123878.fb2 Jake Djones und die H?ter der Zeit - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 41

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Mit einem zufriedenen Lächeln verließ Océane den Raum und schlug die Tür hinter sich zu.

24

SCHLOSSGEHEIMNISSE

Nachdem die Gäste und Bediensteten zu Bett gegangen und die flackernden Kerzenleuchter gelöscht worden waren, verabschiedete sich Charlie zum zweiten und letzten Mal an diesem Tag, wie er versprach, von Mr Drake. Die drei Agenten hüllten sich in die dunkelsten Gewänder, die sie finden konnten, und machten sich auf den Weg ins Herz des Schlosses.

Als sie den Wandbrunnen erreichten, schlugen die Uhren gerade vier. Feierlich hallte der Klang der Glocken durch die Gänge, dann war alles wieder totenstill.

Zunächst versuchten sie, das Steinbassin einfach wegzuschieben, waren aber nicht überrascht, als es sich nicht bewegte.

»Wie kommen wir da rein?«, flüsterte Jake, während sie die Wand nach einem Mechanismus absuchten, mit dem sich die Kammer, oder was auch immer hinter diesem Brunnen lag, öffnen ließ.

»Vielleicht hat es etwas mit diesen Symbolen hier zu tun«, überlegte Charlie. Er deutete auf eine Abfolge von römischen Ziffern, die unterhalb des Bassins in den Stein gemeißelt war: I, VIII, VI, III, IV, II und so weiter.

Topaz kniete sich hin und betrachtete sie genauer. »Es scheint keinen logischen Zusammenhang in der Reihenfolge zu geben. Eins, acht, sechs, drei, vier, zwei, sieben, fünf, neun … sagt das einem von euch irgendetwas?«

Charlie zuckte die Achseln.

Jake ging neben Topaz in die Hocke und nahm den Kerzenleuchter zur Hand. Als er mit den Fingern über die Gravuren fuhr, fiel ihm etwas auf. »Seht mal! Sie lassen sich bewegen«, sagte er und drückte auf eine der Ziffern, die sich nach hinten schieben ließ wie ein Knopf.

»Wahrscheinlich eine Zahlenkombination«, meinte Charlie.

Zu dritt starrten sie auf die Ziffern und dachten angestrengt nach.

Plötzlich riss Jake die Augen auf und rief: »1492, das Jahr, in dem Amerika entdeckt wurde! Soll ich’s mal versuchen?«

Topaz neigte den Kopf. »Was kann schon passieren?«

»Was passieren kann?«, wiederholte Charlie und schob seine Brille zurecht. »Nun, beispielsweise, dass der Mechanismus mit einer Falle für ungebetene Eindringlinge verbunden ist und gleich ein paar Äxte auf uns niederfahren, um uns die Köpfe abzuschlagen. Aber mach, wie du meinst. Tu dir keinen Zwang an …«

Jake gab die Jahreszahl ein – nichts geschah.

Charlie kratzte sich am Kopf, und Topaz schien in Gedanken versunken.

»1649«, murmelte sie schließlich so leise, dass die anderen sie zuerst gar nicht hörten. »Die Zahl lautet 1649«, wiederholte sie, diesmal lauter. »Ich habe es schon einmal gesehen.«

Ohne die Reaktion der anderen abzuwarten, drückte sie in der entsprechenden Reihenfolge auf die Ziffern, und der Brunnen bewegte sich knirschend zur Seite. Topaz nahm Jake den Kerzenleuchter aus der Hand und ging hinein. Eine Treppe führte nach unten, auf einen schummrigen Lichtpunkt zu.

»Sollen wir?«, fragte sie Charlie und Jake über die Schulter gewandt und nahm bereits die ersten Stufen.

»Wie ist sie darauf gekommen?«, fragte Jake, nachdem sie den Zugang wieder verschlossen hatten.

»1649 ist Zeldts Geburtsjahr«, erwiderte Charlie. »30. Januar, in London. Der Legende nach erblickte er genau in dem Moment das Licht der Welt, als Karl I. unterm Henkersbeil starb. Gruselig«, fügte er hinzu und schüttelte sich.

»Während der Hinrichtung Karls I.?«, fragte Jake zurück. »Darüber haben wir in der Schule viel gelesen. Er soll mehrere Hemden übereinander angehabt haben, damit er nicht so zittert.«

»Ja, es war ein kalter Wintertag«, kommentierte Charlie nachdenklich. »Und ein finsterer Tag in der Geschichte der Menschheit.«

Topaz war inzwischen am Ende der Treppe angelangt und wartete in einem mit Säulen gestützten Gewölbe auf sie, das von Laternen beleuchtet wurde: die Schlosskatakomben.

