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10.Ein paar Antworten und eine ungeheuerliche Frage

 In dem Maße, in dem uns von Kapitel zu Kapitel klarer wird, wie nahe ein plötzlicher Klimawandel bevorstehen könnte, wird sich immer deutlicher abzeichnen, wie dramatisch unsere eigene Lage ist. Bevor wir uns aber der gegenwärtigen Situation zuwenden, wollen wir die Botschaften der Vergangenheit noch etwas eingehender untersuchen.

Um das zu erreichen, wollen wir in eine vielleicht unerwartete Richtung abschweifen. Als wir überlegten, was uns die Vergangenheit hinterlassen haben könnte, haben wir mit einer Gegenfrage geantwortet: Gibt es etwas aus der Vorzeit, das überdauert hat und immer noch dazu benutzt werden kann, Epochen und Daten haargenau zu bestimmen?

Die Antwort lag auf der Hand: Ein Kalender. Aber welcher? Die alte Welt war voller Kalender. Aber bemühte man sich schon lange vor uns, über einen weiten Zeitraum hinweg eine möglichst große Anzahl von Menschen zu erreichen? Wenn ja, dann hätte dieser Kalender mehr als die Dauer eines Menschenlebens erfassen und universell zugänglich sein müssen.

Es gibt nur einen Kalender, der diese Kriterien erfüllt, und damit sind wir wieder beim Tierkreis. Er ist ein auf sehr lange Zeiträume angelegter Sternenkalender. Will man ihn in seiner Funktion als Mittel zur Zeitmessung untersuchen, ist es nicht nötig, darauf einzugehen, ob sich damit auch die Zukunft voraussagen lässt oder nicht. Was unsere Zwecke betrifft, hat er diese Gabe erstaunlicherweise durchaus, allerdings nicht in einem esoterischen Sinne. Seine prophetische Fähigkeit liegt ausschließlich in der Art und Weise, wie er darauf angelegt ist, die Zeitalter zu kennzeichnen.

Er misst die Zeit, die es dauert, bis der Nordpol in einem vollen Kreis zu seinem Ausgangspunkt zurückgewandert ist – das sind genau 25920 Jahre. Diese Zeitstrecke wird in zwölf Segmente oder Zeichen unterteilt, die je 2160 Jahre umfassen. Im Laufe seiner Wanderung zum Ausgangspunkt zieht der Pol langsam an jedem dieser Zeichen vorbei. Dass er sich überhaupt bewegt, liegt an der Neigung der Erdachse, und dieses Phänomen wird äquinoktale Präzession oder Vorrücken der Tagundnachtgleichen genannt.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die Sternzeichen wären willkürlich benannt. Zwar sind die Zwillinge tatsächlich ein Doppelstern, aber bei Stier oder Jungfrau kann man sich schwer einen Bullen oder ein Mädchen mit einem Wasserkrug vorstellen. Ist das Ganze also Unsinn? Nein, denn die Benennung der Sternbilder dient uns als Gedächtnisstütze, damit wir diesen Kalender nicht aus den Augen verlieren.

Aber warum sollen wir uns überhaupt daran erinnern?

Wir, die Autoren dieses Buches, glauben, einen möglichen Grund dafür entdeckt zu haben. Wenn unsere Annahme zutrifft, verrät der Sternenkalender etwas schier Unglaubliches über die Menschheit, aber auch über seine Schöpfer, die dann über ein unvorstellbar umfassendes Wissen verfügt hätten.

Es hat ganz den Anschein, als wären mit jedem Eintreten eines neuen Sternkreiszeitalters ein großes Monument als Denkmal geschaffen worden, das allerdings nicht notwendigerweise physisch wahrnehmbar gewesen sein muss. Jedes dieser Monumente symbolisierte das Zeichen, dem es gewidmet war, und war wohl auch Ausdruck der Zeit, in der es geschaffen wurde. Im Laufe der Epochen sind die Bauwerke immer raffinierter, spiritueller und mächtiger geworden. Das mächtigste von allen zeugt noch heute von reichem Leben, ja, es ist der Grundstein unserer Zivilisation.

Das erste dieser Monumente, das als solches identifiziert wurde, ist der Sphinx. Graham Hancock hat ermittelt, dass das Sternzeichen des Löwen um das Jahr 10 500 vor Christus unmittelbar hinter dem Sphinx aufgegangen sein muss. Ist es möglich, dass der Sphinx, die Darstellung eines Löwen mit Menschenkopf, bewusst als Symbol für den Anbruch des Zeitalters des Löwen errichtet wurde?

