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Eine Sekunde zu lange hatte er angehalten. Der Klatscher hatte schließlich doch noch getroffen. Er war gegen seinen Ellbogen geknallt, und Harry spürte, daß sein Arm gebrochen war. Mit getrübtem Blick und betäubt von dem stechenden Schmerz glitt er auf seinem regennassen Besen zur Seite und ließ sich mit geknicktem Knie von seinem Besenstiel hängen, der rechte Arm pendelte nutzlos an seiner Seite. Der Klatscher kam für einen zweiten Angriff zurückgeschossen und diesmal zielte er auf sein Gesicht. Harry kurvte ihm aus dem Weg. Nur noch einen einzigen Gedanken hielt er in seinem betäubten Kopf fest: Schaff es noch zu Malfoy.
Durch den Schleier aus Regen und Schmerz tauchte er zu dem schimmernden, grinsenden Gesicht unter sich ab und sah Malfoy die Augen vor Angst aufreißen: er dachte, Harry würde ihn angreifen.
»Was zum -«, keuchte er und jagte vor Harry davon.
Harry nahm seine gesunde Hand vom Besen und griff blitzartig zu; er spürte, wie sie sich um den kalten Schnatz zusammenballte, doch nun hing er nur noch mit den Beinen am Besen. Verzweifelt bemüht, nicht ohnmächtig zu werden, schoß er auf den Boden zu. Die Zuschauer schrien auf,
Schlamm spritzte auf, als er unten aufschlug und sich vom Besen rollte. Sein Arm hing in einem sehr merkwürdigen Winkel an ihm herab: von Schmerzen geschüttelt hörte er wie aus weiter Ferne vielstimmiges Pfeifen und Rufen. Er achtete nur noch auf den Schnatz in seiner gesunden Hand.
»Aha«, nuschelte er,»wir haben gewonnen.«
Und dann wurde es schwarz um ihn.
Als er wieder zu sich kam, lag er immer noch auf dem Feld. Regen trommelte auf sein Gesicht und jemand beugte sich über ihn. Er sah Zähne glitzern.
»O nein, nicht der«, stöhnte Harry.
»Weiß nicht, was er sagt«, verkündete Lockhart mit lauter Stimme der gespannten Schar von Gryffindors, die sich um sie drängten.»Keine Sorge, Harry. Ich richte das mit Ihrem Arm.«
»Nein!«, schrie Harry,»ich behalt ihn so, wie er ist, danke…«
Er versuchte sich aufzurichten, doch der stechende Schmerz ließ ihn wieder zurücksinken. Da hörte er ein vertrautes Klicken in der Nähe.
»Davon will ich kein Foto, Colin«, sagte er laut.
»Legen Sie sich wieder hin, Harry«, sagte Lockhart besänftigend,»das ist ein einfacher Zauber, den ich unzählige Male durchgeführt habe -«
»Warum kann ich nicht einfach hinüber in den Krankenflügel?«, sagte Harry mit zusammengebissenen Zähnen.
»Das sollte er tatsächlich, Professor«, sagte der schlammbespritzte Wood, der nicht umhinkonnte zu grinsen, obwohl sein Sucher verletzt war.»Großer Fang, Harry, wirklich hervorragend, dein bester, würd ich sagen -«
Durch das Beingewimmel um ihn her erkannte Harry Fred und George Weasley, die den besessenen Klatscher mit Mühe und Not in einer Kiste verstauten. Er lieferte ihnen immer noch einen verbissenen Kampf,
»Zurücktreten«, sagte Lockhart und rollte seine jadegrünen Ärmel hoch.
»Nein – nicht -«, sagte Harry matt, doch Lockhart fuchtelte schon mit seinem Zauberstab herum und richtete ihn jetzt direkt auf Harrys Arm.
An Harrys Schulter begann sich ein merkwürdiges und unangenehmes Gefühl auszubreiten, das sich bis in die Fingerspitzen zog: es war, als würde sein Arm ausgepumpt. Er wagte nicht hinzusehen, hielt die Augen geschlossen und das Gesicht vom Arm abgewandt. Und seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, als sie über ihm die Münder aufrissen und Colin Creevey wie verrückt zu knipsen begann. Sein Arm tat nicht mehr weh, aber er fühlte sich auch nicht mehr an wie ein Arm.
