124676.fb2 Lucky Starr - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 6

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VESSEN FASSEN!

»Was für Gründe?« wollte David wissen.

Benson machte einen peinlich berührten Eindruck. Er strich sich mit einer Hand langsam über den Kopf und glättete dabei seine spärlichen hellen Haarsträhnen, die jedoch nicht ausreichten, um die rosa Kopfhaut dazwischen zu verbergen. »Keine, mit denen ich den Wissenschaftsrat überzeugen könnte. Nichts, mit dem ich wenigstens Mr. Makian kommen könnte. Aber ich glaube, daß ich recht habe.«

»Wollen Sie mit mir darüber reden?«

»Nun, ich weiß nicht. Ehrlich gesagt ist es lange her, daß ich mich mit jemand anders als mit Farmboys unterhalten habe. Sie haben offensichtlich studiert. In welchem Fach haben Sie Ihr Examen gemacht?«

»In Geschichte«, antwortete David prompt. »Meine Diplomarbeit befaßte sich mit Aspekten der Außenpolitik im frühen Atomzeitalter.«

»Oh!« Benson machte einen enttäuschten Eindruck. »Haben Sie überhaupt keine naturwissenschaftlichen Vorlesungen besucht?«

»Zwei in Chemie und eine in Zoologie.«

»Verstehe. Ich habe mir durch den Kopf gehen lassen, ob es nicht vielleicht möglich wäre, Mr. Makian dazu zu überreden, daß Sie mir in meinem Labor zur Hand gehen. Keine weltbewegende Arbeit, insbesondere da Sie keine naturwissenschaftliche Ausbildung haben, aber es wäre besser als das, was Hennes Ihnen zu tun geben wird.«

»Danke, Mr. Benson. Aber was ist nun mit den Marsbewohnern?«

»Ach ja, das ist ganz einfach. Sie wissen es vielleicht nicht, aber unter der Oberfläche liegen ausgedehnte Höhlen, möglicherweise mehrere Meilen tief. Das wissen wir durch Meßdaten von Erdbeben oder besser gesagt, Marsbeben. Einige Forscher vertreten den Standpunkt, daß es sich dabei lediglich um das Ergebnis natürlicher Wassererosion aus der Zeit handelt, als es noch Ozeane auf dem Mars gab. Aber es sind Strahlungen aus dem Marsinneren aufgefangen worden, die von anderen Intelligenzen stammen müssen und nicht von Menschen herrühren können. Die Signale sind zu regelmäßig, als daß eine andere Erklärung möglich scheint. Wenn man mal in Ruhe darüber nachdenkt, ist es eigentlich verständlich. In der Frühzeit des Planeten gab es in ausreichender Menge Wasser und Sauerstoff, um Leben zu ermöglichen, aber da die Gravitation um drei Fünftel kleiner als die der Erde ist, sind beide Substanzen langsam ins All entwichen. Falls es intelligente Marsbewohner gegeben hat, dann hätten sie in der Lage sein müssen, das vorauszusehen. Vielleicht haben sie riesige Höhlen tief unter der Oberfläche angelegt, in die sie sich mit ausreichend Wasser und Luft zurückziehen konnten, um dort für alle Zeiten weiterzuleben, vorausgesetzt, sie halten ihre Bevölkerung auf einem konstanten Niveau. Nun nehmen Sie einmal an, diese Marsbewohner finden heraus, daß es auf der Oberfläche des Planeten wieder intelligente Lebewesen gibt - Lebewesen von einem anderen Planeten. Weiter angenommen, das paßt ihnen nicht, oder sie befürchten, daß wir sie bedrohen könnten - was wir Nahrungsmittelvergiftung nennen, könnte bakteriologische Kriegsführung sein.«

»Ja, ich kann Ihren Ansatz nachvollziehen«, sagte David nachdenklich.

»Aber das Syndikat oder der Wissenschaftsrat würden die das auch können? Na, ist nicht so wichtig. Ich werde dafür sorgen, daß Sie bald für mich arbeiten, und vielleicht gelingt es uns gemeinsam, sie doch noch zu überzeugen.«

Er lächelte und streckte eine weichliche Hand aus, die in David Starrs großer Faust verschwand.

»Ich glaube, man wird Sie nun herauslassen«, bemerkte Benson.

Sie ließen ihn heraus, und zum ersten Mal konnte David das Herzstück einer Marsfarm in Augenschein nehmen. Natürlich war es genau wie die Stadt überkuppelt. Darüber war sich David von dem Augenblick an, als er wieder zu sich gekommen war, klargewesen. Man konnte nicht erwarten, Luft zu atmen und unter Erdschwerkraft zu leben, ohne sich in einer mit Energie versorgten Kuppel zu befinden.