»Versteckt euch!«, zischte Topaz plötzlich, und alle drei sprangen hinter eine Säule.

Etwas ging hier unten vor sich. Weiter vorn stand im Schein der Laternen eine große Maschine, daneben eine Art Fließband und mehrere Werkbänke, an denen es von geschäftigen Arbeitern nur so wimmelte.

»Was ist das für ein Ding?«, fragte Jake.

Charlie erkannte es sofort und lächelte. »Dies, mein Freund, ist eine der ersten Druckerpressen der Welt.«

»Tatsächlich?«, fragte Jake beeindruckt. »Sie ist riesig.«

»Johannes Gutenberg, ein Deutscher, hat Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die erste Druckmaschine entwickelt«, flüsterte Charlie aufgeregt. »Sie basierte auf dem Prinzip der Weinpresse. Davor mussten Bücher noch von Hand geschrieben werden, oder man schnitzte die Druckplatte aus einem Holzblock – für jede einzelne Seite eine neue Druckplatte. Beides war unglaublich langwierig und teuer. Gutenbergs revolutionäre Entwicklung war …«

»… stattdessen einzelne Buchstaben aus Metall zu gießen, unendlich viele davon, beliebig miteinander kombinierbar«, warf Topaz ein.

»Eigentlich war Gutenberg gar nicht der Erste, der auf diese Idee kam. Im frühen dreizehnten Jahrhundert gab es in China schon mal eine ganz ähnliche Maschine, aber Gutenberg hat die ölhaltige Tinte entwickelt, mit der das Ganze erst richtig funktionierte.«

»Wie du siehst«, ergänzte Topaz lächelnd, »lernst du mit uns jeden Tag etwas Neues.«

»Ziemlich harmlose Umschreibung für das alles hier …«, kommentierte Jake.

»Aber die eigentliche Frage ist«, gab Charlie zu bedenken, »was Zeldt hier unter so strenger Geheimhaltung druckt.«

Zu dritt beobachteten sie das hektische Treiben. Nachdem die mit leuchtend schwarzer, roter und goldener Farbe frisch bedruckten Seiten aus der Druckerpresse kamen, wurden sie an der nächsten Station sorgfältig gefaltet und gestapelt, an der wiederum nächsten wurden die gefalteten Bogen zusammengenäht und schließlich auf der Werkbank daneben mit Leim und Metallklammern in dicke Einbände gefasst. Als letzter Arbeitsschritt wurde der Einband mit einem aufwendigen Schließmechanismus versehen. Dann wurden die fertigen Bücher sorgsam in hölzerne Kisten gepackt.

Plötzlich nahmen zwei von Zeldts Männern eine der vollen Kisten, luden sie auf einen Rollwagen und kamen damit in ihre Richtung.

Eilig zogen sich die drei Agenten noch tiefer in den Schatten zurück und gelangten zu einer Abzweigung, die in einen anderen Teil der Katakomben führte.

»Wollen wir uns ein bisschen umsehen?«, fragte Jake.

Charlie sah ihn verdutzt an und sagte dann zu Topaz: »Der Frischling ist gerade mal drei Tage dabei, und schon übernimmt er das Ruder …«

Sie schlichen einen Gang entlang und gelangten zu einem weiteren großen Gewölbe. Es war unbeleuchtet, und der Raum schien vollkommen leer zu sein. Als sich ihre Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten, glaubten sie in der Dunkelheit vor ihnen verschwommene Umrisse zu erkennen.

»Was ist das?«, fragte Topaz beunruhigt.

Zu beiden Seiten des Gewölbes erstreckte sich eine endlos lange Reihe von rechteckigen Containern, wie Jake sie von modernen Frachtschiffen kannte. Sie ruhten auf etwa zwei Meter hohen, dicken Stützpfosten, und an der Unterseite befand sich jeweils ein Trichter, dessen rohrförmiger Auslass sich zur Wand hin bog und dort verschwand.

»Du bist der Größte von uns«, sagte Charlie zu Jake. »Sieh nach, aus was für einem Material sie bestehen.«

Jake schlich sich zu einem der Container, streckte den Arm nach oben und klopfte gegen die Unterseite. »Holz«, flüsterte er.

Jakes Klopfen blieb nicht unbeantwortet. Irgendetwas schien sich in dem Container zu bewegen.

»Klingt, als wäre da was Lebendiges drin«, flüsterte Charlie.