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»Oh«, sagte Valoinen, »wie dumm von mir. Ich habe völlig vergessen, Sie vorzustellen. Sully, dies ist Michael Aherne von den Vereinten Nationen. Er will einige Zeit bei Ihnen bleiben.«

Roberts kam näher und schüttelte Aherne die Hand. »Wie geht es Ihnen? Ich bin Sullivan Roberts, Distriktsleiter der Kolonie. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Mr. Aherne. Ich hoffe, Sie werden mich während Ihres Aufenthaltes recht oft besuchen.«

»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Roberts.«

Roberts winkte seinen Männern, und sie verließen die Fahrzeuge. Von den Besatzungsmitgliedern unterstützt, luden sie die Kisten schnell in die Laderäume.

»Sie können mit mir fahren, Mr. Aherne«, sagte Roberts.

»Großartig.«Aherne kletterte in die kleine Kuppel des ersten Fahrzeuges, und Roberts nahm neben ihm Platz. Langsam, fast ohne merkliche Erschütterung nahm die Sandraupe Fahrt auf. Aherne sah, wie Valoinen ihm grinsend zuwinkte, dann verschwand der Captain im Innern der Bernadotte. Seine Männer folgten ihm. Sie trugen die Postsäcke von der Marskolonie. Der Einstieg des kleinen Schiffes schloß sich.

* * *

Die glänzende Wölbung der Kuppel ragte vor ihnen auf wie eine gelbe, riesige Blase. Aherne blickte durch die Plastikhülle in eine geschäftige Welt von Gebäuden und Menschen. Die Kuppel reckte sich fast 150 Meter hoch. Unter ihr herrschte eine künstliche Atmosphäre mit Wärme und atembarer Luft, während draußen die Luft kalt und stickstoffhaltig war.

»Dort ist der Eingang«, sagte Roberts und deutete auf eine Luftschleuse am unteren Rand der Kuppel. Das Tor öffnete sich bei der Annäherung der Sandraupe, und sie fuhren hinein. Die anderen Fahrzeuge folgten. Langsam schloß sich das Tor hinter dem letzten.

Auf Roberts’ Wink stieg Aherne aus und vertrat sich die Beine. Die Fahrzeuge hatten sich nur langsam und rüttelnd über den Sand bewegt, und Aherne spürte ein leichtes Schwindelgefühl. Aber er mußte zugeben, daß die Sandraupen die einzigen praktischen Fahrzeuge für die auf dem Mars bestehende Bodenbeschaffenheit waren.

Er sah eifrige Gestalten um die Sandraupen am Werk. Sie entluden die Fracht und trugen die Kisten durch die innere Tür. Aherne schloß sich Roberts an, der den Männern folgte.

Die Marskolonie lag ausgebreitet vor ihm.

Aherne spürte, wie ein warmes Gefühl des Stolzes, der Bewunderung ihn durchflutete, aber er gab sich dieser Regung nicht hin. Gefühle waren verboten für ihn. Mochte er die Männer und Frauen, die diesen Kuppelbau errichtet und auf dem unwirtlichen Mars eine Stadt gebaut hatten, noch so sehr bewundern, er war als ihr Richter hier und durfte nur die Tatsachen sprechen lassen.

»Ein Komitee wartet darauf, Sie zu begrüßen«, sagte Roberts. »Seit wir von Ihrem Kommen hörten, haben wir uns auf diese Stunde gefreut.«

»Gut, gehen wir«, sagte Aherne.

* * *

Das Komitee hatte sich in einem nahe dem Zentrum der Siedlung gelegenen niedrigen und schmucklosen Gebäude aus Wellstahl versammelt. Die meisten Bauten waren, wie Aherne feststellte, aus diesem billigen, wenig ansehnlichen Material errichtet. In der Marskolonie standen wirtschaftliche Erwägungen an erster Stelle, das ästhetische Empfinden hatte zurückzustehen.

