123301.fb2 Harry Potter und die Kammer des Schreckens - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 15

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SIR NICHOLAS DE MIMSY-PORPINGTON

gestorben am 31. Oktober 1492

Harry sah erstaunt zu, wie ein fülliger Geist sich dem Tisch näherte, in die Knie ging und mit offenem Mund durch einen stinkenden Lachs watschelte.

»Können Sie es schmecken, wenn Sie hindurchgehen?«, fragte ihn Harry.

»Beinahe«, sagte der Geist traurig und entschwebte.

»Ich denke mal, sie lassen es verrotten, damit es einen stärkeren Geschmack annimmt«, sagte Hermine altklug, kniff sich die Nase zu und beugte sich vor, um die verwesenden Innereien zu begutachten.

»Laßt uns gehen, mir ist schlecht«, sagte Ron.

Kaum hatten sie sich umgedreht, huschte ein kleiner Mann unter dem Tisch hervor und schwebte ihnen in den Weg.

»Hallo, Peeves«, sagte Harry behutsam.

Im Gegensatz zu den Geistern um sie herum war Peeves, der Poltergeist, überhaupt nicht blaß und durchscheinend. Er trug einen hellorangeroten Papierhut, eine sich drehende Fliege und grinste arglistig über das ganze breite Gesicht.

»Was zu knabbern?«, sagte er schmeichlerisch und bot ihnen eine Schale mit pilzüberwucherten Erdnüssen an.

»Nein danke«, sagte Hermine.

»Hab gehört, wie ihr über die arme Myrte gesprochen habt«, sagte Peeves mit tanzenden Augäpfeln.»Unverschämte Dinge habt ihr über die arme Myrte gesagt.«Er holte tief Luft und rief mit donnernder Stimme:»OY! MYRTE!«

»O nein, Peeves, erzähl ihr nicht, was ich gesagt hab, das wird sie ganz durcheinander bringen«, flüsterte Hermine aufgeregt.»Ich hab's nicht so gemeint, ich hab nichts gegen sie – ah, hallo, Myrte.«

Der Geist eines plumpen Mädchens war zu ihnen herübergeglitten. Sie hatte das trübseligste Gesicht, das Harry je gesehen hatte, halb verborgen hinter glattem Haar und einer dicken Perlmuttbrille.

»Was ist?«, sagte sie schmollend.

»Wie geht es dir, Myrte?«, fragte Hermine mit gekünstelt munterer Stimme,»schön, daß du mal aus der Toilette rauskommst.«

Myrte schniefte.

»Miss Granger hat gerade über dich gesprochen«, sagte Peeves heimtückisch in Myrtes Ohr.

»Hab nur gesagt – wie – wie hübsch du heute Abend aussiehst«, sagte Hermine und starrte Peeves mit wütendem Blick an.

Myrte beäugte Hermine mißtrauisch.

»Du machst dich über mich lustig«, sagte sie, und silberne Tränen schossen in ihre kleinen durchsichtigen Augen.

»Nein, ehrlich, hab ich nicht gerade gesagt, wie hübsch Myrte aussieht?«, sagte Hermine und stieß Harry und Ron schmerzhaft in die Rippen.

»Oja -«

»Das hat sie -«

»Lügt mich nicht an«, stöhnte Myrte, und jetzt kullerten Tränen ihr Gesicht hinunter, während Peeves glücklich über ihre Schulter hinweg gluckste.»Meint ihr, ich weiß nicht, wie mich die Leute hinter meinem Rücken nennen? Fette Myrte! Häßliche Myrte! Elende, maulende, trübselige Myrte!«

»Du hast >picklig< vergessen«, zischte ihr Peeves ins Ohr.

Die Maulende Myrte brach in verzweifeltes Schluchzen aus und floh aus dem Kerker. Peeves schoß ihr nach, bewarf sie mit pilzigen Erdnüssen und rief»Picklig! Picklig!«

»Ach je«, sagte Hermine traurig.

Der Fast Kopflose Nick schwebte ihnen durch die Gästeschar entgegen.

»Macht's Spaß?«

»O ja«, logen sie.

»Es sind doch einige gekommen«, sagte der Fast Kopflose Nick stolz.»Die Klagende Witwe ist immerhin aus Kent angereist… es ist Zeit für meine Rede, ich geh lieber und sag dem Orchester Bescheid… e

Das Orchester hörte jedoch in diesem Moment zu spielen auf. Und auch alle andern im Kerker verstummten und drehten sich entgeistert um, als ein Jagdhorn ertönte.

»Oh, da sind sie«, sagte der Fast Kopflose Nick verbittert.

