125732.fb2 Planet der Verbrecher - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 11

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»Tester«, erklärte Arkdragen, ohne weiter darauf einzugehen

Er geleitete Barrent zu einem offenen Raum am Ende des Korridors. Darin saß ein freundlicher Mann mit einem Bart und einem weißen Kittel und las.

»Guten Abend, Doktor Wayn«, sagte Arkdragen. »Das ist Bürger Barrent. Erster Besuch. Er besteht auf einem Traum über die Erde.« Arkdragen drehte sich um und verließ den Raum.

»Nun«, bemerkte der Doktor, »das läßt sich, glaube ich, schon einrichten.« Er legte das Buch beiseite. »Strecken Sie sich da drüben aus, Bürger Barrent.«

In der Mitte des Zimmers stand ein langer, verstellbarer Tisch.

Darüber hing ein kompliziert aussehendes Instrument. Am Ende des Raums befanden sich Fächer aus Glas, in denen viereckige Behälter standen. Sie erinnerten Barrent an seine Antidote.

Er legte sich nieder. Doktor Wayn nahm an ihm eine allgemeine Untersuchung vor. Dann prüfte er seine Anpassungsfähigkeit, seinen hypnotischen Index, seine Reaktionen auf die elf grundsätzlichen Drogengruppen und seine Empfindlichkeit für epileptische Anfälle. Er notierte die Ergebnisse auf einem Block, überprüfte die Werte, ging zu den Fächern und begann verschiedene Pulver und Drogen zu mixen.

»Könnte es gefährlich sein?« fragte Barrent.

»Eigentlich nicht«, sagte der Doktor. »Sie scheinen ziemlich gesund. Man könnte sagen, sehr gesund sogar, mit einer starken Willenskraft. Selbstverständlich kommen epileptische Anfälle immer mal vor, wahrscheinlich wegen der sich steigernden allergischen Reaktionen. Dagegen kann man nichts machen. Und dann gibt es natürlich noch die Traumen, die manchmal in Wahnsinn oder Tod enden. Sie sind für Studienzwecke äußerst interessant.

Es kommt auch vor, daß sich einer an die Träume klammert und sich nicht mehr losreißen kann. Ich schätze, dies könnte man auch als eine Art Wahnsinn bezeichnen, obgleich es das eigentlich nicht ist.«

Der Doktor war mit dem Mischen fertig. Er füllte das Produkt in eine Spritze. Barrent waren inzwischen ernsthafte Zweifel an dem ganzen Unternehmen gekommen.

»Vielleicht sollte ich meinen Besuch doch noch etwas hinausschieben«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob ich -«

»Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte ihn der Doktor.

»Dies hier ist der beste Traumladen auf Omega. Entspannen Sie sich. Verkrampfte Muskeln können zu ernsthaften Schäden führen.«

»Ich glaube, Mister Arkdragen hatte recht«, versuchte es Barrent von neuem. »Vielleicht sollte ich wirklich nicht gleich beim erstenmal einen Traum über die Erde wählen. Er meinte, es sei gefährlich.«

»Na, und wenn schon«, antwortete der Doktor, »was wäre das Leben ohne ein kleines Risiko? Übrigens sind die am häufigsten auftretenden Schäden Gehirnverletzungen und geplatzte Blutgefäße. Und wir sind bestens darauf eingerichtet, mit diesen Dingen fertig zu werden.«

Er führte die Spritze an Barrents linken Arm.

»Ich habe meine Meinung geändert«, sagte Barrent und machte sich daran aufzustehen. Doktor Wayn stieß die Nadel tief in Barrents Arm.

»Man ändert seine Meinung nicht in einem Traumladen«, erklärte er Barrent. »Versuchen Sie sich zu entspannen...«

Barrent entspannte sich. Er lehnte sich im Bett zurück und hörte in seinen Ohren ein schrilles Singen. Er versuchte, seinen Blick fest auf das Gesicht des Doktors zu richten. Aber das Gesicht hatte sich verändert. Das Gesicht war alt, rund und fleischig. An Kinn und Hals hingen Fettsäcke. Das Gesicht schwitzte, freundlich, besorgt.

Es war das Gesicht von Barrents Berater des fünften Semesters.

»Du mußt vorsichtig sein, Will«, sagte der Berater. »Du mußt lernen, dich zu beherrschen. Du mußt, Will!«

»Ich weiß, Sir«, antwortete Barrent. »Es ist nur, weil ich so eine Wut auf -«

»Will!«

»Schon gut«, sagte Barrent. »Ich werde auf mich aufpassen.«

Er verließ das Büro der Universität und ging in die Stadt. Es war eine phantastische Stadt mit Wolkenkratzern und vielstöckigen Straßen, eine schillernde Stadt aus silbernen und glitzernden Farben, eine betriebsame Stadt, die ein weitverbreitetes Netz von Nationen und Planeten verwaltete. Barrent ging den dritten Fußgängerweg entlang. Er war noch immer wütend. Er dachte an Andrew Therkaler.

