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45. KAPITELDER PHÖNIX

Je eindeutiger die Einzelheiten der neuen Flugbahn Ramas erfaßbar wurden, desto schwerer fiel es, nicht zu glauben, daß diese Welt in eine sichere Katastrophe stürzen müsse. Nur eine Handvoll Kometen waren je so nahe an der Sonne vorbeigezogen; und Rama würde am Perihelion weniger als eine halbe Million Kilometer von dieser Hölle aus brennendem Wasserstoff entfernt sein. Keine Materie war imstande, diese Temperaturen auszuhalten; die harte Legierung, die Ramas Rumpf schützte, würde bereits in zehnfacher Entfernung zu schmelzen beginnen.

Die Endeavour hatte nun ihr eigenes Perihelion hinter sich gebracht, und jeder fühlte sich erleichtert. Nun flog das Raumschiff auf einer Bahn, die es langsam immer weiter von der Sonne entfernte. Rama lag weit vor ihnen auf seinem engeren und schnelleren Orbit, und es sah jetzt schon aus, als befinde er sich in den äußersten Protuberanzen der Korona. Die Endeavour würde dem letzten Akt der Tragödie von einem Logenplatz aus beiwohnen können.

Dann begann Rama plötzlich, knappe fünf Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, sich einen Kokon zu spinnen. Bislang war er in den schärfsten Teleskopen der Endeavour noch immer als ein winziger heller Stern sichtbar gewesen; nun begann er plötzlich zu flimmern wie ein Stern, den man im Dunst eines Horizontes sieht. Es hatte beinahe den Anschein, als löse sich Rama auf. Und Norton verspürte einen scharfen Stich des Bedauerns, als er sah, wie das Bild zerfloß, wie da so viel Wunderbares verlorenging. Dann wurde ihm klar, daß Rama ja noch immer vorhanden war, daß er sich nur mit einem schimmernden Nebel umgeben hatte.

Und dann war Rama verschwunden. Statt dessen sah Norton ein helles sternenähnliches Objekt, das keine sichtbare Scheibe aufwies — als hätte Rama sich plötzlich zu einem winzigen Ball zusammengezogen.

Es dauerte eine Weile, bevor ihnen klarwurde, was da geschah. Rama war tatsächlich verschwunden: er war nun von einer absolut reflektierenden Kugel umgeben, die etwa hundert Kilometer im Durchmesser maß. Sie konnten jetzt nur noch die Widerspiegelung der Sonne selbst sehen, die von der ihnen zugewandten Seite reflektiert wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach befand sich Rama hinter dieser schützenden Blase in Sicherheit vor den höllischen Kräften der Sonne.

Die Stunden vergingen, und die Blase veränderte ihre Gestalt. Das Spiegelbild der Sonne verzerrte sich, wurde länglich. Die Kugelform verwandelte sich in ein Ellipsoid, der lange Achsenpunkt wies in die Flugrichtung Ramas.

Und dann begannen die ersten anomalen Berichte von den Roboterbeobachtern einzutreffen, die seit nahezu zweihundert Jahren die Sonne unablässig überwachten.

Irgend etwas geschah mit dem Magnetfeld der Sonne, etwa dort, wo Rama sich aufhielt.

Die millionenkilometerlangen Kraftlinien, die von der Korona ausgingen und die ihre Strahlenbüschel hochionisierten Gases mit heftigen Geschwindigkeiten fortschleuderten, die zuweilen sogar das gewaltige Schwerkraftfeld der Sonne mißachteten, formierten sich nunmehr um dieses schimmernde Ellipsoid. Noch konnte das Auge nichts entdecken, aber die kreisenden Instrumente zeichneten jede Veränderung im Magnetfluß und in der Ultraviolettstrahlung auf.

Und jetzt konnte man sogar mit bloßem Auge die Veränderung der Korona wahrnehmen: in der äußeren Atmosphäre der Sonne war ein schwachglühender Tunnel oder eine Röhre erschienen.

Die Länge betrug etwa hunderttausend Kilometer, und sie reichte sehr weit nach oben oder außen. Sie war leicht gekrümmt, etwa in der Flugbahnrichtung, die Rama eingeschlagen hatte. Und Rama selbst — oder vielmehr der Schutzmantel, den er sich umgelegt hatte — wurde als glitzernde Perle sichtbar, die mit wachsender Geschwindigkeit diese geisterhafte Röhre durch die Korona hindurch entlangraste.

Denn Ramas Geschwindigkeit nahm immer noch zu. Er raste jetzt mit über zweitausend Kilometersekunden dahin: es konnte jetzt keinen Zweifel mehr geben, daß Rama nicht im Bannkreis der Sonne gefangen bleiben würde.

Jetzt war endlich klar, worin die Strategie Ramas bestand. Rama hatte sich der Sonne nur so stark angenähert, um ihre Energie an der Quelle anzuzapfen und um sich noch mehr Beschleunigung zu verschaffen, damit er noch rascher seinem endgültigen unbekannten Ziel zueilen könne… Und jetzt hatte es den Anschein, als würde da mehr als bloße Energie abgezapft. Niemand würde das je genau wissen, denn die nächsten Beobachtungsinstrumente waren immerhin noch dreißig Millionen Kilometer entfernt, doch es gab genügend eindeutige Anzeichen dafür, daß Materie von der Sonne selbst nach Rama hinüberfloß, als wolle diese Welt die Verluste und Leckagen von Zehntausenden von Jahrhunderten im Raum wiedergutmachen.

Rama wirbelte immer schneller um die Sonne herum. Er bewegte sich nun rascher als irgendein Objekt, das jemals das Sonnensystem gekreuzt hatte. In weniger als zwei Stunden hatte sich seine Bewegungsrichtung um mehr als neunzig Grad verändert, und damit hatte Rama endgültig bewiesen, wie geradezu verächtlich wenig ihm an all diesen Welten lag, deren Seelenfrieden er so grob gestört hatte.

Rama fiel aus der Eklipse heraus gegen den Südhimmel zu, in eine Richtung, die weit unter den Bahnen aller Planeten des Sonnensystems lag. Und wenn dies auch nicht sein endgültiges Ziel sein konnte — denn das war ganz eindeutig —, so strebte er doch mehr oder weniger auf die Große Magellanwolke, diesen berühmten Nebel, zu, auf die einsamen Abgründe jenseits der Milchstraße.