Durch die Kerkerwände brach ein Dutzend Geisterpferde, jedes geritten von einem kopflosen Reiter. Die Versammelten klatschten begeistert und auch Harry begann zu klatschen, hielt beim Anblick von Nicks Gesicht jedoch rasch inne.

Die Pferde galoppierten in die Mitte der Tanzfläche, wo sie aufbäumend und ausschlagend Halt machten; ein großer Geist an der Spitze, der seinen bärtigen Kopf unter dem Arm trug, sprang herab und hob den Kopf in die Luft, um über die Menge sehen zu können (alles lachte). Er setzte den Kopf auf den Hals und schritt auf den Fast Kopflosen Nick zu.

»Nick«, dröhnte er.»Wie geht's? Hängt der Kopf immer noch dran?«

Unter schallendem Gelächter klopfte er dem Fast Kopflosen Nick auf die Schulter.

»Willkommen, Patrick«, sagte Nick steif.

»Lebendige!«, rief Sir Patrick, als er Harry, Ron und Hermine erblickte, und zuckte mit gespieltem Entsetzen zusammen, so daß sein Kopf wieder herunterkullerte (die Menge johlte auf).

»Sehr amüsant«, sagte der Fast Kopflose Nick mit düsterer Miene.

»Stört euch nicht an Nick!«, rief Sir Patricks Kopf vom Fußboden hoch,»der ist immer noch sauer, weil er nicht an der Jagd teilnehmen darf! Aber ich würde meinen – schaut euch den Kerl doch mal an -«

»Ich denke«, sagte Harry rasch auf einen bedeutungsvollen Blick von Nick hin,»Nick ist sehr – furchteinflößend und – ähm -«

»Ha!«, rief Sir Patricks Kopf,»wette, er hat Sie gebeten, das zu sagen!«

»Dürfte ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten, es ist Zeit für meine Rede!«, sagte der Fast Kopflose Nick laut, schritt auf das Podium zu und trat in das eisblaue Licht einer Kerze.

»Meine beklagenswerten verstorbenen Lords, Ladys und Gentlemen, es ist mir ein großes Mißvergnügen…«

Doch niemand mochte mehr zuhören. Sir Patrick und der Rest seiner Kopflosen Jäger hatten eine Partie Kopfhockey begonnen und die Gäste wandten sich dem Spiel zu. Der Fast Kopflose Nick bemühte sich vergeblich, die Aufmerksamkeit seines Publikums zurückzugewinnen, gab jedoch auf, als Sir Patricks Kopf unter lautem Johlen an ihm vorbeisegelte.

Harry war es inzwischen sehr kalt, ganz zu schweigen von seinem Hunger.

»Ich halt's hier nicht mehr lange aus«, knurrte Ron mit klappernden Zähnen, als das Orchester wieder zu sägen begann und die Geister auf den Tanzboden zurückschwebten.

»Gehen wir«, stimmte ihm Harry zu.

Den Umstehenden lächelnd zunickend machten sie sich auf den Weg in Richtung Tür, und kurze Zeit später hasteten sie zurück durch den mit schwarzen Kerzen gesäumten Gang.

»Vielleicht sind sie mit dem Nachtisch noch nicht fertig«, sagte Ron hoffnungsvoll und betrat als Erster die Stufen zur Eingangshalle.

Und dann hörte Harry es.

»Reißen… zerfetzen… töten…«

Es war dieselbe Stimme, dieselbe kalte, mörderische Stimme, die er schon in Lockharts Büro gehört hatte.

Stolpernd hielt er inne, legte die Hände auf die steinerne Wand, blickte gangauf und gangab und lauschte mit aller Kraft.

»Harry, was

»Da ist wieder diese Stimme – sei mal still -«

»… so hungrig… schon so lange…«

»Hört«, sagte Harry eindringlich, und Ron und Hermine erstarrten und richteten die Augen auf ihn.

»… töten… Zeit zu töten…«

Die Stimme wurde schwächer. Sie bewegte sich fort von ihnen, da war sich Harry sicher – nach oben. Er starrte an die dunkle Decke, und eine Mischung aus Angst und Erregung erfüllte ihn; wie konnte sie sich nach oben bewegen? War sie ein Phantom, dem steinerne Decken nichts ausmachten?

»Hier lang«, rief er und lief die Stufen zur Eingangshalle hoch. Doch hier war gewiß nichts mehr zu hören, denn Stimmengewirr vom Halloween-Fest drang aus der Großen Halle. Ron und Hermine dicht auf den Fersen rannte Harry die Marmortreppe zum ersten Stock hoch.

»Harry, was tun wir -«