Das Komitee bestand aus sechs Männern. Sully Roberts beeilte sich, sie Aherne vorzustellen. Außer Roberts, der den Südsektor der Kolonie vertrat, waren drei weitere Distriktsleiter anwesend, denen Aherne die Hand schüttelte — Martelli vom nördlichen Sektor, Richardson aus dem Osten, Fournier aus dem Westen. Aherne erkannte, daß sie ihren Namen und Erscheinungen nach nicht nur einen geographischen Teil der Kolonie vertraten, sondern auch die in ihrem Bezirk lebende Hauptmasse der Bevölkerung verkörperten. Trotz aller Verschmelzungsbemühungen war die Kolonie noch immer eher das Produkt einer Gruppe lose vereinter Nationen als das einer in sich geschlossenen Welt. Jedes Land, das sich an seine Eigenständigkeit geklammert hatte, hatte darauf bestanden, in der Kolonie vertreten zu sein, so daß sich auf dem Mars ein seltsames Rassengemisch zusammengefunden hatte, das erst im Laufe von Generationen ein einheitliches Gepräge annehmen würde.

Wenn es weitere Generationen auf dem Mars gab, dachte Aherne.

Das fünfte Mitglied des Komitees war Dr. Raymond Carter, der oberste Koordinator der Kolonie, ein Mann in den Vierzigern, dessen Name vor der fünf Jahre zurückliegenden Gründung der Kolonie oft genug Schlagzeilen gemacht hatte. Seiner hartnäckigen Initiative war es zu verdanken gewesen, daß das Projekt der Marskolonie in die Tat umgesetzt wurde.

Sechste Delegierte war Katherine Greer, durch Abstimmung der Kolonisten in das Komitee gewählt. Sie war ein schlankes, junges Mädchen Mitte der Zwanzig.

»Nun, Mr. Aherne, was halten Sie von dem Fortschritt, den wir erzielt haben?« fragte Carter, und der Klang seiner Stimme ließ keinen Zweifel an der Antwort, die er erwartete.

Aherne schritt unbehaglich auf und ab in dem kleinen Raum. Nervös musterte er die sechs Kolonisten, deren Blicke an seinen Lippen hingen.

»Ich ziehe vor, mit meinem Urteil zurückzuhalten, Dr. Carter. Ich bin zwar hergekommen, um das Ausmaß Ihrer Fortschritte festzustellen, möchte aber nicht gezwungen werden, schon zehn Minuten nach meiner Ankunft ein endgültiges Urteil abzugeben.«

»Natürlich nicht«, sagte Dr. Carter hastig. »Es war nicht meine Absicht, einen Druck auf Sie auszu…«

»Schon gut.«Aherne war überrascht und erleichtert, als er erkannte, daß die Nerven der Delegierten nicht weniger angespannt waren als seine eigenen. Sie bemühten sich verzweifelt darum, einen guten Eindruck auf ihn zu machen.

»Für Ihre Unterkunft ist in meinem Distrikt gesorgt worden«, sagte Richardson, der Leiter des östlichen Bezirks. Richardson war ein schlanker, wendiger Neger, dessen korrekter britischer Akzent auf afrikanische Vorfahren schließen ließ.

»Sehr gut«, sagte Aherne.

»Ich nehme an, daß Sie sich erst von den Strapazen der langen, ermüdenden Reise erholen wollen«, fuhr Dr. Carter fort.

»Eine großartige Idee«, nickte Aherne. »Ich muß zugeben, daß ich von dem langen Flug ein wenig erschöpft bin.«

»Mr. Richardson wird Sie zu Ihrer Unterkunft bringen und sich um Ihr leibliches Wohl kümmern. Wir haben beträchtliche Anstrengungen unternommen, um synthetische Nahrungsmittel herzustellen — natürlich nur so lange, bis der Marsboden wieder genügend Stickstoff enthält, so daß wir Gemüse anpflanzen können.«

»Natürlich«, sagte Aherne müde. Er sah lange Wochen unbehaglicher Wortgefechte voraus und ahnte schon jetzt, daß die Bemühungen der Kolonisten, ihn zu beeindrucken, erhebliche Anforderungen an seine Geduld stellen würden.

»Nachdem Sie sich ausgeruht und erfrischt haben, ist eine Besichtigungsfahrt durch die Kolonie geplant«, sagte Carter. »Miß Greer ist Ihnen als Führerin zugeteilt worden.«

Bei der Erwähnung ihres Namens lächelte das Mädchen leicht, und Aherne konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Diese Kolonisten ließen sich wahrscheinlich keine Gelegenheit entgehen. Gab es einen besseren und leichteren Weg, ihn günstig zu beeindrucken, als daß sie ihm ein hübsches junges Mädchen als Begleiterin zuwiesen?