Wegen Therkaler und seiner lächerlichen Eifersucht war Barrents Bewerbung für das Raumforschungsteam abgelehnt worden.

Sein Berater konnte nichts für ihn tun; Therkaler hatte zu großen Einfluß auf die Ernennungsbehörde. Es würden drei volle Jahre vergehen, bis Barrent sich wieder bewerben konnte. Inzwischen aber war er dazu verdammt, auf der Erde zu bleiben und noch dazu ohne Beschäftigung. Sein ganzes Studium hatte der extraterrestrischen Forschung gegolten. Auf der Erde war kein Platz für ihn, und jetzt war ihm der Weg in den Raum versperrt.

Therkaler!

Barrent verließ den Fußweg und nahm die Hochgeschwindigkeitsrampe zum Sante-Distrikt. Dabei umfaßte er die kleine Waffe in seiner Tasche. Handwaffen waren auf der Erde verboten.

Er hatte diese durch nicht nachprüfbare Quellen bekommen

Er war entschlossen, Therkaler zu töten.

Dann tauchte ein verschwommenes Durcheinander von grotesken Gesichtern auf. Der Traum verzerrte sich. Als er wieder klarer sehen konnte, sah sich Barrent einem dünnen, schielenden Burschen gegenüber, auf den er mit der Waffe zielte und dessen entsetzter Schrei nach Erbarmen plötzlich abbrach.

Ein Spitzel beobachtete das Verbrechen mit ausdrucksloser und teilnahmsloser Miene und informierte die Polizei.

Die Polizei, in grauen Uniformen, nahm ihn fest und brachte ihn vor den Richter.

Der Richter hatte ein zerknittertes Pergamentgesicht. Er verurteilte ihn zu lebenslänglicher Verbannung auf dem Planeten Omega und erließ das obligatorische Dekret, daß Barrent seiner Erinnerung beraubt würde. Dann verwandelte sich der Traum in ein Kaleidoskop des Schreckens. Barrent kletterte an einer glitschigen Stange empor, über eine glatte Bergwand, entlang einer ebenen Fläche. Hinter ihm folgte Therkalers Leiche mit aufgerissener Brust, zu beiden Seiten von dem ausdruckslos blickenden Spitzel und dem pergamentgesichtigen Richter gestützt.

Barrent rannte einen Hügel hinunter, eine Straße entlang, auf ein Dach. Seine Verfolger waren dicht hinter ihm. Er betrat einen schwach erleuchteten gelben Raum, verriegelte die Tür hinter sich. Als er sich umdrehte, stellte er fest, daß er sich zusammen mit Therkalers Leiche eingeschlossen hatte. In der offenen Brustwunde wucherten Schwämme; an dem narbigen Kopf glänzte roter und purpurner Schimmel. Die Leiche näherte sich ihm, griff nach ihm, und Barrent stürzte mit einem Kopfsprung durchs Fenster.

»Machen Sie Schluß, Barrent. Sie übertreiben es. Wachen Sie auf!«

Barrent hatte keine Zeit, um zuzuhören. Das Fenster verwandelte sich in eine Gleitbahn, und er rutschte an ihren glatten Wänden entlang in ein Amphitheater. Dort kroch die Leiche auf Stümpfen, die von Armen und Beinen gehalten waren, über grauen Sand auf ihn zu. Der gewaltige Rundbau war leer, bis auf den Richter und den Spitzel, die an einer Seite saßen und ihn beobachteten

»Er steckt fest!«

»Ich habe ihn ja gewarnt...«

»Reißen Sie sich von dem Traum los, Barrent. Ich bin Doktor Wayn. Sie befinden sich auf Omega, im Traumladen. Wachen Sie auf! Noch ist es Zeit! Aber reißen Sie sich sofort los!«

Omega? Traum? Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.

Barrent schwamm in einem dunklen, übelriechenden See. Der Richter und der Spitzel schwammen dicht hinter ihm, in ihrer Mitte die Leiche, deren Haut sich allmählich auflöste.

»Barrent!«

Und jetzt verwandelte sich der See in ein dickflüssiges Gelee, das an seinen Armen hängenblieb und sich in seinem Mund ausbreitete, während der Richter und der Spitzel »Barren!!«

Barrent öffnete die Augen und merkte, daß er auf dem verstellbaren Bett in dem Traumladen lag. Doktor Wayn beugte sich über ihn; er sah etwas mitgenommen aus. Dicht neben ihm stand eine Krankenschwester mit einem Tablett Spritzen und einer Sauerstoffmaske. Hinter ihr war Arkdragen, der sich gerade den Schweiß von der Stirn wischte.

»Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie es schaffen würden«, sagte der Doktor. »Ganz bestimmt nicht.«

»Er hat sich gerade noch im letzten Moment losgerissen«, sagte die Schwester.

»Ich habe ihn gewarnt«, bemerkte Arkdragen und verließ den Raum.