Aber wozu? Warum festlegen, dass ein bestimmtes Sternzeichen für eine 2000-jährige Epoche stehen sollte? Das bringt uns zu der Frage zurück, ob Astrologie reiner Aberglaube oder das Überbleibsel einer alten, auf die Berechnung der Zukunft ausgerichteten Wissenschaft ist. Nehmen wir einmal an, Letzteres trifft zu: Misst sie dann einen mit den Sinnen kaum wahrnehmbaren Einfluss, den die Bahnen der Planeten und Sterne auf uns ausüben? Oder benutzt sie deren jeweilige Position als Indikator eines Veränderungsprozesses von weit über den Einzelnen hinausgehendem Ausmaß, der sich hintergründig in der Gesellschaft selbst abspielt? Und wenn die zweite Frage bejaht werden kann, hieße das, dass die Schöpfer des Sternenkalenders annahmen, kultureller Wandel würde sich nach bestimmten Gesetzen vollziehen, die begriffen und verändert werden könnten?

Vielleicht erkannten sie ja aus diesem Grund, dass unser Zeitalter parallel zu dem ihren ablaufen und uns die gleiche Katastrophe bevorstehen würde wie diejenige, die sie vernichtet hat.

Über die Evolution der Gattungen ist viel geschrieben worden. Es scheint tatsächlich Gesetze zu geben, die diesen Prozess steuern, auch wenn ihre Funktionsweise noch nicht restlos geklärt ist. Ließe sich nicht denken, dass dieselben Gesetze für jegliche Evolution gelten, einschließlich der kulturellen? In diesem Fall hätte die Sternenkunde nichts mit Magie zu tun, sondern wäre reine Wissenschaft, und zwar eine, die man fassbar machen könnte. Vielleicht birgt sie eine Botschaft, die wir nicht nur verstehen, sondern auch benutzen können, sofern wir uns nicht dazu verleiten lassen, sie entweder als Zauberei anzuhimmeln oder als kompletten Unsinn abzutun.

Lassen Sie uns also eine Reise durch den halben Zodiac unternehmen, der seit dem Zeitalter des Löwen auf seiner zyklischen Bahn weitergezogen ist, und zusehen, ob wir dabei die eine oder andere Erkenntnis erlangen.

Zunächst müssen wir in die Zeit zurückgehen, in der der Sphinx erbaut wurde, und uns den Ort, an dem er steht, genauer betrachten. Als der Sphinx errichtet wurde, fiel in dieser Region eine beträchtliche Menge Regen. Als die Epoche des Löwen endete, veränderte sich das Wetter dramatisch –schlagartig wurde es kälter, und die Umgebung wurde zur Wüste. Die Umwälzung erfolgte in der Zeit des Übergangs von Löwe zu Krebs.

Auf den Krebs folgten die Zwillinge, dann Stier und Widder (die Präzession der Tagundnachtgleichen wandert rückwärts durch die Tierkreiszeichen). Gegenwärtig befinden wir uns in der Ära der Fische, einen halben Zyklus oder ungefähr 12 960 Jahre nach dem Löwen.

Für unsere Reise werden wir keine modernen Interpretationen der Zeichen benutzen, sondern die ältesten, die wir nur finden konnten.

Fangen wir mit der Epoche des Löwen an, der Entstehungszeit des Sphinx, dem ein sehr altes Rätsel zugeschrieben wird. Es lautet: »Was hat die Lenden eines Stiers, die Krallen eines Löwen und den Kopf eines Menschen?« Die früheste uns bekannte Version dieses Rätsels enthält die antike griechische Tragödie Ödipus von Sophokles, obwohl sie beinahe 7000 Jahre nach der Entstehung des Sphinx niedergeschrieben wurde. Auch wenn sie in dem Stück selbst nie gegeben wurde, lautete die Antwort: »Der Mensch, denn er ist das Maß aller Dinge.«

