks und landete sachte auf Harry«s Schulter.
»Hedwig!«
Die Schneeeule klickte mit ihrem Schnabel und knabberte liebevoll an seinem Ohr, als Harry ihre Federn streichelte.
»Sie ist in einem recht guten Zustand,«sagte Ron.»Pickte uns halb tot als sie deinen letzten Brief brachte, schau dir das an -«
Er zeigte Harry den Zeigefinger seiner rechten Hand, welcher einen halbverheilten, aber einen deutlich tiefen Schnitt sehen ließ.
»Oh, ja,«sagte Harry.»Es tut mir leid, aber ich habe mir Antworten gewünscht, weißt du -«
»Wir wollten sie dir geben, Kumpel,«sagte Ron.» Hermine hat sich ziemlich aufgeregt, sie sagte, du würdest etwas dummes tun, wenn du alleine ohne Nachrichten irgendwo festsitzt, aber Dumbledore nahm uns -«
»- das Versprechen ab, mir nichts zu erzählen,«sagte Harry.»Ja, Hermine sagte es bereits.«
Das warme Glühen das beim ersten Anblick seiner beiden Freunde erschien, wurde abgelöscht als etwas eisiges seine Magengrube durchflutete. Auf einmal – nach der Sehnsucht, die er sie einen festen Monat nicht sehen konnte – fühlte er sich, wie wenn Ron und Hermine ihn eher alleine lassen.
Es gab eine belastende Ruhe, in der Harry Hedwig wie automatisch streichelte, ohne einen der beiden anderen anzusehen…»Es erschien ihm das Beste,«sagte Hermine eher atemlos.»Dumbledore, meine ich.«
»Richtig,«sagte Harry. Er bemerkte, das ihre Hände Kratzer von Hedwig«s Schnabel aushalten mußten und es tat ihm nicht wirklich leid.
»Ich nehme an, er dachte du wärst bei den Muggeln am sichersten -«begann Ron.
»Ja?«sagte Harry seine Augebrauen anhebend.»Wurde einer von euch beiden diesen Sommer von Dementoren attackiert?«
»Also, nein – aber deshalb hat er dich doch die ganze Zeit von Mitgliedern des Phönixordens beschatten lassen -«
Harry fühlte einen großen Schock in seinen Därmen, als würde er eine Treppenstufe abwärts verfehlen. Also wußte jeder, daß er verfolgt wurde, nur er nicht.
»Es hat ja toll funktioniert, nicht?«fragte Harry, der alles versuchte, um seine Stimme ruhig zu halten.»Mich zu überwachen nach allem, was passiert ist?«
»Er war so wütend,«sagte Hermine mit einer fast ergriffenen Stimme.»Wir haben Dumbledore gesehen, als er herausfand, daß Mundungus gegangen war, bevor er seine Schicht beendet hatte. Er war unheimlich.«
»Nun, ich bin froh, daß er gegangen ist,«sagte Harry kalt,»wenn er nicht gegangen wäre, hätte ich nicht gezaubert, und Dumbledore hätte mich wahrscheinlich den ganzen Sommer im Ligusterweg gelassen.«
»Bist du…? Bist du nicht über die Anhörung im Zaubereiministerium besorgt?«fragte Hermine leise.
»Nein,«schwindelte Harry. Er ging durch den Raum und sah sich um, wobei sich Hedwig zufrieden an seine Schulter schmiegte. Aber das Zimmer war nicht dazu angetan, seine Stimmung zu heben. Es war dunkel und feucht. Eine leere Leinwand in einem prunkvollen Bilderrahmen war alles, was die kahlen Wände verdeckte und als Harry daran vorbeiging, meinte er jemanden kichern zu hören, der außer Sicht lauerte.