»Tja«, sagte Lockhart.»Tja. Nun, das kann schon mal passieren. Entscheidend jedoch ist, daß die Knochen nicht mehr gebrochen sind. Das muß man sich merken. So, Harry, dann trollen Sie sich mal hoch zum Krankenflügel – ähm, Mr Weasley, Miss Granger, würden Sie ihn begleiten? Madam Pomfrey wird ihn dann schon – ähem – ein wenig zusammenflicken.«
Harry richtete sich auf, Er fühlte sich merkwürdig seitlastig. Er holte tief Luft und blickte an seiner rechten Schulter hinunter. Und was er da sah, ließ ihn beinahe wieder ohnmächtig werden.
Unter seinem Umhang lugte etwas hervor, das aussah wie ein dicker, fleischfarbener Gummihandschuh. Er versuchte die Finger zu bewegen. Nichts passierte.
Lockhart hatte Harrys Knochen nicht repariert. Er hatte sie zum Verschwinden gebracht.
Madam Pomfrey war alles andere als erfreut.
»Sie hätten gleich zu mir kommen sollen!«, tobte sie und hielt den traurigen lahmen Überrest dessen in die Höhe, was vor einer halben Stunde noch ein gesunder Arm gewesen war.»Ich kann Knochen in einer Sekunde wieder heilen – aber neu wachsen lassen -«
»Das werden Sie doch schaffen, nicht wahr?«, sagte Harry verzweifelt.
»Ich werde es schaffen, selbstverständlich, aber es wird schmerzhaft sein«, sagte Madam Pomfrey grimmig und warf Harry einen Schlafanzug aufs Bett.»Sie werden die Nacht Ober hier bleiben müssen…«
Hermine wartete vor dem Vorhang um Harrys Bett, während Ron ihm in den Schlafanzug half Es dauerte eine Weile, bis der gummiartige, knochenlose Arm in einen Ärmel gestopft war.
»Wie kannst du jetzt noch zu Lockhart halten, Hermine?«, rief Ron durch den Vorhang, während er Harrys lasche Finger durch den Ärmelaufschlag zog.»Wenn Harry eine Entknochung gewollt hätte, dann hätte er danach gefragt.«
»Jeder kann mal einen Fehler machen«, sagte Hermine.»Und es tut nicht mehr weh, oder, Harry?«
»Nein«, sagte Harry und stieg ins Bett.»Aber ansonsten tut sich auch nichts mehr.«
Mit ziellos umherflatterndem Arm schwang er sich aufs Bett.
Hermine und Madam Pomfrey kamen jetzt um den Vorhang herum. Madam Pomfrey hielt eine große Flasche in der Hand, auf deren Etikett es hieß:»Skele-Wachs«.
»Du hast eine schwere Nacht vor dir«, sagte sie, schenkte einen Becher mit der dampfenden Flüssigkeit voll und reichte ihn Harry.»Knochen nachwachsen lassen ist eine scheußliche Sache.«
Scheußlich war auch das Skele-Wachs. Es verbrannte Harry Mund und Rachen und ließ ihn husten und prusten. Und während Madam Pomfrey noch über gefährliche Sportarten und unfähige Lehrer schimpfte, zog sie sich zurück und überließ es Ron und Hermine, Harry zu helfen, etwas Wasser hinunterzuwürgen.
»Immerhin haben wir gewonnen«, sagte Ron, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.»Das war ein toller Fang von dir. Du hättest Malfoys Gesicht sehen sollen… er sah aus, als wollte er dich umbringen…«
»Ich möchte wissen, wie er diesen Klatscher verhext hat«, sagte Hermine mit düsterer Stimme.
»Das können wir auf die Liste der Fragen setzen, die wir ihm stellen, wenn wir den Vielsaft-Trank eingenommen haben«, sagte Harry und ließ sich auf die Kissen zurücksinken.»Ich hoffe, er schmeckt besser als dieses Zeugs…«
»Wenn Stückchen von Slytherins drin sind? Du machst wohl Witze«, sagte Ron.
In diesem Augenblick ging die Tür des Krankenzimmers auf Schmutzig und durchnäßt stürmten die anderen aus der Gryffindor-Mannschaft herein und scharten sich um Harrys Bett.
