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So überzeugend die Beweise auch sein mögen, dass riesige Monumente wie der Sphinx aus einer entfernten Vergangenheit stammen, die bisher unbeantwortete Frage ist und bleibt dieselbe: Wenn diese Anlagen vor so langer Zeit errichtet wurden, wo waren die Städte ihrer Erbauer? Wo sind ihre Werkzeuge? Und wichtiger noch: Wo ist das Fachwissen geblieben?
Wir können schätzen, wie groß die ägyptische Bevölkerung in der Zeit war, als laut John Anthony West der Sphinx gebaut worden sein muss. Geht man von der an den Nilufern ermittelten Bevölkerungsdichte aus, wurde das gesamte Gebiet von weniger als 100000 Seelen bewohnt, die sich auf weit auseinander liegende Dörfer mit einer Einwohnerzahl von 50 bis maximal 500 verteilten.
Wie hätte eine derart spärliche Bevölkerung, die bestenfalls primitiven Ackerbau betrieb und nicht einmal dazu fähig war, Getreide zu lagern, Tausende von Arbeitern stellen können, die für die Errichtung des Sphinx nötig waren?
Und doch steht er da, und die geologischen Beweise für sein Alter sind zwingend, ja unwiderlegbar.
Die Frage des Alters lässt sich noch am leichtesten lösen. Der Zustand des Sandsteins, aus dem der Sphinx gehauen wurde, lässt auf Erosion durch Wasser schließen. Problematisch daran ist wie gesagt, dass Ägypten schon zur Zeit des Aufstiegs der Pharaonen eine Wüste war. Woher kam das Wasser also? Anlagen, die eindeutig unter den Pharaonen errichtet wurden und ebenfalls aus Sandstein bestehen, weisen keinerlei durch Wasser verursachte Erosionsspuren auf.
Wer immer den Sphinx geschaffen hat, muss folglich eigens zu diesem Zweck nach Ägypten gekommen sein, um es nach verrichteter Arbeit wieder zu verlassen und seine Werkzeuge mitzunehmen. Es sei denn, wir haben die Städte der Erbauer bisher noch nicht entdeckt. Vielleicht standen sie weiter im Landesinneren, in einer Gegend, die damals noch fruchtbar war, heute aber vom Wüstensand zugedeckt ist. Etwas Ähnliches muss in Brasilien geschehen sein, wo die Überreste eines Hunderte von Kilometern langen Kanalnetzes von einer großen, Ackerbau betreibenden vorgeschichtlichen Kultur zeugen, die eine Bevölkerung von mehreren Millionen ernähren konnte. Dennoch sind von dieser Kultur so gut wie keine Aufzeichnungen erhalten geblieben.
Auch vor der Küste Japans ist eine Entdeckung gemacht worden, die nahe legt, dass die Zivilisation älter ist als ursprünglich angenommen. Dadurch wurden all die Theorien bestätigt, denen zufolge viele Monolithen und monolithähnlichen Anlagen, deren Entstehungszeit umstritten ist – wie der Sphinx, das Osireion und die mysteriöse peruanische Stadt Tiahuanaco –, tatsächlich so alt sind, wie John Anthony West und Graham Hancock ermittelt haben.
Und da nun die Entdeckung vor der japanischen Küste bestätigt worden ist, erscheint ein anderer archäologischer Fund, der vor vielen Jahren im Südpazifik entdeckt wurde, in einem völlig neuen Licht.
110 Kilometer südwestlich von Okinawa liegt die Insel Yonaguni, die hauptsächlich für ihre kleine Population von Yonaguni-Ponys berühmt ist, eine auf der Welt einzigartige Pferderasse. Aber jetzt ist die Insel wegen etwas ganz anderem in die Schlagzeilen gekommen. 1988 stießen Taucher auf ein Phänomen, das man ursprünglich für eine natürlich entstandene Felsformation 25 Meter unter dem Meeresspiegel hielt, bis ein Geologe von der Ryukyu-Universität das Gebilde analysierte und erklärte: »Diese Anlage ist nicht von der Natur gebildet worden. Wäre das der Fall gewesen, hätten sich dort aufgrund der natürlichen Erosion durch das Wasser Gesteinsbrocken auf dem Meeresboden ansammeln müssen, aber hier gibt es nirgendwo Trümmer.« Darüber hinaus bemerkte er so etwas wie eine Straße rings um das riesige Gebilde, das fast so gewaltig ist wie die Große Pyramide von Gizeh.
