126937.fb2 Sturmwarnung - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 14

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11.Der Supersturm kehrt zurück

 Vor dem Supersturm ist das Klima gemäßigt. Nach sechs Wochen der Zerstörung, die einen Atomkrieg wie ein Kinderspiel aussehen lassen würden, könnte eine neue Eiszeit angebrochen sein.

Ist das wirklich möglich? Ja, und sobald ein Mechanismus in Gang gesetzt worden ist, der genügend Energie in die Atmosphäre jagt, um den Sturm zu entfesseln, wird er ausbrechen. Es liegt in der Natur eines Supersturms, dass er eine ganze Hemisphäre in Mitleidenschaft zieht. Seine Winde erreichen dabei extreme Geschwindigkeiten von über 320 Stundenkilometern.

Auslösen würde ihn ein plötzlicher Temperaturanstieg in der Arktis, genau die Art von Wärme an der Erdoberfläche – begleitet von Kälte in großen Höhen –, wie sie im gegenwärtig ablaufenden Szenario der globalen Erwärmung jeden Tag auftreten könnte. Den Ablauf müssen wir uns folgendermaßen vorstellen: Die Warmluftzufuhr erhitzt einen Ozean, der ohnehin schon von sinkendem Salzgehalt in Mitleidenschaft gezogen ist, seit von den schmelzenden Polkappen und Grönlandgletschern übermäßig viel Süßwasser hineinfließt. Weil ihm das Salz fehlt, erhitzt er sich zusätzlich, sodass die Nordatlantikströmung abrupt die Richtung wechselt und nach Süden fließt.

Wenn dieser Fall eintritt, weicht die über der Arktis von der Warmluft eingekesselte ultrakalte Luft nach Süden aus, was verheerende Folgen nach sich zieht.

Der Sturm tobt so lange, bis das Meer sich so weit abgekühlt hat, dass die Strömungen wieder in den gewohnten Bahnen fließen können. Bevor das geschieht, kommt es aber zu einem Blizzard oder einer ganzen Serie von Blizzards, die über einem Fünftel der Wasserfläche Milliarden Tonnen von Schnee abladen. Wenn die Sonne dann endlich zurückkehrt, liegt die Welt unter einer dichten Schneedecke begraben, die jede Wärme sofort wieder reflektiert. Die Konsequenz ist ein dramatisches Absinken der Temperaturen. Ob im darauf folgenden Sommer das Eis schmilzt oder erhalten bleibt, hängt ganz von seiner Dicke ab. Bleibt es, stellt sich eine Erdabkühlung von längerer Dauer ein, die unter Umständen sogar in eine neue Eiszeit übergehen könnte.

Geringfügig wärmere Perioden Ende Januar oder Anfang Februar sind in der Arktis nichts Ungewöhnliches. Davon bekommen wir in den gemäßigten Zonen allerdings normalerweise nichts zu spüren, da hier die Temperaturen noch nicht so hoch steigen, dass man ohne Winterkleidung ins Freie gehen kann.

Vor dem Supersturm wird das aber der Fall sein.

In der Regel verbrauchen Stürme solch enorme Mengen an Energie, dass sie nicht lange dauern. Hurrikane legen sich sehr schnell wieder, sobald sie über das Festland ziehen und keine Zufuhr an Wasserdampf mehr erhalten, der aus tropischen Meeren aufsteigt.

Blizzards entstehen, wenn nordwärts strömende warme Luft und kalte Luftmassen aus der Arktis zusammenprallen. Der Regen verwandelt sich dabei in Schnee oder Graupel und kann von heftigen Winden begleitet werden. Böen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 160 Stundenkilometern sind aber eher die Ausnahme. Hierbei wird zwangsläufig weniger Energie frei, weil die kalte und die warme Luft sich gegenseitig ausgleichen.

Darüber hinaus ist ein Blizzard in der Regel kurzlebiger als ein Hurrikan, der tage-, womöglich sogar wochenlang anhalten kann, solange er über Wasser bleibt und die Meeresbedingungen ihn nähren.

Die Schneedecke, die ein Blizzard zurücklässt, kann zwar bisweilen sehr dicht sein, zieht sich aber fast immer bis Ende Mai aus den Randgebieten der Arktis zurück. Mit dem Verschwinden dieser Schneemassen fällt nicht nur ihre kühlende Wirkung weg, sondern die Wärme aus dem All wird auch nicht mehr reflektiert, sodass sich die Atmosphäre im Sommer wieder aufheizen kann und die Klimaverhältnisse beim Alten bleiben.

Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass langfristig sehr wohl Klimaveränderungen stattfinden. Das Eis kehrt hartnäckig zurück, nur wissen wir nicht genau, warum. Doch eines steht fest: Zufall ist das nicht! Und wir wissen, dass das Ende dieser langen, kontinuierlichen Entwicklung durch ein plötzliches Ereignis herbeigeführt wird.