Der Mensch – oder vielmehr die geschichtliche Menschheit. Die Einschränkung geschichtliche Menschheit gilt deshalb, weil es sich nicht leugnen lässt, dass die Grundlagen dessen, was die Geschichte des Menschen werden sollte, im Zeitalter des Löwen gelegt wurden. Innerhalb dieser Epoche, Jahrtausende vor Christus, begannen Menschen in der westlichen Welt damit, die Grenzen ihres Stammesgebiets zu überschreiten. Handel setzte ein, vereinzelt wurden die ersten Fahrten übers Meer unternommen, und die ersten Anfänge an die Nachwelt überlieferter Erinnerung wurden gemacht. Am Ende dieser Ära hat es vielleicht einen Supersturm gegeben, und seine Folgen könnten in Legenden festgehalten worden sein. So ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die älteste Sage der Menschheit, das Gilgamesch-Epos, in dieser Zeit verbreitet wurde. Darin geht es um den Überlebenskampf des Helden Gilgamesch, der auf einem Floß einer Flut trotzt. Diese Gestalt ist der Prototyp des biblischen Noah.

Stammen die Legenden über die Vertreibung aus dem Garten Eden ebenfalls aus dieser Epoche, als der Nahe Osten langsam zu einer Wüste wurde? Da ihre zuvor von einem gemäßigten Klima begünstigte Welt nun unter der sengenden Sonne verdorrte, muss es den dort siedelnden Völkern tatsächlich so vorgekommen sein, als wären sie mit einem Feuerschwert aus einem Garten vertrieben worden.

Ist es möglich, dass der Mensch damals die Erkenntnis seiner selbst erlangte, »die Frucht vom verbotenen Baum«, die zur Entwicklung einer Zivilisation führen sollte? Dann müsste man sich allerdings fragen, wer die großen Skulpturen gemeißelt hat, wenn der Mensch noch nicht so weit entwickelt war. Statt diese Frage sofort zu beantworten, wollen wir uns noch etwas mit dem Voranschreiten der Tagundnachtgleichen befassen und uns die Epoche des nächsten Tierkreiszeichens ansehen, die des Krebses.

Mit The Golden Bough hat Sir James George Frazer eine bahnbrechende Studie der frühesten organisierten Religionen der Menschheit geschaffen. Seine tief schürfende Erforschung von Mythen, Gebräuchen, traditionellen Geschichten, antiker Literatur und archäologischen Funden führte ihn zu dem Schluss, dass sich in der vorgeschichtlichen Zeit nach und nach weltweit eine matriarchalische Religion durchsetzte, die die Schamanenkulte der frühesten Sammler und Jäger ablöste.

Spuren solch ursprünglichen Glaubens hielten sich noch in der griechischen und römischen Religion. Nehmen wir Athene, die Schutzpatronin von Athen, als Beispiel. Sie vereinte in sich die traditionellen drei Eigenschaften einer Gottheit: Weisheit, Mut und Kraft. Ihre Totemtiere waren zwar nicht mit denen des Sphinx identisch, aber die grundlegende Vorstellung von Drei in Einem war dieselbe. In Rom bildete die Göttin Vesta das Herzstück der Staatsreligion. Darin galt der Glaube: Sollte das heilige Feuer der Vesta jemals erlöschen, würde Rom untergehen. Eine Reflexion dieser großen Göttin hat sich bis in die heutige Zeit in der Form der Heiligen Jungfrau Maria gehalten, die in der ältesten christlichen Konfession, dem Katholizismus, eine nachhaltige und lebendige Verehrung erfährt.

Die Göttinnen von Griechenland und Rom, und in der heutigen Zeit die Jungfrau Maria, sind späte Manifestationen dieser antiken Religion, deren Ursprung laut Frazer in einer Zeit vor der Ausbreitung der ältesten bekannten Zivilisationen gelegen haben muss, als der Mensch den Zusammenhang zwischen Fortpflanzung und Geschlechtsverkehr noch nicht erkannt hatte. Hierzu führt Frazer aus, dass die frühesten religiösen Riten offenbar auf dem Glauben beruhten, dass der Einfluss des Mondes auf den weiblichen Zyklus der Grund für die Geburt von Kindern sei.

Interessanterweise erlebte diese Religion ihren Aufstieg unter dem Zeichen des Krebses, der zugleich auch das Zeichen der Muttergöttin war. So war es in der Zeit der Erbauung des Sphinx, als – zumindest im Nahen Osten – eine lange Periode des verhältnismäßig leichten Jagens und Sammelns zu Ende ging. Die Menschen mussten unter der nächsten Konstellation, der des Krebses, mit den Rudimenten einer Zivilisation einen Neuanfang wagen. In diesem Zeitalter entwickelten sich die erste universelle Religion und die Anbetung einer Göttin, die den Menschen Kinder schenkte, damit sie ihre Art erhalten konnten.