Selbstverständlich war der Dom viel kleiner als der über der Stadt. Die Höhe des Scheitelpunkts betrug höchstens dreißig Meter. Deutlich war die durchsichtige Struktur in allen Einzelheiten zu erkennen, weiß fluoreszierende Lampenketten überstrahlten das durchfallende Sonnenlicht. Der gesamte Überbau bedeckte ungefähr eine halbe Quadratmeile.

Aber nach dem ersten Abend hatte David nur noch wenig Muße, seinen Beobachtungen nachzugehen. Die Farmglocke schien von Menschen zu wimmern, und alle mußten dreimal am Tag abgefüttert werden. Ganz besonders abends, nachdem das Tagwerk verrichtet war, schien die Menge kein Ende nehmen zu wollen. Während die Farmboys sich mit Plastiktellern in den Händen an ihm vorbeibewegten, stand er stur hinter der Essensausgabe. David fand schließlich heraus, daß die Teller extra für den Gebrauch auf Marsfarmen angefertigt wurden. Durch die Körperwärme der Hände konnten sie verformt und wenn nötig, um das Gericht herum abgedichtet werden, zum Beispiel dann, wenn man Mahlzeiten in die Wüste hinaus transportieren mußte. So gelangte kein Sand hinein, und die Wärme blieb erhalten. Innerhalb der Farmglocke konnte man die Teller wieder glätten und normal verwenden.

Die Farmboys schenkten David wenig Aufmerksamkeit. Nur Bigman, dessen zerbrechliche Gestalt zwischen den Tischen herumhuschte, um die Soßenflaschen und Gewürzständer auszuwechseln, winkte ihm zu. Für den kleinen Burschen war das ein furchtbarer sozialer Abstieg gewesen, aber er nahm es gelassen hin.

»Es ist nur für einen Monat«, sagte er einmal in der Küche, als sie Eintopf zubereiteten und der Chefkoch für ein paar Minuten aus persönlichen Gründen verschwunden war, »die meisten Burschen wissen, was vorgefallen ist, und erleichtern mir das Leben. Natürlich gibt es da Griswold, Zukis und deren Haufen, eben die Ratten, die glauben, sie kämen zu etwas, wenn sie Hennes die Stiefel lecken. Aber was macht mir das schon aus, ist ja nur für ein paar Wochen.«

Bei anderer Gelegenheit sagte er: »Mach dir nichts draus, daß die Jungs sich nicht mit dir anfreunden. Sie wissen, daß du von der Erde bist, verstehst du, aber sie wissen nicht wie ich, daß du für einen Erdbewohner ganz in Ordnung bist. Hennes oder Griswold schnüffeln immer hinter mir her, damit ich nicht mit ihnen spreche, sonst wüßten sie besser Bescheid. Sie erfahren es aber schon noch.«

Aber es dauerte. Für David änderte sich nichts: ein Farmboy mit Teller, ein Schlag Kartoffelpüree, ein Löffel Erbsen und ein kleines Steak. (Fleisch gab es auf dem Mars viel seltener als pflanzliche Nahrung, weil es von der Erde importiert werden mußte.) Anschließend nahm sich der Farmboy selbst ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee. Dann kam der nächste mit seinem Teller, wieder ein Schlag Kartoffelpüree, ein Löffel voll Erbsen und so weiter. Für sie, so schien es, war David Starr nur ein Erdbewohner mit einer Schöpfkelle in der einen und einer großzackigen Gabel in der anderen Hand. Er war noch nicht einmal ein Gesicht, sondern nur eine Schöpfkelle und eine Gabel.

Der Koch steckte den Kopf durch die Tür, seine kleinen Schweinsaugen blinzelten über den Hängebacken. »Hey, Williams, schwing die Keulen und bring Essen in die Sonderkantine.«

Makian, Benson und jene, die für besonders wert erachtet wurden, sei es aus Rücksicht auf ihre Stellung oder weil sie schon lange hier arbeiteten, aßen für sich in einem besonderen Raum. Sie saßen an Tischen, und das Essen wurde ihnen gebracht. David hatte das schon erlebt. Er füllte besondere Teller und schob sie auf einem Serviertisch in den Raum.

Er suchte sich still einen Weg durch die Reihen und fing mit den Tischen an, an denen Makian, Hennes und weitere Männer saßen. Bei Benson hielt er sich länger auf. Der nahm seinen Teller lächelnd entgegen und ließ ein »Wie gehts?« folgen, dann machte er sich mit Appetit über sein Essen her. David wischte mit beflissener Miene einige nicht vorhandene Krümel beiseite. Es gelang ihm, nahe an Bensons Ohr zu gelangen. Seine Lippen bewegten sich so gut wie gar nicht, als er sagte: »Hat sich auf der Farm schon mal jemand vergiftet?«

Benson fuhr beim plötzlichen Klang der Stimme zusammen und schaute schnell in Davids Richtung. Er sah ebenso schnell wieder weg und versuchte dabei unbeteiligt zu wirken. Er schüttelte scharf verneinend den Kopf.