Sein Blick wanderte zu Miß Greer. Sie trug ein Kleid aus dem praktischen einfarbigen Stoff, in den die meisten Kolonisten gekleidet waren, aber Ahernes kritisches Auge entdeckte, daß die unscheinbare Hülle eine Gestalt von tadellosem Wuchs umgab.

Er fühlte, wie seine Nerven sich entspannten. Vielleicht würde die Aufgabe, die vor ihm lag, doch nicht so schwierig und unangenehm sein, wie er es befürchtet hatte.

* * *

Der ihm zugewiesene Raum war bequem, wenn auch nicht luxuriös eingerichtet, und er fühlte sich schnell darin heimisch. Im Schrank hingen mehrere der uniformähnlichen Anzüge, wie die Kolonisten sie trugen. Aherne schlüpfte aus seinem zerknitterten Reiseanzug und streifte sich eins der khakifarbenen Gewänder über. Dann, gerade als sich die Spannung zu lockern begann, die ihn in ihrem Griff gehalten hatte, seit er den Auftrag durch den Sicherheitsrat erhalten hatte, mußte er an den zweiten Kuppelbau denken.

Was verbarg sich darunter? Wer hatte ihn gebaut? Jeder vermied es sorgfältig, den Bau zu erwähnen, als sei er etwas, dessen man sich schämen müsse.

Aherne wußte, daß es viele Fragen zu klären galt, bevor er zu einer endgültigen Entscheidung über die Marskolonie kam. Mochten alle äußeren Umstände günstig erscheinen, mochten noch andere Miß Greers seinen Weg kreuzen, er würde sich allein die erforderlichen Informationen beschaffen, bevor er seinen Bericht abfaßte.

Die Kolonisten hatten ihm einen anheimelnden Raum zur Verfügung gestellt, mit einem weichen Bett und schön geschnitzten Möbeln. Der Bücherschrank an der linken Wand enthielt mehrere Werke in scharlachrotem Einband, und als er das erste herauszog, sah er, daß es sich um einen Roman von einem Kolonisten, gedruckt in der Kolonie, handelte.

Sie lassen sich keine Möglichkeit entgehen, dachte er und spürte, wie ihn ein Gefühl des Stolzes durchrann. Es würde nicht schwerfallen, das Weiterbestehen einer Kolonie zu befürworten, die solchen Unternehmungsgeist zeigte — vorausgesetzt, daß alles andere damit Schritt hielt. Bis jetzt hatte er nichts zu beanstanden gefunden. Zum erstenmal seit Wochen schlief Aherne tief und fest.

* * *

Er erwartete, daß die Besichtigungsfahrt morgens als erstes auf dem Programm stehen würde und sah ihr erwartungsvoll entgegen. Als er daher ein leises Pochen an seiner Tür hörte, schlüpfte er aus dem Bett und bemühte sich, hellwach zu erscheinen. Er war sicher, daß Miß Greer vor der Tür stehen würde.

Er hatte sich geirrt. Als er die Tür öffnete, sah er sich einem kleinen dunkelhäutigen Mann mit tiefliegenden Augen und schwarzem Haar gegenüber.

»Guten Morgen, Señor«, sagte der Mann.

»Guten Morgen«, erwiderte Aherne überrascht.

»Man hat mich zu Ihnen geschickt«, sagte der kleine Mann und trat an Aherne vorbei in den Raum. Aherne sah, daß der Mann einen mächtigen Brustkasten hatte, der mit seiner kleinen Gestalt nicht in Einklang stand. Er sprach mit klar erkennbarem spanischem Akzent.

»Um mich abzuholen?«

»Si. Bitte kommen Sie schnell.«

Zu überrascht, um zu protestieren, wusch Aherne sich schnell und kleidete sich an. Dann folgte er dem Mann auf die Straße. Es war noch früh am Morgen, nur wenige Kolonisten waren zu sehen.

»Wohin gehen wir?« fragte Aherne.

»Sie werden sehen«, erwiderte der andere gleichmütig.

Aherne fragte sich, wohin der Mann ihn führen mochte, aber er beschloß, ihm ohne Widerrede zu folgen. Vielleicht konnte er so Dinge über die Kolonie erfahren, die ihm auf der offiziellen Besichtigungsfahrt vorenthalten würden. Unwillkürlich fuhr seine Hand an den kühlen Griff der Webley, die er im Halfter unter der linken Schulter trug. Er wußte, daß er sich auf seine Waffe verlassen konnte, wenn er in Schwierigkeiten geriet.