Von da an kann der Weg der Menschheit als langwieriges Kämpfen um ein kohärenteres Gottesbild angesehen werden, als wäre sie unter dem Zeichen des Löwen erwacht, um zunächst ihre Stärke zu beweisen und sich dann auf eine weite Entdeckungsreise zu begeben.

Im nächsten Zeitalter – Zwillinge – setzte die schriftlich erfasste Geschichte ein. So, wie sich in diesem Abschnitt die Religionen entwickelten, begriff nun die Menschheit allmählich den Zusammenhang zwischen Sexualität und Schwangerschaft. Männliche Gottheiten tauchten auf, und matriarchalische Religionsformen begannen ihren Rückzug auf einige wenige Gebiete wie Sumer, wo sie immerhin noch bis zum Beginn der nächsten Epoche eine führende Rolle spielten. Im Bewusstsein der Menschen brach freilich die Zeit der mächtigen Götter an, und die größten darunter waren die der Ägypter. Darüber hinaus setzte sich eine neue Form der Religionsausübung durch. Wir beteten unsere Götter nicht nur an, sondern lernten auch, nach ihren Lehren zu leben, wie sie in den Mythen vermittelt wurden.

Zu den frühesten dieser Mythen gehört die Sage von Isis und Osiris, die noch in der Vorstellung vom Weiblichen als dem Leben Spendenden und Wiedererweckenden wurzelte. Osiris, Isis’ Bruder, wurde von Seth aus Eifersucht getötet und zerstückelt, doch Isis konnte die Teile wieder zusammenfügen und Osiris ein neues Leben geben. Diese Vorstellung ist in der gesamten historischen Zeit bis hin zum Neuen Testament erhalten geblieben, wo sie heute noch als Wiederauferstehung Christi den Kern des Christentums bildet.

Die Legende von Isis und Osiris markierte das Ende des Zeitalters der Zwillinge: Der von den Toten auferweckte Gott der archaischen Sammler und Jäger, die vor der Epoche des Krebses die Erde besiedelt hatten, setzte sich nun immer mehr durch. Unter dem darauf folgenden Zeichen – Stier – drängten die männlichen Götter die weiblichen noch weiter zurück, wurden aber gleichzeitig durch in den Jahrtausenden erhalten gebliebene Elemente des Matriarchats im Zaum gehalten. In dieser Epoche, etwa 4000 v. Chr. hielten die Sumerer ihr Gilgamesch-Epos zum ersten Mal schriftlich fest.

Seit der Ära des Löwen war dies auch das erste Zeitalter, aus dem wieder Spuren vorliegen, die einen Zusammenhang zwischen dem Tierkreiszeichen und dem Weltbild einer Kultur nahe legen. In diesem Fall sind das keine Monumente, sondern die Integration von Stiersymbolen in die sich entwickelnden Glaubensformen.

Die Stiersymbolik hielt sich bis ins erste Millennium der nächsten Periode – Widder. Viele der alten Göttinnen wurden mit einem Stier als Gemahl dargestellt, so zum Beispiel die sumerische Göttin Inanna und die griechische Europa. Und die Frau des legendären kretischen Königs Minos, Pasiphaë, verliebte sich in den Stier des Gottes Poseidon. In seinem Buch Mythologie der Urvölker vertritt Joseph Campbell die Ansicht, dass die Stiersymbolik in der frühen Bronzezeit aufgetaucht sei (während des Übergangs von Stier zu Widder) und sich von Indien bis nach England ausgebreitet habe.

Aus dieser Epoche sind viele Stierstatuen erhalten geblieben. Die meisten stellen zufrieden dreinblickende Tiere dar – ein weiterer Hinweis darauf, dass Stiergottheiten als Gemahle von Göttinnen angesehen wurden. Das markanteste Beispiel dafür ist die große Skulptur im Manjor-Tempel in Indien. In der dort vorherrschenden Religion, dem Hinduismus, stellte man sich Krishna, den höchsten Gott, zugleich als Gott-Menschen und als Verkörperung des Zeitalters des Stiers vor. Seine mythologischen Helferinnen sind in Nordindien als Gopis, Kuhhirtinnen, bekannt. Ein Relikt aus diesem Zeitalter, der Glaube an Kühe als heilige Wesen, hat sich im Hinduismus bis heute gehalten.

