125732.fb2 Planet der Verbrecher - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 35

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Und jetzt, während er sich noch immer im Spiegel anstarrte, fielen ihm wieder die letzten der unterbewußten Lektionen in der geheimen Klasse ein:

Die Lektionen der geheimen Klassen dürfen einzeln nie ins Bewußtsein dringen. Wenn das geschieht, muß sich der menschliche Organismus sofort selbst zerstören.

Jetzt erkannte er, warum ihm die Eroberung der Erde so leichtgefallen war: weil er nichts erobert hatte. Die Erde bedurfte keiner Sicherheitskräfte, denn der Polizist und der Vollstrecker waren beide im Gedächtnis jedes Menschen eingepflanzt. Unter der Oberfläche der milden und angenehmen Kultur der Erde herrschte eine sich selbst verewigende RobotZivilisation. Das Erkennen dieser Zivilisation wurde mit dem Tode bestraft.

Und hier, in diesem Augenblick, begann der wahre Kampf um die Erde.

Erlernte Verhaltensformen, verschmolzen mit grundsätzlichen Lebenstrieben, zwangen Barrent die Nadelstrahlwaffe zu heben und gegen seinen eigenen Kopf zu richten. Davor hatte der Robot-Beichtvater ihn also warnen wollen, und das war es auch gewesen, was das Mutantenmädchen vorausgesehen hatte. Der jüngere Barrent, der auf absolute und gedankenlose Übereinstimmung gedrillt war, mußte sich töten.

Der ältere Barrent, der einige Zeit auf Omega gelebt hatte, kämpfte dieses wilde Verlangen nieder. Ein schizophrener Barrent kämpfte mit sich selbst. Die beiden Teile in ihm rangen um den Besitz der Waffe, um die Kontrolle über den Körper, um die Herrschaft über den Geist.

Die Waffe hielt wenige Zentimeter vor seiner Stirn inne. Der Lauf zitterte. Dann, ganz langsam, zwang der neue Barrent von Omega, Barrent 2, die Waffe wieder vom Kopf weg

Sein Sieg währte nur kurz. Denn jetzt setzte das in den geheimen Klassen erlernte Wissen ein und zwang Barrent 2 zu einem Kampf auf Leben und Tod mit dem unerbittlichen und todsuchenden Barrent 1.

Die beiden kämpfenden Barrent wurden auf einer subjektiven Zeitskala zurückgeschleudert, zu jenen angespannten Momenten in der Vergangenheit, in denen der Tod nahe gewesen war, in denen das zeitliche Lebensgebäude geschwächt gewesen, in denen die Empfänglichkeit für den Tod schon festgelegt war. Barrent 2 mußte alle diese Momente noch einmal durchleben. In diesem Augenblick aber wurde die Gefahr noch durch die volle Kraft der böswilligen Hälfte seiner Persönlichkeit gesteigert durch den mörderischen Verräter Barrent II..

Barrent 2 stand unter den blendenden Lampen in dem blutdurchtränkten Sand der Arena, in der Hand ein Schwert. Es war die Zeit der Spiele auf Omega. Auf ihn zu kam Saunus, ein dickgepanzertes Reptil mit dem pfiffigen Gesicht von Barrent i. Barrent 2 hieb den Schwanz der Kreatur ab, aber diese verwandelte sich in drei Trichometreds von der Größe von Ratten, mit einem Gesicht, wie Barrent 1 es besaß, und mit der wilden Tollheit von Wölfen.

Er tötete zwei, die dritte Bestie grinste und zerbiß seine linke Hand bis auf den Knochen. Er tötete sie und starrte auf das Blut von Barrent 1, das in dem feuchten Sand versickerte...

Drei zerlumpte Männer saßen auf einer Bank, und ein

Mädchen reichte ihm einen kleinen Revolver. »Glück«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie wissen, wie man damit umgeht.« Barrent 2 nickte dankend. Erst dann bemerkte er, daß das Mädchen nicht Moera war; es war die Mutantin, die seinen Tod vorausgesagt hatte. Trotzdem trat er hinaus auf die Straße und stellte sich vor die drei Hadjis.

Zwei der Männer waren gutmütig aussehende Fremde. Der dritte, Barrent 1, machte einen Schritt nach vorn und riß die Waffe hoch. Barrent 2 ließ sich auf den Boden fallen und drückte den Abzug seiner ungewohnten Waffe durch. Er fühlte den Rückstoß und sah Hadji Barrents Kopf und Schulter schwarz werden und zerkrümeln. Bevor er noch einmal zielen konnte, wurde ihm die Pistole mit einem heftigen Schlag aus der Hand gerissen. Der Schuß des sterbenden Barrent i hatte den Lauf weggefegt.

Verzweifelt stürzte er sich auf die Waffe, und als er darauf zurollte, sah er den zweiten Mann, der jetzt das Gesicht von Barrent 1 hatte, auf ihn anlegen. Barrent 2 fühlte, wie ein heftiger Schmerz durch seinen Arm zuckte, der schon von den Zähnen des Trichometreds zerfetzt war. Es gelang ihm abzudrücken; aber durch einen Nebel nahm er den dritten Mann wahr, jetzt ebenfalls Barrent 1. Sein Arm wurde immer steifer, aber er zwang sich, zu feuern...