»Also, warum war Dumbledore so scharf darauf, mich im Dunkeln tappen zu lassen?«fragte Harry, wobei er sich immer noch anstrengte, seine Stimme lässig klingen zu lassen.»Habt ihr – er – zwei ihn überhaupt gefragt?«
Er sah gerade rechtzeitig auf, um zu bemerken, wie sie einen Blick tauschten, der ihm sagte, daß er sich nun so benahm, wie sie befürchtet hatten. Das verbesserte seine Stimmung auch nicht gerade.
»Wir haben Dumbledore gesagt, daß wir dir erzählen wollen, was los ist,«sagte Ron.»Wir haben, Harry. Aber er ist jetzt wirklich beschäftigt, wir haben ihn nur zweimal gesehen seit wir hier sind und er hatte nicht viel Zeit. Er ließ uns nur schwören, daß wir dir keine wichtigen Informationen mitteilen, wenn wir dir schreiben. Er sagte, daß man die Eulen abfangen könnte.«
»Dumbledore hätte mich trotzdem informieren können, wenn er gewollt hätte,«sagte Harry.»Erzählt mir bloß nicht, daß Dumbledore keine Wege kennt, Nachrichten ohne Eulen zu versenden.«
Hermine sah kurz Ron an und sagte:»Das dachte ich auch, aber er wollte nicht, daß du irgendetwas weißt.«
»Vielleicht denkt er ja, daß man mir nicht vertrauen kann,«sagte Harry, während er sie beobachtete.
»Sei vernünftig,«sagte Ron und sah sehr verstört aus.
»Oder, daß ich nicht selbst auf mich aufpassen kann.«
»Das denkt er natürlich nicht!,«sagte Hermine besorgt.
»So? Wie kommt es dann, daß ich bei den Dursleys bleiben muß, während ihr zwei in alles eingeweiht werdet, was hier passiert?,«sagte Harry, wobei sich sie Worte überstürzten und seine Stimme mit jedem Wort lauter wurde.»Wie kommt es, daß euch zweien erlaubt ist, alles zu erfahren?«
»Wir wissen nicht alles!«unterbrach ihn Ron.»Mom lässt uns nicht an den Besprechungen teilnehmen. Sie sagt wir sind zu jung.«
Bevor es ihm gewahr wurde, schrie Harry.
»SO, IHR WART NICHT IN DEN BESPRECHUNGEN? GROASSARTIG! IHR SEID DIE GANZE ZEIT HIER
GEWESEN ODER NICHT? IHR WART IMMER ZUSAMMEN! UND ICH? ICH STECKTE EINEN MONAT BEI
DEN DURSLEYS! UND DABEI HABE ICH MEHR GETAN, ALS IHR JEMALS KÖNNTET UND
DUMBLEDORE WEISS DAS. – WER HAT DEN STEIN DER WEISEN GERETTET? WER HAT DAS RÄTSEL
UM TOM RIDDLE GELÖST? WER HAT EUCH BEIDE VOR DEN DEMENTOREN GERETTET?«
Jeder bittere und ärgerliche Gedanke, den Harry im vergangenen Monat gehabt hatte, strömte aus ihm heraus: seine Frustration aufgrund des Nachrichtenmangels, der Schmerz, daß sie alle ohne ihn zusammen waren, seine Wut darüber, daß er überwacht wurde und nicht Bescheid wußte – all die Gefühle, von denen er halb beschämt war, sprengten am.Ende ihre Grenzen. Hedwig erschrak sich wegen des Lärms und flog auf den Garderobenständer; Pigwidgeon zwitscherte alarmiert und flog schneller um ihre Köpfe.
»WER MUßTE LETZTES JAHR GEGEN DRACHEN; SPHINXEN UND DIE GANZEN ANDEREN ÜBLEN
KREATUREN KÄMPFEN? WER SAH IHN ZURÜCKKOMMEN? WER MUßTE VOR IHM FLIEHEN? ICH!«
Ron stand da mit halb offenem Mund, eindeutig betäubt und wortlos, während Hermine Tränen in den Augen hatte.
»ABER WARUM SOLLTE ICH WISSEN, WAS LOS IST? WARUM SOLLTE ES IRGENDJEMAND KÜMMERN;