Die nächsten Tierkreiszeichen sind Widder und Fische. Letzteres wird im Abendland mit zentralen religiösen Symbolen verbunden, während das Alte Testament mehr Bezüge zu Widdern enthält (insgesamt 55) als zu jedem anderen Tier. Nun, das Alte Testament entstand unter diesem Sternbild und stellt auf einer seiner Ebenen die Ablösung der alten Göttin durch einen neuen männlichen Gott dar.

Dieser Prozess begann viel früher mit einer Serie von Invasionen, als Stämme aus dem Norden mit ausschließlich männlichen Göttern nach Süden ins Mittelmeergebiet und ins Indus-Tal vordrangen. Damit fand die Ära der Interimskönige ein Ende, die eine kurze Zeit regieren durften, ehe sie von Priesterinnen in Kulthandlungen geopfert wurden. Den Übergang bezeichnete Joseph Campbell in seinem Buch Mythologie des Westens als gesellschaftliches Trauma: Der Widder trampelte den alten Stier buchstäblich zu Tode. Gottheiten aus dem Zeitalter des Stiers, wie etwa Kali, die als segensreich gegolten hatte, oder Medusa, der man ursprünglich eine liebevolle Natur zugeschrieben hatte, verwandelten sich nun in wahre Monster.

Gleichzeitig erreichte der gesellschaftliche Aufbau dieser Zivilisation immer höhere Stufen. Zu Beginn der Ära des Widders entstanden in Sumer, Ägypten und dem Indus-Tal die ersten großen Städte der geschichtlichen Zeit. An ihrem Ende besiedelten die Juden das Land Kanaan und gründeten Israel. Mit ihnen fand die Vorstellung von einem einzigen Gott ihren Platz in der Kultur. Die Juden führten die Verehrung des bislang kompliziertesten Gottes ein: ein nicht greifbares, zeitloses und doch zutiefst personalisiertes Wesen, das sie Jahve nannten.

Aus dieser Anbetung heraus entstand eine völlig neue Gesellschaftsordnung. Moses gab den Juden einen Kodex mit zehn Geboten, mit dem die natürliche Moral durch ein schriftlich fixiertes Gesetz abgelöst wurde. Der Rahmen für die Zukunft wurde so im Zeitalter des Widders bestimmt.

Das Auftauchen des jüdischen Gottes sollte den symbolischen Kernpunkt des nächsten Zeitalters festlegen, dem der Fische, an dessen Ende wir uns heute befinden.

Die Fische fanden ihre Verkörperung in Jesus Christus. Dieser trat in der Zeit des Übergangs auf, als sich der Widder seinem Ende näherte. Der Zusammenhang zwischen Christus und dem Zeichen Fische zeigt sich schon in seiner neuen Symbolik: Er bezeichnete sich selbst als Fischer von Menschen. Seine Apostel wurden aus einem Kreis von Fischern ausgewählt, und die frühen Christen bestimmten das Zeichen der Fische zu ihrem Symbol. Christliche Fundamentalisten haben diese Praxis wieder belebt, allerdings ohne die Zusammenhänge mit der Astrologie zu kennen.

Im Christentum haben sich die humanistischen Grundzüge des griechischen Denkens mit der moralischen Strenge des Judaismus zu einer neuen religiösen Form verbunden, die wie noch keine vor ihr ethisches Bewusstsein und Mitgefühl fordert.

Vom Sphinx bis hin zu Christus zieht sich eine lange Serie von wichtigen kulturellen Phänomenen und Symbolen, die jeweils mit den Sternzeichen in Verbindung gebracht wurden, unter denen sie entstanden – es sei denn, wir interpretieren zu viel in die Vergangenheit hinein, was nie ganz ausgeschlossen werden kann. Diese Spekulationen empfinden wir, die Autoren, jedenfalls als faszinierend und möglicherweise nützlich, weisen aber darauf hin, dass eine objektive Bestätigung durch die Anthropologie und andere Kulturwissenschaften noch zu leisten ist. Dennoch erscheinen uns diese Mutmaßungen als sehr begründet.

Jedes Tierkreiszeichen hat seinem Zeitalter eine fundamentale, ja, sinnstiftende Bedeutung verliehen. Begreift man sie im Zusammenhang der einfachsten und traditionellsten Interpretationen ihres Wesens, offenbart sich eine Grundstruktur in den menschlichen Zivilisationen, die im wahrsten Sinne des Wortes tiefer geht als das, was uns der Rahmen der geschichtlichen Zeit vorgibt.