»Unglaubliche Fliegerei, Harry«, sagte George,»ich hab gerade gesehen, wie Marcus Flint Malfoy fertig gemacht hat. Von wegen den Schnatz direkt über dem Kopf haben und nichts bemerken. Malfoy guckte nicht besonders glücklich aus der Wäsche.«
Sie hatten Kuchen, Süßigkeiten und Flaschen mit Kürbissaft gekauft und machten sich gerade warm für eine viel versprechende Party um Harrys Bett, als Madam Pomfrey herbeigestürmt kam:»Dieser Junge braucht Ruhe, schließlich müssen dreiunddreißig Knochen nachwachsen! Raus! RAUS«
Und sie ließen Harry allein, mit nichts, was ihn von dem stechenden Schmerz in seinem lahmen Arm hätte ablenken können. Viele Stunden später erwachte Harry jäh in rabenschwarzer Nacht und stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus: sein Arm fühlte sich jetzt an, als sei er voll großer Splitter. Eine Sekunde lang dachte er, das sei es, was ihn aufgeweckt habe. Dann, mit einem Schauder des Entsetzens, erkannte er, daß jemand in der Dunkelheit seine Stirn abtupfte.
»Hau ab«, sagte er laut, und dann:»Dobby!«
Die glubschigen Tennisballaugen des Hauselfen spähten Harry durch die Dunkelheit an. Eine einsame Träne lief an seiner langen, spitzen Nase herab.
»Harry Potter ist in die Schule zurückgekehrt«, flüsterte er niedergeschlagen.»Dobby hat Harry Potter immer wieder gewarnt. O Sir, warum haben Sie Dobby nicht geglaubt? Warum ist Harry Potter nicht nach Hause zurückgefahren, als er den Zug verpaßt hat?«
Harry richtete sich mühsam auf und schob Dobbys Taschentuch weg.
»Was machst du hier?«, sagte er.»Und woher weißt du, daß ich den Zug verpaßt habe?«
Dobbys Lippen erzitterten und Harry kam plötzlich ein furchtbarer Verdacht.
»Du warst es!«, sagte er langsam,»du hast verhindert, daß die Absperrung uns durchließ!«
»In der Tat, Sir«, sagte Dobby und nickte lebhaft und ohrenflatternd mit dem Kopf,»Dobby hat sich versteckt und nach Harry Potter Ausschau gehalten und den Durchgang verschlossen, ja, und danach mußte Dobby seine Hände schienen -«er zeigte Harry zehn lange verbundene Finger»- aber Dobby war es egal, Sir, denn er glaubte, Harry Potter sei sicher, und er hat sich nie träumen lassen, daß Harry Potter auf einem anderen Weg zur Schule kommen würde«
Er schüttelte den häßlichen Kopf und wiegte vor und zurück.
»Dobby war so entsetzt, als er hörte, daß Harry Potter zurück in Hogwarts war, daß er das Essen seines Herrn anbrennen ließ! Eine solche Tracht Prügel hat Dobby noch nie bekommen, Sir…«
Harry ließ sich auf die Kissen zurückfallen.
»Wegen dir sind Ron und ich fast rausgeworfen worden«, sagte er grimmig.»Du verschwindest besser, bevor meine Knochen zurückkommen, Dobby, oder ich erwürge dich noch.«
Dobby lächelte matt.
»Dobby ist an Todesdrohungen gewöhnt, Sir. Zu Hause kriegt er sie fünfmal am Tag.«
Er schneuzte sich in eine Ecke des schmutzigen Kissenbezugs, den er trug, und sah dabei so Mitleid erregend aus, daß Harry seinen Zorn widerwillig schwinden spürte.
»Warum trägst du dieses Ding, Dobby?«, fragte er neugierig.