Robert Schoch, Professor für Geologie an der Boston University, tauchte dort im April 1998, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Sein Fazit lautete: »Es sieht aus wie eine Serie gigantischer Treppenstufen von jeweils über einem Meter Höhe. Eigentlich ist es eine Felsklippe, die einer stufenförmigen Pyramide gleicht.« Etwas später fügte er hinzu: »Es ist möglich, dass die Erosion durch das Wasser im Zusammenwirken mit dem Herausbrechen angeschlagener Felsteile das Entstehen einer solchen Struktur bedingt hat, aber dass ein solcher Prozess ein derart präzises Gebilde erzeugt hat, habe ich noch nie gesehen.«
Die These, dass es sich um ein von Menschen geschaffenes Objekt handelt, erfährt zusätzliche Bestätigung durch den Fund kleinerer Steinhügel in unmittelbarer Nähe. Die Einzelteile sind aus demselben Felsmaterial und haben mit etwa zehn Metern Breite und einer Höhe von knapp zwei Metern die Form von Stufen.
Es gibt keine Quellen über Menschen, die im prähistorischen Japan gesiedelt und Gebäude in einem derart gewaltigen Ausmaß geschaffen haben könnten. Andererseits wissen wir von den Jomon – die vor 10000 Jahren weite Gebiete des heutigen Japans bevölkerten –, dass sie große Gebilde aus Holz errichteten. Aber wie bei den Erbauern des Sphinx sind von ihnen keine Aufzeichnungen erhalten. Zumindest keine, die sie selbst hinterlassen haben. Gleichwohl schufen so unterschiedliche Völker wie die Babylonier und die Maya Legenden, nach denen Gottheiten aus dem Meer zu ihnen kamen und sie mit Errungenschaften einer neuen Zivilisation beschenkten. Aber wie verhält es sich mit den prähistorischen Bewohnern Okinawas? Wenn diese alte Zivilisation tatsächlich existierte, dann hätten sich doch gewiss ähnliche Mythen erhalten.
Tatsächlich kennt man auf Okinawa eine solche Legende. Ihr zufolge kam der Gott Nirai-Kanai aus dem Meer zu den Menschen und brachte ihnen Glück. Es ist also wie bei dem sumerischen Oanes, dem Viracochas aus Peru und dem Quetzalcoatl der Maya und Azteken: Eine Gottheit scheint aus dem Meer aufgestiegen zu sein. Fremde, die mit Booten kamen, könnten durchaus die Quelle dieser Mythen gewesen sein.
Wie alt ist nun der japanische Fundort? Dr. Teruaki Ishii von der Universität Tokio erklärt dazu, dass das Land, auf dem dieses Bauwerk errichtet wurde, vor etwa 10 000 Jahren im Meer versunken ist. Wenn die Geologen sich nicht täuschen, geschah das ungefähr zu der Zeit, in der der Sphinx geschaffen wurde, und nicht lange vor einem rätselhaften, schrecklichen Ereignis, das zum Aussterben vieler Tierarten führte, wobei vor allem die großen Landtiere betroffen waren. So fällt das Verschwinden der Mammuts in diesen Zeitraum.
Selbstverständlich stellt das Versinken eines monolithischen Bauwerks im Meer vor Tausenden von Jahren keinen Hinweis auf den Zeitpunkt seiner Erschaffung dar – außer dass ein jüngeres Datum ausgeschlossen ist.
Es wäre natürlich hilfreich, wenn sich feststellen ließe, ob die Anlage unvollendet war, als sie versank. Aber so wie jeder Hinweis auf Erosion fehlt, gibt es auch keine Spuren von Bautätigkeit. Das erlaubt den Schluss, dass sie schon einige Zeit stand, ehe das Land vom Meer verschluckt wurde. Wie lange, das lässt sich heute allerdings noch nicht bestimmen.