Was verrät uns der Zodiac also heute, da wir im Begriff sind, das Zeitalter der Fische zu verlassen und in das des Wassermanns einzutreten?

Die christliche Zivilisation ist ein Fisch, der immer glücklich im Wasser des Glaubens geschwommen ist. Bisher. Aber jetzt zeichnen sich gewaltige Veränderungen ab. Einmal mehr stellen neue Glaubensinhalte die alten in Frage. Das achtzehnte Jahrhundert erlebte bereits den Übergang zur nächsten Epoche, als der Rationalismus begann, die Religionen herauszufordern. Im neunzehnten Jahrhundert setzte der Rückzug des Christentums ein, als immer mehr Menschen anfingen, die Welt um sich herum aus der Perspektive der Wissenschaft zu betrachten.

Und heute erleben wir immer größere Störungen in der Natur, und je verzweifelter unsere Lage wird, desto zweifelhafter wird, ob das Gebet das beste Mittel gegen die gnadenlose Mathematik eines Phänomens wie die Erderwärmung darstellt. Kann eine Welt, die eben erst den sinnlosen Mord an zweihundert Millionen Menschen in einer dreißig Jahre währenden Umwälzung in Form zweier Weltkriege erlebt hat, wirklich noch auf einen Gott bauen, der uns schützt und sich um unser Wohlergehen sorgt?

Die Gläubigen können das bejahen, aber der Durchschnittsbürger verlangt angesichts der Gefahren wohl eher konkrete Antworten: schlüssige Lösungen von der Wissenschaft, eine dynamische Regierung und eine Gesellschaftsordnung, die bereit ist, sich den Problemen zu stellen und sie zu beseitigen.

Es wird immer wärmer, das Wetter schlägt immer verrücktere Kapriolen, kurz: Die Zukunft sieht wirklich düster aus. Tausende von Tierarten sterben aus, Seuchen nehmen zu, die Ozonschicht wird dünner, das Solarmaximum (die Spitzen der Sonnenfleckentätigkeit) wird von Mal zu Mal gewaltiger, und unsere Umwelt immer lebensfeindlicher.

Mit anderen Worten: Die Bedingungen, die den Beginn des Wassermann-Zeitalters ausmachen, manifestieren sich bereits. Der Teich des Glaubens und der Zuversicht, in dem sich die Fische in aller Ruhe tummelten, trocknet nach und nach aus – oder wird vielmehr vom Wassermann geleert. Wir, die wir uns immer darauf verlassen haben, dass uns das Ökosystem der Erde am Leben erhält, müssen jetzt einen Weg finden, um uns selbst am Leben zu erhalten.

Aber wie erreichen wir das? Wir sind nicht dazu geschaffen, in der feindlichen Atmosphäre, die dann herrschen wird, zu atmen. Das Zeitalter des Wassermanns wird nicht die neue Epoche beliebiger Freiheit sein, die uns von der Trivialwissenschaft vorausgesagt worden ist, sondern eine Periode des Suchens; die Menschheit wird alles daransetzen müssen, es irgendwie den Urfischen gleichzutun, die am Beginn der Zeit lernten, außerhalb des Meeres zu überleben.

Das Zeitalter des Löwen markiert, ausgehend vom Wassermann, genau die halbe Wegstrecke der Tierkreiszeichen. Unter dem Löwen ereignete sich die letzte große Katastrophe. Sie führte zu den aus frühester Geschichte überlieferten Fluten und Umwälzungen, aber auch zum Aufstieg der menschlichen Zivilisation, der einsetzte, als wir gezwungen waren, die verlorenen natürlichen Nahrungsquellen durch die Landwirtschaft zu ersetzen.

Tausende von Mythen und Legenden aus dem ganzen Erdkreis erzählen von einer Umwelt, die lange stabil geblieben ist, ehe plötzlich alles aus den Fugen geriet und ganze Epochen der Menschheit in der Vergessenheit versanken.

Lassen Sie uns überprüfen, ob wir – vielleicht – das Geheimnis der Tierkreiszeichen entschlüsselt und die Nachricht unserer Vorfahren verstanden haben. Dazu müssen wir uns folgende Frage stellen: Wo stehen wir jetzt?