»Das, Sir?«, sagte Dobby und zupfte an seinem Kissenbezug herum.»Das ist ein Zeichen für den Sklavenstand des Hauselfen, Sir. Dobby kann nur freikommen, wenn seine Gebieter ihm Kleider schenken, Sir. Die Familie achtet aber darauf, Dobby nicht einmal eine Socke zu geben, Sir, denn dann wäre er frei, ihr Haus für immer zu verlassen.«
Dobby wischte sich die hervorquellenden Augen und sagte plötzlich:»Harry Potter muß nach Hause gehen! Dobby dachte, sein Klatscher würde reichen, um ihn -«
»Dein Klatscher?«, fragte Harry, und wieder kochte blanke Wut in ihm hoch.»Was meinst du, dein Klatscher? Du steckst dahinter, daß mich dieses verdammte Ding umbringen wollte?«
»Nicht umbringen, Sir, niemals!«, sagte Dobby schockiert,»Dobby will Harry Potters Leben retten! Besser nach Hause geschickt, schlimm verletzt, als hier bleiben, Sir! Dobby wollte nur, daß Harry Potter so verletzt wird, daß sie ihn nach Hause schicken!«
»oh, ist das alles?«, sagte Harry schnaubend.»Ich nehm nicht an, daß du mir sagen wirst, warum du willst, daß ich in Stücke zerlegt nach Hause geschickt werde?«
»Ah, wenn Harry Potter nur wüsste«, stöhnte Dobby, und noch mehr Tränen tropften auf seinen schmuddeligen Kissenbezug.»Wenn er nur wüsste, was er uns bedeutet, den Niederen, den Versklavten, dem Abschaum der Zaubererwelt! Dobby erinnert sich noch, wie es war, als jener, dessen Name nicht genannt werden darf, auf der Höhe seiner Macht war, Sir! Wir Hauselfen wurden wie Ungeziefer behandelt, Sir! Natürlich wird Dobby immer noch so behandelt, Sir«, gab er zu und trocknete sich das Gesicht am Kissenbezug.»Aber insgesamt, Sir, hat sich das Leben für unsereins verbessert, seit Sie über jenen, dessen Name nicht genannt werden darf, triumphiert haben. Harry Potter hat überlebt, und die Macht des Dunklen Lords wurde gebrochen und ein neuer Morgen brach an, Sir, und Harry Potter strahlte wie ein Leuchtturm der Hoffnung für jene von uns, die dachten, die dunklen Tage würden nie enden, Sir… und jetzt, in Hogwarts, werden schreckliche Dinge geschehen, und geschehen vielleicht jetzt schon, und Dobby kann Harry Potter nicht hier lassen, nun, da die Geschichte sich wiederholen wird, nun, da die Kammer des Schreckens wieder geöffnet ist -«
Dobby erstarrte. Vom Grauen gepackt, griff er sich Harrys Wasserkrug vom Nachttisch, schlug ihn gegen seinen Kopf und stürzte hintüber. Gleich darauf krabbelte er zurück aufs Bett und brummelte mit schielendem Blick:»Böser Dobby, sehr böser Dobby…«s
»Also gibt es tatsächlich eine Kammer des Schreckens?«, flüsterte Harry,»und – hast du gesagt, sie wurde schon einmal geöffnet? Erzähl's mir, Dobby!«
Dobbys Hand wanderte langsam wieder zum Wasserkrug hinüber und Harry packte sein mageres Handgelenk.»Aber ich stamme nicht aus einer Muggelfamilie, wie kann mir dann Gefahr aus der Kammer drohen?«
»Ach, Sir, fragen Sie nicht weiter, fragen Sie den armen Dobby nicht mehr«, stammelte der Elf, und seine riesigen Augen leuchteten in der Dunkelheit.»Schlimme Taten werden an diesem Ort geplant, doch Harry Potter darf nicht hier sein, wenn sie geschehen – gehen Sie heim, Harry Potter, Harry Potter darf sich da nicht einmischen, Sir, es ist zu gefährlich -«
»Wer ist es, Dobby?«, sagte Harry und umklammerte weiterhin Dobbys Handgelenk, um ihn daran zu hindern, sich wieder mit dem Wasserkrug zu schlagen.»Wer hat sie geöffnet? Wer hat sie das letzte Mal geöffnet?«
»Dobby kann nicht, Sir, Dobby kann nicht, Dobby darf es nicht sagen!«, quiekte der Elf.»Gehen Sie heim, Harry Potter, gehen Sie nach Hause«
»Ich gehe nirgendwohin!«, sagte Harry entschlossen,»meine beste Freundin kommt aus einer Muggelfamilie, sie wird als Erste an der Reihe sein, wenn die Kammer wirklich geöffnet wurde.«
»Harry Potter setzt sein Leben für Freunde ein«, stöhnte Dobby in einer Art wehmütiger Begeisterung.»So edel! So tapfer! Aber er muß sich selbst retten, er muß, Harry Potter darf nicht -«
Dobby erstarrte plötzlich und seine Fledermausohren erzitterten. Auch Harry hörte es. Draußen auf dem Gang näherten sich Schritte.
