123301.fb2 Harry Potter und die Kammer des Schreckens - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 14

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KWIKZAUBERN

Ein Fernkurs in Zauberei

für Anfänger

Neugierig schnippte Harry den Umschlag auf und zog einen Stoß Pergamentblätter hervor. Auf der ersten Seite, ebenfalls in Silberschrift, las Harry:

Haben Sie das Gefühl, den Anschluß an die moderne Zauberei verloren zu haben? Ertappen Sie sich bei Ausreden, um einfachste Zaubereien nicht ausführen zu müssen? Werden Sie des Öfteren wegen Ihrer kläglichen Arbeit mit dem Zauberstab getadelt? Es gibt eine Antwort darauf!

Kwikzaubern ist ein völlig neu entwickelter, garantiert erfolgreicher, einfach aufgebauter Kurs mit verblüffenden Erfolgen. Hunderte von Hexen und Zauberern sind von der Kwikzaubern-Methode begeistert!

Madam Z. aus Topsham schreibt:

»Ich konnte einfach keine Zauberformeln behalten und über meine Zaubertränke hat die ganze Familie gelacht! jetzt, nach dem Kwikzaubern-Kurs, bin ich der Mittelpunkt bei allen Partys, und Freunde bitten mich um das Rezept für meine Funken-Lösung!«

Hexenmeister D. J. Prod aus Didsbury bekennt:

»Meine Frau hat meine schwächlichen Zaubereien immer verspottet, doch nach einem Monat Training mit Ihrem fabelhaften Kwikzaubern-Kurs ist es mir gelungen, sie in einen Yak zu verwandeln! Vielen Dank, Kwikzaubern!«

Fasziniert blätterte Harry die restlichen Blätter durch. Warum in aller Welt brauchte Filch einen Zauberkurs? War er etwa kein richtiger Zauberer? Harry las gerade:»Lektion eins. Wie wir den Zauberstab halten (einige nützliche Tipps)«, als ein Schlurfen von draußen Filchs Rückkehr ankündigte. Er stopfte die Pergamentblätter zurück in den Umschlag und warf ihn auf den Schreibtisch, als auch schon die Tür aufflog.

Mit siegestrunkenem Blick kam Filch herein.

»Dieser Unsichtbarkeitsschrank war äußerst wertvoll!«, sagte er gehässig zu Mrs Norris.»Diesmal fliegt Peeves raus, meine Süße -«

Sein Blick fiel auf Harry und dann blitzschnell auf den Zauberkurs-Umschlag, der, wie Harry zu spät bemerkte, einen halben Meter zu weit von seinem ursprünglichen Platz entfernt lag.

Filchs teigiges Gesicht lief ziegelrot an. Harry wappnete sich gegen eine Flutwelle aus Beschimpfungen. Filch humpelte hinüber zum Schreibtisch, schnappte sich den Umschlag und warf ihn in eine Schublade.

»Hast du… hast du gelesen -?«, prustete er.

»Nein«, log Harry rasch.

Filch verschlang seine knorrigen Hände.

»Wenn ich gewußt hätte, daß du meine private – nicht daß es für mich wäre – für einen Freund – sei's, wie es ist – allerdings -«

Harry starrte ihn bestürzt an; noch nie hatte Filch so aufgelöst ausgesehen. Seine Augäpfel hüpften auf und ab, eine seiner teigigen Wangen war von einem Zucken befallen und der schottengemusterte Schal machte den Anblick auch nicht schöner.

»Von mir aus – geh – und kein Wort davon – nicht daß – allerdings, wenn du es nicht gelesen hast – geh jetzt, ich muß den Bericht über Peeves schreiben – geh -«

Fassungslos über sein Glück rannte Harry zur Tür hinaus, den Gang entlang und den Turm hoch. Ohne Bestrafung aus Filchs Stube zu entkommen, war vermutlich eine Art Schulrekord.

»Harry! Harry! Hat es geklappt?«

Der Fast Kopflose Nick kam aus einem Klassenzimmer geglitten. Hinter ihm sah Harry die Trümmer eines großen schwarz-goldenen Schranks, der offenbar aus großer Höhe herabgefallen war.