Wir haben bereits gesehen, dass in prähistorischen Zeiten irgendetwas eine massive Klimaveränderung ausgelöst hat. Mythen aus allen Teilen der Welt erzählen uns von einer Periode der Zerstörung, und in späteren Kapiteln werden wir zeigen, was für eine Katastrophe diese Mythen gemeint haben könnten.

Wir wissen nichts über die Einzelheiten der damaligen Klimaveränderung. Dafür liegen einfach nicht genügend Daten vor. Andererseits steht fest, dass die Veränderung extrem schnell hereinbrach. Aber was führte dazu? Gab es vor dem Desaster vielleicht eine Reihe von kleinen, doch bedeutsamen Veränderungen? Die Fossilien geben uns Aufschluss über den Ablauf klimatischer Veränderungen: Sie scheinen sich über viele Jahre hinweg anzubahnen, um dann mit einer plötzlichen Explosion eine neue Realität zu schaffen.

Unsere Vorfahren haben uns vor der Mühle des Hamlet gewarnt, und ihre Hinterlassenschaft spiegelt eine schier unheimliche wissenschaftliche Kenntnis des Ablaufs eines Klimawandels wider. Die Mühle des Hamlet dreht sich ganze Epochen lang ruhig und stetig, doch unvermittelt endet alles in nacktem Chaos.

Von den Wetterkatastrophen des 20. Jahrhunderts sind die meisten in den letzten 30 Jahren aufgetreten – im geologischen Maßstab kaum ein Wimpernschlag. 1970 suchte der bisher tödlichste Zyklon Bangladesch heim. Er kostete etwa eine Million Menschen das Leben. 1986 prasselten die mit einem Gewicht von bis zu zwei Pfund schwersten je verzeichneten Hagelkörner auf dasselbe Land hernieder. Jüngere Hurrikane wie Mitch und Gabriel, deren Sturmsysteme bis hoch in die Stratosphäre ragten, sind Hinweise darauf, dass die gefährlichen Wetterlagen immer mächtiger werden.

Der in den Jahren 1997 und 1998 ungewöhnlich lang anhaltende El Nino ist einer abrupten Abkühlung des Mittleren Pazifik, La Nina, gewichen, und es gibt Hinweise auf das Nahen eines neuerlichen El Nino. Das bedeutet wiederum, dass der Pazifik zurzeit ständig zwischen extremen Temperaturen schwankt und überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommt – ein weiteres Symptom zunehmender Instabilität.

1998 war ein Jahr absolut irregulärer Wetterverhältnisse. Dürreperioden verursachten gewaltige Brände in Mexiko, Brasilien, Indonesien, Florida, Südeuropa, Australien und Sibirien. Neuguinea erlebte die schlimmste Wasserarmut seiner Geschichte. Der Panama-Kanal sank auf einen derart niedrigen Pegel, dass viele Schiffe ihn nicht mehr passieren konnten. Ostafrika dagegen erlebte die schlimmsten Überschwemmungen seit vierzig Jahren. In Tibet fiel so viel Schnee wie seit fünfzig Jahren nicht mehr. Zwischen Maine und Quebec wurden ganze Wälder von Eisregen verwüstet. In Malaysia fiel die Kakao- und Kautschukernte aus, in Äthiopien und Indonesien die Kaffeeernte, in Thailand wuchs kein Reis, in Uganda keine Baumwolle, und in Peru kehrten die Fischer mit leeren Schiffen heim. Über der Antarktis wurde das Ozonloch größer als je zuvor, und über der Arktis war die Ozonschicht so dünn wie noch nie. Darüber hinaus war es das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Was folgt aus all dem? Wohin führt es uns? Unserer Meinung nach schließt sich damit der Kreis zwischen der geheimnisvollen Vergangenheit des Menschen und seiner unklaren Zukunft.

In der Vergangenheit verwüstete ein bestimmtes Ereignis die Welt, insbesondere die nördliche Hemisphäre. Seine Zeugen hinterließen Mythen über Flut und Chaos. Wahrscheinlich vernichtete es eine große Zivilisation oder Protozivilisation, von der über die ganze Welt verstreute rätselhafte Monumente zurückblieben.

Wir werden zeigen, dass die Mühle des Hamlet in der Vergangenheit außer Kontrolle geriet. Wir werden zeigen, dass wir auf eine neue Form dieser extrem seltenen Umweltkatastrophen zusteuern. Wenn sich nicht etwas ändert – und noch sind Korrekturen möglich –, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass bald, in der Mitte des Tierkreiszyklus, der Supersturm zurückkehrt.