»Dobby muß gehen!«, hauchte er entsetzt: es gab ein lautes Knacken und Harrys Faust umklammerte plötzlich nur noch dünne Luft. Er ließ sich aufs Bett zurückfallen, die Augen auf den dunklen Eingang zum Krankenflügel gerichtet, und lauschte den näher kommenden Schritten.
Einen Moment später kam Dumbledore rückwärts gehend in das Krankenzimmer. Er trug einen langen, wollenen Morgenmantel und eine Nachtmütze und schleppte den Kopf von etwas, das aussah wie eine Statue. Professor McGonagall erschien eine Sekunde später, die Füße tragend. Gemeinsam hievten sie die Statue auf ein Bett.
»Holen Sie Madam Pomfrey«, flüsterte Dumbledore, und Professor McGonagall hastete am Fußende von Harrys Bett vorbei und verschwand. Harry lag mucksmäuschenstill da und tat so, als würde er schlafen. Er hörte aufgeregtes Geflüster, und dann tauchte Professor McGonagall wieder auf, dicht gefolgt von Madam Pomfrey, die eine Strickjacke über ihr Nachthemd zog. Er hörte, wie jemand pfeifend Luft holte.
»Was ist passiert?«, flüsterte Madam Pomfrey zu Dumbledore gewandt und beugte sich über die Statue auf dem Bett.
»Ein zweiter Angriff«, sagte Dumbledore.»Minerva hat ihn auf der Treppe gefunden.«
»Neben ihm lag ein Bündel Trauben«, sagte Professor McGonagall,»wir glauben, er hat versucht sich hier heraufzuschleichen, um Potter zu besuchen.«
Harrys Magen verkrampfte sich fürchterlich. Langsam und vorsichtig richtete er sich ein paar Zentimeter auf, um die Statue auf dem Bett betrachten zu können. Ein Strahl Mondlicht fiel auf das starr blickende Gesicht.
Es war Colin Creevey. Mit weit aufgerissenen Augen lag er da, die Hände von sich gestreckt. Und in den Händen hielt er seine Kamera.
»Versteinert?«, flüsterte Madam Pomfrey.
Ja«' sagte Professor McGonagall.»Aber ich darf nicht daran denken… wenn Albus nicht nach unten gegangen wäre, um sich heiße Schokolade zu holen – wer weiß, was dann -«
Alle drei starrten auf Colin hinunter. Dann beugte sich Dumbledore vor und zerrte die Kamera aus Colins verklammerten Händen.
»Sie denken, es ist ihm gelungen, ein Foto seines Angreifers zu schießen?«, sagte Professor McGonagall mit beschwörender Stimme.
Dumbledore antwortete nicht. Er zog den Kameradeckel ab.
»Du meine Güte!«, sagte Madam Pomfrey.
Ein Dampfstrahl zischte aus der Kamera. Harry, drei Betten entfernt, drang der beißende Geruch von verbranntem Plastik in die Nase.
»Geschmolzen«, sagte Madam Pomfrey und schüttelte den Kopf,»alles geschmolzen…«
»Was bedeutet das, Albus?«, fragte Professor McGonagall ängstlich.
»Es heißt«, sagte Dumbledore,»daß die Kammer des Schreckens tatsächlich wieder offen ist.«
Madam Pomfrey schlug sich die Hand gegen den Mund. Professor McGonagall starrte Dumbledore an.
»Aber Albus… wer?«
»Die Frage ist nicht, wer«, sagte Dumbledore, die Augen auf Colin gerichtet.»Die Frage ist, wie…«
Und nach dem, was Harry von Professor McGonagalls Gesicht in der Dunkelheit erkennen konnte, verstand sie auch nicht mehr als er.