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Als ich diese Zeilen vor drei Jahren niederschrieb, hatte Eric Protter von der Zeitschrift Gallery mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, jeden Monat eine Kriminalgeschichte für seine Illustrierte zu schreiben.
Zuerst war ich skeptisch. Gallery ist das, was man im allgemeinen unter einem »Herrenmagazin« versteht. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenzblättern ist allerdings die Aufmachung durchaus geschmackvoll. Auch Gallery hat jedoch nur ein Hauptthema: den - vorzugsweise unbekleideten - weiblichen Körper. Bitte verstehen Sie mich richtig! Ich habe nichts dagegen einzuwenden, und meine Artikel sind von jeher auch in Gallery und anderen einschlägigen Zeitschriften erschienen. Aber niemand kann mich zwingen, etwas zu lesen, das mir nicht zusagt - auch dann nicht, wenn in einer entsprechenden Nummer ein Artikel von mir abgedruckt ist. Ich habe jederzeit die Möglichkeit, die Seiten mit meinem Artikel herauszutrennen, sie gesondert abzuheften und den Rest wegzuwerfen. Und sollte auf der Umseite ein gewisses Foto abgedruckt sein - nun dann muß ich es mir ja nicht ansehen; und sollte ich es doch tun -umbringen wird es mich wohl nicht.
Allerdings hatte ich mich bisher in meinen Artikeln immer mit wissenschaftlichen Themen auseinandergesetzt, und jetzt sollte ich plötzlich Kriminalgeschichten schreiben.
Nachdem ich lange genug gezögert hatte, antwortete ich vorsichtig: »Eric, ich hoffe wir verstehen uns richtig - aber ich schreibe keine erotischen Geschichten.« Das tue ich wirklich nicht. Gelegentlich lasse ich mir zum Spaß ein gewagtes Limerick einfallen, aber das ist alles.
»Das weiß ich«, beruhigte Eric mich. »Was mich interessiert, sind Kriminalgeschichten deines Stils. Jede sollte ungefähr zweitausend Worte umfassen, und ich möchte, daß sie in einer Art und Weise enden, daß der Leser die Chance hat, den Fall zu lösen, bevor dein Detektiv das tut. Die Lösung wird dann auf einer anderen Seite veröffentlicht.«
Die Sache begann mich zu interessieren. Meine erste Geschichte gefiel mir zwar, doch ich hatte das richtige System noch nicht gefunden. Erst beim zweiten Anlauf funktionierte es. So war »In der Falle« entstanden.
Da ich meinen Lesern gegenüber stets fair sein will, verrate ich Ihnen die Methode, nach der ich dabei vorgegangen bin. Jede Geschichte beginnt mit einer Unterhaltung von drei alten Herren in der Bibliothek des Union Clubs. Der vierte im Bunde ist Griswold, der immer so lange schläft, bis ihn eine Bemerkung in der Unterhaltung der anderen weckt und an eine erlebte Geschichte erinnert, die er anschließend erzählt. Dabei hört er allerdings an dem Punkt auf, an dem die anderen drei in der Lage sein sollten, die Lösung zu erraten. Da dies jedoch nie glückt, gibt Griswold schließlich die Antwort.
In meinen Geschichten ist das mit einem Absatz gekennzeichnet, so daß sich auch der Leser aufgefordert fühlen darf, mitzuraten. Manchmal mag Ihnen die Lösung recht offensichtlich erscheinen, gelegentlich sind Sie sicher der Meinung, kein Mensch könne bei den spärlichen Informationen, die zu geben ich bereit bin, das Rätsel entwirren, dann wieder gestehen Sie sich vielleicht ein, daß sie die Lösung erraten haben müßten, und bewundern die Klugheit, mit der ich sie zu verschleiern wußte, ohne unfair zu sein, oder Sie machen erst gar nicht den Versuch, den Dingen auf den Grund zu gehen, und lesen einfach weiter.
Zum Schluß erlaube ich mir eine letzte Warnung. Es ist mir in diesen Geschichten gelungen, so zu tun, als besitze ich eine Menge InsiderInformationen über Spionage, die Polizei und Organisationen der Regierung. Der Schein trügt. Eigentlich habe ich von alledem keine Ahnung. Ich denke mir alles nur aus, und falls Sie Experte sein und bemerken sollten, daß ich gelegentlich furchtbaren Unsinn schreibe, dann dürfte Ihnen der Grund jetzt klar sein.