123878.fb2 Jake Djones und die H?ter der Zeit - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 52

Jake Djones und die H?ter der Zeit - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 52

»Que fais-tu ici? Was zum Teufel machst du hier?«, fragte sie beinahe erzürnt.

Jake erschrak über die wenig freundliche Begrüßung. »Ich hoffe, du bist nicht verletzt«, fragte er leise und hoffte, dass er Topaz’ Tonfall missinterpretiert hatte. Hatte er nicht.

»Weshalb bist du hier?«, fauchte sie ihn mit funkelnden Augen an.

»Ich bin gekommen, um dich zu retten«, erklärte er atemlos. »Die Pestbombe im Dom – wir haben sie entschärft, Topaz! Und jetzt bin ich hier, um dich zu holen. Ich kam, so schnell ich konnte.«

Bei diesen Worten huschte der Anflug eines Lächelns über Topaz’ Lippen, dann wurde ihr Blick wieder hart. »C’est très dangereux«, flüsterte sie mit einem angsterfüllten Blick auf die Kabinentür. »Wir sind noch nicht weit von der Küste entfernt. Du kannst zurückschwimmen. Nutz die Gelegenheit!«

Jake fühlte sich, als hätte ihn ein Vorschlaghammer getroffen. »Du willst gar nicht gerettet werden?«

»Ich denke nicht an mich, sondern an dich. Ich komme schon zurecht, aber du würdest hier den Tod finden. So sicher wie das Amen in der Kirche. Deshalb, bitte, schwimm zurück an Land.« Dann fügte sie – vielleicht, um ihre wahren Gefühle zu verbergen, vielleicht aber auch, um wenigstens ein bisschen Dankbarkeit zu zeigen – etwas sanfter hinzu: »Ich bin so erleichtert zu sehen, dass du wohlauf bist. Und was ist mit Nathan, Charlie …?«

»Sie sind hinter den Büchern her. Wir wissen nicht, ob sie es geschafft haben. Aber meine Eltern sind in Sicherheit.«

»Du hast sie gefunden? O Jake, das freut mich für dich! Ich habe es immer gewusst!« Mit beiden Händen ergriff sie Jakes klamme Finger an den Gitterstäben und senkte den Kopf, damit er die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte.

Wild entschlossen unternahm Jake noch einen letzten Versuch. »Topaz«, sagte er mit durchdringender Stimme, »ich bin gekommen, um dich zu retten, und ich habe nicht vor, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Ich komme jetzt an Bord!«

»Nein! Das ist ein Befehl, Jake. Ich bin immer noch die Leiterin dieses Einsatzes!«

»Dann verweigere ich eben den Gehorsam«, erwiderte Jake und kletterte auf das Fenstersims.

»Jake, zurück mit dir – sofort!«, befahl Topaz. »Du kannst hier nicht …«

Aber Jake hörte ihre Worte nicht einmal. Zielstrebig kletterte er die Schiffsplanken hinauf an Deck und versteckte sich zwischen den Proviantkisten. Der größte Teil der Besatzung war bereits unter Deck gegangen, aber eine Gruppe Wachen stand immer noch am Bug. Leise hob Jake zwei der Kisten auf und hielt sie so, dass die Soldaten sein Gesicht nicht sehen konnten. Dann ging er zu dem nächsten Niedergang, der unter Deck führte.

Unterdessen war einer von Zeldts Soldaten mit einem Tablett voll Essen auf dem Weg zu Topaz’ Kabine. Das Tablett in der einen Hand, zog er einen Schlüssel aus seinem Umhang, öffnete die Tür und trat ein.

Während die Wache das Tablett abstellte, blickte Topaz nervös auf die offene Tür. Sie tat so, als wolle sie nachsehen, welche Köstlichkeiten Zeldt ihr auftragen ließ, trat auf die Wache zu – und holte den Mann mit einem blitzschnellen Ellbogenstoß zum Kinn von den Beinen. Topaz drehte ihm den Arm auf den Rücken und drückte ihn mit dem Knie zu Boden, während sie ihm mit einer Hand den Mund zuhielt und mit der anderen den Dolch aus seiner Gürtelscheide zog.

»Keinen Mucks!«, zischte sie.

Ängstlich starrte der Soldat auf die Klinge, die wenige Millimeter vor seinem Augapfel schwebte.

In diesem Moment kam Jake hereingestürmt, stellte die Kisten ab und verriegelte die Tür hinter sich.

»Hilf mir, schnell!«, wies Topaz ihn an. »Die Vorhangschnüre – da drüben!«

Jake riss die beiden Seilstücke vom Fenster.

»Fessle ihn«, befahl Topaz.

Jake fesselte die Beine und Hände des Soldaten, während Topaz den Samtgürtel um ihre Hüfte löste und den Schergen damit knebelte.