In der Wissenschaftsgemeinde ist immer wieder über den Zusammenhang zwischen Eiszeiten und der Stärke der Sonneneinwirkung auf die nördliche Hemisphäre im Winter spekuliert worden. Wie viel Sonnenlicht einfällt, variiert von Jahr zu Jahr, weil die Erde bei ihrer Drehung um die Sonne keinen absolut regelmäßigen Kreis beschreibt und wegen der geringfügigen Verschiebung ihrer Achse nicht ganz senkrecht zur Sonne steht, sodass sie leicht »eiert«. Das hat zu der Annahme geführt, Eiszeiten würden nur auftreten, wenn die Erde während des nördlichen Winters die maximale Entfernung zur Sonne einnimmt. Dagegen spricht jedoch, dass Eiszeiten dann seit jeher regelmäßig wiederkehrende Bestandteile des Lebens auf der Erde hätten sein müssen, und das trifft nicht zu. Langfristige Vereisungen sind nach dem Zeitbegriff der Geologie äußerst selten.

Momentan kommt die Erde der Sonne während des nördlichen Winters relativ nahe, was mehr Wärme und eine Abmilderung einer durch plötzlichen Klimawandel eintretenden Vereisung bedeuten würde. Insofern sollte man meinen, dass die Rückkehr der Gletscher unsere geringste Sorge sein dürfte.

Aber kann wirklich Entwarnung gegeben werden? Um einen gewaltigen Sturm zu erzeugen, der ein riesiges Gebiet mit Eis zudecken würde, bedarf es atmosphärischer Feuchtigkeit, die nicht vorhanden ist – zumindest im Augenblick nicht. Damit sich ein solcher Sturm von selbst erhalten könnte, müssten außerdem ungeheure Mengen von Wasserdampf in die Atmosphäre über dem Norden gepumpt werden. Und schließlich wäre ein Luftreservoir in der Stratosphäre vonnöten, das viel, viel kälter sein müsste als normalerweise.

Gibt es einen Mechanismus, der ein solches Szenario in der Zukunft auslösen könnte oder dies in der Vergangenheit getan hat?

Wie wir zeigen werden, stehen wir unmittelbar vor einer Konstellation, in der genügend Energie frei wird, um dieses verheerende Unwetter zu erzeugen. Tritt sie tatsächlich ein, ist der zweite Supersturm der letzten zehntausend Jahre nicht auszuschließen.

Lassen Sie uns als Nichtwissenschaftier, aber informierte Laien spekulieren, ob die Bedingungen für eine solche Wetterkatastrophe tatsächlich zusammentreffen können.

Damit ein solcher Sturm Kraft bekommt, benötigen wir vor allem Unmengen von Wasserdampf, der in die Atmosphäre entweicht. Dazu brauchen wir etwas, das diesen Wasserdampf mit warmer Energie versorgt, und zugleich die Stoßkraft von sehr viel kalter Luft, die zur Entladung dieser Energie in Form eines fürchterlichen Blizzards führt. Damit der Sturm zur erwarteten Größe anwächst, sind außerdem Bedingungen nötig, die es ihm ermöglichen, sich über mehrere Wochen hinweg stets aus sich selbst heraus zu erneuern. Das bedeutet, dass der Sturm in der Lage sein muss, eine Zirkulation zu entwickeln, die so mächtig ist, dass sie sich selbst sowohl aus der Kaltluft der Arktis als auch der warmen Luft über den Tropen speisen kann.

Nun, da wir anhand menschlicher Überlieferung und fossiler Funde mit einiger Schlüssigkeit feststellen konnten, dass es in ungefähr der Zeit ein ungeheures Naturereignis gegeben haben muss, in der eine Erderwärmung, wie wir sie gegenwärtig erleben, auf geheimnisvolle Weise unterbrochen wurde, müssen wir so viel wie nur möglich über das Klima der Vorzeit herausfinden.

Erzählen die Sedimente und Ablagerungen im Eis aus dieser Periode eine Geschichte, die auf einen Supersturm hinweist?

Um das zu ermitteln, wollen wir eine Reise durch die neuere geologische Vergangenheit antreten und – soweit möglich – die Realität hinter den Sintfluten und Katastrophen der Mythen und dem Aussterben von Gattungen herausfiltern. Anschließend wollen wir unter die Lupe nehmen, was sich gegenwärtig abspielt, und überprüfen, wie ähnlich unser Klima dem der damaligen Epoche ist.

Aber vorher sollten wir zu dem Supersturm zurückkehren, der sich während der letzten Kapitel dieses Buches zusammengebraut hat, und uns ansehen, was er anrichtet, wenn er seine volle Wucht entfaltet hat.