Wenn wir einen Vergleich zu Werken in anderen Teilen der Welt ziehen könnten, von denen man weiß, dass sie sehr alt sind, ließe sich der Zeitraum der Erbauung vielleicht näher bestimmen. Die Anlage ist inzwischen analysiert worden, und allem Anschein nach weist sie keine architektonische Verwandtschaft mit anderen bislang erfassten Gebäuden aus der Frühzeit auf, sieht man einmal davon ab, dass bei allen jegliche Verzierungen fehlen. So, wie sie sich unseren Augen darbietet, wirkt sie allerdings höchst merkwürdig. Einerseits besitzt sie viele Schichten, Rampen und Plattformen, allesamt mit geraden Linien und Kanten, und trotzdem ist der Gesamteindruck chaotisch, als wären ihre Erbauer geniale Konstrukteure gewesen, hätten aber von Architektur und Ästhetik wenig Ahnung gehabt. Es sei denn natürlich, das Bewusstsein der Urheber war gänzlich anders strukturiert als das unsere, und hinter dem, was wir als Chaos wahrnehmen, steckte ein Ordnungsbegriff, den wir nicht mehr verstehen.
Vielleicht ist diese Anlage trotz des äußeren Anscheins auf natürliche Weise entstanden. Wenn aber jemand vor so langer Zeit etwas mit den Ausmaßen der Großen Pyramide geschaffen hat, müssten doch irgendwo im pazifischen Raum Reste seiner Zivilisation erhalten geblieben sein.
Interessanterweise finden sich gerade im Pazifischen Becken einige der geheimnisvollsten Überbleibsel der Welt. Dazu gehören die Ruinen von Nan Madol auf der Insel Ponape in Mikronesien. Sie wirken wie aus gewaltigen Holzquadern geschaffen, tatsächlich aber handelt es sich um Basaltblöcke.
Die Ruinen erstrecken sich über ein weites Gebiet, das mehr als 90 von Menschen geschaffene Inseln und eine Fläche von nahezu 30 Quadratkilometern umfasst. Die Basaltblöcke wurden meilenweit über Land geschleift und dann auf Flößen über Wasser nach Ponape gebracht, wo sie zu den berühmten Tempelanlagen aufeinander geschichtet wurden. Teilweise wiegen sie bis zu 50 Tonnen, und die damaligen Erbauer haben die verblüffende Leistung vollbracht, 485000 Tonnen Basalt heranzuschaffen.
Beinahe 100 künstliche Inseln zu erzeugen und dann diese mächtigen Basaltstrukturen zu errichten wäre selbst für heutige Ingenieure eine gewaltige Herausforderung. Noch schwerer wäre es, in dieser Gegend ein System von weit verzweigten Unterwassertunnels zu bauen, die damals direkt aus dem Korallenriff gehauen wurden. Wie das ohne moderne Sauerstoffmasken vollbracht werden konnte, ist ein einziges Rätsel.
Die Tatsache, dass ein Großteil der Stadt versunken ist, lässt auf ihr hohes Alter schließen, aber bislang liegen nicht genügend geologische Daten vor, anhand derer man den Zeitraum ihres Untergangs bestimmen könnte.
In den 1960er Jahren entsandte das Smithsonian Institute eine Expedition nach Nan Madol mit dem Auftrag, Daten zu sammeln. Anhand eines Holzkohle-Fundes in einer Feuerstelle schätzten die Wissenschaftler das Alter der Anlagen auf 900 Jahre. Allerdings sind ihre Erkenntnisse alles andere als gesichert, da niemand wissen kann, ob diese Feuerstelle wirklich von den Erbauern benutzt wurde. Zweifel sind auch deshalb angebracht, weil die damaligen Bewohner Nan Madols offenbar nicht in der Lage waren, komplizierte Bauten zu entwerfen, geschweige denn sie zu realisieren.
In den 1970er Jahren untersuchte Steve Athens vom Pacific Studies Institute in Hawaii Tonscherben, die in der Nähe der Anlagen gefunden worden waren. Eine Thermolumineszenz-Analyse ergab, dass sie mindestens 2000 Jahre alt sein müssen.
Diese Datierung überraschte die Fachwelt, denn als vor 200 Jahren die ersten Europäer nach Ponape kamen, besaßen die Einheimischen nicht einmal die einfachsten Tongefäße. Genauso wenig konnten sie ozeanfähige Kanus herstellen, vom Transport 50 Tonnen schwerer Steinquader ganz zu schweigen.