»Das Gemüse stammt vom Mars, oder?« murmelte David.

Eine neue Stimme ertönte im Raum. Es handelte sich um ein rauhes Gegröle vom anderen Ende.

»Beim All, du langer Erdesel, mach voran!«

Es war Griswold, immer noch mit stoppligem Gesicht. Muß sich wohl manchmal doch rasieren, dachte David bei sich, denn die Stoppeln wurden nie länger, aber andererseits war auch nicht zu bemerken, daß sie je kürzer wurden.

Griswold saß am letzten Tisch. Er murmelte immer noch vor sich hin und kochte vor Wut.

Er bleckte die Zähne. »Schaff den Teller rüber, Küchenbubi, zack, zack!«

David tat es, aber ohne sich zu beeilen, Griswold stach schnell mit der Gabel zu. David reagierte noch schneller. Die Gabel schlug laut krachend gegen das Hartplastiktablett.

Das Tablett mit einer Hand balancierend, faßte David Griswolds Ärmel. Sein Griff wurde fester. Die drei anderen am Tisch stießen die Stühle zurück und standen auf.

Davids Stimme war leise, eisig und tonlos, gerade laut genug, damit Griswold ihn hören konnte. »Laß fallen und bitte anständig um deine Portion, oder du kriegst sie auf einen Schlag.«

Griswold wand sich, aber David hielt ihn fest. Seine Knie im Rücken von Griswolds Stuhl hinderten den Farmboy, sich vom Tisch abzustoßen.

»Höflich fragen«, sagte David. Er war täuschend freundlich. »Wie ein Mann mit guter Kinderstube.«

Griswolds Atem ging schwer. Die Gabel entglitt seinen tauben Fingern. Er knurrte: »Gib mir das Tablett.«

»Ist das alles?«

»Bitte.«

Er spuckte das Wort förmlich aus.

David setzte das Tablett ab und gab die Faust, aus der das Blut gewichen war, frei. Griswold übernahm es mit der anderen Hand und griff nach der Gabel. Vor Wut wie von Sinnen schaute er sich um, aber in den Augen, die ihm begegneten, las er nur Belustigung oder Gleichgültigkeit. Das Leben auf den Marsfarmen war hart, jeder Mann mußte für sich selbst sorgen.

Makian war aufgestanden. »Williams«, rief er.

David trat auf ihn zu. »Sir?«

Makian ging nicht direkt auf das ein, was soeben vorgefallen war, aber er stand einen Augenblick lang da, betrachtete David sorgfältig, ganz so, als würde er ihn zum erstenmal sehen, als ob ihm der Anblick gefalle. »Hättest du Lust, morgen beim Checkup mitzumachen?« fragte er.

»Beim Checkup, Sir? Was ist das?« Er überflog unauffällig den Tisch. Makians Steak war verschwunden, aber seine Erbsen waren übriggeblieben, und das Püree hatte er kaum angerührt. Er hatte anscheinend nicht Hennes' Mumm, der seinen Teller leergegessen hatte.

»Der Checkup ist die monatliche Fahrt durch die ganze Farm, um die Kulturen zu überprüfen. Das ist hier eine alte Sitte. Wir sehen nach, ob es etwaige Glasschäden gegeben hat, in welchem Zustand die Bewässerungsröhren und die Farmmaschinen sind, und ob vielleicht gewildert worden ist. Für den Checkup brauchen wir so viele gute Leute wie möglich.«

»Ich würde gerne mitkommen, Sir.«

»Gut, das glaube ich dir.« Makian wandte sich an Hennes, der die ganze Zeit über mit kaltem, gefühllosem Blick zugehört hatte. »Mir gefällt die Art von dem Jungen, Hennes. Vielleicht können wir einen Farmboy aus ihm machen. Und, Hennes.« Seine Stimme wurde leiser, und David, der sich entfernte, konnte nichts mehr verstehen. Aber dem schnellen, verstohlenen Blick Makians in Richtung von Griswolds Tisch konnte man entnehmen, daß es nicht besonders schmeichelhaft für den altgedienten Farmboy sein konnte.

David Starr nahm die Schritte in seinem Schlaftrakt wahr und reagierte noch bevor er richtig wach war. Er ließ sich auf der entgegengesetzten Seite aus dem Bett gleiten und versteckte sich darunter. Er konnte einen kurzen Blick auf nackte Füße werfen, die im bleichen Schein der Flurlampen draußen weiß aufleuchteten. Die Restbeleuchtung wurde während der Schlafenszeit auf dem Farmgelände angelassen, um es nicht völlig dunkel werden zu lassen.