»Ich hab Peeves dazu überredet, ihn direkt über Filchs Büro zu zertrümmern«, sagte Nick beflissen,»dachte, es würde ihn ablenken -«

»Sie waren das?«, erwiderte Harry dankbar.»ja, es hat geklappt, ich hab nicht einmal eine Strafarbeit bekommen, danke, Nick!«

Sie machten sich auf den Weg den Gang entlang. Der Fast Kopflose Nick hielt schon wieder Sir Patricks Ablehnungsbrief in der Hand.

»Ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun wegen dieser Kopflosenjagd«, sagte Harry.

Der Fast Kopflose Nick blieb wie angewurzelt stehen und Harry ging geradewegs durch ihn hindurch. Das bereute er, denn es war wie ein Schritt durch eine eiskalte Dusche.

»Aber es gibt tatsächlich etwas, das Sie für mich tun können«, sagte Nick aufgeregt.»Harry – wäre es zu viel verlangt – aber nein, Sie wollen bestimmt nicht -«

»Was denn?«, sagte Harry.

»Nun, an diesem Halloween ist mein fünfhundertster Todestag«, sagte der Fast Kopflose Nick mit schwellender Brust und würdevollem Blick.

»Oh«, sagte Harry, nicht ganz sicher, ob er eine mitleidsvolle oder eine glückliche Miene aufsetzen sollte.»Verstehe.«

»Ich gebe unten in einem der geräumigeren Kerker ein Fest. Aus dem ganzen Land werden Freunde kommen. Es wäre mir eine große Ehre, wenn Sie dabei wären. Mr Weasley und Miss Granger wären natürlich ebenfalls willkommen – aber ich fürchte, Sie gehen lieber zum Schulfest?«Wie auf die Folter gespannt musterte er Harry.

»Nein«, sagte Harry rasch,»ich komme -«

»Mein lieber Junge! Harry Potter auf meiner Todestagsfeier! Und -«, sagte er zögernd und aufgeregt,»wäre es Ihnen vielleicht möglich, gegenüber Sir Patrick zu erwähnen, wie furchtbar angsteinflößend und beeindruckend Sie mich finden?«

»Na… natürlich«, sagte Harry.

Der Fast Kopflose Nick strahlte ihn an.

»Eine Todestagsfeier«, sagte Hermine begeistert. Harry hatte sich endlich umgezogen und Hermine und Ron im Gemeinschaftsraum getroffen.»Ich wette, es gibt nicht viele Lebende, die von sich behaupten können, auf einer davon gewesen zu sein – das wird sicher faszinierend!«

»Warum sollte jemand den Tag feiern wollen, an dem er gestorben ist?«, fragte Ron, der erst mit der Hälfte seiner Zaubertrank-Hausaufgaben fertig war und schlechte Laune hatte.»Das hört sich ja niederschmetternd an…«

Noch immer peitschte Regen gegen die Fenster, die nun tintenschwarz waren; drinnen war es jedoch hell und behaglich. Das Feuer warf flackerndes Licht auf die weichen Sessel im Umkreis. Die anderen Schüler lasen, unterhielten sich oder machten Hausaufgaben. Oder aber sie waren wie Fred und George Weasley mit dem Versuch beschäftigt herauszufinden, was geschehen würde, wenn man einen Salamander mit einem Filibuster-Feuerwerkskörper fütterte. Fred hatte die orangerot leuchtende, im Feuer lebende Echse aus dem Unterricht für die Pflege magischer Geschöpfe»gerettet«, und von einer Schar Neugieriger umgeben schmorte sie nun ruhig auf einem Tisch vor sich hin.

Harry wollte gerade Ron und Hermine von Filch und dem Kwikzaubern-Kurs erzählen, als der Salamander plötzlich pfeifend in die Luft schoß und knallende Funken spuckend wild im Raum umherwirbelte. Percy, der sich wegen Fred und George heiser brüllte, und der fabelhafte Anblick des mandarinefarbene Funken ausstiebenen Salamanders und dessen von Explosionen begleitete Flucht ins Feuer – dies alles vertrieb Filch und den Kwikzaubern-Kurs aus Harrys Gedanken.

Halloween kam, und Harry bereute sein voreiliges Versprechen, zu der Todestagsfeier zu gehen. Die anderen Schüler freuten sich schon auf ihr Halloween-Fest; die Große Halle war wie üblich mit lebenden Fledermäusen ausgeschmückt, Hagrids Riesenkürbisse waren zu Laternen ausgeschnitzt worden, in denen drei Schüler auf einmal sitzen konnten, und es liefen Gerüchte um, Dumbledore habe zur Unterhaltung eine Truppe tanzender Skelette gebucht.