Folglich muss die Kultur auf der Insel gelinde gesagt einen dramatischen Rückschritt erlitten haben. Doch die Bevölkerung kennt Legenden über das alte Nan Madol, insbesondere über Steinblöcke, die von magischen Kräften durch die Luft befördert wurden.
Aber wie kamen die Quader dorthin? Die logischste Annahme wäre, dass der Transport mithilfe von Flößen erfolgte. Der Meeresboden um die Insel herum ist von Basaltblöcken übersät, die offenbar versanken, wenn Flöße in die Tiefe gerissen wurden. Wie alt diese Steine sind, lässt sich mit den gegenwärtig bekannten Technologien nicht ermitteln. Der Spekulation sind somit Tür und Tor geöffnet. Hilfreich wäre es, wenn die Quader auf die eine oder andere Weise mit einer frühen Zivilisation in Zusammenhang gebracht werden könnten. Doch die ersten Spuren menschlicher Besiedlung in Mikronesien tauchen erst um 1500 v. Chr. auf, was den Schluss zulässt, dass die älteren Tonscherben von Ureinwohnern stammen müssen. Und da so wenig Reste von Tonwaren gefunden wurden, dürfte diese Bevölkerung sehr spärlich gewesen sein.
Wie beim Sphinx und der versunkenen Anlage vor Yonaguni fällt es schwer, diese mächtigen Bauten auf die primitiven Völker zurückzuführen, die allem Anschein nach weit und breit die einzigen Bewohner der Inseln waren.
Vielleicht waren sie aber gar nicht die einzigen Bewohner. Im gleichen Gebiet sind kürzlich die Knochen von Menschen ausgegraben worden, die deutlich größer waren als die der Mikronesier. Ähnlich große Menschenknochen sind übrigens auch in Nord- und Südamerika entdeckt worden. In den Vereinigten Staaten haben die Funde zu einem Streit zwischen Vertretern der indianischen Bevölkerung und Archäologen geführt. Im Juli 1996 wurde in Kennewick, Washington, ein 9300 Jahre altes Skelett ausgegraben, das eine frappierende Ähnlichkeit mit in Asien gemachten Funden aufweist. Seitdem sind die Knochen in einem Safe verwahrt, denn die örtlichen Umatilla-Indianer wollen sie ohne weitere Untersuchungen nach ihrer eigenen Tradition bestatten. In jedem Fall bedeutet die bloße Existenz dieses Skeletts ein weiteres schlagendes Argument dafür, dass die vollständige Erfassung der Menschheitsgeschichte der letzten 10000 Jahre noch aussteht.
Die Herkunft der Steingebilde von Nan Madol ist alles andere als geklärt. Ein zusätzliches Rätsel werfen die Säulen auf, die sich alle unter Wasser befinden, während es auf dem Land keine vergleichbaren Gebilde gibt. Kurz, Nan Madol ist ein einziges Geheimnis. Es ist mindestens 2000 Jahre alt, doch im pazifischen Raum gibt es so gut wie keine Spuren von einer Zivilisation, die in der fraglichen Zeit fortgeschritten genug gewesen wäre, um ehrgeizige Bauprojekte wie dieses durchzuführen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein solches Volk nicht mit China Handel getrieben hätte, das in dieser Zeit der größte und am besten organisierte Staat an der Pazifikküste war. Doch dort sind keinerlei Aufzeichnungen über solche Handelsbeziehungen erhalten. Abgesehen von vereinzelten Tonscherben weist in Nan Madol nichts auf eine handwerkliche Tätigkeit hin.
War Nan Madol überhaupt eine Stadt? Und wozu diente der Kanalbau? Warum erinnert Nan Madol eher an eine Festung als an eine Stadt? Die größte Anlage, Nan Dowas, liegt hinter massiven Mauern.
Wenn man aufgrund der Funde auf Flores davon ausgeht, dass Menschen seit beinahe einer Million Jahre Schifffahrt über den Pazifik betreiben, könnte die Menschheit die abgelegenen Inseln viel eher erreicht haben, als wir gegenwärtig glauben. Gleichwohl stellen uns Nan Madol und die Anlage vor der japanischen Küste immer noch vor ein Rätsel. Nirgendwo in historischer Zeit – weder vor 1000 noch vor 3000 Jahren – stoßen wir auf Spuren einer Zivilisation, die so weit entwickelt war, dass sie diese bahnbrechenden Bauwerke hätte errichten können.