David wartete ab; erst hörte er wie die Laken raschelten, als ein Händepaar vergeblich das Bett durchsuchte, dann ein Flüstern: »Erdbewohner! Erdbewohner! Wo beim All.«

David berührte einen der Füße und sah sich durch einen schnellen Schritt zurück und ein scharfes Luftholen belohnt.

Eine Pause entstand, dann befand sich auf einmal ein Kopf im Dunkel ohne Umrisse, diagonal neben dem seinen. »Erdbewohner? Bist du das?«

»Wo würde ich denn sonst schlafen, Bigman, mir gefällt es hier unter dem Bett.«

Der kleine Bursche schäumte vor Wut und flüsterte mißmutig: »Du hättest mich zu einem Schrei verleiten können, dann wäre ich bis über beide Ohren in Schwierigkeiten gewesen. Ich muß mit dir reden.«

»Jetzt hast du die Gelegenheit.« David kicherte leise und kroch wieder ins Bett zurück.

»Für einen von der Erde bist du ganz schön mißtrauisch«, fing Bigman an.

»Worauf du dich verlassen kannst«, gab David zurück. »Ich habe vor, lange zu leben.«

»Daraus wird nichts, wenn du nicht vorsichtig bist.«

»Nein?«

»Nein. Es ist dumm von mir, hierherzukommen. Wenn ich geschnappt werde, bekomme ich nie meine Papiere. Es ist nur, weil du mir beigestanden hast, als ich Hilfe gebrauchen konnte, und nun bin ich an der Reihe. Was hast du Griswold der Laus getan?«

»Nur eine kleine Unstimmigkeit in der Kantine.«

»Eine kleine Unstimmigkeit? Er war blind vor Wut. Hennes hatte alle Hände voll zu tun, um ihn zurückzuhalten.«

»Ist es das, was du mir sagen wolltest, Bigman?«

»Zum Teil. Kurz nach dem Zapfenstreich waren sie unter der Garage, hatten aber keine Ahnung, daß ich in der Nähe war, und ich habe es sie auch nicht wissen lassen. Na, jedenfalls hat Hennes Griswold zur Sau gemacht, erst, weil er vor den Augen des Alten etwas mit dir angefangen hat und dann, weil er nicht genug Mumm hatte, es durchzuziehen, als er einmal losgelegt hatte. Griswold war zu wütend, um vernünftig zu reden. Soweit ich es mitbekommen habe, hat er nur geschrien, daß er dir den Schädel einhauen würde. Hennes.« Er hielt inne. »Sag mal, hast du nicht behauptet, daß mit Hennes alles klar ist, was dich betrifft?«

»Es scheint so.«

»Diese Ausflüge um Mitternacht.«

»Du hast ihn doch bloß einmal gesehen.«

»Einmal reicht. Wenn das nichts Verbotenes war, warum kannst du mir dann nicht sagen, was los ist?«

»Das ist mir leider nicht möglich, Bigman, aber es scheint alles legal zu sein.«

»Falls es so ist, was hat er denn gegen dich? Warum ruft er seine Bluthunde nicht zurück?«

»Was meinst du damit?«

»Na, als Griswold sich ausgeschrien hatte, sagte ihm Hennes, er solle sich zurückhalten. Er meinte, du seist morgen beim Checkup dabei, und das wäre die passende Gelegenheit. Da habe ich mir gedacht, ich warn' dich lieber, Erdbewohner. Geh lieber nicht mit zum Checkup.«

Davids Stimme blieb ruhig. »Checkup ist wofür die passende Gelegenheit? Hat Hennes was gesagt?« »Ich habe nicht länger zugehört. Sie gingen weg, und ich konnte nicht hinterher, ich wäre sonst ohne Deckung gewesen. Aber ich schätze, der Fall liegt klar auf der Hand.«

»Vielleicht. Aber nimm mal an, wir gehen auf Nummer Sicher und versuchen genau herauszufinden, was sie wollen.«

Bigman beugte sich nahe heran, so, als ob er trotz der Dunkelheit einen Hinweis aus Davids Gesicht ablesen wollte.

»Wie meinst du das?«

»Na, was glaubst du? Ich werde beim Checkup dabeisein, und den Boys Gelegenheit geben, es mir zu zeigen«, erwiderte David.

»Das kannst du nicht machen«, platzte Bigman heraus. »Gegen die kommst du beim Checkup nicht an. Über den Mars weißt du nichts, du armer Erdmensch, du.«

»Dann«, sagte David phlegmatisch, »könnte das glatt Selbstmord bedeuten, schätze ich. Warten wir's ab.« Er klopfte Bigman auf die Schulter, drehte sich um und schlief wieder ein.