Du spielst ihr Spiel, hämmerte sich Barrent 2 ein. Die Gewöhnung an den Todesgedanken wird dich fertigmachen, dich töten. Du mußt dich davon losreißen, es abschütteln. Dies alles geschieht ja gar nicht in Wirklichkeit, du bildest es dir nur ein...

Aber er hatte keine Zeit zum Nachdenken. Er befand sich in einem großen, runden hohen Raum aus Steinen im Keller der Justizbehörden. Er mußte sich einer Prüfung unterziehen. Über den Boden kam eine glitzernde schwarze Maschine von der Form einer Halbkugel, fast eineinhalb Meter hoch, auf ihn zugerollt. Sie kam immer näher, und in dem Muster von roten, grünen und bernsteinfarbenen Lichtern erkannte er das verhaßte Gesicht von Barrent 1.

Jetzt hatte sein Feind seine eigentliche Gestalt angenommen: das unveränderliche Robot-Bewußtsein, so falsch und stilisiert wie die Träume von der Erde. Die Maschine Barrent 1 streckte einen einzelnen schlanken Tentakel mit einem weißen Licht am Ende aus.

Beim Näherkommen zog sie den Tentakel wieder ein, und an seiner Stelle erschien ein Metallarm, der in eine Messerklinge auslief. Barrent 2 sprang zur Seite; das Messer kratzte gegen Stein.

Es ist gar nicht so, wie du glaubst, versuchte sich Barrent 2 einzuschärfen.

Es ist keine Maschine, und du bist auch nicht zurückgekehrt nach Omega. Dies ist nur dein Doppelgänger, gegen den du kämpfst; das alles ist nichts als eine tödliche Illusion

Aber er konnte es nicht glauben. Die Maschine Barrent 1 kam wieder auf ihn zu, ihre Metalloberfläche glitzerte von einer fauligen grünen Substanz, die Barrent 2 sofort als Kontaktgift erkannte. Er setzte zu einem Sprung an, um der tödlichen Berührung zu entgehen

Es ist nicht tödlich, sagte er sich

Neutralisierer spülten das Gift von der metallenen Oberfläche.

Die Maschine versuchte ihn zu rammen. Barrent wollte sie mit einer trägen Bewegung zur Seite drücken. Mit atemberaubender Kraft stieß sie krachend gegen ihn: er konnte seine Rippen bersten hören.

Es ist nicht wirklich! Du läßt dich von einem anerzogenen Reflex in den Tod reden! Du bist nicht auf Omega! Du bist auf der Erde, in deinem eigenen Haus, und starrst in den Spiegel!

Aber der Schmerz war Wirklichkeit, und auch der knüppelartige Metallarm fühlte sich echt an, als er gegen seine Schulter schlug.

Barrent taumelte zur Seite.

Entsetzen packte ihn, nicht weil er sterben mußte, sondern daß er zu früh sterben würde, zu früh, um die Menschen von Omega vor der eigentlichen und größten Gefahr zu warnen, die tief in ihr Gehirn gepflanzt war. Niemand anders konnte sie vor der Katastrophe bewahren, die jeden Mann befallen würde, sobald er seine Erinnerung an die Erde wiedererlangen würde. Soviel er wußte, hatte dies bis jetzt niemand durchgemacht und danach weitergelebt. Wenn es ihm gelang, es durchzustehen, gab es vielleicht noch eine Rettung.

Er richtete sich auf. Von Kindheit an auf soziale Verantwortlichkeit gedrillt, mußte er auch jetzt daran denken. Er durfte nicht zulassen, daß er starb, jetzt, da sein Wissen für Omega lebenswichtig war.

Dies ist keine wirkliche Maschine.

Immer wieder wiederholte er sich diese Worte, während die Maschine Barrent 1 auf Touren kam, an  Geschwindigkeit zunahm und auf ihn zugeschossen kam. Er zwang sich, an der Maschine vorbeizusehen, hin zu den geduldig und gleichmäßig summenden Stunden in der geheimen Klasse, die dieses Ungeheuer in ihm geschaffen hatten.

Dies ist keine wirkliche Maschine.

Er glaubte es...

Und schmetterte die Faust in das verhaßte Gesicht, das sich im Metall widerspiegelte.

Einen Moment lang durchzuckte ihn ein wahnsinniger Schmerz, dann verlor er das Bewußtsein. Als er wieder zu sich kam, befand er sich allein in seinem Haus auf der Erde. Arm und Schulter schmerzten ihn, und mehrere seiner Rippen schienen gebrochen. Seine linke Hand trug die Narbe, die ihm die Wolfsbestie durch ihren Biß zugefügt hatte.

Aber mit der zerschnittenen und blutenden rechten Hand hatte er den Spiegel zerschlagen. Er hatte ihn und Barrent 1 endgültig und für alle Zeiten vernichtet.