Kann es also sein, dass wir Gebilde vor uns haben, die viel älter sind, als wir ahnen?
Möglicherweise. Im pazifischen Raum hat man bei der Altersbestimmung einiger rätselhafter Anlagen faszinierende Erfolge erzielt. So hat man auf den benachbarten Inseln Neu-Kaledonien und Pines mehrere Zementzylinder mit einem Durchmesser von zwischen einem und zwei Metern und einer Höhe von einem bis zu zweieinhalb Metern gefunden. Gefertigt sind sie aus einem Gemisch aus hartem Kalkstein, Mörtel und zerstoßenen Muscheln. Da Muscheln organischen Ursprungs sind, sprechen sie auf die Radiokarbonmethode an, was es Wissenschaftlern des Centre des Faibles Radioactivités (Zentrum für die Untersuchung schwacher radioaktiver Strahlung) ermöglichte festzustellen, dass die Zylinder zwischen 7000 und 13 000 Jahren alt sein müssen. Und das ist genau der Zeitraum, in dem die Anlage von Yonaguni im Meer versank.
Die Zylinder wurden mitten im Inneren von künstlich angelegten Kieselhügeln gefunden. 400 dieser Gebilde befanden sich auf der Insel Pines und 17 auf Neu-Kaledonien. Es gab dort keine Knochenfunde, ebenso wenig wie Feuerstellen oder irgendwelche Artefakte, deren Alter die Datierung der Muscheln hätte in Frage stellen können. Die Zylinder waren senkrecht in Hügeln vergraben, die selbst bis zu drei Metern hoch waren und einen Durchmesser von hundert Metern aufwiesen.
Weder die Zylinder noch die Art ihrer Platzierung gaben Hinweise auf einen spezifischen Zweck. In dieser Hinsicht ähneln sie Nan Madol und Yonaguni, die ja auch nicht so aussehen, als hätten sie eine bestimmte Funktion erfüllt. Dennoch erwecken die Ruinen auf der Insel Pines den Eindruck, als hätten sie irgendeine technische Funktion gehabt. Worin diese bestanden haben könnte, liegt im Dunkeln.
Nicht nur im pazifischen Raum, sondern auf der ganzen Welt finden sich seltsame Monolithen oder Anlagen von monolithischem Charakter, die alle aus einer weit entfernten Zeit zu stammen scheinen.
Manche dieser Fundstellen sind von schier unvorstellbarer Größe. Eines dieser Werke, die Plattform in Baalbek im Libanon, könnte auch heute nur mit speziellen Hebevorrichtungen gebaut werden.
Wie die meisten unerklärlichen Phänomene ist die Anlage von Baalbek größtenteils ignoriert worden, weil man sonst lieb gewonnene Theorien hätte aufgeben müssen. Wenn neue Entwicklungen einer Theorie widersprechen, droht leider allzu oft die Gefahr unwissenschaftlichen Vorgehens. Korrekt wäre es, die Theorie den Gegebenheiten anzupassen. Da Wissenschaftler aber auch nur Menschen sind, neigen sie gern zum glatten Gegenteil: Sie nehmen Beweise einfach nicht zur Kenntnis und beharren auf dem alten Stand. Darum verteidigt die Wissenschaft oft tradierte Glaubensinhalte, statt Fakten zu erklären.
Doch die bizarre, Ehrfurcht gebietende Plattform von Baalbek lässt sich nicht wegerklären. Sie steht seit Tausenden von Jahren da und ist unbestreitbar ein von Menschenhand geschaffenes Werk, kein natürliches Phänomen. Niemand weiß, wer sie gebaut hat, auch wenn in der Umgebung zahlreiche Spuren aus der Vorzeit gefunden worden sind. Sie ist seit jeher mit Sonnenanbetung in Zusammenhang gebracht worden, wurde aber in ihrer Geschichte für alle möglichen religiösen Zwecke benutzt.