»Versprochen ist versprochen«, ermahnte Hermine Harry energisch.»Du hast gesagt, daß du auf die Todestagsfeier gehst.«

So gingen Harry, Ron und Hermine um sieben Uhr geradewegs an der Tür zu der voll besetzten Großen Halle vorbei, in der goldene Teller und Kerzen einladend schimmerten, und stiegen hinab in die Kerker.

Der Gang, der zur Feier des Fast Kopflosen Nick führte, war ebenfalls mit Kerzen beleuchtet, wenn auch diese nicht gerade eine aufmunternde Wirkung hatten: es waren lange, dünne, kohlschwarze Kerzen mit hellblauen Flammen, die sogar ihre lebendigen Gesichter leicht geisterhaft aussehen ließen. Mit jedem Schritt, den sie gingen, wurde es kälter. Harry zitterte und zog seinen Umhang fest zu, und da hörte er etwas, das klang wie tausend Fingernägel, die über eine riesige Tafel kratzten.

»Soll das etwa Musik sein?«, flüsterte Ron.

Sie bogen um eine Ecke und sahen den Fast Kopflosen Nick vor einer Tür stehen, die mit schwarzem Samt bespannt war.

»Meine lieben Freunde«, sagte er von Trauer erfüllt,»willkommen, willkommen… so erfreut, daß Sie kommen konnten…«

Er riß sich den Federhut vom Kopf und bat sie mit einer Verbeugung herein.

Ein unglaublicher Anblick bot sich ihnen. Der Kerker war voll mit hunderten perlweißer, durchscheinender Gestalten. Die meisten schwebten dicht gedrängt über einem Tanzboden und walzten zu dem fürchterlichen Kreischen von dreißig Musiksägen eines Orchesters, das auf einer schwarz bespannten Bühne spielte. Über ihnen verströmten weitere tausend Kerzen auf einem Kronleuchter mitternachtsblaues Licht. Ihr Atem stieg als Nebelwolke vor ihnen auf; es war, als würden sie einen Eisschrank betreten.

»Sollen wir uns ein wenig umsehen?«, schlug Harry vor; er mußte nämlich dringend seine Füße aufwärmen.

»Passt auf. daß ihr durch keinen hindurchgeht«, sagte Ron nervös, und sie machten sich auf den Weg um die Tanzfläche. Sie kamen an einer Gruppe düsterer Nonnen vorbei, an einem zerlumpten und mit Ketten gefesselten Mann und an dem Fetten Mönch, einem gut gelaunten Geist aus dem Hause Hufflepuff, der in ein Gespräch mit einem Ritter vertieft war, aus dessen Stirn ein Pfeil ragte. Harry erkannte auch den Blutigen Baron, einen ausgemergelten, stierenden Slytherin-Geist voll silberner Blutflecke, und es wunderte ihn nicht, daß die anderen Geister einen weiten Bogen um ihn schlugen.

»O nein«, sagte Hermine und blieb schlagartig stehen.»Umdrehen, umdrehen, ich will nicht mit der Maulenden Myrte sprechen -«

»Mit wem?«, sagte Harry, während sie rasch kehrtmachten.

»Sie spukt in der Mädchentoilette im ersten Stock herum«, sagte Hermine.

»Sie spukt in einem Klo herum?«

»ja. War fast das ganze Jahr über geschlossen, weil sie ständig Anfälle hat und alles unter Wasser setzt. Ich bin da sowieso nicht hingegangen, wenn ich's vermeiden konnte, es ist bescheuert, wenn du aufs Klo gehen willst und sie jammert dich voll -«

»Seht mal, da gibt's was zu essen!«, sagte Ron.

Auf der anderen Seite des Kerkers stand ein langer Tisch, ebenfalls mit schwarzem Samt bedeckt. Hungrig traten sie näher, doch nach ein paar Schritten blieben sie entsetzt stehen. Der Gestank war Ekel erregend. Auf schönen Silberplatten lagen riesige verdorbene Fische, rabenschwarze verbrannte Kuchen häuften sich auf Tellern; es gab große Mengen Schafsinnereien, auf denen sich fröhlich Maden tummelten, einen Käselaib, überzogen mit flaumigem grünem Moder und, der Stolz der Küche, einen gewaltigen grauen Kuchen in der Form eines Grabsteins, verziert mit einer Art Teer, der die Worte bildete: