125732.fb2 Planet der Verbrecher - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 10

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Allmählich gewann er den für Omega typischen Blick: ein schmales, argwöhnisches Blinzeln, eine Hand stets nahe dem Abzug, die Füße bereit zum Sprinten. Wie die älteren Bewohner entwickelte er einen sechsten Sinn für Gefahren.

Des Nachts, wenn alle Türen und Fenster fest verschlossen waren, lag er auf seinem Bett und versuchte sich an die Erde zu erinnern. Er erforschte die entlegensten Winkel seines

Gedächtnisses und fand dort quälende Hinweise und Andeutungen, Teile von Bildern. Er sah eine breite Straße, die im Licht der Sonne lag; Teile einer ungeheuer großen, vielstöckigen Stadt; die genaue Ansicht des Rumpfes von einem Raumschiff. Aber diese Bilder waren nicht stabil. Sie tauchten für Bruchteile von Sekunden auf und verschwanden wieder.

Den Samstagabend verbrachte Barrent mit Joe, Danis Foeren und seinem Nachbarn Tem Rend. Joes Pokerspiel hatte Erfolg gehabt, und er war zu einem freien Bürger aufgerückt. Foeren war zu gerade und zu plump dazu; er war noch nicht aufgestiegen.

Aber Tem Rend versprach, den grobschlächtigen Fälscher als Assistenten anzustellen, sobald die Mordgilde seinen Antrag annahm.

Der Abend begann sehr gemütlich, aber er endete, wie gewöhnlich, mit einer Diskussion über die Erde.

»Wir alle wissen, wie die Erde aussieht«, begann Joe. »Sie setzt sich aus vielen gigantischen schwimmenden Städten zusammen.

Sie sind auf künstliche Inseln gebaut, in den verschiedensten Meeren -«

»Nein, die Städte befinden sich auf dem Land«, wandte Barrent ein.

»Auf dem Wasser«, widersprach Joe. »Die Menschen der Erde sind ins Meer zurückgekehrt. Jeder trägt besondere Sauerstoffmasken, um im Salzwasser atmen zu können. Die Landgebiete werden überhaupt nicht mehr benutzt. Die See stellt alles zur Verfügung, was -«

»Das kann nicht stimmen«, unterbrach ihn Barrent. »Ich erinnere mich an gewaltige Städte, aber sie waren alle auf dem Festland.«

»Ihr habt beide nicht recht«, mischte sich Foeren ein. »Was sollte die Erde schon mit Städten anfangen? Sie hat sie schon vor vielen Jahrhunderten aufgegeben. Die Erde ist heute wie ein großer Park. Jeder besitzt sein Haus mit einigen Morgen Land ringsherum.

Die Wälder und Dschungel dürfen sich wieder frei entwickeln.

Die Menschen leben mit der Natur, anstatt sie zu erobern.

Stimmt das etwa nicht, Tem?«

»Fast, aber doch nicht ganz«, antwortete Tem Rend. »Es gibt zwar noch Städte, aber sie befinden sich unter der Oberfläche. Es sind gewaltige unterirdische Fabriken und Industriegebiete.«

»Es gibt überhaupt keine Fabriken mehr«, sagte Foeren hartnäckig. »Man braucht sie nicht mehr. Alle Güter, die der Mensch benötigt, können durch Gedankenkontrolle produziert werden.«

»Und ich sage euch, daß ich mich gut an die schwimmenden Städte erinnere«, begann Joe wieder von vorne. »Ich habe im Nimui-Gebiet gelebt, auf der Insel Pasephae.«

»Soll das etwa ein Beweis sein?« fragte Rend. »Ich erinnere mich, daß ich im achtzehnten Stockwerk unter der Erde gearbeitet habe - in Nueva Chicaga. Meine Arbeitsquote war zwanzig Tage im Jahr. Die übrige Zeit verbrachte ich draußen, in den Wäldern -«

»»Aber das kann nicht stimmen, Tem«, setzte sich Foeren wieder ein. »Es gibt keine unterirdischen Stockwerke. Ich bin ganz sicher, daß mein Vater ein Kontrolleur war - dritter Klasse.

Meine Familie zog in einem Jahr mehrere hundert Meilen durchs Land. Wenn wir irgend etwas brauchten, dachte es mein Vater einfach herbei, und schon war es da. Er versprach mir, es mir auch beizubringen, aber anscheinend ist es nie dazu gekommen.«

»Jedenfalls scheinen einige von uns völlig falsche

Erinnerungen und Vorstellungen zu haben«, sagte Barrent.

»Das ganz gewiß«, stimmte Joe zu. »Fragt sich nur, wer recht hat.«

»Das werden wir nie herauskriegen«, bemerkte Rend. »Es sei denn, wir kämen zurück zur Erde.«

Das machte der Diskussion ein Ende.

Gegen Ende der Woche erhielt Barrent eine weitere Einladung des Traumladens, diesmal noch bestimmter abgefaßt als das erstemal. Er entschloß sich, noch am gleichen Abend dieser Pflicht Genüge zu tun. Er prüfte die Temperatur und stellte fest, daß sie stark gestiegen war. Klüger geworden, packte er einen kleinen Beutel voll Kaltwetterkleidung ein und machte sich auf den Weg

Der Traumladen lag im exklusiven Tod-Viertel. Barrent ging hinein und betrat einen kleinen, prächtig ausgestatteten Raum. Ein schlanker junger Mann hinter einem polierten Schreibtisch lächelte ihm gekünstelt zu.

»Kann ich etwas für Sie tun?« fragte er Barrent. »Ich heiße Nomis J. Arkdragen und bin der Assistent des Managers für Nachtträume.«

»Ich möchte gern einiges erfahren«, sagte Barrent, »wie man Träume bekommt, welche Art von Träumen und all diese Dinge.«

»Natürlich«, antwortete Arkdragen. »Unsere Tätigkeit kann leicht erklärt werden, Bürger -«

»Barrent. Will Barrent.«

Arkdragen nickte und hakte einen Namen auf der Liste vor ihm an. Er blickte wieder auf und fuhr fort: »Unsere Träume werden durch die Wirkung einer Droge auf das Gehirn und die zentralen Nervenzellen produziert. Es gibt viele Drogen, die den gewünschten Erfolg tätigen. Die nützlichsten sind Heroin, Morphium, Opium, Coca, Hanf und dergleichen. All dies sind

Produkte der Erde. Aber es gibt auch eine andere Gruppe, die nur auf Omega produziert wird. Alle bewirken jedoch Träume.«

»Ich verstehe«, sagte Barrent. »Dann verkaufen Sie also Drogen.«

»Ganz und gar nicht!« rief Arkdragen aus. »Nicht etwas so Einfaches, etwas so Gewöhnliches! In alten Zeiten pflegten sich manche Menschen auf der Erde selbst Drogen zuzuführen. Die sich daraus ergebenden Träume waren willkürlich. Man konnte nie voraussagen, worüber man träumen würde oder wie lange.

Man wußte nie, ob es ein Traum oder ein Alptraum sein würde, ob man Schrecken oder Entzücken erfahren würde. Der moderne Traumladen hat diese Ungewißheit ausgeschaltet. Heutzutage sind unsere Drogen sorgfältig abgewogen, gemischt und auf jeden Verbraucher genauestens abgestimmt. Die Traumerzeugung ist eine absolut exakte Wissenschaft, sie ist präzise und reicht von der nirvanaartigen Ruhe des Schwarzen Schlüpfers über die vielfarbigen Halluzinationen des Tri-Narkotikums bis zu den sexuellen Phantasien, die durch Morphium hervorgerufen werden; und natürlich gibt es auch die Erinnerungen hervorrufende Gruppe der Carmoide.«

»An den Erinnerungsträumen bin ich sehr interessiert«, sagte Barrent.

Arkdragen runzelte die Stirn. »Für das erstemal würde ich gerade das nicht empfehlen.«

»Warum nicht?«

»Träume über die Erde sind naturgemäß aufregender als jede andere imaginäre Produktion. Es ist für gewöhnlich ratsam, erst allmählich etwas aufzubauen. Ich würde Ihnen eine nette kleine sexuelle Spielerei für den ersten Besuch empfehlen. Gerade diese Woche haben wir noch dazu Sonderpreise für Sexualträume.«

Barrent schüttelte den Kopf. »Ich ziehe die echten Dinge vor.«

»Das würden Sie nicht mehr sagen, nachdem Sie unsere Produkte gesehen haben«, erwiderte Arkdragen mit einem wissenden Lächeln. »Glauben Sie mir, wenn man sich erst mal an diese gespielten Erlebnisse gewöhnt hat, erscheint einem das persönliche Erlebnis nur noch höchst fad und blaß beim Vergleich.«

»Kein Interesse«, sagte Barrent. »Ich will einen Traum über die Erde.«

»Aber Sie haben ja noch gar keine Erfahrung, Sie haben sich noch nie dem Rausch hingegeben!« rief Arkdragen

»Ist die Gewöhnung daran denn eine Voraussetzung?«

»Sie ist wichtig!« erklärte ihm der Assistent. »Alle unsere Drogen sind gewohnheitsfördernd, wie es das Gesetz vorschreibt. Sehen Sie, um eine Droge wirklich zu schätzen, muß man ein Bedürfnis danach heranziehen. Das erhöht das Vergnügen enorm. Deshalb schlage ich vor, daß Sie mit =«

»Ich möchte einen Traum über die Erde«, beharrte Barrent.

»Na, schön«, lenkte der Assistent widerwillig ein. »Aber wir sind nicht für ein Trauma, das daraus erwachsen könnte, verantwortlich. «

Er führte Barrent in einen langen Gang. An den Seiten befanden sich dicht nebeneinander Türen, und Barrent konnte dumpfe Ausrufe und Seufzer des Entzückens und Vergnügens vernehmen.