Die Plattform selbst besteht aus drei gigantischen Steinplatten, die unter dem Namen Trilithium bekannt geworden sind. Sie gehören zu den schwersten Objekten, die je von Menschen transportiert worden sind. Vermutlich wurden sie in einem 50 Kilometer entfernten Steinbruch aus den Felsen gehauen und von dort irgendwie zu der Anlage gebracht. Ein vierter Stein blieb unvollendet zurück.
Die Steinplatten bilden nicht nur die Plattform, sondern wurden auch auf einen dreieinhalb Meter hohen Sockel, bestehend aus kleineren Steinen, gehoben. Ursprünglich war diese Anlage wahrscheinlich ein Tempel oder eine sonstige religiöse Kultstätte. Spätere Kulturen haben darauf aufgebaut, insbesondere die Römer, die einen beeindruckenden Jupitertempel zurückließen.
Jede einzelne Platte des Trilithiums wiegt unvorstellbare 600 Tonnen. Sie sind jeweils über 20 Meter lang und dreieinhalb Meter breit. Zusammen sind sie vier Meter dick.
Es übersteigt unser Fassungsvermögen, wie solche Ungetüme bewegt werden konnten. Wir können Schiffe mit einem Gewicht von Zehntausenden von Tonnen in einem Trockendock bauen, das später nur geflutet zu werden braucht. Doch wie will man Ungetüme wie diese Platten Meile um Meile über offenes Land schaffen? Angesichts einer derart gigantischen Aufgabe sollte man meinen, dass Spuren zurückgeblieben wären – Reste einer Straße zwischen dem Steinbruch und der Plattform zum Beispiel oder irgendwelche Hinweise darauf, dass sie gezogen wurden.
Nichts dergleichen wurde gefunden. Und wenn wir uns vor Augen halten, welche Mittel den damaligen Menschen zur Verfügung standen, erscheint es ohnehin unvorstellbar, dass diese Platten auch nur einen Zentimeter bewegt wurden. Nach allem, was wir über die Völker wissen, die dieses Gebiet im Altertum besiedelten, kannten sie weder Seile, die stark genug gewesen wären, um solchen Gewichten standzuhalten, noch Räder oder Rollen, die nicht unter diesen Platten zusammengebrochen wären. Selbst wenn man aus Steinen oder Basalt gigantische Rollen gebaut hätte, die einer solchen Aufgabe vielleicht gewachsen gewesen wären, wo sind dann heute ihre Überreste? Und irgendetwas wäre mit Sicherheit zurückgeblieben, denn um nicht zermalmt zu werden, hätten diese Geräte fast so gewaltig und stabil sein müssen wie die Platten selbst.
In dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Erbauer der Anlage die Platten auf Rollen befördert hätten, wären mindestens 20 000 Arbeiter vonnöten gewesen, um sie pro Tag vielleicht 100 Meter weiterzubefördern. Aber das ist nur theoretisch denkbar; in Wirklichkeit hätte eine solche Vielzahl von Menschen unmöglich in direkter Umgebung der Steine Platz finden können.
Nein, mit den Werkzeugen und Materialien, die den früheren Kulturen zur Verfügung standen, konnte man die Plattform von Baalbek unmöglich errichten. Also verhält es sich ähnlich wie bei den Ruinen vor der japanischen Küste und den anderen rätselhaften Gebilden im Pazifik: Wir haben nicht die geringste Spur von einer Zivilisation gefunden, die in der Lage gewesen wäre, so etwas zu schaffen.
Es gibt auch keinerlei Hinweise darauf, dass in geschichtlicher Zeit Zivilisationen Werkzeuge und Methoden benutzt haben könnten, ohne Aufzeichnungen darüber zu hinterlassen.
So hat man eifrig darüber spekuliert, dass bei der Errichtung der Großen Pyramide von Gizeh die Steine auf einem Erdwall um das entstehende Gebilde herum nach oben befördert worden sein müssen, dabei aber nicht bedacht, dass Reste der dafür nötigen Erde nie gefunden wurden. Und es handelt sich um keine geringe Menge: Der Lehm hätte mehr Volumen beansprucht als die Große Pyramide selbst. Er hätte irgendwo abgebaut werden müssen, aber nirgendwo existieren Spuren einer entsprechenden Lehmgrube. Und das sind nicht die einzigen Ungereimtheiten: Im Inneren der Großen Pyramide befindet sich ein Sarkophag, der aus einem einzigen Granitblock gefertigt ist. Das bedeutet, er muss entweder mit Bronzesägen oder Werkzeugen zerteilt worden sein, die mit Diamanten oder noch härterem Material besetzt waren. Doch in Ägypten sind nie Diamanten gefunden worden, und zur mutmaßlichen Entstehungszeit des Sarkophags kannte man auf der ganzen Welt nichts Härteres als Bronze.
Mehr noch, der Sarkophag wurde derart säuberlich aufgeschnitten, wie uns das erst heute mit den modernsten Präzisionswerkzeugen möglich ist. Innen hat er ein Volumen von 1166,4, außen eines von 2332,8 Litern – bis hin zur ersten Dezimalstelle genau das Doppelte.
Wie hätten ägyptische Handwerker mit den primitiven Mitteln, die ihnen unseres Wissens zu Verfügung standen, das bewerkstelligen können? Wir sind schlichtweg überfragt.
Aber die Sache wird noch rätselhafter: Der Sarkophag wurde durch langwieriges Bohren ausgehöhlt. Das wissen wir, weil sein Kern in dem Steinbruch gefunden worden ist, in dem er hergestellt wurde. Laut dem Ägyptologen Sir Flinders Petrie wurde dabei ein gewaltiger Druck von über einer Tonne Gewicht auf den Bohrer ausgeübt. Wie die Ägypter dazu in der Lage gewesen sein sollen, ist unbekannt. Mehr noch, ein Bohrer aus Bronze hätte diesem gewaltigen Druck unmöglich standgehalten, sondern hätte sich noch vor der ersten Umdrehung hoffnungslos verbogen.
Über all das hinaus haben uns die Ägypter unter anderem auch Hieroglyphen hinterlassen, die sie in so hartes Gestein wie Diorit oder Quarz meißelten. Dafür müssen sie extrem feine Werkzeuge benutzt haben. Sich eine Bronze- oder womöglich eine Stahlspitze vorzustellen, die dem für das Durchbohren des Sarkophags nötigen Druck standgehalten hätte, fällt schon schwer genug. Aber noch schwerer ist es für uns nachzuvollziehen, wie sie einen Meißel herstellen konnten, der fein genug war, um die auf Dioritschalen entdeckten zarten Hieroglyphen zu schaffen.
Die Linien sind nur Bruchteile von Millimetern dick und müssen mit etwas hergestellt worden sein, das härter ist als Quarz und eine extrem schmale Kante hat. Die solcherart beschrifteten Schalen waren dabei alles andere als eine Seltenheit. Als der Schriftsteller Graham Hancock für sein Buch Die Spur der Götter in Ägypten recherchierte, fand er heraus, »dass in den Grabkammern für die dritte Dynastie im Inneren der Stufenpyramide von Zoser bei Saqqara mehr als 30 000 solcher Gefäße entdeckt worden waren«.
Hancock, selbst Ingenieur von Beruf, gab zu, dass die Werkzeuge, die man bei einigen dieser Funde verwendet haben musste, »unser Fassungsvermögen übersteigen«, denn obwohl es sich bei diesen Gefäßen um lange, schmale Gebilde mit engem Hals handelte, »waren sie oft vollständig entkernt«. In der Nähe sind außerdem winzige Fläschchen gefunden worden. Dazu bemerkt Hancock: »Das zutiefst Verblüffende daran war, mit welcher Präzision das Innere und das Äußere dieser Gefäße aufeinander abgestimmt waren.«
Fakt ist, dass die alten Ägypter keine uns bekannten Werkzeuge besaßen, mit denen man diese Gefäße hätte erzeugen können. Das wissen wir deshalb, weil heutige Steinmetze mit hoch modernen Wolframkarbidbohrern an dieser Aufgabe gescheitert sind.
Wie lautet also unsere Antwort auf dieses Rätsel?
Nun, die Fragen enden nicht in Ägypten. Sehen wir uns erst noch ein paar andere Wunder an, die unsere Vorfahren geschaffen haben, und werfen wir einen Blick auf Peru.
Auch im Andenstaat findet sich eine Vielzahl von außergewöhnlichen Ruinen, die in der Regel beiläufig den Inkas zugeschrieben werden. Doch die Art und Weise, wie diese Bauwerke errichtet wurden, hat man nie wirklich erklären können – zumindest nicht ohne auf Begriffe wie Wunder oder Magie zurückzugreifen. Aber diese Werke haben nichts Magisches an sich. Wie die übrigen weltweit verstreuten Überbleibsel aus der Vorzeit lassen sie eher eine fantastische, aber leider verloren gegangene Technologie vermuten.
Diese Technologie umfasste die Fähigkeit, gewaltige Gewichte zu bewegen und Werkzeuge für feine wie grobe Mechanik sowohl herzustellen als auch zu benutzen.
Zu den unglaublichsten Leistungen hinsichtlich des Transports von Steinen gehört die Festung Sacsayhuaman. Diese nördlich der alten Inka-Hauptstadt Cuzco gelegene Ruine kann mit Fug und Recht als das weltweit vollkommenste Werk der Steinbaukunst betrachtet werden. Ihre Größe ist dabei nicht ausschlaggebend. Die bei der Errichtung verwendeten Steine wiegen mit jeweils 300 Tonnen nur halb so viel wie die von Baalbek. Doch sie sind derart exakt aneinander gefügt, dass nicht einmal ein Haar zwischen die Fugen passt. Mehr noch, diese Steine mussten über enge Gebirgspässe befördert werden. Dass und wie so etwas bewerkstelligt wurde, grenzt in der Tat an ein Wunder.
Garcilaso de La Vega, dessen Mutter angeblich der Herrscherdynastie der Inka angehörte, schrieb im sechzehnten Jahrhundert in seiner Chronik Die Könige der Inka, ein Inkakönig der Vorzeit hätte einmal versucht, einen gigantischen Felsblock mehrere Kilometer weit zur Festung zu transportieren und in die Anlage einzufügen. Über 20000 Männer hätten den Block mit bloßen Händen durch das Gebirge geschleift, sein Gewicht aber irgendwann nicht mehr halten können, sodass 3000 darunter zermalmt wurden.
Mit anderen Worten: Die Inka aus der Zeit der spanischen Eroberung hatten die Fähigkeit verloren, solche Bauwerke zu errichten, die sie als Teil ihrer Kultur ansahen. Aber weil sie sie benutzten, nahmen die Archäologen an, sie wären ihre Erbauer gewesen. Gleichwohl war von den Inka nie zu erfahren, wie sie sie errichtet haben könnten.
All diese Beispiele zeigen: Die Welt kann durchaus mit den Trümmern einer Zivilisation übersät sein, die viel älter ist, als wir bisher annahmen. Wie viel älter, das lässt sich nicht sagen.
Was hätte geschehen können, um solche Menschen auszulöschen, die fähig waren, in einem Ausmaß zu bauen, das sogar die Ingenieure von heute beschämt, und deren so ungemein präzise Werkzeuge bei jedem modernen Maschinenbauer ehrfürchtiges Staunen auslösen.
Was immer diese Zivilisation vernichtet hat, es ist rasend schnell und mit zerstörerischer Wut über die ganze Erde hinweggefegt. Doch die Welt, die verwüstet wurde, war offenbar weder völlig stumm, noch verkannte sie die Natur dieser Katastrophe. Die Menschen der vorgeschichtlichen Zeit haben uns eine Botschaft darüber hinterlassen – oder genauer gesagt: viele Botschaften. Wenn wir nur unsere bisherigen bequemen Folgerungen überprüfen – dass all diese Botschaften nichts als bedeutungslose Mythen oder Legenden seien, die wirren Spekulationen irgendwelcher Vorfahren, die von den Naturgesetzen nun mal keine Ahnung hatten –, dann stoßen wir auf eine verblüffend kohärente Struktur. Und dabei handelt es sich um ein ganzes System, das sich jeder, der nur ein bisschen Ahnung von den Naturgesetzen hat, erschließen kann.
Wenn wir diese Zeichen entschlüsseln, werden wir erfahren, was in dieser alten Welt geschehen ist – und warum sie vor so langer Zeit bereits auf unsere Ära deutete, auf das, was sich bei uns abspielen wird, auf uns selbst.