»Hier rüber!« Topaz bedeutete Jake, ihr beim Tragen zu helfen. Zusammen hoben sie den sich windenden und zappelnden Soldaten in eine Truhe aus Eichenholz, Topaz verschloss den Deckel und setzte sich darauf. Keuchend blickte sie Jake mit leuchtenden Augen an. »Es war sehr mutig von dir hierherzukommen, Jake, aber jetzt musst du verschwinden, sofort!«

»Nein. Red keinen Unsinn. Wir werden gemeinsam fliehen.«

»Zu spät. Ich habe das Atomium bereits getrunken. Es war eine extrem hohe Dosis. Mir war beinahe eine ganze Stunde lang schlecht, und das ist mir noch nie passiert. Was bedeutet, dass wir weit, sehr weit, in der Zeit zurückreisen werden. Möglicherweise über das Jahr null hinaus.« Topaz’ Augen wanderten zu der Kaminuhr. »In weniger als dreißig Minuten erreichen wir den Horizontpunkt. Du musst los.«

Jakes Kopf drehte sich. »Atomium? Horizontpunkt? Weiter als vor Christi Geburt? Wovon redest du überhaupt?«

Topaz verlor die Geduld. »Ich werde mit Zeldt gehen, egal wohin. Mesopotamien, Assyrien, vielleicht auch Ägypten. Ich weiß es nicht.«

»Aber du kannst immer noch von hier verschwinden«, protestierte Jake kopfschüttelnd.

Topaz atmete einmal tief durch und schlug Jake sanft mit der Hand gegen die Stirn. »Ich bin hier auf einem Einsatz, verstehst du. Ein Einsatz

»W-was?«, stammelte Jake.

»Bevor wir Mont Saint-Michel verlassen haben, hat Kommandantin Goethe darum gebeten, Nathan und mich unter vier Augen zu sprechen – erinnerst du dich? Wir kamen überein, dass ich, sollte ich gefangen genommen werden, keinen Widerstand leisten würde. Wir haben nicht die geringste Ahnung, wo Zeldt sich mit seinen Getreuen versteckt hält. Sein Unterschlupf könnte an jedem Ort der Welt sein, in jedem beliebigen Jahrhundert. Dies hier ist seit Jahren die erste Gelegenheit herauszufinden, wo er sich verkrochen hat.«

Allmählich begriff Jake, warum Nathan darauf bestanden hatte, dass sie keinen Versuch unternahmen, Topaz zu retten.

»Dann komme ich eben mit dir«, sagte er entschlossen. »Ich habe immer noch das Atomium, das du mir in Venedig gegeben hast.« Er zog die Kette mit der Phiole daran hervor. »Das nehme ich jetzt einfach.« Er machte Anstalten, das Fläschchen zu öffnen.

»Das geht nicht, Jake!«, rief Topaz und riss ihm das Atomium aus der Hand. »Alle Reisenden müssen exakt dieselbe Dosis zu sich nehmen. Und selbst wenn ich wüsste, wie viel es ist, oder wohin wir reisen – was ich nicht tue –, wäre es für einen Neuling wie dich viel zu riskant, mehr als tausend Jahre durch die Zeit zu reisen. Es könnte dich umbringen, ganz zu schweigen von allen anderen hier an Bord.« An dieser Stelle wurde ihr Ton wieder etwas sanfter. »Außerdem muss ich das hier allein erledigen.«

»Du musst den Verstand verloren haben! Zeldt ist doch nicht bescheuert. Er wird merken, was du vorhast, und dich töten.«

»Er wird mich nicht töten. Das kann ich dir versichern.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ich weiß es eben!«, erwiderte Topaz so vehement, dass Jake unwillkürlich zusammenzuckte.

Mit einem Mal tat es Topaz leid. Sie streckte die Hand aus und fuhr Jake durchs Haar. »Die Sache ist kompliziert«, sagte sie leise.

»Kompliziert?«, wiederholte Jake. Genau dasselbe Wort hatte seine Mutter benutzt. Wovon, verdammt noch mal, redeten sie alle?

Da hörten sie das Klappern eines Schlüssels. Topaz’ Blick schoss hinüber zur Tür. Blitzschnell schob sie Jake in einen Wandschrank. »Keinen Laut, keine Heldentaten!«, befahl sie und schloss die Schranktüren hinter ihm.

Mina Schlitz kam steif in die Kabine geschritten.

Jake bückte sich und spähte durch den Türspalt. Er konnte Minas schwarzes Gewand und die rote Schlange an ihrem Handgelenk sehen.

»Was wollt Ihr?«, fragte Topaz kühl, ohne das geringste Anzeichen von Respekt oder gar Angst vor ihrer Feindin zu zeigen.

Einen Moment lang starrten die beiden einander an – Gegenpole, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Mina in ihrer eng sitzenden Uniform, mit eiskaltem, undurchdringlichem Blick und rabenschwarzem Haar, drohend wie ein Fallbeil; vor ihr Topaz mit ihren honigfarbenen Locken und indigoblauen Augen, diesem Spiegel ihrer tiefen, sich ständig verändernden Gefühle.

»Der Prinz wird Euch nun empfangen«, erwiderte Mina in gelangweiltem Tonfall.

»Wenn ich vielleicht zuerst noch eine Kleinigkeit zu mir nehmen dürfte?«, fragte Topaz mit gespielter Höflichkeit. »Eine so große Menge Atomium auf leeren Magen wäre selbst für Euch ein bisschen viel gewesen.«

Minas Schlange wurde sichtlich unruhig. Sie hob den Kopf und züngelte neugierig in Richtung des Wandschranks.

»Fünf Minuten«, gab Mina zurück und wandte sich zur Tür. Als sie die Kisten auf dem Boden sah, blieb sie ruckartig stehen.